Beschreibung des Oberamts Laupheim/Bußmannshausen
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Am südlichen Ende des Dorfs steht auf der Terrasse gegen das Roth-Thal die Pfarrkirche zum heil. Martin, welche nach einer an der Außenseite des Chors angebrachten Inschrift 1414 erbaut und 1725 renovirt wurde; sie ist in einen einfachen Styl geändert, und nur der viereckige, massive Thurm hat sich in seiner ursprünglichen Bauweise erhalten. Derselbe ist einfach gehalten, hat in seinen untern Stockwerken Schußscharten, in den oberen aber rundbogige Fenster. Die auf dem Thurme hängenden Glocken wurden 1429, 1731 und 1814 gegossen. Das Innere der Kirche ist im Rococcogeschmack freundlich ausgestattet und enthält ziemlich gute Malereien an der Decke und an den Emporenbrüstungen. Im Chor, der mit einem ungleichseitigen halben Sechseck schließt, befindet sich ein aus Stein sehr gut gearbeitetes Denkmal, die Auferstehung Christi vorstellend, mit der Aufschrift: Das Denkmal der da selig ruhenden Hochfreyherrlichen, gnädigen Herrschaften von Rodt, zu Bußmannshausen, Orsenhausen und Walpertshofen.
Um die Kirche liegt der mit einer Mauer versehene Begräbnißplatz.
Zunächst der Kirche steht das freundlich gelegene, einfache Pfarrhaus mit dem dazu gehörigen Öconomiegebäude.
Das Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Lehrers und das Rathszimmer enthält, wurde im Jahr 1844 mit einem Aufwand von 5195 fl. neu erbaut.
Der Ort ist mit gutem Trinkwasser hinreichend versehen, auch fließt an der Ostseite desselben die Roth vorüber, welche hier eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt. Über das in der Nähe des Dorfs in zwei Arme sich theilende Flüßchen vermitteln zwei hölzerne Brücken den Übergang der nach Orsenhausen angelegten Vicinalstraße; außer welcher noch eine Vicinalstraße nach Bühl und Walpertshofen führt. Im Ort ist eine Schildwirthschaft vorhanden.
Die Einwohner nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht; einzelne treiben nebenbei Gewerbe, besonders Leineweberei, und minder Bemittelte sichern sich ihr spärliches Auskommen durch Taglohnen und Handspinnerei.
Ein großer Theil der Einwohner ist in seinen Vermögensumständen | zurückgekommen, so daß mehrere von Almosen leben und von dem vorhandenen Localwohlthätigkeitsverein unterstützt werden müssen.Das Klima ist wegen der nahegelegenen, ausgedehnten Waldungen und wegen des häufigen Austretens der Roth ziemlich rauh und feucht, weßwegen auch Lungenkrankheiten, Fluß- und Zehrfieber bei den Einwohnern nicht selten vorkommen. Frühlingsfröste schaden häufig dem Obst, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.
Die mit Ausnahme der Rotthalgehänge ziemlich eben liegende Gemeindemarkung, mit Inbegriff der zu Klein-Schaffhausen gehörigen Felder, ist nicht bedeutend und überdieß beinahe zur Hälfte mit Wald bestockt; dagegen ist der Boden, welcher meist aus Lehm besteht, ergiebig, besonders in trockenen Jahrgängen, während er in nassen Jahren, wegen des die Feuchtigkeit nicht durchlassenden, thonigen Untergrundes weniger Ertrag liefert. Die ergiebigsten Güter liegen in den Hausäckern und an dem Kirchenweg. Auf der Markung besitzt die Grundherrschaft, außer 965 Morgen Wald, an zerstreut liegenden Gütern 33 Morgen Gärten, 173 Morgen Äcker, 62 Morgen Wiesen, 5/8 Morgen Länder, welche sie als Maierei, gleich ihren Besitzungen zu Orsenhausen (s. die Ortsbeschr.), selbst verwaltet. Von den übrigen Ortseinwohnern besitzt der begütertste nicht über 80 Morgen.
Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben, und zur Besserung des Bodens neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln besonders die Jauche angewendet. Von den zum Anbau kommenden Cerealien beträgt der durchschnittliche Ertrag 9 – 10 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Roggen, 5 Scheffel Gerste und 5 – 61/2 Scheffel Hafer; in der beinahe ganz angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, besonders dreiblättrigen Klee, Flachs u. s. w. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 250 fl., die mittlern 175 fl. und die geringsten 100 fl. Der Absatz an Getreide nach Biberach und Laupheim ist bedeutend.
Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert gutes, für den Viehstand hinreichendes Futter. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen übrigens keine Wässerung zukommt, ertragen pr. Morgen 12 – 30 Centner Heu und 6 – 15 Centner Öhmd; die Preise eines Morgens bewegen sich von 100 – 250 fl.
Die Obstzucht ist unbedeutend, übrigens eine Gemeindebaumschule vorhanden.
Wegen des bedeutenden Brachanbaues wird seit mehreren Jahren keine Schafweide mehr verliehen.
| Die Rindviehzucht in rothbrauner Allgäuer- und Schweizerrace wird mit drei Farren, welche die Grundherrschaft gegen den Öhmdgenuß von 5 Morgen Wiesen freiwillig hält, betrieben. Der Handel mit Vieh ist nicht beträchtlich.Die Pferdezucht ist unbedeutend, ebenso die Zucht der Schweine, dagegen werden ziemlich Gänse und Hühner auf den Verkauf gezogen.
Das Fischrecht in der Roth hat die Gutsherrschaft zugleich mit dem auf der Markung Orsenhausen um 10 fl. jährlich verpachtet.
Die Gemeindepflege besitzt einige Güter, welche ihr einen jährlichen Pacht von etwa 50 fl. abwerfen. Übrigens s. über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen Tabelle III. Der Kirchenfonds, neben welchem übrigens auch die Gutsherrschaft und die Pfarrstelle zur Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhauses beitragen, belauft sich auf 2000 fl. Die schon längst bestehende Rosenkranzbruderschaft besitzt kein Vermögen.
Im Jahr 1636 wurden drei Pfarrer nach einander und die Einwohnerschaft bis auf 40 Communicanten von der Pest weggerafft, weßhalb die Pfarrei längere Zeit von dem Pfarrer in Schwendi versehen werden mußte. Erst 1662 wurde wieder eine neue Pfarrei errichtet, zu welcher der Grundherr das Patronatrecht hat.
Der zur Gemeinde kirchlich und politisch gehörige Weiler
Klein-Schaffhausen liegt 1/4 Stunde südöstlich von dem Mutterort im Roth-Thale. Die Einwohner sind fleißig, geordnet und befinden sich in günstigen Vermögensumständen.
Was die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse betrifft, so gleichen diese denen von Bußmannshausen, mit Ausnahme des Klima’s, welches hier einen etwas milderen Charakter hat.
Die schulpflichtigen Kinder erhalten ihren Unterricht im Mutterort.
Der Ort Bußmannshausen war in frühester Zeit Kirchbergisch ; den 15. Mai 1346 überließen ihn Liutgart, Wittwe Graf Bruno’s von Kirchberg, und deren Tochter Bertha an ihren Sohn, beziehungsweise Bruder Graf Wilhelm (Reg. Boic. 8, 73).
Er hatte in frühesten Zeiten einen eigenen Adel. In einer St. Blasischen Urkunde vom 26. Februar 1105 erscheint Tietho de Buozmundishusin (Dümge Reg. Bad. 27, derselbe, als Diethoch de B., in Urk. v. 1116. Wirt. Urk.-Buch 1, 342); am 12. Juli 1127 und darauf kommt vor: Burchardus de Buozmundishusen. Heinrich von Bußmannshausen, am 27. Dezember 1185 in einer Urkunde des Klosters Roth auftretend (Stadelhofer | Hist. Roth 1, 57), ertrank im Jahr 1218 im Nil bei der Belagerung von Damiette. (Nach Burkhards von Biberach Ursperger Chronik.) Im Jahr 1277. 1284 lebte Eberhard von Bußmannshausen. Nach dem Orte nannte sich im Verlauf der Zeit eine Herrschaft, wozu Schloß und Dorf Orsenhausen, die Dörfer Walpertshofen und Klein-Schaffhausen und die Jetzhöfe gehörten, und welche in frühester Zeit von der Grafschaft Kirchberg zu Lehen ging. Landesherr war später die österreichische Landvogtei Schwaben, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit war ein von derselben dependirendes Mannlehen, übrigens steuerte der Ort zum ritterschaftlichen Kanton Donau.Im 14. Jahrhundert war Bußmannshausen nebst Zugehörungen in Händen der Ulmer Patricierfamilie der Besserer; Konrad von Besserer verkaufte das Dorf nebst Orsenhausen und Walpertshofen im Jahr 1434 an Hans von Roth, gleichfalls einen Ulmer Patricier, dessen Nachkommen sich im 18. Jahrhundert Rodt schrieben. Als der Feldmarschall-Lieutenant Christoph Franz Joseph von Rodt im Jahr 1768 starb, fiel das Mannlehen Bußmannshausen dem österreichischen Hause heim und wurde eingezogen, und erst durch Decret von 1791 dem k. k. Kämmerer, churpfälzisch geheimen Rath und Landmarschall des Herzogthums Neuburg, Bernhard Maria, Freih. von Hornstein († 1848) ebenfalls als Mannlehen verliehen, jedoch noch dem Sohn des Feldmarschall-Lieutenants, Maximilian Christoph, Bischof von Constanz, auf Lebzeiten († 1800 Jan. 17) zum Genuß überlassen. Im Jahr 1800 wurde genannter Bernhard Maria von Hornstein zu Göffingen durch Österreich wirklich in den Besitz eingewiesen. An Württemberg kam Bußmannshausen im Jahr 1806. Unter württembergischer Oberlehensherrlichkeit folgte als Träger der Herrschaft der Sohn des genannten k. k. Kämmerers, August Marquard Franz de Paula, Freiherr von Hornstein-Bußmannshausen, königl. württemb. Kammerherr, auf dessen Absterben im Jahr 1855[ws 1] nun sein Sohn, Freiherr August v. Hornstein-Bußmannshausen, eingetreten ist.
Eine in dem Walde an der Straße nach Walpertshofen stehende Kapelle, in welcher öfters nach einer Stiftung von dem Pfarrer von Bußmannshausen Messe gelesen werden mußte, wurde von der ehemaligen Rodt’schen Herrschaft ganz weggeräumt, und der Fond von 500 fl., welcher auf dieser Kapelle haftete, in einen Schulfond für die Orte Bußmannshausen, Orsenhausen und Walpertshofen verwandelt.
Anmerkungen [WS]
- ↑ Korrigiert von 1854 auf 1855 laut Beschreibung des Oberamts Laupheim/Berichtigungen.