« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Marbach Kapitel B 1 »
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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.


1. Politischer Zustand.

Im ersten Jahrhundert n. Ch. römisch, im dritten alemannisch kam die Gegend des jetzigen Oberamts Marbach am Ende des fünften Jahrhunderts unter die Oberherrlichkeit der vorstrebenden Franken und wurde fortan mehrere Jahrhunderte zu Franken gerechnet. Die bekannten Grenzen des rheinfränkischen Bisthums Speier (s. 2) geben uns allhier einen Anhaltspunkt für die Abgrenzung Frankens gegen Alemannien, welche unmittelbar oberhalb des Oberamts Marbach hinzog. Der Name Marbach (alt Marktbach) weißt selbst darauf hin, daß wir uns hier auf einer Grenzscheide befinden.

Die Orte, so weit sie mit Gaubezeichnung vorkommen, gehörten sämtlich dem Murrgau an. Solchem wird ausdrücklich zugetheilt: Ottmarsheim um 760[1] (Cod. Laur. Nr. 2462), Erbstetten 795, Pleidelsheim 795. 836 (eb. Nr. 3507. 3504), Steinheim 832 (eb. Nr. 3512), Höpfigheim 836, Rielingshausen 844, Gronau 858, Asbach 862, Bottwar 873, Marbach 1009.

Schon früher, zwischen 950–76, kommt in dieser und in benachbarter Gegend ein Graf Burkhard vor (Wirt. Urk.-Buch 1, 212), dessen Geschlecht allerdings dunkel bleibt.

Die Hoheit und ein reicher Güterbesitz im Bezirke stund der weitverzweigten Grafenfamilie zu, welche sich seit dem 11. Jahrhundert nach ihrer Burg Calw benannte und von welcher sich Glieder auch von Ingersheim schrieben, desgleichen dem zähringisch-teckisch-badischen Hause.

| Zur erstgenannten Familie gehörte ohne Zweifel der Graf Adelbert, als in dessen Grafschaft gelegen – Marbach im J. 1009 bezeichnet wird. Sie besaß Wolfsölden, wonach sich 1182 eines ihrer Glieder, Graf Berthold, benannte, desgleichen die Burg Beilstein, deren 1230 erwähnter Besitzer, auch Graf Berthold genannt, gleichfalls Calwer Ursprungs war. In ihrer auf Vaihingen abgezweigten Linie hatte sie, ohne Zweifel vom alten Hausgut her, die Oberlehensherrlichkeit über Höpfigheim und – wenigstens über den Zehenten von Auenstein, ferner Rechte in Steinheim. Ein weiterer Calwer Nebenzweig, die Grafen von Löwenstein, waren Mitbesitzer an letzterem Orte und sonst noch im Bezirk begütert (s. z. B. Burgstall, Erbstetten).

Alte Besitzungen des Hauses Zähringen, in welchem die Markgrafen von Baden (die Gründer des nahen Stiftes Backnang) im 11. Jahrhundert sich abzweigten und die Herzoge von Teck seit den 1180er Jahren eine Nebenlinie bildeten, kommen durch ihre Veräußerungen zu unserer Kunde: ein Hof in Steinheim 1255 von dem Markgrafen Rudolf von Baden an das dortige Kloster verkauft, Güter zu Marbach, Murr und Kirchberg 1302 von dem Herzog Hermann von Teck an Württemberg –, Mundelsheim 1594 von dem Markgrafen Ernst Friedrich von Baden an dieselbe Herrschaft veräußert. Mittelbar über Baden kam an Württemberg das altcalwische Beilstein und die Dienstherrlichkeit über Helfenberg (s. Beilstein beim topogr. Theile.)

Die Herrschaft Wolfsölden ging bald wieder in der Grafschaft Löwenstein auf und das vereinigte Löwenstein-Wolfsölder Gebiet wurde durch den Grafen Berthold von Löwenstein 1277 an das Bisthum Würzburg, von diesem 1281 an K. Rudolf verkauft. Letzterer begabte damit seinen natürlichen Sohn Albrecht von Schenkenberg, welcher sich sofort Graf von Löwenstein nannte und das Löwensteinische Grafenwappen annahm. Wolfsölden übrigens – bald wieder von Löwenstein losgetrennt – gelangte durch Heirath an das Haus Weinsberg, darauf an Ulrich von Walsee, Tochtermann Konrads von Weinsberg, 1322 durch Kauf an Württemberg (s. d. Nähere bei Wolfsölden).

Hervortretende Adelsgeschlechter des Bezirks sind die Herren von Wunnenstein, aus deren Hand Winzerhausen an das Stift Oberstenfeld überging, und die von Lichtenberg mit ihrem Besitz Großbottwar und vielen Zugehörungen. Von benachbarten Edeln besaßen die freien| Herren von Heinrieth die Oberlehnsherrlichkeit über Helfenberg, den Herren von Liebenstein gehörte Ottmarsheim.

Von größeren geistlichen Stiftungen lagen in dieser Gegend das Fräuleinstift Oberstenfeld und das Dominicanerinnenkloster Steinheim. Unter den Hochstiftern des südwestlichen Deutschlands war besonders das von Speier, zu dessen Sprengel dieser Bezirk die östliche Spitze bilden half, sehr frühe allhier begütert, namentlich seit 978 zu Marbach, Affalterbach, Erdmannhausen, Rielingshausen etc. (Wirt. Urk.-Buch 1, 222).

Über die Ankunft der Stadt Marbach an Württemberg ist kein urkundliches Zeugniß erhalten. Es scheint indeß, daß in der Mitte des 13. Jahrhunderts der Graf Ulrich mit dem Daumen sich auch hier ausgedehnt und namentlich auch den hochstiftisch speierischen Besitz in M. und in der Umgegend an sich gebracht habe. Sein Sohn Graf Eberhard der Erlauchte erwarb, wie oben erwähnt, am 12. Juli 1302 von dem Herzog Hermann von Teck Güter zu Marbach, Murr, und Kirchberg und vor dem 25. Juli 1304 die Stadt Beilstein (Sattler Grafen 1. Beil. Nr. 34). Weiter gelangte an Württemberg im J. 1322 die Herrschaft Wolfsölden von Ulrich von Walsee, ums J. 1335 Großbottwar von den Herren von Lichtenberg, 1357 Lichtenberg selbst nebst zugehörenden Weilern und der Vogtei über das Kloster Oberstenfeld von ebendenselben, 1453 Weiler zum Stein nebst andern Gütern vom Stift Backnang, 1456 die Herrschaft Helfenberg von Konrad von Heinrieth, 1504 Schmidhausen, nach längerem pfälzischen Zwischenbesitz von Württemberg zurückerobert, um 1535 durch die Reformation stiftbacknangische Besitzungen an mehreren Orten des Oberamts, 1563 Steinheim Ort und Kloster durch Tausch von Hohenlohe, 1587 Höpfigheim, erkauft von den Herren von Spät, 1594 Mundelsheim durch Kauf von Baden, 1610 Winzerhausen vom Stift Oberstenfeld, 1673–79 Ottmarsheim von den Herren von Liebenstein.

Bei der württembergischen Landestheilung (1442–82) gehörten Beilstein, Großbottwar und Marbach zum Neuffener oder Stuttgarter Antheil des Grafen Ulrich und seines Sohnes Eberhard.

Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 vereinigte mit Württemberg das Stift Oberstenfeld nebst dessen Besitzungen und der Tagesbefehl Napoleons vom 19. Dez. 1805 die Oberherrlichkeit über die Rittergüter Helfenberg und Schaubeck-Kleinbottwar.

Durch Verpfändung erlitt der württembergische Besitz| Unterbrechung bei Beilstein (nebst Zugehörungen) wiederholt und bei Bottwar (s. unten).

Die einzelnen Bestandtheile des Amtes Marbach in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wie sie sich ein paar Jahrhunderte erhielten, treten an’s Licht als Graf Ulrich solches im Jahr 1463 zu Lehen auftragen mußte. Es begriff die Orte Marbach, Pleidelsheim, Murr, Rielingshausen, Kirchberg, Erdmannhausen, Affalterbach, Wolfsölden, Burgstall, Erbstetten, Weiler zum Stein, Imsenweiler (h. z. T. Gollenhof) und obgleich dies nicht besonders aufgeführt wird – wohl auch Steinächlen, ferner die vom jetzigen Oberamt abgetrennten Orte Benningen, Poppenweiler und Schönthal. (Sattler Grafen. 3. Beil. Nr. 77).

Höpfigheim gehörte im Anfang des 17. Jahrhunderts einige Zeit über zum O.A. Marbach, wurde jedoch seit seiner Wiedererwerbung im Jahr 1680 ein eigenes Stabsamt.

Ottmarsheim bildete seit seiner Ankunft an Württemberg ein Stabsamt mit der übrigen Herrschaft Liebenstein.

Abgetreten dagegen an’s Oberamt Ludwigsburg wurden im Jahr 1739 die Orte Benningen und Poppenweiler.

Zum Amt Beilstein gehörten nach dem Landbuch von 1623: Beilstein mit den dahin gerichtbaren Weilern Etzlenswenden, Farnersberg, Söhlbach und Stocksberg; ferner der Marktflecken Oberstenfeld, das Dorf Gronau mit Kurzach, Nassach und Prevorst, das Dorf Auenstein mit Helfenberg und die jetzt abgetrennten Orte Ober- und Unterheinrieth und Vorhof. Der hiesige Oberamtmann war gewöhnlich auch Stabsbeamter der 1745 erworbenen Herrschaft Stettenfels (jetzigen Oberamts Heilbronn), welche ein eigenes Stabsamt bildete.

Das Amt Bottwar wurde aus der erkauften Herrschaft Lichtenberg gebildet und 1610 durch das Dorf Winzerhausen vergrößert. Seinen Bestand gibt das Landbuch von 1623 folgendermaßen an: Stadt Großbottwar; Dörfer und Weiler: Allmersbach, Altersberg, Einöde, Hinter- und Vorder-Vöhrenberg, Holzweiler, Kleinaspach, Hof und Lembach, Röhrach, Steinhausen, Unterlichtenberg, Völklenshofen, Winzerhausen; Höfe: Abstetter Hof, Hertrichshof (nicht mehr mit diesem Namen vorhanden), Hetzelberg, Neuhof zum Sauser (jetzt Sauserhof).

Das im Jahr 1709 angelegte Spiegelberg war seit seiner Gründung als besonderer Stab dem Oberamt Marbach untergestellt, kam aber in späterer Zeit zum O.-A. Backnang.

Im Jahr 1812 erhielt die Ausdehnung des O.-A. Marbach| ihre letzte Regelung in der noch jetzt feststehenden Weise. Von den vielen zum Theil sehr vorübergehenden Änderungen waren von 1806 an folgende die hauptsächlicheren. Dem O.-A. Marbach wurde im Jahr 1807 zugetheilt das Patrimonialamt Kleinbottwar, dem O.-A. Beilstein in demselben Jahre das Patrimonialamt Helfenberg und das Schloßgut Lichtenberg (Reg. Bl. S. 251), ferner die aufgehobenen Stabsämter Liebenstein (wobei Ottmarsheim), Höpfigheim, Mundelsheim, Oberstenfeld und Winzerhausen. Bei der neuen Eintheilung des Königreichs im Jahr 1810 gab das O.-A. Marbach an das O.-A. Ludwigsburg ab Pleidelsheim und Murr, an das O.-A. Backnang Mittelschönthal und Rietenau, erhielt dagegen vom letzteren Siegelhausen und Zwingelhausen.

Das O.-A. Beilstein, welches noch im Jahr 1807 durch das Oberamt Bottwar vergrößert worden war, wurde 1810 aufgelöst und folgendermaßen vertheilt:

Zum O.-A. Heilbronn kamen: Ober- und Unter-Heinrieth mit Etzlenswenden, Happenbach und Vorhof; Ober- und Unter-Gruppenbach mit Stettenfels und Donnbronn; Abstatt mit Vohenlohe und Wildeck.

Dem O.-A. Marbach wurden zugetheilt: Beilstein mit Parzellen (außer Etzlenswenden); Auenstein mit Helfenberg; Gronau mit Prevorst, Nassach und Kurzach; Großbottwar, Höpfigheim, Hof und Lembach, Mundelsheim; Kleinaspach mit Parzellen und Allmersbach; Oberstenfeld mit Lichtenberg; Ottmarsheim; Winzerhausen mit Abstetter-, Holzweiler- und Sauserhof; Kaltenwesten mit Pfahlhof; Liebenstein mit Itzinger Hof.

Im Jahr 1812 trat das O.-A. Marbach ab Kaltenwesten mit Pfahlhof, deßgleichen Liebenstein mit Itzingerhof an das O.-A. Besigheim, Benningen an das O.-A. Ludwigsburg, erhielt dagegen von letzterem wieder Murr und Pleidelsheim, vom O.-A. Heilbronn Etzlenswenden, vom O.-A. Backnang Schmidhausen mit Parzellen, welches zuvor zu dem 1810 aufgelösten O.-A. Löwenstein gehört hatte.

Bei der Organisation von 1806 kamen die Oberämter Marbach, Beilstein und Bottwar zum Kreis Ludwigsburg (an dessen Stelle 1810 die Landvogtei an der Enz trat), bei der Errichtung der Kreise im Jahr 1817 wurde das Oberamt Marbach dem Neckarkreis zugetheilt.

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2. Kirchliche Verhältnisse.

Vor der Reformation gehörte der Bezirk größtentheils zum Bisthum Speier, einem kleinen Theile nach zu den Bisthümern Würzburg und Constanz. Die Orte des Bisthums Marbach standen unter dem Landkapitel Marbach, welches dem Archidiakonat St. Guido zu Speier zugetheilt war; es waren folgende: Marbach, Affalterbach, Burgstall, Erbstetten, Erdmannhausen, Gronau, Großbottwar, Höpfigheim, Kirchberg, Kleinaspach, Mundelsheim, Murr, Oberstenfeld, Ottmarsheim, Pleidelsheim, Steinheim. (Würdtwein, Subsid. 10, 330). Zum Landkapitel Weinsberg des Bisthums Würzburg gehörten Auenstein, Beilstein, Wunnenstein. (Würdtwein, 5, 370). Dem Bisthum Constanz und zwar dessen Archidiakonat vor dem Wald und Landkapitel Canstatt waren zugetheilt Siegelhausen und Weiler zum Stein.

Die Reformation wurde im Jahr 1535 in den damals württembergischen Ortschaften unter Herzog Ulrich durch Schnepf eingeführt. Nach der Synodalordnung dieses Herzogs vom 1. August 1547 umfaßte das Dekanat Marbach die Ämter Marbach, Beilstein und Bottwar; solches wurde 1577 dem Generalat Lorch untergeordnet, von dem es den 3. November 1810 zum Generalat Heilbronn kam.

Einige Orte standen bis 1823 auch unter fremden Dekanaten. Jetzt umfaßt das Dekanat Marbach das gesamte Oberamt mit folgenden Ausnahmen. Es gehören Röhrach (Filial von Rietenau) und Nassach zum Dekanat Backnang; Farnersberg (Filial von Unter-Heinrieth) zum Dekanat Weinsberg; Siegelhausen (Filial von Bittenfeld) zum Dekanat Waiblingen Generalats Ludwigsburg.

3. Besondere Schicksale.

Eine so belebte Neckargegend, wie unser Bezirk, wurde in die vielen politischen Strömungen, welche von Zeit zu Zeit das Schwabenland bewegten, meist hineingezogen.

Als es in Zeiten K. Karls IV. galt, der Gunst dieses Kaisers durch Gefälligkeit sich zu versichern, und ihm von vielen deutschen Gegenden her Lehen aufgetragen wurden, thaten dieß am 3. December 1361 die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg mit der Burg und Stadt Beilstein, der Burg Lichtenberg und der Stadt Bottwar mit Zugehörungen, nebst der Burg und Stadt Neuenbürg, und versprachen deßhalb der Krone Böhmen mit einer bestimmten Anzahl von Helmen zu dienen; es schloß sich hierdurch ein| Lehensverband, welcher erst 1805 mit Auflösung des deutschen Reichs zu Ende ging.

Die wiederholten Reibungen Württembergs mit Churpfalz machten einsmals auch unsere Gegend zum Kriegsschauplatz. Am 30. April 1460 erfochten anfänglich die Pfälzer, 300 Reiter stark unter Albrecht von Berwangen, Marschall und Vogt zu Heidelberg, angerückt, zwischen Wüstenhausen (O.-A. Besigheim) und Helfenberg einen Sieg über die von Beilstein herziehenden Württemberger. Da drang eine Abtheilung der letzteren aus dem Hinterhalt hervor, schlug einen Theil der Pfälzer in die Flucht, und brachte einem andern, dessen Anführer, Lutz Schott, fortkämpfen wollte, aber selbst gefangen genommen wurde, eine gänzliche Niederlage bei; viele Pfälzer, namentlich Edelleute, geriethen in württembergische Gefangenschaft. (S. Mich. Beheim’s Reimchronik in Quellen zur bayer. und deutschen Gesch. 3, 77–82, Artzt, Chronik von Weissenburg eb. 2, 176, Stälin, Wirt. Gesch. 3. 522, und unten Marbach beim topogr. Th.). – Aber nicht lange darauf wandte sich das Kriegsglück. Der Württemberger Graf, Ulrich der Vielgeliebte, gerieth selbst, in der Schlacht bei Seckenheim am 30. Juni 1462, in die Gefangenschaft des Pfalzgrafen Friedrich, und mußte jetzt gezwungen sein Schloß und seine Stadt Marbach mit der Vogtei und den zugehörigen Amtsorten zu pfälzischen Lehen machen; für die richtige Bezahlung des Lösegeldes mußte Bottwar unter andern Orten zum Pfande dienen. Erst der glückliche Zug des Herzogs Ulrich gegen die Kurpfalz vom Jahr 1504 befreite Württemberg wieder von solcher Lehenspflicht, von welcher K. Maximilian den Herzog mittelst Urkunde vom 1. Aug. d. J. entledigte, und im Jahr 1512 verzichtete Kurpfalz förmlich auf alle Lehensansprüche.

Im Jahr 1514 regte der Bauernaufstand, der sog. arme Conrad, die Bauern mächtig auf. Als auf den mit Herzog Ulrich hierauf errichteten Tübinger Vertrag gehuldigt werden sollte, dieses aber von den Aufständischen des armen Conrads in mehreren Ämtern verweigert wurde, geschah letzteres auch in Marbach, wo eine große Volksversammlung Statt hatte vor dem Rennhause, welches von Herzog Ulrich mit bedeutenden Kosten zu seiner Ergötzlichkeit erbaut worden war, diesen Herzog jedoch nicht überdauerte. Indeß war bald darauf, wie in den übrigen Landestheilen so auch hier, die Empörung vollends niedergedrückt.

Nach der Vertreibung Ulrichs durch den schwäbischen Bund ergaben sich Großbottwar am 8. April 1519, Marbach am folgenden| 9ten diesem Bunde, dessen oberster Feldhauptmann, Herzog Wilhelm von Bayern, am 7. Mai in Marbach sein Hauptquartier hatte und am 28. mit seinen Reisigen nach Steinheim zog, während sein Waffengenosse Georg von Frundsberg mit dem Fußvolk nach Murr rückte.

In den Anfang der österreichischen Regierung, das Jahr 1525, fällt der Bauernkrieg. Hielten sich auch Beilstein und Bottwar im Anfang gut (Sattler, Herz. 2, 126), so versammelte sich am Osterfest (16. April) aus der Mannschaft, welche durch die österreichische Regierung in Württemberg eben jetzt in Großbottwar aufgeboten worden, aber in Aufruhr getreten war, ein Bauernhaufen auf dem Wunnenstein und wählte den Wirth Matern Feuerbacher aus Großbottwar (sein Haus trägt heutzutage die Gebäudenummer 5), gegen dessen Willen zum Anführer, welcher – verhältnißmäßig noch milde – bloß brandschatzen, nicht plündern und niederbrennen ließ. In Marbach selbst wurde der Obervogt Eitel Hans von Plieningen und der Untervogt Michel Demmler mit den eingedrungenen 150 Bauern vorerst noch fertig. Ihre Anforderung wurde ihnen gewährt und vollbetrunken, wie sie wurden, mußten sie zu einem kleinen Ausfallthörchen an der südlichen Stadtmauer, welches ihnen zum Spott sofort Eselsthor genannt wurde, hinausfliehen (Crusius Ann. Suev. 2, 590). Indeß wurden die Marbacher doch noch soweit in den Bauernkrieg verwickelt, daß auch ihre Stadt gleich Bottwar und Beilstein nach hergestellter Ruhe mit Strafgeld belegt wurde. (Heyd, Ulrich 2, 276).

Nach der Wiedereinsetzung des Herzogs Ulrich huldigte Großbottwar am 15., Marbach am 16. Mai 1534.

Bei dem Unstern des Herzogs im Schmalkaldischen Krieg 1546 wurden die genannten Städte in starke Mitleidenschaft gezogen, am 25. Dezember wurde Großbottwar, am 28. d. M. Marbach durch die Spanier unter dem Herzog von Sulmona ausgeplündert und die Bürgerschaft arg mißhandelt (Heyd, Ulrich 3, 448). Am 18. Januar 1547 übernachtete in letzterer Stadt der Sieger im Schmalkaldischen Kriege Kaiser Karl V. auf seinem Zuge von Heilbronn nach Nördlingen. Von seinem Kriegsvolk rückte ein Geschwader Reiter mit über 1000 Pferden am 19. Februar 1548 hier ein und verblieb 9 Wochen, zum großen Schaden für die Stadt und Umgegend. (Kübler 41).

Von den Leiden des 30jährigen Kriegs wurde auch unser Bezirk hart mitgenommen, zumal nach der Nördlinger Schlacht im| Jahr 1634; vom Juli 1635 bis Januar 1636 starben allein in Großbottwar 629 Personen. Ende 1642 rückte das ganze französisch-weimaranische Heer mit einem ungeheuren Trosse in Württemberg ein, und wie andere Städte wurden Großbottwar und Marbach am 31. Dez. und Beilstein am 1. Jan. 1643 geplündert und in letzterer Stadt 16 Häuser in Asche gelegt. Unter Johann von Werth vorgerückt, veranlaßten die Bayern im Januar 1643 das genannte Heer zum Rückzug; da kam es am 20. (30.) d. M. bei Marbach zu einem größeren Vorpostengefecht, auf dessen ihnen ungünstigen Ausgang hin die Bayern nach einer bei Großbottwar gehaltenen allgemeinen Musterung dem Remsthal zuzogen. Hinwiederum überschritten am 2. (12.) April 1645 die französisch-weimaranischen Truppen unter Turenne und Rosen bei Marbach den Neckar, und abermals am 23. Aug. (2. Sept.) 1646 befand sich Turenne, aus der Heilbronner Gegend nach Waiblingen ziehend, innerhalb der Mauern Marbachs.

1

Das härteste Schicksal durch Brand und Plünderung traf die Städte Marbach und Beilstein und deren Umgebung in dem sog. orleanischen Kriege durch das französische Heer unter dem Dauphin und dem Duc de Lorge. Unter arger Mißhandlung wurden im Sommer 1693 die Einwohner Marbachs hinausgejagt und durften nichts von ihrer Habe mitnehmen; mehrere Greise und Kranke wurden ermordet. Nach vollzogener Ausplünderung der Stadt wurde dieselbe durch mehrere Reiter am 18. (28.) Juli d. J. an vielen Orten zugleich angezündet, und in wenigen Stunden war sie fast ganz – über 400 Häuser – in Asche gelegt. Ähnlichen Jammer erlitt Beilstein (s. d.). Am 20. (30.) Juli stand das französische Heer – von Pleidelsheim, wo sich das Hauptquartier des Dauphins befand, über Höpfigheim bis gegen Großbottwar in zwei Treffen, und den 27. Juli (6. Aug.) lagerte dasselbe wieder bei Pleidelsheim, (v. Martens 533. 534). In Folge des elenden Lebens starben eine Menge Menschen an einreißenden Krankheiten, und die Bürgerschaft in Marbach sank von 300 Köpfen auf 90–100 herab, in Rielingshausen von 72 auf 46. Der Schaden, welchen Marbach erlitt, wurde auf 378.267 fl., der des gesamten Oberamts auf 747.911 fl. berechnet. Der Marbacher Bürger Caspar Weinlin wurde deßhalb 1696 mit einem Sammelpatent nach Norddeutschland geschickt und gelangte bis Hamburg und Wismar; er bekam jedoch wenig, weil überall auch die Pfälzer in gleicher Bedrängniß um Beisteuer baten. Bürgermeister Römer bei ähnlicher Ansprache in Oberschwaben und| in der Schweiz war etwas glücklicher. (Württ. Jahrb. 1819, 220 bis 224).

Darauf folgte der spanische Erbfolgekrieg. In diesem fand am 10. Juni 1704 das erste Zusammentreffen des Prinzen Eugen von Savoyen und des Herzogs von Marlborough in Mundelsheim statt und wurde der Grund gelegt zu dem unerschütterlichen Zutrauen, welches von nun an beide Feldherren bis an das Ende ihres Lebens beseelte (Arneth, Prinz Eugen 1, 245). Am 30. Juni 1707 lagerte eine Abtheilung des französischen Heeres zwischen Steinheim und Erdmannhausen.

Auch im österreichischen Erbfolgekrieg (1740–48), an welchem das deutsche Reich selbst nicht Theil nahm, erlitt Marbach viel durch Durchmärsche verschiedener Truppenabtheilungen. Vom 25.–29. Aug. 1741 lagerten die Franzosen auf dem sog. Osterfeld zwischen Marbach und Rielingshausen. Der im Sommer 1743 sie verfolgende österreichische Feldmarschall Graf von Khevenhüller ließ eine Heeresabtheilung vom 18–21. Juli bei Marbach ihr Standlager halten.

Im J. 1795 erlitt das Oberamt viel durch Quartierlast, namentlich Großbottwar im Juli dieses Jahrs durch die Rothmäntel. Am 3. Nov. 1799 belegten die Franzosen diese Stadt mit einer Kontribution von 500 Louisd’or.

4. Alterthümer.
A. Römische.

Die Römer, welche sich in den Neckargegenden so vielfältig angesiedelt hatten, haben auch im diesseitigen Bezirk viele Spuren hinterlassen, die von ihrem ehemaligen Aufenthalt hinlänglich Zeugniß ablegen und die beinahe zwei Jahrtausende nicht ganz zu vertilgen vermochten, so daß in dieser Beziehung der Bezirk, namentlich auch die Oberamtsstadt, zu den interessanteren des Königreichs gehört.

Wir beginnen mit den römischen Straßen, welche durch den Bezirk führten und als solche nachgewiesen wurden:

1. Die von Markgröningen herführende Römerstraße lief bei Benningen über den Neckar, weiter nördlich an Marbach vorbei über die sog. Lug gegen die Bugmühle, wo sie die Murr übersetzte, über den Mühlberg, nahe (nördlich) an Rielingshausen vorüber, an den südlichen Fuß des Bilsbergs in der Hardt und von da nach Wüstenbach, wo sie den Bezirk verläßt um im Oberamtsbezirk Backnang bis an die römische Grenzstadt, welche bei Murrhardt stand, fortzusetzen.

| 2. Eine aus der Gegend des Hohenstaufens herkommende römische Heerstraße führte nach Marbach, von da nach Murr, weiter nach Höpfigheim an der Mundelsheimer Ziegelhütte und an Ottmarsheim vorüber, wo sie bald den Bezirk verläßt und in dem Oberamtsbezirk Besigheim fortsetzt (s. dieses).

3. Von Pforzheim lief eine Römerstraße über Bietigheim und kommt bei Pleidelsheim, wo sie den Neckar übersetzte, in den Bezirk, zog weiter nach Murr, Steinheim, Forsthof, Sinzenburg, nördlich an Altersberg vorüber und einerseits nach Murrhardt, andererseits über die Höhen der Löwensteiner Berge nach der römischen Grenzniederlassung bei Mainhardt.

4. Von Pleidelsheim führte eine weitere Römerstraße über den Gauchenberg bei Pleidelsheim nach Großbottwar und von da nach Oberstenfeld und weiter nach Abstatt; von Oberstenfeld scheint auch ein Römerweg nach Gronau und von da über die sog. Platte nach Prevorst und Mainhardt gezogen zu sein, was jedoch nicht verbürgt werden kann.

5. Endlich ist noch eine Römerstraße anzuführen, die von Poppenweiler herkommend den südlichsten Theil des Bezirks berührt, nördlich an Siegelhausen vorbeiführt, bei Steinächlen den Buchenbach übersetzt, bald in den Oberamtsbezirk Backnang einzieht und dort ihre Richtung gegen Murrhardt einhält.

Schon die römischen Straßenzüge beurkunden hinlänglich die ausgebreitete Ansiedlung der Römer im diesseitigen Bezirk, noch viel mehr aber die Überreste römischer Wohnplätze und die reichlichen Funde römischer Altäre, Denksteine etc.

Nach allen bis jetzt aufgefundenen römischen Überresten scheint im ganzen Bezirk bei Marbach die bedeutendste römische Niederlassung gestanden zu haben und zwar nördlich der Stadt in der Nähe der Alexanderskirche und auf den Fluren Mäurich und Lug. Hier laufen mehrere Römerstraßen zusammen und finden sich nebenbei Spuren römischer Gebäude; auch spricht die Sage, daß die ursprüngliche Stadt auf dieser Stelle lag, entschieden dafür. Die Niederlassung bei Marbach war schon deshalb von Bedeutung, weil hier die Römer einen Übergang über den Neckar gewählt hatten, und diesen Punkt sowohl bei Marbach als bei dem jenseits des Flusses liegenden Benningen, wo ebenfalls auf der sog. Burg ein ausgedehnter römischer Wohnplatz stand, sichern mußten.

Römische Denksteine und Altäre wurden folgende in- und zunächst bei Marbach gefunden:

| 1. Ein vierseitiger Altar 1779 am Zusammenfluß der Murr mit dem Neckar gefunden und 1780 in das Stuttgarter Antiquarium gebracht, trägt die Inschrift:

PRO SAL. IMP.
GEN. NAVT.
G. IVL VRBICVS
D. D. VSLLM

Pro salute imperii. Genio nautarum Gajus Julius Urbicus dat dedicat voto soluto libentissime merito. Also bereits zur Römerzeit Neckarschifffahrt.

2. Ein im Jahr 1725 in der sog. Au aufgefundenes Fußgestell einer Bildsäule der Victoria, das sich ebenfalls im Stuttgarter Antiquarium befindet; die Bildsäule selbst fehlt und die Inschrift lautet:

VICTORI
AM. CVM. B
ASE. DOMI
TIVS. COND
OLLVS. CO
LLI. PERE
GRINORV
M. VSLLM.

Victoriam cum base Domitius Condollus collegii peregrinorum votum solvit libentissime merito.

3. Ein Stein, der schon 1583 nach Stuttgart geschickt wurde, aber wieder verloren ging, trug die Inschrift:

IN. H. D. D.
SACRVM
MINERVAE

In honorem domus divinae. Sacrum Minervae.

4) Ebenfalls im Jahr 1583 entdeckt, aber schon vor langer Zeit wieder verloren gegangen.

EANAE. ET
oLORAToI
TRIBOCI
ET BOI
L. L. M.

Dianae ...... Triboci et Boi libentissime merito.

| 5. Ein verloren gegangener Stein mit der Inschrift:

IN. H. D. D.
GENIO PE
REGRINOR
SEVERVS
MEL .. DAT
D. S. D. D.

In honorem domus divinae. Genio peregrinorum Severus Melodatius (??) de suo dedit dedicavit.

6. Eine länglichte Steintafel, welche früher in der Mauer beim Rathhaus stand und 1583 in das Antiquarium nach Stuttgart gebracht wurde, enthält folgende Bildwerke: in der Mitte steht Mercurius mit Flügeln auf dem Haupt, Mantel, Schlangenstab, Beutel; zu seinen Füßen links ein Bock, rechts ein Hahn. Neben ihm befinden sich links und rechts zwei Reihen Figuren, die um die Hälfte kleiner sind. In der oberen Reihe links ist 1) eine unkenntliche weibliche Figur, 2) Apollo mit dem Wahrsagerstab, 3) Juno mit dem Herrscherstab, 4) wieder eine unkenntliche weibliche Figur. Die rechte Seite enthält 1) die Glücksgöttin mit dem Füllhorn, 2) Venus, 3) Diana mit einem Hund. In der unteren Reihe des Reliefs steht links 1) ein Jüngling mit einem Spieß in der Rechten, hinter ihm ein Pferd, wahrscheinlich Castor; 2) ebenfalls ein Jüngling mit einem Spieß; rechts 1) Herkules mit Löwenhaut, Keule, Äpfeln aus den Hesperiden-Gärten, 2) Pollux mit einem Spieß in der Linken, hinter ihm sein Pferd.

7. Bei Ausreutung eines Weinbergs wurde im Jahr 1711 eine männliche mit der Toga bekleidete Figur ohne Kopf, Arme und Füße, in der linken ein Füllhorn haltend, ausgegraben und befindet sich jetzt im Antiquarium zu Stuttgart.

Außer der Niederlassung bei Marbach finden sich noch folgende Reste römischer Wohnplätze im Bezirk:

1. in der Au 1/4 Stunde nördlich von Marbach;
2. auf der sog. Bürg 1/2 Stunde südöstlich von Marbach;
3. auf der Flur Mäurach etwa 1/4 Stunde nordwestlich von Groß-Bottwar, auch scheint in Groß-Bottwar selbst eine Niederlassung bestanden zu haben. Bei Groß-Bottwar wurde auch 1714 ein Stein ausgegraben und ins Antiquarium nach Stuttgart gebracht; er enthält folgende Inschrift:
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IN. H. D. D. APOLLINI ET SIRONAE
AEDEM CVM SIGNIS. C. LONGINIVS
SPERATVS. VET. LEG. XXII. PR. P. F.
ET IVNIA DEVA CONIVNX. ET LON
GINII. PACATVS. MARTINVLA HILA
RITAS. SPERATIANVS. FILI. IN
SVO. POSVERVNT. V. S. L. L. M.
MVCIANO. ET. L. FABIANO. COS.

In honorem domus divinae. Apollini et Sironae aedem cum signis Cajus Longinius Speratus veteranus legionis XXII. primigeniae piae fidelis et Junia Deva conjunx Longinii Pacatus, Martinula Hilaritas, Speratianus filii in suo posuerunt, votum solventes lubentissime merito (M. Nonio Arrio) Muciano et L. (Annio) Fabiano Consulibus. (i. e 201 p. Chr.).

4. Auf der Flur Steinhäuser südwestlich von Steinheim und vermuthlich im Ort selbst, wo zwischen dem Rathhaus und dem Marktbrunnen ein römischer Altar gefunden und 1583 in das Antiquarium zu Stuttgart gebracht wurde. Der vierseitige Altar enthält auf einer Seite folgende Inschrift, von der nur noch gelesen werden kann:

............... IVI ....
.............. O SAL
............... PRO
.... RINIV .... COMOD
.......... SVORVM OMNI
VM VOTO SVSCEPIT. L. L. M.

Die Inschrift nimmt die obere Hälfte des Steins ein, auf der unteren Hälfte ist rechts und links ein mit aufwärts gestreckten Händen die Inschrift tragender Jüngling, in der Mitte zwischen diesen steht eine Figur mit einem Füllhorn. Eine zweite Seite enthält eine weibliche Figur mit dem Füllhorn (Abundantia) und den Mercurius mit Caduceus und Beutel, mit dem rechten Fuß auf einen Bock tretend. Auf der dritten Seite hebt Hercules den Riesen Anthäus in die Höhe, um ihn in der Luft zu erdrücken, wobei Pallas steht, die mit dem Finger gegen ihr Gesicht deutet; neben ihr sitzt eine weibliche Figur. Auf der vierten Seite Diana badend zwischen zwei Nymphen, hinter ihr breitet eine weibliche Figur oben ein Gewand aus.
5. In dem auf der Markung Affalterbach gelegenen, nunmehr ausgereuteten Wald „Birkach“ stand eine namhafte römische Niederlassung (s. die Ortsbeschreibung von Affalterbach).
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6. Auf der Flur „Mausepeter“ 1/4 Stunde südöstlich von Auenstein.
7. Auf der Markung Burgstall standen 2 röm. Niederlassungen; eine im sog. Kern 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort, die andere auf dem Acker des Jakob Bollinger 1/4 Stunde nordwestlich von Burgstall. Auf letzterem wurde im Jahr 1845 ein Reliefbild der Minerva entdeckt und dem Antiquarium in Stuttgart einverleibt.
8. In dem zur Markung Erbstetten gehörigen kalten Brunnenwald stand eine röm. Niederlassung, nach der Volkssage eine Stadt, daselbst wird ohne Zweifel der römische Denkstein, welcher an der Kirche zu Erbstetten eingemauert war, aber spurlos verschwunden ist, gefunden worden sein; er hatte folgende Inschrift:

IN HON
I’I MARTI C
ABETIO SIMVL
LACLVM C. AR
TSR CON. V. S. L L. M.

In honorem domus divinae Marti Cabetio simulacrum (dieß ist wohl mit Simullaclum gemeint) ............. votum solvit libentissime merito.
9. Auf der Flur Kalkofen 1/4 Stunde nördlich von Kirchberg.
10. Auf der Markung Mundelsheim lagen zunächst der Römerstraße 2 röm. Wohnplätze, einer im Seebachthälchen, der andere auf der Flur „Steinmäurich“.
11. Auf den sog. Böden unterhalb Murr.
12. Auf der Flur „Steinloh“ 1/4 Stunde nördlich von Ottmarsheim.
13. In der Nähe von Pleidelsheim oder auf der Stelle des gegenwärtigen Orts, wo ein römischer Altar in die Kirchhofmauer eingemauert war, der 1835 in das Antiquarium nach Stuttgart gegeben wurde; auf der einen Seite desselben ist Mercurius mit dem Bock zur Rechten dargestellt, auf der zweiten Hercules mit der Löwenhaut, Keule und Hesperidenäpfeln, auf der dritten Pallas mit Schild und Lanze, auf der vierten Vesta mit ihrem Schleier und Vogel, in der Rechten eine Schale über einen neben ihr stehenden Altar haltend.
14. Im Wald „Reuterhau“ 1/2 Stunde nordöstlich von Rielingshausen.
15. Im Wald „Brand“ 1/2 Stunde nordöstlich von Weiler zum Stein. (Über die röm. Alterthümer s. auch die Ortsbeschreibungen.)
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B. Deutsche.

Altgermanische Grabhügel sind bis jetzt an folgenden Stellen aufgefunden worden:

1) Auf der Markung Höpfigheim im Wald „Kalkofen“ 1.
2) Auf der Markung Kirchberg im Hardtwald, nördlich vom Frühmeßhof 1.
3) Auf der Markung Rielingshausen im Wald „Brunnhau“ 1.
4) Auf der Markung Steinheim, in der Nähe des Forsthofs 2.
5) Auf der Markung Weiler zum Stein im Wald „Brand“ 2.

Sogenannte Reihengräber, welche nicht unter aufgeworfenen Hügeln sich befinden, sondern in den gewachsenen Boden reihenweise eingesetzt sind und einer späteren Periode als die Grabhügel angehören, sind bis jetzt an folgenden Stellen entdeckt worden: auf der Flur „Au“ (Mark. Kirchberg), beim Schulhaus in Murr, in der Lehmgrube bei Ottmarsheim und in der Nähe von Pleidelsheim.

Von Schlössern, Burgen und Klöstern haben sich noch erhalten: das Bouwinghausen’sche Schloß in Großbottwar, jetzt Kameralamt, ebendaselbst 2 Klöster, das eine jetzt Schulgebäude, das andere in Privathänden, das Schloß in Höpfigheim, jetzt Schul- und Rathhaus, das Schloß Schaubeck, das Geisberg’sche Schloß in Kleinbottwar, jetzt ein Bauernhaus, das Schloß Lichtenberg, das Stiftsgebäude in Oberstenfeld, das Kloster in Steinheim, jetzt Privatwohnung, das Schlößchen auf dem Gollenhof, jetzt Bauernhaus, das v. Schütz’sche Schloß, jetzt Privatwohnung. Auf Überresten des alten Schlosses in Marbach steht das jetzige Oberamtsgericht.

Theilweise oder ganz abgegangen sind folgende Schlösser, Burgen, Klöster etc.:

Auf der Markung Affalterbach: die Burg Wolfsölden.
Auf der Markung Auenstein: die Burg Helfenberg und das v. Geisberg’sche Schloß in Helfenberg.
Auf der Markung Beilstein: die Burg Beilstein (Langhans), eine Burg im Wald Bräunersberg, ein Bruderhaus im Bruderthal, ein Wartthurm auf dem Wartberg und ein Kloster in den Klausgärten.
Auf der Markung Burgstall: eine Burg am Ort.
Auf der Markung Großbottwar: die Maria- oder Liebfrauenkirche auf dem Begräbnißplatz.
Auf der Markung Kleinaspach: eine Burg beim Warthof.
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Auf der Markung Mundelsheim: das Schloß im Ort.
Auf der Markung Nassach: eine Burg oberhalb des Lauterthals.
Auf der Markung Oberstenfeld: die Scheiterburg.
Auf der Markung Ottmarsheim: ein Schloß im Ort.
Auf der Markung Pleidelsheim: die St. Anna Kapelle.
Auf der Markung Rielingshausen: die Burg am Ort.
Auf der Markung Steinheim: eine Burg beim Lehrhof und eine auf dem Burgberg.
Auf der Markung Winzerhausen: die Burg Wunnenstein.

Näheres über die angeführten Schlösser, Burgen etc. findet sich in den Ortsbeschreibungen.

Abgegangene Orte, von denen sich noch einige Spuren oder die Namen erhalten haben, kommen vor:

Auf der Markung Burgstall: eine Schleifmühle und eine Hammerschmiede.
Auf der Markung Erdmannhausen: stand auf der Flur „Höfle“ ein Hof.
Auf der Markung Gronau: auf dem Kälberkopf und auf der Platte standen Gebäude.
Auf der Markung Kirchberg: der Ort Eichhalden.
Auf der Markung Pleidelsheim: der Ort Kuchenbach.
Auf der Markung Steinheim: die Orte Sigebotesbuch und Kaisersberg unfern des Lehrhofs.

Überdieß kommen noch Flurbenennungen vor, die auf ehemalige Orte, Burgen etc. hindeuten und zwar:

Auf der Markung Marbach: Bürg.
Auf der Markung Höpfigheim: Spießhof.
Auf der Markung Mundelsheim: Seelhofen.
Auf der Markung Schmidhausen: Weiler, Erlenweiler bei Gagernberg.

  1. O. wird übrigens unter dem J. 774 (Cod. Laur. Nr. 2468) auch in den Neckargau gesetzt; dieser war aber in seiner großen Ausdehnung mehr eine bloße geographische Bezeichnung.
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