« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Herrenberg Kapitel B 20 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
Oberndorf,
Gemeinde III. Klasse mit 750 kath. Einw, Kathol. Pfarrei.
Am nördlichen Fuß des sogenannten Tannenreins, einer isolirten Hügelgruppe, die sich aus Flachland zwischen Ammer und Neckar erhebt, liegt 21/4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 11/2 Stunden nördlich von Rottenburg, das in die Länge gebaute, mittelgroße Dorf. Von der Nordseite gesehen nimmt sich dasselbe mit seiner obstbäumereichen Umgebung und mit dem auf der Kuppe bewaldeten Tannenrein im Hintergrunde, recht freundlich aus und verspricht mehr, als man bei näherer Betrachtung findet, indem die Häuser meist unansehnlich sind und die Mittellosigkeit des größeren Theils der Einwohner bekunden. Eine am nordöstlichen Ortsende stehende, schönwüchsige Linde gereicht nicht| nur dem Dorf, sondern auch der Umgegend zur besondern Zierde, ebenso nimmt sich eine Reihe kräftiger Weiden, welche innerhalb des Orts längs des Baches stehen, sehr gut aus.

Die Pfarrkirche zur h. Ursula, wurde in dem Jahre 1778–79 verändert und modernisirt, so daß sich von ihrer früheren Bauweise nur noch die Strebepfeiler und einige germanische Fenster an dem mit einem halben Achteck schließenden Chor erhalten haben. Der alte, durchaus massive Thurm hat Schießscharten, und in seinem obersten Stockwerk, dem ein Satteldach mit Staffelgiebeln aufgesetzt ist, später eingebrochene Schalllöcher. Auf demselben hängen drei Glocken, von denen die größte die Namen der vier Evangelisten und anno dni 1451 hilf Maria, als Inschrift trägt, während auf der zweiten, nach den Schriftzügen älteren, nur die Evangelistennamen stehen; die kleinste ist aus neuerer Zeit. Das Innere der Kirche ist geräumig und wurde im Jahre 1846 auf eine ansprechende Weise restaurirt. Die Kanzel und die zwei Seitenaltäre, von denen der eine die h. Ursula, der andere die Himmelfahrt Mariä enthält, sind im Rainaissancegeschmack ziemlich gut gearbeitet und reich vergoldet. Von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in den mit einem doppelten Kreuzgewölbe versehenen Chor; die Schlußsteine, eine Rosette, Agnus dei und Ecce homo darstellend, sind neu vergoldet worden, während die Gewölbekappen eine blaue und die Gurten eine steinfarbige Tünchung erhielten.

Im Chor steht ein ausgezeichnet schöner, im germanischen Styl ausgeführter Flügelaltar, den die Gemeinde im Jahre 1847 durch den Maler Kaltenmark in Rottenburg mit einem Aufwand von 300 fl.[1] restauriren ließ. Derselbe besteht aus einem hölzernen, zierlich durchbrochenen, reich vergoldeten Tabernakelbau über einem mit gut geschnittenen Figuren gefüllten Altarschrank. Das Mittelbild enthält die Krönung der Jungfrau Maria; in den beiden Seitennischen des Mittelbildes stehen links Petrus und Paulus, rechts Johannes der Täufer und der Evangelist. Unter dem Mittelbild sind die Brustbilder des Papstes Gregor des Großen und des Heiligen Laurentius, Paulus und Sebastian angebracht, während über demselben der Gekreuzigte mit Maria und Johannes zu beiden Seiten dargestellt ist. Die beiden Flügelthüren, welche Gemälde enthielten, konnten nicht mehr restaurirt werden und auf beiden Seiten stehen nun in der Sacristei aufbewahrt, dagegen ist die Predella, Christus mit den zwölf Aposteln auf Goldgrund| gemalt, noch gut erhalten und zeugt von der großen Kunstfertigkeit des Malers. An der Wand des Chors steht ein im germanischen Styl gehaltenes Sacramenthäuschen.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz, dessen feste Mauern erst in neuester Zeit abgetragen wurden, ist im Jahre 1839 verlassen und ein neuer außerhalb (östlich) des Orts angelegt worden.

Das 1752–53 erbaute, von der Gemeinde zu erhaltende Pfarrhaus liegt ziemlich entfernt von der Kirche, im nördlichen Theil des Orts.

In der Mitte des Orts steht frei das Rathhaus, in welchem sich auch die Schule und die Wohnung des Lehrgehilfen befindet; es wurde im Jahre 1568 erbaut und ist trotz seines hohen Alters noch nicht baufällig; der Schulmeister bewohnt ein besonderes, der Gemeinde gehöriges Haus. Eine Industrieschule besteht seit 1847.

Die Gemeinde hat von dem Freiherrn v. Ulm im Jahre 1848 ein Backhaus um 300 fl. und im Jahre 1849 eine Kelter um 200 fl. erkauft; an letzterer hatte der Staat 1/3, daher an diesen 75 fl. entrichtet werden mußten.

Im Ort bestehen acht Pumpbrunnen und ein zum Schöpfen gerichteter Brunnen; in trockenen Jahrgängen lassen die Pumpbrunnen nach, dagegen fließt der Schöpfbrunnen das ganze Jahr hindurch so stark, daß sein Abfluß, der zunächst am Brunnen zu einer Wette geschwellt wird, einen kleinen Bach bildet, welcher zur Wässerung von ungefähr 15 Morgen Wiesen benutzt wird und unterhalb Poltringen in die Ammer einmündet. Das Wasser ist zum Trinken nicht besonders gut und scheint auch einen nachtheiligen Einfluß auf die Einwohner auszuüben, indem bei denselben der Kropf nicht selten vorkommt. Etwa 1/4 Stunde südwestlich vom Ort beginnt der Arbach, in dessen Thälchen fünf Quellen entspringen, die dem Bach die ersten Zuflüsse liefern; westlich (1/2 Stunde) vom Ort bestand früher ein kleiner Weiher.

Die nicht große Markung, nördlich an die Markungen Reusten und Poltringen, östlich an Poltringen, südlich an Wendelsheim, O.A. Rottenburg, und westlich an Seebronn und Hailfingen, O.A. Rottenburg grenzend, wird von vielen kleineren Einteichungen und Thälchen durchzogen und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der zur Hälfte, besonders in dem sogenannten Söllenhardt und in den Eisengräbern, sogar schlecht zu nennen ist; er besteht größtentheils aus hitzigen, Dünger und Regen bedürfenden Keupermergeln, über denen nur stellenweise ein fruchtbarer Diluviallehm| lagert. Die besten Güter liegen hinter Pfaffenholz, Bettwiesen, Röschenhofen und im Bogen.

Das Klima ist gesund und ziemlich mild; Obst gedeiht gerne, obgleich zuweilen Frühlingsfröste schaden. Hagelschlag kam in 70 Jahren nur dreimal vor. Die im Durchschnitt körperlich kräftigen Einwohner sind sparsam, fleißig, etwas derb und in Folge ihrer unergiebigen Felder, wie aus Mangel an Nebenverdienst, mit wenigen Ausnahmen unbemittelt. Der Begütertste besitzt nicht mehr als 50 Morgen Feld. Indessen sind Feldbau, Viehzucht und etwas Weinbau die Haupterwerbsquellen, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen; als Nebengewerbe ist die Handspinnerei, welche von den weiblichen Personen häufig um den Lohn getrieben wird, und die von einigen Männern getriebene Strumpfstrickerei zu nennen. Die früher betriebene Wollespinnerei hat in Folge der aufgekommenen Fabriken beinahe ganz aufgehört.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des deutschen und zum Theil auch des Suppinger Pflugs so gut, als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, betrieben; zur Besserung des Bodens bedient man sich neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln besonders der Jauche, zu deren Gewinnung an den Düngerstätten durchgängig zweckmäßige Vorrichtungen getroffen wurden. Nach der Dreifelderwirthschaft baut man vorzugsweise Dinkel, Gerste und auf geringen Böden Hafer und Einkorn; die Kartoffeln werden in dem Haferfeld gezogen. Von der Brache werden nur 40 Morgen angeblümt und zwar wegen der unbedeutenden Wiesenfläche durchgängig mit dreiblätterigem Klee und theilweise mit Esper; letzterer kommt überdies noch auf ganz schlechten Feldern häufig zum Anbau, während die Luzerne in aufgegebenen Weinbergen gepflegt wird. Hanf, der gut gedeiht, und Kraut zieht man in eigenen Ländern; Hopfen wird seit einigen Jahren auf etwa zehn Morgen mit gutem Erfolg gepflanzt.

Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 7–8 Simri, an Hafer 4 Simri, an Gerste 3 Simri und an Einkorn 4 Simri; der durchschnittliche Ertrag wird zu 4–10 Scheffel Dinkel, 1–3 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Einkorn per Morgen angegeben. Dinkel, der regelmäßig nach reiner Brache zum Anbau kommt, geräth sehr gut und wird viel nach Tübingen und besonders an Rottenburger Bäcker abgesetzt. Auch Gerste und etwas Hafer kommen auswärts zum Verkauf. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 15 fl.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen liefern per Morgen| 25–30 Centner Heu; dagegen wegen der meist hitzigen Böden nur 6–8 Centner Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 350–800 fl. Der nur noch auf 20–25 Morgen betriebene Weinbau weicht täglich mehr der namhaften, sich immer mehr ausdehnenden Obstzucht und dem Luzernebau; das meist aus Elblingen, Klevner und etwas Butscheeren gewonnene Erzeugniß, durchschnittlich 4–5 Eimer per Morgen, ist auch in günstigen Jahren nur ein mittelmäßiges und wurde in den Jahren 1846 um 40 fl., 1848 um 11 fl. per Eimer verkauft. Der Wein wird zum Theil in den Schwarzwald und in das Gäu abgesetzt. Die Obstzucht, hauptsächlich Mostsorten und Zwetschgen, erlaubt in günstigen Jahren einen namhaften Verkauf nach Außen; die jungen Stämme werden in den Weinbergen nachgezogen.

Da nur einzelne Bürger unzureichende Waldungen besitzen und auch der Waldbesitz der Gemeinde unbedeutend ist, so müssen die Ortseinwohner einen großen Theil ihres Brenn- und Bauholzbedarfs in dem vier Stunden weit entfernten Nagold kaufen.

Der Rindviehstand, meist aus einem kräftigen, rothbraunen Neckarschlag bestehend, ist nicht beträchtlich und wird durch zwei Gemeindefarren, die ein Bürger gegen jährlich 55 fl. und der Nutznießung von 11/2 Morgen Wiesen hält, nachgezüchtet. Vieh kommt auf benachbarten Märkten und an Metzger, Butter und Schmalz nach Rottenburg und Tübingen zum Verkauf.

Schweine werden nicht gezüchtet, und Geflügel nur für den eigenen Bedarf gehalten: die Bienenzucht ist mittelmäßig.

Mittelst Vicinalstraßen nach Poltringen und Reusten ist der Ort mit der Umgegend in Verbindung gesetzt.

Auf der Kuppe des Tannenreins werden geringe Keuperwerksteine und Platten gebrochen; nordwestlich vom Ort gewinnt man Muschelkalkdolomit zu Straßenmaterial und zu Röschenhofen ist eine Lehmgrube angelegt.

Die öconomischen Verhältnisse der Gemeindepflege sind gering; bei 800 fl. Activen hat sie 3500 fl. Passiva, und von 80 Morgen schlecht bestockten Waldungen wird der jährliche, in drei Klaftern Holz bestehende Ertrag für die Heizung des Rathhauses verwendet. Außer diesen Waldungen besitzt sie noch etwa 20 Morgen Weiden, welche nebst der Herbstweide für die Schäferei verpachtet sind, zu welcher jeder Bürger je nach seinem Steuerbetrag eine Anzahl Schafe gegen einen Weidzins einschlagen darf, der mit Einschluß des Pachtgeldes, welches der Schäfer für seine eigene Schafe entrichtet, der Gemeindekasse jährlich 250 fl. neben 300 fl. für die Pferchnutzung einträgt. Die einheimischen Schafe finden| im Ort Überwinterung und die Wolle kommt in der Umgegend zum Verkauf.

Übrigens vergleiche über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tab. III.

Stiftungen für Arme und Schulen sind keine vorhanden.

Über grundherrliche Verhältnisse siehe hienach das Geschichtliche des Orts. Bis zur neuesten Gefäll-Ablösung waren namhafte Gülten zu entrichten; den großen Zehenten bezog der Staat, den kleinen die Pfarreien Reusten und Poltringen abwechslungsweise. Den Heuzehenten hatte Freiherr v. Ulm, nebst einem Theil des Weinzehentens, den übrigen Theil bezog der Staat.

Westlich vom Ort in der Nähe des sogenannten Steinmäuerles stößt man auf Grundreste römischer Gebäude (siehe den allgemeinen Theil).

Oberndorf gehörte ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen; Pfalzgraf Eberhard der Scheerer verkaufte unter Anderem im August 1292 wegen drückender Schuldenlast alle seine hiesigen Besitzungen an das Kloster Bebenhausen.

Ein Antheil an der Vogtei und Oberherrlichkeit war übrigens schon um 1250 durch Elisabeth, Tochter des Pfalzgrafen Konrad von Tübingen, an ihren Gatten, den Grafen Otto II. von Eberstein, gekommen. Neben und unter den Grafen von Eberstein (über deren Einkommen in Oberndorf und Poltringen Schmid Urk. 217 zu vergleichen) erscheinen als Lehensträger von je 1/3 des Ortes die Herren von Hailfingen (Crus. Ann. Suev. 3, 222. 329, Schmid 452), Ehingen und Höfingen.

Die Herren von Hailfingen waren 1293 an der hiesigen Mühle betheiligt. Märklin von Hailfingen erkaufte im Jahr 1380 von den Pfalzgrafen Konrad eigene Leute hier und in Poltringen (Schmid 452). In demselben Jahre reversirte sich Konz von Hailfingen, als ihm Graf Rudolf von Hohenberg seine armen Leute zu Oberndorf, (Unter-) Jesingen, Pfäffingen und Poltringen um 200 Pfund Heller verschrieb. Als im Jahr 1527 die Hailfinger mit Wendel von Hailfingen ausstarben, kamen 1/3 von Oberndorf und Poltringen und zur Burg Poltringen gehörende Schönbuchsrechte, was Alles sie besessen, an Sebastian von Gültlingen (Lünig 12 a, 286 oben); am 15. Febr. 1533 trugen Sebastian und seine Söhne, da sie wegen eines auf württembergischem Gebiet begangenen Mordes begnadigt wurden, dieses 1/3 von beiden Orten nebst Schloß und Dorf Pfäffingen dem Kaiser Ferdinand als damaligem Herzog von Württemberg zu Lehen auf (Lünig 12 a, 283) und verkauften diese Drittheile nebst den zur Burg Poltringen| gehörenden Schönbuchrechten, lauter von dem Fürstentum Württemberg rührende Lehen, an Graf Wilhelm von Eberstein (Urk. v. 1538, Lünig 12 a, 285). Nach dem söhnelosen Absterben Graf Otto’s von Eberstein († 1576), welcher in der Herrschaft Oberndorf und Poltringen seinen Wohnsitz gehabt hatte (v. Krieg, Grafen von Eberstein 162), belehnte Herzog Ludwig von Württemberg mit dem von ihm zu Lehen gehenden Theile die Grafen Philipp und Hans Jakob von Eberstein (Sattler, Herzoge 12, 47); hiegegen protestirte Christoph Franz, Freiherr von Wolkenstein, Gatte Maria’s, der Tochter Otto’s von Eberstein; es kam zu einem Proceß, in Folge dessen die beiden Grafen von Eberstein auf ihre Rechte an dem Lehen verzichteten. Darauf belehnte Herzog Johann Friedrich den 5. Oct. 1608 den Freiherrn Christoph Franz von Wolkenstein. Mit seinen Nachkommen gerieth die Reichsritterschaft in Streit, weil letztere behauptete, die Wolkensteiner haben sich das jus collectandi in Oberndorf und Poltringen während des 30jährigen Krieges unrechtmäßiger Weise angemaßt. Graf Anton Maria von Wolkenstein fiel als bayrischer Obristlieutenant, unverheirathet, in einem Treffen im Jahr 1695 (Sattler a. a. O., Gebhardi Erbl. Reichsst. 3, 565) als der letzte seines Geschlechts, worauf Württemberg sein 1/3 an Oberndorf und Poltringen als eröffnetes Lehen einzog. (Der auf Württemberg sich vererbende Streit der Ritterschaft wegen der Besteurung – Burgermeister Thes. jur. equestr. 2, 159 – spann sich noch bis zum Vergleich vom 30. Oct. 1769 fort, in welchem Württemberg in dem ihm gehörigen 1/3 von Oberndorf und Poltringen dem Ritterkanton Neckarschwarzwald das jus collectandi cum omnibus juribus annexis einräumte, so daß die Ritterschaft dieses Recht nunmehr in den ganzen Dörfern hatte.)

In der Familie der Herren von Ehingen (Schmid 243) übergab Hans den 3. Jan. 1547 1/3 Oberndorf und Poltringen, Lehen von der Grafschaft Eberstein (später von der Markgrafschaft Baden) für ein Leibgeding seinem Vetter Georg, und als dessen Söhne Burkhard und Georg den 23. Febr. 1577 theilten, kam es an Georg. Albrecht Philipp von Ehingen, welcher keinen Erben hinterließ, trat noch bei Lebzeiten im Jahre 1697 einige Besitzungen an Württemberg ab (Sattler a. a. O., Topogr. Gesch. 308); mit seinem Tode fiel aber die Lehensoberherrlichkeit über sein 1/3 an Oberndorf und Poltringen überhaupt dem markgräflichen Hause Baden heim, worauf Markgraf Ludwig Wilhelm im Jahr 1698 dieses Drittheil an das Haus Österreich veräußerte.

Unter den Truchseßen von Höfingen wieß Wilhelm im Jahre| 1475 seine Gattin mit ihrer Morgengabe auf Schloß und Dorf Poltringen und Oberndorf an, dasselbe that im Jahre 1498 sein Sohn Wilhelm, dessen Gattin die Tochter des Tübinger Professors Martin Prenninger war; nach seinem Tod verkaufte die Wittwe diese Besitzung an Hans Rau von Winnenden.

Im 18. Jahrhundert hatte Österreich, dessen Besitz im Jahre 1633 und 1634 bei der damaligen Wendung des 30jährigen Kriegs durch kurzen württembergischen Zwischenbesitz unterbrochen wurde (Gerbert, Hist. nigr. sylv. 2, 403), 2/3 an Oberndorf und Poltringen; es schloß deshalb den 7. Nov. 1704 mit dem Ritterkanton Neckarschwarzwald einen Receß wegen der Collectation daselbst (Lünig 12a, 416). Im Jahre 1722 belehnte es damit den Freiherrn Markward Wilhelm von Ulm, dessen Nachkommen, gegenwärtig Freiherr Ferdinand Anton Johann Nepomuck zu Überlingen, noch jetzt 2/3 von Oberndorf und Poltringen besitzen, die mit der Herrschaft Hohenberg durch den Presburger Frieden (26. Dez. 1805) unter württembergische Oberherrlichkeit kamen.

Oberndorf war ein Filial von Poltringen; 1436 aber thut der Abt von Hirschau kund, daß Rudolf von Ehingen, Markward von Hailfingen der ältere und Hans Truchseß von Höfingen, alle Drei Vogtherren in Oberndorf, eine Pfründe für einen Priester, welcher in Oberndorf residiren sollte, stifteten.

Im Jahre 1791 wurde der württembergische und Baron von Ulm’sche Condominatort Oberndorf, mit Einwilligung des Herzogs von Württemberg, als Patrons durch den Bischof von Constanz von der Mutterkirche Poltringen getrennt und die Kaplanei zur Pfarrkirche erhoben, wobei jedoch der katholische Pfarrer in Poltringen von der Gemeinde Oberndorf für abgehende Stolgebühren mit jährlichen 12 fl. entschädigt werden sollte (Schwäb. Chronik 1791, S. 143). Das Patronat steht der Krone zu.



  1. Diese Summe wurde von Freunden der Kirche und der Kunst der mittellosen Gemeinde beigesteuert.


« Kapitel B 18 Beschreibung des Oberamts Herrenberg Kapitel B 20 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).