« Achstetten Beschreibung des Oberamts Laupheim Baltringen »
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Altheim.
Gemeinde III. Klasse mit 318 Einw., worunter 1 Evang., Dorf, Filial von Staig. Gemeindebezirks Weinstetten.

Etwa 23/4 Stunden nordöstlich von Laupheim und nur 1/8 Stunde nordwestlich von dem Mutterort liegt in einer schönen, flachen Gegend am Anfange eines Seitenthälchens des Weihung-Thales der mit Obstgärten umgebene, weitläufig gebaute Ort, dessen Gebäude das ächte Gepräge der Ländlichkeit tragen und meistens noch mit Stroh gedeckt sind. Beinahe in der Mitte des freundlichen Dorfes steht eine der heiligen Helena gewidmete Kapelle, welche etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut und im Jahr 1806 erneuert wurde. Der von unten viereckige, gegen oben achtseitige Thurm mit einem Zeltdach ward im Jahr 1836 angebaut. Derselbe hat neben einem alten, 1737 gegossenen Glöcklein, eine größere im Jahr 1844 gegossene Glocke. In der Kapelle wird von Zeit zu Zeit Messe gelesen. Zu ihrer Unterhaltung besteht der, 5320 fl. betragende Kapellenfonds, von dessen Zinsen zuweilen auch den Ortsarmen Hilfe geleistet wird. Die Kinder besuchen die Schule in dem Mutterort Staig.

Von dem ziemlich abgelegenen Ort führen Vicinalstraßen über Unterweiler nach Wiblingen, nach Humlangen, Staig und Weinstetten.

Trinkwasser ist im Ort hinreichend vorhanden, auch befindet sich am westlichen Ende des Dorfes eine Wette.

Die Einwohner sind sehr fleißig, friedlich und geordnet. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Es sind nur wenige größere Bauerngüter, von denen das bedeutendste 120 Morgen hält, vorhanden, der übrige Grundbesitz ist ziemlich getheilt und die sog. Sölden betragen zuweilen nur einige Morgen. Früher wurde die Handspinnerei stark betrieben, jetzt nähren sich die Unvermöglichen vom Taglohn.

Die ziemlich große, schön arrondirte Markung, deren nördliche Hälfte übrigens aus Wald besteht, hat eine ebene Lage und einen im Allgemeinen ziemlich fruchtbaren Boden, der mehr schwer als leicht, zuweilen naßkalt ist.

Wegen der hohen Lage und der nahe gelegenen ausgedehnten Waldungen ist das Klima etwas rauh, jedoch gesund, was sich in| den erfreulichen Gesundheitsumständen der Einwohner, die nicht selten ein hohes Alter erreichen, äußert. Kalte Nebel und Frühlingsfröste schaden nicht selten dem Obst und sogar der Roggenblüthe; auch kommt Hagelschlag häufig vor.

Die eifrig betriebene Landwirthschaft beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Dinkel und Roggen; ersterer liefert einen durchschnittlichen Ertrag von 5–8 Scheffel, letzterer 2–4 Scheffel per Morgen.

In der beinahe ganz angeblümten Brache werden die im Bezirke gewöhnlichen Brachgewächse gezogen und in neuerer Zeit ziemlich viele Versuche mit dem Anbau des Repses gemacht. Der Verkauf an Früchten ist nicht beträchtlich; die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50 – 175 fl.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, ertragen per Morgen durchschnittlich 15 – 20 Centner Heu und 8 – 10 Centner Öhmd. Das Futter ist mittelmäßig. Der höchste Preis eines Morgens Wiese beträgt 150 fl., der geringste 50 fl.

Von geringem Belang ist die Obstzucht, welche sich nur für den eigenen Bedarf mit späten Kernobstorten und etwas Zwetschgen beschäftigt.

Ein Gemeindegerechtigkeitswald von 160 Morgen wurde im Jahr 1848 an die berechtigten Bürger vertheilt, wobei jedem 52/8 Morgen zufielen; die Gemeinde erhielt 36 Morgen, wovon 12 Morgen Schafweide, die übrigen 24 Morgen wurden in Felder umgewandelt und ertragen einen jährlichen Pacht von etwa 80 fl.

Jene 12 Morgen nebst der Herbstweide sind zur Schäferei verpachtet, welche der Gemeindekasse jährlich 100 fl. nebst dem ungefähr gleichen Werth der Pferchnutzung abwirft.

Die mit einer gewöhnlichen Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist in mittelmäßigem Zustande und wird durch zwei Farren, welche ein Ortsbürger gegen jährl. 22 fl. und die Nutzniesung von 11/4 Morgen Wiesen hält, nachgezüchtet; der Handel mit Vieh ist nicht unbeträchtlich, namentlich kaufen Viehhändler aus dem Unterlande hier ein.

Im Übrigen ist die Viehzucht von keinem Belang; jedoch zieht man ziemlich viele Gänse und bringt sie nach Ulm zum Verkauf.

Über das Vermögen der Gemeinde, wie der Stiftungspflege, s. Tabelle III.

Altheim gehörte ursprünglich zur Grafschaft Kirchberg, und erscheint am frühesten im Jahr 1194 unter den Orten, an welchen Kloster Wiblingen – wahrscheinlich von den Grafen von Kirchberg | geschenkte – Güter besaß. Dasselbe Kloster brachte in den Jahren 1355 bis 1744 den Ort fast ganz an sich. Die Grundherrlichkeit war zuletzt zwischen den Grafen Fugger (zu 2/3) und dem Kloster Wiblingen, nachher Krone Württemberg (zu 1/3) getheilt. Die der Landvogtei Schwaben zustehende hohe Gerichtsbarkeit hatte Kloster Salem gegen ein jährliches Recognitionsgeld, welches an genannte Landvogtei zu entrichten war. Die niedere Gerichtsbarkeit innerhalb Etters war Fugger-Kirchbergisch, außerhalb Etters war sie dem Kloster Wiblingen mit den Grafen Fugger-Kirchberg-Weißenhorn gemeinschaftlich. Die Schicksale des Klosters Wiblingen theilend, kam Altheim im Jahr 1806 von Bayern an Württemberg.