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Warmbronn,
Gemeinde III. Kl. mit 805 Einw., wor. 1 Kath. - Ev. Pfarrei. Die Kath. sind nach Weil d. St. eingepfarrt.

Das nicht große, aber freundliche und mit reinlichen, gekandelten Straßen versehene Pfarrdorf, liegt eine Stunde südlich von der Oberamtsstadt, in einer weiten, wiesenreichen, von dem Maisgraben durchzogenen Thalebene. Um die Thalweitung lagern sich auf 3 Seiten amphitheatralisch meist bewaldete, übrigens nicht bedeutende Höhenzüge, die nur gegen Westen nicht zusammenhängen und hier dem 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort entspringenden Maisgraben freien Durchgang gestatten. Von der Ostseite gesehen, bildet das ländliche Dörfchen mit seiner stillen Umgebung und dem stattlichen Renningen im Hintergrunde eine sehr anmuthige Landschaft, welche gegen Westen durch einen Theil des fernen Schwarzwaldes begrenzt wird. Vier Pumpbrunnen und ein schön gefaßter laufender Brunnen, dessen starke Quelle noch weitere Brunnen zu speisen im Stande wäre, spenden vortreffliches Trinkwasser. Etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort befindet sich ein 5/4 Morgen großer See, der seinen Zufluß aus dem nahe gelegenen Seebrünnle erhält und dessen Ablauf den am Dorf vorbeifließenden Maisgraben bildet

Die geräumige und helle Pfarrkirche wurde 1784 auf der Stelle der früheren, in einem einfachen Styl erbaut und enthält nichts Bemerkenswerthes. Auf dem ebenso einfachen, viereckigen, mit Zeltdach bedeckten Thurme hängen zwei Glocken, die größere 1777, die andere 1736 gegossen. Die Baulast der Kirche liegt der Stiftungspflege ob. Statt des früher | um die Kirche, später an dem nordwestlichen Ende des Dorfs gelegenen Begräbnißplatzes wurde 1839 östlich vom Ort, an der Straße nach Stuttgart, ein neuer angelegt; denselben umgibt ein mit Rasen bewachsener Wall, auf dem eine dichte Hecke von Rosen und anderen Ziergesträuchen hinläuft; eine Umfriedigungsweise, welche dem Todtenacker mehr das Aussehen eines freundlichen Gartens verleiht und auch in Rücksicht auf Kostenersparniß statt der gewöhnlichen Ummauerung nachgeahmt zu werden verdiente.

Das wohlerhaltene, mit allen Bequemlichkeiten versehene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, steht im untern Theil des Orts, zunächst der Kirche. Unfern desselben liegen das 1811 erbaute Schulhaus mit Lehrerwohnung und das alte, 1840 renovirte Rathhaus.

Die im Allgemeinen nicht sehr bemittelten Einwohner sind körperlich kräftig, fleißig und ernähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht. Auf der kleinen Feldmarkung liegen die Güter theils eben, theils an nicht stark geneigten Abhängen und haben einen etwas schweren, ziemlich fruchtbaren, meist von Keupermergel unterlagerten Thonboden, der an einzelnen Stellen, wo sich die Unterlage zu sehr der Oberfläche nähert, unergiebig wird. An höher gelegenen Stellen bildet der Keuperwerkstein die Unterlage und macht durch seine der Oberfläche mitgetheilte Verwitterung den Boden leichter und sandiger; in der Thalebene kommt Moorgrund vor. Zur Verbesserung des Bodens dienen außer dem gewöhnlichen Dünger, Jauche, Gyps und Compost.

Die im Dreifeldersystem betriebene Landwirthschaft ist in gutem Zustande und durch manche zweckmäßigen Neuerungen verbessert worden, nur das Doppeljoch will dem einfachen noch nicht weichen. Außer den gewöhnlichen Getreidearten, unter denen Dinkel und Hafer am besten gedeihen, werden Futterkräuter, Kartoffeln, Angersen, Erbsen, Linsen, Ackerbohnen, nur wenig Flachs, dagegen ziemlich viel Hanf, Mohn, Raukarden und etwas Hopfen gebaut. Die Brache wird zu 3/4 angeblümt. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen an Dinkel 6 Sri., an Gerste 2 Sri., an Roggen 11/2 Sri., an Einkorn 4 Sri. und an Weizen 3 Sri. Der durchschnittliche Ertrag beträgt per Morgen 6-8 Schfl. Dinkel, 4-6 Schfl. Hafer, 4-5 Schfl. Gerste, 2-3 Schfl. Roggen, 6-7 Schfl. Einkorn und 3 Schfl. Weizen. Dinkel und Hafer kommt nach Außen zum Verkauf. Der höchste Ackerpreis ist 400 fl., der mittlere 200 fl. und der geringste 80 fl. per Morgen. Die durchgängig zweimädigen Wiesen sind, obgleich ihnen keine Wässerung zukommt, dennoch sehr ergiebig und liefern mit wenigen Ausnahmen ein nahrhaftes Futter, von dem ziemlich viel nach Außen verkauft wird. Der durchschnittliche, jährliche Ertrag wird zu 24 Cent. Heu und 12 Cent. Öhmd per Morgen | angegeben. Die Preise sind denen der Äcker gleich. Früher wurde auch Weinbau getrieben, er ist aber seit etwa 60 Jahren abgegangen. Das Obst, meist Mostsorten und nur wenig Zwetschgen, geräth gerne, so daß in guten Jahrgängen von dem Ertrag auch nach Außen verkauft wird; Bäume werden in einer Privat-Baumschule nachgezogen. Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 550 Morgen gut bestockter Waldungen, die jährlich 50 Klafter und 3000 Stück Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger 1/4 Klafter und 25 Stück Wellen, so daß nur wenig Holz zum Verkauf kommt.

Die Rindviehzucht ist vorzüglich und im Verhältniß zur Einwohner-Zahl sehr bedeutend; eine gute Landrace mit Simmenthaler Kreuzung wird mittelst dreier Farren, von denen 2 der Widdumhofbesitzer und 1 die Gemeinde zu halten hat, gezüchtet. Der Handel mit Vieh, besonders mit gemästetem, bildet einen Haupterwerbszweig der Einwohner. Die Schafzucht hat neuerlich aufgehört, wodurch der Gemeinde eine jährliche Einnahme von 600 fl. aus Weide und Pferch entgeht. Der Betrieb der Schweinezucht ist von der Art, daß nur selten fremde Schweine aufgekauft werden, dagegen gemästete nach Außen zum Verkauf kommen.

Die Bienenzucht nimmt zu.

Von den Gewerben sind 2 Lithographen, die mit mehreren Gehilfen meist Bilderbögen für Kaufleute nach Stuttgart fertigen, besonders zu erwähnen. Außer diesen arbeiten die gewöhnlichen Handwerker mit wenigen Ausnahmen nur für das örtliche Bedürfniß. Im Ort bestehen 2 Schildwirthschaften, 2 Krämer und 1 Branntweinbrennerei.

Mehrere Einwohner treiben besonders nach Stuttgart Handel mit Holz, das im Schwarzwald oder in der Umgegend aufgekauft wird. Auch der Kleinhandel mit Schwefelhölzchen, Wachholderbeeren, Wachholder-Latwerg, Kleesamen, Kien- und Wachholderholz ernährt, wenn auch spärlich, einen Theil der minder bemittelten Einwohner.

Es besteht nicht nur eine Volksschule, an der 1 Lehrer und 1 Gehilfe unterrichten, sondern auch eine Industrieschule. Ein Gemeinde-Backhaus wurde 1848 errichtet. Vicinalstraßen gehen nach Stuttgart, Eltingen und Renningen.

Die Gemeindepflege ist wenig bemittelt und erfordert bedeutende Umlagen, s. Tab. III.; das Vermögen der Stiftungspflege besteht in etwa 1500 fl. und der Schulfonds in 600 fl., woneben noch eine besondere 50 fl. betragende Schulstiftung von der Wittwe eines Lieutenants Dürr vorhanden ist.

Das Nominationsrecht zu der Kirchenstelle hat der König.

Sämmtliche Zehentrechte auf der Markung gingen von der Pfarrei durch Besoldungs-Verwandlung an den Staat über und kommen | nun, gleich andern bereits abgekauften Grund-Gefällen, ebenfalls zur Ablösung.

Um’s Jahr 1105 ertauschte das Kloster Hirschau hier 10 Hubengüter von dem Grafen Ludwig von Arnstein (Cod. Hirs. 96, vgl. Eltingen). Die Besitzungen des Klosters (Höfe, Huben, Zinse, Gülten und alle Gerechtigkeiten) gingen im Jahr 1452 an den Grafen Urich von Württemberg im Tausch über.


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