« Kapitel B 6 Beschreibung des Oberamts Heilbronn Kapitel B 8 »
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Frankenbach,
Pfarrdorf II. Classe, mit 1082 Einwohnern, worunter 26 eigener Confession und 20 Einwohner der Parzelle Hipfelhof.

Frankenbach liegt an der Landstraße von Heilbronn nach Heidelberg zwischen Heilbronn und Kirchhausen in einem Thale des Leinbachs (ehemals Gartach) unweit der Stelle, wo der vom Hipfelhof her durch das Dorf fließende Rothbach (ehedem Frankenbach) in den Leinbach fällt.

| An der Westseite stand die Burg. Nahe dabei stehet noch der alte 1590 erhöhte Kirchthurm mit einer Pforte mit Rundbogen und mit Fensteröffnungen, welche theils viereckig, theils rund und theils spitzbogig sind. Der Chor der Kirche ist aus dem 14. Jahrhundert mit Spitzbogenfenstern. Das Schiff ist neuer und hat auf der Südseite ein Portal im Renaissancestyle mit der Jahreszahl 1590. Über dem Thürsturze wurde später ein Epitaphium eingelassen, welches Zeugniß von den Martern gibt, welche die Kaiserlichen an Einwohnern Frankenbachs im 30jährigen Kriege verübt haben.

Es sind nämlich drei Köpfe neben einander ausgehauen. Bei einem ist der Mund durch ein Sperrholz aufgesperrt, der mittlere scheint der einer Frauensperson zu sein, welcher die beiden Ohrenmuscheln aufgeschlitzt und mit Marterwerkzeugen durchbohrt worden sind, der dritte Kopf ist in eine Ochsenhaut so eingenäht, daß die Ochsenhörner über den Ohren des Mannes sich befinden.

Die Sage gehet, daß ein Einwohner durch Einschütten von Mistjauche in den gewaltsam aufgesperrten Mund, der andere durch Schleifung auf einer Kühhaut zu Tode gemartert worden ist. Eine Inschrift sagt: Wendel Jacob, Schultheiss, am 6. Oct. 1634 allhie von den Soldaten übel umgebracht und am 8. Oct. begraben worden. Eine andere: Hans Treuninger ist am 25. Oct. des Jahrs 1634 von 2 Soldaten in den Nekar bei Obereisesheim gesprengt, dann wieder herausgezogen in eine Haut genäht, nach Frankenbach geschleppt und daselbst elendiglich gestorben. Die mittlere Inschrift ist unleserlich.

1863 wurde die Kirche auf der Ostseite verlängert und auch im Innern restaurirt.

Das Ortswappen ist eine Pflugschaar mit zwei Sechen und der Buchstabe F.

Der Namen ist wohl von dem Mannsnamen Franco abzuleiten.

Die villa Francunbach im Gardachgau kommt schon in Lorscher Urkunden seit 766 vor (Cod. Laur. Nr. 2748. 2751. 2762) und unter genanntem Jahre ist von einem Weinberge die Rede.

Im Jahre 1265 verkaufte das Kloster Nonnenmünster zu Worms an das Stift Wimpfen hiesige Güter.

Vom Reiche zu Lehen ging der Hungerlingshof, genannt nach einer Heilbronner Patricierfamilie; solchen verkauften 1404 Engelhard von Weinsberg und sein Sohn Conrad an Conz Feurer, einen ehrbaren Bürger zu Heilbronn.

| Auf dem hiesigen Boden waren mehrere von Adel begütert, namentlich die von Gemmingen und von Remchingen, welche darüber in einen Streit geriethen, der 1414 zu Heidelberg verglichen wurde. In Folge dieses Vergleichs traten Georg von Gemmingen und seine eheliche Wirthin Agnes von Remchingen ihren Antheil an Heinrich von Remchingen im Jahre 1426 ab. An den Letzteren kam nun auch von Hans von Remchingen und dessen ehelicher Wirthin Susanne von Schmalstein das übrige Dorf mit Zugehör um 450 gute rheinische Gulden.

Im Jahre 1431 verkaufte Heinrich von Remchingen seine Güter zu Weiler und Frankenbach um 2000 rheinische Gulden an Peter von Thalheim, jedoch auf Wiederlöse. Einen Theil davon löste Heinrich von Remchingen wieder ein, welcher 1438 von der Stadt Heilbronn angekauft worden ist.

Außer Conz Feurer von Heilbronn waren auch noch andere Bürger (Patricier) der Stadt schon längere Zeit in Frankenbach begütert, Conz Schuler und Conrad von Rinderfeld hatten Theil an der Vogtei, Gericht, Gültenzinsen u. s. w., welche Rechte sie 1420 und 1421 auch an Heilbronn um 470 fl. verkauften.

Eben dieser Stadt veräußerten 1438 Peter von Thalheim, den man nannte von Eberbach, Volmar Lemlin der Ältere, Peter Hans und Volmar Lemlin ihre Antheile an Frankenbach um 1300 fl. In demselben Jahre verkaufte auch Heinrich von Remchingen, Edelknecht, ebendahin seinen Theil an Frankenbach sammt Zugehör um 1400 fl.

Allein kaum war Frankenbach in den Besitz der genannten Stadt gekommen, so wurde es in demselben Jahre von Eberhard von Venningen und seinen Gesellen, weil sie Fehde mit Heilbronn hatten, verbrannt.

Im Jahre 1442 gab Heilbronn noch 600 rheinische Gulden dem Martin Göler von Ravensburg, Tochtermann des Heinrich von Remchingen für alle seine Ansprüche an Frankenbach, und so kam das ganze Dorf in den Besitz der Stadt Heilbronn.

Ein Theil des Zehnten gehörte zeitweilig den Herren von Weiler; wenigstens belehnte 1427 das Bisthum Worms den Diether von Weiler, nachdem dessen Vater Andreas zu des Sohnes Gunsten darauf verzichtet hatte, mit einem Theile des Zehnten zu Frankenbach (Schannat Ep. Worm. I, 304).

Die St. Albanskirche zu Frankenbach war eine Tochterkirche der Pfarrkirche zu St. Peter in Neckargartach, deren Patronatrecht dem | Commenthur zu Heilbronn zustand, bis 1508 der Bischof zu Worms den Einwohnern zu Frankenbach erlaubte, einen Priester zu wählen, und durch denselben Gottesdienst in der St. Albanskirche halten zu lassen.

1521 wurde die Kapelle des h. Alban durch Bischof Reinhard zu Worms von der Mutterkirche in Neckargartach völlig getrennt, zu einer selbstständigen Pfarrkirche erhoben und dem Altar des h. Alban in Frankenbach alle Rechte und Gefälle incorporirt, auch die neue Kirche dem Ruralcapitel Schweigern zugetheilt.

Bald darauf nahm Heilbronn die Reformation an und führte ums Jahr 1530 auch in Frankenbach die lutherische Lehre ein. Der erste Pfarrer war Wolfgang Jäger.

1622 am 17./27. April nach der Schlacht bei Wimpfen, und wieder am 15./25. November desselben Jahres verloren die Frankenbacher durch die Plünderung der Spanischen und Bayrischen Reiter 5912 fl.

1634 brachte die Schlacht bei Nördlingen die siegenden Kaiserlichen nach Heilbronn und Umgegend, wo sie unmenschlich hauseten. Auch in Frankenbach wurden die Einwohner mißhandelt, geplündert und zum Theil zu Tode gemartert, worüber noch der Denkstein an der Kirche Zeugniß gibt. Seuchen rafften viele Einwohner hin und die übrigen flohen meistens nach Heilbronn, wo sich der Pfarrer und der größte Theil der Gemeinde 1635–1639 und 1642–1644 aufhielten.

Im Jahre 1675 7./17. August, nachdem Französische Reiter von der Besatzung der Festung Philippsburg in Neckargartach gesengt und geplündert hatten (vgl. Neckargartach), zogen sie von dort noch an demselben Tage nach Frankenbach. Die Bauern suchten noch zu retten, was sie vermochten, allein die Mordbrenner schossen, plünderten und sengten auch in Frankenbach, und legten das Schulhaus, 23 Wohnhäuser, 29 Scheuern und 21 Stallungen mit ihrem Inhalte in Asche. Die Veranlassung war die unterbliebene Lieferung der zu Philippsburg ausgeschriebenen Fourage-Requisitionen.

1693 27. Mai schlugen die Franzosen ein Lager, um Heilbronn zu bezwingen, bei Frankenbach auf, mähten die Winterfrucht ab und raubten zwei Glocken, die 55 Centner wogen.

1717 hatte die Commende Heilbronn, welche den Zehnten von 1/3 aller Früchte der Frankenbacher Markung, auch den kleinen und grünen und den Weinzehnten, und aus dem Wittumshof den ganzen Zehnten allein hatte, eine Berechnung entworfen, wornach sie jährlich | 66/8 Malter Roggen, 306/8 Malter Dinkel, 11 Malter Haber, 2/8 Malter Gerste und 3 fl. für den kleinen und für den Tabakszehnten einnahm. Der Weinzehnte betrug nur 2 Eimer 8 Maas Heilbronner Maaß.

1751 entstanden Streitigkeiten über den Zehnten. Die Frankenbacher wollten von Erdbirn und Klee (rothen) keinen geben; der Heilbronner Rath setzte 40 kr. für 1 Morgen an. Auch beschwerte sich der Pfarrer, daß er durch den Anbau der Erdbirn Schaden am Rübenzehnten leide. Weil jedoch nur an Anwanden der Rübenäcker Erdbirn gebaut wurden, was damals auch nur 1 Morgen ausgemacht hat, so überließ man den Zehnten davon Anfangs dem Pfarrer.

1803 kam Frankenbach zugleich mit der Stadt Heilbronn unter württembergische Landeshoheit und zum Oberamt Heilbronn.

In den 1840er Jahren wurde ein Theil des Gemeindewalds ausgerodet und zu Äckern verwendet.

Die Gartach treibt eine Mahlmühle mit 4 Gängen und eine Mühle daneben mit Gypsstampfe und Hanfreibe.

Die Pfarrei hat ein Filial (Hipfelhof), die Katholiken sind nach Heilbronn eingepfarrt. An der Schule sind ein Schulmeister und ein Unterlehrer angestellt, Kirche, Pfarr- und Schulhaus unterhält die Gemeinde, ebenso den Begräbnißplatz, der 1840 erweitert worden ist.

Bis zur Ablösung bezog der Staat den Zehnten von Linsen, Wicken, Ackerbohnen, Kraut, Rüben, Angersen, Hanf, Flachs, Erdbirn und Welschkorn, und den ganzen Zehnten aus dem Wittumgut allein.

Von großen und kleinen Fruchtzehnten der Staat 5/6, die Heilbronner Stiftungspflege 1/6; von den Erbsen der Staat 3/4, die Stiftungspflege 1/4; vom Reps der Staat 21/24, die Stiftungspflege 3/24; vom Klee der Staat 41/48, die Stiftungspflege 7/48; vom Wein der Staat5/6, die Stiftungspflege 1/6.

Der Heu- und Öhmtzehnte wurde schon früher von der Gemeinde abgelöst.

Auf den Hofgütern hafteten bedeutende Gülten u. s. w., und es bezog solche:

Der Staat aus dem Karmeliter-, St. Clara-, Deutsch-Ordens-, Hüngerlings-, Laufener-, Berliner Landacht- und Moklersgut-Hof.

Der Heilbronner Spital aus 13 Pfarr- und Gutleuthaushöfen; Spital- und Präsenzhof.

| Freiherr von Cotta aus dem Sinsheimer Gült- und aus dem Kößighof.

Graf von Neipperg aus der St. Barbarapfründe zu Schweigern; der Heilige und die Gemeinde Frankenbach von einzelnen Gütern.


Hipfelhof,
Rittergut und Parzelle der Gemeinde Frankenbach mit 20 Einwohnern.

Der Hipfelhof (richtiger Hüpfelhof) hat schon seit mehreren Jahrhunderten eine besonders versteinte Markung zwischen Biberach, Frankenbach, Großgartach und Kirchhausen, aus welcher Einwohner der genannten Dörfer einzelne Güter besitzen. Der Hof selbst aber mit dem Zehnt- und andern Rechten auf der ganzen Markung ist ein Rittergut, welches dem Erben des 1863 verstorbenen Freiherrn Georg Cotta von Cottendorf gehört.

Die Markung besteht aus Hügeln, zwischen welchen sich der Rothbach in einem engen Thale hinschlängelt, der von Kirchhausen herabfließt, und nachdem er Frankenbach durchlaufen hat, in den Leinbach fällt.

Nahe bei der Kirchhauser Markung wird dieser Bach durch den Fäßlesbrunnen verstärkt, von dem die Sage geht, daß dort vor 200 Jahren ein Weinwagen versunken seie. Der Michelsbrunnen, der 1738 neu gefaßt und in den Hof geleitet ist, und weiter abwärts der Knechtsbrunnen, vermehren das Wasser des Baches, so daß er beim Hofe eine Mahlmühle mit 3 Gängen treibt.

Die übrigen Hofgebäude sind meistens zu landwirthschaftlichen Zwecken erbaut worden.

An der Stelle einer alten Kapelle ward vom 7. Februar 1715 bis 23. Mai 1718 eine Kirche erbaut, welche 4175 fl. gekostet hat, 78 Schuhe lang, 26–29 Schuhe breit, und am 5. Mai 1719 von dem Weihbischof aus Worms eingeweiht worden ist.

Das Pfarrhaus wurde 1791 erbaut, und 1801 die Zehntscheuer.

Auch Hipfelhof gehörte zum Reichsgut.

Der ältere Name dieses Hofes ist Hipfelbeuren (oder ähnlich; Huffelnbur im Stift Wimpfener Nekrolog, 13. Jahrh.). In einer Urkunde vom Jahre 1229 bestätigt Pabst Gregor IX. dem Kloster Bebenhausen seine Besitzungen in Hüppelbure.

| Im Jahre 1225 (Heid. Wimpfen 66) schenkte der edle Ritter Wilhelm, Reichsvogt in Wimpfen, einen Hof zu Hüpfelbeuren, den er von seiner Gemahlin (wahrscheinlich aus dem Geschlechte der Grafen von Laufen) ererbt hatte, dem Spitalmeister des Heiligengeistesordens zu Stephansfelden, Rufach und Wimpfen, welche Schenkung im Juni 1238 von Kaiser Friedrich II. bestätigt worden ist (Hupphilbura. Huillard Hist. Frid. II. 5, 212). Desgleichen im Jahre 1250 schenkte derselbe Ritter mit Einwilligung seines Sohnes Wilhelm und seiner Tochter Elisabeth alle seine in Hipfelbeuren gelegenen Güter, nur die Fischteiche und 10 Jauchert Acker ausgenommen, demselben Spital, mit der Bedingung, daß, wenn es die Nothdurft erforderte, er die Abnutzung dieser Güter bis zu Ende seines Lebens sich vorbehalte. König Wilhelm bestätigte am 2. März 1255 dem Spital all diese Besitzungen.

Die Conventualen des Heiligengeistordens-Spitals zu Wimpfen, welchen der Hipfelhof zunächst zur Benützung überlassen war, führten eine schlechte Wirthschaft, weshalb der Ordensgeneral in Rom im Jahre 1376 klagte, daß die Vorsteher dieses Spitals Gelder verschleudert und Güter an Juden und Christen verpfändet hätten. Er ordnete an, der Convent in Wimpfen solle nur einen Theil der Einkünfte für sich gebrauchen, und den anderen auf die Verpflegung der Kranken und Siechen verwenden.

Im Jahre 1471, als ein Vertrag des Spitalmeisters und Convents mit der Stadt Wimpfen zu Stande kam, erhielt diese einen Theil der Güter für den Zweck der Krankenverpflegung und der Convent zu seiner Sustentation den Hipfelhof nebst dem Zehnten zu Flein u. dergl., und im Jahre 1503 kam, weil Irrungen entstanden waren, wieder ein Vergleich zu Stande.

Der größte Theil des Hipfelhofs gehörte dem Spitalmeister; allein einzelne Theile standen auch anderen zu.

So beschwerten sich 1450 die Heilbronner über die württembergischen Amtleute zu Laufen, daß sie einen armen Mann (Leibeigenen) auf dem Hipfelhof, der doch in die Leibeigenschaft Hansens von Sickingen auf dem Scheuerberg gehöre, gefangen gelegt hätten.

1288 baten die Spitalherren die Edlen von Weinsberg, Cuno und Conrad, um Schutz und Schirm für den Hipfelhof, worüber diese einen Schirmbrief ausstellten.

Als 1504 Herzog Ulrich von Württemberg Weinsberg nebst Zugehör erobert hatte, stellte er 1506 dem Heiligengeistspital in Wimpfen einen Schutzbrief aus. Für diesen Schutz mußte das | Spital jährlich fünf Malter Haber an die Kellerei Weinsberg liefern.

Der Hof erfreute sich aber auch noch des kaiserlichen Reichsschutzes, was die Kaiser beim Regierungsantritte dem Orden bestätigten, in den Jahren 1563, 1613 und so fort bis 1792.

Ein Lagerbuch von 1564 enthält die alten Ordnungen auf dem Hofe.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte Heilbronn dem Meister und Convent zu Stephansfeld Heiligengeistordens, Straßburger Bisthums, 17.700 Gulden geliehen. Als der französische Krieg dieses Gotteshaus in große Noth brachte, verkaufte Meister Groskopf am 22. Januar 1601 den der Stadt bisher nur als Pfand angewiesenen Hipfelhof sammt Zugehör, mit der Collatur und Pfarrei Flein, dem halben Zehnten, Güter und Gefälle daselbst um 45.000 spanische Thaler, wobei der Meister versprach, den Hof von dem Württembergischen Schutz- und Schirmrecht zu befreien. Ehe aber der Consens des Ordensgenerals zu Rom eingeholt wurde, starb der Meister, und der Convent wollte den Kauf nicht vollziehen lassen. Die Stadt rief nun das Kammergericht um Entscheidung an, daß ihr doch wenigstens die 17.700 fl. zurückbezahlt werden sollten, und als das Kammergericht lange zögerte, so nahm Heilbronn ohne Weiteres unter württembergischem Schutze den Hipfelhof in Besitz. Nun wurde der Rechtsstreit vor dem Reichshofrath anhängig, und ein Urtheil vom 3. August 1628 sprach den Hof zwar dem Heiligengeistorden zu, dieser mußte aber das Darlehen wieder heimbezahlen. Schon am 6. August 1628 nahm der Spitalmeister wieder die Erbhuldigung auf dem Hipfelhof ein.

Während des 30jährigen Krieges, am 2. Februar 1632, schenkte König Gustav Adolf von Schweden der Stadt Wimpfen alle Besitzungen des Heiligengeistordenshauses zu Wimpfen, unter welchen auch der Hipfelhof mitbegriffen gewesen sein mußte. Am Ende des Monats vergabte derselbe dagegen den Hipfelhof an den Heilbronnischen Stadtsyndicus Dr. Planer. Hierüber kam es zwischen der Stadt Wimpfen und dem letztern zu einem lebhaften Streit. (Siehe Hüpffelhoff: das ist, kurze .. Information und Deduction, wie ein Rath der St. Wimpffen und ihr Spital an den Hüpffelhoff berechtigt, hingegen wie ungütlich Dr. Planer denselben .. an sich zu ziehen unterfangen thue. Frankfurt a. M. 1634. 4°.) Die Nördlinger Schlacht von 1634 machte diesem Streit ein Ende; die Kaiserlichen | plünderten den Hof rein aus und stellten das übrige auf den alten Fuß wieder her.

Abermals jedoch führte der Convent des Heiligengeistordens-Spitals in Wimpfen eine so schlechte Haushaltung, daß der Ordensgeneral und sein General-Capitel zu Rom denselben befahl, alle seine Besitzungen dem Oberhospital zu Memmingen zu übergeben. Der Pabst bestätigte diese Einverleibung, der Oberhospital löste den Rest der Heilbronner Forderung mit 3000 fl. ab, und eine jährliche Lieferung von 50 Malter Roggen als Zins hörte nun auch auf.

Das Memminger Spital fand nur noch ein einziges Bauernhaus, eine alte Scheuer, ein Kirchlein und ungefähr 70 Morgen Äcker. Nur der Wald und das Zehntrecht war ganz vorhanden. Nun wurden aber zweckmäßige Gebäude neu erbaut, Güter auf der Markung wieder angekauft und eine bessere Landwirthschaft eingeführt. Schon vor dem Jahre 1475 war auf dem Hipfelhof ein Pfarrer, das Memminger Spital setzte aber seit 1628 einen Exconventualen auf den Hof, der als Pater alle pfarramtlichen Verrichtungen in einer eigenen Kirche nebst Gottesacker bei den katholischen Einwohnern ausübte, und zugleich als Pfleger die Güter und Gefälle verwaltete, insbesondere auch das Zehnt-, Losungs-, Jagd- und Fischereirecht. Bei Ausübung der Justiz wurde der Pater Pfleger durch das sogenannte Pflegamt in Wimpfen unterstützt, wohin die Gesetzübertreter geladen wurden, und welches auch auf dem Hofe Gerichtsverhandlungen und Theilungen vornahm. Der Pfleger führte gewöhnlich ein mildes patriarchalisches Regiment, er stand mit den Nachbarn auch meistens im Frieden, nur über die Großgartacher, von denen mancher gerne auf der Markung des Hipfelhofes jagte oder sonstige Eingriffe machte, beschwerte er sich oft, und in den Jahren 1743, 1771 und 1772 gab es ernste Streitigkeiten mit denselben.

Vor der Reformation wallfahrteten die Großgartacher am Pfingstmontag zu der Kirche auf dem Hipfelhof, und der Pfleger reichte dafür den Nachbarn zwei Laibe Käse, 12 bis 16 Pfund schwer. Diesen Käse holten die Jünglinge aus Großgartach noch bis in die neuere Zeit ab. Sie setzten sich frühe Morgens mit Blumensträußen zu Pferde und ritten zum Hofe. Derjenige Reiter, welcher denselben zuerst erreichte, überreichte den Blumenstrauß dem Pfleger mit folgender Anrede: „Guten Morgen, Herr Pater Pfleger. Da wir Großgartacher das Recht haben, auf dem freiadeligen Gut Hipfelhof alle Jahre einen Käs abzuholen, so wollen auch wir es beim Alten lassen und nichts Neues aufbringen.“ Der Pfleger erwiderte mit | einem nachbarlichen Gruß, und ließ den Käse übergeben. Die Großgartacher dankten und ritten dreimal um die Kirche herum und mit der duftenden Spende nach Hause. Hier hatte sich bereits die übrige Jugend in einem Wirthshause versammelt. Die Mädchen hüllten den Käse in bunte Tücher, mit denen er an einem Birkenstämmchen befestigt wurde, um welches auch noch Kränze und Bänder flatterten. Der Reiter, welcher den Hof zuerst erreicht und den Käse dort in Empfang genommen hatte, hielt nun die von den Händen der Mädchen geschmückte Maie, wie eine Standarte, stolz auf dem Rosse sitzend, empor, die übrigen Reiter folgten, und so wurde der Käse zur Schau im Flecken herumgetragen. Nach diesem Umritte erhielten der Pfarrer und der Schultheiß Stücke vom Käse, der Rest wurde Nachmittags von der versammelten Jugend im Wirthshause verzehrt.

Manchmal veranlaßte der Käsritt auch Streitigkeiten, den Großgartachern war der Käse nicht immer groß genug, und der Pater Pfleger meinte, es sollte eine größere Anzahl Reiter herbeigallopirt sein, um im stattlicheren Zuge seine Kirche zu begrüßen. Ein ander Mal waren die Reiter gar mit Gewehren gekommen, so daß der Pater feierlich gegen einen solchen Eingriff in das Territorialrecht protestirte. Als im Jahre 1744 der Kalender der Protestanten dem Pfingstmontag den 15. Mai angewiesen hatte, und die Großgartacher an diesem Tage den Käse holen wollten, so berief sich der Pater Pfleger auf seinen Gregorianischen Kalender, wornach sie erst acht Tage später an seinem Pfingstmontag zu kommen hätten. Die Bursche, die sich geschämt hätten, wenn sie mit leerer Hand zu den Mädchen nach Hause gekommen wären, baten aber dießmal freundlicher als je den geistlichen Herrn um den Käse, und der war nun auch so gefällig und nachbarlich, ihnen dießmal auch acht Tage früher den Käse zu verabreichen, nach welchem schon so mancher Mund gewässert hatte.

Weil jedoch das Wettrennen nach dem Käse Rosse und Reiter in Gefahr gesetzt, auch manchmal die Felder des Hofes beschädigt und die Jugend zu Muthwillen und Ausgaben im Wirthshause verleitet hatte, so ward im Jahre 1836 dieser Belustigung der Jugend, welche den Burschen den Schimpfnamen „Kasbuben“ bei den Nachbarn eintrug, ein Ende gemacht durch einen Vertrag, wornach der Gemeindepflege 40 fl. bezahlt wurde und die Käseabgabe aufhörte.

Noch vorher hatte der Reichsdeputations-Receß vom 25. Febr. 1803 der Herrschaft der Hospitalbrüder auf dem Hofe ein Ende gemacht. Der Churfürst von Bayern erhielt nämlich unter anderen Entschädigungen die Reichsstadt Memmingen sammt dem Heiligengeisthospital | daselbst nebst Zugehör. Nachdem Churfürst Max Josef schon am 3. Dezember 1802 von dem Hipfelhofe als einem freiadeligen reichsunmittelbaren Rittergute Besitz genommen hatte, schenkte er denselben 1806 seinem Minister, dem Grafen Max Jos. von Montgelas, der den Hof durch einen Beamten verwalten ließ.

Unter württembergische Herrschaft gelangte der Hof zufolge dem Staatsvertrag mit Bayern am 18. Mai 1810.[1] Im Jahre 1813 verkaufte ihn der genannte Graf an den Buchhändler (nachherigen Freiherrn) Johann Friedrich von Cotta († 1832), von dem dieses Rittergut auf seinen Sohn Georg († 1863) und dessen Erben überging.

Da nach den Kaufsbedingungen der hiesige Exconventual nach Bayern zurückzukehren hatte, so wurden die Katholiken in Ermanglung eines eigenen Geistlichen nach einem Vertrag, welchen 1813 der katholische Kirchenrath mit Cotta abschloß, der Pfarrei Kirchhausen einverleibt.

Seitdem die Familie von Cotta diesen Hof besitzt, wird er durch tüchtige Verwalter so rationell bewirthschaftet, daß er als eine Muster-Landwirthschaft gilt.



  1. Nach den Adreßbüchern aus dem Anfang dieses Jahrhunderts behauptete Württemberg früher schon die Schirmvogtei hierüber als Zugehörung des Amtes Weinsberg.
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