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Straßdorf,
Gemeinde II. Klasse mit 683 Ein., worunter 64 Ev. a) Straßdorf, Pfarrdorf mit Marktrecht, 623 Einw. mit Forstwasen, Haus, 4 Einw., Hummelshalden, Hof, 9 Einw., Kapellhäusle, Haus, 21 Einw., Kriegshäusle, Haus, 6 Einw., Lauchhäusle, Haus, 3 Einw., b) Hockenschue, Hof, 12 Einw., c) Methlangen, Weiler, 121 Einw. mit Felbenhaus, Haus, 7 Einw., Hochstett, Haus, 18 Einw., d) Reitprechts, Weiler, 119 Einw., mit Hochstett, Haus, 7 Einw., e) Schönbronn, Weiler, 25 Einw., f) Schirenhof, Hof, 8 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Gmünd, beziehungsweise Hohenstaufen eingepfarrt. – 1/2 Stunde südlich von Gmünd gelegen.


Der gut aussehende, freundliche, ziemlich weitläufig angelegte Ort, dessen Lücken wieder schöne Linden und Nußbäume erfüllen, liegt angenehm und frei auf der am Fuß der Alb sich ausbreitenden fruchtbaren Hochfläche, und zwar am flachen Anfange des gegen Westen | ziehenden Heuselbachthälchens; fast überall auf der Markung und theilweise auch vom Orte aus genießt man eine wahrhaft großartig-schöne Aussicht, besonders an die nahen, herrlich geformten Albberge, Rosenstein, Bernhardusberg, Stuifen, Rechberg, Staufen; die günstigsten Punkte sind auf den Hohenwiesen, auf dem Aasrücken, den Schönbronner Höfen und auf dem Schirenhof. Die dem h. Cyriakus geweihte Kirche steht hoch und frei am Nordwestrande des Dorfes und gehört zu den sehenswerthesten des Bezirkes. Der im Osten der Kirche stehende Thurm ist in seinem untersten, sehr hohen Stockwerke uralt, und hat innen ein äußerst hochgesprengtes romanisches Tonnengewölbe; auch die Westseite des Schiffes zeigt noch Spuren dieser Bauweise, namentlich ein Rundbogenfenster. In den siebenziger Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts brannte die Kirche ab und wurde 1477/78 im spätgothischen Stil (von der Rechberg’schen Familie) wieder aufgebaut; östlich an den Thurm setzte man einen hübschen, von Strebepfeilern gestützten Chor, dessen schöngefüllte Spitzbogenfenster sich alle noch erhielten; auch das Schiff ist theilweise noch mit solchen geschmückt, über seinem Westportale steht 1478. Dem Thurme wurde damals ein zweites achteckiges, von gefüllten Spitzbogenfenstern belebtes Geschoß aufgesetzt, das von ziemlich stumpfem Zeltdache bekrönt wird; die Maßwerke sind leider herausgeschlagen, dagegen stehen noch die vier Spitzsäulen, die den Übergang vom Vier- ins Achteck vermitteln. Auf der Kirchenbühne bemerkt man noch an der Westseite des Thurmes den steinernen Dachansatz der ursprünglichen, schmäleren Kirche. Innen ist das Schiff flachgedeckt, der Chor von schönem, in den Formen der Gewölbe der Kreuzkirche zu Gmünd gehaltenem Sterngewölbe überspannt, auf dessen Schlußstein die Rechbergschen Löwen ausgehauen sind. Der mächtige Triumphbogen ist gedrückt spitzbogig, auch der Taufstein altgothisch, die Altäre sind im Rococostile gehalten und mit freundlichen neuen Gemälden und Holzfiguren geschmückt. Über dem Eingang in die Sakristei steht 1569. Die Kirche besitzt verschiedene, sehr beachtenswerthe Grabmäler: das älteste davon eine halbabgetretene, beim Altar auf dem Fußboden liegende Grabplatte, worauf in den schlanken, graziösen Linien der Frühgothik die Figur der Bestatteten, wahrscheinlich einer Gräfin v. Rechberg, eingeritzt ist. Ferner stehn im Thurm die Denkmäler zweier Frauen, rechts einer von Rechberg, links einer von Wöllwarth, sie sind in Klostertracht und so roh gearbeitet, daß man sie für uralt halten könnte, stammen aber, soviel unter der dicken Tünche zu erkennen ist, aus dem sechzehnten Jahrhundert. Dann erhebt sich an der Nordwand des Thurmes das kolossale, prachtvolle, aus feinem Sandstein gearbeitete Grabmal eines Rechberg und seiner Gemahlin, das glücklicher Weise der alles vernichtenden Tünche entging und noch ganz erhalten ist. Es stellt in | prächtiger Renaissancefassung den Ritter und seine Gemahlin vor, beide Gestalten sind sehr nobel gehalten, in reichen Trachten, und knieen gegen einander; darüber Christus am Kreuz mit Maria und Johannes. Zu oberst steht auf einer Tafel: Anno Domini 1572 am 20. tag Novemb. starb der edel und vest Ulrich von Rechberg zu Hohenrechberg. und Anno 1596 den 23. Febr. starb die edel und tugentreich fraw Anastasia von Rechberg, geb. von Wöllwart. Im Chore steht zu beiden Seiten je ein großer, schön eingelegter Beichtstuhl mit den Jahreszahlen 1740 und 1741.

Von den 3 Glocken ist die größte und die kleinste gegossen von Konrad Zoller in Biberach 1864, die mittlere, auch ziemliche große, hat einen sehr schönen Guß, ist hübsch verziert mit einem Spitzbogenfriese und trägt in schönen gothischen Minuskeln die Umschrift cristof. glockengieser. zu. norinberg. gos. mich. zu. gottes. lob. und. ehr. gehor. ich.

Rings um die Kirche geht der noch ummauerte Friedhof mit spitzbogigem Pförtchen; an der Südseite des Schiffes sind einige Grabsteine zu erwähnen, der des Pfarrers Lang, † 27. Juli 1596 und der des Pfarrers Plessing, † 1725. Die Baulast der Kirche ruht auf der Heiligenpflege.

Das Pfarrhaus, ein massives, zweistockiges, ebenfalls 1477 nach dem Brand wieder erbautes Gebäude, stößt südlich an den Friedhof, und ward 1818 erneuert; seine Unterhaltung hat die Heiligenpflege.

Das stattliche, 1823 von der Gemeinde neuerbaute Schul- und Rathhaus enthält neben den Gemeinderathsgelassen zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; überdieß unterrichtet noch ein Lehrgehilfe.

Ein großes, dreistockiges Haus, das sog. Schlößle, befindet sich im westlichen Theil des Orts; es gehörte den Grafen von Rechberg und war mit einem Graben umgeben, der theilweise noch sichtbar ist, und der Schlößlesgraben genannt wird.

Eine halbe Viertelstunde vor dem Orte, links an der Straße nach Gmünd steht eine große Kapelle; sie bildet einen schönen Rundbau, hat einen mit dem Bildnisse der Maria gezierten Altar und wurde 1718/1719 von milden Beiträgen einiger Bürger erbaut; ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende, 44 Pump- und 3 Schöpfbrunnen; nur in ganz trockenen Jahrgängen muß das Vieh außerhalb des Ortes zur Tränke getrieben werden. Auch die Markung ist reich an trefflichen Quellen, die bedeutendsten entspringen in den Fluren Schattenfähr, Bergwiesen, in der Hohlgasse und in der Zollreute; ferner der Bettelbronnen im Thaleinschnitt zwischen Straßdorf und Waldstetten.

Dann fließen über die Markung starke Bäche, worunter der | Tiefenbach der größte, dann der Tobelbach, Deutenbach, Heuselbach, Felbenbach, Gießbach, Höllbach und Teufelbach. Eine Wette ist im Ort angelegt. Früher lagen in der Nähe des Schirenhofs zwei Seen, von denen noch die hohen Däme vorhanden sind und deren Grund jetzt Rothtannen bestocken. Auch bei Methlangen scheint ein See abgegangen zu sein, da dort noch ein Feldstück im See genannt wird.

Die Vicinalstraße von Gmünd nach Süßen geht mitten durch Straßdorf.

Die Einwohner, ein gesunder und kräftiger Menschenschlag, erreichen zuweilen ein hohes Alter, gegenwärtig zählen 3 über 80, eine Person über 90 Jahre. Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht. Von den Handwerkern sind Maurer und Zimmerleute am meisten vertreten und arbeiten auch nach außen. Dann bestehen 4 Kramläden, eine Ziegelei, die mit Erfolge betrieben wird, und 3 Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei. Die Viehmärkte, welche der Ort seit neuerer Zeit in den Monaten April, Juli und August abzuhalten berechtigt ist, scheinen Bedeutung gewinnen zu wollen.

Die Vermögensverhältnisse sind gut; der begütertste Bürger besitzt 102 Morgen Feld und 20 Morgen Wald; der Mittelmann 40 Morgen Feld und 3 Morgen Wald; die ärmste Klasse 4 Morgen Feld und 1/2 Morgen Wald. Auf der Markung besitzt Graf v. Rechberg 75 Morgen zerstreut liegende Güter, die verpachtet sind. Etwa 6 Personen, worunter einige Gebrechliche, erhalten gegenwärtig Gemeindeunterstützung.

Die ziemlich große Markung hat mit Ausnahme der Gehänge gegen die Thäler und der Vorhügel am Fuß des Rechbergs eine ebene freie Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren, leicht zu bebauenden Boden, der auf der Ebene aus einem von Liaskalk und Liassandstein unterlagerten Lehm, in den unebeneren hügeligen Partien der Markung aber aus einem leichten Thonboden (Verwitterung der Turneri-, Numismalis- und Amaltheenthone) besteht. Auf der Markung gewinnt man den Liassandstein und den weißen, grobkörnigen Keupersandstein, welche beide sehr gute Bau- und Werksteine liefern, ferner den Liaskalk zu Straßenmaterial, Pflastersteinen und zum Kalkbrennen.

Das Klima ist im allgemeinen mild, nur schaden zuweilen Frühlingsfröste dem Obst und den feineren Gewächsen; auch ist die Gegend wegen ihrer freien Lage heftigen Winden ausgesetzt und genießt nur durch den Rechberg einigen Schutz gegen Südwinde. Eine Wetterscheide bildet der Staufen und wohl auch der Rechberg, daher in 40 Jahren nur zweimal Hagelschlag vorkam.

Die Landwirthschaft wird sehr gut betrieben und den ohnehin | fruchtbaren Boden sucht man durch kräftige Düngung, bei der außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips, Mergel, Kompost, Knochenmehl in Anwendung kommen, noch ergiebiger zu machen. Der Suppinger Pflug mit verbesserter Konstruktion, die eiserne Egge, die Walze haben allgemein Eingang gefunden. Man baut vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, weniger Weizen, Einkorn und Roggen, ferner sehr viel dreiblättrigen Klee, Kartoffeln, Wicken, Runkelrüben, Reps, Flachs und Hanf. Von den Felderzeugnissen können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 2000 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste und 2500 Scheffel Haber nach außen abgesetzt werden; auch von den Handelsgewächsen kommt einiger Ertrag zum Verkauf.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes, nahrhaftes Futter, von dem ein kleiner Theil nach außen abgesetzt wird; etwa 500 Morgen können bewässert werden.

Auch der Gemüsebau erlaubt noch einigen Verkauf. Die Obstzucht ist im Zunehmen und befriedigt in günstigen Jahren nicht allein das örtliche Bedürfniß, sondern gestattet auch noch einen kleinen Absatz nach außen. Das Obst gedeiht gerne.

Die Gemeinde besitzt nur 20 Morgen Nadelwald; dagegen wurde im Jahr 1720 ein realberechtigter Wald unter die Bürger vertheilt, wobei jeder einen Morgen erhielt.

Nebst den vorhandenen 10 Morgen eigentlichen Weiden wird die Brach- und Stoppelweide um jährlich 500 fl. an Schafhalter verpachtet, die im Vorsommer 150–200 Stück Hämmel, im Nachsommer 500–600 Stück Schafe und den Winter über 700 Stück auf der Markung laufen lassen. Die Gemeinde hat das Weidrecht und ihr kommt auch der jährliche Pfercherlös mit etwa 100 fl. zu.

Die mit einem gewöhnlichen Landschlag sich beschäftigende Pferdezucht ist ziemlich gut, die Rindviehzucht aber sehr gut zu nennen; man hält die Leinthaler- und Limpurger Race und hat zur Nachzucht 2 Farren aufgestellt. Im Spätjahr wird das Vieh noch ausgetrieben. Einiger Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten und Milchverkauf nach Gmünd findet statt.

Die Fischerei ist so unbedeutend, daß die Gemeinde das ihr zustehende Fischrecht nicht einmal verpachtet.

Das Stiftungsvermögen beträgt 5215 fl. und überdies ist eine Stiftung von ursprünglich 100 fl., jetzt 534 fl. vorhanden, deren Zinse alljährlich zum Kapital geschlagen werden.

Eine von dem Rechberg herkommende Römerstraße führte durch den Ort und weiter nach Gmünd; von dieser Straße lenkt am nördlichen Ende des Dorfs ein alter Weg, die „Ramsennestgasse“ ab und zieht über die Flur „Kriegshäusle“, wo vielleicht ein Wachhaus stand, und über den Schirenhof bis in das Remsthal. Da beim Schirenhof, wo nach der Volkssage die Etzelburg gestanden sein soll, | in neuester Zeit entschiedene Überreste einer römischen Niederlassung aufgefunden wurden (s. hier im allgemeinen Theil den Abschnitt „römische Alterthümer“), so unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß auch der sog. Ramsennestweg ursprünglich von den Römern angelegt wurde. Diesen beiden alten Straßen mag wohl der Ort seinen Namen zu verdanken haben.

In dem südwestlich vom Ort gelegenen Neidlingswald kommt die Benennung „Judenkirchhof“ vor.

Straßdorf gehört auch zu den Rechbergischen Stammgütern. Allen Umständen nach haben die Brüder Albrecht der Schilcher auf Hohen-Rechberg und Conrad der Biedermann auf Ramsberg-Straßdorf getheilt und auf ihre Nachkommen vererbt; doch blieb der Ort im Bezirk der höhern Gerichtsbarkeit am Hohen-Rechberg. Albrecht v. Rechberg, Gebhards Bruder, machte Schenkungen an den Spital Gmünd 1356 und 1386; Gebhards Sohn, Albrecht, gab einer Tochter in Gotteszell ein Leibgeding zu Straßdorf und Waldstetten 1409 .. Nebenher waren auch Gmündische Geschlechter begütert. Hans v. Ickingen verkaufte u. a. 1414 an die im Steinhaus seinen Hof und Vogtei über 2 Güter zu Straßdorf. 1469 aber erwarb Ulrich v. Hohen-Rechberg von Hans v. Uffenloch die Behausung zu Straßdorf mit ihren Zubehörden. So erst kam also das feste Haus an die Rechberg, welche sich ein bewohnbares Schlößchen herstellten, bei welchem noch Spuren vom „Schlößlesgraben“ zu sehen sind. (Auch die Localnamen „Burgstal“ und „Burgacker“ kommen vor.)

Die ungefähre Hälfte im Besitz der Illeraichener Hauptlinie v. Rechberg kam theils an den Scharfenberger Ast, c. 3/8, wo dann Philipp v. Ramsberg und 1538 Jörg v. Ravenstein an die Stadt Gmünd verkauften. Nach Jörgs Vater Erkinger hießen diese Unterthanen noch lange fort die Erkingerischen oder Erckischen (2 ganze, 2 halbe Bauern, 2 Selden). Die Falkenstein-Staufenecker Linie mit c. 1/8 starb 1599 aus und die Regreßerbin Anna v. Rechberg, vermählt mit Hans Veit v. Wernav oder Werdenau (unter Mitbewerbung der Herren v. Neuhausen, welche 1603 Besitz ergriffen), erwarb nun 1/2 Donzdorf und den Theil an Straßdorf. Ihrem Sohn Conrad † 1630 folgte der Enkel Georg Ludwig, zu dessen Zeit der Graf Kaspar Bernhard v. Rechberg die 4 Werdenau’schen Güter an sich zu reißen suchte und trotz eines Vertrags von 1649 und 1650 auch dem hinterlassenen Sohne Maximilian Gottfried noch vorenthielt, dessen Vormünder 1662 verhandelten, weil wenigstens den Werdenau’schen Unterthanen keine vollen Gemeinderechte wollten zugestanden werden. Max. Gottfried v. Werdenau hinterließ nur eine Tochter Marie Johanne, deren Gemahl Wilhelm Specht v. Bubenheim | Donzdorf-Straßdorf auf seine Nachkommen vererbte, bis dieselben ihr Besitzthum 1795 an die Grafen v. Rechberg verkauften.

Von der Hohen-Rechberger Linie hatte der Fideicommißstifter Ulrich zu Heuchlingen auch Theil an Straßdorf; sein Enkel Ulrich † 1572 liegt in Straßdorf begraben und jedenfalls die Wittwe Anastasie v. Wellwart lebte da im Schlößchen, bei welchen ein „Schloßgarten“ vorkommt 1580–1596 und auch des letzten Ulrichs Wittwe, geb. v. Adelmann, machte Ansprüche. Es mag daher der Hof kommen, den Wolf Kaspar Adelmann 1592 besaß. Doch gelang es Kaspar Bernhard v. Rechberg, dem ersten Grafen, die Stammburg und den dazu gehörigen Theil von Straßdorf an sich zu bringen, wo er auch (z. B. 1616) das Schlößlein zur Verfügung hatte.

Während des 30jährigen Krieges erhielt zwar Christof Martin v. Degenfeld auch die adeligen Güter zu Straßdorf, deren Besitzer auf kaiserliche Seite standen, von Schweden zum Geschenk, diese Episode 1632/34 ging jedoch spurlos vorüber und wir finden immer wieder die Ortsherrschaften: Rechberg – mit Werdenau oder Specht, Gmünd und – Kloster Lorch. Dieses besaß Einiges von unbekannter Zeit her; später sinds 1 Hof, 2 halbe Bauern und 1 Häusler. Unter Gmündscher Hoheit stand das Gotteszeller Gut, 1537 als Erbgut verliehen um 150 fl. mit 15 fl. Fall und Handlohn und späterhin getheilt.

Die Mehrzahl der Grundherren machte die Straßdorfer Gemeindeverhältnisse verwickelt und erregte häufig Streitigkeiten, welche zu Verträgen führten. So 1534 über Wahl der Vierleute, Feuerschauer, Aufnehmen von Hausgenossen, Vieh- und Gänshalten u. s. w. 1574 Revision dieser Bestimmungen, 1580 Vergleich wegen des Gemeindebronnens und Tränktrogs, 1735 allerlei lokale Anordnungen, wobei mitwirkten der Rechberg’sche Obervogt, der Lorcher Vogt, der Specht-Bubenheimsche Vogt und der Oberstättmeister zu Gmünd.

Über den Viehtrieb wurde mit Waldstetten verhandelt 1561 u. s. w. wegen Herstellung der Vicinalwege 1795 ...

Ein Brand im Dorf war 1579, 2. Juni (bedeutend) und 1758 ... 1827 fiel ein Wolkenbruch und schlug der Blitz in die Kirche.

Von Straßdorf stammen der Pädagoge und Literat Scherr, Vater und Sohn.

Die Pfarrei an der St. Cyriakuskirche zu Straßdorf wird a. 1397, aber unter den Patronatspfarreien der Herren v. Rechberg noch nicht genannt. Im Besitz des Patronatrechts war späterhin zuerst die Hohen-Rechberg-Heuchlinger Linie und da Ulrich v. Rechberg ein eifriger Lutheraner zwar, so hat er wahrscheinlich auch reformirt. Als später einmal Graf K. B. v. Rechberg 1636 bei des | Pfarrers Tod das Inventurrecht ausübte, wurde er vom Bischof zu Augsburg excommunicirt, zu Mainz losgesprochen 1638.

Der Zehnte gehörte neben Rechberg hauptsächlich Lorch, am Lorcher Zehnten aber hatte auch das Bisthum Augsburg und die Priesterbruderschaft zu Gmünd Antheil.

Zu der Gemeinde gehören außer mehreren einzeln stehenden Häusern:

b) Hockenschue, Hof, liegt 1/2 Stunde westlich vom Mutterort auf der freien Hochebene zwischen den Thälern des Tiefenbachs (Höllbachs) und des Holzingerbachs.

c) Methlangen, ein ansehnlicher Weiler, der 1/2 Stunde südwestlich von Straßdorf, am Fuß des Rechbergs eine schöne Lage hat.

Methlangen – auch Metnang ist jederzeit eine Zubehör der Burg Hohen-Rechberg gewesen; doch soll ehemals ein Hof den Helfenstein zugehört haben. Die große Almand ist vertheilt.

d) Reitprechts, Weiler, 3/4 Stunden südwestlich vom Mutterort oben an dem Abhang eines Seitenthälchens des Holzingerbachs gelegen.

Zu Reitprechts (Ripprechts) besaß Rechberg von jeher die Vogtei und es wurden 1401 durch ein Schiedsgericht nur die Leistungen der Kloster Lorchischen Hintersaßen bestimmt (von der Hube 1 Scheffel Haber, 10 ß Heller, 1 Lamm, 1 Faßnachtshuhn, 2 Fuder Holz führen, 4 Mähndienste jährlich).

Von den Gütern da war Einiges Helfensteinisch Lehen (1470 z. B. wird 1 Gütlein geeignet) und Etliches besaßen Gmünder Geschlechter (der Fladenhof z. B. 1459 genannt) und das wohl kam ans Kloster Gotteszell, so daß 1670 z. B. Rechberg, Lorch und Gotteszell als Grundherrschaften über die Wiesenwässerung sich verglichen. Später tauschte Rechberg die übrigen Besitzungen ein und wurde Alleinherr da.

e) Schönbronn, ein kleiner Weiler, der 3/4 Stunden westlich von Straßdorf auf der Hochebene zwischen den Thälern des Tiefenbachs und des Holzingerbachs eine schöne hohe Lage hat.

In Schönbronn waren es einst ein Kloster Lorchischer Hof und zwei der St Kathrinenpflege zu Gmünd gehörige Güter, welche 1558 über Untermark und Weide sich verglichen. Über Trieb und Trab der Schönbronner Gültbauern auf spitalischen Wiesen am Lenglinger Bach wurden 1534 Bestimmungen getroffen.

f) Schirenhof; der freundliche Hof hat 1/4 Stunde nordwestlich von Straßdorf auf einem Vorsprung gegen das Remsthal eine reizende Lage.

In der Hochstett, theils zu Methlangen, theils zu Reitprechts | gehörig, wurden in neuern Zeiten erst Ansiedlungen gegründet; ebenso in Hockenschue und in Hummelshalde (Name eines Rechbergischen Waldes.)


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