« Kapitel B 4 Beschreibung des Oberamts Horb Kapitel B 6 »
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Bieringen,
mit Hennenthal,
Gemeinde III. Klasse mit 694 Einw. – Kath. Pfarrei.


Der nicht große, gedrängt gebaute Ort hat in dem tief eingeschnittenen Neckarthale, ganz nahe an dem linken Ufer des Flusses, eine sehr angenehme, sommerliche, gegen Nordwinde wohl geschützte Lage. Die Gebäude sind im untern Stockwerk aus Stein, in den übrigen Theilen aus Holz gebaut und durchgängig mit Ziegeln gedeckt.

Die im nördlichen Theil des Orts gelegene Pfarrkirche zu den h. Aposteln Peter und Paul war ursprünglich die Schloßkapelle der Edlen von Rottenburg-Ehingen, während die auf der entgegengesetzten Seite des Neckars gelegene Gottesackerkapelle als Pfarrkirche für die Umgegend diente. Erst nachdem der Ort, der früher auf der rechten Seite des Neckars lag, allmählig auf das linke Ufer verlegt wurde, was im 17. Jahrhundert vorgegangen sein soll, wurde die Schloßkapelle zur Pfarrkirche umgewandelt und vergrößert; der ältere (östliche) Theil derselben enthält spitzbogige Fenster mit altem Maßwerk an Schiff und an dem mit einem halben Sechseck schließenden Chor. Über dem Eingang des neuen (westlichen) Theils ist die Jahrszahl 1788 angebracht. Auf dem westlichen Giebel sitzt ein viereckiger, | gegen oben in ein Achteck übergehender, mit einem blechbeschlagenen Bohlendach versehener Thurm (Dachreiter), auf dem drei Glocken hängen, von denen nur eine alt, jedoch unzugänglich ist. Das einfache Innere der Kirche ist flach gedeckt und freundlich; an den weißen glatten Wänden sind aus Holz geschnitzte Figuren angebracht, unter anderen auch die Patrone der Kirche Petrus und Paulus. Der Hauptaltar, wie auch die beiden Seitenaltäre sind im Zopfstyl gehalten; von den letzteren ist der eine der Mutter Gottes, der andere dem h. Nepomuk geweiht. An der Wand hängt eine der Gottesackerkirche entnommene, gut gemalte Grabtafel, auf der das Bild des Gekreuzigten mit Maria und Joseph dargestellt ist. Neben dem Krucifix kniet eine Frau in klösterlicher Tracht, einen Rosenkranz in den gefalteten Händen haltend; vor ihr ist das v. Wernau’sche Wappen angebracht. Die oben stehende Inschrift lautet: Anno domini 1567 Jar auf d. 6. tag Novembris starb die Edel und tugendsame Fraw Anna v. Dalberg geb. v. Wernaw der Got gnedig sey, Amen. Über der Inschrift sind die Wappen der v. Sternenfels, v. Dyppurg und v. Dalberg angebracht. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde. Nach dem Rohrhalder Lagerbuch von 1681 S. 46 (auf Weitenburg) wäre diese Kirche 1460 mit Bewilligung des Priors von Rohrhalden auf Bitte der hiesigen Gemeinde von dieser erbaut worden, „weil wir zu etlichen Zeiten zu der Pfarrkirche (der auf dem Gottesacker) nit wohl kommen mögen, weeg steeg und wassernoth halb.“

Das nahe bei der Kirche gelegene Pfarrhaus wurde im Jahr 1769 von dem ehemaligen Paulinerkloster Rohrhalden bei Rottenburg, als damaliger Großzehentherr, neu erbaut und 1846 gründlich erneuert, so daß es sich jetzt in gutem baulichen Zustande befindet.

Am nordwestlichen Ende des Orts hat auf einer Anhöhe das 1830 erbaute, ansehnliche Schul- und Rathhaus eine sehr schöne Lage; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Die Kapelle auf dem fest ummauerten, jenseits des Neckars erhöht gelegenen Begräbnißplatz ist sehr alt und von deren ursprünglicher Bauweise hat sich an dem rechtwinklichen Chorschluß ein gepaartes früh gothisches Fenster noch erhalten; die übrigen Theile sind, wie ein kürzlich übermaltes v. Ow’sches Wappen an der Holzdecke besagte, von F. C. Freiherr v. Ow verändert und nach angebrachten Jahrszahlen 1733 erneuert worden. Auf dem westlichen Giebel sitzt ein kleines Thürmchen. Das Innere hat außer einem alten Schnitzwerk, | die Maria mit dem verschiedenen Christus in den Armen (Maria pieta) vorstellend, nichts bemerkenswerthes. Unfern der Kapelle steht das Meßnerhaus. Das Ganze war früher auch durch einen Graben gegen die Bergseite geschützt. Darauf zu ging die alte Straße von Wachendorf her.

Die Gebäude der freiherrlich v. Raßlerischen Meierei (nach den angebrachten v. Wernau- und Weichsschen Wappen 1624 und 1625 erbaut) stehen an der Nordseite des Dorfs; von diesen Gebäuden ist durch eine Straße getrennt der ansehnliche Schloßgarten, in welchem bis 1800 das v. Ow’sche Wasserschloß und bis 1843 ein massiv aus Quadern erbauter Thurm stand, den Freiherr Jak. v. Raßler abbrechen und von den gewonnenen Steinen die Umfassungsmauer des Gartens herstellen ließ; der Rest des Baumaterials wurde den Bürgern überlassen. Schloßgebäude standen bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auch ganz nahe an der Nordseite der jetzigen Pfarrkirche, an der Stelle, wo gegenwärtig das Haus des Sebastian Heck steht.

Ein 1832 erbautes Gemeinde-, Back- und Waschhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Vortreffliches Trinkwasser liefern hinreichend zwei laufende Brunnen; überdieß besteht ein Pumpbrunnen mit weniger gutem Wasser im obern Theil des Dorfs. Eine gut gefaßte und überdachte Sauerwasserquelle (Bittersalzhaltig mit sehr scharfem Geschmack) entspringt beinahe mitten im Ort und eine weitere minder kräftige, etwa 500′ südlich vom Dorf an der Straße nach Wachendorf. In den zunächst am Ort vorüberfließenden Neckar mündet gerade gegenüber vom Dorf die Starzel und treibt dort eine Öl-, Säg-, Gips- und Mahlmühle, letztere mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang. Über den Neckar führt am Ort eine hölzerne Brücke, über die Starzel und den Mühlkanal je eine steinerne Brücke. Bei der Neckarbrücke muß Brückengeld entrichtet werden, was der Gemeinde etwa 50–60 fl. jährlich einträgt.

Die Fischerei, welche sich mit Weißfischen, Barben, zuweilen Aalen und Forellen beschäftigt, ist nicht bedeutend; das Fischrecht haben zu 3/4 der Freiherr v. Raßler und zu 1/4 Kaufmann Hummels Wittwe zu Rottenburg.

Was die Mittel zum Verkehr anbelangt, so führt die neu angelegte Eisenbahn von Rottenburg nach Horb ganz nahe (südlich) am Ort vorüber und das Stationsgebäude liegt gerade dem Ort gegenüber; überdieß bestehen Vicinalstraßen nach der 31/4 Stunden | westlich gelegenen Oberamtsstadt, ferner nach Obernau und Rottenburg, nach Eckenweiler und Ergenzingen, nach Schwalldorf und nach Wachendorf, wohin im Jahr 1854 eine neue gute Steige mit 51/2 % Steigung für 4500 fl. Baukosten angelegt wurde, an der sich oben ein Denkstein für den Minnesänger Hartmann v. Ow, † 1210 – mit verschiedenen Baumarten umpflanzt – befindet.

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Die Einwohner sind im allgemeinen wohl gewachsene, kräftige und gewandte Leute, die nicht selten ein hohes Alter erreichen; gegenwärtig lebt ein 93 Jahre alter, noch ziemlich rüstiger Mann im Ort. Die Erwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigem Kleingewerbe. Die ökonomischen Verhältnisse gehören trotz des unverdrossenen Fleißes und der eingezogenen Lebensweise der Einwohner nicht zu den guten, theils weil die Güter alle auf der Hochebene liegen und deßhalb beschwerlich und kostspielig zu bebauen sind, theils weil die ergiebigsten Grundstücke den adeligen Gutsbesitzern von Stauffenberg und von Raßler gehören; im Eigenthum des ersteren steht der Hof Hennenthal (s. unten), der letztere besitzt ein auf der Markung zerstreut liegendes, etwa 400 Morgen großes Gut, worunter sich 100 Morgen Waldungen befinden. Der vermöglichste Bürger besitzt etwa 50 Morgen, der Mittelmann 20 Morgen und die ärmere Klasse 1 Morgen. Die mäßig große Markung, von der überdieß noch ein ziemlicher Antheil mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der Steilgehänge gegen den Neckar und die Starzel eine ebene Lage und einen meist aus fruchtbarem Lehm und theilweise Malm bestehenden Boden; an den Abhängen treten die Zersetzungen und Trümmer des Muschelkalks auf und in der Thalebene haben sich sandige Alluvionen abgelagert, die einen etwas trockenen, dem Wiesenbau nicht besonders günstigen Boden liefern. Hauptmuschelkalk wird allenthalben gewonnen. Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Flanderpflüge, Walzen, Reps-Sämaschinen etc.) und kräftiger Düngungsmittel (Jauche, Gips, Hallerde etc.) mit vielem Fleiß betrieben; man baut Dinkel, Weizen, Gerste, Haber, Ackerbohnen, Erbsen, Linsen und wenig Roggen; in der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Reps etc. Der Hopfenbau ist in neuerer Zeit sehr in Aufnahme gekommen und liefert ein Erträgniß, das dem Rottenburger gleich kommt und von dem etwa 60–80 Centner nach Außen abgesetzt werden. Flachs und Hanf baut man für den eigenen Bedarf, dagegen wird viel Reps nach Außen verkauft. Von den Getreideerzeugnissen | werden etwa 1200 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Gerste und 100 Scheffel Haber auf den Märkten in Tübingen, Rottenburg und Sulz abgesetzt. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 7 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Haber angegeben. Die höchsten Güterpreise sind gegenwärtig 1000 fl., die geringsten 400 fl.

Der Gartenbau beschränkt sich auf die nöthigsten Küchengewächse.

Die durchgängig zweimähdigen, nicht wässerbaren Wiesen sind etwas trocken und liefern durchschnittlich 20 Centner Heu und 12 Centner Öhmd vom Morgen; ihre Preise bewegen sich von 400 fl. bis 1200 fl. pr. Morgen. Das Futter bleibt im Ort.

Der Weinbau, welcher früher an den südlichen Abhängen in ziemlicher Ausdehnung getrieben wurde, ist seit 1850 ganz abgegangen und an dessen Stelle ist der Obst- und Hopfenbau getreten; es gerathen die zum Mosten sich eignenden Kernobstsorten am besten, während das Steinobst weniger einschlägt.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, mit Ausnahme der Brach und Stoppelweide, welche um 165 fl. als Schafweide jährlich verpachtet wird; es laufen etwa 300 Stücke Bastarde auf der Markung, von denen 150 Stücke der Gutsherrschaft gehören, welche die Hälfte des Weiderechts besitzt; die Überwinterung geschieht im Ort. Der Abstoß der Schafe geht in die Umgegend und die Wolle kommt nach Rottenburg, Reutlingen und Nagold zum Verkauf. Die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse etwa 200 fl. ein.

Die Pferdezucht ist unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht gut; man züchtet eine tüchtige Landrace mit Simmenthaler und Ansbacher Kreuzung, wozu zwei Farren, die der freiherrl. v. Raßler’sche Gutspächter hält, aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh ist nicht beträchtlich. Im Herbste findet noch Viehaustrieb auf die Wiesen statt.

In ziemlich gutem Zustande ist die Schweinezucht; es wird eine Kreuzung von englischer und bayerischer Race gezüchtet, auch Ferkel von Händlern aus Bayern aufgekauft und vorzugsweise für den eigenen Bedarf, weniger zum Verkauf gemästet.

Geflügel wird nur für das eigene Bedürfniß gehalten.

Die Bienenzucht ist ganz gering.

Von den Gewerben sind außer den gewöhnlichen Handwerkern vier Schildwirthschaften, sämtlich mit Brauerei, und zwei Krämer zu nennen.

Die Gemeinde besitzt etwa 400 Morgen meist mit Nadelholz bestockte Waldungen, welche einen jährlichen Ertrag von 100 Klaftern | und 10.000 Wellen liefern; hievon erhält jeder Bürger 3/4 Klafter und 100 Wellen. Für etwa 300 fl. wird Holz verkauft.

Auf der Gemeindemarkung liegt 1/2 Stunde nördlich vom Ort das dem Freiherrn v. Stauffenberg gehörige, 2146/8 Morgen große Gut Hennenthal, das in dreizelgliger Flureintheilung durch einen Pächter gut bewirthschaftet wird. Der Obst- und Repsbau ist von namhafter Erheblichkeit, auch wird ein aus 20 Stücken bestehender Rindviehstand unterhalten.

Auf dem sogenannten Buß in der Thalebene jenseits des Neckars stand eine Burg oder vielmehr ein sogenanntes Wasserschloß, von dem sich der viereckige Burggraben, dessen Seiten je 30 Schritte lang sind, noch erhalten hat. Innerhalb des Vierecks stößt man allenthalben auf Grundreste von Gebäuden. Das Schloß soll den Herren v. Ow gehört haben.

Zwischen der Starzelbrücke und dem Bahnhof, da wo früher der Ort stand (s. oben) finden sich noch Grundmauern, Ziegel etc.

Ein Reihengrab, das ein Schwert enthielt, wurde unterhalb des jetzigen und oberhalb des alten Fahrwegs nach Obernau vor acht Jahren entdeckt.

Bei dem sogenannten „alten Haus“ und „Silberberg“ auf der nördlichen Höhe am Wege nach Eckenweiler wurde vor 80 Jahren von Bergleuten rechts nach Braunkohlen gesucht; links wollten diese Betrüger (damit die Herrschaft sie noch länger bezahle) Spuren von Silber finden.

Damals wurde hier eine Glocke gefunden und auf die Gottesackerkirche gebracht, aber 1793 umgegossen.

Auf der Hochebene etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort befindet sich ein ziemlich großer Erdfall (Erdtrichter).

Von altem v. Ow’schen Besitz ist Folgendes aufgezeichnet: in den Jahren 1314 und 1317 hatten Hermann Walther und Berthold von Owe zu Obernau allhier einen Maier; im Jahr 1400 wurde Albrechts von Owe Gemahlin Anna von Thierberg „uff Biringen“ das Dorf verwiesen; Leute hatte allhier im Jahr 1462 Jörg von Ow. Das Fischwasser an der Starzel „von dem Steege ze Bietenhausen unz an das Wör ze Bieringen“ hatte 1336 Hermann von Owe und besitzen seine Nachkommen.

Frühe thut sich allhier auch gräflich hohenbergischer Besitz kund; die Gräfin Margaretha von Nassau, † 1370, Gemahlin Graf Rudolfs II. von H., schenkte einen Hof an das Spital zu Rottenburg, einen andern versetzte Graf Rudolf III. 1384 an Cunzen von Hailfingen | (Schmid, Grafen von Hohenberg 199, 474). Spätere Hauptbesitzer des Ortes sind die Schenken von Stauffenberg. Wilhelm Schenk von Stauffenberg verkaufte 1397 die Hälfte an Benz von Bochingen und dessen Gattin Margarethe von Rosenfeld. Die andere Hälfte wurde an die Herren von Mansperg verpfändet. Diesen Theil löste Erzherzog Albrecht als Besitzer der Herrschaft Hohenberg von Andreas von Mansperg ein, den andern Theil brachte er von Benz von Bochingen in seine Hände und so wurde der Ort sein und des Hauses Österreich freies Eigenthum. Am 22. Mai 1454 aber belehnte genannter Erzherzog damit den Hans Eicher (alt: Ycher) zu Rottenburg für sich und seine männlichen und weiblichen Erben; wenn sie es aber verkaufen wollten, sollten sie es zuerst Österreich anbieten (St.A.). Denselben belehnte auch die Erzherzogin Mechthild den 3. März 1466 (Lünig, R. A. 12, 253.). Dessen Wittwe und Kinder aber verkauften den 6. März 1476 Bieringen mit Vogtei, Gericht, Zwing und Bann, Gewaltsamen, Gerechtigkeit, Leuten, Gülten und Gütern und mit dem Hausgesäß um 4750 fl., Lehen für Lehen und Aigen für Aigen, und was daran lehnbar war mit Willen der Erzherzogin Mechthild an Burkard von Ehingen, welcher am 29. März die Huldigung von den Unterthanen empfing und den 1. April 1476 belehnt wurde (Lünig, R. A. 12, 257–259. v. Ow’sches Archiv.). Am 17. Mai 1545 belehnte mit dem reichslehenbaren Blutbanne K. Karl V., am 1. Juli 1551 K. Ferdinand I. den Hans von Ehingen in Bieringen, Diessen, Dettingen und Bittelbronn. Genannter Hans starb ohne Hinterlassung von Kindern und nun belehnte derselbe König Ferdinand den 21. Januar 1553 mit Bieringen samt Mühle den Hans Wilhelm, Hans Burkhard, Hans Ludwig und Hans Veit von Werdnau (Vettern und Erben des Ehingers), der Erzherzog Ferdinand aber den 26. Septbr. 1580 den Hans Ludwig von Werdnau mit dem Blutbann und Marktrecht in Bieringen (eb. 290, 296, 313). Von Joh. Georg Werdnau kaufte es Joh. Friedr. von Ow und wurde am 25. Febr. 1697 mit dem Lehenbaren belehnt. Anton Ferdinand Graf von Attems, kais. Kammerherr und Grenadierhauptmann, ehlichte 1717 die Tochter und Erbin des Freiherrn Ferdinand Karl von Ow zu Sterneck, Hirrlingen und Bieringen, Marie Auguste. Ihr Vater starb 1720, worauf nach einem weitläufigen Streit mit Österreich wegen der Lehen in ebengenannten drei Orten Graf Anton Ferdinand zu Besitz gelangte. Sein Sohn Christian August, kais. Kammerherr und Regierungsrath zu Grätz († 1764), wurde den 16. Januar 1742 von der Kaiserin | Maria Theresia belehnt mit dem Dorf Bieringen samt Zugehör, dem Hof im Dorf und der Mühle und im Jahr 1753 wegen Bieringen und Hirrlingen als Mitglied der Ritterschaft Kantons Neckar-Schwarzwald aufgenommen. Da dieser jedoch Bieringen an den Assessor Hopfer von Tübingen für 22.000 fl. verpfändete, erhob der österreichische Fiskal und Kammerprokurator in Freiburg Klage und begehrte, daß man das Lehen als heimgefallen einziehe (1755). In dem darüber entstandenen Proceß aber sprach die Regierung in Freiburg den Grafen von Attems am 30. April 1763 frei und die Regierung zu Inspruck bestätigte diesen Spruch den 21. Nov. 1763 (S. Bewährte Gerechtsame des Grafen von Attems auf ihren Ritter-Güthern Hirrlingen und Bieringen 1768. Fol.).

Von den Grafen August, Anton und Joseph v. Attems kaufte Bieringen als Lehen 1789 Joseph Freiherr v. Raßler für 55.000 fl. und seine Nachkommen besitzen es noch jetzt, als Lehen von Württemberg.

Die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 bezeichnet das Dorf mit dem Hof und der Mühle daselbst als österreichisches Kunkellehen, die Landeshoheit und Forstherrlichkeit als strittig, den Blutbann aber als der Gutsherrschaft, welche auch die niedere Gerichtsbarkeit hatte, zu Lehen überlassen (Schmid 475). In Wirklichkeit übten, trotz der Anfeindung der österreichischen Beamten, die jeweiligen Herren von Bieringen die Landeshoheit und Forstherrlichkeit und ihr Blutbann war Reichslehen noch 1545 (s. oben). Als dann 1548 der benachbarte reichsunmittelbare Adel, bedrängt von König Ferdinand, dessen Hauptmann der Herrschaft Hohenberg laut kaiserlichen Ausschreibens eines Jeden „Gerechtigkeit der hohen Obrigkeit wie auch der Hofgerichte“ fürbringen sollte, konnte der Blutbann zu Bieringen zwar nicht mehr als Reichslehen aufrecht erhalten, aber auch nicht eingezogen werden. Die Freiherren v. Raßler wurden am 9. März 1667 von Österreich damit belehnt.

Im December 1805 trat Heinrich Freiherr von Raßler wegen Bieringen als einem Orte des Ritterkantons Neckarschwarzwald unter württembergische Staatshoheit und die Lehensherrlichkeit ging von Österreich an Württemberg über.

Das „Freigut Hennenthal“, welches 1625 von Johann Fried. Schertlin v. Burtenbach angekauft war, kam 1696 beim Tode des J. G. v. Wernau an die Söhne seiner Schwester, der Gemahlin von Wolf Fridr. Schenk von Stauffenberg, zugleich damit Baisingen, Werdnau etc.

| Das Patronatrecht der Pfarrei war laut Constanzer Spruchs von 1479 zwischen den Edlen von Ehingen zu Bieringen als der Ortsherrschaft und dem Paulinerkloster Rohrhalden bei Rottenburg als Großzehentherrn, weil es „das Corpus geschöpft“ hatte, getheilt. Die Edlen von Ehingen hatten das Nominations-, das Kloster Rohrhalden das Präsentations-Recht. Von den ersteren ging ihr Recht mittelbar auf die Freiherrn v. Raßler über, das Recht des Klosters gelangte durch Kauf 1789 mit dem hiesigen Großzehnten von dem vorderösterreichischen Religionsfond an Freiherrn Hugo Damian von Stauffenberg und so sind noch heut zu Tage die beiden freiherrlichen Familien im Besitz der genannten Rechte. Die im Jahr 1485 von Burkhard von Ehingen gestiftete Kaplanei ist später mit der Pfarrei verbunden worden.


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