« Kapitel B 8 Beschreibung des Oberamts Gaildorf Kapitel B 10 »
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Hütten,


Gemeinde III. Kl. mit 599 Einw. Hütten, D. 444 Einw., wor. 4 Katholiken. b. Bäumlensfeld, W. 59 Einw. c. Dobelhütten, H. 12 Einw. d. Hankertsmühle, 8 Einw. e. Scherbenmühle, 15 Einw. f. Traubenmühle, 23 Einw. g. Württemberger-Hof, W. 38 Einw. – Evang. Pfarr-Filial von Mainhardt; die Kath. in Parz. a. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.


Dieser Gemeindebezirk liegt auf der äußersten nordwestlichen Spitze des Oberamtes und bildet eine in die Oberamtsbezirke Backnang, Weinsberg und Hall hineinragende Zunge, welche auf der Weinsberger Oberamtsgrenze | beinahe Mainhardt berührt. Er gehört dem südlichen Ausläufer des Mainhardter Waldes an und bildet eine über dem Roth-Thal und dem östlich das Oberamt begrenzenden Röthenbach-Thälchen sich erhebende Bergfläche, welche durch einige quellenreiche Schluchten bewässert und an ihren Abhängen bewaldet ist. Die von Westen herkommende, noch ziemlich schwache Roth macht, nachdem sie den Röthenbach aufgenommen, eine südöstliche Wendung und bewässert einen Theil des Gemeindebezirkes. Die durch das Roth-Thal führende Landstraße zieht durch denselben und mündet nicht ferne in die an Mainhardt vorübergehende Stuttgart–Haller Staatsstraße ein. Diese Lage und die Filialverhältnisse bringen es mit sich, daß der Verkehr der Gemeinde-Angehörigen mehr auf Mainhardt, als auf das Limpurger Unterland angewiesen ist. Der Boden ist nicht dankbar. Über die sonstigen natürlichen Verhältnisse ist das bei Hausen und Vichberg Gesagte zu vergleichen. Die meist armen, auch in sittlicher Hinsicht weniger gehobenen Einwohner suchen in Ackerbau, Viehzucht und im Handel mit Holz aller Art ihre Nahrung. Die Gesammt-Markung begreift 27191/2 M., worunter 13073/8 M., also fast die Hälfte Wald, und 177 M. Weiden und Öden, so daß an Baufeld nahezu 2 M. auf den Kopf treffen.

Die Gemeinde ist dem Forstamte Comburg zugetheilt. Bei den unbedeutenden Einkünften der Gemeindepflege muß an Amts- und Gemeinde-Schaden fast dreimal mehr umgelegt werden, als die direkte Staatssteuer beträgt. Eine Stiftungspflege ist nicht vorhanden. Die Gemeinde ist nach Hütten schulpflichtig. In die Zehenten zu Hütten, Bäumlensfeld und Württemberger-Hof theilten sich der Staat, die Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein und die Pfarrei Maienfels; die übrigen Zehentrechte gebührten dem Staat allein.

Bis 1806 gehörten in das altwürttembergische Oberamt Weinsberg: Hütten (theilweise), Bäumlensfeld, Traubenmühle und Württemberger-Hof; in’s altwürttemb. Oberamt Backnang: Scherbenmühle; in’s Amt Ober-Roth zur Solms-Assenheim’schen Herrschaft: Hankertsmühle und Theil an Hütten, woran auch Hohenlohe-Bartenstein betheiligt war.

Von den die Gemeinde bildenden Orten liegt

a) das Dörfchen Hütten, 4 St. nordwestlich von Gaildorf, auf der zuvor erwähnten, von einigen Schluchten durchschnittenen Bergfläche. Durch dasselbe führt die zuvor gedachte Roth-Thalstraße. Das Schulhaus, in welchem auch das Gemeinderaths-Lokal sich befindet, wurde 1834 von der Gemeinde erbaut. Außer der deutschen Schule, die 75 fl. Fonds hat, ist auch eine Industrieschule vorhanden.

Hütten wird 1248 als einer der Orte bezeichnet, wo das Kloster Comburg begütert war. Im Jahr 1521 verkauft Comburg an die Stadt | Hall die Gülten von 12 Gütern. Bis 1806 war Hütten ein Condominat-Ort zwischen Württemberg, Hohenlohe und Limpurg. Die Rechte des ersteren rühren von der Herrschaft Böhringsweiler her und blieben bis in die neueren Zeiten mit dem dortigen Stabe verbunden. Limpurg kaufte 1370 von Burkhardt und Friedrich Sturmfeder Alles, was sie hier hatten. Albrecht und Crafft von Hohenlohe übergeben 1486 die Zehenten hier und in einigen andern Orten der Pfarrei Mainhardt, die bis dahin einschließlich der Stolgebühren nur 14 fl. ertrug (Wibel II, 374). Am 29. Juli 1563 vertrugen sich Herzog Christoph von Württemberg, Graf Eberhard von Hohenlohe zu Langenburg und Schenk Christoph von Limpurg dahin, daß jede Herrschaft auf ihren Gütern die Obrigkeit haben, auf den Gassen und der Gemeinde aber dieselbe gemeinschaftlich bleiben solle. Im Jahr 1785 war die Einwohnerzahl nur 143.

b) Bäumlensfeld, 3/8 St. westlich von H. (Hütten) auf derselben Bergfläche.

c) Dobelhütte, 3/8 St. westlich von H. auf dessen Markung.

d) Hankertsmühle, 5/8 St. südwestl. von H. auf der Grenze des Oberamts Weinsberg, in einer Waldklinge an der Roth. Limpurg kaufte 1371 die „Heinkardsmühle“ von den Brüdern Conrad und Götz von Roth.

e) Scherbenmühle, 1/2 St. südöstlich von H. an der Roth, im Walde Scherbenhau, den Limpurg theils 1410 von Hans von Roth kaufte, theils 1556 von Württemberg erwechselte. Die Mühle gehörte in das Stadtgericht zu Backnang; einige Rechte kaufte Limpurg 1537 von den Roth’schen Erben.

f) Traubenmühle, 3/8 St. südlich von H. auf dessen Markung, am Einfluß eines Waldbaches in die Roth.

g) Württemberger-Hof, 3/8 St. südwestlich von H. auf derselben Bergfläche, am nordwestlichen Abhang einer Thalschlucht. Das Lagerbuch über Böhringsweiler von 1528 nennt den Ort „Miltenbergershof“, der schon damals in 3 Theile getheilt war. Zu der Hankertsmühle führte damals eine „Brittersteige“ herab.


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