« Kapitel B 7 Beschreibung des Oberamts Gmünd Kapitel B 9 »
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Heubach,
Gemeinde II. Kl. mit mit 1466 Einw. worunter 167 Kathol. a) Heubach, Stadt, 1288 Einw., b) Beuren, Weiler, 81 Einw., c) Buch, Weiler, 97 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kathol. von Heubach sind nach Unter-Böbingen, die von den Parzellen nach Bargau eingepfarrt, liegt 21/2 Stunden östlich von der Oberamtsstadt.

Heubach hatte bis 1808 ein eigenes Oberamt, gegenwärtig ist es der Sitz eines Amtsnotars (wohnt in Gmünd), einer Postexpedition, eines Distriktsarztes und eines Wundarztes; auch befindet sich hier seit 1754 eine Apotheke.

Gerade da, wo das Klotzbachthal in die große Fläche, die sich vor der schwäbischen Alb hinzieht, heraustritt, liegt schön hingebettet in das hier am Fuße des gewaltigen Rosensteines anmuthig sich weitende Thal das hübsche, von Obstbaumgärten umgrünte Städtchen. Mit dem von Süden her ziehenden Klotzbachthal vereinigt sich gerade bei der Stadt eine tiefe von Osten kommende Seitenschlucht und auf drei Seiten erheben sich großartig die Berge, im Osten der Rosenstein, im Westen der Scheuelberg, im Süden der Hochberg und der Nagelberg; sie sind größtentheils mit üppigem Buchenwald bewachsen, ihre Gehänge steil und straff in den Formen, zuweilen, namentlich am Rosenstein, unterbrochen durch ganz mächtige Felsen, auf deren höchstem und größtem, breit hingelagert, die so kühnen | Trümmer der Burg Rosenstein wurzeln. Prächtige Aussichten bieten sich natürlich rings auf den Bergen, wie auch schon an ihren Abhängen, die schönsten auf dem Scheuelberg und auf dem Rosenstein (s. u.). Dann stehen auch herrliche Felspartieen in der Teufelsklinge: diese wird hinten von senkrechter, 250′ hoher Felswand im Halbkreis geschlossen, aus der nach langem Regen oder nach der Schneeschmelze ein Quell aus tiefem Kessel in starkem Bogen hervorbricht und einen weithin stäubenden Wasserfall bildet; – ein schauerlich öder, verlassener, trauriger Ort, in den die Sonne nur selten hinabscheint, voll stachliger Schlinggewächse und starrender dunkelübermooster Felstrümmer; aber schön durch diese Öde leuchtet hier der hohe, goldgelb blühende Enzian. Die Volkssage will wissen, daß vor Alters einmal der Heiland auf dem Rosenstein mit dem Satan gestritten und ihn besiegt habe, worauf er ihn in die Teufelsklinge bannte auf so lange, bis daß seine Zeit um sein würde, und er erlöst werden könne; und so oft sich unten der Satan regt, schwillt der Quell brausend über. Zugleich soll die Teufelsklinge, „so lange die Welt steht“ in ihrer alten Gestalt verbleiben und nicht eben werden (s. Meier, Sagen aus Schwaben, Theil I. S. 161). Oberhalb der zweiten Krümmung der Bartholomäer Steige ist eine sehr anmuthige Stelle: eine reiche, nie versiegende Wasserquelle rinnt hier am Waldrand über das dicht bemooste Felsengestein.

Erdfälle zeigen sich oberhalb der alten Lauterburger Fahrsteige auf dem Aalbuche; auch klingt es an verschiedenen Stellen des Rosensteins hohl und beweist, daß hier Höhlen, vielleicht sehr ausgedehnte, verborgen liegen; es treten auch wirklich mehrere zu Tage, die eine, das sog. „kleine Haus,“ im Felsen unterhalb der Ruine Rosenstein, eine seitwärts dieser die „Scheuer“ in dem Felsen oberhalb des Schießplatzes, in der Nähe „das große Haus“ und endlich die bedeutendste, das sog. finstere Loch, zieht sich bei einer Viertelstunde Länge in südöstlicher Richtung am Berge hin und besteht aus zwei Theilen; der eine hat einen schöngewölbten Eingang und erhält nach und nach eine Breite von 25–35′ und eine Höhe von 25–30′. Weitere Höhlen sind die mehr einer Felsennische gleichende Jakobshöhle, oberhalb Beuren, und die erst seit zwölf Jahren entdeckte, ganz im Wald verborgene Höhle auf der südöstlichen Seite des Hochberges, oberhalb der ersten Wendung der Bartholomäer Steige; (s. im allgemeinen Theil den Abschnitt „Erdfälle und Höhlen“).

Die ziemlich unebene Stadt hat ein freundliches und angenehmes Aussehen, namentlich ist der Marktplatz hübsch und geräumig; die meist breiten Straßen sind reinlich, gehörig chaussirt, seit 1862 mit Seitenkandeln versehen und erhielten 1864 Laternenbeleuchtung.

Die einst mit Umgang versehenen Stadtmauern sind längst verschwunden und nur der Stadtgraben hat sich an einzelnen Stellen | noch erhalten; die Stadt hatte nur ein Thor, das an der Südseite, in der Nähe des jetzigen Gasthauses zum Ochsen stand. Dann war der im nordwestlichen Stadttheile gelegene Kirchhof früher fest, hatte eine sehr starke Mauer mit Umlauf von 40–50′ äußerer Höhe, die in den Jahren 1830–60 allmählig abgetragen wurde; jetzt ist sie nur noch niedrig, aber die großen Quaderblöcke, aus denen sie aufgeführt, weisen in ein hohes Alter zurück; gegen Südosten steht noch über dem Eingang in den Kirchhof der viereckige Thorthurm, das Blockhaus genannt, mit spitzbogigem Durchgange, und trägt darüber an der Seite gegen die Stadt hin die Jahrszahl 1473; er dient jetzt als Ortsgefängniß; gegen Süden erhielten sich noch Spuren eines halbrunden Thurmes (Diebsthurm). Die inmitten stehende große Kirche bildet außer dem Chore, der im Jahre 1441 in tüchtigen gothischen Formen mit vieleckigem Schlusse und mit schön gehaltenen Strebepfeilern und Maßwerkfenstern aufgeführt wurde, ein sonst arg verstümmeltes und entstelltes Gebäude, dessen frühere Anlage nur noch mit Mühe zu erkennen ist. Das Langhaus der Kirche hat zwei Schiffe und zwar aus früher romanischer Zeit, ein Hochschiff und eine südliche Abseite; ein nördliches Seitenschiff scheint nie dagewesen zu sein, indem die leider sehr dick übertünchte Mauer der Nordseite fast ganz aus starken Buckelsteinen besteht. Die Südwand des Hochschiffes ruht auf schlichten Rundbogenarkaden mit breiten Pfeilern und darüber sind innen noch die alten romanischen Fenster des Lichtgadens sichtbar. Das Seitenschiff, theilweise noch von gurtenlosen Kreuzgewölben überdeckt, gewinnt gegen Osten an Breite und wird zu einem auf einer Säule ruhenden Doppelschiffe, dessen am Hochschiffe hinziehender Arm mit einer halbrunden Abside schließt, der andere Arm mit einer rechteckigen Kapelle; beide stoßen gerade an den Thurm, – sind mit dessen Mauer verwachsen, und bilden jetzt die Sakristei. An den westlichen gothisirten Theilen des Seitenschiffes steht 1530. Im Chor sind nur noch die Anfänge der Gewölbe erhalten, auf einem derselben steht das Holzbild des heil. Ulerich und am ersten nördlichen liest man das Jahr der Erbauung 1441. Der Triumphbogen ist groß und spitzbogig, bemerkenswerth sind auch die schönen gothischen Fließe, womit der Fußboden der ganzen Kirche bedeckt ist; ferner hängen im Chore die Rüstung, Stiefel, Harnisch, Sturmhaube, und zwei Fahnen des 1715 gestorbenen, um die Stadt durch schöne Stiftungen sehr verdienten Herrn von Wesen, dann zwei schöne Todtenschilde; auf dem einen liest man: A. d. 1569. am. 3. Septem. Entschlieff der E. und V. Georg Reinhart von Wöllwart; auf dem andern: Anno. Dmi. 1585. den 9. August Starb der Edell und vest Jerg Hainrich von Rottenburg, (nach dem Taufbuche puer nobilis geb. 1583, Sohn von Wolf Caspar von Rottenburg und Anna, geb. von Wöllwart). Dann ist | zu erwähnen der im Renaissancegeschmack gehaltene Grabstein des obengenannten Georg Reinhart von Wöllwart und seiner Frau Barbara, geb. Eckbrechtin von Türkheim, † 24. März 1609. Zu beiden Seiten des Chors tieft sich in der Wand eine hübsche gothische Sakramenthäuschensnische ein. Im Schiffe befindet sich an der Nordwand eine Fensterrose mit hübschverzierten farbigen Scheiben, gestiftet von Lorenz Schmitt in Gaggenau, und eine schön gemalte Tafel aus dem fünfzehnten Jahrhundert, in zwölf Bildern mit lebhaft bewegten Gestalten die Leidensgeschichte des Herrn darstellend. Auf dem Boden liegt die halbverwischte Grabplatte eines Bischofs, man liest noch die Jahreszahl 1344. Daneben eine Platte mit einem Kreuze. Im Chore liegen noch begraben zwei Schwestern aus dem Geschlechte der Weuler von Gmünd, (gest. im 16. Jahrhundert), ferner Pfarrer J. Jakobus, † 1592, das hübsch gemalte Epitaphium desselben hängt an der Wand. An den geschnitzten Pfeilern der westlichen Empore der Kirche steht 1507. In der Sakristei finden sich acht gut gemalte, aus dem sechzehnten Jahrhundert stammende Todtenschilde mit den Unterschriften: Katzenstein, Ritter Hanns von Wimmen, † 1328, Schössler, Egglinger, Rossenstein, 1519, Hanns vom Holz von Hohenhaltingen, † 1350, Schwabsberg, Wöllwarth. Vom Freiherrn von Wesen wurden hübsche silberne Kirchengefässe gestiftet. Der hohe Thurm mit über 6′ dicken Mauern ist unten herauf uralt, hat im dritten Geschoß frühgothische, ihrer Maßwerke beraubte Spitzbogenfenster und endigt in ein schlankes Zeltdach. Von seinen drei Glocken ist eine mächtig groß und von prachtvollem Gusse; sie hat außerordentlich schöne Henkel im Renaissancestil mit Löwenfratzen, und in sehr schöner deutscher Schrift mit prächtigen großen Anfangsbuchstaben die Umschrift:

Gehn Hewbach hin zu S: Ulerich.
Valentin Algeier Goss Mich.
von Ulm. zu Gottes lob Ich war.
Erstlich geliten alsz man Klar.
zelt 1600 und drey Jar.

Die zweite Glocke wurde 1787 von Neubert in Ludwigsburg gegossen, die dritte ist ohne Inschrift und ihrer schlanken Form nach sehr alt. Die Unterhaltung der 1857 erneuerten Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Der seit 1846 außerhalb der Stadt angelegte Gottesacker hat eine sehr freundliche Lage am nördlichen Fuße des Rosensteines an der Straße nach Lautern und in der Mitte ein großes steinernes Kreuz.

Das stattliche Pfarrhaus, mit Scheuer und Garten, war bis 1805 Oberamtsgebäude; seine Unterhaltung trägt der Staat.

Das wohlansehnliche, am Marktplatz stehende Schulhaus, früher Amtsschreibereigebäude, dient seinen Zwecken schon seit 1661, enthält | drei Lehrzimmer und die Wohnungen des ersten Schulmeisters und des Lehrgehilfen, der zweite Schulmeister bewohnt ein besonderes, der Stadt gehöriges Haus. Ein Turnplatz befindet sich bei der Kirche.

Das oben am Marktplatze stehende Rathhaus ist von unten herauf ein sehr altes, theilweise mit Buckelsteinen aufgemauertes Gebäude; es trägt die Jahreszahl 1581, was gewiß die Zeit bezeichnet, da es seine jetzige Gestalt mit dem hölzernen Aufbau erhielt. Sein Inneres ist noch ganz alterthümlich, mit Küche und Tanzboden, die Zimmer sind getäfelt und mit Zahnschnitzwerk geschmückt; dann bewahrt man hier noch ein altes, 31/2’ langes, 3″ breites, oben gerad abgeschnittenes zweischneidiges Schwert, das beim Abhalten des Gerichtes auf den (auch noch erhaltenen) Tisch geschraubt wurde.

Das ziemlich umfangreiche, an der Ostseite der Stadt stehende Wöllwart’sche Schloß wurde schon 1716 an hiesige Bürger verkauft und umgestaltet, es zeigt noch ein Treppenthürmchen und über dem Haupteingange das Wöllwart’sche Wappen mit der Jahreszahl 1524.

Den Platz zum Schlosse erkaufte Jörg von Wöllwart 1524, die Burg auf dem Berge verlassend, von dem Abt und Konvent zu Königsbronn; der alte Pfarrhof war hier gestanden und Jörg gab ein anderes Haus dafür tauschweise her (s. hier unten).

Dann ist noch zu erwähnen die südwestlich an der Kirche stehende Mühle, ein großes alterthümliches Haus mit schöner Steintafel über der Thüre, worauf das Wappen des Herrn von Wöllwart und seiner Frau, geb. von Türkheim, und die Jahreszahl 1608.

In Beuren und in Buch steht je eine Kapelle, die in Buch noch aus gothischer Zeit und jetzt wieder hübsch erneuert, mit der Jahreszahl 1519 über dem spitzbogigen Eingang, sie besitzt einen schönen, wohlerhaltenen, ohne Zweifel auch im Jahre 1519 verfertigten Flügelaltar aus der Ulmer Schule, im spätgothischen Stil gehalten, in den schon Renaissanceformen reizend hineinspielen. Die Predella zeigt die 14 Nothhelfer, der Altarschrein die holzgeschnitzten Gestalten der Maria mit dem Leichname des Herrn, neben St. Katharina und St. Jakobus. Auf den Flügeln ist außen höchst anmuthig gemalt der englische Gruß, innen sieht man den heiligen Wenzel und die heilige Barbara. Flügel und Altarschrein sind gegen oben mit schönem Laubwerk geschmückt; der Schrein schließt mit einem Rundbogen, in dem holde Engelchen (Putten) schweben, und darüber erhebt sich eine reiche Bekrönung von Astwerk mit Kreuzblumen.

Sehr gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend für die Stadt drei laufende Brunnen, darunter der vierröhrige Marktbrunnen mit eisernem Trog, woran das Wappen der Stadt und 1777, sodann noch 10 Pumpbrunnen; Beuren hat einen laufenden, – Buch 8 Pumpbrunnen. Der Marktbrunnen wird mittelst einer längeren | hölzernen Deuchelleitung vom Hochberg her gespeist; das Wasser des sogenannten oberen Brunnens kommt unweit der Fassung ohne größere Deuchelleitung aus dem Berge, ist deßhalb auch ungleich kühler und wird vorzüglich als Trinkwasser benützt. Auch die Markung ist reich an nie versiegenden Quellen mit sehr gutem, nur etwas hartem, kalkhaltigem Wasser, die bedeutendsten geben zusammen den Gutenbach; eine starke Quelle kommt vom Steig, die in der Teufelsklinge ward schon erwähnt. Die Quellen des Klausen- und des Hochbergs treten schon in der Mitte dieser Berge, oder noch höher, zu Tage. Ein Hungerbrunnen findet sich am Fuße des Klausenberges, 1816 und 1846 floß er wie ein Springbrunnen; und am Fuße des sogenannten Sandes, eines Hügels nahe beim Scheuelberge, liegt unterhalb der sog. Erzklinge ein Ziehbrunen mit starkem Schwefelgeruch. Diese verschiedenen Quellen und Bächlein bilden zusammen den Klotzbach oder Heubach.[1]

In der Nähe des Rathhauses liegt eine kleine Wette, auf der Ostseite der Stadt, unterhalb des Steigs, war früher ein Weiher.

Die Korporations-Vicinalstraße von Gmünd über Unter-Böbingen nach Bartholomä geht durch den Ort, ferner führen Vicinalstraßen nach Bargau und nach Lautern; auf obengenannter Straße geht eine steinerne Brücke über den Klotzbach, ferner in der Nähe der obern Ziegelhütte eine hölzerne, von der Gemeinde zu unterhaltende, über den Ziegelbach.

Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 10 Personen 80 und über 80 Jahre alt sind, ernähren sich hauptsächlich durch Feldbau, Viehzucht und Gewerbe, namentlich Baumwollenweberei; die Mehrzahl der Ortsbürger sind Handwerker, meist Weber, die in der Regel nebenbei etwas Feldbau treiben. Es werden viele Korsetten verfertigt, und es bestehen hier Agenturen von Korsettfabriken, und zwar von Canstatt, Göppingen, Stuttgart und Frankfurt a. M.; dann geht von hier ein lebhafter Handel von im Ort gewobenen baumwollenen Zeuglen ins Inland, und mit Glanztaschentüchern nach Baden, Hessen und Preußen. Der früher so schwunghafte Viehhandel hat fast ganz aufgehört, mit Ausnahme des Handels auf den in den Monaten März, Juni und September im Ort stattfindenden, bedeutenden Vieh- und Krämermärkten.

Eingeführt wird hauptsächlich Baumwollengarn.

Ein Frachtfuhrmann fährt nach Gmünd und nach Unter-Böbingen.

Ein Postwagen geht täglich auf den ersten und den letzten Eisenbahnzug nach der Station Unter-Böbingen und zurück.

Zwei Ziegeleien bestehen, dann innerhalb des Ortes zwei Getreidemühlen, die eine mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, | einer Malz- und einer Schwingmühle, die andere mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Malz- und einer Schwingmühle, dann außerhalb des Orts eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Schwingmühle, einer Hanfreibe, einer Gipsmühle und einer Sägmühle; ferner bestehen 5 Schildwirthschaften, von denen 4 mit Bierbrauereien verbunden sind, dann 5 Kaufläden und ein Kramladen.

Der vermöglichste Grundbesitzer in Heubach hat etwa 70 Morgen Feld, der in Buch 100 Morgen Feld und Wald, der in Beuren 70 Morgen Feld und Wald, der sog. Mittelmann 10–20 Morgen Feld, die ärmere Klasse 3/4 Morgen Gemeindetheile.

Die sehr große Gemeinde-Markung, von der übrigens über die Hälfte dem Waldbau dient, ist zu einem großen Theil (Abhänge der Alb und ihrer Vorberge) sehr bergig, für den Feldbau unzugänglich, und nur das Plateau der Alb und das am Fuß derselben sich ausbreitende Land hat eine flachwellige Lage.

Die Bodenverhältnisse sind sehr verschieden; im Flachlande am Fuß der Alb erscheint meist ein fruchtbarer Lehm, der gegen den Albabhang hin allmählig abnimmt und in einen wenig fruchtbaren, steinigen Boden (Zersetzungen des braunen und des weißen Jura) übergeht. An einzelnen Stellen wird der Boden sandig (Zersetzung des braunen Jurasandsteins), wie auf einem Vorsprung des Scheuelbergs, auf dem Sand genannt. Ein sehr humusreicher Boden kommt in der Nähe der Stadt, namentlich in den Krautgärten vor. Auf der Hochebene der Alb (Aalbuch) ist der Boden leicht und mit vielem Trümmergestein (weißer Jura) gemengt.

Auf dem Aalbuch besteht ein Steinbruch, aus dem weißer Jurakalk zu Straßenmaterial und zum Kalkbrennen genommen wird; Bausteine müssen von außen bezogen werden. Lehm und Töpferthon für den Bedarf der beiden Ziegeleien und der beiden Töpfer findet sich hinreichend auf der Markung.

In der Erzklinge nahe bei der Stadt wurde früher auf Eisen (Eisenrogenstein) gebaut und 1511 verlieh Herzog Ulrich von Württemberg das Lehen des Eisenerzes zu Heubach dem Neuwart von Wöllwarth, seinem Forstrichter zu Heidenheim. Herzog Friedrich von W. ließ 1599 hier auf Silber graben, wozu der an mehreren Stellen vorkommende Schwefelkies Veranlassung gegeben haben mag.

Das Klima ist ziemlich mild und es gerathen nicht nur feinere Gemüse wie Bohnen, Gurken etc., sondern auch die an Kammerzen gezogenen Reben bringen sogar in minder günstigen Jahren die Traube zur Reife; indessen schaden nicht selten Frühlingsfröste und kalte an den Bergen und in den tiefen Thalschluchten heranziehende Nebel der Obstblüthe. Obgleich Heubach auf drei Seiten von Bergen geschützt, und nur gegen Norden den Winden ausgesetzt ist, so ist es dennoch | stets von heftigen Windzügen (Thalzügen) heimgesucht, daher auch die Bienenzucht mit wenig Erfolg betrieben wird; dagegen sind herrschende Krankheiten (Epidemieen) selten und die Krankenstände im allgemeinen gering. Hagelschlag kommt selten und nie von Bedeutung vor. Auf dem Aalbuch ist das Klima rauh, stürmisch und nicht einmal der Obstbaum, viel weniger feinere Gewächse, finden hier ihr Fortkommen. Der schneereiche Winter dauert hier beträchtlich länger als in Heubach.

Mit großem Fleiß wird die Landwirthschaft meist rationell betrieben und zur Besserung des Bodens außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln Gips, Kompost, Asche, auf dem Aalbuch auch Mergel verwendet. Verbesserte Pflüge, eiserne Eggen und Walzen sind eingeführt, in Buch sind überdieß eine Repssä-, Dresch- und Futterschneidmaschine im Gebrauch. Ein großer Theil der Felder ist wegen der bergigen Lage mühsam zu bebauen. Man baut außer Gerste und Roggen vorherrschend Dinkel und Haber, überdieß sehr viel dreiblättrigen Klee, etwas Luzerne und (auf rauhen Feldern) Esparsette, Kartoffeln, Angersen, Hanf und nur wenig Flachs; der Repsbau hat in neuerer Zeit sehr abgenommen, weil im Frühjahr kalte Nebel und Fröste nachtheilig auf ihn wirken. Nur einige größere Güterbesitzer können über ihren eigenen Bedarf jährlich etwa 150–200 Scheffel Dinkel, 400–500 Scheffel Gerste und 200 Scheffel Haber verkaufen; im allgemeinen muß noch ziemlich viel Getreide von außen zugekauft werden.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes Futter; die Wiesen sind zweimähdig und nur 6 Morgen, denen Wässerung zukommt, erlauben einen dritten Schnitt.

Der Gartenbau wird nur für den eigenen Bedarf, theilweise auch zum Vergnügen betrieben.

Früher wurde auch an zwei Stellen, in der südwestlich vom Ort gelegenen Weinberghalde und in den südöstlich gelegenen Weingärten, Wein gebaut. In einer Gmünder Urkunde vom Jahr 1324 geschieht Erwähnung eines Hansen Kulabrunnen Wingarten an dem Nabar, woraus ein Gült zu einem Seelgeret gestiftet wird.

Mit Fleiß wird die Obstzucht gepflegt, die aber die angewendete Mühe nicht reichlich belohnt, weil die klimatischen Verhältnisse häufig der Obstblüthe schaden. Man zieht hauptsächlich Luiken, Goldparmäne und Palmisch-, Muskateller-, Knaus-, Grun-, Krämerbirnen etc., etwas Kirschen und Zwetschgen. In günstigen Jahren wird etwas Frühobst an Händler abgesetzt.

Die Gemeinde besitzt 1000 Morgen Laubwaldungen und 36 Morgen neu kultivirte Fichtenwaldungen, von deren jährlichem in 170 Klaftern und 2000 Stück Wellen bestehendem Ertrag jeder Ortsbürger | 1/2 Klafter und 50 Stück Wellen erhält; der Rest wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von 4–500 fl. sichert.

Die Stiftungspflege besitzt 120 Morgen Laubwaldungen, von deren Ertrag der jeweilige Stadtpfarrer 5 Klafter, und der erste Schulmeister 6 Klafter als Besoldung erhalten; überdieß werden 9 Klafter und 300 Stück Wellen zur Heizung der Schulen abgegeben und der Rest kommt zum Verkauf, was der Stiftungspflege jährlich etwa 180 fl. einträgt, wovon übrigens die Holzmacherlöhne noch abgehen.

Die vorhandenen 300 Morgen Schafweide werden nebst der Brach- und Stoppelweide an die Schafhalter im Ort, zuweilen auch an auswärtige Schäfer jährlich um 900–1000 fl. verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse 3–400 fl. ein.

Allmanden sind 238 Morgen vorhanden, die der Gemeinde ein jährliches Pachtgeld von 900 fl. liefern, außer diesen bezieht dieselbe aus verpachteten Gemeindegütern 40–50 fl.

Die Pferdezucht ist nur in der Parzelle Buch von einiger Bedeutung, während die Pferdehaltung in Heubach neuerer Zeit zunimmt.

In sehr gutem Zustande ist die Rindviehzucht; man hält die Limpurger- und Wochtenrace, zu deren Nachzucht Farren in Heubach und einer in Buch aufgestellt sind.

An die im Ort bestehenden zwei Käsereien wird viel Milch abgesetzt; die bereiteten Käse kommen an Händler und nach Stuttgart zum Verkauf.

Auf der Gesamtmarkung laufen den Sommer über 7–800, des Winters 4–500 Stück Bastardschafe, von denen 4–500 in Heubach und 300 Stück in Buch Überwinterung finden.

Von Anstalten sind zu nennen außer der Gemeindeschule eine seit 1852 bestehende obligatorische Fortbildungsschule für die männliche sonntagsschulpflichtige Jugend, (Winterabendschule), gegenwärtig von 50 Schülern besucht, eine Industrieschule, in der Unterricht im Häkeln, Stricken und Nähen ertheilt wird, und eine gewerbliche Zeichenschule mit freiwilliger Betheiligung an Sonn- und Feiertagen, (20–25 Schüler). Ein Turnplatz ist vorhanden.

Seit 1865 ist eine Feuerwehr organisirt.

Eine Schützengesellschaft und ein Gesangverein bestehen; das Kinderfest, welches alle 3 Jahre auf dem Rosenstein oder auf dem Hochberg abgehalten wird, hat sich zu einem kleinen Volksfest ausgebildet.

Von den vorhandenen Stiftungen ist die des 1715 verstorbenen Oberst von Wesen, dessen Gattin eine geborene von Wöllwarth war, hervorzuheben; er stiftete 1000 fl. und in die Kirche die heiligen | Gefässe von Silber. Die Zinse der Stiftungen werden nach dem Willen des Stifters alle Vierteljahre unter die Ortsarmen vertheilt.

Ganz auf der südwestlichen Spitze des in dieser Richtung lang hingestreckten, hier außen schmal und etwas niedriger werdenden Rosensteins liegen auf einer gegen Osten durch eine tiefe Spalte vom übrigen Berge getrennten, an den drei andern Seiten thurmhoch senkrecht abstürzenden Felsenkrone die Trümmer der Burg Rosenstein. Man sieht noch ganz an den Westrand vorgeschoben die 7–8′ dicken, und 15–16′ hohen Umfassungsmauern des alten Steinhauses mit großen rechteckigen Fensteröffnungen, die durch starke Steinpfeiler getheilt wurden. Auch die im Norden und Süden hier anstoßenden Mauern sind noch zum Theile sichtbar, und daran gegen Norden die Reste eines runden Thurmes. Ferner erhebt sich 150′ rückwärts von der Westwand am Rande des über 50′ tiefen Felsengrabens eine bis 30′ hohe, mit Epheu überrankte Mauer und anderes Getrümmer von Vorwerken. Da wo die Zugbrücke hinüberging, sieht man noch Reste von den im Felsen eingefahrenen Geleisen. Vor dem Graben ragt gegen Nordost über die Burg empor der auf den drei freien Seiten 100′ hoch ansteigende sog. Lärmfelsen, früher eine Warte, und eine noch prachtvollere Aussicht als das Schloß selbst, eine der schönsten der schwäbischen Alb, gewährend.

Gegen Nord und West blickt das Auge gar weit hinein über das fruchtbare, reich und weich gehügelte Land bis an die fränkischen und bayrischen Berge, bis an Schwarzwald und Vogesen. Der herrlichste Blick aber, von ganz überraschender wahrhaft fremdartiger Schönheit, ist der gegen Südwest in das grüne, von den mächtigen straffgeformten Bergen zu einem großartigen und doch wieder mild ausgerundeten Kessel umschlossene Beurener Thal, über das der Rechberg und Stuifen hereinragen, und weiterhin schaut man in blauender Ferne den scharfumrissenen Steilabfall der eigentlichen Alb bis zum ehrwürdigen Teckberge. Ein zweiter Graben, von dem noch Spuren vorhanden sind, schnitt diesen Lärmfelsen und noch einen ansehnlichen Theil des Bergrückens, worauf großartige Vorwerke gestanden seien, durch, er ist 800–900′ lang und beginnt da, wo an beiden Bergabhängen die hohen Felswände aufhören.

Noch viel weiter gegen Osten läuft ein dritter in den Felsen gebrochener Graben quer über den Bergrücken, welcher der Burg nichts nützen konnte und ohne Zweifel ein Werk der Römer ist, wie wir mehrere derartige Befestigungen in der Gegend um den Rosenstein und auch noch an vielen anderen Stellen des Albabhanges treffen, von denen wir hier nur die Schanzgräben zwischen dem Wald Platz und dem Steinwald, zwischen dem Hochberg und dem Heidenburren und auf dem Mittelberg, sämtlich in der Nähe des Rosensteins, anzuführen haben; sie werden von dem Volk „Heidengräben, Teufelsmauer“ | genannt und gehören unläugbar zu der befestigten Linie, welche die Römer oben an dem Nordwestabfall der Alb angelegt hatten (s. den Abschnitt „Römische Alterthümer“).

An den Rosenstein und dessen nächste Umgebung knüpfen sich verschiedene Volkssagen: es soll von dem Rosenstein vor uralten Zeiten eine lederne Brücke bis auf den Hohberg geführt haben; daselbst sei die alte Stadt Heubach (d. i. Hohbach, nach Crusius heißt sie Hochstatt) gestanden, wie die noch jetzt hier befindlichen Gräben beweisen (s. hierüber unten). Auf dem Hohberg sollen auch die Hexen zusammen kommen und tanzen. Vor Jahren erzählte einmal ein Mädchen ihren Freundinnen: „heut Nacht bin ich einmal an einem schönen Platz gewesen; meine Mutter hat mich mitgenommen auf den Hohberg; da geht sie alle Mittwoch- und Freitagnacht hin und tanzt dort; ’s war zu lustig heut Nacht! Da sind wir herumgesprungen und sind durch Schlüssellöcher und Strohhalme geschlüpft, und als wir ausgetanzt hatten, sind wir durch’s Schlüsselloch ins Lammwirths Keller gegangen und haben da Wein getrunken etc.

Ein kleines weißes Fräulein, das man gewöhnlich das „Schloßfräulein“ nennt, geht vom Hohberg auf den Rosenstein und kommt dann bis an das sog. „Schloß“ vor Heubach. Niemand wagt das Fräulein anzureden; es führt die Menschen auf Irrwege.

Auf dem sog. „Bärenfelsen“ beim Rosenstein zeigte sich früher oftmals ein feuriger Jäger, der hatte einen feurigen Hund und ein feuriges Schießgewehr und rief, wenn er aus dem Walde auf den Felsen kam, beständig: ho! ho! ho! Man nannte ihn auch das „feurig Männle“; jetzt läßt er sich nicht mehr sehen.

Nachdem Christus den Teufel auf dem Rosensteine bezwungen und ihn in die sog. Teufelsklinge gebannt hatte (s. oben) schritt er von dem Rosenstein auf den Scheuelberg und von da ins Himmelreich, so heißt nämlich eine Hochebene hinter dem Scheuelberg. Christus aber hatte in die Felsen des Rosensteins und des Scheuelbergs seinen Fuß zum Andenken tief eingedrückt. Bei dem sog. Hergottstritt wurde später ein Marienbild errichtet und viel zu demselben gewallfahrtet. Wegen Unordnungen, welche dabei vorkamen, ließ den 15. Juni 1740 Vogt Pistorius von Heubach den Befehl der fürstlichen Kanzlei vom 8. Juni, den Herrgottstritt, zu dem abergläubischer Weise große Wallfahrten veranstaltet würden, wogegen sich schon die Synode im Jahr 1657 ausgesprochen hatte, mit Pulver in die Luft zu sprengen, vollziehen.

In Heubach, Lautern, Essingen und in manchen anderen Orten will man früher öfters das „Wutesheer“ (Wuotesheer) gehört haben; es machte Musik und zog saufend und brausend durch die Luft. Dabei hörte man verschiedene Stimmen, hohe und ganz tiefe, entsetzlich heulen. Wem es begegnete, den nahm es mit in die Luft, wenn | man sich nicht zu rechter Zeit mit dem Gesichte auf die Erde warf. Über die hier angeführten Volkssagen s. auch Meier, Sagen aus Schwaben.

Die Gegend von Heubach[2] gehörte zweifelsohne zur Herrschaft Lauterburg (O.-A. Aalen, S. 284), diese aber finden wir im 12. Jahrhundert im Besitz der Pfalzgrafen von Donauwörth und Dillingen, welche dem neugestifteten Kloster Anhausen anno 1125 u. a. auch zu Mögglingen, Herbatsfeld, Forst u. s. w. Güter schenkten. Unbekannt ist, wie die edlen Hacken oder Haggen von Wellstein (O.-A. Aalen S. 151) und Hoheneck in Besitz von Lauterburg kamen – vor 1257. Daß sie auch die Burg Rosenstein besaßen folgt daraus, daß 1338 Albrecht der Haugke „von Rosenstein“ seine Burg Röthenberg verkaufte, daß Walther und Albrecht die Hacken „von Rosenstein“ den Kirchsatz zu Heubach verkauften 1342.

Die ganze Herrschaft war schon 1345 an die Grafen von Öttingen gekommen, unbekannt wie? Diese Grafen verpfändeten aber bald die Vesten Lauterburg und Rosenstein mit den Städtchen Aalen und Heubach an Graf Eberhard von Württemberg, der in Folge des Schorndorfer Friedens diese ganze Pfandschaft 1360 an Kaiser Karl IV. abtreten mußte. Karl IV. erkaufte das Ganze zu eigen von den Öttinger Grafen und vertauschte die Herrschaft an das Reich; weil er jedoch den württembergischen Grafen ihre Pfandsumme von 13.000 Pfund Heller nicht zu bezahlen vermochte, so blieben diese in dem 1376 auf 20.000 fl. erhöhten Pfandbesitz von Lauterburg mit Essingen und vom Rosenstein mit Heubach; sie verpfändeten selbst wieder an die Herrn von Wellwart.

Die Burg Rosenstein zeigt heute noch stattliche Mauern auf hohen, schroffen Felsen über Heubach; den ehemaligen Bestand hat Crusius beschrieben, die Sage aber von unterirdischen Gängen und von einem Zusammenhang mit den Höhlen des Rosensteinberges ist fabelhaft. Die Erbauung der Burg reicht wohl bis in die Zeit der Dillinger Grafen zurück, weil z. B. 1283 ein Heinricus miles de Rosenstein in Lutzingen belehnt war (Reg. Boic. 4, 231) und 1310 ein Heinrich von Heubach zu Hageln gesessen – vorkommt, – beidemal vor der Öttingenschen Erwerbung, so daß jene Verpflanzung am leichtesten sich erklärt durch die Verbindung mit Dillingen-Donauwörth. Die Domina de Rosenstein, welche 1298 dem Kloster Adelberg etwas schenkte, ist wohl eine Haggin, von welchen Herrn die Brüder Albert und Walther (s. o.) auf der Burg Rosenstein c. 1338–42 residirten. Auch nach dem Abzug von da besaß die Familie noch z. B. die Lehenschaft einer Frühmesse zu Heubach – 1385. Aus der gräflich öttingenschen und württembergischem Zeit ist Näheres | über die Burg Rosenstein nicht bekannt, namentlich nichts von einem Raubritterunwesen und von einer Eroberung zur Zeit König Rudolfs.

Um dieselbe Zeit wohl, wie Lauterburg, 1413, haben die Herrn von Wellwart Rosenstein mit Heubach verpfändet erhalten und bekamen 1431 Erlaubniß, die Vestin Rosenstein und Heubach den Markt darunter an Conrad von Frauenberg und ux. Els von Bachenstein zu verpfänden auf Lebenszeit um 280 ungrische und böhmische und 270 rh. Gulden. Els von B. war noch 1453 als Wittwe im Besitz, als Wilhelm von Wellwart durch Graf Ulrich die Pfandschaft neu zugesichert erhielt um 700 fl. Bald erschien diese Summe zu klein und 1480 empfingen die Brüder Ranwart und Georg von Wellwart – das Schloß Rosenstein und die Stadt Heubach mit Zubehörden um 1800 fl. auf Wiederkauf. – Von adlichen Herrn von Rosenstein gibts in dieser Zeit keine Spur, vielmehr saßen die Herrn von Wellwart da und Jörg von Rosenstein auf dem Turnier in Stuttgart 1484 ist eben der Wellwart, der 1504 z. B. und 24 G. von W. „zu Rosenstein“ genannt wird.

Allmählig entsprach die Wohnung auf dem Felsen, wohin sechs Pferde ein Fuder Heu ziehen mußten, den Ansprüchen an Bequemlichkeit nicht mehr und die Wellwart bauten sich darum ein Schlößchen in Heubach. Auf der Burg wohnte noch eine Zeit lang ein Castellan und trieb Öconomie, bis die Brücke einstürzte und die Gebäude – seitdem ganz verlassen – allmählig zerfielen; 1680 war „alles zergangen.“

Daß Heubach zuerst auf dem Hohenberg gestanden sei, ist natürlich eine Fabel, entstanden durch die Wahrnehmung der dortigen rudera; vgl. Aalbuch bei Bartholomä. Bei der Vertauschung an’s Reich 1360 heißt zwar Heubach ein opidum, dieser Ausdruck darf aber nicht gerade streng genommen werden, 1431 und 53 heißt es Markt und erst 1480 die Stadt H., aber auch wieder z. B. bei einer Wellwart’schen Erbtheilung 1522 „der Markt.“ Jetzt war jedenfalls die Ummauerung vollendet, anfänglich nur mit einem Thor gegen Süden vgl. S. 338. Eine Citadelle bildete der feste Kirchhof, s. l. c.

Das feste Haus eines ritterlichen Geschlechtes stand auch in Heubach; Eberhardus de Heubach, miles, zeugte 1292 in Ulm; Engelbold von Heubach hatte 1423 Güter auf dem Aalbuch; später ist wohl Hans von Schnaitberg im Besitz gewesen, der Heubacher genannt, 1475; 1491 verkaufte ein Hans von Gussenstadt zu Heubach, vielleicht bürgerlich – Güter in Essingen.

Wahrscheinlich den alten ritterlichen Sitz richteten sich die Herrn von Wellwart zu einer moderneren Wohnung her anno 1524, nach der Jahrszahl über dem Schloßthor, und 1550 wurde das Nebengebände „das Langhaus“ erbaut, wozu der alte Pfarrhof mit Hofreit | und Garten schon 1525 gekauft worden war. Wiederholt heißt Jörg von W. c. 1530 ff. „zu Heubach“ und nachher G. Reinhard von W. zu H. Bei diesem aber und seinen Brüdern meldete Herzog Christof von Württemberg den Wiederkauf an, welcher nur – auf Bitten – 16 Jahre noch verschoben wurde, während die Wellwart sogleich die herzogliche Oberherrlichkeit anerkennen, einen württembergischen Amtmann neben ihrem Schultheißen aufnehmen und (so lang) mit der niedergerichtlichen Obrigkeit sich begnügen mußten. Herzog Ludwig vollzog den Wiederkauf 1579, die Herrn von Wellwart blieben aber auf ihrem allodialen Schlößchen, wozu sie ein paar Güter und besonders die Bleyl- und Kirchmühle gekauft hatten.

Über die von Wellwart angesprochene Steuerfreiheit wurde lang gestritten, es mußte aber 1586 die Steuerpflicht anerkannt werden. Doch saßen noch häufig theils Herrn von Wellwart, theils Verwandte derselben (z. B. W. K. von Rottenburg c. ux. A. von Wellwart, denen 1585 ein Söhnlein starb) vgl. S. 338, im Schlößchen zu Heubach, bis dasselbe der württembergische Kriegsrathspräsident Johann von Wesen c. ux. von Wellwart 1698 kaufte um 3750 fl. Er machte sich durch Stiftungen ein gesegnetes Andenken; nach seinem kinderlosen Tod 1716 verkauften die Erben das Schlößchen an Bürger und heutzutag ist außer dem Treppenthürmchen wenig mehr übrig.

Zum landschaftsberechtigten württembergischen Amte Heubach gehörten außer der Stadt mit aller Jurisdiction – Oberböbingen fast zu 2/3 mit der hohen Jurisdiction, in Unterböbingen 1 Bürger, in Oberbettringen 3 (zwei lorchisch), in Buch – 2 Hoflehen und 1/3 der Jurisdiction, zu Beuren i. B. 2 Bürger; später kam noch Lindach dazu.

Zu Heubach hatten ehemals auch Gmünder Geschlechter eine Hube besessen, (1439 die Flad, 1443. 62 die Gußregen); Conrad Taler schenkte dem Kloster Gotteszell Gülten zu Heubach 1347. Die Güter gmündischer Unterthanen wurden 1587 von den Heubachern ausgelöst.

Von der hohen Jurisdiction gibt noch der Galgenberg Zeugniß, wo z. B. 1747 und 49 je 5 Personen einer Jaunerbande hingerichtet wurden u. a. m. zuletzt ein Brandstifter 1796.

Im Jahr 1624 hatte Heubach 172 Bürger, 1640 wird geklagt, es seien kaum 10 Bürger in der ruinirten Stadt übrig; Communikanten waren es 1622 mehr als 1000, 1645 nicht ganz 300. Im vorigen Jahrhundert zählte man 1739–682 Einwohner, 1782–800, 1785–867. Es war also damals ein rasches Aufblühen wozu neben der eifrig betriebenen Landwirthschaft die neu aufgekommene Baumwollen-Spinnerei und Weberei viel beigetragen hat. Eine 1511 den Herrn von Wellwart verliehene Erzgrube bei Heubach vgl. S. 342 wurde zwar längere Zeit betrieben, ist aber

| während des 30jährigen Kriegs eingegangen. An ehemaligen Weinbau erinnert „die Weingartshalde.“ Die Apotheke wurde 1754 errichtet. Ein Brand verzehrte 1795, 28. September, sechs Häuser.

Mit der Erwerbung Gmünds wurde 1805 das württembergische Oberamt nach Gmünd verlegt. Neurer Zeit hat die Stadt ihre Luft und Licht hemmenden, 1703 erneuerten Mauern großentheils abgeworfen, vgl. S. 338, dagegen brauchbare Wege gebaut, besonders auch auf den Aalbuch 1824.

Als besondere Parcellen wurden frühe aufgeführt: Armenhaus, Bierkeller und Kleemeisterei. Ein Falllehengut Finkenhof wird 1695 erwähnt.

Das alte Stadtwappen wird beschrieben: 2 gekreuzte Stangen, unten zu Kolben sich verdickend, oben mit Fähnchen. Sind es nicht ein paar schlechtgravirte – Sensen (zum Heu-machen)?

Heubach ist ein alter Pfarrort mit dem Filial Bargau, 1471 abgetrennt. Pfaff Dyeterich z. B. war 1326 Dekan zu Höbach. Das Patronat gehörte den Gutsherrn, bis die Hacken 1342 Kirchsatz und Widumhof samt dem Hirten- und Flurschützenamt zu Heubach an das Kloster Königsbronn verkauften; ihre Nachkommen traten auch die Lehenschaft der Frühmesse 1385 an Königsbronn ab. Dazu kam z. B. noch 1576 eine St. Afrakapelle, (längst in ein Wohnhaus verwandelt) mit einem besondern Kapellan, und angeblich eine St. Bernhardskapelle auf dem sog. Bernhardsfeld.

Der Heilige hatte einst Einkünfte zu Heubach, Beuren, Buch, Oberböbingen und Schönhardt.

Das älteste Pfarrhaus wurde 1525 von den Wellwart zu ihrem Schlößchen erworben, jetzt wohnt der Pfarrer im ehemaligen Amthaus. Schulmeister werden seit 1586 genannt und waren oft zugleich Gerichts- oder Amtsschreiber.

Die Reformation ist natürlich wie im übrigen Württemberg eingeführt worden.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Beuren, das 1/2 Stunde südwestlich vom Mutterort, am Zusammenfluß von drei kleineren Bächen, die gemeinsam den Klotzbach bilden, eine äußerst romantische, von hohen Albbergen umschlossene, wohlgeschützte Lage hat.

Zu Beuren (Büren) „in den Bergen,“ früher häufiger „bei Heubach,“ erscheinen zuerst die Herrn von Rosenstein-Heubach als Grundherrn. (Adelheid, Albrecht Hacks Wittwe, stiftete ein Seelgeret zu Gotteszell mit ihrem Gut zu Beuren 1371 und ihre Kinder verzichteten 1371/83). Deßwegen kamen etliche Güter auch an Wellwart und Württemberg mit Heubach; ein Gut gehörte zum (wellwart’schen) | Rittergut Lauterburg, ein anderes hat Georg von Wellwart 1534 von Wolf von Rechberg erkauft.

Grundbesitz hatten auch Gmünder Geschlechter z. B. Peter Rülin 1398 einen Hof und eine Selde. Das Augustinerkloster zu Gmünd kaufte ein Gütlein 1408, anderes erwarb das Kloster Königsbronn, 1545 an Gmünd vertauscht, das 1544 rechbergische Vogtleute erkauft hatte und 1576 den württembergischen Novalzehnten eintauschte. So kam allmählig der größere Theil des Orts samt dem Gerichtsstab an die Reichsstadt und theilte deren Schicksale.

Mit Heubach gabs verschiedene Differenzen, z. B. 1560 und 1653 über Trieb und Trab und ein Holz am Egelberg. – Der Gryßbronnen, so auf dem Hof zu Beuren in Bergen entspringt, war vor 1484 von der Heiligenpflege zu Bartholomä gekauft worden, um das Wasser jederzeit nach Belieben benutzen zu können; vorher hatten ihn die Augustiner zu Gmünd besessen.

c) Buch, ein freundlicher ansehnlicher Weiler mit vermöglichen Einwohnern, 1/4 Stunde nordwestlich von Heubach gelegen.

Buch „bei Heubach“ oder z. B. 1362 „an den Bergen“ – war in der Hauptsache rechbergisches Besitzthum. Die Brüder von Rechberg-Gröningen verkauften 1362 ein Gut in Buch an Gmünder Bürger und Jörg von Wellwart verkaufte 1420 an das Augustinerkloster zu Gmünd ein Gütlein, das er von Herrn Conrad von Rechberg(-Heuchlingen) erworben hatte. Mit der rechbergischen Herrschaft Bargau (s. d.) erwarb Gmünd zwei Höfe und ein Lehengut in Buch.

Zwei Güter in Buch verkaufte 1356 ein Steinhauser an das Augustinerkloster, ein anderer Hof, rechbergisch Lehen, kam von den Steinhausern an die Horkheime, vor 1439, und 2 Höfe verkauften die Horkheim an Kaspar Funk – vor 1477. Eine Hube und ein halbes Gut besaßen auch die Herrn von Winkenthal als rechbergisches Lehen, ein halbes Gut die Fuchs. Von diesen Gütern kaufte verschiedenes der Spital zu Gmünd, z. B. 1405. 1507. 30 u. a. 1442 und 43 Theile des Zehnten von J. Maier und L. Flad. Als rechbergisch Lehen besaß die Stadt zwei Höfe, der Spital einen Hof.

1528 waren Gutsherrn: Rechberg, Wellwart-Laubach und Gmünd; sie brachten damals eine Gemeindeordnung zu Stand über die Vierleute, Hauptmann und Untergänger, Trieb und gemeine Weg, Frevel, Kirchweihtanz u. dgl. Gmünd brachte aber auch den rechberg’schen Besitz an sich (z. B. 1544) und verglich sich mit Heubach-Württemberg dahin, daß diesem 1/3 an aller Obrigkeit zugestanden wurde. Erst 1803 kam der ganze Ort – mit Gmünd – an Württemberg.

Das Filial Buch hat eine eigene Kapelle (s. S. 340). Weil im Ort Gmünd 2/3 der Obrigkeit hatte und Württemberg 1/3, so wurde die Kirchweihe gehalten – je zwei Jahre durch Gmünder Geistliche, | (die Augustinermönche), im dritten Jahr durch den evangelischen Pfarrer von Heubach. – Jetzt sind Beuren und Buch mit ihren katholischen Einwohnern Filialien von Bargau.
  1. In einer Urkunde von 1406 schon als Klotzbach aufgeführt.
  2. Vgl. G. Luz.


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