« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Geislingen Kapitel A 6 »
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V. Nahrungsstand.
1. Hauptnahrungsquellen.

Die Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau, Viehzucht, Obstbaumzucht; Handel und Gewerbe sind nicht bedeutend. Die Maurer und Ipser aus dem Wiesensteiger Thal, welche den Sommer auswärts viel Geld verdienen, sind weithin bekannt.


2. Vermögen.
A. Im Ganzen.

Der Geldwerth des Grundeigenthums oder der 20fache Betrag des angenommenen jährlichen Ertrags beträgt

  5.565.648 fl. 20 kr.
 der Gebäude   2.481.838 "
 des Viehstandes   0.420.469 " 
Zusammen   8.467.955 fl. 20 kr.

 Davon ist
 a) steuerfrei:
 1) Grundeigenthum   0.020.601 fl. 28 kr.
 2) Gebäude 0.  424.000 fl. 
Zusammen   0.444.601 fl. 28 kr.
 b) steuerpflichtig:
 1) Grundeigenthum   5.545.046 fl. 52 kr.
 2) Gebäude   2.057.838 fl. 
Zusammen   7.602.884 fl. 52 kr.
Das steuerfreie Vermögen verhält sich zu dem steuerpflichtigen wie 1 : 17,1 oder das steuerfreie Vermögen beträgt 1/18 des Ganzen. An steuerpflichtigem Besitzthum kommen auf einen Einwohner mit Einrechnung des Viehstandes 308 fl. 26 kr., | ohne denselben 292 fl. 16 kr., auf eine Familie 1449 fl. 2 kr., resp. 1373 fl. 15 kr.


B. Im Einzelnen.

Der Vermögensstand der Einzelnen ist gut zu nennen. Die reicheren Bauern besitzen nicht nur ein sehr bedeutendes Grundeigenthum, sondern auch Kapitalvermögen. Die Leihkassen geben Gelegenheit und Veranlassung zu Anlegung von Kapitalien und werden vielfach benützt. In vielen Orten gibt es gar keine Arme, welche der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen, dagegen wird diese in Geislingen und Wiesensteig, wo reiche Stiftungen sind, vielfach in Anspruch genommen. Die ärmeren Orte sind, wie schon bemerkt worden, die rechbergischen und Eybach. Die angegebenen Aktivkapitalien betragen 2.320.519 fl.


3. Wirthschaft.
A. Feldbau und Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien.

Auf Metalle wurden in frühern Zeiten Versuche gemacht, namentlich im Jahre 1751 am Türkheimer Berg, wo sich der Eingang des Stollens noch findet, auf Kobalt; die Arbeit aber wurde als mißlungen aufgegeben. Am Tegelberg, insbesondere 300 Fuß von demselben entfernt, am Ufer der Fils, wurden zu wiederholten Malen fruchtlose Versuche auf Silber angestellt. Die Lagerstätte, auf welcher man Silbererz zu brechen meinte, ist nichts andres, als Keupersandstein, der in untergeordneten Flötzen Mergel (Leberkies) und Gyps, in Nestern aber hie und da Steinkohlen und Schwefelkiese führt. Solche Schwefelkiesnester wurden von unkundigen Leuten für Fundgruben edler Metalle gehalten. (Vergl. hierüber Württ. Jahrb. 1824 S. 190 und besonders 1825 S. 173.) Zwischen Donzdorf und Unterweckerstell hatte die Herrschaft Rechberg ehmals eine Eisenhütte, welche aber wegen zu großen Holzverbrauches wieder aufgegeben wurde. Das Eisenerz wurde am Messelberg gegraben.

Schöne weiße Kalkplatten, die s. g. Weißensteiner Platten, | werden bei Treffelhausen gebrochen und vielfach zu Bodenbelegungen verarbeitet, sie sind öfters 6–8′ lang, 3–4′ breit und an den Ablösungsflächen häufig mit schönen Dendriten geziert, in Deggingen werden Tischplatten aus Marmor verfertigt. Auf dem Lehm des Alpplateaus liegen eine Menge Hornsteine herum, welche die Bewohner der Gegend häufig als Feuersteine benützen. Am Messelberg ist ein Steinbruch mit gelben Sandsteinen. Der gelbe harte Sandstein zu Donzdorf, Nenningen, Kuchen, Gingen, wird als Quaderstein zum Bauen verwendet, der an den letztgenannten zwei Orten vorkommende weiche wird theils zu Gesimsen verarbeitet, theils von den Töpfern, zu Sand zerrieben, dem Thone beigemischt. Zu Bausteinen dient am gewöhnlichsten der in allen Thalsohlen abgelagerte Tuffstein, welcher besonders mächtig und gut bei der Einmündung des Rohrach- und Eybthales in das Filsthal gefunden wird und dessen Gewinnung in Geislingen und Altenstadt während des ganzen Jahres viele Arbeiter beschäftigt. Der Lehm, welcher sich in der obersten Schichte des Jurakalks häufig findet, wird in vielen Ziegelhütten, z. B. bei Wiesensteig, Berneck, Deggingen, auf dem Grünenberg, in der Battenau, bei Schnittlingen, verarbeitet; vorzügliche Töpfererde wird bei Oppingen und Gosbach gegraben. Der Lehm wird auch zum Verdammen der Cisternen und zum Strohdachbau angewendet. Bolus findet sich z. B. bei Hohenstadt, Stubersheim, Westerheim; er dient bloß zu medicinischem Gebrauch. Auf Steinkohlen wurden im Jahr 1786 bei Großsüßen Versuche gemacht, jedoch ohne Erfolg, man fand blos einzelne Braunkohlen.
b. Pflanzenbau.
1. Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.
Die gesammte nutzbare und steuerbare Fläche, noch mit Einschluß der Waldungen, beträgt nach dem Ergebniß der Landesvermessung 99.4555/8 Morgen; in dem provisorischen Steuer-Kataster war dieselbe zu 97.1605/8 Morgen angenommen worden. Das ungebaute Land verhält sich zu dem gebauten, ohne die Waldungen, wie 1:6,8, oder nicht ganz 1/7 der | Gesammtfläche ist unkultivirbar. Dieses ziemlich ungünstige Verhältniß findet seine Erklärung in dem Gebirgsterrain, aus welchem der größte Theil des Oberamtsbezirks besteht; die Weide bildet daher für die Bewohner eine Hauptnutzung und insbesondere die Schafzucht ist hier einer der wichtigsten Zweige der Landwirthschaft. Von der ganzen Bodenfläche kommen auf 1 Menschen 4,8 Morgen, auf 1 Pferd 69,6, auf 1 Stück Rindvieh 11,9. Aus den angehängten Tabellen ist zu ersehen, wie sich diese Verhältnisse auf die einzelnen Gemeinden vertheilen.

Das Verhältniß der Kulturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit angenommen, ist folgendes:

Proc.
Gärten und Länder 1,0 oder auf 100 Morgen Gesammtfläche 1,9
Äcker 25,6   " " " " 49,4
Wiesen 5,8   " " " " 11,2
Waldungen 13,2   " " " " 25,4

Von den fehlenden 12,1 Procent kommen auf Weiden und Öden 10,0, auf Straßen und Wege 1,5 und der Rest mit 0,6 auf Gebäudeareal, Flüsse, Bäche und Steinbrüche.

Vertheilung und Eigenthum. Von 109.6393/8 Morgen nutzbaren Landes, mit Ausschluß der Weiden und Öden, besitzt der Staat 10.1836/8 Morgen, die Grundherrn 82424/8, die Gemeinden und Stiftungen 16.3105/8, der Rest mit 74.9024/8 ist Eigenthum der Privaten. Das gesammte Grundeigenthum ist in 65.631 Parzellen getheilt; es kommen mithin auf 1 Parzelle 1,9 oder nahezu 2 Morgen, was auf eine weit gegangene Zerstücklung des kulturfähigen Bodens hindeutet.

Außer den einzelnstehenden Höfen Reußenstein, Eckhof und Ziegelhütte bei Wiesensteig gibt es keine geschlossene Güter mehr, und in neuerer Zeit werden auch manche Bauernhöfe von den Güterhändlern (s. g. Hofmetzgern) zerstückelt. Die meisten Bauernhöfe sind Erblehen; die vormaligen Falllehen sind allodificirt.

Die Eintheilung in Bauernhöfe und Söldgüter ist ganz gebräuchlich; noch geringer sind die Taglöhner, welche übrigens meist einiges Grundeigenthum besitzen. Die | Söldner, welche ihr kleineres Gut besser umtreiben können, breiten sich, wo es Gelegenheit gibt, durch Ankauf einzelner Grundstücke immer weiter aus.

Anbau. Der Bezirk gehört im Ganzen zu den fruchtbaren und gut gebauten, doch könnte bei gehöriger Benutzung des gegebenen Feldes der Ertrag noch weit höher gesteigert werden. In den Thälern wird fast jedes Fleckchen, selbst die steilen Bergabhänge, zum Anbau benützt und fleißig bearbeitet; auf der Alp steht die Größe der Güter, ihre Entfernung und der unzureichende Viehstand und Futterbau einem besseren Anbau entgegen; eingewurzelte Vorurtheile und Gewohnheiten, von denen der Alpbauer schwerer abzubringen ist, hindern die Einführung verbesserter Einrichtungen und Kulturarten. Mähder und Wechselfelder gibt es auf der Alp noch ziemlich viele. Neubrüche sind selten. Ein landwirthschaftlicher Bezirks-Verein besteht seit 1839 unter der thätigen Leitung des Dekans M. Kapff. Für Erzeugung künstlichen Düngers oder zweckmäßige Anlage der Dungstätten ist auf der Alp noch wenig geschehen; mehr geschieht diß im Thale, wo namentlich von den geringeren Güterbesitzern die Jauche gesammelt, und auf Äcker und Wiesen geführt wird. Sonst wird als Düngungsmittel häufig Gips angewendet, an einigen Orten Mergel, wie in Böhmenkirch, Waldhausen, Stubersheim, Battenau, Aufhausen.

Werth und Ertrag. Die Güterpreise sind je nach der Lage sehr verschieden; übrigens bedeutend höher als in den benachbarten Oberämtern Ulm und Blaubeuren. 1 Morgen guten Ackers kostet auf der Alp 2–300 fl., im Thal 7–800 fl., mittleren Ackers auf der Alp 100–150 fl., im Thal 3–500 fl. Dabei gibt es auf der Alp noch viele Äcker, welche keine Liebhaber finden, und von ihren Eigenthümern wieder verlassen werden. Auch die Wiesen haben einen sehr verschiedenen Werth. 1 Morgen Baum- und Wässerwiesen im Thal kostet 8–900 fl., hie und da sogar 1000–1100 fl., gute Wässerwiesen 6–700 fl., mittlere Wiesen 4–500 fl., gute Wiesen auf der Alp 150 bis | 200 fl., mittlere 50–100 fl. Die Güterpreise sind noch im Steigen begriffen.

Der Reinertrag und der im 20fachen Betrag desselben angenommene Kapitalwerth eines Morgens Feld beträgt nach der Kataster-Einschätzung von den einzelnen Kulturarten, wie folgt:

Reinertrag Kapitalwerth
Gras- und Baumgärten 12 fl. 18 kr. 246 fl.
Küchengärten und Länder 06  "  36  " 132  "
Wiesen 04  "  10  " 083  "  20 kr.
          (Mit Zehnten 04 fl. 52 kr. 097 fl. 20 kr.)
Äcker 01 fl. 59 kr. 039 fl. 40 kr.
          (Mit Zehnten 02 fl. 19 kr. 046 fl. 20 kr.)
Waldungen 00 fl. 57 kr. 019 fl.

Werden Gärten, Äcker, Wiesen und Waldungen zusammengerechnet, so beträgt der Reinertrag eines Morgens Land im Durchschnitt 2 fl. 11 kr. (ohne den Zehnten), und der Kapitalwerth mit Zehnten und Gülten 48 fl. 55 kr., er stellt sich also um 64 fl. 17 kr. niedriger, als in dem benachbarten Oberamt Kirchheim, das nur zu einem kleinen Theil aus Gebirgsland besteht. Der Reinertrag im Ganzen berechnet sich auf 268.157 fl. 36 kr. und abzüglich des Zehntens und des steuerfreien Bodens zu 230.680 fl. 30 kr. Nach der Aufnahme des provisorischen Katasters war dieser Reinertrag zu 211.631 fl. 43 kr. berechnet.


2. Einzelne Kulturarten.

a) Ackerbau. Der Bezirk hat 61.6971/8 Morgen Ackerfeld, wovon 454/8 M. dem Staat, 21564/8 M. den Grundherrschaften, und 45196/8 M. den Körperschaften gehören. Die gewöhnliche Bewirthschaftung ist die Dreifelderwirthschaft; doch wird solche, wo die Zehnten verpachtet sind, nicht mehr strenge eingehalten.

Das Brachfeld wird in den Thalorten größtentheils angebaut. Die gewöhnlichen Brachgewächse sind Kartoffeln, Klee, Hanf und Flachs, Wicken und Linsenfutter, neuerer Zeit auch Reps. Auch auf der Alp wird die Brach neuerer Zeit mehr angebaut als früher; Wechselfelder kommen auch vor.

| Von Ackerwerkzeugen findet sich der gewöhnliche Pflug und in neuerer Zeit sehr häufig der Suppinger Pflug; eiserne Eggen sind gleichfalls üblich. Auf der Alp werden Pferde, von den Söldnern auch Ochsen und Kühe vor den Pflug gespannt; im Thal häufig Ochsen oder Kühe. Bei dem Rindvieh sieht man meist noch die Doppeljoche. Das Getreide wird mit der Sichel geschnitten, der Haber auch gemäht; aus den benachbarten Thälern kommen zur Erntezeit Schnitter und Schnitterinnen auf die Alp. Gegen Arme, welche Ähren lesen, sind die Bauern sehr nachsichtig.

Die Erzeugnisse des Ackerbaus sind: Dinkel (auch Korn genannt) in großer Menge und guter Qualität; Roggen, auf der Alp nur für den Bedarf an Hausbrod und Stroh zum Garbenbinden; Einkorn, nicht sehr viel; Gerste, von welcher nur wenig Wintergerste, aber ziemlich viel Sommergerste gebaut wird. Das Sommerfeld wird außer der Gerste mit Haber und Habermischling eingesäet. Hülsenfrüchte kommen unvermischt wenig vor, und werden meist zur Fütterung verwendet. Kartoffeln werden hinreichend gebaut, doch im Thal mehr als auf der Alp; die Sorten dürften besser seyn. Flachs und Hanf bauen die Thalorte viel und gut; auf der Alp wird fast kein Hanf gebaut, und dem Flachs schaden theils die rauhere Witterung, theils die Erdflöhe, so daß er schon eine Reihe Jahre nicht mehr gerathen ist. Mit Rigaer Saamen wurden in neuerer Zeit Proben gemacht, welche zur Zufriedenheit ausfielen.

Hopfen wird nur in einigen Anpflanzungen gebaut.

Der Anbau von Futterkräutern verbreitet sich von Jahr zu Jahr. Am häufigsten ist der dreiblätterige Klee, an rauheren Orten Esper. Mit ewigem Klee werden erst in neuester Zeit Versuche gemacht.

Das Kataster gibt den jährlichen Reinertrag des steuerbaren Ackerfelds zu 111.387 fl. 45 kr. an, was mit 1/6 Zusatz für den Zehnten 129.952 fl. 22 kr. ausmacht.

b) Gartenbau. Dieser wird auf 24053/8 Morgen betrieben, ist jedoch im Ganzen unbedeutend. Auf der Alp | trifft man meist nur Baumgärten in der Nähe der Wohnungen an und auch im Thale finden sich nur an den Wohnungen kleine Gemüsegärten. Kraut und anderes Gemüse wird auf Ländern gebaut. Von Bedeutung sind nur die Schloßgärten in Donzdorf und Eybach.

Der Reinertrag der steuerbaren Gärten und Länder beträgt 41.702 fl. 42 kr.

c) Wiesenbau. Der Bezirk hat 13.9471/8 Morgen Wiesen, und zwar 24943/8 M. Baumwiesen, 5.355 M. zweimähdige, 26444/8 M. einmähdige, 34532/8 M. Holzwiesen. Davon gehören dem Staat 825/8 M., den Grundherrschaften 4845/8 M., den Körperschaften 5181/8 M. Auf 4,3 M. Acker kommt 1 M. Wiese, oder die Wiesen machen 8,4 Prct. der dem Feldbau gewidmeten Fläche aus. Auf der Alp fehlt es sehr an Wiesen und die am Rande gelegenen Orte besitzen häufig Wiesen auf andern Markungen im Thale. Die meisten Thalwiesen werden gewässert; dergleichen Wässerwiesen werden 3 bis 4 mal gemäht und geben einen reichlichen Ertrag. Im Frühjahr und Herbst wird ein großer Theil der Fils zur Bewässerung des Wiesenthales benützt, so daß man stellenweise einen kleinen See zu sehen glaubt; diß gilt namentlich dem Thale zwischen Ditzenbach und Deggingen. Die Wässerung geschieht aber oft auch sehr zur Unzeit, z. B. im Winter.

Die steuerbaren Wiesen gewähren nach dem Kataster einen Reinertrag von 40.717 fl. 2 kr., mit Hinzufügung von 1/9 für den Zehnten 45.241 fl. 9 kr.

d) Obstzucht. Weinbau kommt nicht vor; nur einzelne Rebgelände (Kammerzen) sind in den Thalorten. Nach Rink fanden sich vor hundert Jahren noch Weinberge bei Donzdorf. Die dem Oberamt am nächsten gelegenen Orte, wo noch Wein gepflanzt wird, der übrigens nur von geringer Qualität ist, sind Neidlingen und Hepsisau (O. A. Kirchheim). Dagegen ist die Obstzucht in den Thälern sehr bedeutend und kein Mangel auch an edleren Obstsorten, wenn gleich die Früchte nicht immer die Güte wie in | den tiefern, mildern Gegenden erreichen. Das Obst wird theils frisch, theils gedörrt, nach Baiern ausgeführt; in ergiebigern Jahren wird auch viel gemostet. Im Thale sind die Straßen überall mit Obstbäumen besetzt, auf der Alp hat das Bäumesetzen mit den Vorurtheilen der Bauern zu kämpfen, doch fehlt es auch da nicht an Obstbäumen und es gibt in der Nähe der Dörfer schöne und starke Bäume, nur Schade, daß für Nachpflanzung nicht viel geschieht. Das Areal der Obstbaumgärten beträgt 14427/8 Morgen, der Äcker mit Obstbäumen 32 M., der Wiesen mit Obstbäumen 24943/4 M., der Weiden mit Obstbäumen 52/8 M., zusammen 39741/2 M. Obstbaumschulen gibt es noch wenige, in den Thälern erziehen die Bewohner ihren Bedarf an jungen Bäumen meistens selbst. Nicht unbedeutend sind indeß die Baumschulen des Schulmeisters Lamparter in Altenstadt und des Stadtpfarrers Brander in Wiesensteig.

e) Waldbau. Das Oberamt Geislingen liegt in Beziehung auf den Waldbesitz in den Forstämtern Söflingen, Blaubeuren, Heidenheim, Kirchheim und Lorch und die Waldfläche begreift im Ganzen: 27.8712/8 Morgen 31 Ruthen.

Hievon befinden sich in dem

Forstamt Söflingen, der bei weitem größere Theil des
Reviers Stubersheim mit 57870/0 Morgen 0– Ruth.
Forstamt Blaubeuren, ein Theil
des Reviers Nellingen mit 28093/8     " 08     "
Forstamt Heidenheim eine Parzelle
des Rev. Irrmannsweiler mit 02644/8     " 32     "
und eine Parzelle des Rev. Zang mit 07200/0     " 0–     "
Forstamt Kirchheim, das
Revier Altenstadt mit 98370/0     " 22     "
Der bei weitem größere Theil
des Reviers Wiesensteig mit 83010/0     " 33     "
Forstamt Lorch, ein kleiner
Theil des Reviers Gmünd mit 01045/8     " 0–     "
und ein kleiner Theil des Reviers
Hohenstaufen mit 00474/8     " 32     "
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Das Besitzthum der Waldfläche nach den verschiedenen
Eigenthümern stellt sich folgendermaßen heraus:
Forstämter. Reviere. Staats-
Waldungen.
Gutsherrliche
Waldungen.
Gemeinderechts-
Waldungen.
Gemeinde-
Waldungen.
Stiftungs-
Waldungen.
Privat-
Waldungen.
Morgen. Ruthen. Morgen. Ruthen. Morgen. Ruthen. Morgen. Ruthen. Morgen. Ruthen. Morgen. Ruthen.
Söflingen Stubersheim 34860/0 370/0 0/0 9940/0 3880/0 8820/0
Blaubeuren Nellingen 10013/8 40 0/0 5114/8 12 7401/8 15 476/8 12 5083/8 25
Heidenheim Irrmannsweiler 0/0 0/0 0/0 2644/8 32 0/0 0/0
Zang 0/0 0/0 0/0 7200/0 0/0 0/0
Kirchheim Altenstadt 22596/8 25 31365/8 6 0/0 23501/8 1 2897/8 6 18004/8 32
Wiesensteig 23674/8 38 0/0 0/0 47520/0 15 3767/8 45 8043/8 31
Lorch Hohenstaufen 0/0 77/8 27 0/0 0/0 0/0 395/8 5
Gmünd 0/0 890/0 10/0 0/0 0/0 145/8
91147/8 7 32704/8 33 5124/8 12 98207/8 15 11025/8 15 40495/8 45
Summe 27.8712/8 Morgen 31 Ruthen.
| Das Verhältniß der Waldfläche zu der Bodenfläche überhaupt ist auf der Alp gegenüber von dem Thal sehr verschieden, in dem
Forstamt Söflingen wie 1,0 zu 1,5
in dem Forstamt Blaubeuren wie 1,4 zu 1,7
in dem Forstamt Kirchheim wie 1,6 zu 1,11
und in dem Forstamt Lorch wie 1,0 zu 1,10.

Wird die Waldfläche auf den einzelnen Kopf vertheilt, und die Zahl der Einwohner zu 25.190 angenommen, so kommen ungefähr 11/12 Morgen auf denselben.

Die Gegend gehört unter die waldreicheren. Namentlich in den Revieren Stubersheim, Altenstadt und Wiesensteig, so weit solche in dem Oberamt Geislingen liegen, sind die Waldungen ziemlich zusammenhängend und bilden nicht unbedeutende Massen, wie z. B. der Staatswald Ziegelwald mit 1800 Morgen in dem Revier Stubersheim, der Staatswald Pfannenhalde beim Reußenstein sammt den Stadt- und Stiftungswaldungen von Wiesensteig im Revier Wiesensteig mit 1410 Morgen und die Waldungen der Grafen von Rechberg und Degenfeld mit den anliegenden Gemeinds- und Privat-Waldungen von Steinenkirch, Schnittlingen und Treffelhausen im sogenannten Roggenthal, im Revier Altenstadt mit 2406 Morgen.

In dem Revier Nellingen, Forsts Blaubeuren liegt die kleinste Waldparzelle mit 3/8 Morgen.

Als hervorragende Waldpunkte verdienen aufgeführt zu werden:

Die Hiltenburg bei Deggingen im Revier Wiesensteig, der Weigolsberg bei Hausen an der Fils, die Burghalden und der Kahlenstein bei Überkingen, der Helfenstein und Ödethurm bei Geislingen, der Himmelfelsen bei Eybach, der Ravenstein ob dem Roggenthal, der Spitzenberg und der Ramstein bei Kuchen, das Kreuz beim Messelholz, der Fränkel bei dem Grünenberg und der Wasserberg ob dem Gaiernhof.

Die Buche ist mit wenigen Ausnahmen im Durchschnitt die | herrschende Holzart, nach ihr kommt, wenn man die ganze Holzmasse in Betracht zieht, auf der Alp die Birke, die Aspe, die Eiche, im Thal dagegen die Esche, der Ahorn, die Ulme.

Letztere 3 Holzarten jedoch finden sich in den Beständen als Oberholz nur einzeln vor, bilden aber namentlich in den Revieren Altenstadt und Wiesensteig mit der Aspe und Hagbuche das Unterholz.

Außerdem zeigen sich bald mehr bald minder häufig: die Saalweide, der Elzbeerbaum, der besonders in dem Revier Stubersheim in einer seltenen Stärke getroffen wird, der Vogelbeerbaum, der Mehlbeerbaum, der Kirschbaum, und der Birn- und Apfelbaum.

Auch die Fichte verdient Erwähnung, da man solche gegenwärtig häufig auf Waldplätzen künstlich anzuziehen bemüht ist, wo das Laubholz des verarmten Bodens wegen voraussichtlich kein Gedeihen findet.

In ihrer Vermischung kommt mitunter die Forche, hie und da die Lerche, und in neuerer Zeit die Schwarzforle vor.

Außer dem Haselstrauch, der in den Waldungen bisweilen häufig getroffen wird und in manchen Privat-Waldungen, welche als Niederwald bewirthschaftet werden, den Hauptbestand des Unterholzes bildet, zeigen sich auch die meisten in Deutschland wild wachsenden Sträucher.

Im Durchschnitt enthalten die Bestände

auf der Alp: in dem Filsthal:
Buchen 0,5 0,5
Birken 0,2 0,2
Aspen 0,2 0,2
die übrigen Holzarten 0,1 0,1
1,0 1,0

Ein beträchtlicher Theil der Waldungen liegt auf der sogenannten Ulmer- und Blaubeurer Alp, der übrige bedeutendere Theil hingegen an den steilen Einhängen gegen das Thalgebiet der Fils, von ihrem Ursprung an bis gegen Großsüßen zu, und an den Bergwänden auf beiden Seiten des Weißensteiner und Donzdorfer Thales.

| Was sodann den Waldboden im Allgemeinen anbelangt, so besteht solcher fast durchgängig aus einem lockern, kalkartigen Lehm, welcher durch zertrümmerte und verwitterte Kalksteine festgehalten wird, wodurch sich auch demselben Feuchtigkeit und Wärme erhalten. In den Hochwaldungen, wo weniger Laub gerecht wird, erscheint der Boden sehr kräftig und fruchtbar, weniger ist diß in den Nieder- oder Mittelwaldbeständen der Fall, weil diese mit ihrem Laub die Landwirthschaft vorzüglich unterstützen müssen; jedoch ist auch hier der Boden keineswegs so entkräftet, wie man ihn in andern Gegenden häufig findet. Blos an den südwestlichen Bergwänden, besonders in den Revieren Altenstadt und Wiesensteig wird der Boden durch Regengüsse seiner Dammerde beraubt und diese in das Thal hinabgeflößt.

Da in dem Oberamt Geislingen für den Feldbau, namentlich auf der Alp, hinlängliche Fläche vorhanden ist, so werden Waldausstockungs-Gesuche selten eingereicht.

Hie und da in den Revieren Stubersheim und Altenstadt gibt es noch Grundstücke einzelner Privaten, die in früherer Zeit als Wechselfeld behandelt worden sind, seit lange her jedoch als Schafweide benützt werden. In den letzten 4 Jahren wurden allein in dem Revier Stubersheim ungefähr 70 Morgen solcher Weiden von Seite der Staats-Finanzverwaltung um 25 bis 30 fl. pr. Morgen erkauft und mit Schwarzforchen und Lerchen aufgeforstet.

Vollständig gelungen sind zwar diese Saaten noch nicht, doch bedürfen sie nur theilweise noch einer Nachbesserung.

Wenn es auch an Feldern nicht mangelt, so tritt doch auf der Alp, in dem Revier Stubersheim, ein desto fühlbarerer Mangel an Wiesen hervor, was auch die Veranlassung gab, daß im Jahr 1821 35 Morgen schlecht bestockte Waldungen von Seite des Staats an Einwohner von Stubersheim und Hofstett-Emerbuch und weitere 14 Morgen an Gemeinde-Angehörige von Schalkstetten auf 20 Jahre verpachtet worden sind. Das Pachtgeld ist zwar gering, denn nicht mehr wie 133 fl. 20 kr. wird für erstere | und 52 fl. für letztere Fläche bezahlt. Erwägt man jedoch, daß der Ertrag als Wald immerhin geringer wäre und der größere Theil dieser Waldfläche wegen seiner eingeschlagenen und deshalb kalten Lage nur mit Schwierigkeit und großen Kosten bestockt werden könnte, so erscheint die Fortsetzung dieses Pachts für beide Theile vortheilhaft.

Die bewaldete Gegend erweckt viele atmosphärische Niederschlage. Auf den Hochpunkten ist zwar das Klima ziemlich rauh, doch trägt die intensive Wärme des Bodens zu seiner Fruchtbarkeit viel bei, und man kann nicht sagen, daß das Klima den Waldungen ungünstig wäre, denn es wird fast überall noch mit ziemlich gutem Erfolg die Obstzucht betrieben. Spätfröste schaden häufig, und sie haben schon öfters die schönsten Hoffnungen zu reichlichen Samenjahren in den Waldungen vernichtet.

In den wenigen Nadelholzwaldungen kommt zwar der Borkenkäfer einzeln vor, doch hat derselbe noch keinen erheblichen Schaden angerichtet, wie denn überhaupt ein bedeutender Insektenschaden in den Waldungen dieser Gegend, so viel man weiß, noch nie vorgekommen ist, da auch der Maikäfer nur hin und wieder den Eichen an den Vorsäumen durch das Abfressen ihrer Blätter schadet.

Der Schneedruck ist nicht häufig und hinterläßt selten schädliche Spuren. Ebensowenig haben bis jetzt Stürme einen Schaden von Bedeutung angerichtet.

Die Hochwaldwirthschaft kommt hauptsächlich nur in den Staatswaldungen vor, und ist der Umtrieb auf 80 bis 90 Jahre festgesetzt. Die Verjüngung geschieht durch Führung regelmäßiger Besamungsschläge, und wird bei dem Laubholz vorzugsweise auf die Buche abgehoben. In den jüngern Beständen der Hochwaldungen finden sich viele Aspen, Birken etc. vor, die bei den angeordneten Durchforstungen zur Nutzung kommen und ansehnliche Erträge liefern. Fast durchgängig sind die Buchenhochwaldungen trefflich bestanden. Die Staatswaldungen enthalten keine haubare Nadelholzbestände, blos in dem Revier Stubersheim findet sich ein, 63 Morgen | großer 45jähriger Fichtenbestand vor; auch sind in diesem Revier noch weitere 15 Morgen in mehreren Parzellen von gleichem Alter. Die übrigen Nadelholzwaldungen sind ganz junge Bestände. Dagegen besitzt der Graf von Degenfeld in dem Revier Altenstadt oberhalb der Waldhäuser Steige einen 8 Morgen großen, ungefähr 60 Jahre alten Lerchen- und Fichtenwald, der aus der Hand angesät wurde und bereits Stämme von 60′ Länge und 12″ Durchmesser liefert. Auch die Gemeinde Böhmenkirch hat 465/8 Morgen Nadelholzbestände, wovon ein Theil bereits durchforstet worden ist.

Die Mittelwaldwirthschaft in den Staatswaldungen ist auf einen 30- bis 40jährigen Umtrieb gesetzt. Diese Waldungen sind theilweise weniger vollkommen, was seinen Grund darin hat, daß man in früherer Zeit zu ihrer Abholzung das günstigste Alter verstreichen ließ. In dem Revier Wiesensteig wird seit mehreren Jahren von der Mittelwaldwirthschaft auf die Hochwaldwirthschaft übergegangen und die betreffenden Bestände hiezu theils durch Einlegung von Durchforstungsschlägen, theils durch Stellung auf Besamung, theils durch zeitigen Nachhieb vorbereitet.

Eigentliche Niederwaldungen und Eichenschälwaldungen trifft man nicht.

Bei den Staatswaldungen steht 1/3 als Hochwald, 1/3 im 40jährigen und das weitere 1/3 im 30jährigen Mittelwaldbetrieb. Etwa 1/4 der Waldfläche kann als ganz gut, 2/4 als mittelmäßig gut und 1/4 als gering mittelmäßig bestockt angesprochen werden. Was sodann die Waldungen der Gutsherrschaften, Gemeinden, Stiftungen und Privaten betrifft, so werden die der Gutsherrschaften im Allgemeinen mit einem 30- bis 40jährigen Umtrieb als Mittelwaldungen sehr gut bewirthschaftet. Man fängt übrigens auch hier an, die geeigneten Bestände zu Hochwald umzuwandeln. Auch bei den Waldungen der Gemeinden und Stiftungen ist in neuerer Zeit die Mittelwaldwirthschaft mit obigem Umtrieb eingeführt, die Bestände aber können fast durchgehends nur mittelmäßig gut genannt werden, was besonders dem früheren Einweiden | mit Schafen und dem übertriebenen Laubrechen zuzuschreiben ist. Einige Gemeindewaldungen haben hierunter bedeutend gelitten.

Bei den Waldungen der Privaten wird seit mehreren Jahren theilweise die reine Niederwaldwirthschaft verlassen und auf Mittelwaldwirthschaft mit 30jährigem Umtrieb übergegangen; im übrigen findet bei den Privatwaldungen gewöhnlich ein 15- bis 30jähriger Umtrieb statt. In dem Revier Altenstadt, und zum Theil auch in dem Revier Wiesensteig zeigen sowohl mehrere Gemeinde-Vorsteher als auch Privaten regen Eifer, die schlecht bestockten Waldungen nachzubessern, was auch mit ziemlichem Erfolg geschieht.

Bedeutende Ödungen kommen nicht vor, dagegen aber auch keine neue Waldanlagen, ausser bei der Staats-Forstverwaltung, wie bereits oben bei dem Revier Stubersheim bemerkt worden ist.

Als Durchschnitts-Ertrag werfen die Hochwaldungen bei einem Umtrieb von 90 Jahren 45 Klafter und 6 bis 700 Wellen, einschließlich der Durchforstungen, ab. Als höchster Ertrag kann in einzelnen Fällen der Morgen sogar 55 bis 60 Klafter gewähren.

Ein Morgen Mittelwald im Durchschnitt 6 bis 7 Klafter und 500 Wellen, in einzelnen Fällen 11 Klafter und 600 Wellen, doch gibt es auch Waldungen, wo der Morgen nur zu 3 Klafter und 250 Wellen genutzt werden kann.

Der durchschnittliche jährliche Holzertrag sämmtlicher Waldungen in dem Oberamt Geislingen beträgt:

in dem Forstamt Söflingen zwischen 16 bis 1700 Klafter;
in dem Forstamt Blaubeuren gegen   750      "
in dem Forstamt Heidenheim etwa   170      "
in dem Forstamt Kirchheim, Revier Altenstadt 1705      "
Revier Wiesensteig 2545      "
in dem Forstamt Lorch     10      "
zusammen 6880 Klafter,
worunter der Ertrag der Staatswaldungen in runder Summe begriffen ist, und zwar etwa |
in dem Forstamt Söflingen mit 1150 Klafter und einem Geldwerth von 16.500 fl.;
in dem Forstamt Blaubeuren 750 Klafter und einem Werth von 5625 fl.;
in dem Forstamt Heidenheim kommen, so weit solches das Oberamt Geislingen berührt, keine Staats-Waldungen vor;
in dem Forstamt Kirchheim, Revier Altenstadt, 594 Klafter und 10.683 fl.
Revier Wiesensteig 898 Klafter und 13.169 fl., und
in dem Forstamt Lorch, da sich hier keine Staats-Waldungen befinden, 0, zusammen 3392 Klafter, oder in Geld 45.977 fl.

Von dem jährlichen Holzertrag wird ungefähr 1/10 als Bau- und Nutzholz verwendet, 1/20 etwa zu Kohlholz, der Überrest aber mit 17/20 zu Brennholz verbraucht.

Das Tannenbauholz beziehen die Oberamts-Insassen von Ulm, wohin hauptsächlich Bauholz auf der Iller gebracht wird.

Die Nebennutzungen bestehen hauptsächlich in der Streu- und Grasgewinnung, weniger in der Ausübung der Waldweide.

Die Streu-Abgaben begreifen die Laub- und Moosstreu, deren Gewinnung in den Staatswaldungen durch nothwendige Beschränkung so viel als möglich unschädlich für die Holzbestände gemacht wird; weniger ist dies in den Waldungen der Gemeinden und Privaten der Fall, wie bereits erwähnt wurde.

Die Grasnutzung findet ohne besondern Nachtheil für die Waldungen statt, da die jüngern Bestände gebannt oder verhängt sind.

Bei dem Mangel an Wiesen auf der Alp ist die Waldgräserei für die sogenannten Kleinhäusler oder Beisitzer fast das einzige Mittel, den Sommer über eine Kuh zu ernähren. Man möchte fast sagen, daß auf diesem Genuß theilweise ihre Existenz beruhe.

| Die Waldweide wird wenig mehr in Anspruch genommen, da in dem ganzen Oberamt die Stallfütterung eingeführt ist.

Wenn Eicheln und Bucheln gerathen, was jedoch nur alle 8 bis 10 Jahre der Fall zu seyn pflegt, so wird das jeweilige Äckerich in den Staats-Waldungen gegen eine Naturallieferung verliehen, diese aber gewöhnlich wieder zu Aufforstung und Veredlung der Bestände verwendet.

In den übrigen Waldungen steht den Besitzern selbst (seit dem Jahr 1835 in Folge eines mit der Staats-Finanzverwaltung abgeschlossenen Vertrags) das Mast-Nutzungsrecht zu, unter welchem Recht neben dem Äckerich auch das Wildobst, Haselnuß und Wachholderbeere verstanden sind.

Das Wildobst ist von keinem Belang, da dessen Ertrag häufig durch Spätfröste geschmälert wird.

In dem Revier Stubersheim muß für das Sammeln der Haselnüsse in den Staats-Waldungen ein Schein gegen Entrichtung von 12 kr. für die Person gelöst werden.

Besenreis wird ziemlich viel geschnitten, doch sind die betreffenden Personen in den Staats-Waldungen nur auf die Schläge beschränkt, da diese Nutzung an dem stehenden Holz nicht gestattet wird.

In dem Revier Altenstadt wird in neuerer Zeit auch Wau gesammelt.

Das Eichenrinde-Erzeugniß ist nicht bedeutend und kommt hauptsächlich nur in den Staats-Waldungen des Reviers Stubersheim vor, wo etwa 10 bis 15 Klafter Rinde gewonnen werden.

Das Stock- oder Stumpenholz wird zwar genutzt, doch sind gewöhnlich nur die ältern Stöcke, die zum Ausgraben und Spalten weniger Mühe erfordern, Gegenstand der Gewinnung.

Die übrigen Nebennutzungen als: Harz, Theer, Potasche, Kienrus, Sauerklee etc. kommen entweder gar nicht oder doch in einem sehr untergeordneten Verhältniß vor.

Der Ertrag sämmtlicher Nebennutzungen beträgt in den in dem Oberamt liegenden Staats-Waldungen: |
des Forstamts Söflingen 500 fl.
des Forstamts Kirchheim: im Revier Altenstadt 290 fl.
  "   "  " im Revier Wiesensteig 450 fl.

Die Fortschaffung des Holzes beschränkt sich in Ermanglung von Floßbächen und floßbaren Flüssen lediglich auf den Transport durch die Achse.

Der Ertrag der Waldungen deckt mehr als hinlänglich die Bedürfnisse der Oberamts-Insassen, indem allein aus dem Revier Stubersheim immerhin 90 Procent ausgeführt werden.

Der Absatz geht theils nach Geislingen, noch mehr aber nach Göppingen und in die zwischen den beiden Städten liegenden Thalorte. Auch die Verwerthung des Holzerzeugnisses aus dem Revier Altenstadt hat dieselbe Richtung, und nur aus den bei dem Reußenstein liegenden Waldungen des Reviers Wiesensteig wird ein Theil des Holzes nach Kirchheim und Umgegend verkauft.

So weit die Notizen des Forstamts zu Gebote stehen, betrugen die Holzpreise im Forstamt Kirchheim, in den früher zur Krone Baiern gehörigen Revieren Altenstadt und Wiesensteig

im Jahre 1811: 1841/42:
Der Kubikfuß Eichenholz 9–12 kr. 14–18 kr.
  "  " Buchenholz 8 kr. 08–10 kr.
  "  " Aspenholz 41/2–5 kr. 05 kr.
Die Klafter Buchenholz 4 fl. 30 kr. bis 7 fl. 15–17 fl.
  "  " Eichenholz 3 fl. 30 kr. bis 5 fl. 30 kr. 11–16 fl.
  "  " Birkenholz 3 fl. 30 kr. bis 6 fl. 12–14 fl.
100 Stück buchene Wellen 3 fl. bis 4 fl. 10–11 fl.
  "  "      aspene      " 2 fl. 04–07 fl.
in dem Forstamt Söflingen im Forstamt Blaubeuren
1841/42: 1841/42:
Der Kubikfuß Eichenholz 14–18 kr. 10–14 kr.
  "  " Buchenholz 12–15 kr. 09–12 kr.
  "  " Aspenholz 05–07 kr. 06–08 kr.
Die Klafter Buchenholz 11–12 fl. 10–12 fl. |
  "  " Eichenholz 08–10 fl. 09–10 fl.
  "  " Aspenholz 06–07 fl. 07–08 fl.
100 buchene Wellen 5 fl. 06–07 fl.
  "  aspene      " 4 fl.

Folgende Waldberechtigungen ruhen auf den Staats-Waldungen:

1) in dem Revier Nellingen, Forsts Blaubeuren, haben die Gemeinden Oppingen, Aufhausen, Türkheim, Amstetten und Wittingen das Waidrecht in die auf ihrer Markung liegenden Staats-Waldungen. Dieses Recht aber wird, seitdem die Stallfütterung eingeführt ist, nicht mehr benützt;

2) in dem Revier Altenstadt hat der jeweilige Badwirth zu Überkingen 217/8 Klafter Brennholz, wie es der Schlag gibt, gegen Bezahlung der Revierpreise zu beziehen, und

3) in dem Revier Wiesensteig haben unentgeldlich anzusprechen:

a) die Erbrechtsmühle zu Deggingen das zur Mahlmühle erforderliche Bauholz und alljährlich 57/12 Klafter Brennholz,
b) die Erbrechtsmühle zu Ditzenbach das zu derselben nothdürftig benöthigte Bau- und Zimmerholz,
     die 3 Maierbauern zu Drackenstein 231/2 Klafter
     Lammwirth Sailer zu Wiesensteig 060/0  "
     die Bewohner der 12 ehemals collegiatstiftischen Häuser in Wiesensteig       240/0  "
     der Besitzer des Hofes Reußenstein 111/2  "
     der Schullehrer in Wiesensteig 011/2  "
     der Ölmüller Rommel daselbst 050/0  "

Bedeutende Holzdiebstähle kommen in der Gegend nicht häufig vor.

Die Waldvergehen beschränken sich meistens auf Entwendung von dürrem Holz, das häufiger umgerissen und gebrochen, als gehauen wird, und auf Laub- und Gräserei-Excesse. Erstere fallen besonders in stroharmen Jahren vor, | in welchen die Viehbesitzer aus Mangel an Streumitteln bei einem zahlreichen Viehstand zu diesen Vergehen veranlaßt werden.

Gewohnheits-Frevler sind selten; es ist daher auch gewöhnlich bei dem Betreten der Excedenten eine Widersetzlichkeit gegen das Forstschutz-Personal nicht zu befürchten. Die Waldvergehen erscheinen weder in einer besondern Zu- noch Abnahme. Wenn auch auf der Alp, ausserhalb der Waldungen, wenig Holz erzogen wird, so haben doch bis jetzt die Mäder, Allmanden und Viehtriften einen nicht unbedeutenden Holzgewinn abgeworfen; diese Nutzung scheint jedoch allmählig zu versiegen, da die vorhanden gewesenen alten Stämme nachgehauen und die fraglichen Plätze immer mehr zu landwirthschaftlichen Zwecken verwendet werden. Für die ärmere Klasse aber ist die unentgeltliche Benützung des sogenannten Leseholzes in den Staats-Waldungen eine große Wohlthat, indem jeder Unbemittelte jährlich einen Schein erhält, der ihm zu dem Einsammeln des dürren Holzes an den hiezu bestimmten Tagen die Befugniß und die Gelegenheit gibt, seinen Bedarf an Holz auf eine rechtmäßige Weise sich zu verschaffen.

f) Weidewirthschaft. Das Areal der Weiden beträgt 12.4112/8 Morgen, davon mit Obstbäumen bepflanzt 52/8 Morg., mit Holz bewachsen 26351/8 Morg., mit Gras 57337/8 Morg., Öden 4037 Morg. Dem Staat gehören 761/8 Morg., dem Adel 6203/8 Morg., den Körperschaften 76013/8 Morgen. Die Weide mit Rindvieh nimmt mit der steigenden Kultur allenthalben ab; in den meisten Orten werden nur noch die Stoppelfelder und Wiesen im Spätjahr beweidet; bei den vermöglichern Viehbesitzern hingegen ist die Stallfütterung eingeführt; nur von ärmeren Leuten wird das Vieh auch den Sommer über an einigen Orten ausgetrieben.

Schafweiden haben alle Orte des Bezirks, welche mit wenigen Ausnahmen Eigenthum der Gemeinden sind. Auf der Alp bilden sie die bedeutendste Einkommensquelle der | Gemeinden, und sind bei der großen Entfernung vieler Güter durch den Pförch für diese vortheilhaft. Die bedeutendsten Schafweiden haben Westerheim und Türkheim. Vorher bestandene Übertriebsrechte sind abgelöst.

Nach dem Kataster laufen auf sämmtlichen Schafweiden 19.969 Stücke, deren Zahl in der Wirklichkeit bedeutend größer seyn mag. Die Weidefläche ist im provisorischen Kataster zu 8966 Morgen, und der Ertrag daraus zu 5080 fl. 44 kr. eingeschätzt; für die Schafweiden ist noch besonders ein Pachtertrag von 5025 fl. 42 kr. angenommen.

Der Pförch wird an den meisten Orten, wo nicht Real-Gemeinderechte entgegenstehen, an die Ortsbürger verkauft.

c. Viehzucht.

Nach der Aufnahme von 1839 hat der Bezirk 1792 Pferde, so daß auf 1 Stück 14,5 Morgen, oder auf 1 Quadrat-Meile 251 Pferde kommen. An starken, kräftigen Pferden hat der Alpbauer eine Freude, doch könnte für die Nachzucht mehr geschehen. Auch in den an der Landstraße gelegenen Orten, wo viel Vorspann gebraucht wird, trifft man starke Pferde; durch schönere Pferde zeichnen sich schon seit längerer Zeit Türkheim und Waldhausen aus. Eine Beschälplatte ist nicht im Bezirk.

Die Rindviehzucht hebt sich in neuerer Zeit, und trägt der im Jahre 1839 gemachte Einkauf von Schweizervieh bei, einen schöneren, kräftigeren Schlag zu erziehen. Doch steht der Anschaffung besserer Farren bei manchen Gemeinden noch das Vorurtheil entgegen. Die Farrenhaltung wechselt theils unter den Viehhaltern, theils wird sie im Abstreiche verakkordirt, theils ruht sie auf gewissen Gütern. Am besten ist sie, wo die Gemeinde die Farren anschafft. Die Race ist der gewöhnliche Landschlag, roth- oder hirschbraun mit weißer Blässe, von mittlerer Größe; man trifft auch Allgäuer Vieh, namentlich einige brave Stämme, welche unmittelbar aus dem Allgäu bezogen worden sind (siehe | Weckherlin, die Rindviehzucht Württembergs. 1839.); bei den ärmeren Einwohnern findet sich auch noch viel geringes Vieh, Stellvieh jedoch gibt es nicht.

Die Viehmastung ist bei den vielen Brauereien nicht unbedeutend; Käsereien sind in Kuchen, Gingen, Großsüßen, Donzdorf, es wird sowohl nach Schweizer- als nach Limpurger Art Käse fabricirt. Der Hauptnutzen wird aus der Nachzucht für den Handel oder den Metzger und aus der Milchgewinnung gezogen, daher der Rindviehstand hauptsächlich in Kühen, weniger in Ochsen besteht.

Vollkommene Stallfütterung ist noch wenig eingeführt, doch wird das Vieh meist nur im Spätjahr ausgetrieben. Die Zahl der Stücke ist 10.527, und kommen somit auf 1 Quadrat-Meile 1474, oder auf 1 St. Rindvieh 11,9 Morgen; in den Besitz von einem Stück theilen sich 2,5 Menschen, auf 1 Familie kommen also beinahe 2 Stück.

Was den Preis des Viehes betrifft, so wurden z. B. im Febr. 1839 auf dem Viehmarkt in Geislingen verkauft: 2 Ochsen zu 77 fl. das Stück; 7 Kühe, höchster Preis 47 fl., niedrigster 21 fl.; Schmalvieh 26 Stücke, höchster Preis 43 fl. das Stück, niedrigster 12 fl. In Kuchen 4 Kühe, höchster Preis 140 fl. das Stück; Schmalvieh verkauft 3 Stücke, höchster Preis 63 fl. das Stück.

Die Schafzucht ist nicht bedeutend, indem fast alle Schafweiden von auswärtigen Schafhaltern gepachtet sind; die Zahl der Stücke ist 9510, größtentheils Bastarde und Landschafe.

Die Schweinszucht wird fast gar nicht betrieben, und werden meist Baierschweine gekauft; die Mastung geschieht fast nur für den Hausbrauch. Die Zahl der Schweine ist 1036, darunter 23 Zuchtschweine.

Ziegen gibt es in den Thälern viele, wie denn das Wiesensteiger Thal bei dem Landvolke das Geißthäle heißt, und in manchen Orten eigene Geißhirten bestehen. Von den 986 Ziegen kommen auf das Wiesensteiger Thal 600, auf die Stadt Wiesensteig selbst 179.

| Die Bienenzucht wird ziemlich stark betrieben, übrigens scheint das rauhere Klima ihr nicht sehr zuträglich zu seyn. Die Zahl der Stöcke ist 1631.

Geflügel wird zwar ziemlich viel gehalten, aber nicht viel gezogen; was von der Alp an Gänsen zu Verkauf gebracht wird, sind meistens jung angekaufte und nachher gefütterte Gänse aus dem Rieß.

Schneckengärten sind in Kuchen und Gingen, welche früher nicht unbedeutende Geschäfte machten, jetzt werden jährlich 30–35.000 Stücke aus jedem dieser Orte verkauft.


d. Jagd und Fischerei.

Jagd. Das Wild ist das gewöhnliche. Der Wildstand ist wie allenthalben sehr gemindert, und einer schädlichen Zunahme des Wildes beugt die Zertheilung der Jagd unter verschiedene Inhaber und Pächter gehörig vor, so daß über Wildschaden seit geraumer Zeit keine Klagen mehr erhoben worden sind.

Nur hin und wieder trifft man ein geringes Rudel Rothwild an, das von Jahr zu Jahr immer mehr abnimmt. Rehe gibt es zwar etwas mehr, jedoch im Ganzen auch nicht viele. Den Hasen und Feldhühnern ist namentlich auf der Alp das Klima für ihre Vermehrung nicht besonders günstig, daher auch sie nur in mittelmäßiger Zahl vorhanden sind. Der Fuchs ist nicht selten, desto seltener der Dachs und der Edelmarder.

Das Jagdrecht in den Revieren Stubersheim, Nellingen und Wiesensteig ist Eigenthum des Staats und verpachtet. Dasselbe ist auch bei dem Revier Altenstadt der Fall, so weit die Jagd in demselben dem Staat zusteht; der übrige Theil der Jagd in diesem Revier gehört den Grafen von Rechberg und Degenfeld, und wird durch das von ihnen aufgestellte Jagdpersonal ausgeübt. In dem Reviere Hohenstaufen, und zwar in den gräflich Degenfeldischen Waldungen, auf der Markung von Kleinsüßen, steht das Jagdrecht den Grafen von Degenfeld in Eybach zu; auf der ganzen | übrigen Markung aber hat die Gemeinde die freie Pürsch, welche jedoch an den Grafen von Rechberg verpachtet ist.

Die Jagdfrohnen sind größtentheils abgelöst.

Fischerei. Auf der Alp, in den Revieren Stubersheim und Nellingen, kommt keine Fischerei vor, weil es an dem hiezu erforderlichen Wasser fehlt; dagegen ist die Fischerei in den Revieren Altenstadt, Wiesensteig und in dem im Oberamt liegenden Theil des Reviers Hohenstaufen nicht unbedeutend, und die Fils und die Lauter liefern namentlich ziemlich viele Forellen und Weißfische. Auch die Eyb, Rohrach und mehrere kleinere Bäche enthalten Fische und etwas Stein- und Edelkrebse.

Weiher und Teiche sind nicht vorhanden.

Die Fischrechte besitzen der Staat, der Graf von Rechberg, der Graf von Degenfeld und einige Privaten zu Wiesensteig etc. Im Kameralamts-Bezirk Wiesensteig wurde das Fischrecht der Regierung im Jahre 1836 um 501 fl. verkauft.

Die Ausübung der Fischerei beschäftigt namentlich an der Fils und Lauter mehrere Fischer.


B. Kunst- und Gewerbefleiß.
a. Hauptgewerbe.

Die Gewerbe sind im Oberamtsbezirk, obwohl die Zahl der Gewerbetreibenden verhältnißmäßig nicht unbeträchtlich ist, doch nur von untergeordneter Bedeutung. Sie bestehen neben der Landwirthschaft in der Weise, daß in der Regel dieselben Personen beide Wirthschaftszweige zugleich betreiben, und je nach den verschiedenen Orten bald das eine, bald das andere mehr Hauptzweck ist.

Unter den Kunstgewerben ist zu nennen: 1 Maler in Wiesensteig, 1 mit Buchhandel verbundene Buchdruckerei in Wiesensteig, wo auch das Amtsblatt für das Oberamt Geislingen erscheint. [1]

| Fabriken sind vorhanden: 1 Bandfabrik zu Groß-Süßen, 1 Damastfabrik zu Donzdorf, ungefähr 70 Personen beschäftigend, 2 Papierfabriken zu Geislingen und Wiesensteig. (S. die Ortsbeschreibung.) Handwerker werden gezählt: 2333 mit 524 Gehülfen. Am stärksten besetzt ist das Gewerbe der Gypser mit 314 Meistern und 32 Gehülfen, wovon Deggingen 165, Ditzenbach und Reichenbach je 48 und Gosbach 41 Meister zählen. Während des Sommers verbreiten sie sich über das südwestliche Deutschland, die Schweiz und das östliche Frankreich, um Arbeit zu suchen; sie sind ihrer vorzüglichen Leistungen wegen sehr geschätzt. Im Winter beschäftigen sich die meisten derselben zu Hause mit der Verfertigung von Spindeln. Nächst ihnen sind die Leinweber das bedeutendste Handwerk (295 Lohnweber mit 60 Gehülfen, und 48 Weber auf den Verkauf mit 40 Gehülfen). Sie arbeiten theils für Privaten, theils für die großen Leinwandhandlungen zu Laichingen, Blaubeuren, Merklingen. Die meisten Weber befinden sich zu Kuchen (64 Meister), Westerheim (44 M.), Gingen (43 M.), Groß-Süßen (41 M.), Donzdorf (32 M.), Überkingen (24 M.) und Geislingen (21 M.). Bei der allgemeinen Stockung des Leinwandhandels mußten sich die Leinweber an den genannten Orten nach und nach mit der Baumwollenweberei befreunden, und es werden gegenwärtig viele Baumwollenwaaren für die Juden in Jebenhausen gewoben, wobei den Webern ein kleiner Verdienst bleibt. Bemerkenswerth ist ferner das Gewerbe der Drechsler (in Bein 17 Meister mit 5 Gehülfen, in Holz 28 Meister mit 7 Gehülfen); die Beindrechsler sind in Geislingen zu Hause und ihre niedlichen Fabrikate sind unter dem Namen Geislinger Waaren im Lande bekannt. Die zahlreichen Hauderer und Frachtfuhrleute (28 mit 1 Geh.), wovon auf Geislingen allein 10 kommen, verdanken ihren Erwerb der durch den | O.A.-Bezirk ziehenden wichtigen Verkehrsstraße zwischen Stuttgart und Ulm. Weniger alltägliche Gewerbe sind im Oberamtsbezirke weiter vorhanden: 2 Büchsenmacher zu Geislingen und Wiesensteig, 2 Goldarbeiter zu Geislingen, 1 Instrumentenmacher zu Westerheim, 4 Lakirer (3 zu Geislingen, 1 zu Eybach), 12 Musiker, 9 Schröpfstockmacher zu Deggingen, 1 Aderlaßschnäpperfabrikant in Mühlhausen, 2 Schwertfeger zu Wiesensteig, 29 Strumpfweber mit 14 Geh. (wovon 22 M. mit 11 Geh. zu Weißenstein), 10 Tuchmacher mit 6 Geh. (wovon 8 Meister mit 5 Gehülfen zu Geislingen).

Die Getränkefabriken bestehen in 64 Bierbrauereien, 180 Branntweinbrennereien und 2 Essigsiedereien. Sehr bekannt sind die gräflich Rechbergischen und Degenfeldischen Bierbrauereien zu Weißenstein und Eybach. Auch zu Geislingen befinden sich sehr ausgedehnte Brauereien. Von geringer Bedeutung ist dagegen die Branntweinbrennerei und die Essigsiederei, welche im Oberamtsbezirk nur sehr im Kleinen betrieben werden.

Wirthschaften sind vorhanden: Schildwirthschaften 118, Bier- und Branntweinschenken 24, Branntweinschenken 25, Wein- und Bierschenken 10, Speisewirthschaften 10, Billard 1, Badwirthschaften 3 (Überkingen, Ditzenbach, Röthelbad).

Apotheken befinden sich 1 zu Geislingen, 1 zu Donzdorf und 1 zu Wiesensteig.

Wasserwerke sind es, außer den oben genannten Papiermühlen, im Ganzen 79 und zwar: Mahlmühlen 39, Gypsmühlen 14, Ölmühlen 16, Sägmühlen 6, Schleifmühle 1, Walkmühlen 2, Hanfreibe 1.


b. Nebengewerbe.
Das hauptsächlichste Nebengewerbe ist das Flachs- und Hanfspinnen; die Zahl der jährlich gesponnenen Schneller (zu 2000 württemb. Ellen und 10 Schneller mittleren Garns = 1 Pfund) wird, wohl zu gering, auf 160.000 | angegeben; doch nimmt dieses Gewerbe in Folge der Einführung des Maschinengarns bedeutend ab.


C. Handel.

Ausfuhr. An Naturprodukten werden ausgeführt: Früchte, Obst, Holz. Erstere werden hauptsächlich in die thalabwärts gelegenen Kunstmühlen aufgekauft; auf der Fruchtschranne in Geislingen werden jährlich über 20.000 Scheffel umgesetzt; einen nicht unbedeutenden Mehlhandel treibt die Kunstmühle in Altenstadt. Obst, namentlich gedörrtes, wird von Altenstadt nach Baiern geführt. Holz wird vieles nach Göppingen abgesetzt. Tuffsteine werden gleichfalls in nicht unbedeutender Zahl ausgeführt, auf die Alp, nach Ulm und thalabwärts.

Der Hauptzug des Viehabsatzes geht in die untern Gegenden des Königreichs. Im Jahre 1830 setzten (nach Weckherlin, Rindviehzucht S. 189) die Viehmärkte des Oberamts folgende Summen um: Geislingen 3500 fl., Böhmenkirch 4000 fl., Deggingen 5000 fl., Donzdorf 14.000 fl., Kuchen 3000 fl., Weißenstein 5000 fl., Westerheim 2000 fl. Wiesensteig 8000 fl.

Von Gewerbserzeugnissen, welche ausgeführt werden, sind die bekannten Geislinger Waaren zu nennen, (vergl. Geislingen bei der Ortsbeschreibung); sie werden in gegenwärtiger Zeit von Geislingen unmittelbar nur nach Nürnberg, Fürth, Augsburg, Leipzig, Frankfurt a. M., Frankfurt a. d. O. geschickt. Die nach Holland gehenden Drechslerwaaren werden entweder von inländischen oder von Frankfurter Kaufleuten weiter befördert. Ein Haus in Biberach handelt mit Geislinger Waaren nach Amerika. – Aderlaßeiselein, deren Fabrikation übrigens in der letzten Zeit sehr abgenommen hat, werden viele nach Fürth verkauft.

Am bedeutendsten ist die Ausfuhr des Weißensteiner und Eybacher Bieres, besonders des ersteren, ins Unterland, nach Stuttgart, Pforzheim, Carlsruhe, Rastadt.

Der Leinwandhandel war früher sehr lebhaft betrieben, | ist aber jetzt sehr unerheblich. Ehemals hatten die Kaufleute Alberti von Arbon einen eigenen Faktor zur Betreibung des Leinwandhandels in Westerheim aufgestellt.

Ein bedeutender Zwischenhandel wurde vor Zeiten mit Blutegeln getrieben. Jedes Jahr ging eine Anzahl Geißenthäler nach Ungarn und holten die Blutegel in besonders dazu verfertigten Wagen ab, führten sie nach Schwaben, Baiern, Baden und verkauften sie dort meist mit Gewinn. Dieser Handel hat aber so viel als aufgehört, indem der Ankauf in Ungarn selbst sehr erschwert und kostspielig ist.

Flößerei findet im Bezirke nicht statt.

Die Einfuhr besteht in Bauholz, Wein etc.

Märkte hat die Stadt Geislingen 5, nämlich 4 Vieh- und Krämermärkte und 1 Schafmarkt;

Böhmenkirch 2   Deggingen 3
Donzdorf 2 Groß-Süßen 2
Kuchen 3 Weißenstein 2
Westerheim 1 Wiesensteig 3

Nach der Aufnahme der Gewerbe vom Jahr 1835, mit den Ergänzungen des Katasters von 1836 bestehen im Oberamtsbezirk 36 Handlungen, darunter: 1 Buchhandlung (zu Wiesensteig), 1 Baumwollenwaarenhandlung, 2 Eisenwaarenhandlungen, 6 Fruchthandlungen, 12 Spezereihandlungen, 1 Seide- und Baumwollenwaarenhandlung, 10 Spezereihandlungen mit verschiedenen andern Artikeln, 2 Flachs- und Hanfhandlungen, 1 Weinhandlung. Dazu kommen noch 233 Kleinhändler.

Die allgemeine Gewerbstabelle des Oberamts enthält in alphabetischer Ordnung folgende Gewerbtreibende mit ihren Gehülfen: |
Meist. Geh. Meist. Geh.
Bäcker 156 20 Messerschmide 4 3
Barbierer 22 3 Metzger 66 10
Blättersetzer 1 Mühlärzte 2 1
Bleicher 1 Müller (s. oben Wasserwerke) 79 4
Bortenmacher 1 Musiker 12
Buchbinder 4 Nagelschmide 9 13
Büchsenmacher 4 2 Nähterinnen 5
Bürstenbinder 10 1 Pfeifenmacher 5
Drechsler in Bein 17 5 Rechenmacher 3
Drechsler in Holz 28 7 Seckler 15 5
Färber 8 5 Seiler 20 3
Feldmesser 2 Seifensieder 5 3
Fabrikanten 4 1 Schäfer 42 1
Flaschner 1 1 Sattler 21 7
Gärtner 2 Scheerenschleifer 3
Getränkefabrikanten 246 Schirmmacher 1
Gerber, Roth- 11 11 Schlosser 23 10
Gerber, Weiß- 6 1 Schneider 124 20
Gypser 314 32 Schreiner 62 25
Glaser 19 5 Schuster 194 46
Goldarbeiter 2 Schuhflicker 8
Hafner 15 9 Schmide, Huf- 67 29
Hauderer und Fuhrleute 28 1 Schmide, Hammer- 4 3
Hutmacher 2 1 Siebmacher 6
Instrumentenmacher 1 Steinhauer 2 4
Kaminfeger 5 2 Strohdecker 9
Kammmacher 1 Spindelmacher 46 1
Karrenfuhrleute 10 Schröpfstockmacher 9 2
Kaufleute (darunter die Apotheker) 39 5 Strumpfweber 29 14
Käser 3 2 Tuchmacher 10 6
Keßler 4 Uhrmacher, Klein- 7
Kirschner 4 1 Wagner 77 17
Kleinhändler 233 Wascherinnen 3
Kleemeister 3 1 Weber, Lohn- 295 60
Kohlenbrenner 16 Weber, auf den Verkauf 48 40
Korbmacher 5 Weber, Barchent- 2 1
Kornmesser 2 Weber, Halb-Seide- 1
Kübler 16 3 Wirthe 188 23
Kupferschmide 4 2 Zeugmacher 4
Küfer 45 14 Ziegler 8 14
Lakierer 4 Zimmerleute 84 22
Lumpensammler 8 Zinngießer 1
Maler 1 Zuckerbäcker 2
Maurer 200 32 Verschiedene kleine Gewerbe 9 2
Zusammen 3122 557
Das Gewerbekataster beträgt nach dem Stande des Jahrs 1835 mit den Veränderungen von 1836 |
von Handwerkern und Kleinhändlern   3131 fl. 06 kr.
  "   Handlungen 0322 fl. 12 kr.
  "   Fabriken 0071 fl. 36 kr.
  "   Mühlen und anderen Werken 0690 fl. 30 kr.
  "   Wirthschaften 0611 fl. 06 kr.
  "   Getränkefabriken 0738 fl. 04 kr.
Zusammen 5564 fl. 34 kr.

Es kommt somit auf einen Gewerbinhaber ein Steueranschlag von 1 fl. 47 kr.; der wirkliche Steueransatz ist etwas niedriger.


  1. Seit 1839. Früher (seit 1835) wurde gemeinschaftlich mit Ulm und Wiblingen der Donauanzeiger als amtlicher Anzeiger benützt. Im Jahr 1834 war in Göppingen bei Schnarrenberger unter Redaktion des Rechtskonsulenten Krauß in Geislingen das Wochenblatt für die Oberamtsstadt und den Bezirk Geislingen erschienen.


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