« Kapitel B 5 Beschreibung des Oberamts Gmünd Kapitel B 7 »
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Göggingen,
Gemeinde III. Kl. mit 854 Einw., worunter 361 Ev. a) Göggingen, Dorf, 473 Einw., b) Horn, Weiler mit Mühle, 292 Einw., c) Kleemeisterei, Haus, 4 Einw.; d) Mulfingen, Weiler, 74 Einw.; e) Mühlhölzle, Haus, 7 Einw.; f) Pfaffenwirthshaus, Haus, 4 Einw. – Filial von Leinzell; die Ev. sind nach Täferroth eingepfarrt. 21/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Auf der Hochfläche zwischen den beiden nördlichen Zuflüssen der Lein, dem Götzenbach und dem Federbach, liegt frei und gesund, von schönen Obstbaumwiesen umgeben, der sehr ansehnliche und freundliche, etwas unebene Ort mit seinen stattlichen, zum Theil ganz aus Stein erbauten Bauernhäusern; einzelne darunter haben auch schon die Art der Häuser auf dem Welzheimer Wald und sind mit rothgetünchten Brettern auf der Wetterseite verschlagen. Schöne Aussichten

über das stille, saftig grüne Leinthal hinweg an die herrlichen Bergformen der Alb bieten sich auf vielen Punkten der Markung, z. B. | beim Friedhofe. Die Ortsstraßen sind chaussirt, die Hauptstraße gekandelt und gut gehalten.

Die kleine, mitten im Dorf etwas erhöht stehende, dem h. Nicolaus geweihte Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist noch ganz gut erhalten. Der mächtige zweistockige, mit hohem vierseitigem Zeltdach bedeckte Thurm bildet auch hier wieder den Chor; der ganze Bau zeigt nur wenige und zwar spitzbogige Fenster, das an der Nordseite des Thurmes ist mit sehr schönen gothischen Maßwerken geschmückt. Innen hat das Schiff eine flache Decke, der Thurm ein hübsches Netzgewölbe, das sehr stark übertüncht wurde, so daß die alte Bemalung mit farbigen Flammen kaum noch durchschimmert. Der Triumphbogen ist spitz, an ihm stehen die ziemlich alten Holzbilder des St. Veit und St. Nicolaus. Der Hochaltar ist im Rococostile gehaltet. Von den zwei Glocken hat die größere die Umschrift in lateinischen Majuskeln: sant. petrus. hais. ich. maister. Hans. zu. Essleingen. gos. mich. verbum domini manet in eternum. Amen. Anno 1553. Die zweite Glocke ist viel älter und zeigt die vier Evangelistennamen in gothischen Majuskeln. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das Schul- und Rathhaus wurde 1828 neu erbaut und enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer und die Wohnung des evangelischen Schulmeisters; die katholischen Kinder des Ortes gehen nach Leinzell in die Schule.

Der schöne Begräbnißplatz liegt westlich vom Orte.

Sehr gutes Trinkwasser liefern 29 Pump-, 3 Schöpf- und ein laufender Brunnen; in ganz trockenen Sommern lassen sie nach, doch fließen zunächst beim Ort zwei nie versiegende reichhaltige Quellen; daher nie Wassermangel. Auch die Markung ist wohlversehen mit Quellen, ein starker Brunnen entspringt in der Heftenklinge und einer im Höllrain; auf der Gesamtmarkung sind noch mehrere kleinere Quellen. Dann fließen über die Gemeinde-Markung die Lein, der Götzenbach, der Bittenbach und der Federbach, die zuweilen, doch ohne zu schaden, austreten. Der Federbach versiegt in sehr trockenen Jahrgängen.

Die Staatsstraße von Gmünd nach Gaildorf geht hier durch; eine kleine steinerne Brücke führt über den Federbach; dann ein Steg über den Bitten- und einer über den Götzenbach.

Unter den Einwohnern sind gegenwärtig über 80 Jahre alt zwei in Göggingen, vier in Horn. Die Volkstracht erhielt sich bei den älteren Personen; die meisten jüngeren gehen leider davon ab, nur daß Frauen und Mädchen noch ihre Bandhauben tragen.

Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Handwerker sind wenige vorhanden und reichen nicht einmal für die | Bedürfnisse der Orte aus. Ein Kaufladen und drei Kramläden bestehen, dann zwei Bierbrauereien mit Schildwirthschaften und eine Ziegelei.

Die Vermögensverhältnisse sind günstig; der vermöglichste Bürger besitzt 120 Mrg., worunter 40 Mrg. Wald, der Mittelmann 30, worunter 3–6 Mrg. Wald, die ärmere Klasse 5 Mrg. Feld. Sehr wenige Einwohner besitzen Güterstücke auf angrenzenden Markungen.

Armenunterstützung ist keine nothwendig.

Die ziemlich große Gesamtmarkung hat mit Ausnahme der Thalgehänge eine ebene, leicht zu bebauende Lage, und im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der auf den Hochflächen meist aus starkem Lehm besteht und theilweise naßkalt, an einzelnen Stellen leicht, hitzig und steinig ist. Die Unterlage bildet Liaskalk, zuweilen Liassandstein. Die Gehänge bestehen aus den schwer thonigen, auch sandigen Zersetzungen des Keupers, und in den Thalebenen haben sich etwas gebundene, den Wiesenbau begünstigende Alluvionen abgelagert.

Steinbrüche sind mehrere vorhanden, aus denen Liaskalksteine und grobkörniger Keupersandstein gewonnen werden, auch bestehen eine Lehmgrube und eine Sandgrube (Stubensand); bei Mulfingen gewinnt man Keupermergel.

Die klimatischen Verhältnisse sind wie in Durlangen.

Mit vielem Fleiß wird die Landwirthschaft betrieben, und von verbesserten Ackergeräthen haben die eisernen Eggen und die Repssämaschinen Eingang gefunden, während der deutsche Pflug, jedoch ganz von Gußeisen, immer noch allgemein üblich ist. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Kompost, Gips und Asche in Anwendung. Die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt.

Von den Getreidearten baut man vorzugsweise Dinkel und Haber, welch letzterer sehr gut gedeiht; überdies kommt zum Anbau Gerste, Roggen, Weizen, Einkorn, Wicken, Erbsen, sehr viel dreiblättriger Klee, weniger Kartoffeln, Reps, der theilweise nach außen abgesetzt wird, und für den eigenen Bedarf Flachs und Hanf. Über den eigenen Verbrauch können jährlich 700 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Haber und 50 Scheffel Gerste verkauft werden.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, und die zwei- bis dreimähdigen Wiesen liefern ein gutes Futter, das in der Gemeinde selbst verbraucht wird.

Die Obstzucht ist im Zunehmen; übrigens geräth das Obst nicht gerne, weil es in den Thälern öfters erfriert und auf den Anhöhen von rauhen Winden im Frühjahr heimgesucht wird. Man pflanzt Luiken, Borsdorfer, Goldparmäne, weiße Reinetten, welsche Bratbirnen, Knausbirnen, Schmalzbirnen und Zwetschgen. Der Obstertrag wird im Ort verbraucht.

An Gemeinde-Waldungen besitzt nur Göggingen 34 Morgen, | deren Ertrag für Heizung der Schule, des Rathhauses und für Ortsarme verwendet wird; überdies wird noch ein kleiner Theil verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 50 fl. sichert.

Eigentliche Weiden hat Göggingen 32 und Mulfingen 13 Mrg.; die Weiden sind gut und werden nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Ortsschäfer verpachtet, und zwar in Göggingen um jährlich 500 fl., in Horn (nur Brach- und Stoppelweide) um 290 fl., und in Mulfingen um 240 fl. Der Pfercherlös beträgt für Göggingen 100 fl., für Horn 50 fl.; in Mulfingen ist die Pferchnutzung unentgeltlich.

In Göggingen sind Gemeindegüter vorhanden, die einen jährlichen Pacht von 32 fl. eintragen.

Von keinem Belang ist die Pferdezucht, dagegen die Rindviehzucht in sehr gutem Zustande und bildet eine ganz besondere Erwerbsquelle der Einwohner; man züchtet vorzugsweise rothe und gelbe Thiere von der sogenannten Leinthaler Race. Zuchtstiere sind in Göggingen 2, in Horn 1 aufgestellt. Nach der Ernte wird das Vieh noch ausgetrieben. Einiger Handel mit Jungvieh findet statt. Ziemlich bedeutende Käsereien bestehen in Göggingen zwei und in Horn eine; der Milchverkauf an dieselben ist namhaft.

Die Schafzucht (Bastarde) ist nicht unbedeutend; es überwintern in Göggingen 250, in Horn 225, und in Mulfingen 200 Stücke, den Sommer über laufen auf den Markungen Göggingen 300, Horn 175, und Mulfingen 150 Stücke. Die Wolle wird meist nach Heidenheim abgesetzt, und der Abstoß der Schafe geschieht nach Frankreich.

An Stiftungsvermögen besitzt Göggingen nur noch 150 fl., das frühere Vermögen ging bei dem Gant des Freiherrn v. Lang in Leinzell zu Grunde.

Die Kapellenstiftung in Horn beträgt 3740 fl., deren Zinse zu den nöthigen Erneuerungen an der Kapelle, zu Kultkosten und zu einem Beitrag für die Schule verwendet werden.

Etwa 1/4 Stunde westlich von Göggingen stand auf einem Bergvorsprung gegen das Götzenbachthal eine Burg, von der noch der ziemlich gut erhaltene Burggraben und Wall vorhanden sind.

Östlich vom Ort kommt die Flurbenennung „Ostdorf“ vor, was auf einen abgegangenen Ort hindeutet.

Zur ebengenannten Burg gehört vielleicht ein Fritz v. Geggingen 1342 und jedenfalls Ritter Adelhelm v. Geggingen 1404; der Sifridus de Geggingen, welcher seine Güter 1265 dem Kloster Lorch übergab, könnte auch bürgerlichen Stands gewesen sein. Jedenfalls hatte Lorch vorher schon Besitzungen in Gmünd, indem es a. 1265 zu einem Leibgeding 4 media pheoda in Geggingen hingab. Auch das Kloster Adelberg hatte Besitzungen da, welche 1414 an Lorch abgetreten wurden. Vielleicht stammten diese klösterlichen Stiftungen | aus hohenstaufischen Händen, jedenfalls liegt auch Göggingen innerhalb des hohenstauffischen Herrschaftsbezirks, und Gmünder Patrizier waren da begütert, innerhalb der Waibelhub. Ein Eberwein von Gmünd z. B. verkaufte seine vom Vater ererbten Güter zu G. an Gotteszeller Nonnen um 200 Pfd. Heller 1370. Gotteszell stritt 1453 mit Lorch über ein Gut, kaufte ein anderes 1489. – Im Besitz eines Gütleins findet sich 1130 das Dominikanerkloster. Gleichfalls einen Unterthanen hatten die Adelmann (zu Schechingen), und Limburg verwechselte auch hier seinen Besitz mit Obrigkeit und Gericht an Gmünd 1557. Doch wußte sich Lorch – Württemberg als Hauptgrundherr (mit 13 Unterthanen 1623) in den Besitz der Ortsgerichtsbarkeit zu setzen, während die andern Herrschaften (Ellwangen mit 2, Leinzell mit 3, Gotteszell mit 3, Gmünd mit 4, Adelmann mit 1 Unterthan) blos die niedere Gerichtsbarkeit über ihre Leute und Güter besaßen.

Die Gemeindeverwaltung besorgten Vierleute, deren Verpflichtung Lorch-Württemberg in Anspruch nahm und durchsetzte, wie den Stab samt dem Zoll. Eine Almand und 1734 ein Gemeindewald wurden vertheilt. – Eine Feuersbrunst war Decbr. 1691.

Zu der Gemeinde gehören:

b) Horn. Etwa 3/4 Stunden südöstlich von Göggingen, wo die südlich vom Leinthal, westlich vom Federbachthale begrenzte Hochfläche beim Zusammenfluß beider Gewässer in eine gegen beide Thäler steilabfallende Ecke (in ein Horn) zuläuft, erhebt sich malerisch theils auf der Anhöhe, theils schon am Bergabhange der Weiler. Oben steht ganz auf der äußersten westlichen Spitze das Schloß; dieses ruht samt Hof und Garten, sowie auch die weiter südwestlich gelegenen Gebäude des Weilers auf hohen Untermauerungen, so daß der Ort, von unten betrachtet, das Ansehen einer kleinen Bergstadt gewährt. Das Dörflein, welches sich gerade nicht durch Reinlichkeit auszeichnet, besteht meist aus ziemlich ansehnlichen, häufig von Stein erbauten Häusern, die sehr zerstreut und unregelmäßig an den unebenen und vielgekrümmten Straßen liegen; schöne Obstbaumwiesen gehen rings umher.

Das Schloß, von dem aus man, wie auch von anderen hochgelegenen Gebäuden des Ortes, eine schöne Aussicht in das nahe friedliche, von schönen Laubbäumen belebte Leinthal und an die großartige Kette der Alb genießt, gehört den Grafen von Beroldingen und besteht aus dem eigentlichen Schloßgebäude, das in drei Geschossen 1748 im französischen Geschmack jener Zeit erbaut, und an der Ostseite mit einem Balkon geschmückt wurde. Es steht ganz am westlichsten Rande, auf der Stelle des alten Schlosses; ein breiter und tiefer Graben trennt gegen Norden und Osten die Bergspitze, worauf es ruht, vom übrigen Terrain; auf der andern Seite war der Platz durch die sehr schroffen Abhänge von jeher unzugänglich. | Eine Brücke führt vom Schlosse südöstlich zum Hof herüber, worin ein laufender Brunnen, und um den sich gegen Süden der hübsche Schloßgarten, gegen Norden verschiedene bedeutende Ökonomiegebäude, die Pächterwohnung und die des gräflichen Forstwartes gruppiren. Das ganze Anwesen wird noch mit einer Mauer umfriedigt. Der Eingang mit Thorweg ist an der Ostseite in der Nähe der Südostecke; links daran steht ein Rundthürmchen und rechts das Kirchlein zu unserer lieben Frauen, erbaut 1758, mit halbachteckig geschlossenem Chore und hölzernem Dachreiter auf dem Ostgiebel des Schiffes; innen ist es freundlich verziert mit Stuckaturen und Fresken und hübschem Hochaltare, der ein sehr gutes Gemälde, eine Madonna, enthält. An den Wänden stehen einige Grabdenkmale der Familie Hohenfeld aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts, und im Triumphbogen zwei steinerne Rococofiguren; in den Fenstern sind die zwölf Apostel auf Glas gemalt. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.

Der Begräbnißplatz, 1837 angelegt, mit besonders schöner Aussicht, liegt außerhalb des Ortes. Das sehr stattliche katholische Schulhaus wurde 1840 auf Kosten des Grafen von Beroldingen erbaut und enthält neben der Wohnung des Schulmeisters ein Lehrzimmer.

Sehr gutes Wasser liefern hinreichend 4 Pump-, 4 Schöpf- und ein laufender Brunnen, dem sein Wasser mittelst hölzerner Deuchel zugeführt wird.

Auf der Markung gehen ein steinernes Brückchen über den Federbach und zwei hölzerne Stege über die Lein. Die Unterhaltung hat die Gemeinde.

Eine Bierbrauerei mit Schildwirthschaft und zwei Kramläden bestehen. An der Lein ist eine Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang nebst einem Ölgang.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in Göggingen.

Zu dem Schloß gehört ein in größeren Parzellen zerstreut liegendes 1333/8 Morgen großes Gut nebst 28 Morgen Waldungen; die Feldgüter haben die Gutsherren Grafen v. Beroldingen an einen Beständer verpachtet, der es in dem allgemein üblichen Dreifeldersystem gut bewirthschaftet und einen schönen Viehstand von etwa 30 Stücken (Limpurger Race) aufgestellt hat. Die Waldungen bewirthschaftet der gräfliche Forstwart, welcher auch die Aufsicht über das Gut hat.

Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wird eine Burg Horn genannt im Besitz der Herrn von Ahelfingen, welche dieselbe leicht möglich durch ihre Stammmutter, eine Rechberg-Rechberghauser Erbtochter, bekommen haben. Einem Herrn Conrad v. Ahelfingen von Horn 1357–61 folgt Ritter Ulrich v. A. zu Horn 1366–71; 1384 erscheinen die Brüder Ulrich und Götz von Ahelfingen, gen. von Horn, Hrn. Ulrichs v. A. selig Söhne, den man nennt von | Horn. Von da an verlassen uns die Nachrichten, bis Melchior von Horkheim 1464, wir wissen nicht ob ererbt, ob durch Kauf oder wie? – im Besitze erscheint und „von Horn“ heißt. Ihm folgen Sohn, Enkel und Urenkel, die am häufigsten von Horn genannt werden. Beim Aussterben dieser Linie mit den Brüdern Wolf Kaspar I. 1599 und Hans Jörg, † 1577, erbte der Vetter Wolf Kaspar II. von Haunsheim aus der Trochtelfinger Linie, 1604 †. Seine Wittwe kam nun in den Besitz von Horn (vgl. Leinzell) und brachte es ihrem zweiten Gemahl Hans Burkhard Fauber v. Randegg zu, welcher dem Franziskanerkloster zu Gmünd einen ewigen Zins aus 1000 fl. stiftete und den kleinen Zehnten zu Horn auf Lebenszeit seinem Pfarrer zu Leinzell verlieh.

Die Erbtochter Maria Jacoba Fauberin v. R. heirathete einen Leoman Bordogna von Taxis (den Sohn eines Christof v. Taxis aus Constanz und der Anna Marie Schillerin von Herdern, deren Vater Leo Marquart Schiller v. Herdern Böhmenkirch als eine Reichspfandschaft besaß und Wäschenbeuern erwarb). L. B. von Taxis suchte beim Rittercanton Kocher um Aufnahme nach 1647, veräußerte aber vom Gut einen Hof und Güterstücke, deren Wiederlösung später gesucht wurde. Taxis, 1675 †, hinterließ 3 Töchter, deren eine einen Spät von Zwiefalten und Gamertingen heirathete, die zweite späterhin in Proceß kam mit dem Gemahl der dritten: Anna Margarethe v. Taxis – Franz Wolf Reichlin v. Meldegg, z. B. 1683. Dieser brachte das ganze Rittergut an sich; ihm folgten Anton Ferdinand R. v. M. (1705–27) und Franz Josef, Dekan zu Ellwangen, sodann der Enkel Franz Conrad Hugo R. v. M. zu Horn, z. B. 1733, beerbt von zwei Schwestern, deren Gemahle Anton Freiherr v. Freyberg und Johann Gotthard Freiherr v. Sirgenstein das Gut verkauften 1746 an Rupert Franz Xaver v. Schwarzach, Dechant zu Ellwangen, welchen 1761 sein Bruder, Ellwangischer Hofmarschall, beerbte. Diese Herren von Schwarzach suchten 1745 Aufnahme beim Rittercanton und nahmen ihr Gut 1747 als Mannslehen vom Stift Ellwangen. Als nun Franz Christof v. Schwarzach, der Hofmarschall, blos eine Tochter hinterließ, bat die Wittwe um Übertragung als Kunkellehen 1771, was nach längerem Prozessiren 1778 durch Vergleich, gegen Zahlung von 12.000 fl., geschah. So konnte die Tochter Marie Josefa das Rittergut Horn 1778 ihrem Gemahl Paul Josef, Freiherrn, seit 1801 Reichsgrafen von Beroldingen, zubringen, dessen Nachkommenschaft noch jetzt das Rittergut besitzt, seit 1803 als württembergisches Lehen und seit 1805 auch der württemb. Landeshoheit unterworfen, nachdem bis dahin der Gutsherr alle hohe und niedere Obrigkeit besessen hatte.

Die Grafen von Beroldingen stammen aus dem Canton Uri in der Schweiz und siedelten allmählig nach dem Breisgau und | Schwaben über, wo sie u. a. in die Dienste des Stifts Ellwangen traten und so nach Horn kamen. Sie besitzen auch das Schloß zu Lindach (s. d.), das Rittergut Ratzenried im Oberamt Wangen, Berenberg im Högau, Seyring, Strebersdorf, Aggstein und Schönbühl in Nd.-Österreich, Gundelhard im Thurgau. Der quadrirte, goldene Wappenschild zeigt 1. 4. einen blauen mit 2 goldenen Sternen besetzten Reichsapfel, 2. 3. einen schwarzen Löwen mit blauem Halsband, im Herzschild einen goldenen Doppeladler in blau. Für unser Land wichtig war der langjährige Minister der auswärtigen Angelegenheiten Graf Josef Ignaz v. B.

Im 30jährigen Krieg war schon 1631 das Gut fast ruinirt, so daß die Unterthanen keine Contribution aufbringen können; neuer Jammer wird von 1647 gemeldet. Das jetzige Schloß haben die Freiherren v. Schwarzach erbaut.

Wegen Erbauung einer Mühle bei Horn 1727 (welche keine Bannmühle werden soll) gab es, nachdem 1753 ein neues Wehr hatte gebaut werden müssen, Streit mit Württemberg 1754.

c) Kleemeisterei, liegt 1/8 Stunde östlich von Horn.

d) Mulfingen; der nicht große Weiler hat 1/2 Stunde südlich von Göggingen eine freundliche, geschützte Lage im Leinthal. Im Ort besteht eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einem Ölgang.

Mulfingen wird bei Schenkungen aus Kl. Lorsch a. 783 und 805 ff. aufgeführt als villa Muniolfinga oder Manolfinga in Drachgowe. Erst 1259 findet sich der Ort wieder genannt, als die Brüder v. Rechberg nebst U. v. Plochingen dem Kl. Gotteszell ihren Zehnten zu Mulfingen schenkten. Der Gmünder P. Bertnang hat einen ererbten Hof, rechb. Lehen, 1421 an Hans v. Winkenthal verkauft, und von diesem erkaufte Ulrich von Rechberg 1443 um 205 fl. den Hof, der von ihm selbst zu Lehen ging. Andere bedeutende Herrn zu Mulfingen waren die edlen Hacken zu Wellstein und Rosenstein (OAmt Aalen S. 151), 1335 verkaufte Walther Hack an das Kloster Lorch die Vogtei und alles Geld und Recht, welches er hat in Mulfingen, besonders das Recht über die Mühle und Vischenz.

Unter den von Limburg 1557 an Gmünd verwechselten waibelhubigen Besitzungen war auch ein Erbgut in Mulfingen. Lorch-Württemberg als Hauptgrundherr nahm aber die Gemeindeobrigkeit in Anspruch und hatte zu Mulfingen (z. B. 1543, 1587) einen Vogt oder Amtmann sitzen. Der Rechberger Unterthan gehörte zu Heuchlingen.

Göggingen und die Parcellen hatten nie eine eigene Pfarrei, sondern waren Filiale von Leinzell; nach der Reformation wies Württemberg seine Unterthanen nach Täferroth, es wird ihnen jedoch | alle 4 Wochen in der Kapelle gepredigt. Denn es ist da eine alte

St. Nicolauskapelle, zu Horn eine 1758 neu gebaute Liebfrauenkapelle.

e) Mühlhölzle, liegt im Leinthal 1/4 Stunde unterhalb Mulfingen.

f) Pfaffenwirthshaus, 1 Stunde südöstlich von Göggingen auf der Hochebene links des Leinthales gelegen.



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