Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel B 41
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Den Ort durchzieht eine schöne breite Straße von Eberbach-Langenburg nach Bartenstein.
Die kleine Kirche steht mitten im Dorf. Den Haupteingang beschattet ein mächtiger alter Kastanienbaum. Da die Kirche erst 1766 an der Stelle eines älteren Kirchleins, das aber nicht geweiht war, erbaut wurde, so trägt sie das Gepräge jener Zopfzeit, ist aber freundlich und hell durch eine 1875 vollzogene Restauration hergerichtet. Sie ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Der rund abschließende Chor hat im Deckengewölbe ein Bild der heil. Dreieinigkeit. Der Hochaltar mit dem Altarbild: Tu es Petrus ist den Patronen der Kirche gewidmet, die Seitenaltäre des Schiffes Joseph und Maria. Die Wände des Langhauses sind durchaus glatt, die Decke flach. Auf dem Westgiebel des Langhauses steht ein kleines Glockenthürmchen als Dachreiter aus Holz mit Schiefer gedeckt. Auf demselben hangen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Franziskus Josephus Rosenecker, G. Eberhart Kaplan, G. Hammel Schultheiß 1768. Aus dem Feuer bin ich geflossen, Joh. Ge. Lösch von Morsbach hat mich nach Simprechtshausen gegossen.
Die mittlere: I.N.R.I. Dieser triumphirliche Titel bewahre uns vor allem Übel; erlöse uns Gott Vater, Gott Sohn, Gott heiliger Geist. Kilian Thomas Back, Pfarrer in Mulfingen. Joseph Baumann, Kaplan. Joseph Lüllig, Schultheiß, Johann Kaiser, Schullehrer in Simprechtshausen. In der Mitte: S. Michael. Gegossen von Ge. König von Langenburg 1823.
Die kleinste hat die Inschrift: Sancta Maria ora pro nobis. Gegossen von C. König in Langenburg im Jahr 187 . (letzte Zahl abgesprungen).
Das kleine alte Kirchlein war ohne Thurm. Es wurde 1766 abgebrochen; 25. März wurde der Grundstein gelegt und am 12. August der Weihegottesdienst gehalten. Am 13. Sept. 1777 konsekrirte Weihbischof Dan. Ant. v. Gebsattel, Bischof von Siga i. p. die Kirche. (Pfarrchronik v. Mulfingen S. 78 ff. 104.) Der Bau kostete 2050 fl. Zum Kirchenbau hatte ein Schneider Leonh. Schmieg 100 fl., Joseph Lüllig 1500 fl. vermacht.
| Das schöne, stattliche Pfarrhaus liegt etwas höher als das Dorf an dessen südwestlichem Ende. Es wurde 1842 von der Gemeinde, welche auch die Baulast wie bei der Kirche hat, neu gebaut. Neben dem Pfarrhaus liegt der 1836 neu angelegte Gottesacker, doch befand sich schon seit 1751 ein Begräbnisplatz bei der Kirche.Das Schulhaus steht unweit der Kirche. Dasselbe wurde 1872 solid aus Stein gebaut. Es enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, sowie im untern Stock die Gelasse der Gemeindebehörden. Der Bau kostete 12.000 fl.
Sonst besitzt die Gemeinde noch ein Schafhaus, ein Armenhaus und ein Gefängnis.
Mit Trinkwasser ist der Ort genügend versehen. Das Wasser ist mittelgut, aber ohne Beigeschmack. Es sind 2 laufende und 5 Pumpbrunnen vorhanden. Die laufenden, Gemeindeeigenthum, werden durch eine Wasserleitung aus Quellen im Wald Hegenest gespeist. Auf der Markung fließen 2 Bäche, welche in die Jagst münden, der Lausenbach westlich vom Ort und der in heißen Sommern versiegende Märzenbach, der bei Alkertshausen OA. Gerabronn entspringt und nördlich vom Dorfe vorbeifließt (cfr. Märzengallen = Hungerbrunnen, periodisch fließende Quellen).
Ein kleiner Feuersee ist unweit des Ortes angelegt, ein weiterer See an der Straße nach Bartenstein ist jetzt zu Wiesen angelegt. Kalksteine werden im „Weilersthal“ gebrochen, Bausteine übrigens von außen bezogen. Erdfälle mit je einer Quelle befinden sich südlich vom Dorf im Wald Taubenhof und nördlich im Wald Saubühl.
Die Vermögensverhältnisse sind günstig. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt 75 Mrg. Feld und 15 Mrg. Wald, der des Mittelmannes 30 Mrg., der der ärmeren Klasse 10–12 Mrg.
Die Hauptnahrungsquelle ist Feldbau und Viehzucht. An Gewerben finden sich nur die für die bäuerliche Bevölkerung nothwendigen. Es ist ein Schneider, ein Wagner und zwei Schmiede im Ort. Auch ist eine Schildwirthschaft und ein Kaufladen vorhanden.
Straßen führen nach Bartenstein, Mulfingen und Eberbach. 2 hölzerne Stege führen über den Märzenbach, welche die Gemeinde zu unterhalten hat. Die Stiftung besitzt ein Vermögen von 10.682 M. Die Zinse werden für kirchliche Zwecke benützt.
| Der Boden auf der verhältnismäßig großen Markung ist schwer, theilweise naßkalt. Thon, sog. blauer Letten ist vorherrschend neben Kalkerde. Die Äcker sind nicht tiefgründig. In der Flur Zwerenberg finden sich nasse Wiesen. Am besten gedeihen Dinkel, Roggen und Haber.Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt.
Weinbau wird nur noch wenig getrieben.
An Wald besitzt die Gemeinde 185 Mrg. Laub- und Nadelwald. Es werden jährlich 159 Rm. Laubholz und 60 Rm. Nadelholz, sowie 5900 Wellen ausgebreitet. Busch- und Bodenholz wird unter die Bürger vertheilt, welche 2–3 Rm. und 100 Wellen erhalten. Das Stammholz wirft der Gemeinde 1370–1700 M. jährlich ab.
Als Weide wird die Brach- und Stoppelweide benützt, wofür der Schäfer 85 M. bezahlt. Die Pferchnutzung gehört den Gemeinderechtsbesitzern.
Alterthümer.
Im Süden des Dorfes führt die alte Hochstraße, die von Heimhausen herkommt und jenseits der Jagst auf dem Kamm des Höherückens zwischen Kocher und Jagst nach Wimpfen zog, vorüber. An derselben fanden sich bei Zwerenberg vor Jahren Geldmünzen. Außerdem ist ein „Bubenweg“ vorhanden. Auch bei der Anlage des Feuersees fand man Spuren eines alten gepflasterten Wegs, 6’ unter dem Boden, und Hufeisen. Auf der Markung Simprechtshausen sind abgegangen die Weiler und Höfe: Dürzel, Monbrunn, Westernholz, Taubenhof und Zwerenberg s. unten.
An Flurnamen sind zu bemerken: Hutersbrunn, Behälter, Dirzle, Kürbis, Kesselwiesen, Weilerroth und Weilersäcker, Morgenäcker, Grünbühl, Hundswiesen, Kreuzlohe, Lausenberg, Lausenäcker. Auf die alte Kapelle zu Simprechtshausen und ihren Besitz weisen die Kapelläcker und der Kapellensweg.
Wo das Haus der alten Edelherren von S. stand, läßt sich nicht genauer feststellen, da Anhaltspunkte fehlen. Nach der Lage möchte es wohl beim Pfarrhause auf den Hofäckern zu suchen sein.
Am Hause des Schultheiß Throm ist als Andachtsbild der Grabstein eines Johanniterkommenthurs aus der Johanniterkirche zu Hall eingemauert. Derselbe stellt die Anbetung der Maria| durch einen Johanniter mit dem Johanniterkreuz dar und hat die jetzt wegen der Lage des Steins schwer zu lesende Umschrift: Anno domini MCCCCXV obiit ... Markwart Stahel commend. i. hall.
Simprechtshausen, alt Sintprechtshausen, das Haus eines Sintprecht, erscheint zuerst 1103 als Sitz eines Edelgeschlechts, das ohne Zweifel identisch war mit den Edeln von Mulfingen Cod. Hirsaug. 34 a., welche die spätere Herrschaft Jagstberg besaßen, und theilte die wechselvollen Geschicke der Herrschaft Jagstberg, die endlich 1406 in die feste Hand des Bisthums Würzburg kam, das in S. die hohe und niedere Obrigkeit besaß. S. gehörte zur Cent Jagstberg. Sonst waren begütert die ritterlichen Herren von Mulfingen 1327 und von Thierbach s. Reg. 1327. 1343. Der kleine Zehnte gehörte der Pfarrei Mulfingen, der große soll von einem Pfarrer zu Mulfingen um 12 Goldgulden an das Stift von Möckmühl, dem seit ca. 1381 der Kirchsatz von Mulfingen gehörte, versetzt worden sein. Nach Aufhebung des Stiftes fiel er an Württemberg und wurde 1583 11. Dez. von Herzog Ludwig an die Gebrüder von Crailsheim, Joh. und Sebastian, gegen andere Güter vertauscht und von diesen an den Bischof Julius zu Würzburg verkauft. Außerdem hatten Güter und Einkünfte Kl. Schäftersheim und die Johanniter in Rothenburg. 1632 kam S. mit der Herrschaft Jagstberg durch Schenkung Gustav Adolfs von Schweden an Graf Georg Friedrich von Hohenlohe, fiel aber 1634 wieder nach der Schlacht von Nördlingen an Würzburg zurück. 1802 wurde es mit Jagstberg dem Prinzen Karl von Hohenlohe-Bartenstein als Theil der neu gegründeten Herrschaft Hohenlohe-Jagstberg zugetheilt (Fischer, Gesch. des Hauses Hohenlohe 3, 99 ff.) und kam 1806 unter württ. Souveränität.
Kirchlich gehörte Simprechtshausen bis 1843 zur Pfarrei Mulfingen, besaß aber schon im 16. Jahrh. eine eigene Kapelle zu St. Peter mit Begräbnisplatz (Jagstb. Lagerb.). 1843 wurde eine selbstständige Pfarrei in S. gegründet Regbl. 1843, 628. Eine Schule bestand jedenfalls schon 1607, da in den Mulfinger Kirchenbüchern 1607 Kilian Schmieg als Schulmeister in S. genannt wird (1655 Fr. Huber, 1657 Joh. Fr. Schmieg).
Pfarrer: K. Diemer 1843–52. Jos. A. Maier 1858–67. Joh. Weber 1867–71. Flor. Widmaier 1871.
1327 verkaufen Hermann v. Mulfingen und seine Hausfrau Hedwig Güter zu S. an das Kl. Schäftersheim. Öhr. Arch. Wib. 2, 229.
1834 werden die Pfarrgüter der Pfarrei Billingsbach zu Symbrehshusen der neuerrichteten Pfarrei Ettenhausen zugetheilt. Wib. 2, 277.
1343 verkauft Johann v. Thierbach seine Güter zu S. an das Kl. Schäftersheim. Wib. 2, 232. Öhr. Arch.
1354 Sept. 30 streiten Br. Heinrich v. Remde, Priester, und Br. Konrad v. Klepsheim und der Konvent zu Rotenburg mit Konrad Ursenbein und Seitz Welcz, Bürger v. Rothenburg, wegen Güter zu Simprehtshusen, welche Heinrich von Remde aufs neue für das Johanniterhaus kauft. Reg. b. 8, 302.
1360 empfängt Diepolt v. Jachsberg Gülten zu Simprechtshausen, sowie eine Egerte unter S. v. Gerlach v. Hohenlohe zu Lehen. Hoh. Arch. 1, 372.
1405 vermacht Ulrich v. Thierbach an die neu errichtete Frühmesse zu Mulfingen 1/2 kleinen Zehnten zu S. In demselben Brief erscheint der Wald Hegenest als Hegeniz (Mulf. Akten).
1583 Dez. 11 überläßt Herzog Ludwig von Württemberg den Gebrüdern Joh. und Sebastian v. Crailsheim den großen Zehnten zu S. gegen 12 Höfe und Güter zu Stetten an der Speltach und in der Pfarrei Hohnhard (Bauer).
1591 am 24. März wird Wendel Hoffmann wegen Ermordung seiner Ehefrau zu Jagstberg hingerichtet. Jagstb. Lagerbuch.
1593 Juni 14 verkaufen die Gebr. v. Crailsheim Zehnten an Bischof Julius v. Würzburg um 8000 fl. Jagstb. Saal- und Lagerbuch.
1669 wird eine neue Dorfordnung vom Bischof in Würzburg erlassen (Simpr. Akten).
1770 ganz geringe Ernte. ib.
1771 große Theurung. ib.
1873 14. Juni Hagelschlag. Ein Hagelfeiertag ist von früher her in Übung.
Abgegangen sind:
Dürzel zwischen Alkertshausen und S. gelegen, welche beide eine Flur Dürzel, Dirzle haben, war ein Hof, auf welchem die Frühmesse Mulfingen den großen und kleinen Zehnten hatte, war aber schon 1593 abgegangen.
Manbronn, Monbronn, auch Mondbrunnen, alt Mannenbrunnen, der Brunnen eines Manno, lag zwischen der Höhe und der Flur Bremig. Man findet dort noch heute Gemäuer, unter Anderem einen alten Backofen. Der Ortsbrunnen ist jetzt verschüttet. Es war wohl auch ein Theil der Herrschaft Mulfingen-Jagstberg. Als besitzberechtigt erscheinen später die Herren von Aschhausen (Reg. 1337), Lihenthal (1351), von Stetten (1513), Kl. Schönthal (1337). Um 1480 muß der Ort noch bestanden haben (nach dem Schönthaler Jurisdiktionalbuch), da Schönthal damals noch dort Hellergült bezog, aber 1597 war er abgegangen s. Reg.
1337 Okt. 31 verkaufen Konrad v. Aschhausen und Guta seine Gattin ihr Gut zu Mannenbrunnen, das 4 Schill., 1 Pfd. H., 12 Sri.| Korn, 2 Sri. Kernen, 4 Sommerhühner, 4 Fastnachtshühner gibt, um 15 Pfd. an Abt und Konvent Schönthal. Schönh. 75. Mone Quellen 4, 154 b.1351 St. Thom. Abend verzichteten Wolz v. Lihenthal und seine Gattin Elsbeth auf ihr Anrecht an den Zehnten zu Monbrunn gegen Kraft v. Hohenlohe. W. F. 10, 196.
1513 verkauft Gabr. v. Stetten an Schönthal seinen Hof Manbronnen auf Wiederlösung. Schönth. Urk.
1516 Freitag vor Urb. erkauft Abt Erhard v. Schönthal von Gabriel v. Stetten dessen freieigenen Zehnten zu Moenbrunn. Stett. Arch.
1597 erkauft Bischof Julius v. Würzburg von den Brüdern Leonh. Müller zu Mulfingen und Georg Müller zu Ailringen den Zehnten auf Monbronn, einem wüsten Weiler. Jagstberger Salbuch.
Taubenhof, ein zwischen Simmetshausen OA. Gerabronn und Simprechtshausen getheilter Hof, wohl gegründet von Heinrich Taube v. Seldeneck, Reg. 1311, dem Besitzer der Herrschaft Bartenstein, auch Daibhof genannt, stand südlich vom Orte, war 1513 im Besitz der Herren v. Stetten, soll aber auch den Herren v. Berlichingen und Adelsheim (in Schrotsberg) gehört haben. W. F. 6, 320. Er gehörte in die Cent Jagstberg und war 1593 abgegangen.
1513 vertauscht Simon v. Stetten den Taubenhof gegen andere Güter an seinen Bruder Christoph. Stett. Urk.
Westernholz, westlich vom Dorfe abgegangen in den Fluren Weilers-Wiesen, Äcker und Höfle. Ein Brunnen von W. ist noch vorhanden, auch ein mit Wald überwachsenes Kellergewölbe; W. gehörte zur Cent Jagstberg, war aber 1593 abgegangen.
1342 verkaufte Heinrich v. Morstein Güter zu W. an das Kl. Schäftersheim. Öhr. Arch.
Zwerenberg, alt Twerchenberg, der quer ziehende Berg, lag zwischen dem Taubenhof und den Wäldern Bauerbusch und Hegenest. Es ist noch ein Brunnen vorhanden. Es gehörte wie die andern abgegangenen Orte zur Cent Jagstberg, war aber auch schon 1593 abgegangen. Die Güter sind zur Markung S. geschlagen.
1329 verkauft Heinrich v. Morstein Güter zu Zwerenberg an das Kl. Schäftersheim. Wib. 2, 330 Nr 13. Öhr. Arch.
1341 s. Weldingsfelden.
1342. Wib. 2, 232 Nr. 24. Öhr. Arch.
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