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19. Gemeinde Thalheim,
bestehend aus 2 Parcellen mit 365 Einwohnern.

a. Thalheim, Dorf mit Marktgerechtigkeit, mit 353 Einwohnern, worunter 1 Kath., und mit 251/2 Gemeinderechten, 12 Mrg. 3 Vrtl. vertheilten und 51 Mrg. unvertheilten Allmanden, liegt etwas bergigt, 21/2 Stunden östlich von Hall, nicht ferne von dem bei Sulzdorf und Unter-Sontheim erwähnten, aus dem östlich angrenzenden Oberamte Crailsheim hereinragenden, Waldgebirge. Nach dem nur 1/4 Stunde entfernten Vellberg zieht sich die schöne Vicinalstraße von Ilshofen. Thalheim ist von dem nördlich herabkommenden Ahlbach bewässert. Die Gebäude zeugen von dem Wohlstand ihrer Bewohner. Die Nahrungsquellen fließen aus der Landwirthschaft und ist hierüber nichts Besonderes zu erwähnen. Thalheim zählt die meisten unehlichen Geburten (s. oben S. 39).

Die Zehenten bezieht das königl. Cameralamt Hall und zwar zu 2/3 von der Propstei Ellwangen und zu 1/3 von Comburg (Pfarrlehen zu Stöckenburg); Gefälle haben die Stadtpflege Hall und die Stiftungspflegen Anhausen und Stöckenburg. An den Gefällrechten des Staats hat die Gemeinde seit 1817 einen Capitalbetrag von 1600 fl. 8 kr. abgelöst. Thalheim gehört in die Pfarrei Stöckenburg und die Kinder besuchen die Schule zu Vellberg. Es gehört zum Forstamt Crailsheim und war früher der politischen Gemeinde Vellberg zugetheilt, bildet aber seit 1828 eine eigene Gemeinde. Seit 1845 ist Rappolden, das früher zu Unter-Sontheim gehört, derselben zugetheilt. – Außer 2 Schildwirthschaften ist der schon oben S. 9 gedachten Mineralquelle zu gedenken, welche wegen ihrer heilsamen Einwirkung auf epileptisch Kranke einigen Ruf erlangt hat. – Über das Marktrecht des Ortes s. Vellberg.

Schon 1090 kommt ein hiesiges Gut durch die Stifter Comburgs an das Kloster (Menken a. a. O. S. 390). Der Ort hatte seine eigenen Edle; wir finden: 1230 Dietrich, 1270 Albrecht (Wibel a. a.O. III. S. 41), 1278 Conrad, 1285 Henricus und Ruckerus, milites de Thalheyn, 1333 Conrad (Wibel a. a. O. II. S. 83, 95) und 1406 Conrad v. Thalheim, Bürger zu Hall. Sie sollen auf der östlich, 1/2 Stunde entfernten, im Oberamt Crailsheim gelegen gewesenen, Burg Neuenburg oder Neuberg gehaust haben. Ihre Besitzungen zu Thalheim kamen durch Vererbung an die v. Brandenstein, und 1478 und 1491 verkaufte Günther v. Brandenstein solche an Wilhelm v. Vellberg. Die Vellberge hatten übrigens schon früher | Besitzungen zu Thalheim, welche sie 1347, 1367, 1384, 1404, 1541 und 1563 von Limpurg u. A. erwarben. Allein auch andere Corporationen waren begütert: 1433 kaufte die Brüderschaft der St. Catharinenkirche in Hall von Kraft von Enslingen eine Hube und ebenso die Frauenkaplanei in der Veldnerinkapelle daselbst 1392 von Erkinger von Stetten, Bürger zu Hall, einen Hof. Auch das Kloster Murrhardt erwarb 1429 Güter von Walther v. Bachenstein, welche es aber 1480 wieder an Wilhelm v. Vellberg veräußerte. Alles, was Vellberg besaß (22 Höfe, Huben und Sölden) kam mit sämmtlichen vellbergischen Besitzungen 1595 an Hall, und wurde dem Amte Vellberg zugewiesen, bei welchem es bis 1803 verblieb. Die Besitzungen, welche die Stiftungspflege Stöckenburg daselbst hat, erwarb dieselbe 1417 bis 1440 von denen v. Vellberg.

b. Rappolden, eine Mühle mit 12 evangel. Einwohnern, nordwestlich 1/2 Stunde von Thalheim, an der Bühler, nahe an steilen, schwer zu ersteigenden Bergabhängen, welche, felsigt und nur sparsam mit Waldbäumen besetzt, die Gegend zu einer wildromantischen machen. Sie kam 1370 von Conrad Alt, Bürger zu Hall, an den Heiligen zu Stöckenburg. In einem Wechselbrief von 1466 erscheint ein Walther Rappolt v. Rappoltenmühl. Die Mühle wurde 1580 von der Stadt Hall an Conrad v. Vellberg vertauscht, sie kam aber 1595 mit dessen Besitzungen wieder an Hall.



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