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Hof und Lembach,


Gemeinde III. Kl., mit 361 Einw., wor. 1 Kath. – Dorf, Filial von Groß-Bottwar; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Von den beiden, etwa 1/4 Stunde von einander entfernten Orten mit gemeinschaftlicher Markung, hat Lembach eine etwas abgeschiedene romantische Lage in dem stillen freundlichen Lembachthälchen, auch Dunzthälchen genannt, auf der rechten Seite des nur 1/8 Stunde oberhalb des Dorfs entspringenden Lembachs. An der nördlichen Seite des Orts erhebt sich steil der rebenreiche Lichtenberg und auf der südlichen Dorfseite lehnt sich flaches Ackerland an, das bald in einen bewaldeten steilen Bergabhang übergeht.

Hof liegt frei und freundlich an der Stelle, wo das Lembachthälchen in das Bottwarthal eingeht, zu beiden Seiten des Lembachs,| der den Ort in 2 freundliche mit Obstgärten umgebene Gruppen theilt, jedoch nicht unmittelbar an der Vereinigung der beiden Thäler in die Bottwar mündet, sondern noch beinahe 1/4 Stunde lang neben derselben herlauft und sich erst bei der Benzenmühle mit ihr vereinigt.

Beide Orte sind reinlich gehalten und bestehen, mit Ausnahme einzelner, aus kleinen, Armuth verrathenden Häuschen. Das Schulhaus, welches ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält, steht in Lembach, das im Jahr 1837 neu erbaute Rathhaus mit Thürmchen auf dem First in Hof; daselbst befindet sich auch eine von der Bottwar getriebene Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Hirsegang und einer Hanfreibe. Die gemeinschaftliche Kelter liegt zwischen beiden Orten.

Das nöthige Trinkwasser liefern in Lembach ein Schöpfbrunnen und ein Pumpbrunnen, in Hof ein laufender Brunnen.

Beide Orte sind durch ein gut unterhaltenes Sträßchen in Verbindung gesetzt; es führt bei Hof mittelst einer hölzernen Brücke über die Bottwar und zieht beim Sauserhof auf die Groß-Bottwar–Beilsteiner Landstraße.

Die im allgemeinen minder bemittelten Einwohner sind fleißige, genügsame Leute, die ihre Haupterwerbsquelle im Weinbau finden, daher sie einige auf einander folgende Fehljahre bald wieder in Armuth versetzen. Feldbau und Viehzucht wird nur untergeordnet getrieben. Der früher ziemlich häufige Kretinismus ist sichtlich im Abnehmen begriffen, dagegen kommen Schleimfieber immer noch häufig vor.

Die kleine, zum größeren Theil bergige Markung hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der aus einem ergiebigen Lehm und vorherrschend aus Keupermergel besteht, welch letzterer sich für den Feldbau weniger, dagegen für den Weinbau vorzüglich eignet.

Im Dreifeldersystem mit ganz benützter Brache baut man die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse; bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 3 Sri. Gerste, 3–4 Sri. Haber beträgt die Ernte 8–10 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Haber vom Morgen. Die Bestellung der Felder geschieht mittelst des Schwärz’schen Pflugs, der meist mit Kühen bespannt wird. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–600 fl.

Die Wiesen sind durchaus zweimähdig und ertragen vom Morgen durchschnittlich 35 Centner gutes Futter. Die höchsten Preise eines Morgens betragen gegenwärtig 500 fl. und die niedersten 200 fl. Weder von dem Ertrag der Felder noch der Wiesen findet Absatz nach Außen statt.

| Der verhältnißmäßig namhafte Weinbau, welcher mehr als die Hälfte der Markung einnimmt, wird durchgehends an dem steilen, südlich geneigten Abhang des Lichtenbergs in der gewöhnlichen Weise mit großem Fleiß getrieben; die Reben, meist Silvaner, Elblinge und Drollinger, werden etwa zur Hälfte bezogen und kommen auf einen Morgen 3200 Stöcke. Die vorherrschend weißen- und sog. Schillerweine sind zart, fein und auswärts gesucht. Die Preise der Weine sind denen in Groß-Bottwar beinahe gleich.

Die Obstzucht beschränkt sich auf die Erzeugung des eigenen Bedarfs an Mostobst.

Da keine eigentliche Weide vorhanden ist, so wird blos die Winterschafweide um ein jährliches Pachtgeld von 250 fl. verliehen; der Pfercherlös trägt der Gemeindekasse 25 fl. ein.

Die Rindviehzucht ist, wie auch die Zucht der Ziegen, der Schweine und des Geflügels, unbedeutend und nur für den eigenen Bedarf.

Da der Ort für die Bienenzucht günstig gelegen ist, so sind hier ziemlich viele Bienenstöcke, die guten Ertrag gewähren.

Außer der Volksschule besteht noch eine Industrieschule.

H. und L. kamen 1357 mit der Herrschaft Lichtenberg an Württemberg. Aufgeführt werden im Verkaufbrief: Lymbach das Weiler, der Hof zu Ruwental und der Hof den man heißt Dorneshof und die Mühle zu dem Hof. Den Hof Ruwental nebst dem „Pumans“-Hof in Bottwar hatte Albert von Lichtenberg im Jahr 1315 an Kurmainz zu Lehen aufgetragen. (Würdtwein, Subsid. dipl. 1, 430.)

In Hof und Lembach ist aufgegangen der frühere Herterichshof, welcher von der Familie Herterich, die ihn vor einigen Jahrhunderten besaß, den Namen führte.


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