Beschreibung des Oberamts Laupheim/A 5
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Ackerbau, Viehzucht und etwas Obstbau bilden die Hauptnahrungsquellen des Bezirks. Der Gewerbebetrieb ist nur in Laupheim von einiger Erheblichkeit. Handel mit Holz wird in namhafter Ausdehnung in einigen in dem Illerthale gelegenen Orten getrieben.
|Im Allgemeinen trifft man noch ziemlich viel Wohlstand in dem Bezirk; obgleich ein Abnehmen der ökonomischen Verhältnisse beinahe in sämmtlichen Gemeinden sich mehr oder weniger bemerklich macht. Die Ursachen dieser Erscheinung liegen theils in dem täglich mehr sich steigernden Luxus der Einwohner, theils in der Vertheilung der größeren Güter „Hofmetzgerei“, welche unter der Einwirkung der Juden auf eine so schädliche Weise getrieben wird. Wohlhabende Gemeinden sind Baltringen, Baustetten, Dellmensingen, Gögglingen, Mietingen, Ober-Holzheim und Sulmingen. Die unbemittelsten aber Dorndorf, Regglisweiler, Bußmannshausen, Ober- und Unter-Kirchberg, Steinberg, Staig und Hüttisheim.
Die Einwohner letztern Ortes, welcher noch vor wenigen Jahren zu den wohlhabenderen des Bezirks gehörte, sowie die Einwohner von Stetten und Bühl, sind mit Ausnahme weniger Ortsbürger durch ihre Betheiligung bei der weithin bekannt gewordenen Leihkasse in Hüttisheim jetzt mit Schulden belastet.
Große Gutsbesitzer sind, abgesehen von den Grundherrschaften, viele vorhanden, und Grundbesitze von 100—140 Morgen kommen noch ziemlich häufig vor (siehe hierüber auch die Ortsbeschreibungen).
In Beziehung auf den Geldwerth der verschiedenen Vermögens-Bestandtheile können folgende den Oberamtsbezirk im Ganzen betreffende Notizen gegeben werden:
Dieser beträgt nach dem Gebäude-Cataster mit Einschluß des Areals nach oben 2.641.025 fl.
Der Werth des Grundeigenthums berechnet sich nach den für das Cataster des Steuer-Provisoriums zu Grunde gelegten Schätzungen des Reinertrags und den Ergebnissen der Landesvermessung wie folgt:
|Kapitalwerth eines Morgens |
Kapitalwerth im 20fachen Betrag | ||||||
fl. | kr. | Morgen. | fl. | kr. | fl. | kr. | |
141 | 40 | 2.476½ | Gärten und Länder à 7 fl. 5 kr. | 17.541 | 53 | 350.837 | 40 |
86 | — | 46.495½ | Äcker, worunter 565/8 Mrg. Wechselfelder sind, die übrigen aber theils flürlich, theils willkürlich gebaut werden à 4 fl. 18 kr., | ||||
100 | 20 | dazu 1/6 wegen des Zehenten, thut 5 fl. 1 kr. | 233.222 | 26 | |||
mit Zehent | 4.664.448 | 40 | |||||
108 | 40 | 16.6285/8 | zweimädige Wiesen à 5 fl. 26 kr., | ||||
120 | 40 | dazu 1/9 wegen des Zehenten, thut 6 fl. 2 kr. | 100.326 | — | |||
mit Zehent | 2.006.520 | — | |||||
41 | — | 1.1605/8 | einmädige u. Holzwiesen (worunter 447/8 Mrg. Torfstich) à 2 fl. 3 kr., | ||||
45 | 40 | dazu 1/9 wegen Zehenten, thut 2 fl. 17 kr. | 2.650 | 6 | |||
mit Zehent | 53.002 | — | |||||
23 | — | 31.1921/8 | Waldungen, und zwar 7.222 Laubholz, 2.0547/8 Nadelhz. 21.9084/8 gemischte Waldg., 66/8 unbestockt 31.1921/8 Mrg. à 1 fl. 9 kr. thut |
35.870 | 56 | 717.418 | 40 |
17 | 20 | 2.3853/4 | Weiden, theils mit Bäumen, theils mit Gras bewachsen à 52 kr. | 2.067 | 39 | 41.353 | — | |
ferner: Weidenutzung, ohne bestimmte Fläche, für 6.110 Stück Schafe, und 2.837 Stück Hornvieh, zusammen mit einem jährlichen Ertrag von | 1.738 | 5 | |||||
34.761 | 40 | ||||||
146⅜ | Steinbrüche, Thon-, Sand- und Mergelgruben, Fischwasser u. s. w., à 4 fl. 15 kr. | 622 | 4 | ||||
_______ | ______ | __ | 12.441 | 20 | |||
101.0061/8 | 394.039 | 9 | |||||
________ | __ | ||||||
7.880.783 — |
Davon ist das steuerfreie (Staats-) Eigenthum[1] abzuziehen, nämlich:
Morgen | fl. | kr. | fl. | fl. | ||
15⅞ | Gärten und Länder des Staats à 7 fl. 5 kr., thut | 112 | 27 | |||
537⅛ | Ackerfeld des Staats, à 5 fl. 1 kr. einschließlich des Zehentens, thut | 2.694 | 34 | |||
239⅞ | zweimädige Wiesen des Staats à 6 fl. 2 kr., incl. Zehenten, thut | 1.447 | 15 | |||
18½ | einmädige Wiesen des Staats à 2 fl. 17 kr., incl. Zehenten, thut | 42 | 15 | |||
5.891½ | Waldungen des Staats à 1 fl. 9 kr., thut | 6.775 | 14 | | |||
21 | Thon- und Sandgruben, Fischwasser ec. à 4 fl. 15 kr., thut | 89 | 15 | |||
6.7237/8 | 11.161 | — | ||||
223.220 | — | |||||
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Gesammtbetrag des besteuerten unbeweglichen Vermögens einschließlich des Viehstandes: | ||||||
Grund-Eigenthum | 7.657.563 | — | ||||
Gebäude (nach dem Gebäude-Cataster Anschlag s. oben S. 41) | 2.641.025 | — | ||||
Viehstand (nach der Aufnahme vom 1. Januar 1853) | 605.584 | — | ||||
Zusammen | 10.904.172 | — | ||||
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An steuerbarem Vermögen treffen auf einen Angehörigen: | ||||||
a) mit Inbegriff des Viehstandes | 430 fl. 29 kr. | |||||
b) ohne denselben | 406 fl. 35 kr. | |||||
und auf eine Familie kommen: ad a) | 2.030 fl. 12 kr. | |||||
ad b) | 1.917 fl. 27 kr. |
An Fahrniß haben die Angehörigen des Bezirks bei der Württembergischen Mobiliar-Feuer-Versicherungs- Gesellschaft (von anderwärtigen Versicherungen abgesehen) am Ende des Jahres 1854 die Summe von 1.353.490 fl. versichert gehabt.
Die von den Bezirksangehörigen auf den 1. Juli 1851 zur Steuer fatirten Activ-Capitalien betragen einschließlich der gesetzlich von der Steuer befreiten 3.108.611 fl.
Von großer Erheblichkeit sind die Torfablagerungen, aus denen, mit Ausnahme des Illerthales, sämmtliche Thalebenen mehr oder weniger bestehen; sie liefern in beträchtlicher Ausdehnung ein gesuchtes Brennsurrogat, welches namentlich den westlichen, holzarmen Gegenden des Bezirks sehr erwünscht ist und für einzelne Gemeinden eine Einnahme bildet. Die bedeutendsten, in dem Donau- und Dürnach-Thale gelegenen Torfstiche hat Baltringen, Baustetten und Gögglingen; minder beträchtlich sind die zu Donaustetten, Sinningen u. s. w. (s. auch die Ortsbeschreibungen).
Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Grundfläche unseres Bezirks 104.5726/8 Morgen. Von der ganzen Fläche sind landwirthschaftlich benützt 69.147 Morgen (66,13%), forstwirthschaftlich benützt 31.247 Morgen (29,88 %), land- und forstwirthschaftlich nicht benützt 4.1786/8 Morgen (3,99 %). Von der ganzen Fläche kommen auf einen Menschen 14,128 Morgen.
Auf 100 Morgen Fläche treffen 2,72 Pferde und 15,89 Stücke Rindvieh.
Das Verhältniß der verschiedenen Kulturen unter sich ist, wenn Gärten und Länder als Einheit gelten, folgendes:
|- Gärten und Länder 1
- Äcker 18,77
- Wiesen 7,18
- Waldungen 12,59
Von 100 Morgen Grundfläche kommen auf
- Gärten und Länder 2,36
- Ackerfeld 44,47
- Wiesen 17,01
- Waldungen 29,88
- zusammen 93,72
Von dem Rest der 6,28 Morgen fallen
auf Weiden 2,28
" Öden und Steinriegel, Steinbrüche
" Thon-, Sand- und Mergelgruben 0,79
" Flüsse, Bäche und Weiher 0,76
" Straßen und Wege 1,95
" Areal der Orte 0,50
- 6,28
Das gesammte Grundeigenthum vertheilt sich in 59.197 Parzellen, so daß durchschnittlich 13/4 Morgen 6 Ruthen auf eine Parzelle kommen.
Von der ganzen Fläche des Bezirks von 104.5176/8 Morgen besitzen:
der Staat | 7,1585/8 | Morgen | 32 Ruthen; |
die Grundherren oder der Adel | 20.2793/8 | " | 12 " |
die Gemeinden | 8.7321/8 | " | 24 " |
die Stiftungen | 1.1914/8 " 11 " | ||
zusammen | 37.3616/8 | " | 31 " |
Es bleiben hienach für den Grundbesitz der Bürger noch 64 Prozent oder nicht völlig 2/3 des Ganzen übrig. Die größte Markung hat Dietenheim, die kleinste Bronnen.
Nach den für das Cataster des Steuer-Provisoriums im Jahre 1829 vorgenommenen Schätzungen stellt sich der Rein-Ertrag und der im zwanzigfachen Betrag desselben vorgenommene Capitalwerth von einem Morgen der gebauten Fläche, wie folgt:
|Reinertrag. Kapitalwerth. von einem Morgen. | |
Küchengärten und Länder | 4 fl. 46 kr. 95 fl. 20 kr. |
Gras- und Baumgärten | 8 fl. 59 kr. 179 fl. 40 kr. |
Äcker | 4 fl. 18 kr. 86 fl. — |
Acker mit Zehenten | 5 fl. 1 kr. 100 fl. 20 kr. |
Wiesen, zweimädige | 5 fl. 26 kr. 108 fl. 40 kr. |
Wiesen mit Zehenten | 6 fl. 2 kr. 120 fl. 40 kr. |
Wiesen, einmädige (Herbstwiesen) | 2 fl. 3 kr. 41 fl. — |
Wiesen mit Zehenten | 2 fl. 17 kr. 45 fl. 40 kr. |
Waldungen | 1 fl. 9 kr. 23 fl. — |
Werden Gärten, Äcker, Wiesen und Waldungen zusammengenommen, so ergibt sich ein Reinertrag für den Morgen, ohne Zehenten, von durchschnittlich 3 fl. 22 kr., und ohne die Waldungen von 4 fl. 19 kr.
Der Capitalwerth für einen Morten sammt Zehenten und Gülten berechnet sich auf resp. 79 fl. 33 kr. und 105 fl. 58 kr.
Der jährliche Reinertrag im ganzen Bezirk beträgt hienach: 394.039 fl. 9 kr., und mit Ausschluß der Zehenten und des steuerfreien Bodens 339.339 fl. 31 kr.
Bodenbau. Die Bodenkultur, als Haupterwerbsquelle des Bezirks, hat im Laufe der letzten zwanzig Jahre durch die Bevölkerungszunahme, durch den Fleiß seiner Einwohner, wie durch die Einwirkung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins und rationellen Betriebe größerer Güter, insbesondere der grundherrlichen, wesentliche Fortschritte gemacht. Ausgedehnte Flächen von Allmanden und Torfgründen wurden urbar gemacht und besonders letztere mittelst zweckmäßiger Entwässerung in nutzbringende Wiesengründe umgewandelt. Durch die Einführung der Stallfütterung wie durch die Anlage verbesserter Düngerstätten und Gewinnung der Jauche, ist die Düngererzeugung namhaft gesteigert und eine allgemeine Bodenverbesserung möglich geworden, die überdies noch durch Überführen mit Mergel und andern Bodenarten bewerkstelligt wird. Außer diesen Düngungsmitteln kommt noch Gips, Asche, namentlich Torfasche, etwas Compost und zuweilen Knochenmehl in Anwendung. Seit einigen Jahren bedient man sich auch, nach dem Beispiele größerer Betriebe, der Nadelstreu, welche sich für die häufig naßkalten Böden vortrefflich eignet.
Verbesserte Pflüge (Hohenheimer-Suppinger-), finden immer mehr Eingang, obgleich der deutsche Landpflug in manchen Orten noch der allgemeine ist, jedoch meist mit eisernem Streichbrett.
Was den Gebrauch des Untergrundpflugs betrifft, so haben | einige Gemeinden je ein Exemplar von dem landwirthschaftlichen Bezirksverein erkauft und vermiethen denselben an einzelne Gemeindeglieder.Die Bespannung des Pflugs geschieht bei größeren Güterbesitzern am häufigsten mit Pferden; wogegen kleinere Bauern, Söldner und Kleinhäusler meist Kühe und Stiere mit Kummeten an den Pflug stellen. Halbjoche und Ansbacher Stirnjoche sieht man nur vereinzelt. Das Trocknen des Futters an Heinzen findet nur selten Statt.
In den westlichen und nördlichen Gegenden des Bezirks ist der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker 7—8—10 Scheffel Dinkel, 3—5 Scheffel Roggen, 3—5 Scheffel Gerste und 4—6 Scheffel Hafer; im Illerthale 4—8 Scheffel Dinkel, 1—3 Scheffel Roggen, 3—41/2 Scheffel Gerste und 3—6 Scheffel Hafer; auf den Holzstöcken aber 3—6 Scheffel Dinkel, 2—4 Scheffel Roggen, 2—4 Scheffel Gerste und 3—5 Scheffel Hafer. Der Ertrag eines Morgens Wiese wird von 12—25 Centner Heu und 4—15 Centner Öhmd angegeben.
Die Güterpreise betragen für den Morgen Acker 100 bis 500 fl.; die häufigsten Ackerpreise sind 150—200 fl., doch sind in geringen Lagen auch Preise von 50—75 fl. nicht selten. Die höchsten Preise findet man in Laupheim, Baltringen, Bihlafingen, Hüttisheim, Mietingen, Unter-Kirchberg u. s. w.; die niedrigsten in Altheim, Unterweiler, Wangen, Weinstetten u. s. w. Die Preise eines Morgens Wiese bewegen sich von 50—400 fl; die höchsten Preise findet man in Dellmensingen, Dietenheim, Dorndorf, Hüttisheim, Mietingen, Orsenhausen, Sulmingen und Unter-Kirchberg; die geringsten in Altheim und Unterweiler.
a) Ackerbau. Von den vorhandenen 46.4954/8 Morgen Ackerfeld gehören nach den Ergebnissen der Landesvermessung 537 Morgen 31 Ruthen dem Staat, 1.3641/8 Morgen 25 Ruthen dem Adel, 2114/8 Morgen 12 Ruthen den Gemeinden und 4877/8 Morgen 25 Ruthen den Stiftungen.
Die Dreifelderwirthschaft mit theilweise angeblümter Brache ist die allgemein übliche; von den Halmfrüchten baut man hauptsächlich Dinkel, Roggen[3], Gerste und Hafer, während der Anbau | des Weizens, welcher dem Brande sehr ausgesetzt ist, und anderer Getreidearten zu den Seltenheiten gehört. Wicken findet man nicht selten rein oder unter den Hafer gemischt; in einzelnen Gemeinden werden Linsen mit Gerste gemengt, häufiger aber rein gebaut. Der nicht bedeutende Erbsenbau wird in neuerer Zeit etwas lebhafter und mit Vortheil betrieben. In der Brache, welche in Laupheim, Altheim, Bußmannshausen, Dietenheim, Schwendi und Wiblingen, beinahe ganz — in Baustetten, Ober-Kirchberg, Sulmingen, Wain, Weinstetten nur unbeträchtlich — dagegen in den übrigen Orten zur Hälfte bis 2/3 angeblümt wird, baut man Kartoffeln, Bodenkohlraben, Rüben, Ackerbohnen, zuweilen Angersen, sehr viel Futterkräuter, insbesondere dreiblättrigen Klee und etwas Esper, viel Flachs und wenig Hanf. Der Flachs, welcher überdies nebst dem Kraut noch in eigenen Ländern gebaut wird, liefert theilweise ein gutes Erzeugniß, dem übrigens noch lange nicht die gehörige Bereitung zukommt.Von den Handelsgewächsen wird außer Flachs und Hanf auf einzelnen Markungen noch Reps und Hopfen gebaut; letzterer zeigt namentlich auf der Markung Wain ein gutes Gedeihen.
Die meisten Orte können über den eigenen Verbrauch noch Getreide nach Außen verkaufen, das in den westlichen und südlichen Gegenden hauptsächlich seinen Absatz in Laupheim und Biberach, in den nördlichen und östlichen Gegenden aber mehr in Ulm und Dietenheim findet. Mehrere Ortschaften treiben einen sehr beträchtlichen und einträglichen Fruchthandel.
b) Dem Gartenau sind 24764/8 Morgen eingeräumt. Der größte Theil der unter Gärten aufgeführten Fläche (59%) besteht jedoch aus Gras- und Baumgärten.
Kunstgärtnerei als Erwerbszweig findet sich in dem Oberamtsbezirk nicht, und die Küchengärtnerei wird nur von einigen Männern in Laupheim, Dietenheim und Unter-Kirchberg gewerbsmäßig betrieben; dagegen befindet sich beinahe an jedem Hause ein kleines Gärtchen, in welchem der Besitzer desselben nicht nur die für den eigenen Bedarf nöthigsten Gemüse, sondern auch Blumen zum Vergnügen zieht. Schöne Gartenanlagen befinden sich bei den Schlössern zu Laupheim, Achstetten, Dietenheim, Ober-Balzheim, Ober-Kirchberg, Schwendi, Wain und Wiblingen.
c)Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Bezirk 17.7892/8 Morgen Wiesen, wovon 16.6285/8 Morgen zweimähdige und 1.1605/8 Morgen einmädige sind. Das Verhältniß der Wiesen zu der dem Ackerbau eingeräumten Fläche = 1 : 2,61.
| Die Wiesen erzeugen in Folge des moorigen und torfigen Grundes häufig saures, minder nahrhaftes Futter, ein Übelstand, dem durch Entwässerung der Thal- wie der Riedebene in neuerer Zeit entgegen gewirkt wird, jedoch noch lange nicht in der Ausdehnung, wie es im Interesse des landwirthschaftlichen Betriebs nöthig wäre. Mit Ausnahme der Wiesen auf der Markung Laupheim und 200 Morgen auf der Markung Baltringen, kann nur ein ganz unbedeutender Theil der Wiesengründe bewässert werden; die Wässerung auf letzterer Markung wurde im Jahre 1845/46 durch Hafner von Hohenheim mit einem Staatsbeitrag von 500 fl. sehr zweckmäßig bewerkstelligt. d) die Obstbaumzucht ist im Allgemeinen nicht beträchtlich, übrigens beinahe in allen Orten etwas im Zunehmen begriffen; sie beschränkt sich meist nur auf die nächste Umgebung der Orte und auf die Bepflanzung der wichtigeren Straßen mit fruchttragenden Bäumen. Besonders wird dem Baumsatze an den Straßen wie auch in den Obstgärten im Illerthale viele Aufmerksamkeit geschenkt, die Bäume zeigen daselbst einen schönen Wuchs und gewähren öfters einen reichlichen Ertrag; hiezu verhilft mitunter auch die Aufstellung eigener Baumwärter von Seiten der Illerthalgemeinden, was seit einigen Jahren auch auf den Markungen Laupheim und Wain der Fall ist. Übrigens fehlt im Allgemeinen noch der Sinn und der Eifer für die Baumzucht, obgleich nicht zu verkennen ist, daß in manchen Gegenden des Bezirks theils das rauhe Klima auf den Höhen, schädliche Nebel und Fröste in den Thälern, theils der naßkalte, thonige oder geröllereiche Untergrund der Obstzucht entgegensteht. Der landwirthschaftliche Bezirksverein hat zwei Baumgärtner in Hohenheim bilden lassen, welche man im ganzen Oberamtsbezirk verwendet. Es werden von Kernobst meist nur die in Oberschwaben gewöhnlichen, etwas späten Mostsorten, wie Wasser-, Speck-, Weißenhorner- und Knausbirnen, Winterrosenäpfel, rothe Backäpfel und Lederäpfel gezogen; dagegen kommen in den verschiedenen Schloß- und Pfarrgärten auch feinere Tafelobstsorten vor. Von Steinobst werden Zwetschgen und zuweilen Kirschen gepflanzt. Das Obst wird meist in den Orten selbst verbraucht und nur einzelne in dem Illerthal gelegene Orte setzen dasselbe in günstigen Jahren nach Außen, besonders nach Ulm, ab. Mehrere Orte (20) des Bezirks besitzen Baumschulen, welche theils den Gemeinden, theils Privaten gehören; die bedeutendste hatte Roth, welche aber seit einigen Jahren abgegangen ist. Die meisten Bäume sind aus dem Kern gezogen und tragen daher kleine, oft kaum die Abstammung verrathende Früchte, welchem Übelstande | man jedoch in neuester Zeit dadurch abzuhelfen sucht, daß der landwirthschaftliche Bezirksverein jedes Jahr zum Veredlen der älteren Bäume Zweige aus Hohenheim zur Vertheilung bezieht.e) Waldbau. Die Waldfläche des Bezirks beträgt 31.247 Morgen oder 29,88 % der Gesammtfläche. Auf einen Einwohner kommen 1,23 Morgen Wald; es gehört somit das Oberamt zu den waldreicheren des Königreichs.
An den Waldflächen besitzen die Staats-Finanzverwaltung 5.8914/8 Morgen, die Grundherrn 17.6846/8 Morgen (57%), die Gemeinden 4.0665/8 Morgen, die Stiftungen 2866/8 Morgen und die Privaten 3.3171/8 Morgen. Der größte Theil der Waldungen, 70,2%, ist von gemischtem Bestande. Mit Laubholz sind 23,1%, mit Nadelholz 6,7% bestockt.
Die meisten Waldungen liegen in der östlichen Hälfte des Bezirks und ziehen sich von der südlichen Grenze über die sogenannten Holzstöcke bis beinahe zu der nördlichsten Spitze desselben; sie bilden dort große, zusammenhängende, nur selten von Feldern unterbrochene Waldcomplexe, während sie in der westlichen Hälfte in kleineren Partieen zerstreut liegen und zum großen Theil ganz fehlen. Die Waldungen sind demnach ungleich über den Bezirk vertheilt, was auf die im westlichen Theil des Bezirks gelegenen Orte nachtheilig einwirkt, indem durch die Herbeifuhren des Holzes die Preise desselben sehr gesteigert werden.
Glücklicher Weise befinden sich gerade an der westlichen Grenze des Bezirks, wie auch in dem Donauthale mächtige Torflager, welche den Mangel an Brennholz theilweise ersetzen. Auf den Torfstichen des Bezirks werden jährlich etwa 4.700.000 Stücke gewonnen, die ein Surrogat von 1.175 Klafter Fichtenholz abgeben. Ein weiterer Nachtheil ist, daß die Gemeinden entweder gar keine, oder nur wenige Waldungen besitzen und daher genöthigt sind, ihren Holzbedarf aus den staats- und gutsherrlichen, wie auch aus den Biberach’schen Spital-Waldungen zu beziehen.
Der im Allgemeinen für die Holzproduction günstige Boden ist ziemlich verschieden und besteht im östlichen Theile des Bezirks, namentlich auf den Holzstöcken aus einem strengen Thon mit einem die Feuchtigkeit nicht durchlassenden Untergrunde, so daß die Böden häufig naßkalt erscheinen, was zuweilen der Holzvegetation nachtheilig wird. Nicht selten erscheint eine geringe Humusdecke, welcher bald ein nahrungsarmer, aus Geröllen oder Sand bestehender Untergrund folgt (siehe auch den Abschnitt Boden).
Die Waldungen bestehen meist aus Nadelhölzern, unter denen die Fichte bedeutend vorherrscht, weniger häufig ist die Forche und | selten die Weißtanne; die Lärche wird nur an einzelnen Stellen künstlich gezogen. Unter die Nadelhölzer mengen sich meistens Laubhölzer, namentlich viele Birken, weniger Eichen, Buchen, Eschen, Ahorn, Aspen, Vogelbeere, Erlen, Traubenkirschen, Salen u. s. w., so daß gemischte Bestände entstehen; zuweilen trifft man auch reine Laubwaldungen. Über die in den Waldungen vorkommenden selteneren Holzarten siehe auch den Abschnitt Pflanzenreich.Frühlingsfröste und bedeutende Schneefälle schaden zuweilen den jungen Holzpflanzen, während in den erwachsenen Waldungen Schneedrücke und Windwürfe nicht selten vorkommen. Der Borkenkäfer zeigt sich in geringer Menge, zuweilen aber wird der Rüsselkäfer den jungen Pflanzen schädlich.
Der Zustand der Waldungen ist im Allgemeinen gut, da nicht nur von Seiten der Staatsverwaltung, sondern auch von den Gutsherrschaften auf rationellen Betrieb sehr gesehen wird. Viele heruntergekommene Walddistricte wurden in den letzten Jahrzehnten verbessert und stets ist man darauf bedacht, holzlose Blösen, Stumpenlöcher u. s. w. auf künstliche Weise zu bestocken.
Durch die herrschenden Holzarten ist die Hochwaldwirthschaft beinahe durchgängig bedingt und nur ein kleiner Theil der Waldungen wird als Niederwald bewirthschaftet. In den Staatswaldungen geschieht die Schlagführung regelmäßig durch Besamungsschläge, während bei den Gutsherrschaften theilweise noch der kahle Abtrieb mit ein- bis zweijährigem Fruchtbau üblich ist. Die Umtriebszeit in den Hochwaldungen wechselt nach der Beschaffenheit des Bodens von siebzig bis hundert Jahren, bei den Niederwaldungen aber sind dreißig Jahre festgesetzt. Die an den Illerufern befindlichen Buschwaldungen (Griese), ein Gemische von den verschiedensten Laubholzarten (siehe den Abschnitt Pflanzenreich), namentlich Weiden, werden alle zehn bis fünfzehn Jahre abgeholzt. Durchschnittlich kann der jährliche Zuwachs auf einen Morgen Hochwald bei achtzig- bis neunzigjährigem Umtrieb 1/2 - 3/4 Klafter betragen, bei reinen Buchwaldungen jedoch nicht mehr als 1/2 Klafter. Die Niederwaldungen, aus weichen Holzarten, wie Birken, Aspen, Salen etc. bestehend, geben 1/5, höchstens 1/4 Klafter. Bei den Hochwaldungen können überdies auf ein Klafter Holzertrag 25 Stück Wellen und bei den Niederwaldungen 100 Stück Wellen gerechnet werden. Die gegenwärtig in dem Oberamtsbezirk jährlich zum Hieb kommende Holzmasse beträgt etwa 11.800 Klafter.
Der Ertrag der Waldungen reicht nicht nur hin, das Holzbedürfniß des ganzen Bezirks zu befriedigen, sondern erlaubt noch eine beträchtliche Ausfuhr an Nutz- und Brennholz, welche hauptsächlich | mittelst Flößen auf der Iller bewerkstelligt wird; die übrige Fortschaffung des Holzes geschieht je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse oder auf Schlitten. Zu den holzverzehrenden Gewerben gehören: Bierbrauereien, Ziegelöfen, Schmiedessen, Branntweinbrennereien, Bäckereien u. s. w., wobei übrigens zu bemerken ist, daß in sechs Gemeinden zweckmäßig eingerichtete öffentliche Backhäuser bestehen, wodurch einige Holzersparniß erzielt wird, welches sich bedeutend steigern würde, wenn die Errichtung solcher Backhäuser allgemeinen Anklang fände.Die Holzpreis betrugen:
|in dem Forstbezirk Söflingen: Nutzholz (per Kubikfuß) | |||
1800 | 1820 | ||
Eichenholz | 5 bis 9 kr. | 10 bis 11 kr. | |
Buchenholz | 6 " 8 kr. | 9 " 10 kr. | |
Nadelholz | 21/2 " 5 kr. | 4 " 5 kr. | |
Brennholz (per Klafter) | |||
Eichene Scheiter | 2 fl. 48 kr. bis 4 fl. 40 kr. | 6 fl. — kr. bis 7 fl. 6 kr. | |
Buchene " | 5 fl. 10 kr. " 6 fl. 48 kr. | 7 fl. 48 kr. " 9 fl. — kr. | |
Nadelholz | 2 fl. 20 kr. " 4 fl. 30 kr. | 5 fl. — kr. " 6 fl. — kr. | |
in dem Forstbezirk Ochsenhausen: Nutzholz (per Kubikfuß) | |||
1800 | 1820 | ||
Eichenholz | 5 bis 10 kr. | 8 bis 10 kr. | |
Buchenholz | 6 " 8 kr. | 7 " 8 kr. | |
Nadelholz | 4 " 5 kr. | 4 " 6 kr. | |
Brennholz (per Klafter) | |||
Eichene Scheiter | 5 fl. — kr. bis — fl. — kr. | 5 fl. 30 kr. bis 6 fl. 54 kr. | |
Buchene " | 5 fl. 50 kr. " 6 fl. 36 kr. | 6 fl. — kr. " 9 fl. — kr. | |
Nadelholz | 3 fl. 30 kr. " 4 fl. 6 kr. | 4 fl. — kr. " 6 fl. 40 kr. | |
Nach den Resultaten der Aufstreichsverkäufe belaufen sich solche in dem Jahr 1854: | |||
im Forstamte Söflingen | im Forstamte Ochsenhausen | ||
Nutzholz (per Kubikfuß) | |||
1. Langholz | auf | auf | |
Eichen über 20" m. D. | 13 kr. | 12 kr. | |
" unter 20" m. D. | 12 kr. | 9 kr. | |
Nadelholz über 16" m. D. | — kr. | 5 kr. | |
" 12—16" m. D. | 7 kr. | 4 kr. | |
" unter 12" m. D. | 6 kr. | — kr. | |
2. Sägholz | auf | auf | |
über 16" m. D. | 8 kr. | 6 kr. | |
von 12—16" m. D. | 7 kr. | 5 kr. | |
Kleinnutzholz (per 100 stärkste Qualität) | |||
Hopfenstangen | 12 fl. 30 kr. | 10 fl. — kr. | |
Bohnenstecken | — fl. 54 kr. | — fl. 48 kr. | |
Baumstützen | 6 fl. 40 kr. | 3 fl. 20 kr. | |
Klafterholz (per Klafter) | |||
Buchene Scheiter | 9 fl. 57 kr. | 8 fl. 25 kr. | |
Buchene Prügel | 7 fl. 50 kr. | 6 fl. 40 kr. | |
Eichene Scheiter | 7 fl. 54 kr. | 6 fl. 48 kr. | |
Nadelholzscheiter | 6 fl. 18 kr. | 4 fl. 54 kr. | |
Nadelholzprügel | 4 fl. 48 kr. | 3 fl. 31 kr. | |
Wellen (per 100)) | |||
Buchene Wellen | 3 fl. 52 kr. | 3 fl. 31 kr. | |
Nadelholzwellen | 1 fl. 36 kr. | 2 fl. — kr. |
Die Nebennutzungen beschränken sich hauptsächlich auf Waldgras, Waldweide und Waldstreu; die Mast ist von keinem Belang; Theer und Harz wird nicht gewonnen.
Die Holzberechtigungen sind größtentheils abgelöst, so daß gegenwärtig in den zu dem Forst Ochsenhausen gehörigen Staatswaldungen nur noch eine Brennholz-Gerechtigkeit besteht; ebenso findet in den Staatswaldungen des Forsts Söflingen noch eine Holzgerechtigkeitsabgabe von jährlich 4 Klafter birkene Scheiter und 800 St. Wellen Statt.
Die Holzdiebstähle sind nicht häufig, dagegen kommen Weidexcesse nicht selten vor. Die Gemeindewaldungen sind größtentheils sogenannte Gerechtigkeitswaldungen, so zwar, daß meist eine gewisse Anzahl der Ortsbürger, namentlich die Bauernhöfebesitzer, zur Benützung derselben berechtigt sind. In neuerer Zeit wurden in mehreren Gemeinden dergleichen Waldungen vertheilt und den Berechtigten als Eigenthum überlassen, welche dann theilweise den ihnen zugefallenen Antheil mit Vortheil ausstockten und in Felder verwandelten.
f) Weidewirthschaft. Das Areal der eigentlichen Weiden beträgt nach der Landesvermessung 2.3856/8 Morgen, hievon sind ausschließlich mit Gras bewachsen 2.1134/8 Morgen, theilweise mit Holz bestockt 272 Morgen. Die Gemeinden besitzen 74 % des Weideareals.
| Durch die Vertheilung und den Anbau der Allmanden wie durch die Einführung der Stallfütterung haben die eigentlichen Weiden allmälig abgenommen und nur noch einzelne Gemeinden, wie Donaustetten, Gögglingen, Illerrieden, Oberholzheim u. s. w. besitzen noch welche von einiger Bedeutung, dagegen haben mehrere Orte Waldweiden und in den meisten Orten bestehen noch die sogenannten Herbstweiden, auf die man nach der Ernte das Vieh austreibt. Dagegen bilden die Brach- und Stoppelweiden, welche an Pachtschäfer verliehen werden, mit wenigen Ausnahmen noch eine besondere Revenue der Gemeinden (siehe hierüber die Ortsbeschreibungen).Die Pferdezucht ist sehr ausgedehnt. Der Stand der Pferde im ganzen Bezirk betrug am 1. Januar 1853 2.840 Stücke, von welchen 629 oder 22,2 % unter zwei Jahren alt waren, ein Verhältniß, wie es kein anderer Bezirk aufzuweisen hat[4]. Auf eine Quadratmeile kamen 473,2 Stücke. Bei den Pferden wird mehr auf einen tüchtigen, etwas grobknochigen, zur Arbeit tauglichen Landschlag gesehen, als auf feinere, edlere Racen, obwohl dergleichen auch getroffen und gezüchtet werden. Es würden unfehlbar noch weit schönere und dauerhaftere Pferde erzielt werden, wenn dieselben nicht zu jung für den Ackerbau verwendet würden, und für die Fohlen durch Fohlengärten oder Weiden gesorgt wäre. Die Bedeckung der Stutten geschah früher meist auf der Beschälplatte zu Biberach oder durch patentisirte Hengste, seit aber im Jahre 1853 eine Beschälplatte in Laupheim errichtet wurde, wird diese fleißig benützt und läßt bald einen guten Erfolg hoffen. Der Absatz der Pferde, der meist auf den Roßmärkten in Ulm, zuweilen auch an das Militär geschieht, ist bei einzelnen Orten ziemlich beträchtlich, wie in Laupheim, Achstetten, Baltringen, Hüttisheim, Mietingen, Ober-Holzheim, Schwendi, Siessen, Sinningen, Stetten, Sulmingen, Unter-Balzheim, Unterweiler, Wain, Walperthofen und Wiblingen. In neuerer Zeit werden die besseren Pferde in einem Alter von zwei bis drei Jahren von auswärtigen Juden aufgekauft und nach Bayern und die Schweiz abgesetzt.
Die Rindviehzucht ist bedeutend und gewinnt immer mehr an Ausdehnung, je mehr der Viehaustrieb beschränkt und auf Kosten der Weiden die angebaute Fläche und insbesondere der Futterkräuterbau, wie die Verbesserung der Wiesen zunimmt. Der Bezirk besaß bei der Aufnahme vom 1. Januar 1853 226 Bullen, | 386 über zwei Jahre alte Ochsen, 10.076 Kühe und Kalbeln, 5.619 Stücke Schmalvieh und 311 unter 6 Wochen alte Kälber, zusammen 16.618 Stücke, wornach auf eine Quadratmeile 2.775,6 Stücke kommen. auf hundert Einwohner trafen im Jahre 1853 41,34 Kühe.Die Racen sind gemischt und ein reiner Schlag ist nirgends bestimmt ausgesprochen; am allgemeinsten ist die Allgäuer-Race, die übrigens nicht selten mit einem gewöhnlichen Landschag oder mit Schweizervieh gekreuzt wird. Auf den Holzstöcken und im Illerthale herrscht eine grobknochige Landrace vor, die theilweise durch Schweizerfarren sich verbessert. Durch besonders schönes Vieh zeichnen sich die Gutsherrschaften und einzelne größere Güterbesitzer aus. In diesen Ställen findet man am häufigsten die braune Allgäuer-Race vertreten, welche mit Original-Farren vom Rigi-Stamme gekreuzt wird, jedoch treibt man auch in größeren Meiereien die Nachzucht von reiner Rigirace.
Die Farren (Rigi- Allgäuer- und Landrace) werden theils von den Gutsherrschaften und stark begüterten Privaten gehalten, hauptsächlich aber von Ortsbürgern angeschafft und gegen eine Vergütung von Seiten der Gemeinden verpflegt; einzelne Gemeinden schaffen die Farren selbst an und verpachten sie an Ortsbürger.
Der landwirthschaftliche Verein ließ schon einige Mal Transporte von Rigi-Farren mit Kalbinnen kommen und brachte dieselben zur Versteigerung im Bezirke, wodurch eine Verbesserung der Nachzucht erzielt wird.
Der Handel mit Vieh, besonders mit Mast- und Jungvieh, welcher für viele Gemeinden eine namhafte Erwerbsquelle bildet, ist beträchtlich und wird meist auf benachbarten Märkten getrieben; nur in einzelne Orte kommen Händler aus dem Unterlande, um daselbst Vieh aufzukaufen. Die Mastung ist von keinem besondern Belang und wird nur von größern Landwirthen und Bierbrauern betrieben. Der Milchertrag, soweit er nicht für die Haushaltung nöthig ist, wird meist verbuttert, zum Theil auch, wie in den Orten Laupheim, Achstetten, Dellmensingen, Dietenheim, Mietingen, Ober-Kirchberg, Orsenhausen und Schwendi, zu Käse bereitet, welche ihren Absatz hauptsächlich in dem angrenzenden Bayern finden. Die Stallfütterung mit Herbstaustrieb ist beinahe allgemein eingeführt.
Die Schafzucht ist im Allgemeinen unbedeutend und wird von mehreren Gemeinden gar nicht mehr, von den meisten aber durch Pachtschäfer und nur in einzelnen Orten von Bürgern betrieben.
| Der Bezirk besaß im Januar 1853 133 spanische Schafe, 1236 Bastarde und 1453 Landschafe, zusammen 2822 Stücke. Bei der Aufnahme am 1. Januar 1850 waren es 4488, im Jahr 1843 5497, im Jahr 1840 7972, im Jahr 1837 8553, im Jahr 1834 5368 Stücke. Der Abstoß der Schafe geschieht hauptsächlich gegen die Alp, und die Wolle wird meist nach Ehingen abgesetzt.Die Schweinezucht ist nicht bedeutend und hat in den letzten Jahren in Folge der leidigen Kartoffelkrankheit ziemlich abgenommen; da übrigens in neuerer Zeit einige größere Öconomen rein englische und gekreuzte Eber angekauft haben und auch der landwirthschaftliche Bezirksverein halb-englische Zuchtschweine zur Versteigerung gebracht hat, wird sich die Race wesentlich verbessern. Es werden weit mehr Ferkel ein- als ausgeführt, namentlich kommen viele aus Bayern in den Bezirk. Am bedeutendsten ist die eigentliche Zucht in den Orten Dellmensingen, Gögglingen, Wain, Weinstetten, Schwendi u. s. w.; die Schweinehaltung dagegen ist von Belang in Laupheim, Burgrieden, Ober-Kirchberg u. s. w. Die Zahl der vorhandenen Schweine betrug am 1. Januar 1853 2769 Stücke, unter denen 16 Eber, 344 Mutterschweine, 1767 Mastschweine und 642 Läufer und Milchschweine waren. Die Mastung beschränkt sich meist auf das eigene Bedürfniß, seltener ist der Handel mit Mastschweinen.
Die Ziegenzucht wird in geringer Ausdehnung nur von Unbemittelten der Milch wegen getrieben; im ganzen Bezirk wurden am 1. Januar 1853 269, und per Quadratmeile nur 44,9 Ziegen gezählt.
Die Geflügelzucht bildet für die meisten Orte eine kleine Erwerbsquelle; Hühner, Enten, besonders aber viele Gänse werden gezogen und in benachbarte Städte, namentlich in Ulm, abgesetzt.
Die Bienenzucht ist ziemlich beträchtlich, übrigens im Abnehmen. Der Honig bleibt meist in den Orten selbst. Im Jahr 1853 wurden 1537 Stöcke gezählt; 256,7 auf 1 Quadratmeile und 6,27 auf 100 Einwohner, so daß der Bezirk in beiden Beziehungen nur von 10 Oberamtsbezirken übertroffen wird.
Auf dem Felde erscheinen, jedoch auch in geringerer Anzahl als früher, die Feldhühner, Wachteln, und den Winter über, besonders in den Riedebenen, zuweilen in großer Menge die wilden Gänse. Im Früh- und Spätjahr stellen sich auf der Durchreise Schnepfen ein, während sich in den Moorgründen gerne Becassinen aufhalten. Wilde Enten, Wasserhühner u. s. w. fallen nicht selten in die Gewässer, besonders in die Altwasser und Weiher, ein; auch der Fasan erscheint als Seltenheit in den Griesen an der Iller, bei Ober-Kirchberg und Wiblingen. Von Raubzeug trifft man Füchse, Marder, Iltisse, Wiesel und ziemlich häufig die Fischotter.
Die Fischerei ist in den Flüssen Donau und Iller nicht unbeträchtlich und wird dort hauptsächlich auf Rothfische, Hechte, Barben etc. betrieben, während sie sich in den kleinern Flüssen meist nur mit Barben, Schleihen, Weißfischen, Börschingen, Nasen und etwas Hechte beschäftigt. Die Rothfische besuchen, aus der Donau kommend, zur Laichzeit, gewöhnlich in der Mitte des Monats März, nur die Iller und gehen in derselben aufwärts, öfters bis in die Nähe von Kempten; auf dieser etwa 3 Wochen andauernden Reise werden viele derselben von 5 bis 45 Pfund schwer gefangen. Ebenso dringen die Nasen zu ihrer gegen das Ende dieses Monats eintretenden, etwa 8 bis 10 Tage andauernden Laichzeit zu Tausenden in die Flüsse Iller, Roth und Westernach ein und gehen in ersterem bis auf 10 Stunden, in den letzteren aber nur auf 4 bis 5 Stunden stromaufwärts. Bei dieser Veranlassung werden sie dann in großer Anzahl gefangen und, wie auch die übrigen Fische, meist nach Ulm und Laupheim abgesetzt. Vor 18 Jahren wurde in der Roth, unweit der Holzmühle, ein Weller gefangen.
Das meist verpachtete Fischrecht steht theils dem Staat, theils den Gemeinden und einzelnen Privaten, am häufigsten aber den Grundherrschaften und namentlich auch dem Spital Biberach zu (s. auch die Ortsbeschreibungen).
Krebse kommen in den kleineren Gewässern, besonders auch in den Riedgräben vor.
Die Gewerbe beschränken sich meistens auf den gewöhnlichsten Bedarf und nur wenige Artikel bilden den Gegenstand weiteren Handels. Die meisten Handwerker haben noch einzelne Güterstücke, die sie fleißig bebauen.
|So unbedeutend hiernach die Gewerbe sind, so zählt der Bezirk doch einige künstlerische Gewerbe, die zu den selteneren gehören; namentlich fertigt Instrumentenmacher Sandherr in Laupheim schöne und gute Zithern, und in Dietenheim, wo der bekannte Historienmaler Speth vor Kurzem gestorben ist, zeigt sich Leimer als ein talentvoller Bildhauer. Eine in Laupheim befindliche Buchdruckerei beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Druck des Amtsblatts für den Bezirk.
Vor dem Bau der Eisenbahnen bewegte sich ein sehr lebhafter Güter- und Personenverkehr durch den Bezirk in zwei Richtungen, einmal auf der schönen Landstraße von Ulm nach Friedrichshafen über die steinerne Donaubrücke bei Wiblingen bis an die Oberamtsgrenze gegen Biberach, und dann auf der Illerstraße von Ulm nach Leutkirch, Memmingen und Kempten. Letztere wurde theilweise schon früher durch die ebenere bayerische Parallelstraße überflügelt. Die großen, jetzt meist verödeten Wirthshäuser an dieser Straße sind Zeugen des bestandenen Verkehrs. Dennoch spielen die Wirthschaftsgewerbe immer noch eine Hauptrolle, es sind 152 Wirthschaften im Betrieb, und zwar 76 Schildwirthschaften, 34 Speisewirthschaften und 41 Schenkwirthschaften, so daß auf 162 Einwohner eine Wirthschaft kommt.
An Bierbrauereien waren 52 im Betrieb, die im Jahre 1854/55 20.784 fl. 29 kr. Malzsteuer zahlten, daneben haben aber noch 199 Personen für ihren eigenen Hausbrauch Bier gebraut und 724 fl. 57 kr. Malzsteuer bezahlt, es kann also angenommen werden, daß jährlich 12 — 15.000 Eimer braunes und weißes Bier gebraut werden. Von diesem Bier, besonders aus der Freiherrlich von Süßkind’schen in Schwendi und der Laupheimer Schloßbrauerei, wird viel auswärts, namentlich nach Stuttgart verführt, dagegen findet aber auch von Warthausen und Ulm Einfuhr statt; es kommen durchschnittlich auf den Kopf etwa 100 Maas Bier zur Verzehrung.
Einen nicht unbedeutenden Handelsartikel bildet auch das Holz, das aus den großen Forsten in der Nähe des Illerthals in allerlei Gestalten an die Iller transportirt, von dort auf derselben verflößt und meistens an Ulmer Schiffer und Holzhändler verkauft wird.
Für den Fruchtverkehr bestehen in dem Bezirke zwei Schrannen, in Laupheim und in Dietenheim, von denen die ersteren Orts, wo jeden Dienstag Fruchtmarkt ist, durch die Eisenbahn sich gehoben hat, während die letztere immer unbedeutender wird. Auf der Laupheimer Schranne wurden im Jahr 1853 7737 Scheffel Kernen, 511 Scheffel Roggen, 979 Scheffel Gerste, 900 Scheffel Haber, 18 Scheffel Wicken und 19 Scheffel Reps um 143.845 fl. umgesetzt.
Jahrmärkte bestehen in Laupheim, Dietenheim und Schwendi, dieselben sind aber, mit Ausnahme der Laupheimer, von geringer Bedeutung; in Laupheim wird auch jeden Dienstag Wochenmarkt abgehalten.
Überhaupt wurden in Beziehung auf Gewerbe und Handel bei der im Dezember 1852 stattgehabten Aufnahme für den Zollverein in dem Oberamtsbezirk gezählt:
- Webereien:
in Baumwolle und Halbwolle 5 Stühle und 5 Arbeiter;
in Leinen und Halbleinen 288 Stühle und 308 Arbeiter.
Bandweberei mit 4 Stühlen und 5 Arbeitern.
1 Tuchmanufaktur mit 1 Handstuhl und 1 Arbeiter;
1 Fabrik für baumwollene und halbbaumwollende Zeuge mit 20 mechanischen, 100 Handstühlen und 120 Arbeitern.
2 Stückbleichereien mit 4 Arbeitern.
5 Garnbleichereien mit 8 Arbeitern.
1 Druckerei für Zeuge aller Art mit 1 Drucktisch, 1 Druckmaschine und 1 Arbeiter.
- Mühlwerke:
34 Wassermühlen mit 136 Mahlgängen und 94 Arbeitern.
14 Ölmühlen mit 14 Arbeitern.
1 Walkmühle mit 1 Arbeiter.
3 Lohmühlen mit 3 Arbeitern.
9 gewöhnliche Sägmühlen mit 8 Arbeitern.
16 Kalkbrennereien mit 18 Arbeitern.
| 28 Ziegeleien mit 98 Arbeitern.49 Bierbrauereien mit 107 Arbeitern.
110 Brannweinbrennereien mit 110 Arbeitern.
1 Destillir-Anstalt mit 1 Arbeiter.
5 Käsefabriken mit 7 Arbeitern.
1 Safranfabrik mit 2 Arbeitern.
Meister | Gehilfen | Meister | Gehilfen | |||
Bäcker | 58 | 22 | Steinhauer | 1 | 1 | |
Conditoren | 2 | 2 | Kaminfeger | 4 | 2 | |
Metzger | 77 | 22 | Hafner | 10 | 5 | |
Seifensieder | 2 | 1 | Glaser | 27 | 5 | |
Gerber | 9 | 15 | Gipser | 5 | 2 | |
Schuhmacher | 187 | 95 | Ciseleure | 2 | 1 | |
Handschuhmacher | 12 | 2 | Grobschmiede | 68 | 72 | |
Kürschner | 1 | 2 | Schlosser | 49 | 27 | |
Sattler | 24 | 11 | Kupferschmiede | 2 | 1 | |
Seiler | 16 | 8 | Flaschner | 10 | 1 | |
Schneider | 104 | 57 | Nadler | 7 | 2 | |
Knopfmacher und Posamentirer | 4 | 3 | Uhrmacher | 7 | 2 | |
Putzmacherinnen | 5 | 2 | Gold- und Silberarbeiter | 4 | — | |
Hutmacher | 4 | — | Barbirer | 22 | 1 | |
Färber | 6 | 5 | Fischer | 11 | — | |
Zimmerleute | 36 | 163 | Gärtner | 9 | 4 | |
Schreiner | 102 | 39 | Buchbinder | 2 | 4 | |
Wagner | 59 | 26 | Wachszieher | 2 | 1 | |
Küfer und Kübler | 61 | 11 | Blättersäger | 5 | — | |
Dreher | 20 | 9 | Hechel-, Rechen- und Schachtelmacher |
26 | 2 | |
Kammmacher | 2 | — | Keßler und Scheerenschleifer | 3 | — | |
Bürstenbinder | 5 | — | Musikanten | 53 | — | |
Korbmacher | 11 | 1 | Buchdrucker | 1 | 3 | |
Maurer | 44 | 255 |
Zahl der Gewerbe |
Zahl der dabei beschäftigten Personen | |
Getreidehändler | 12 | 12 |
Holzhändler | 17 | 17 |
Spezereihändler | 126 | 128 |
Apotheker | 3 | 6 |
Ausschnitthändler | 15 | 16 |
Eisen- u. s. w. Waarenhändler | 7 | 7 |
Sonstige Händler | 10 | 8 |
Victualien-Händler | 17 | — |
Herumziehende Krämer | 57 | 25 |
Lumpensammler | 59 | — |
Viehhändler | 35 | 10 |
Frachtfahrer und Lohnkutscher | 26 | 41 |
- ↑ als steuerfrei wurde bisher blos das Staatseigenthum in Abzug gebracht, weil das übrige steuerfreie Eigenthum (§3 des Gesetzes vom Jahre 1821) nirgends sicher zu erheben ist.
- ↑ Siehe auch die Ortsbeschreibungen.
- ↑ Roggen wird sehr viel gebaut, und sogar auf einzelnen Markungen in größerer Ausdehnung, als der Dinkel.
- ↑ Siehe Württemb. Jahrb. 1852, II. S. 163 u. 201.