« Kapitel B 9 Beschreibung des Oberamts Gerabronn Kapitel B 11 »
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10. Gemeinde Hausen,
bestehend aus 3 Parcellen, mit 402 Einwohnern.
Der Bezirk liegt auf der hier sich gegen Bayern südöstlich abdachenden Hochebene, bietet zwar selbst keine Naturschönheiten, dagegen viele Stellen dar, von denen aus die belebte Landschaft um Rothenburg und zu den Füßen des nahen Keupergebirgstocks übersehen werden kann. Er zählt 75 Haupt- und 78 Neben-Gebäude, darunter 5 im Eigenthum des Staats und 5 Körperschaften zuständig. Viele sind einstockig und mit Stroh bedeckt, wenige aus Stein erbaut. An Gewässern finden sich im ganzen Gemeindebezirk bloß zwei unbedeutende Bäche, der bei Hausen, dort entspringend und bei Insingen in Bayern sich in die Tauber ergießend, und der ebenfalls in diesen Fluß ausmündende Rohrbach bei der Thomasmühle. Der Abfluß der sonstigen Gewässer und der zahlreich vorhandenen Brunnen geschieht durch die 6 Erdfälle, welche sich in den Orten Hertershofen und Hausen finden. Früher waren auch Seen vorhanden, einer von 9 Morgen bei Klosterhof und zwei je von 7 Morgen auf der Markung Hausen. Vor 40 Jahren wurden sie jedoch trocken gelegt und in Wiesen umgewandelt. Hausen, Buch und Hertershofen haben besondere Gemeinderechte. Die zusammengesetzte Gemeinde besitzt Nichts, als nach dem Stand von 1842/43 274 fl. Ausstände und 78 fl. Jahreseinkommen bei 750 fl. Ausgaben, zu deren Deckung 380 fl. umgelegt wurden. Von Gebäuden und Gütern waren die meisten Erblehen des Königl. Cameralamts Roth am See mit 5 % Handlohn und 11/4 % Hauptrecht belastet,| vor wenigen Jahren fand aber in den Parcellen Hausen, Buch und Hertershofen vollständige Allodification und Umwandlung in Zinsgüter statt. Gegen die übrigen Gefällberechtigten besteht noch die bemerkte Handlohns- und Sterbfalls-Belastung.

a. Hausen, auch mit dem Beisatze „am Bach,“ evangelisches Pfarrdorf mit dem, einige hundert Schritte davon entfernten südwestlich[b 1] gelegenen Klosterhof, 247 Einwohner zählend, liegt an der Staatsstraße zwischen Kirchberg und Rothenburg, vom Oberamtssitz über 4 Stunden, von Rothenburg nur 2 Stunden entfernt. Der Ort ist ziemlich weitläufig gebaut, etwas tiefer als die Umgebung gelegen, und nicht sehr reinlich gehalten. Unter den Gefällherrn sind auch mehrere Privaten in Rothenburg. Von den Zehenten genießt das Königl. Cameralamt Roth am See neben dem Neubruch- auch den großen Zehenten von denjenigen Distrikten, welche vormals zur Markung Insingen gehörten; der kleine Zehente gehört der Pfarrei und der übrige große sowie der Heu-Zehente Privaten. Die Jagd gehört dem Staat, von dem sie an die Gemeinde verpachtet ist.

Die Kirche wurde in den Jahren 1639, 1645 und 1711 renovirt, 1738 wurde eine neue Orgel angeschafft. Wegen des geringen Betrags des Einkommens war die Stelle mehrmals nicht besetzt und andern Pfarreien zugetheilt, so 1641 der Pfarrei Reubach und 1647–50 der Pfarrei Insingen. Die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden liegt dem Staat ob. Die Pfarrei Hausen besteht aus den Ortschaften der Gemeinde und aus denselben ist auch die Schulgemeinde gebildet. Den Geistlichen und den Schullehrer ernennt die Krone. In Buch, das früher zur Pfarrei Insingen gehörte, ist eine Filialkirche. Begräbnißplätze sind die Kirchhöfe zu Buch und Hausen. Von den Stiftungen dieser beiden Orte besitzt die zu Hausen 16/8 Morgen Feld und 90 fl. Capitalien, letztere aber bloß 283 fl. Capitalien. Die Pfarrei und das Kirchenvermögen waren bis 1567 dem Stift Feuchtwangen einverleibt, und gingen dann in Folge der Säkularisation des Stifts an das Fürstenthum Ansbach über. Die Pfarrei wird schon 1378 genannt. 1418 hatte in die hiesige Kirche Engelhard Hofmann eine Frühmesse gestiftet und solche mit Fruchtgülten und dem großen und kleinen Zehenten in Saalberg dotirt. Die Reformation war schon 1531 vollzogen.

In dem oben bemerkten Klosterhof war früher ein Kloster, bald Bruderhartmann, bald Bruderhartmannszell, auch Frauenhausen genannt. Es war Prämonstratenserordens, nach Einigen von denen von Bebenburg, nach Andern 1214 von Bischof Siegboth von Havelberg gestiftet. Im Jahr 1360 begabt dasselbe| Heinrichs von Sulz Wittwe und ihr Sohn Hugo mit verschiedenen Gülten zu Brettheim, zu einem Seelgeräth für Conrad von Prettach, und von 1357, 1363, 1380 und 1390 liegen Urkunden vor, wonach dieß Kloster in Hegenau Güter an sich gebracht hatte. Nachdem im Jahr 1525 im Bauernkrieg das Klostergebäude niedergebrannt war und die Mittel zur Wiedererbauung fehlten, traten die Klosterfrauen ihr, in 66 Morgen Acker, 22 Tagwerk Wiesen und 12 Schilling Gült bestandenes Vermögen an den Hospital in Rothenburg gegen Übernahme ihrer Verpflegung bis zu ihrem Lebensende ab. Nun ist der Hof in den Händen von Privaten.

Wenn gleich Spuren darüber, daß hier je eine Burg oder Wohnung eines adeligen Geschlechts war, gänzlich fehlen, so ist doch urkundlich erwiesen, daß sich ein solches von diesem Ort schrieb. Im Jahr 1260 überließ Heinrich von Hausen dem Johanniterordens-Hospiz in Rothenburg seine Güter in Reutsachsen, 1461 machten sich Engelhard und Hans von Hausen, Ritter, Gebrüder, verbindlich von einem in Hausen erkauften Hof die Steuern nach Rothenburg zu entrichten und ebenso 1481 Claus Junker von Hausen in Betreff der in Hausen erkauften Hergerswiese; 1382 wird Conrad von Husen auf 5 Jahre Bürger in Rothenburg und verspricht für diese Zeit, statt der Steuer mit einem Spieß zu dienen.

Neben diesen waren auch die Herren von Nordenberg und von Bebenburg und andere hier begütert. Im Jahr 1329 besaß Heinrich Kuchenmeister von Nordenberg den Zehenten. 1342 verkauften Heinrich und Conrad Kuchenmeister von Nordenberg ihren Zehenten groß und klein in Hausen für 70 Pfd. Heller an Fritz Tauberer von Leutzenbronn. 1393 verkaufte Conz von Bebenburg dem Engelhard Hofmann seine Gült, Herrschaft und Zuspruch auf zwei Wiesflecken, genannt die Brüel, zu Hausen um 100 Pfund, deßgleichen über ein Gut daselbst um 95 Pfund.

Bis 1802 gehörte Hausen zum rothenburg’schen, von da bis 1810 zum bayerischen Gebiet. Vor dem Übergang an Bayern stand dem Fürstenthum Ansbach in Betreff seiner 3 Lehensleute im Ort das Besteurungsrecht und die vogteiliche Obrigkeit zum Kastenamt Insingen zu, und hatte es auch die Pfarrei zu besetzen. Im Übrigen wird hinsichtlich der früheren politischen Zustände auf die Beschreibung von Brettheim verwiesen.

Die Ritter Sebald, Hans und Eberhard von Wiesenbach brannten 1418 in ihrer Fehde mit der Reichsstadt Rothenburg mehrere Gebäude hier nieder, und 1449 zerstörten die Truppen des Markgrafen von Ansbach den Ort ganz durch Feuer.

b. Buch, Weiler mit 97 evang. Einwohnern, 3/4 Stunden| nordöstlich von Hausen entlegen. Hat eine Filialkirche zum heil. Martin und war bis 1810 zur Pfarrei Insingen und bis 1802 in denselben Verhältnissen wie Brettheim, zum rothenburgischen Gebiet gehörig. Mit Ausnahme der nicht lehenbaren Güter hatte übrigens Ansbach auf den 13 ihm lehenbaren Bauernhöfen das Besteurungsrecht und die vogteiliche Obrigkeit zu seinem Kastenamt Insingen und war ihm auch der große und kleine Zehente zuständig. (Die Pfarrei Insingen kam 1245 von Bischof Hermann von Würzburg an das Gumpertusstift in Ansbach und von solchem bei der Säkularisation desselben 1563 an das Fürstenthum mit allen Eingehörungen.) Der große und kleine Zehente gehört dem Staat. Die Neubrüche genossen bis 1844 Zehentfreiheit.

Im Jahr 1307 verkaufte Erkinger von Thierbach seinen Hof zu Buch an den Hospital in Rothenburg. Im Jahr 1449 wurde Buch zugleich mit Hausen niedergebrannt und 1525 ward ihm an Mittwoch nach Exaudi durch den mehrerwähnten Ritter Adam von Thüngen das gleiche Schicksal bereitet.

c) Hertershofen, Weiler mit 58 Einwohnern, 3/8 Stunden nördlich von Hausen an der Nachbarschaftsstraße von Wiesenbach nach Buch gelegen, wurde früher auch Hertfriedshofen und Hertingshoven geschrieben und war von jeher nach Hausen eingepfarrt. Bis 1802 war es wie Brettheim zum Gebiet der Reichsstadt Rothenburg gehörig, hatte aber neben den 5 rothenburgischen Lehengütern 2 brandenburgische von dem St. Gumpertusstift in Ansbach herkommende, zum preußischen Kastenamt Insingen lehenbare Bauernhöfe, von denen dieser Herrschaft das Besteurungsrecht und die vogteiliche Obrigkeit zustand. An dem ebendahin gehörigen Zehenten hatte die Pfarrei Hausen einigen Antheil. Nun steht ihr der kleine Zehente, dem Staat aber der Neubruch- und große Zehente zu. Heuzehente wird keiner entrichtet.

1381 verkaufen Heinrich und Ulrich die Ühlie, Bürger zu Rothenburg, dem Hans Schaber, Bürger daselbst, ihr Gut zu Hertingshoven und 1400 verkaufte „Adelheyd Greye, Burgerin zu Rothenburg, der Frühmeß zu Gammesfeld ihr Gütlen zu Hertershofen.“


Berichtigungen
  1. Berichtigung in Beschreibung des Oberamts Gerabronn S. 313–314: S. 147. L. 6. u. 7. l. südwestlich.
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