« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Mergentheim Kapitel B 9 »
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8. Crainthal,
Gemeinde III. Klasse, mit 161 Einw., worunter 1 Kath.; Evang. Filial von Creglingen, die Kath. sind nach Laudenbach eingepfarrt.


Das kleine, nicht besonders ansehnliche Dorf liegt freundlich auf der rechten Seite des Tauberflusses, da wo von Nordosten her die Schlucht des Schirmbaches hereinzieht, und gehört mit Kirche, Schule und Begräbnisplatz etc. nach Creglingen. Das Rathhaus wurde im Jahr 1833 erbaut. Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinlänglich versehen durch 11 Pumpbrunnen, die Markung selbst ist nicht reich an Quellen; eine, das Setzbrünnlein, entspringt ganz in der Nähe der Tauber; letztere tritt zuweilen aus und verursacht im Sommer Schaden in den Wiesen.

Die Tauberthalstraße geht durch den Ort und von hier aus eine Vizinalstraße nach Freudenbach. Zwei steinerne Brücken führen über den Schirmbach, zwei hölzerne Stege über die Tauber, sämmtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner stehen hinter denen anderer Orte des Bezirks zurück; der vermöglichste besitzt 51 Morgen Feld; der Mittelmann 18, die ärmere Klasse 3 Morgen. Eine Schildwirthschaft ist im Ort, von den Handwerkern sind am meisten vertreten Leineweber, Schuhmacher und Schneider, und arbeiten zum Theil auch nach außen. Eine Mühle besteht im Ort mit drei Mahlgängen, einem Gerbgang und einem Gipsgang. | Die kleine Markung hat einen mittelfruchtbaren, meist leichten und hitzigen, nicht tiefgründigen Boden. Einige Kalk- und Kornsteinbrüche sind vorhanden. Das Klima ist mehr rauh als mild, Fröste und kalte Nebel sind häufig, Hagelschlag zuweilen, Gewitter kommen nicht oft vor, der 3/4 Stunden von hier auf Creglinger Markung liegende große Staatswald bildet eine günstige Wetterscheide.

Die Landwirthschaft wird bei dem ungünstigen steinigen Boden so gut als möglich betrieben; neben dem gewöhnlichen Dünger kommt noch Gips, Mergel, Kompost und Asche in Anwendung. Man baut Roggen, der am besten gedeiht, Dinkel, Gerste, Haber, Kartoffeln und Klee. Der Wiesenbau ist unbedeutend, das Futter aber gut, die Wiesen sind alle zweimähdig; Futter wird noch gekauft. Der Weinbau, mit Sylvanern, Gutedeln und Süßrothen, wird nicht stark betrieben. Man pflanzt auf den Morgen 4000 Stöcke, die den Winter über bezogen werden; der Preis eines Eimers geht von 36–66 Gulden; der höchste Ertrag ist 5 Eimer. Der Wein geht meistens nach Bayern. Auch die Obstzucht wird nicht stark betrieben, ist aber im Zunehmen; das Obst geräth nicht gerne, man pflegt von Kernobst Luiken, Breitlinge, Goldreinetten, Schmalz- und Bratbirnen, von Steinobst Zwetschgen. Ein Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt 34 Morgen Nadelwald, ferner Weiden, welche letztere jährlich samt der Brach- und Stoppelweide der Gemeindekasse 320 M. eintragen, die Pferchnutzung 550 M.; außerdem besitzt sie noch Grundstücke, die jährlich um 150 M. verpachtet werden.

Die Viehzucht (Heilbronner Race) ist nicht ausgedehnt; Farren sind keine aufgestellt. Ein Ortsschäfer läßt im Sommer 200, im Winter 100 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen. Schweine werden zum eigenen Bedarf aufgemästet.

Die Fischerei in der Tauber, die auch Steinkrebse führt, ist unbedeutend; das Fischrecht hat die Wittwe Renk aus Rothenburg, die es um 10 M. jährlich verpachtet.

Eine Stiftung, die Ansbacherstiftung, mit 26 Gulden, besteht.


Crainthal, alt Creygental, offenbar zu demselben Personennamen wie Creglingen (s. u.) gehörig, theilte die Schicksale dieser Stadt von Anfang an. Von den 26 Gemeinderechten, | mit 32 Mannschaften, welche es 1799 hatte, gehörten 4 Rothenburgischen, 1 einem Deutschherrischen, 1 einem Johanniterischen, die übrigen Brandenburgischen Besitzern. Die Rothenburgischen waren nach R. vogt- und schatzbar, alle andern nach Creglingen. Eingepfarrt und weinzehntpflichtig war der Ort theils nach Freudenbach, theils nach Creglingen. (Bundschuh 1, 540.) Was von dem Ort Besonderes gemeldet wird, ist in Kürze dies:


1318. Die Brüder v. Hohenlohe genannt v. Brauneck verkaufen an ihre Schwester (Schwägerin) Offemye unter Anderem die Güter zu Creygental. Reg. boica 5, 293.

1403. Fritz Tyrolf zu Crainthal s. Creglingen.

1406. Die Herrgottskirche bei Creglingen hat Gilten zu Crainthal. St.A.

1419. Das Domkapitel Würzburg bestätigt die von dem Pfarrer zu Creglingen geschehene Verleihung zweier Weingärten zu Crainthal an Kunz Flurheim daselbst. St.A.

1426. Cunz Hildebrand v. Crainthal stößt Drohungen gegen die Stadt Rothenburg aus. Man fängt ihn auf und läßt ihn im Faulthurm verderben. Da sich Otto, Pfalzgraf am Rhein, der Sache annimmt, muß die Stadt auf den Ausspruch eines Schiedsgerichts 2000 fl. bezahlen. Bensen, Hist. Unters. 216.

1456 s. Creglingen.

1535. Vertrag zwischen Creglingen und Crainthal, das Kies bei der Lachenwiese betreffend. St.A.

1580–90. Verschiedene Giltverschreibungen und Vererbbriefe von Einwohnern Crainthals an Brandenburg-Ansbach. St.A.


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