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Mühringen,
mit Hohen-Mühringen, Schloß,
Gemeinde II. Klasse, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1143 Einw., wor. 9 Evang. und 489 Israel. – Kath. Pfarrei; die Evang. sind nach Mühlen eingepfarrt.


In dem tief eingeschnittenen, ziemlich breiten, wiesenreichen Eyachthale ist der große, unregelmäßig angelegte Ort, theils in die Thalebene, theils an die Steilgehänge auf der linken Seite des Flüßchens, gegen Nord- und Westwinde wohl geschützt, hingebaut. Die Gebäude sind in den unteren Stockwerken aus Stein, die übrigen Theile aus Holz erbaut und etwa ein Drittel derselben verblendet, was dem Ort theilweise ein städtisches Ansehen verleiht.

Die 1752–53 im Rococostyl erbaute Pfarrkirche zum heil. Gallus trägt auf der westlichen Giebelseite einen viereckigen, gegen oben in ein Achteck übergehenden Dachreiter und über dem Eingang in das Langhaus ist der h. Nepomuk nebst den Wappen der Herren von Rauner und von Widmann angebracht; den Chorschluß bildet ein Halbrund. Das freundliche, weißgetünchte Innere der Kirche enthält außer zwei alten Holzbildern, der h. Gallus und der h. Johannes, nichts Bemerkenswerthes.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, welche wegen Mittellosigkeit von der Gemeinde unterstützt wird. Das Patronatsrecht hat der Freiherr von Münch.

Der Begräbnißplatz liegt ziemlich entfernt (östlich) vom Ort.

Das zunächst der Kirche gelegene Pfarrhaus wird aus einem besonderen Fonds unterhalten.

Das Schulhaus wurde 1836 erkauft und zu seiner gegenwärtigen Bestimmung eingerichtet; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Das israelitische Schulhaus, früher Gasthof zum Hirsch, wurde in den 1840ger Jahren erkauft und daselbst ein Lehrzimmer und die Wohnungen des Rabiners und des Schulmeisters eingerichtet. Eine christliche und eine israelitische Industrieschule bestehen.

Die ansehnliche im modernen Rundbogenstyl gehaltene Synagoge wurde mit einem Kostenaufwand von 20.000 fl. 1807–10 erbaut; das freundliche Innere enthält an der Decke eine ovale, tief | eingehende gewölbte Kuppel. Die Unterhaltung hat die israelitische Kirchengemeinde.

Ein Gemeindewaschhaus ist vorhanden.

Der sog. 1790 erbaute Christiansbau und die ehemalige Gerberei, welche an Privaten vermiethet werden, sind, wie auch die Bierbrauerei zum Adler, Eigenthum der Gutsherrschaft.

Westlich vom Ort erhebt sich auf einem steilen, gegen ein enges Thälchen vorgeschobenen Bergvorsprung das imposante, die ganze Gegend zierende Schloß Hohen-Mühringen, der Sitz des ritterschaftlichen Gutsherrn, Freiherrn von Münch. Der Punkt, auf dem das Schloß steht, ist von drei Seiten natürlich fest und war an der allein zugänglichen nördlichen Seite mittelst eines tiefen Grabens wohl befestigt und unzugänglich gemacht. Der gegenwärtige Besitzer ließ in neuester Zeit unter Benutzung des alten Schlosses einen großartigen Neubau im reichen gothischen Styl nach dem Entwurf des Bauinspektors Rupp zu Reutlingen aufführen und im Jahr 1857 hiemit beginnen. Das ursprüngliche und nun auch das neue Schloß zerfällt in das untere und obere Schloß; das untere, meist noch in seiner ursprünglichen Form erhaltene, schließt im Verein mit großartigen Ökonomiegebäuden einen ansehnlichen Hofraum ein. Über dem Eingang in denselben ließ der Besitzer nach alter Sitte sinnige, kernige Sprüche und Reime anbringen, welche bei dem Beschauer Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hervorrufen. Zu dem oberen, jetzt größtentheils neuen Schloß führt über den tiefen Burggraben eine schöne hölzerne Brücke zu dem gothisch gehaltenen Eingang in den oberen Hofraum. Gleich beim Eintritt in denselben steht links die schön erneuerte alte Schloßkapelle, die mittelst eines Gangs mit dem Schloß verbunden ist; sie enthält einen kunstreichen, altdeutschen, ebenfalls restaurirten Flügelaltar, der ursprünglich in der Kapelle gestanden hatte; überdieß ist auch an der Seitenwand ein alter Altarschrank angebracht. Unter der Kapelle befindet sich die Gruft der adeligen Familie. Das eigentliche Schloß besteht aus drei Flügeln, die den aus alten Zeiten stammenden sogen. Heidenthurm umfangen; auf diesem über die Schloßgebäude majestätisch sich erhebenden, gleichfalls restaurirten Thurme, erschließt sich dem Auge eine entzückende Rundsicht, welche gegen Süden von einem großen Theile der Alp großartig begrenzt ist.

Der Haupteingang in das mit Staffelgiebeln versehene Schloß ist mit Krappen geziert und in dem spitzen Bogenfeld prangt auf | Glas gemalt das Wappen der Freiherren von Münch. Gleich beim Eintritt in das Schloß gelangt man in einen Raum, der mit alten Waffen, Rüstungen, Folterwerkzeugen, Hirschgeweihen etc. geziert ist; die Wohngelasse des Schlosses sind aufs reichste, theilweise im reinsten gothischen Styl ausgestattet und enthalten nebenbei sehr werthvolle Gemälde und Kunstgegenstände aus alter und neuer Zeit. Der ganze Gebäudekomplex ist mit einer Mauer umfriedigt und außerhalb desselben, jenseits des Burggrabens, steht der Fruchtkasten oder der neue Bau, der als Magazin dient und zugleich die Wohnungen einiger Diener des Gutsherrn enthält. Die Schloßgebäude sind mit freundlichen Gartenanlagen umgeben und in den ganz nahe gelegenen, aus den verschiedensten Holzarten bestehenden, mit reicher, seltener Flora geschmückten Waldungen sind schöne, schattige Spaziergänge mit einladenden Ruheplätzen angelegt.

Mit gutem Trinkwasser, das acht laufende Brunnen mit süßem Wasser und zwei mit Sauerwasser liefern, ist der Ort im Überfluß versehen; mittelst eines gut angelegten Druckwerks wird sehr gutes Trinkwasser zu dem Schloß hinreichend geleitet. Am Fuß des Schloßbergs entspringt eine starke Quelle, die so sehr inkrustirt, daß eingelegte Gegenstände innerhalb 14 Tagen mit einer Linien dicken Kalksinterschichte überzogen werden; die Wasserkraft treibt nicht allein das Druckwerk zum Schloßbrunnen, sondern auch eine Öl-, Schleif- und Gipsmühle. Der Schloßbrunnen, den der gegenwärtige Besitzer errichten ließ, besteht aus dem Standbild der h. Kumerana, die das Wasser aus einem in den Händen haltenden Kruge in die Brunnenschale gießt. Ein kleiner, theils überwölbter, theils offener Bach fließt durch den Ort. An der östlichen Ortsseite fließt die Eyach vorüber, auf der Verdienst bringende Flößerei mit Langholz, Brettern und Hopfenstangen getrieben wird. Am Ort ist von dem Flüßchen ein Arm (Mühlkanal) abgeleitet, von dem zwei Mühlen, beide mit je drei Mahlgängen und einem Gerbgang, nebst Säg-, Öl- und Reibmühle in Bewegung gesetzt werden. Die nicht bedeutende Fischerei, welche Eigenthum der Gutsherrschaft und von dieser verpachtet ist, liefert nur Weißfische, Barben, Schuppfische, Gruppen und als Seltenheit Aale. Über den Mühlkanal und über die Eyach ist je eine hölzerne Brücke angelegt. Brückengeld wird eingezogen, was der Gemeinde jährlich etwa 100 fl. einträgt.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln eine Poststraße über Nordstetten nach der 11/2 Stunden nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt | und Vicinalstraßen nach Ahldorf, Wiesenstetten, Imnau, Felldorf und Weitingen.

Bis zu dem nächst gelegenen Bahnhof bei Börstingen beträgt die Entfernung eine Stunde.

Die Einwohner sind im allgemeinen kräftige, gesunde Leute von mittlerer Größe, die nicht selten ein ziemlich hohes Alter erreichen; es gibt viele 70jährige, einige 80- und 90jährige Personen. Die Lebensweise und Sitten, wie auch die Tracht, sind halbstädtisch, was hauptsächlich von den vielen im Ort ansäßigen Israeliten herrührt.

Da nahezu die Hälfte der ohnehin kleinen Markung Eigenthum des ritterschaftlichen Gutsbesitzers Freiherrn von Münch ist, so sind die christlichen Einwohner neben der Landwirthschaft zum Betrieb der Gewerbe und Taglohnarbeiten, die israelitischen aber beinahe ausschließlich auf den Handel mit Vieh, Leder, Tuch etc. hingewiesen. Da überdieß die meisten Güter auf der Hochebene oder an den steilen Bergabhängen liegen, so ist der Feldbau nicht nur sehr beschwerlich, sondern auch wegen der Aufführung des Düngers und Abführung der Erträgnisse mit großem Aufwand von Zugkräften und Geld verbunden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittleren; mit Ausnahme des Gutsbesitzers Freiherr v. Münch hat der vermöglichste Güterbesitzer 34 Morgen, der sog. Mittelmann 6 Morgen, die minder bemittelte Klasse 1/2 Morgen und viele haben gar keinen Grundbesitz. Das dem Freiherrn von Münch gehörige Gut, welches mit Dommelsberg zusammenhängt und nur ein kleinerer Theil vereinzelt auf der Markung liegt, besteht aus 479 Mrg. Ackerland, 112 Morgen Wiesen, 23 Morgen Gärten, 52 Morgen Weiden und 467 Morgen Waldungen. Das Gut wird theils in acht, theils in vier Rotation, mit ausgedehntem Hopfenbau (20 Morgen) sehr rationell bewirthschaftet.

Der Boden ist fruchtbar und besteht aus den Verwitterungen des Muschelkalkdolomits und des Hauptmuschelkalks; auch Lehm kommt vor. Steinbrüche sind im Hauptmuschelkalk, im Muschelkalkdolomit und im jüngeren Süßwasserkalk (Kalktuff) angelegt. Lehmgruben sind drei vorhanden.

Zur Verbesserung des Bodens wird neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln, Gips, Mergel, Hallerde, Compost, künstlicher Guano und fleißig gesammelte Jauche verwendet. Zur Bearbeitung des Feldes bedient man sich des Flandrischen Pflugs und der Reps wird häufig mit der Maschine gesät, während bei der vorzüglichen Musterwirthschaft | der Gutsherrschaft alle neuesten landwirthschaftlichen Geräthschaften zu finden sind.

Der Ackerbau wird, mit Ausnahme des freiherrlichen Guts, im Dreifeldersystem sehr gut betrieben und die Brache mit Kartoffeln, Futterkräutern, Erbsen, Rüben, Wicken etc. vollständig eingebaut. Aussaat rechnet man auf den Morgen 6–8 Sri. Dinkel, 3–4 Sri. Weizen, 3–4 Sri. Gerste und 6 Sri. Haber; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Weizen, 6–7 Scheffel Gerste und 6–7 Scheffel Haber per Morgen angegeben.

Von Handelsgewächsen zieht man Hanf und wenig Flachs für den eigenen Bedarf, während der größte Theil des Hopfen- und Repsertrags nach Außen abgesetzt wird. Getreidefrüchte verkauft die Herrschaft sehr viele nach Außen, die Privaten aber nur theilweise an Bäcker im Ort. Die geringsten Preise eines Morgens Acker betragen gegenwärtig 450 fl., die mittleren 7–800 fl. und die höchsten 1000 fl.

Der Gartenbau beschränkt sich auf den Anbau der nöthigsten Küchengewächse für das häusliche Bedürfniß, während die Gutsherrschaft denselben durch einen eigens dazu angestellten Gärtner in namhafter Ausdehnung betreiben läßt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert ein vortreffliches Futter; die Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind durchgängig zweimähdig und ertragen im Durchschnitt 30–36 Centner Heu und 20 Centner Öhmd per Morgen. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 800–1200 fl.

In den um das Ort gelegenen Gärten, besonders aber in den der Gutsherrschaft gehörigen großen Grasgärten wird die Obstbaumzucht sorglich gepflegt; man zieht von Kernobst außer den gewöhnlichen Most- und Dörrsorten auch feineres Tafelobst und von Steinobst Kirschen und Zwetschgen. Das Obst, welches im Ort verwendet wird, gedeiht gerne und nur im Eyachthale zeigen die Obstbäume wegen des kiesigen Untergrundes kein gutes Fortkommen. Baumschulen sind mehrere vorhanden.

Die Weiden sind sehr gut und auf der ganzen Markung Eigenthum des ritterschaftlichen Gutsbesitzers, der 700 Stücke feine Bastardschafe auf ihr und auf dem Gut Dommelsberg laufen läßt und auch den Pferch zur Benützung hat. Die Überwinterung geschieht im Ort und in dem nahe gelegenen Gut Dommelsberg. Die Wolle wird auf dem Kirchheimer Markt abgesetzt. Pferdezucht treibt nur die Gutsherrschaft, welche arabische und mecklenburgische Stuten ankaufte, | dieselbe durch einen eigenen arabischen Hengst belegen und die erzielten Fohlen (gegenwärtig 13 Stücke) auf Weiden laufen läßt, bis sie im vierten und fünften Jahre zum Reiten und Ziehen gewöhnt werden.

Im Orte selbst ist die Rindviehzucht schon wegen Mangels an Grund und Boden nicht bedeutend, wohl aber auf dem herrschaftlichen Schloßgute, wo eine voradelbergische Race gezüchtet und durch einen Farren gleicher Race rein erhalten wird; es sind daselbst 50 Stücke Schmal- und Melkvieh und acht Ochsen aufgestellt. Auch besteht eine Käserei, die magere und halbfette Käse liefert. Der Viehstand im Ort reicht nicht zu um das Bedürfniß an Milch zu befriedigen, daher dasselbe noch durch Einführung von Außen gedeckt werden muß.

Die Schweinezucht wird von vielen Ortsbürgern, sowie auch von der Gutsherrschaft in namhafter Ausdehnung getrieben und überdieß noch Ferkel von Außen eingeführt; man züchtet vorzugsweise die halbenglische Race, und mästet sie theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Ziegen werden von ärmeren Familien, die wenig oder gar keine Wiesen besitzen, der Milch wegen gehalten.

Hühner, Gänse, Enten und auch Tauben zieht man in beträchtlicher Anzahl, theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Die Bienenzucht wird in günstigen Jahrgängen mit Glück betrieben und die Ausbeute an Honig und Wachs theils im Ort, theils nach Außen verwerthet.

Was die Gewerbe betrifft, so sind von diesen, außer den schon angeführten Mühlwerken, noch zu nennen: eine Baumwollenspinnerei mit 4–5 Stühlen, zwei namhafte Bierbrauereien, die ihr Produkt theils im Ort, theils in der Umgegend absetzen, vier Schildwirthschaften, sechs Kaufleute, vier Krämer, ein Uhrmacher, ein Optiker und sonst noch die nöthigen Handwerker. Als Nebengewerbe wird das Korbflechten und Besenbinden für den Ortsbedarf betrieben.

Der Handel beschäftigt sich mit Kolonialwaaren, Tüchern von Wolle und Baumwolle, Leder, rohe Häute, optische Gegenstände, Vieh etc. Auf den zwei Märkten, welche der Ort den 9. Mai und den 29. September abzuhalten berechtigt ist, machen Töpfer mit Geschirr und Bötticher mit Kübeln etc. gute Geschäfte.

Die Spedition wird wöchentlich durch drei Botenfuhrwerke von der Station Rottenburg hieher und gegen Balingen und Rottweil befördert.

| Die Gemeinde besitzt etwa 270 Morgen Waldungen, die jährlich gegen 30 Klafter abwerfen, von denen man, über Abzug des Besoldungsholzes für den Pfarrer und des Schulholzes, noch 20 Klafter verkauft und den Erlös an die Ortsbürger vertheilt.

Etwa 80–100 Morgen Allmanden sind vorhanden, welche den Ortsbürgern zu unentgeldlicher Benützung überlassen werden.

Neben dem Schulgebäude wurden Reihengräber entdeckt, die Waffen, Schmuckgegenstände etc. enthielten.

In der Nähe des Orts wurden schon römische Münzen gefunden.

Auf einem Bergvorsprung östlich vom Ort stand die Burg Alt-Felldorf, von der noch der Graben sichtbar ist.

Mühringen erscheint erstmals im Jahr 786 (als Mereingun), als der Graf Gerold das Kloster St. Gallen mit einem hiesigen Gut beschenkte (Wirt. Urk.-Buch 1, 34). Von den hiesigen Ortsadelichen, welche außer ihrem freien Hausbesitz auch sanctgallische, zähringische und hohenbergische Lehen hatten, kommen vor: Houch de Miringen im Jahr 1050 (Neugart Episc. Const. 2, 577); Eberhard de Mieringen um 1100 (Wirt. Urk.-Buch. 1, 362. 2, 411, unter den liberi aufgeführt. Siehe überhaupt Schmid Grafen von Hohenb. 472 und Mon. Hohenb. 14. 16. 194. 278). Hohenmühringen war das Bergschloß der Herrschaft, wozu Niedermühringen, Wiesenstetten und Dommelsberg gehörten. Um 1502 kaufte Gottfried von Zimmern solches Schloß nebst dem gleichnamigen Dorfe und nebst Wiesenstetten und Dommelsberg für seinen Bastard Heinrich † 1508 (Ruckgaber Grafen von Zimmern 157). Bald darauf erscheint Schloß und Dorf Mühringen im Besitz der Familie Widmann, welche sich hienach schrieb. Die Söhne des berühmten württembergischen Leibarztes Hans Widmann genannt Maichinger († 1524), namentlich Beat Widmann, tyrolischer Kanzler, machten diese Erwerbung. Von denen von Widmann kam Mühringen an die von Westernach.

Im Jahr 1618 verkaufte Wolf Christoph von Westernach dem deutschen Orden das Schloß Hohenmühringen, die Dörfer Niedermühringen, Wiesenstetten und Dommelsberg für 56.000 fl. Den Kauf schloß im Namen des Ordens ab der Landkommenthur der Ballei Franken (nachmals Hoch- und Deutschmeister) Johann Eustachius von Westernach. Auch die von Lichtenstein u. a. hatten kleinere Antheile an der Herrschaft Mühringen, welche durch den Deutschorden gleichfalls angekauft wurden.

| Im Jahr 1632–34 hatte der Deutschordensche Besitz in Folge der Wendung des dreißigjährigen Krieges eine Unterbrechung und Herzog Julius Friedrich von Württemberg nahm Dorf und Schloß in Besitz. Am 11. Juli 1652 aber vertauschte der Deutschorden die Herrschaft Mühringen mit Hohen- und Nieder-Mühringen, Wiesenstetten und Dommelsberg an den Freiherrn Georg Friedrich vom Holtz, württembergischen Generalmajor gegen dessen Rittergut Absberg in Franken und Auszahlung von 7000 fl. Sein Enkel Eberhard Friedrich aber verkaufte den 15. März 1695 dies alles an den Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg (Lünig R.A. 12, 394). Darauf gelangte M. mit Wiesenstetten und Dommelsberg an den bei Mühlen genannten Joh. Thomas von Rauner † 1735 und sofort gleich Mühlen, an die es jetzt besitzende Familie der Freiherrn von Münch. Christian Freiherr von Münch machte im Jahr 1791 für seine männliche Nachkommenschaft ein Fideikommiß aus den auf ihn vererbten und von ihm weiter acquirirten Antheilen an der zu dem Reichsritterkanton Neckar-Schwarzwald steuernden Herrschaft Mühringen, Wiesenstetten, Dommelsberg, Mühlen und Egelstall (Schwäb. Chronik 1791. S. 276).

Die hohe Obrigkeit wurde von den Rittergutsbesitzern geübt.

Im Jahr 1805 kam Mühringen unter die Staatshoheit von Württemberg.

Ursprünglich war Mühringen Filial von Bierlingen, hatte aber eine eigene Kaplanei, welche in sehr früher Zeit von den Freien von Zimmern gestiftet war. Der oben genannte Tyroler Kanzler Widmann erneuerte um 1551 diese Stiftung, deren erste Urkunde verloren gegangen war. Auf Verwendung des Hans Christoph Widmann wurde die Kaplanei 1602 zur Kuratkaplanei erhoben; im Jahr 1710 wurde eine selbstständige Pfarrei errichtet. Das Patronatsrecht ist gutsherrlich.

Drei hiesige Hofstätten verkaufte den 26. Juni 1314 Werner von Dotternhausen mit Willen seines Herrn, des Grafen Rudolf von Hohenberg, an das Kloster Kirchberg (Schmid Mon. Hohenb. 195).


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