« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Herrenberg Kapitel B 7 »
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Entringen,


Gemeinde II, Klasse mit 1435 Einw. a. Entringen, 1432 Einw., wor. 3 Kath. und 13 eig. Confession. b. Hohen-Entringen, 3 kath. Einw. Evang. Pfarrei. Die Kath. sind nach Poltringen eingepfarrt.

Entringen, Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, ist der Sitz eines Revierförsters und eines Amtsnotars.

Der unregelmäßig gebaute mit reinlich gehaltenen, theils gekandelten, theils gepflasterten Straßen versehene Ort liegt an der Herrenberg-Tübinger Landstraße 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt, theils in den Thalebenen des Käsbachs und des Rohrbachs, theils an einem westlich geneigten Ausläufer, der im Rücken (Osten) des Orts sich erhebenden Schönbuchsterrasse, welche demselben Schutz gegen Ostwinde gewährt und mit ihren vielfältigen obstreichen Vorsprüngen, von denen einer mit dem Schloß Hohen-Entringen geziert ist, einen freundlichen Hintergrund für die malerische Ansicht des Orts bildet.

Aus der Mitte desselben erhebt sich die sehr ansehnliche, im germanischen Styl erbaute Pfarrkirche, die vermöge ihrer erhöhten Lage und ihrer Großartigkeit weit über das Dorf emporragt, und in der Ferne gesehen, demselben ein städtisches Ansehen verleiht; besonders schön nimmt sich der viereckige, schlanke Thurm aus, der übrigens mit seinem obersten, erst später aufgebauten Stockwerke und mit dem hohen, spitzen Zeltdache, auffallend gegen Nordwesten hängt. Die an der südlichen Ecke des Langhauses angebrachte Inschrift: anno dni 1452 incepta est hec eccia (ecclesia) gibt entweder das Erbauungsjahr der Kirche, oder, was wahrscheinlicher ist, die Zeit einer an derselben vorgenommenen, bedeutenden Veränderung an. An der westlichen Giebelseite befinden sich über dem spitzbogigen Eingang 2 Wappen, das eine denen von Ehingen angehörig: ein Rudolf von Ehingen, dessen Grabtafel in dem Rathhaussaal hängt (siehe unten), soll nämlich der Stifter des Kirchengebäudes gewesen sein und wurde auch in demselben beigesetzt. Der mit einem halben Achteck schießende Chor hat, wie auch das Langhaus, spitzbogige, mit germanischem Maßwerk gefüllte Fenster. An der südlichen Seite des Langhauses befinden sich mehrere Grabdenkmale, von denen wir folgende anführen: 1) das eines Herrn| von Ehingen mit dem Familienwappen, 2) eines mit dem von Gültlingen’schen Wappen und der Umschrift anno dni 1593 starb Jörg v. Giltlingen, Peters Sohn, seines Alters 10 Jar, 3) das Grabmal des Jost Neuheller (aus Ladenburg in der Pfalz), der drei Jahre Luthers Schüler und von 1540–1557 und 1560 bis 1568 Pfarrer zu Entringen war, und von hier aus mit dem tübingischen Kanzler Jacob Beuerlin im Jahr 1552 zum Tridentiner Concil abgeordnet wurde († 1572); da das Grabmal der Verwitterung sehr unterworfen ist, so wurde eine Abschrift desselben innerhalb der Kirche angebracht, 4) das Grabmal eines Hans Reiser († 1586, Juni 4), der vermuthlich ein Sohn des M. Johannes Reyser war (siehe unten).

Das Innere der sehr geräumigen Kirche ist hell und enthält einen im germanischen Geschmack gehaltenen Taufstein und schön geschnittene (in neuerer Zeit weißgetünchte) Chorstühle. Der um 4 Stufen höher gelegte Chor ist mit einem schön construirten Netzgewölbe gedeckt, dessen gut bemalte und reich vergoldete Schlußsteine in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bildwerke enthalten: 1) Agnus dei, 2) eine Rosette und 3) einen Christuskopf. Die stark hervorstehenden Gewölbegurten gehen von runden, theilweise mit schön gearbeiteten Kapitälen und Köpfen gezierten Säulen und Säulenbündeln aus. An der nördlichen Chorwand sind noch Reste eines Sacramenthäuschens und an der südlichen eine schön germanisch gehaltene Wandnische vorhanden; in den Fenstern befinden sich einige alte Glasmalereien. Der massive Thurm, der sichtlich in Verbindung mit der hohen Kirchhofmauer ehemals auch zur Vertheidigung diente, hat in seinem Innern etwa 50 Fuß über der Erdfläche auf drei Seiten Wandnischen, in denen Schießscharten angebracht sind; von den in demselben hängenden vier Glocken, welche zusammen ein sehr harmonisches Geläute geben, ist die größte 1494 gegossen worden, die zweite trägt die Umschrift: Ave Maria. † O Rex glorie Christe veni cum pace; (die Inschriften der übrigen können wegen Unzugänglichkeit nicht gelesen werden.) Die Unterhaltungskosten der Kirche hatte ursprünglich die Stiftungspflege zu 2/3, später zu 1/3 zu bestreiten; aber auch bei dieser Verbindlichkeit muß sie wegen Mittellosigkeit von der Gemeindekasse immer noch unterstützt werden.

Im Jahr 1827/28 wurde der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz verlassen und ein neuer, 1 Morgen, 1/2 Viert., 127/10 Ruthen großer, angelegt, der auf drei Seiten mit einer lebendigen Hecke und auf der vierten mit einer Mauer umfriedigt ist.

Das gut erhaltene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate| obliegt, steht frei mit der östlichen Langseite an den ehemaligen Kirchhof sich anlehnend.

Das in der Nähe der Kirche gelegene Rathhaus, in dem sich auch die Wohnungen des Schullehrers und Lehrgehilfen befinden, wurde im Jahr 1843 mit einem Gemeindeaufwand von 6000 fl. neu erbaut; in der Rathsstube hängt ein aus der Kirche dahin gebrachtes, auf Holz gemaltes Wappen der Herren von Ehingen mit der Aufschrift: Anno dni 1464 uff sant Gallenertag starb Rudolff von Ehingen dem Gott gnädig sii. Das Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Unterlehrers enthält, wurde in den 1830er Jahren namhaft verbessert und erweitert.

Neben der Volksschule besteht eine Industrieschule seit 1848 und eine Kleinkinderschule seit 1850.

Zur Wohnung des Revierförsters ist in neuerer Zeit ein für den Staat angekauftes bürgerliches Gebäude eingerichtet worden und befindet sich in ziemlich gutem Zustande.

Ein ehemaliges Bebenhausen’sches Pfleggebäude, das noch manche Spuren alter Architektur an sich trägt, steht dem Rathhaus gegenüber.

Von früheren fünf Weinkeltern steht nur noch eine, die im Jahr 1851 in Folge der Ablösung vom Staat an die Gemeinde überging.

Ein öffentliches Backhaus wie auch ein Waschhaus sind schon längst vorhanden.

Der Ort hat vier laufende Brunnen, die übrigens sämmtlich mineralische Theile, namentlich Gips führen, so daß nur zwei einigermaßen gutes Trinkwasser liefern, während das Wasser der übrigen weder zum Waschen noch zum Trinken tauglich ist und nur für das Vieh benützt wird.

Die im Jahr 1819 hergestellte Zuleitung einer in der sogenannten Langenhaldenhöhe aus dem grobkörnigen Keupersandstein entspringenden vortrefflichen Quelle kam, weil die Gemeinde die Unterhaltung zu kostspielig fand, im Jahr 1830 wieder in Abgang, was um so mehr zu bedauern ist, als der Mangel an ganz gesundem, reinem Wasser eine der Hauptursachen von dem nicht seltenen Vorkommen des Kretinismus und des Kropfes sein mag. Einer von den laufenden Brunnen, in der Nähe des Gasthauses zum Anker, wird der Badbrunnen genannt, weil dessen etwas Schwefel führendes Wasser früher zum Baden benützt wurde; einige 100 Schritte nördlich vom Ort liegen die sogenannten Badstuben und in der Nähe derselben der Badgarten, auch zeugt für das ehemalige Bestehen eines Bades die Entrichtung von| Badzinsen, später an die Gemeinde Pfäffingen (früher an die Herren von Gültlingen in Pfäffingen).

Durch den Ort fließt der bei Breitenholz entspringende Käsbach, welcher an der Westseite des Dorfs den Rohrbach aufnimmt; über denselben führen im Ort zwei hölzerne Brücken, von denen eine die Mädlesbrücke genannt wird, und außerhalb desselben in der Nähe der Mühle die Aischbachbrücke. Überdies ist noch eine kleine, steinerne Brücke nordwestlich vom Dorf über den Rohrbach angelegt. Periodisch fließende Quellen, sogenannte Hungerbrunnen, sind mehrere vorhanden, namentlich im Ort, und zwar einzelne in Kellern, wie überhaupt in nassen Jahrgängen beinahe die Hälfte der Wohnungen Wasser in die Keller bekommt.

Ein bedeutender Hungerbrunnen besteht nördlich vom Ort und sendet sein periodisch fließendes Gewässer in den Käsbach, der deßhalb eine Strecke weit der Hungerbrunnengraben genannt wird. Etwa 300 Schritte unter der Aischbachbrücke befindet sich ein 12 Fuß breites Bassin, aus dem eine Quelle hervorsprudelt, die 6 Brunnenröhren zu speisen im Stande wäre; es wird das Grundlos genannt, weil man in demselben wegen des Schlammes noch keinen festen Grund finden konnte.

Die Einwohner von Entringen sind, abgesehen von dem hier auftretenden Cretinismus, im Allgemeinen minder ansehnlich, als die eigentlichen Gäubewohner, übrigens von dauerhafter Gesundheit und erreichen nicht selten ein hohes Alter; ihr Charakter ist im Allgemeinen ein guter, namentlich trifft man neben großem Fleiß und Sparsamkeit auch viel Sinn für Religion, der häufig in strengen Pietismus übergeht und in neuerer Zeit, bei etwa 30 Ortsangehörigen, bis zur Secte der sogenannten Neukirchlichen ausgeartet ist[1].

Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau, während die minder Bemittelten sich durch Holzmachen in den Staatswaldungen und durch Handel mit Gips ihr Auskommen sichern. Der Gips wird in mehreren Gruben auf der Markung gewonnen und in zwei, mit Pferdekraft getriebenen Gipsmühlen gemahlen; überdies kommt noch viel ungemahlener Gips zum Verkauf und wird zum Theil bis auf die Alp verführt. Einzelne gewinnen in dem nahe gelegenen Schönbuch Stuben- und Silbersand, der in dem Gäu und sonst in der Umgegend Absatz findet. Die ziemlich zahlreich vertretenen Gewerbe dienen mit Ausnahme der| Weber, welche auch nach Außen arbeiten, nur den örtlichen Bedürfnissen.

Eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang steht am Käsbach 1/4 Stunde südlich vom Ort. Die Vermögensumstände der Einwohner sind mittelmäßig; bei einer ziemlichen Anzahl von Armen gibt es mehrere Bemittelte und einzelne sehr Wohlhabende im Ort. Der größte Güterbesitz besteht in 40–45 Morgen.

Gülten und Zehnten sind abgelöst; der Staat hatte den großen Zehnten und die Hälfte des Heuzehntens, den kleinen Zehnten und die übrige Hälfte des Heuzehntens die Pfarrei zu beziehen.

Neben der äußerst freundlichen Gegend, in welcher der Ort liegt, sind die natürlichen Verhältnisse der Markung günstig zu nennen. Das Klima ist mild und gesund, so daß die Rebe, wie auch Gurken, Bohnen etc. noch gedeihen; nur leiden zuweilen die Obstbäume und Weinstöcke von Frühlingsfrösten. Die Ernte tritt meist mit dem 1. August ein. Hagelschlag ist selten, da die Schönbuchsspitze eine Wetterscheide bildet.

Die ausgedehnte Markung grenzt südlich an die Markungen Unter-Jesingen und Pfäffingen, östlich an Hagelloch, O.A. Tübingen, nördlich an Breitenholz und westlich an Breitenholz, Altingen, Reusten und Poltringen, sie ist auf der rechten Seite des Käsbaches ziemlich eben und hat daselbst mit wenigen Ausnahmen einen sehr fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, während der Markungstheil auf der linken Seite des Käsbaches uneben ist und der steilen Schönbuchsterrasse mit den mannigfaltig durchfurchten Ausläufern und Vorsprüngen angehört. Der Boden dieser Partie besteht meist aus einem Dünger und Regen bedürftigen Keupermergel, der gegen das Thal in einen fruchtbaren, ziemlich thonreichen und auf der Anhöhe in einen leichten Sandboden übergeht. Die für den Feldbau minder günstigen Mergelböden werden hier mit Vortheil für die Obstzucht und den Weinbau benützt. Die ertragreichsten Güter liegen im tiefen Weg, im Vorrathsgraben, vor dem Brückle, in Neuländer, Brunnhäusle, bei der Kuche, Beeten, bei der Eich, Mittelweg etc.

Außer den Gipsbrüchen sind noch mehrere Töpfergruben, ein grobkörniger Keupersandsteinbruch und eine Lehmgrube vorhanden; bei dem sogenannten Waschblock wurden früher aus dem feinkörnigen Keupersandstein Wetzsteine gebrochen und in die Umgegend abgesetzt.

Erdfälle sind mehrere vorhanden und zwar ausnahmsweise nicht in dem Muschelkalk, sondern im untern Keupermergel, wozu| der in demselben eingelagerte Gips, welcher im Laufe der Zeit stellenweise von dem unterirdischen Gewässer aufgelöst und weggeführt wird, Veranlassung gegeben haben mag. Sie entstehen nicht allmälig, sondern meist plötzlich; so bildete sich vor zwei Jahren mitten im Dorf in der Nähe des Gasthauses zum Anker augenblicklich ein Erdfall, der nachher wieder eingefüllt wurde.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben; verbesserte Pflüge sind im Gebrauch und verdrängen allmälig den deutschen Wendepflug. Bei den leichteren Böden kommt die Walze theilweise in Anwendung und zur Besserung der Felder bedient man sich außer dem gewöhnliche Stalldünger des Pferchs, der Jauche, welche sehr fleißig gesammelt wird, und zuweilen des Composts.

Nach der Dreifelderwirthschaft baut man, mit zu 1/3 angeblümter Brache, besonders viel Dinkel, Gerste, weniger Hafer, seltener Wicken, Erbsen, Linsen etc.; in der Brache kommen Kartoffeln, Futterkräuter, besonders Luzerne, Angersen, Kohlraben, Kraut, Hanf, wenig Flachs und in neuerer Zeit Welschkorn zum Anbau. Hopfen wird mit gutem Erfolg gepflegt.

Auf den Morgen rechnet man Aussaat 8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Gerste und eben so viel Hafer; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–2 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Gerste und eben so viel Hafer per Morgen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50–400 fl. Dinkel und Gerste, in neuerer Zeit auch Hafer, kommen häufig nach Außen zum Verkauf.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt; die durchgängig zweimähdigen Wiesen, unter denen sich viele Bergwiesen befinden, erzeugen ein gutes Futter, das zum Theil, übrigens nicht zum Vortheil der eigenen Wirthschaft, nach Außen verkauft wird. Ein Morgen Wiese erträgt im Durchschnitt 25 Centner Heu und 10 bis 12 Centner Öhmd; Wässerung ist keine vorhanden.

Der Weinbau ist nicht bedeutend und hat in neuerer Zeit sehr abgenommen, während der Obstbau, für welchen sich die Gegend besser eignet, immer mehr in Aufnahme kommt. Es werden hauptsächlich Trollinger, Elblinge, Silvaner, aber auch noch sog. Butscheeren etc. gepflegt. Die beste Weinberge liegen am Mönchsberg. Der Morgen erträgt durchschnittlich 6–8 Eimer Wein, welcher in den Jahren 1846 von 38–50 fl., 1847 von 12–15 fl., 1848 von 18–20 fl. und 1849 von 15–24 fl. verkauft wurde; in den Jahren 1850 und 1851 konnte der Wein gar nicht abgesetzt werden. Das Erzeugniß bleibt meist in dem Ort und geht auch theilweise in den Schwarzwald, in die Gegend von Rottenburg und in das Gäu.

| Die ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Mostsorten, Luiken, Fleiner, Knausbirnen, Reichenäckerin, Bogenäckerin etc.; vom Frühobst werden ziemlich viel Schnabelbirnen, Muskateller, etwas Gaishirtlen etc. gezogen. Überdies pflanzt man viele Kirschen und Zwetschgen und treibt namentlich mit ersteren einen namhaften Handel, der in günstigen Jahren schon einen Erlös von 5–6000 fl. einbrachte; auch von dem übrigen Obst wird vieles nach Außen abgesetzt. In neuerer Zeit hat die Gemeinde Allmandplätze (Schafweide) mit Obstbäumen auspflanzen lassen, die übrigens in den höheren Lagen nicht das beste Fortkommen zeigen.

Der Rindviehstand, aus einer rothen, auch schäckigen, kräftigen Landrace bestehend, ist bedeutend und gut; drei Landfarren werden von einem Bürger gegen eine von der Gemeindekasse gereichte Entschädigung von jährlich 90 fl. nebst Nutznießung von drei Morgen Wiesen gehalten. Auf benachbarten Märkten wird einiger Handel mit Vieh getrieben und Butter kommt viel nach Tübingen zum Verkauf.

Die Schafzucht wird von einem Pacht-Schäfer, der etwa 300 Bastarde auf der Markung hält, betrieben.

Die Zucht der Schweine ist unbedeutend, die der Bienen mittelmäßig, dagegen wird ziemlich viel Geflügel gehalten und mit denselben, wie auch mit Eiern einiger Handel nach Tübingen und Rottenburg getrieben.

Außer der durch den Ort führenden, frequenten Herrenberg–Tübinger Landstraße dienen dem Verkehr noch Vicinalstraßen nach Reusten und Breitenholz.

Der Ort hat das Recht, zwei Vieh- und Krämermärkte abzuhalten, die jedoch nur wenig besucht werden. Die Gemeinde besitzt neben einem Kapitalvermögen von 6000 fl., 178 Morgen Waldungen, welche sie für ihre Schönbuchsgerechtigkeit im Jahr 1820 von dem Staat erhielt; sie sind meist mit Laubhölzern (Eichen, Buchen) bestockt und werden theils als Mittelwaldungen im 40jährigen – theils als Hochwaldungen im 80jährigen Umtriebe bewirthschaftet. Der jährliche Ertrag, in 30 Klaftern und 6000 Stück Wellen bestehend, wurde bisher als Gabholz an die Bürgerschaft vertheilt, wobei ein Bürger entweder 1/4 Klafter Holz oder 25 Stück Wellen erhielt. Überdies sind noch Privatwaldungen vorhanden. Der Schäfereipacht, aus der Brach- und Stoppelweide nebst 65 Morgen eigener Weide bestehend, trägt der Gemeindekasse mit Einschluß der Pferchnutzung jährlich 600 bis 750 fl. ein. Die Gemeindeschadens-Umlage ist bedeutend und beträgt jährlich über 2000 fl. (Vergl. Tabelle III.) Zu Erhöhung des| Vermögens der Stiftungspflege auf etwa 3000 fl. hat die Vereinigung der Reyser’schen Stiftung[2] beigetragen. An Arme werden jährlich 50 fl. ausgetheilt, überdies sind noch einige Schulstiftungen vorhanden.

Das Dorfwappen ist eine weiße Ente.

Bis zum Jahr 1535 war Breitenholz Filial von Entringen, daher der Ortsgeistliche von Entringen früher den Heuzehnten in Breitenholz zu beziehen hatte; auch fand bis in die neuere Zeit zwischen beiden Orten Freizügigkeit in der Art statt, daß die Bürger von Entringen und Breitenholz gegenseitig das Bürgerrecht besaßen und bei der Annahme eines fremden Bürgers in dem einen oder andern Ort die Schultheißen und Gemeinderäthe der beiden Orte zusammentraten.

Auf dem sogenannten Pfaffenberg, einem nordöstlich von Entringen gelegenen hohen Punkte, von dem man eine sehr ausgebreitete Aussicht genießt, befindet sich ein schön gewölbter Brunnen, bei dem ehemals ein Begharden- (Beguinen-) Haus stund.

Nahe am Ort (nördlich) wird eine Stelle, das Bürgetle (d. i. Bürgle) genannt; man stößt daselbst zuweilen auf Grundmauern und Gebäudeschutt. Vermuthlich stand hier die Burg Graneck, (Crusius Paralip. 43), welche im Landbuch von 1623 als „eine alte, abgegangene Burg zu Entringen im Dorf, ist denen von Giltlingen gewesen“, angeführt wird.

Auf der Markung der Gemeinde liegt 1/2 Stunde östlich vom Dorfe das dem K. Oberststallmeister und Kammerherrn Freiherrn von Taubenheim gehörige Rittergut Hohen-Entringen, welches aus dem Schlosse, 1/8 Morgen 20 Ruthen Gärten, 785/8 Morgen 16,8 Ruthen Äcker, 273/8 Morgen 39,5 Ruthen Wiesen, 50 Morgen Weide, Wege etc. und 85 Morgen Waldungen besteht; letztere sind mit Ausnahme von 10 Morgen Nadelwaldungen (Forchen) mit Buchen bestockt, denen die Eiche als Oberholz beigesellt ist.

Auf einem steilen, felsigen Vorsprung der Schönbuchsterrasse steht das weithin sichtbare Schloß mit seinen Nebengebäuden, die nebst dem vorhandenen Hofraume und Küchegarten mit einer, theilweise sehr alten Mauer rings umfangen sind. Von drei Seiten natürlich fest, wurde das Schloß auf der allein leicht zugänglichen Ostseite mittelst eines tiefen Grabens, den man in den Felsen (grobkörniger Keupersandstein) einhauen ließ, ebenfalls fest und| unzugänglich gemacht. Über den Graben führte eine Zugbrücke, die später einem festen Übergang weichen mußte.

Das Schloß selbst ist ein großes, in einem einfachen Styl gehaltenes, massives Gebäude, an dessen südlicher Seite ein halbrundes Thürmchen steht, welches die zu dem oberen Stockwerke des Schlosses führende Wendeltreppe enthält. In ihm bestund eine Kapelle, für welche Johann von Gültlingen und Rudolf von Ehingen im Jahr 1424 vier Malter Roggengülte in Gültstein erkauften.

An der südöstlichen Ecke des ehemaligen Burgraumes befindet sich ein 84 Fuß tiefer mit Quadern rund ausgemauerter Ziehbrunnen; von demselben führt in einer Tiefe von 20 Fuß ein gewölbter Gang in der Richtung gegen das Schloß, der auf mehrere Schritte noch zugänglich – weiterhin aber verschüttet ist[3]. Ohne Zweifel lief der Gang ursprünglich bis zu dem Schloß und war, um im Fall der Belagerung ungestört Wasser holen zu können, von den früheren Besitzern der Burg angelegt worden. Ein laufender Rohrbrunnen, der vortreffliches Wasser liefert und zum Tränken des Viehs benützt wird, befindet sich am Anfange eines Thälchens, etwa 100 Schritte südöstlich vom Schloß.

Die Aussicht von dem Schloß ist eine äußerst freundliche und ausgedehnte; das Auge übersieht hier nicht nur einen Theil der Schönbuchsterrasse mit ihren wohlgerundeten, mit Obstbäumen und Reben bepflanzten Vorhügeln, sondern auch das weitgedehnte, fruchtreiche Gäu mit seinen stattlichen Ortschaften, während im Hintergrunde ein blauer Streifen des Schwarzwaldes das Panorama schließt. Ersteigt man die obersten Räume des Schlosses, so erblickt man einen großen Theil der Alp, welche auch an einigen Stellen der im Rücken des Schlosses gelegenen Felder, von dem Plettenberg bis zur Teck sichtbar wird.

Das zusammenhängende, wohl arrondirte Gut wird von einem Pächter in acht Rotationen bewirthschaftet; der Boden desselben besteht auf der Ebene, wo die meisten Felder liegen, aus einem Gemenge von Lehm und Sand (Verwitterung des Stubensandsteins), dem ein die Feuchtigkeit haltender Letten als Unterlage dient. An dem Abhange lagert Keupermergel, dessen Verwitterung einen etwas hitzigen Boden liefert, der theils als Schafweide – theils zum Anbau der Luzerne benützt wird und sich wegen seiner Tiefgründigkeit für den Obstbau sehr gut eignet.

Außer den gewöhnlichen Cerealien, von denen der Roggen| besonders gut gedeiht und deshalb häufig zum Anbau kommt, werden Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, Futterkräuter und ziemlich viel Reps gepflanzt. Der Ertrag der Güter ist etwas geringer, als von den im Thal gelegenen, und belauft sich per Morgen durchschnittlich bei einer wiewohl etwas reichlicheren Aussaat auf 5–8 Scheffel Dinkel, 4–7 Scheffel Hafer, 3–6 Scheffel Gerste und 2–4 Scheffel Roggen. Dagegen sind die Erzeugnisse gesuchter und werden in der Regel mit den höchsten Preisen der Umgegend bezahlt; auch der sehr ausgedehnt betriebene Obstbau liefert reichlicheren und besseren Ertrag, als in den Thalgegenden. Die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, und zu 2/3 zweimähdig, zu 1/3 einmähdig sind, ertragen per Morgen im Durchschnitt 20 Centner Heu und 8–10 Centner Öhmd. Auf dem Gut befinden sich gegenwärtig 3 Pferde, 18 Stück Rindvieh (Landrace mit Simmenthaler Kreuzung); die Weide ernährt 120 Stück Schafe.

Was die Geschichte von Entringen betrifft, so schrieb sich von diesem zum Gebiet der Pfalzgrafschaft Tübingen gehörig gewesenen Ort, Antringen, Äntringen, ein Geschlecht freier Herren, welche ihn von den Pfalzgrafen zu Lehen trugen; der älteste bekannte desselben ist Herr Adelbert, Zeuge im Jahr 1075 bei der Stiftung des Klosters Hirschau (Wirt. Urkundenbuch 1, 279). Ein Bruder desselben hieß Landold (1084 in einer Kl. St. Georger Urkunde). Einige Jahrzehnte darauf erscheinen Friedrich Vater und Sohn (Cod. Hirs. 44b), und Otto (Cod. Reichenb. 30a), im Jahr 1191 Eberhard (Schmid Urk. 7). Als Domherren machten sich bemerklich ein jüngerer Friedrich im Jahr 1191 (Schöpfl. Als. dipl. 1, 304) und die Gebrüder Konrad, Eberhard und Otto im Jahr 1247 (eb. 1, 396, vrgl. auch Mone Zeitschr. 4, 224), alle vier zu Straßburg, ferner Beringer zu Speier[4], welch letzterer 1224–1232 selbst die bischöfliche Würde zu Speier bekleidete. Auch späterhin kommen noch Beringere vor (1245 B. liber et frater ejus Albertus adhuc servus. Mone Zeitschr. 3, 127), ferner ein Trutwin (1244), endlich erscheinen die Namen Peter (1298), Kraft (1309–1352) und Walther (1343). Im Wappenschild führten sie einen Schrägbalken mit drei Ringen (Mone Zeitschr. 1, 245); sie hatten lehensherrliche Rechte in dem ziemlich entfernten Dertingen (Oberamts Maulbronn) und seit 1259, durch Tausch gegen diese, in Königsbach bei Durlach (eb.).

| Den Hertrichsberg (Harhtrichesberch um 1230, Hertrichesberg 1300) bei Entringen besaß im Anfang des 13. Jahrhunderts großentheils eine Gräfin Adelhaid, in erster Ehe Gemahlin Graf Konrads von Heiligenberg, in zweiter Graf Gotfrieds von Sigmaringen; der Weinberg zu Entringen, welchen sie vor ihrer zweiten Verheirathung ihrem Sohn aus erster Ehe, Graf Berthold, gab (Mone Zeitschr. 1, 341, Fickler Schloß Heiligenberg 165), mag an diesem Berge gelegen haben. Es wurden noch weitere Theile desselben Berges zum Weinbau hergerichtet, wenigstens schenkten ihr zweiter Gemahl und sie mit ihm um 1230 an das Kloster Bebenhausen (Mone Zeitschr. 3, 117) Rebgüter allhier. Dasselbe Kloster erhielt noch im Jahr 1288 von Heinrich von Remchingen aus dessen auf eben diesem Berg gelegenen Weingut eine Weingült (Mone Zeitschr. 4, 112) und am 5. Dezember 1300 von dem Grafen Heinrich von Veringen vermöge einer zu Hettingen im Lauchartthale ausgestellten Urkunde dessen ebendaselbst gelegene Weinberge (Urk. in Karlsruhe)[5].

Im 13. Jahrhundert erscheinen als pfalzgräflich tübingische Lehensmänner zu Hohen-Entringen die Herren von Hailfingen. Vermuthlich durch Heirath waren indeß die Grafen von Hohenzollern Mitbesitzer der Hoheitsrechte über die Burg geworden. Dieses Verhältniß gab im Jahr 1284 Anlaß zu Reibungen des Ritters Markward von Hailfingen mit Graf Friedrich von Zollern, welchem das Schloß am 22. Febr. d. J. übergeben worden war; in Folge derselben wurde den folgenden 17. April der genannte Graf durch den Hailfinger aus dem mehrgenannten Schloß geworfen (Chron. Sindelf.).

Hugo von Hailfingen verkaufte den 13. April 1293 für sich und als Vormund der Kinder seiner Brüder Markward und Heinrich hiesige Güter an das Kloster Bebenhausen mit Willen seines Dienstherrn Grafen Gotfried von Tübingen (St.-A.). Margareth, eine Tochter Anselms von Hailfingen, brachte den väterlichen Antheil an Burg und Dorf mit Leuten und Gütern in Poltringen, Oberndorf, Öschelbronn, Reusten und Kayh etc. an ihren Gatten Wolf von Ebersberg, welcher Alles den 27. April 1332 an die Brüder Diem und Friedrich Herter von Dußlingen um 500 Pfund| Heller verkaufte (Crus. Annal. Suev. 3, 227). Dagegen blieb noch ein ziemlicher Antheil in den Händen der Hailfinger; Märklin von Hailfingen erkaufte dazu im Jahr 1380 von Pfalzgraf Konrad von Tübingen hiesige eigene Leute (Schmid 452). Vielleicht durch Heirath in die Hailfinger Familie hatten die Herren von Lustnau hier Besitz; Adelheid, Wittwe des Hans von Lustnau, beschenkte im Jahr 1410 das Kloster Reuthin mit hiesigen Weingülten.

Neben den Hailfingern treten als Mitbesitzer die von Ehingen auf, zunächst Burkhard und Reinhard Gebrüder, welche vermittelst Heirath mit Adelheid und Sophie, Töchtern Hugens von Hailfingen, im Jahr 1320 nach dem Tode ihres Schwiegervaters hier festen Fuß faßten (Schmid, Urk. 154). Genannten Brüdern verlieh das Kloster Bebenhausen seinen hiesigen Fronhof im Jahr 1333 und ebenso ihren Nachkommen. Im Jahr 1416 ging von Hugo von Ehingen dessen Antheil durch Kauf an seinen Vetter Rudolf von Ehingen über (Lünig R.-A. 12a, 229, vergl. eb. 246), welcher sofort den Ehinger Theil allein besaß (Steinhofer 2, 670). Unter den 19 Kindern besagten Rudolfs ist der durch seine heldenmüthigen Fahrten nach der Ritterschaft berühmte Jörg von Ehingen, zuletzt Obervogt in Tübingen (geb. 1428 zu Hohenentringen und † 1508) zu nennen.

Einen weiteren Hauptantheil bekamen die von Gültlingen. Im Jahr 1387 wurden sie zuerst von Württemberg mit dem zum Schloß Hohenentringen gehörigen Rechte im Schönbuch belehnt (Scheffer 33).

Auch die Markgrafen von Baden hatten wenigstens im Anfang des 15. Jahrhunderts einen Theil von Entringen (Mon. Zoll. Nr. 548). Markgraf Bernhard errichtete im Jahr 1413 mit acht Edelleuten einen Burgfrieden wegen des Schlosses (Fromann De condom. territ. 58)[6]

Ums Jahr 1417 lebten fünf Edelleute auf hiesiger Burg friedlich beisammen und zeugten hundert Kinder, nämlich drei Herren von Hailfingen zusammen 60, ein Herr von Ehingen 19 und ein Herr von Gültlingen 21 (Gg. v. Ehingen Reisen nach der Ritterschaft, im Anfang). Wenn diese Familien zusammen in die, eine Viertelstunde entfernte Dorfkirche in Procession zogen, so bildeten| sie eine Reihe, deren Anführer die Kirche betrat, wenn der letzte noch bei der Burg war.

Die Lehensoberherrlichkeit über fünf Theile an der Burg rührte von den Grafen von Hohenzollern, von welchen im 15. Jahrhundert die schon genannten Familien von Hailfingen und von Gültlingen, ferner von Stadion, die Herter (Mon. Zoller. Nr. 514) und als die Rechtsnachfolger im Herterischen Theile (ib. Nr. 548) die Wehingen diesen Besitz zu Lehen hatten (Burgermeister Thes. jur. equestr. 1, 357. 358). Ums Jahr 1527 kam dieses hohenzollersche Lehen in Eine Hand, in die Sebastians von Gültlingen (Steinhofer 2, 670, vrgl. auch Lünig R.-A. 12a, 281). Am 2. Jan. 1603 belehnte Graf Eitel Friedrich von Zollern den Balthasar und Hans von Gültlingen mit dem Theil an Burgstall und Schloß Hohenentringen, den ihr Vater hatte, mit allen Rechten, Freiheiten und Zugehörungen, Schönbuchrechten, Trieb, Trat, Wunn und Waid, einem Baumgarten, Leibeigenen in den umliegenden Orten, 12 Morgen Holz in der Buchhalde, 43/4 Mannsmad Wiesen; den 12. Dezember 1609 aber eignete Graf Johann von Zollern all diese Güter dem Balthasar von Gültlingen, wofür ihm dieser 1000 fl. Kapital sammt Zinsen für ewige Zeit zu Lehen auftrug (Lünig R.-A. 12a, 162).

Die Erwerbungen Württembergs in Entringen, welches bis 1808 dem altwürttembergischen Amt Tübingen zugetheilt blieb, erfolgten zu verschiedenen Zeiten seit der Mitte des 14. Jahrhunderts. Den 16. April 1392 reversirte sich Hans, genannt Schwarzhans, von Gültlingen gegen den Grafen Eberhard den Milden von Württemberg wegen des zu Lehen empfangenen Antheils am Recht im Schönbuch und der Burg zu E. (Lünig a. a. O. 220, vrgl. eb. 225); über weitere hiesige Güter derselben Herren erwarb Württemberg noch im Jahr 1431 durch Tausch die Lehensoberherrlichkeit (Sattler Grafen 2 Beil. Nr. 48; vergl. überhaupt Lünig a. a. O. 231. 244. 255. 280. 281. 283.). Am 30. Jan. 1430 erkauften die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg hiesige Leibeigene von Wilhelm von Hailfingen, Johanniterordenscomthur zu Mergentheim (St.-A.). Am 6. Dez. 1468 erwarb Graf Eberhard von Württemberg im Bart Antheile an Burg und Dorf für 3000 fl. rhein. von Diepold und Burkhard von Ehingen und am 2. Aug. 1473 derselbe gleichfalls Antheile für 2800 fl. von Konrad und Kraft und Hug von Hailfingen, deren Familie gleichwohl später wieder von Württemberg einen hiesigen Besitz zu Lehen trug (Steinhofer 3, 434, Lünig a. a. O. 264. 266–69), aber schon im Jahr 1527 mit Wendel ausstarb. Als Herzog Christoph den 18. Juni 1553 den| Balthasar von Gültlingen mit dem Erbkämmereramt belehnte, waren unter den dazu gehörigen Lehenstücken vornehmlich der württembergische Antheil an dem Schloß Hohen-Entringen (Lünig a. a. O. 153), namentlich die ehemals hailfingischen Lehenstücke (Steinhofer 2, 671). Am 6. Febr. 1732 trat dagegen die Familie von Gültlingen hiesige Lehen an Württemberg ab (vergl. Scheffer 213). In derselben Familie hatte Ernst von Gültlingen schon am 4. Juli 1650 an Ulrich von Münchingen einen Theil von Entringen verkauft, welcher durch dessen Tochter Anna Katharina an ihren Gatten Ludwig Moser von Filseck, Obervogt in Nagold und Altensteig (geb. 1598), gelangte. Die Moser’schen Töchter verkauften ihren hiesigen Besitz den 1. Juli 1655 an Johann Steb. Nach verschiedenem Besitzwechsel kam das Schloßgut um 1700 an den Augsburger Patricier Christoph von Schanternell (Burgermeister a. a. O., Stetten Adel. Geschlechter in Augsburg 335). Darauf ging das Gut wieder durch verschiedene bürgerliche Hände, bis es im Jahr 1785 der herzogliche Kirchenrath kaufte, nach dessen Aufhebung es Staatsdomäne wurde. Vom Staate erkaufte es im Jahr 1830 der Kreisoberforstmeister, Kammerherr Friedrich Wilhelm Albrecht v. Plessen für 10.400 fl., erhielt über die staatsrechtlichen Verhältnisse der sofort zum Rittergut gemachten Staatsdomäne am 22. Juli 1830 eine königliche Declaration (Reg.-Bl. S. 313) und machte aus dem Gut ein Fideicommißgut, was den 25. Juli 1833 bestätigt wurde (Reg.-Bl. 207). Von ihm ging das Gut im Jahr 1846 durch Kauf an den jetzigen Besitzer Freiherrn von Taubenheim über. Was den Besitz der Klöster auf Entringer Markung betrifft, so erwarb hier Alpirsbach im Jahr 1463 Weingärten, Gülten und Zinse von Truchseß Wolf von Waldeck, ferner die Karthause Güterstein im Jahr 1475, Zinse und Gülten von Hans von Gültlingen dem jüngern; reicheren Besitz nebst der Kirche (siehe unten) aber bekam das schon genannte Bebenhausen. Bereits vor 1229 hatte es hier Güter, welche ihm Pabst Gregor IX. am 8. März d. J. bestätigte. Hiezu erkaufte es im Jahr 1291 30 Jaucherte Felds, 3 Jaucherte Wiesen, 5 Hofstätten und drei Jaucherte Weinberge von Peter von Birningen (Bierlingen), wozu Graf Friedrich von Zollern, von dem diese Besitzungen zu Lehen rührten, am 5. April d. J., unter Übertragung der Oberherrlichkeit über dieselben an das Kloster, seine Zustimmung gab (Mon. Zoll. Nr. 232); ferner erwarb es den 22. Nov. 1296 von Graf Friedrich von Zollern († vor 1298) den beim Kirchhof gelegenen Frohnhof, welchen der Graf aus drückender Schuldennoth mit Gütern zu Breitenholz zusammen für 450 Pfund Heller| verkaufte, und das damit verbundene Kirchenpatronatrecht, welches er dem Kloster als Geschenk beigab (Mon. Zoll. Nr. 237. 242); an den Fronhof hatte übrigens auch Ritter Hugo von Hailfingen Ansprüche, auf welche dieser, seitens des Klosters durch gewisse Grundstücke entschädigt, mit Zustimmung Pfalzgraf Gotfrieds von Tübingen, im Febr. 1300 verzichtete, wie er denn selbst auch am 1. Sept. d. J. mit Genehmigung desselben Grafen eine Wiese von drei Morgen, Gerelgotwiese genannt, an das Kloster verkaufte (Urk. in Karlsruhe). Späterhin machte das Kloster noch einzelne Erwerbungen und erhielt namentlich im Jahre 1416 von Georg von Hailfingen dessen Antheil an der Burg (Crus. Ann. Suev. 3, 342).

An der hiesigen Kirche, deren wohl ursprünglich pfalzgräflich tübingisches Patronat etwa in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an den Grafen von Zollern gekommen war, war Rektor im Jahre 1284 und f. Volmar (Mon. Zoll. Nr. 223. 228. 237). Im Jahre 1296 (s. ob.) erwarb Bebenhausen die Kirche, welche der Abt Konrad (1320–53) diesem Kloster einverleibte (Annal. Bebenhus.). Im Jahre 1377 erscheint Hugo vicarius perpetuus ecclesie parochialis (Reyscher Statutarrechte 308). Im Anfang des 15. Jahrhunderts stiftete Hugo von Ehingen mit seiner Gemahlin Agnes von Gültlingen eine St. Silvesterpfründe, wozu den 18. März 1422 Abt Heinrich von Bebenhausen seine Zustimmung ertheilte. Mit dem Kloster Bebenhausen kam der Pfarrsatz an Württemberg und gehört auch heut zu Tage der Krone.



  1. Über diese Secte siehe Württemb. Jahrb. Jahrg. 1846. Heft I. S. 56.
  2. M. Johannes Reyser stiftete im Jahr 1504 in Verbindung mit Angehörigen seiner Familie eine Summe zum besten der Armen, welche sich im Jahr 1816 auf 1212 fl. belief.
  3. Nach den Untersuchungen des Revierförsters Knecht zu Böblingen.
  4. Das Hochstift Speier hatte noch 1188 Besitzungen in Bebenhausen, wodurch die Herren von Entringen mit diesem Hochstift in Berührung gekommen sein mögen.
  5. War vielleicht obige Gräfin Adelheid, deren Sohn Berthold hieß, eine Tochter Bertholds von Neifen, Grafen von Achalm, und somit durch ihre Mutter Enkelin Adalberts, Grafen von Gamertingen-Achalm (Stälin Wirt. Geschichte 2, 455. 572)? Die Grafen von Gamertingen und von Veringen hingen enge zusammen und so würde sich dieser Mitbesitz eines Berges bei Entringen erklären.
  6. Außer den im Text angegebenen Ganerben kommen zeitweise noch vor die von Bubenhofen. Am 4. Jan. 1470 verschrieb sich Hans von Helmstadt der jüngere gegen Graf Eberhard von Württemberg, daß er der Herrschaft W. mit dem ihm eingegebenen Theil des Schlosses zu E. gewärtig sein wolle (St.-A.). Im Jahr 1471 waren Mitbesitzer Wilhelm Kechler und Hans Glärin. Ruckgaber Grafen von Zimmern 97.


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