Beschreibung des Oberamts Maulbronn/Kapitel B 3
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Der Ort liegt ganz oben in dem noch wenig eingeschnittenen, gegen Süden ziehenden Metterthale; Obstbäumgärten umgeben ihn, hohe Pappeln stehen malerisch an dem durch die frischen Wiesen sich drängenden Bache, und schönbewaldete Hügel verschließen ringshin den weiter strebenden Blick. Von den Höhen selbst genießt man, besonders gegen Westen hin, freundliche Aussichten, namentlich vom Günsberg, der Neuhalde und auf der Höhe nördlich vom Füllmenbachhof. Diefenbach hat gutgehaltene Straßen, an denen hübsche, zum Theil ansehnliche, mit altem Holzbau errichtete Häuser stehen.
Das hübsche bei der Kirche gelegene zweistockige Pfarrhaus wurde 1625 erbaut, diese Jahreszahl findet sich an einem hohen, mit Renaissancezierden geschmückten Steinpfeiler des Pfarrhofes. Die Unterhaltung des Gebäudes hat der Staat. Das am südlichen Ende des Dorfes frei gelegene Rathhaus zeigt schönen alterthümlichen Holzbau und an einem Eckbalken die Jahreszahl 1564; an dasselbe ist die Kelter mit drei Bäumen und einer Trotte angebaut. Der Ort besitzt zwei Schulhäuser, eines oberhalb des Pfarrhauses für die jüngeren Kinder bestimmt mit einem Schulzimmer und einem Gelaß zu Sitzungen des Pfarrgemeinderaths, wurde 1832 erkauft; das andere unterhalb des Pfarrhauses gelegene und 1760 angekaufte dient für die älteren Kinder und enthält zugleich die Wohnung für einen Schulmeister. An den Schulen unterrichten zwei Schulmeister und ein Lehrgehilfe.
Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 4 Pumpbrunnen. Auch die Markung besitzt gute Quellen; dann fließt der Mettenbach hindurch, der zuweilen die Wiesen überschwemmt. Ein Hungerbrunnen findet sich in der Buchklinge. Ein 7/8 Morgen großer See, der abgelassen werden kann, liegt im Lämmerfeld, früher lag ein solcher, jetzt in Wiesengrund verwandelt, im Entensee, 1/8 Stunde nördlich vom Ort. Eine Wette ist im Ort angelegt.
Vicinalstraßen gehen von hier nach Sternenfels und Zaisersweiher; 10 steinerne Brücken und 2 Stege führen über den Mettenbach; ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.
Die Einwohner, von denen 4 über 80 Jahre zählen, sind im allgemeinen fleißige, ordnungsliebende und aufgeweckte Leute, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und namhaftem Weinbau bestehen; die Gewerbe beschränken sich auf die gewöhnlichen Handwerker, welche theilweise auch nach außen arbeiten. Eine Ziegelei besteht, ferner eine Getreidemühle, die Mettenbachmühle außerhalb des Ortes mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Schildwirthschaften sind zwei, Speisewirthschaften eine und Kramläden zwei vorhanden.
Die Vermögensverhältnisse gehören zu den besseren; der begütertste besitzt 30, der Mittelmann 15–18, die ärmere Klasse 3 Morgen Feld. Auf angrenzenden Markungen haben hiesige Bürger | 8 Morgen auf Zaisersweiher, 2 Morgen auf Sternenfelser Markung angekauft. Armenunterstützung erhalten gegenwärtig 4–5 Personen.Die mittelgroße Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine ziemlich ebene Lage und einen mittelfruchtbaren, theilweise ergiebigen Boden, der vorherrschend schwer genannt werden darf und aus den Zersetzungen des mittleren Keupermergels, theilweise auch aus Lehm besteht.
Zwei im Stubensandstein angelegte Steinbrüche liefern meist nur geringes Straßenmaterial; eine Lehmgrube besteht.
Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten; der nahe gelegene Scheuelberg soll eine Wetterscheide bilden.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter, Suppinger Pflüge etc.) gut und fleißig betrieben; zum Anbau kommen von den Getreidearten vorherrschend Dinkel, Einkorn, Winterweizen, Roggen und von den Brachgewächsen Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Kraut, Hanf und Flachs. Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf etwa 200 Scheffel Dinkel und 600 Scheffel Haber jährlich nach außen abgesetzt werden.
Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein nahrhaftes Futter, das mit ganz geringer Ausnahme im Ort verbraucht wird.
Von Bedeutung ist der Weinbau, der sich hauptsächlich mit weißen Elblingen, Silvanern, Drollingern, Burgundern und schwarzen Rißlingen beschäftigt und einen mittelguten Wein liefert. Die Bauart ist die gewöhnliche des Unterlandes, auf den Morgen kommen 2800 Stöcke, von denen nur ein kleiner Theil bezogen wird. In günstigen Jahren erträgt ein Morgen durchschnittlich 6 Eimer; der Absatz des Weins geht in die Umgegend, theilweise auch in den Schwarzwald und in das Badische. Die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren zwischen 20 und 75 fl.
Die Obstzucht ist im Zunehmen, jedoch nicht so bedeutend, daß sie auch in günstigen Jahren einen erheblichen Verkauf an Obst nach außen zuließe; man pflanzt hauptsächlich Luiken, Reinetten, Fleiner, Schafnasen, Bratbirnen, Wöhrlesbirnen, Knausbirnen, Palmischbirnen; von Steinobst Zwetschgen, Pflaumen und nur wenig Kirschen. Für die Obstpflege ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.
Die Gemeinde besitzt etwa 600 Morgen Waldung; sie ertragen jährlich 150 Klafter und 8000 Stück Wellen, hievon erhält jeder Bürger 40–50 Stück Wellen, das Klafterholz wird verkauft, was der Gemeindekasse etwa 2000 fl. einträgt; überdieß sichert ein ausgestockter Wald, der zu Feld angelegt und verpachtet ist, der Gemeinde eine jährliche Einnahme von 700 fl.
| Weiden sind keine vorhanden und die Herbstweide wird nicht benützt, weil die Schäferei schon längere Zeit aufgegeben ist.Die mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in sehr gutem Zustande und zu deren Nachzucht und Verbesserung sind 3 Farren von gleicher Kreuzung aufgestellt. Mit gemästetem Vieh wird einiger Handel auf benachbarten Märkten getrieben.
Schweinezucht (halbenglische und bayerische Race) wird ziemlich stark betrieben, die meisten Ferkel werden im Ort selbst gezüchtet, theilweise auch nach außen abgesetzt. Gemästete Schweine werden nur wenige verkauft.
Armenstiftungen, deren Zinse zu Brod für Unbemittelte verwendet werden, sind 130 fl. vorhanden.
Eine römische Straße zog unter den Benennungen „alte Straße, Heuweg, Wallfahrtsweg“ nahe (westlich) am Ort vorüber gegen Sternenfels, an ihr stand nördlich vom Ort auf den sog. Ziegeläckern eine römische Niederlassung, von der man schon öfters Grundmauern, römische Ziegel, Gefässefragmente etc. auffand. Auch westlich vom Ort trifft man zunächst der Römerstraße Spuren von römischen Gebäuden.
Im Staatswald wird ein Distrikt „im alten Keller“ genannt, was auf eine abgegangene Burg oder sonst ein Gebäude hindeutet.
Auf dem Häuslesberg bei Füllmenbach stand ein Gebäude, von dem vor etwa 50 Jahren die Grundmauern ausgegraben wurden.
Im Jahr 1023 erhält in Diufenbach das Hochstift Speier vom Ritter Arnold (vermuthlich von Roßwag) einen Hof (Wirt. Urk. B. 1, 255) wohl denselben, den samt Kapelle 26. Aug. 1152 der Bischof Günther dem Kloster Maulbronn übergab (Arch. Urk.), welches noch mehr Land urbar machte (Verpachtung der Neubrüche 1236) und Weiteres dazu erwarb. 1266, 29. Okt., erkaufte es das Vogtrecht von Conrad und Werner von Sternenfels. Der darüber mit den Herrn von Enzberg entstandene Streit nahm den gleichen Verlauf, wie der über Elfingen. 21. Februar 1303 verkaufte ihm Wilhelm von Freudenstein sein Vogtrecht, und 24. April 1326 Marquard von Wesingen seinen Burgstall (jetzigen Hof Burrein), auch Kirchensatz und Vogtrecht. – 24. Juni 1312 kaufte es von Lutz und Albrecht von Nordheim hier Güter, weitere 29. Juni 1365 von Swigger und Reinhard von Sickingen, 1357 Leibeigene von Wilhelm von Wunnenstein, ebensolche 1366 von Elisabeth von Wunnenstein.
Doch mußte das Kloster sich mit Herrenalb in den Besitz des Ortes theilen. 17. Okt. 1312 kauft dieses von Wilhelm von Freudenstein den achten Theil von Diefenbach, Freudenstein und Hohenklingen unter Bewilligung des Lehensherrn Rudolf von Roßwag. | (Mone, Zeitschr. 5, 445 f., 448), 3. März 1313 aber von seinem gleichnamigen Vetter den vierten Theil der drei Dörfer samt Vogtei (eb. 449), Weiteres von Friedrich von Zeutern und andern (eb. 450).Diefenbach gehörte demnach wohl ursprünglich zum Reichsgut und wurde frühzeitig Roßwagisch, woneben noch verschiedene Edelleute, zum Theil wie die von Freudenstein als Vasallen derer von Roßwag, daselbst begütert waren. Maulbronn erwarb davon fünf, Herrenalb drei Achtel. Unter württembergischer Herrschaft wurde das ganze Dorf dem Amt Maulbronn zugetheilt (Landbuch von 1623).
Eine Kirche war hier schon 1023, welche das Kloster später durch den Vicar von Knittlingen versehen ließ, dem 26. Aug. 1295 ein Theil seiner Besoldung hier zugewiesen wurde. Erst 1420 wurde die Pfarrei eigens fundirt.
Diefenbach wurde 13. Juni 1674 von den Lothringern geplündert.
Ende des 17. Jahrhunderts ließen sich einige Waldenser im Ort nieder, welche bis 1795 Filialisten von Großvillars waren, dann ohne Zweifel sich mit der Ortsgemeinde vereinigten.
Geboren ist hier 1. Juni 1723 Ge. Jakob Hegel, württembergischer Hofrath, bekannt aus der Montmartin’schen Zeit.
Zu der Gemeinde gehören:
b) Burrein, auf einer Anhöhe 1/2 Stunde südöstlich vom Mutterort gelegen.
c) Füllmenbach, liegt 3/4 Stunden östlich von Diefenbach, in dem einsamen, tief eingeschnittenen Streitenbachthal; das dazu gehörige 187 Morgen große Gut ist unter 3 Eigenthümern in der Art vertheilt, daß zwei die eine Hälfte und dem dritten die andere Hälfte zukommt.
Füllmenbach heißt Vilemdbach 1152, Vilmutebahe 1156. 1152 ordnet B. Günther an, daß dieser dem Kl. Maulbronn gehörige, verlassene und mit Wald bewachsene Hof, der sich aber zum Acker-, Wiesen- und Weinbau sehr gut eigne, wieder in Bau gebracht werde und der Kirche in Schützingen, zu der er zehntpflichtig, in jedem Schaltjahr 10 Schillinge zahle. Vielleicht war der Ort bei dem Kriegszug K. Heinrichs IV. 1077 (Stälin, Wirt. Gesch. 1, 507) zerstört worden.
8. Jan. 1156, Speier, bestätigt K. Friedrich I. dem Kloster den Hof.
Über das Vogtrecht entspann sich mit den Herrn von Enzberg der gleiche Streit, wie über Elfingen und Diefenbach.
d) Mettenbach, Mühle, 3/4 Stunden südöstlich vom Mutterort an der Metter gelegen.
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