« Kapitel B 34 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 36 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
35. Nagelsberg,
Gemeinde III. Kl., mit 470 Einw., wor. 7 Ev., Fil. von Künzelsau, und 65 Isr. mit Synagoge. Kath. Pfarrdorf.

Der freundliche Ort liegt malerisch an der steilen Berghalde des rechten Kocherufers, deren äußerste Spitze von den Resten der alten Burg gekrönt ist. Unmittelbar unter der Burg befindet sich ein steiles, vom Kocher angerissenes Kleb, während nach Westen zu unmittelbar das Deubachthal zu den Füßen der Burg liegt. Leider fehlt dem hübschen Landschaftsbild der hohe Bergfried, der einst die Bergspitze beherrschte.

An der wohlunterhaltenen Ortsstraße, die chaussirt und gekandelt ist, aber theilweise steil ansteigt, stehen die kleinen und mittelgroßen Häuser. Die Ortsstraße diente früher als Verbindungsstraße von Belsenberg mit Künzelsau.

An der Hauptstraße steht die bescheidene Kirche, dem Apostel Jakobus dem älteren geweiht. Sie war ursprünglich nur eine Kapelle und ist wahrscheinlich 1607 erbaut. 1607 entlehnte nämlich die Gemeinde Nagelsberg 1000 fl. von der Witwe des Doktor Laur. Vomelius, Prokurators am Reichsgericht zu | Speier (Staatsarch.) Um dieselbe Zeit erscheint Nagelsberg als Filial von Amrichshausen. (Amrichsh. Kirchenbuch).

Der Chor zeigt noch besseren Stil. Das Schiff ist ganz im Geschmack des vorigen Jahrhunderts gehalten. Während der Chor gewölbt ist, hat das Schiff eine flache Decke. Bemerkenswerth sind nur 4 sauber gearbeitete Grabsteine von ehemaligen mainzischen Beamten.

1. Hic jacent et resurrectionem exspectant ossa praenobilis d. Andr. Laurent. Kirchner, praefecti cellariae in Nagelsberg, cui per annos 45 laudabiliter praefuit, defuncti 1772 die 4. Junii, aetatis annorum 75, et ejusdem conjugis Mariae Annae n. Seitz. etc.

2. Hier liegt begraben Frau Anna Maria Wedellin geb. Löhrin nebens ihren Söhn- und Töchterlein, entschliefen in Gott selig den 24. Sept. 1694.

3. Hier liegt begraben der hochedle gestrenge Herr Georg Christoph Wedel, churfürstl. mainz. 36j. Amtskeller zu Nagelsberg und Künzelsau, seines Alters 61 Jahr 8 M. 22 Tage.

4. Anno 1674. den 7. Oktober ist in Gott selig entschlafen der edel und veste Herr Jeremi. Hein. Mosbach, churf. mainz. Keller zu Nagelsberg, seines Alters 47 Jahre 3 Monate.

Auf der Westseite des ziegelgedeckten Daches sitzt ein kleiner Dachreiter mit 2 Glocken mit den Inschriften: Gemeinde Nagelsberg 1871. Kirchdörfer und Cie. in Hall. Heilige Maria, bitt für uns! und: Anno 1821 gegossen von C. C. Neubert in Ludwigsburg.

Die Kirche wurde 1680 erweitert, 1821 im Innern restaurirt und ein Thürmchen aufgesetzt. 1672 am 18. Juli weihte sie der Generalvikar Stephan zu Würzburg, Bischof zu Domitiopolis, Canonikus zu Neumünster in Würzburg, sammt dem Gottesacker (Bauers Coll.). Nach pfarramtlichen Angaben soll sie auch von Joh. Bernh. Mayer, Weihbischof von Würzburg, 1716 geweiht sein.

Das Pfarrhaus, 1626 erbaut, liegt freundlich unweit der Kirche an der Hauptstraße. Dasselbe ist zweistöckig und zweckentsprechend. Die Unterhaltung hat der Staat.

Das Rathhaus, dem Pfarrhause gegenüber, ist für die Gemeinde genügend groß, scheint früher ein Privathaus gewesen zu sein.

Das Schulhaus, 1842 gebaut, ist stattlich, an der Hauptstraße gelegen und enthält außer der Lehrerwohnung zwei Lehrzimmer. | An der Schule steht ein Lehrer. Außerdem besteht eine Industrieschule.

Zwei Keltern mit 10 Bäumen sind vorhanden. An der Schloßkelter steht die Jahrzahl 1701, in welchem Jahr sie erbaut wurde. Von der alten Burg, die schon 1282 als castrum erwähnt wird, ist der Burggraben, die Brücke und der untere Theil des Nordwestthurms erhalten. Am 30. Jan. 1822 stürzte der obere Theil des 120′ hohen Thurmes, der aus 4 Fuß dicken Quadern gebaut war, ein, zerschmetterte eine Wohnung, zwei Menschen wurden getödtet, einer schwer, einer leicht verwundet. Auf der Area der Burg befinden sich einige ärmliche Wohnungen von Israeliten.

Am Eingang des Dorfs unten am Berg steht die Synagoge, ein bescheidenes Gotteshaus.

Stattlich groß, im Renaissancestil gebaut, steht mitten im Dorf das alte mainzische Haus mit hübschem Erker, jetzt das Eigenthum von Israeliten.

Der christliche Gottesacker liegt außerhalb des Dorfes am Wege nach Garnberg. Derselbe wurde 1877 neu angelegt. Die Leichen der Israeliten werden in Berlichingen begraben.

Der Ort ist jederzeit mit gutem Wasser versehen. Die Markung ist reich an guten Quellen. Seen sind derzeit keine vorhanden, doch deutet der Name des Seebronnens auf einen solchen hin.

Am Fuße von Nagelsberg ergießt sich der von Norden kommende Deubach („die Deubach“) in den Kocher.

Über den Deubach führen zwei steinerne und eine eiserne Brücke, für deren Unterhaltung theils die Gemeinde, theils die Amtskörperschaft aufkommt.

Dem Verkehre dienen die schöne Staatsstraße von Künzelsau über Hohebach nach Mergentheim und die Straße nach Ingelfingen-Schönthal, welche im Kocherthal unterhalb Nagelsberg hinziehen.

Eine hübsche Aussicht genießt man vom Schloßberg auf das Kocherthal bis gegen Niedernhall und vom Bux aus auf die Waldenburger Berge und die Kupferzeller Ebene.

Wahrscheinlich gab es bei der vielfach wechselnden Bevölkerung, unter der früher die Israeliten einen starken Prozentsatz ausmachten, nie eine besondere Tracht. In neuerer Zeit hat sich die israelitische Bevölkerung außerordentlich vermindert, da sich die bemittelten Israeliten in die Städte zogen. Der unbemittelte Theil treibt Vieh-, Klein- und Güterhandel. Die christliche Bevölkerung | gehört zur minder wohlhabenden im Bezirk. Der höchstbegüterte besitzt 15 Hektar, der Mittelmann 5 Hektar, der geringste Besitz ist 60 Ar.

Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger 10 Hektar. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht.

Der Weinbau ist sehr ausgedehnt. Die besten Lagen sind die untern. Der Wein ist mild und geschätzt.

An Wald besitzt die Gemeinde 70 Morgen Laubholz, welche jährlich 2 Raummeter und 50 Wellen Ertrag geben.

Die nicht besonders gute Weide, welche der Gemeinde gehört, wird vom Ortsschäfer und Privaten benützt. Es gehen 150 Stück Rauhbastarde auf der Weide. Die Pferchnutzung wirft der Gemeinde 230 M. ab.

Die Allmanden sind theilweise an die Bürger verliehen, theilweise verpachtet. Der Pachtertrag ist 290 M.

Unter den Gewerben sind Zimmerleute und Maurer am stärksten vertreten. Sie arbeiten vielfach auswärts, besonders in Künzelsau.

Der älteste Zeuge des Alterthums auf Nagelsberger Markung ist die alte Zarge am untersten Fuß des Hasenbergs nahe bei der Mündung des Deubachs in den Kocher und an der Straße nach Ingelfingen. Ursprünglich ein trapezförmiges Gebäude, dessen schmale Nordseite ca. 20 Meter lang erhalten, während von der östlichen und westlichen Mauer nur noch ein kleiner Theil vorhanden ist, dürfte es ein festes Haus gewesen sein. Die Mauern sind etwa 4′ dick. Die Umfassungsmauer hatte keinerlei Thüröffnung zu ebener Erde, nur kleine Luftlöcher, dagegen 8 Meter über dem Boden Gemächer, worauf die noch erhaltenen Tragsteine hinweisen. Das Haus beherrschte die Thalstraße und den alten Verbindungsweg Künzelsaus und seiner Umgebung mit der Kaiserstraße, wie denn heute noch ein besonders von den Wallfahrern begangener Weg hinter der Zarge nach Dörrenzimmern und dem Jagstthal führt.

Nach H. Bauers Vermuthung war hier der eigentliche Sitz der Familie, zu welcher die edle Mechtild gehörte, da auf dem gegenüberliegenden Kocherstein nie ein castrum war. Der eigentliche Name des Hauses wie die Zeit seiner Zerstörung ist nicht bekannt; schon 1343 heißt es die Zarge d. h. Ruine. cfr. Z. f. W. F. 1855, 62 ff. 78 f. 1856, 130. 144. Nach der Urkunde von 1149 im Komburgischen Registraturbuch Z. f. | W. F. 1855, 62 hat Komburg ca. 1090 von Mechtild (von Stein) auch Nagelsberch cum omnibus juribus et pertinenciis marchiae erhalten. Mag auch die Urkunde theilweise gefälscht sein, sicher ist, daß Komburg früh Lehen zu Nagelsberg hatte.


Der Name Nagelsberg kommt nach Buck vom ahd. Familiennamen Nagil, vielleicht aber mit unorganischem N von Agil, Agilolf etc. Urkundlich erscheint Nagelsberg zum ersten mal als Sitz eines Bocksbergischen Dienstmannes 1251 s. Regesten der Herren von Nagelsberg. Später sind die Dienstmannen der Herren von Düren. Um 1360 waren sie ausgestorben, nachdem der heimathliche Sitz längst in andere Hände übergegangen war.

Komburg besaß 1279 die Fischenz unter Nagelsberg, später war die Burg komburgisches Lehen, wie Alles in der Mark Nagelsberg, sowie die Burg Bartenau, wie 1329 und 1330 festgestellt wird. Als komburgische Lehensmannen erscheinen Otto Lesch aus einer Mergentheimer Familie, Eberhard von Rosenberg. Kraft von Hohenlohe, welcher den Besitz der Familie Lesch erwarb, wollte das Lehensverhältniß 1329 nicht anerkennen, Mainz und Würzburg nahmen sich Komburgs an, 1330 mußte sich Kraft von Hohenlohe von Komburg belehnen lassen. Mainz benützte diese Wirren, um festen Fuß in Nagelsberg zu fassen. 1330 sind Arnold von Thierbach und der jüngere Otto Lesch Dienstmannen Balduins von Mainz. Doch sah sich Mainz öfters veranlaßt seinen Sitz in Nagelsberg zu verpfänden, 1349 an Eberhard von Rosenberg, 1369 an Herolt von Neuenstein, 14.. an Zürch von Hornberg, 1433 an Dietrich von Weiler, 1474 an Konrad Thürner. 1492 erwarb Erzbischof Berthold den hohenlohischen Antheil an Nagelsberg und gab dafür seinen Theil an Neufels. Fortan war Nagelsberg ganz mainzisch. Mainz setzte einen Amtmann, Friedrich von Wichsenstein, nach Nagelsberg. Einzelne Besitzungen hatten auch Gnadenthal, von Berlichingen, von Stetten in Nagelsberg.

Bis zur Gegenreformation war Nagelsberg Filial von Künzelsau (Nagelsberger Kirchenweg). Um 1605 wurde es Filial von Amrichshausen und 1626 selbständige Pfarrei. Die Gegenreformation vollzog sich nicht so leicht. Noch 1629 wird einem Bürger von Nagelsberg das Begräbniß dort verweigert, weil er der luther. Religion zugethan war und nicht abfallen wollte. Künz. K.B. Als Georg Friedrich von Hohenlohe die | mainzer und würzburger Besitzungen von Gustav Adolf geschenkt bekam, wurde der katholische Gottesdienst inhibirt, Nagelsberg wieder Filial von Künzelsau. Nach dem Künzelsauer Taufbuch war der Pfarrer Otto schon Juni 1633 abgeschafft. Doch ist nur von Febr. 1634 bis Oktober eine Lücke im Kirchenbuch, Pfarrer Otto scheint in der Stille doch noch in Nagelsberg bis Febr. 1634 geblieben zu sein. Ende Oktober kehrte er wieder, wie das Kirchenbuch zeigt. 1772 wurde die Stelle eines Amtskellers aufgehoben und das Amt Nagelsberg mit Krautheim verbunden, aber schon 1778 wurde es wieder von Krautheim getrennt und zur Amtsvogtei gemacht, die aber 1801 wieder von Krautheim aus versehen wurde. 1802 kam Nagelsberg durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 23. Nov. §. 189 an Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe als Entschädigung für seine Gebietsverluste im Gäu. Nagelsberg kam zum Amt Ingelfingen. 1806 im August kam Nagelsberg mit Hohenlohe-Ingelfingen an Württemberg.

Um 1376 muß Nagelsberg vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg in der Fehde mit den Grafen von Hohenlohe belagert und eingenommen worden sein. Mon. Zoll. 4, 389. 5, 145.

Am Bauernkrieg nahmen auch die Einwohner von Nagelsberg Antheil und halfen die Burgen des Deutschordens, Scheuerberg und Horneck, brechen. Oechsle Beiträge zur Geschichte des Bauernkriegs S. 114. Die geistige Bewegung jener Zeit zündete auch in Nagelsberg. Heinz Schäfer von Nagelsberg schlug sich 1525 zu den Wiedertäufern. Daher hieß eine Wiese auf Scheuracher Markung die Wiedertäuferswiese. (Öhr. Arch.).

Die Drangsale des 30jährigen Krieges waren in Nagelsberg hart. 1634 war die Quartierlast schwer. Zwei Kompagnien Soldaten lagen in Nagelsberg. Da der Haber ausgegangen war, fütterten die Soldaten den Pferden oft Brot. Zugleich kam die Pest, welche vom 1. August bis 31. Dezbr. 1634 35 Personen wegraffte. Die folgenden Jahre waren Theurungsjahre. Die Pest zeigte sich immer wieder. 1637 starben 29 Personen. Einquartirung und Überfälle mit Erpressung dauern fort. Im Nov. 1637 wurde die Gattin des Amtskellers Hilker von einem kaiserlichen Soldaten erschossen. Über die Einquartirung der folgenden Jahre sei noch bemerkt: In Nagelsberg und Umgegend lagen 1640 Sommer bair. Reg. Gailing, Dezember kaiserl. und bair. Truppen, 1641 Frühling | bair. Reg. Geleen, 1642 k. Reg. Güssenberg, 1643 Jan. Reg. Gallas, 8. Mai Lothringer, berüchtigt durch grobe Excesse, Septbr. Inf.-Rgt. Baden, Dezbr. Hatzfeld. 1644 flüchten sich die Einwohner im Dezember vor der schwedisch-franz. und kaiserl. Armee. 1645 Frühling streifen und plündern die Schweden. 29. April wird Johann Kiesel B. von Nagelsberg auf der „Spitze“ erschossen. Im Juli Flucht nach Künzelsau. Ende Oktober Regiment Güssenberg und Johann von Werth, Dezbr. Reg. Goldt im Quartier, das erst 1646 im März aufbrach. Ende März kommt das bair. Kürassier-Regt. Lippe und bleibt bis gegen den Sommer. Im August naht die schwedische Armee unter Königsmark. Sehr viele Nagelsberger flüchten. Am 21/31. August wird Nagelsberg geplündert. 1648 im Febr. zieht die schwedisch-französische Armee wieder heran. Die Nagelsberger flüchten. 1648/49 im Winter liegen die Schweden im Standquartier.

Von späteren Kriegsdrangsalen ist noch zu bemerken: 1688 fiel ein französisches Streifkorps ein und brandschatzte, 1689 lagen kaiserliche und Reichstruppen im Quartier, 1692 die Sachsen, die ein Lager zwischen Künzelsau und Nagelsberg hatten. Wegen der Kriegsunruhen wurde das Schloß in besseren Stand gesetzt und das Schloßthor gebaut. 1707 brandschatzte ein französisches Streifkorps in Nagelsberg und Umgegend. In den Freiheitskriegen, welche russische und östreichische Einquartirung brachten, begiengen einige hundert donische Kosaken (am 1. und 2. Dezbr.) mannigfache Exzesse in Nagelsberg.

Von Hagel wurde Nagelsberg am 19. Juli 1835 mit 89 Morgen und 1873 am 14. Juli betroffen (Württ. Jahrb. 1869, 406). 1843 brannten 3 Gebäude ab (Württ. Jahrb. 1843, 14).


Pfarrer zu Nagelsberg: Andreas Otto aus Lenterode im Eichsfeld 1627. 1640 Paul Stachäus aus Gutschönen in Pommern. 1640 Michael Lax. 1644 Gottfr. Mögelius aus Königshofen. 1647 Michael Markart. 1654 Georg Riegler. 1658 Michael Markart zum zweiten Mal. 1663 Joh. Christof Beckmann aus Eißfeld. 1668 Joh. Jakob Marig v. Wolfurth, phil. et jur. utr. Dr. 1670 kehrt Beckmann wieder. Johann Adam Krenzer aus Neustadt 1674–1681. Christian Wiesen aus Westfalen 1674–1681. Urban Fell von Oberursel 1688 bis 90. Kaspar Büttmann 1690–95. Anton Dinkler aus Westfalen 1695 bis 1705 †. Johann Paul Petersohn von Sobernheim, kommt von Mainz 1706, † 1737. Johann Post aus Jütterland (?) 1733–40. Joh. Kon. Matth. Hamelius von Walldüren bis 1747. Franz Keim | von Walldüren 1747–60. Nikolaus Konrad aus Mainz 1760–66, abgesetzt wegen Streitigkeiten mit Keller und Gemeinde. Dr. Georg Hezel von Mainz, Baccalaureus theol. 1766–72. Dr. Johannes Kudenretsch aus Amöneburg, Dr. theol. 1772–84. Dr. J. M. Heller von Tauberbischofsheim 1784–1801. Dr. Ad. Jos. Weinberger von Bischofsheim 1801–1804. Franz Karl Fortenbach, Hauptmanns Sohn von Kupferzell, 1804–19, war 1790–1802 im Kloster Schönthal, zuletzt Pfarrer daselbst. Thaddäus Wolf von Rottweil 1820–22. Leonhard Schumann von Mergentheim 1829–1836. Joh. Ludw. Schmitt von Mulfingen 1838–41. Melchior Eberhard 1842–47. Joh. Joos 1858–79. Joh. G. Schwarz 1879.


Regesten der Herrn von Nagelsberg, welche 3 senkrecht stehende Nägel, der mittlere tiefer herabgehend als die äußern, im Wappen führten:

Heinrich 1251 23. Sept. Z. (nicht 1252, W. F. 4, 146. Wib. 4, 13) beim Vertrag über Lichteneck.

Konrad I. 1279. Rupert v. Dürne verspricht, daß weder er noch Konrad v. N. s. Lehensmann Komburg an der Fischenz zu Ingelfingen irren wollen, W. F. 1850, 89. 1282 Kon. gen. Cummerlin verkauft Besitz in Gaisbach an die Johanniter in Hall. Komburg erhält für diese Lehen die Fischenz sub castro Nagelsperch, W. F. 9, 79. 1290 hohenloh. Vasall Hans. 1, 590 – Konrad II., Storer und Mechtild ux. (v. Weinsberg) erhalten 1298 von Abt Sigfried von Komburg Weinberg auf dem Spießberg, Baumgarten und die halbe Kelter zu N., Wib. 2, 127. 1305 verschreibt K. seiner Gattin Mechtild von Weinsberg (?) für 30 Mark Silber Morgengabe 6 Mrg. Weinberg, Kelter und Baumgarten, komb. Leben. Nach seinem Tod soll Wipert v. N. Treuenhänder werden, W. F. 1850, 89. Ludewig Reliq. manusc. 12, 598. 1308 Z. für Wipert v. N., W. F. 1847, 29.

Johann 1299 verkauft tumonis vinea bei der Kelter an Albert von Künzelsau, W. F. 9, 80. 1311 Z. für Konrad, W. F. 9, 46.

Hugo. 1298. Abt Sifried von Komburg verleiht den Töchtern Haugs v. N., Elisabeth und Jutta Güter zu N., Criesbach, Tutebach (Deubachthal), Künzelsau, Gaisbach, Cronhofen, Weik. Repert. Sie nehmen Sifried, Ernfrieds Sohn v. Vellberg, zum Treuenhänder und schließen mit den Schwestern Mechtild, Gertrud, Adelheid, Elisabeth den Vertrag, daß die Überlebenden die Gestorbenen beerben, Wib. 4, 26. cfr. 3, 59. 1303 erhalten die 2 Schwestern von Komburg 5 Schill. Gült zu Künzelsau, Weik. Rep. 1307 vermachen Jutta und Elsbeth all ihr Gut an Komburg, Weikersh. Rep. – Die 4 andern Jungfrauen gen. v. Künzelsau haben 1307 als komburgisches Zinslehen 1 Stück Holz am Dutenberg, 10 M. Äcker und 1 Haus bei der Burg N., 3 M. Weinberg in der Dutenbach und zu den Dieben, Wiesen im Dutenbach und Weinzehnten von 21/2 M. im Hertweg (Bauer Coll.).

Diether. 1300. s. Berlichingen, Garnberg und Scheurachshof. 1326 Diether, Lehnsmann Konrads v. Weinsberg erhält die Güter Seiz[ER 1] Kolbs zu Kocherdürn und gibt sie s. ux. Petrissa, W. F. 5, 254. – 1391 gibt Anna v. Leiningen zu der neuen Messe in Neuenstadt das Gut Diethers v. N. in Gosheim (Gochsen), St.A. Emhard, Eginhard 1294, Wib. 4, 105. Wipert Emharts Sohn. 1300 Hans. 1, 590. | 1307, Wib. 3, 59. 1308 verkauft Rüdiger v. N. Güter zu Rechbach und gibt dafür 1/2 M. Wiese und 1 Weinberg am Kleb unter der Burg an Rup. v. Dürne zu Lehen, W. F. 1847, 29. Um 1303 Wipert Konrad und Walter v. N. nebst Ulrich v. Eichholzheim von B. Andreas v. Würzburg mit dem halben Frucht- und Haberzehnten zu Husen (Jagst-), Wipert mit Weinz., 1/3 Kornz., 1/2 Haber- und kleinen Zehnten zu Jagsthausen belehnt, Arch. f. Uf. 24. 101 ff. Wiprecht, Canon. in Öhringen 1332. 44 Wib. 1, 57, 59. 2, 132. 3, 88.

Friedrich, Archidiakonus in Würzburg, 1302. Hanselm. 1, 430. – 1302 mit Konrad u. Rudiger, Wib. 3, 59. 1323 Z. für Zürch v. Hornberg, der mit seiner Gattin Mechtild (i. Nagelsberg) Güter in N. an Gnadenthal gibt, W. F. 4, 308. Wib. 2, 186.

Konrad s. Wipert. 1311 ux. Irmgard verkauft die Mühle zu Niederzimmern an Gnadenthal; B. Otto Lesch, Ritter, Tyrolf von Dörzbach sein Schwager, Rüdiger v. N. s. Bruder. Z. Johann v. N., Wib. 2, 183. W. F. 9, 46. – 1336 K. und Gottfried verkaufen an Bruder Walter v. Künzelsau den Zehnten zu Schurheim und unter dem Kirchweg von N. nach Künzelsau, Öhr. Arch., 1339 ebenso Gülten zu Tiefensall an Gnadenthal. Wib. 2, 190. W. F. 9, 50. Rüdiger 1307, Wib. 3, 59. 1308 s. Wipert wird mit 2 Theilen Holz, das Wiprecht aufgegeben, von Rupert v. Dürn belehnt, St.A. 1311 s. Konrad. Walter verzieht s. ca. 1303 des halben Weinzehntens, verkauft 1/4 Fruchtzehnten, den 1/2 Kleinzehnten zu Jagsthausen, Würzb. Lehen an Ramung Ketel, Arch. f. Uf. 24.

Hermann v. N. und Ulrich v. Neuenstein haben 1315 12 Malter Korngült in Tiefensall, welche Otto Lesch gegen Güter in N. vertauscht, Biedermann Cant. Archiv tab. 394.

Heinrich Schreiber 1319, Kaplan Krafts v. Hohenlohe 1323 Z. für Gernot v. Gabelstein, W. F. 10, 196 Hans. 1, 436, 1333.–44 Dekan zu Öhringen Bauer Coll. Wib. 2, 154, 156. Seine Schwester Agathe hat 1334 1/4 an einer Gült zu Affaltrach, verkauft 1335 ihr Viertel an der obern Mühle zu Affaltrach (Bauer).

Gottfried s. Konrad. 1357 Burgmann Gerlachs v. Hohenlohe auf Landsberg, Hoh. Arch. 1, 375.

Sifrid, Kaplan zu U. L. F. in Lauda und Pfarrer zu Heckfeld 1394. Z. f. Oberrh. 26, 62.

Elisabeth schenkt den Johannitern in Hall all ihr Hab und Gut (B.).

Gisela begabt die Kirche zu Künzelsau, Wib. 3, 151. Guta hat ein Haus in Wimpffen. W. F. 9, 105.


Regesten der übrigen Besitzberechtigten in Nagelsberg:

1315 tauscht Otto Lesch Güter zu Nagelsberg ein von Hermann v. N. und Ulrich von Neuenstein, s. oben.

1321 Hildegard Dirrin (?) übergibt alle ihre Güter um Nagelsberg an Komburg (Weik. Rep.).

1324 stirbt Otto Lesch Ritter, während Abt Konrad (von Münkheim) von Komburg von den Hallern gefangen ist. Kraft von Hohenlohe macht Ansprüche auf Leschs Antheil an Nagelsberg und bestreitet Komburgs Lehensrecht. Kraft schließt mit Eberhard von Rosenberg, der auch einen Theil besaß, einen Burgfrieden (Hohenl. Archiv zu Öhr. | Wibel 4, 105). Es kommt zum Prozeß. Bischof Wolfram v. Würzb. befiehlt Eberhard von Rosenberg, Komburg zu schützen. Der Verweser von Mainz, Erzb. Balduin von Trier, nimmt sich um Komburg an, 1329 bezeugt Raban und 1330 Schrot von Neuenstein das Lehensrecht Komburgs zu Nagelsberg (Öhr. und Staatsarch.). Ebenso bezeugt Eb. von Rosenberg 1330, daß er seinen von Otto Lesch erworbenen Theil von Nagelsberg von Komburg zu Lehen habe (Öhr. Arch.). 1330 ließ sich Kraft v. H. von Komburg belehnen, verpfändet es aber 1331 an Graf Ulrich von Württemberg (Sattler 2, 122). 1333 erwarb Kraft auch die Güter Götz von Bartenau in der Mark Nagelsberg für 55 Pfd. Wib. 1, 8.

1330 werden Arnold von Thierbach, Schwiegersohn Otto Leschs des ältern, und Otto Lesch der j. mainzische Dienstmannen. Reg. boic. 6, 335.

1349 hatte Mainz seinen Antheil an N. auf Wiederlösung an Eberhard von Rosenberg verpfändet. Reg. boic. 8, 172., W. Fr. 9, 183.

1361 schließen Kraft von Hohenlohe und Erzb. Gerlach von Mainz einen Burgfrieden. Wib. 4, 105. Reg. boic. 9, 42.

1369 gab Mainz seinen Theil an Nagelsberg um 400 Pfd. an Herolt von Neuenstein, welcher Neufels um 900 Pfd. an Mainz abtrat. Reg. boic. 9, 224.

1385 Vig. Epiph. verspricht Götz von Belsenberg und Hedwig v. Thierbach ux., dem Kloster Schönthal von der Diebswiese zwischen Belsenberg und Nagelsberg künftig 30 Pfg. Gült zu geben. Kremer Chronik 1052.

1386 fällt der hohenlohische Antheil an N. an Friedrich v. H., Z. f. w. Fr. 7, 330. 1475 an Albrecht v. H. Wib. 4, 105.

1433 löst Erzb. Konrad Nagelsberg um 710 fl. von Zürch von Hornberg und verpfändet es an Diether von Weiler, der das Geld vorstreckt (Urkunde zu Krautheim).

1444 verpfändet Erzb. Dietrich von Mainz den mainzer Theil an Nagelsberg mit Zugehör und der Zarge, „das Czebeytheil“ (vielleicht Äschentheil) für 710 fl. an Wilhelm Turner von Dürne, 1445 für dieselbe Summe an Konrad Thürner (Urkunde zu Krautheim). Thürner scheint bis 1492 im Pfandbesitz gewesen zu sein.

Komburg hatte mit seinen Einkünften 1450 und 1474 Hans von Berlichingen belehnt wie mit denen zu Belsenberg (Archiv des Fürsten Schwarzenberg).

1454 verschreibt Simon v. Stetten 2 fl. Geld von Gütern zu Heimhausen und Nagelsberg an die Kirche zu Künzelsau (Künz. Urk.).

1462 werden verschiedene Herren von Stetten mit Gütern und Gülten zu Nagelsberg, welche Hans von Stetten, Herolts Sohn, hinterlassen, v. Abt Ernfried von Komburg belehnt. Ebenso Lehenbrief v. 1487 (Stett. Arch.).

1505 verkauft Hans Gassolt, genannt Henn, an Simon von Stetten seine Gült zu Crispenhofen und Nagelsberg, welche von Hans Herolt und Friz von Euerhausen herkommen (Ingelf. Urk.).

1512. Christof v. Stetten tritt an seinen Bruder Simon seine Weingüter und Gerechtigkeit zu Nagelsberg, komb. Lehen ab und erhält dafür Simons Hof zu Sonnhofen (Stett. Urk.).

| 1523. Die Erben Kilians v. Stetten verkaufen alles, was sie zu Künzelsau und Nagelsberg hatten, an Christof und Simon von Stetten um 112 fl. (Stett. Urk.).

1564 tauscht Hohenlohe von der Stadt Hall Güter und Gülten zu Nagelsberg ein (Öhr. Arch.).

1570 11. April vertragen sich Erzb. Daniel von Mainz und Gräfin Anna, Gr. Albrecht und Wolfgang zu Künzelsau wegen nachbarlicher Irrungen in den Ämtern Nagelsberg und Ingelfingen (Rezeßbuch des Amts Ingelfingen).

1571 streitet Wilhelm Senft zu Kocherstein mit der Gemeinde Nagelsberg über die Viehweide. Z. f. w. Fr. 8, 478.

1572 2. Juni, 1579 29. Okt., 1607 26. Juli werden neue Verträge abgeschlossen zwischen Mainz und Hohenlohe.

1579 wird Ludwig Casimir von Stetten mit 5/6 der komburgischen Lehen zu Nagelsberg belehnt, ein Sechstel hat Hans Reinhard von Stetten. v. Stett. Arch.

1600 verkauft Ludwig Casimir seine 5/6 an Komburg um 700 fl. (Weik. Arch.).

1632 nehmen die Schweden Nagelsberg in Besitz. Es wird mit dem mainzer und würzburger Theil an Georg Friedrich von Hohenlohe geschenkt. Der von Hohenlohe in Langenburg gefangen gehaltene Amtskeller Hilker tritt nach der Schlacht bei Nördlingen sein Amt wieder an (s. Beschreibung der Belagerung von Langenburg. Mscr. und Oetter Samml. Band 1).

1662 kauft Hohenlohe die 1600 von Ludw. Casimir von Stetten an Komburg verkauften 5/6 Zinse, Geld und Weingülten von Komburg. Nag. Güterbuch 1672.

1669 20. Sept. verkaufen Joh. Ernst, Joh. Heinrich und Wolfg. Christof von Stetten auch ihr 1/6 an Gülten, Komburg Lehen mit Konsens des Ritterstifts an Hohenlohe-Neuenstein um 100 Thaler (Weikersh. Arch.).

1687 6. Juli vertragen sich Mainz und Hohenlohe über die Jagdgerechtigkeit in den Ämtern Nagelsberg und Ingelfingen (Rezeßbuch des Amts Ingelf.).

Mainz hatte die Fraisch zu Nagelsberg, aber kein eigenes Gericht zu N., sondern zu Krautheim, dazu Reise, Folge und Musterung, von Zöllen nur den Guldenzoll, 1 fl. vom Fuder Wein und den Schutz der Juden, welche Mainz aufgenommen (unbekannt wann). Bauer und Alberti Coll.

1803 10. Mai läßt sich Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen huldigen. Er hebt den bisherigen hohenlohischen Judenzoll auf und verkauft das Schloß zu N. an einige Judenfamilien (Alberti Coll.).



Errata


« Kapitel B 34 Beschreibung des Oberamts Künzelsau Kapitel B 36 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).