Beschreibung des Oberamts Mergentheim/Kapitel B 48

« Kapitel B 47 Beschreibung des Oberamts Mergentheim Errata »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
48. Wermutshausen,
Gemeinde III. Klasse mit 427 Einw., worunter 3 Kath. a. Wermutshausen, Pfarrdorf, mit 284 Einw.; b. Ebertsbronn, Weiler, mit 143 Einw.; die Kath. sind nach Laudenbach eingepfarrt.


Der freundliche wohlhabende Ort liegt geschützt und friedlich von Obstwald umgeben da wo sich aus mehreren zusammenkommenden Thalrinnen das Thal des Wermutshäuser oder Ebertsbronner Baches bildet.

Die Kirche steht in dem schön bewachsenen z. Th. noch ummauerten einst sehr festen Kirchhof, dieser hatte drei Thürme, zwei runde in den Westecken und einen viereckigen als Thorthurm an der Ostseite. Von der Kirche ist nur der Ostthurm noch alt, romanisch, mit einem Rundbogenfensterchen im ersten Geschoß und mit zwei romanischen Gurtgesimsen; das Schiff wurde 1801/2 erbaut, Orgel und Kanzel, aus der Zeit der Wiedererbauung der Kirche, sind darin in sinnreicher Weise zusammengeordnet.

Die 3 Glocken sind neu, vom Jahr 1806, gegossen von König in Langenburg. Die Unterhaltung der Kirche, sowie des auch 1801/2 erbauten Pfarrhauses, ruht auf der Stiftung.

Das mit dem Rathhaus vereinigte Schulhaus, erbaut 1801/2, enthält auch die Wohnung des Schulmeisters.

Vor dem Ort, gegen Rinderfeld, ein noch gothischer steinerner Bildstock mit Christus am Kreuz.

| Im Weiler Ebertsbronn besteht eine eigene sehr alte Kapelle mit zwei Glocken; Ebertsbronn hat auch ein Armenhaus; sein Friedhof liegt außerhalb.

Dem früheren Wassermangel in Wermutshausen ist jetzt abgeholfen durch eine Wasserleitung; die schon 1571 gefaßte Quelle am Ort wird jetzt in eisernen Deicheln hereingeleitet und speist 2 Brunnen; außerdem sind viele Pumpbrunnen vorhanden. Ein Brunnen hat schwefligen Beigeschmack. Ebertsbronn besitzt eine starke und ganz vortreffliche Quelle, überwölbt und mit der Jahreszahl 1571; Eduard Mörike trank oft daraus (s. o. S. 43). Eine Wette ist in beiden Orten.

Vicinalstraßen führen von hier nach Rinderfeld, Niederstetten und über Ebertsbronn nach Laudenbach. Eine steinerne Brücke geht über den Ortsbach.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; der größte Grundbesitzer hat 130 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der Mittelmann 30–40, der kleinste Grundbesitzer 10 Morgen Feld.

Auf angrenzenden Markungen besitzen Wermutshausen und Ebertsbronn zusammen über 200 Morgen.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau, dann die gewöhnlichen Gewerbe; eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang besteht in Ebertsbronn; vier Schildwirthschaften sind vorhanden.

Der Boden ist mittelfruchtbar, leicht, nicht tiefgründig und vielfach steinig; das Klima bildet den Übergang vom milden zum rauheren; Nebel und Frühlingsfröste sind selten, noch seltener Hagelschlag; doch treten starke Gewitter auf, namentlich seit westlich vom Ort bei Pfitzingen der dort bestandene Wald ausgerodet wurde.

Die Landwirthschaft ist im Fortschritt begriffen und werden die Güter mehr und mehr rationell bewirthschaftet; verbesserte Ackergeräthe sind eingeführt, so 9 Dreschmaschinen und über 30 Futterschneidmaschinen. Man baut Roggen, Dinkel, Weizen, Gerste, die am besten geräth, Haber und viel Futterkräuter. Nach außen ist der Verkauf von Getreidefrüchten ziemlich stark. Der Wiesenbau ist ebenfalls ausgedehnt, das Futter aber mittelmäßig; die Wiesen sind meistens zweimähdig.

Auch der Weinbau, der meistens auf fremden Markungen betrieben wird, ist bedeutend; man pflanzt meist Süßrothe vermischt mit Gutedeln, Klevnern und Traminern. Die Lagen| im Vorbach- und Ebertsbronner-Thal sind die besten. Der Ertrag eines Morgens beläuft sich in mittleren Jahren auf 4 bis 5 Eimer.

Die Obstzucht nimmt in neuerer Zeit zu, das Obst geräth jedoch nicht gern; ein Baumwart ist aufgestellt.

Wermutshausen besitzt 82, Ebertsbronn 13 Morgen, vorherrschend Laubwald; was der ersteren Gemeinde jährlich 200 bis 300 Gulden einbringt, und zudem erhält jeder Bürger noch 30 Stück Wellen und 1/3 Klafter Scheitholz. Aus Allmanden erhält Wermutshausen jährlich 200, Ebertsbronn 50–60 Gulden. – Hohenlohe-Langenburg besitzt auf der Markung 455 Morgen Wald und ein Wohngebäude mit Scheune, dem Sitz eines fürstl. Revierjägers.

Die Rindviehzucht hat in Folge der Anregung durch den landwirthschaftlichen Verein entschieden gewonnen; einsichtige Gutsbesitzer haben echtes Schweizer Vieh (Simmenthaler) angekauft und damit schöne Erfolge erzielt; zwei Simmenthaler Farren sind aufgestellt. Privatleute lassen im Sommer 800 und im Winter 600 Stück Bastardschafe auf der Markung, die keine eigentlichen Weiden, aber verschiedene Ödungen besitzt, laufen.

Von Überbleibseln aus der Vorzeit ist anzuführen: der sog. „Schloßgraben“ im südlichsten Theil der Markung, ein von Graben und Wall umgebenes Rechteck, das eine Fläche von 36/8 Morgen einschließt. In seiner Nähe standen zwei jetzt verödete Weiler, der obere und der untere Weiler, dabei sind noch gefaßte Brunnen und Einsenkungen von zusammengestürzten Gebäuden; auch kann man dort in den Waldungen noch Ackerbeete unterscheiden. Südlich vom Schloßgraben schon im Oberamt Gerabronn sind sodann die hoch gelegenen Heften oder Häften, von denen ein Theil zur hiesigen Markung gehört, sie liegen zwischen Wildenthierbach, Ober- und Niederstetten, Wermutshausen und Dunzendorf, und von ihnen geht bis tief in’s Bayrische hinein die Sage, es halten dort die Hexen ihre Zusammenkünfte, auch behaupten manche, es seien dort in früher Zeit Eichen gestanden und die Heften seien ein Opferplatz gewesen. Jetzt steht noch auf der weiten Wiesenebene ein einziger Lindenbaum, „der Heftenbaum“ genannt.

Zu erwähnen ist weiter noch das sog. „Trink-“ oder „Saufrecht“, ein den Gemeinden Wermutshausen, Dunzendorf und Wildenthierbach zukommendes Anrecht auf die jetzt meist mit| Wald bestockte Markung des früheren Ortes Hohenweiler, der von den Herrn von Rosenberg im 16. Jahrhundert zerstört worden sein soll. Jährlich findet in dem Walde ein Hieb statt und wurde dann der Erlös von Männern und Frauen abwechslungsweise in einem der betheiligten Orte vertrunken. Im Jahr 1840 nahm man jedoch die Zutheilung an die einzelnen Gemeinden vor; in Wermutshausen werden gegenwärtig den einzelnen Betheiligten ihre Ansprüche in Holz zugewiesen.


Wermutshausen, alt Erim- Ermbrechthusen, Behausung eines Erimbrecht, gehörte im Beginn des 12. Jahrhunderts der Familie Ebo’s von Mergentheim, von dessen Söhnen (oder Enkeln) einer sich von Erimbrechtishusen nannte. Bald kam der Ort an die Hohenlohe, welche Theile davon an Rothenburger Bürger, die Finsterlohe und Konrad von Weinsberg veräußerten. Letzterer gibt seinen Theil den Rosenberg, welche sich von Würzburg damit belehnen lassen. Nach dem Aussterben der Finsterlohe und Rosenberg lieh Würzburg den Ort an die Grafen von Hatzfeld und fortan theilte er die Schicksale von Laudenbach und dem übrigen Amt Haltenbergstetten. In Bundschuhs Lexikon von Franken 1802 (V, 166) ist von Wermutshausen gesagt: „die Gewohnheit, daß jeder neu angehende Unterthan 3 Eichenstämmchen auf dem Gemeindehutwasen pflanzen muß, hat diesen zu einem förmlichen Eichenwalde geschaffen. Die vielkläfterigen Eichen, welche man da findet, zeugen von dem Alter dieser Gewohnheit.“

Die Kirche mit nächster Umgebung war durch Mauern, Thürme und Thore befestigt. Pfarrer: Joh. Finger 1494. J. Seibold 1596. M. Georg Bürker 1634–57. Joh. Ge. Sigm. Uhl 1685–88. M. Joh. Friedr. Schlözer 1688–1729. (Vater des Pfarrers Johann Georg Friedr. Sch., als dessen Sohn in Gaggstadt OA. Gerabronn 5. Juli 1735 der bekannte Göttinger Publizist Aug. Friedr. Schlözer geboren ist.) Ge. Jak. Cranz 1748–86. Dan. Christi. Hartlaub 1796–1830. Joh. Wilh. Konstantin Fried. Hartlaub 1830–1851. Heinr. Köhler 1862–70. Heinr. Schmitt 1871–74. Christi. Ehemann 1875.


c. 1103. Die ostfränkische Gräfin Geba schenkt dem Kloster Hirschau 12 Huben und einen Weinberg in Frubrechtshusen, bittet aber, daß das Kloster diesen Besitz gegen eine Entschädigung von 30 Mark an ihren Bruder Goswin abtrete. Cod. hirs. 36. (Fr. ist| nach Bossert W. F. 10, 106. Wermutshausen, FRUB verschrieben für ERMB).

c. 1114. Ulrich, Ebo’s Sohn, aus der Gefangenschaft heimkehrend, ficht mit seinen Söhnen Ulrich u. Erchenbert den von Ebo vollzogenen Verkauf etlicher Güter bei Röttingen und Igelstrut an das St. Michaelskloster zu Bamberg an, erhält 15 Pfd. nachbezahlt und setzt als Sicherheit gegen weitere Anfechtung seine Güter in Ermbrehteshusen ein. Reg. bo. 4, 733.

c. 1140. Ulrich v. Erimbrechtishusen schenkt eine halbe Hube in Wiebelsheim (BA. Uffenheim) an das Kloster St. Michael zu Bamberg. Reg. bo. 1, 169.

1222. Konrad und Gottfried v. Hohenlohe versprechen dem DO., falls sie den Zehnten von Mergentheim an denselben nicht abtreten können, Allodialgüter in Werenbrehtishusen, Eberhardisbrunnen u. a. O. U.B. 3, 136.

1343. Elisabeth, Witwe Gottfrieds v. Hohenlohe, verkauft ihre Güter und Gilten in Wermutshausen an Seyfried Zuckmantel u. Heinrich Hartrat, beide Bürger in Rothenburg. Wib. 4, 123.

1388. Friedrich v. Hohenlohe verkauft einige Leute u. Gilten zu Wernbrechtzhusen u. a. O. an Götz u. Albrecht v. Finsterloch um 100 Pfd. Hllr. Reg. bo. 10, 218.

1396. Albrecht und Ulrich v. Hohenlohe verkaufen Wermutshausen mit Königshofen u. a. O. an Konrad v. Weinsberg auf Wiederlosung. Wib. 1, 158.

1423. Konrad v. Weinsberg verpfändet mit andern Orten der Gegend auch Wermutshausen an Mainz u. Würzburg. Ludewig, Rel. msc. 12, 615.

1423. Konrad v. Weinsberg verkauft sein Viertel der Vogtei in Wernprechtzhusen u. a. O. an den Pfalzgrafen Otto unter Vorbehalt des Rückkaufs. O.R. 9, 434.

1443. Konrad v. Weinsberg verkauft an Kunz v. Rosenberg die Dörfer Wermutshausen, Rinderfeld etc.; weil aber Hohenlohe Einsprache erhebt, trägt Kunz 1458 die Erwerbung dem Hochstift Würzburg zu Lehen auf. W. F. 9, 201.

1559. Hans Zobel v. Giebelstatt verkauft sein Eigenthum in Wermutshausen, Ebertsbrunn u. a. O., wie er es von seiner Mutter Brigitta v. Finsterlohe ererbt hatte, an Hans v. Finsterlohe. Biedermann, Altmühl 250.

1800. August 4. Eine Feuersbrunst zerstört bis auf 8 Gebäude den Ort mit Kirche, Pfarr- u. Schulhaus, auch alle Kirchenbücher.


Der Weiler Ebertsbronn, eine halbe Stunde nördlich vom Mutterort im stillen Ebertsbronnerthälchen gelegen, mit sehr altem Kirchlein und starker vortrefflicher Quelle, dem Ebertsbronnen (s. o.), wobei früher eine alte Linde stand.

Ebertsbronn, alt Eberhardesbrunnen, gehörte zur alten Grafschaft Rotenburg und kam frühe an Hohenlohe. Der Hohenlohe-Braunecksche Theil gieng später an Brandenburg und | zuletzt an Preußen über, bis dieses am Ende des 18. Jahrhunderts denselben an Hohenlohe-Öhringen abtrat. Den Zehnten hatten die Rosenberg, Güter die Finsterlohe, Gefälle Kloster Schäftersheim.

1172. Kaiser Friedrich bestätigt den Besitz, welchen Kloster Schäftersheim von seinem Stifter, Herzog Friedrich von Rotenburg, und dessen Familie erhalten, darunter Güter in Eberhardesbrunnen. U.B. 2, 169.

1222. s. Wermutshausen.

1403. Eberhardsbrunn ist bei dem Brauneckschen Erbe, das an Margarete v. Brauneck fällt. Wib. 1, 46.

1458. Kunz v. Rosenberg wird von Würzburg mit Zehnten zu Ebertsbronn belehnt. W. F. 9, 202. Ebenso

1463 seine Söhne Friedrich u. Konrad v. Rosenberg. Ebend.

1559. s. Wermutshausen.

1578. Die Dorfordnung wird neu aufgezeichnet. W. F. 7, 144.


« [[Beschreibung des Oberamts Mergentheim/|]] Beschreibung des Oberamts Mergentheim Errata »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).