« Kapitel B 12 Beschreibung des Oberamts Gaildorf Kapitel B 14 »
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Ober-Fischach,


Gemeinde III. Kl. mit 709 Einw. a. Ober-Fischach, Pfd. 293 Einw., worunter 23 Kath. b. Benzenhof, H. 21 Einw. c. Beutenmühle, 13 Einw. d. Herlebach, W. mit Lotthaus, Hs. 200 Einw., wor. 23 Kath. e. Rappoltshofen, W. 173 Einw., wor. 30 Kath. f. Röschbühl, Hs. 9 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. in Parz. a. sind nach Bühlerthann, die in Parz. d. nach Steinbach und die in Parz. e. nach Bühlerthann eingepfarrt.


Die natürlichen Verhältnisse der Gemeinde sind bei Mittel-Fischach angegeben. Sie gehört der obern Hälfte des Fischachthales an, grenzt | nordwestlich, nördlich und östlich an das Oberamt Hall und hat zur Verbindung mit der durch Mittel-Fischach führenden Landstraße bloß die dort erwähnte Thalstraße, welche vorerst nur bis Herlebach geht. Durch religiösen Sinn und stilles und eingezogenes Leben zeichnet sich Herlebach aus. Die Vermögensverhältnisse sind noch günstiger als in den unteren Fischachthal-Orten. Am wohlhabendsten sind Rappoldshofen und Benzenhof, dann folgt Herlebach und hierauf Ober-Fischach. Die Erwerbsmittel sind schon angegeben. Rappoldshofen hat den besten, Herlebach, das dagegen vortreffliche Wiesen hat, den unergiebigsten Boden. Das einzige größere geschlossene Gut ist der Benzenhof. In Ober-Fischach gerathen die Winterfrüchte, noch besser in Rappoldshofen, wo auch der Flachs und die Hülsenfrüchte sehr gedeihen. Die Markung begreift 48183/8 M., worunter 1327 M. Wald und 4392/8 M. Weide und Öden, daher 4 M. Baufeldes, der größte Betreff im Bezirke, auf den Kopf kommen, und Brodfrucht über das eigene Bedürfniß noch verkauft werden kann, obwohl der Boden das Saatkorn kaum vierfach zurückgibt. Gewöhnlich wird Roggen, gemischte Frucht, Haber und viel Dinkel, auch etwas Waizen gebaut. Beim Haber ist die Aussaat 7–8, der Ertrag 24, beim Dinkel 7–8 und 32, beim Roggen 3 und 16 bis 24 Simri. Klee wird viel, Reps neuerlich von Einzelnen gebaut. Die Wiesen sind zweimähdig und theilweise sehr ergiebig; das Futter ist, mit Ausnahme sumpfiger Stellen, wo ziemlich viel Schilfgras wächst, gut. Ein M. Ackers kostet 50–100 fl., Wiesen 100–200 fl. Der Obstbau liegt noch in der Wiege. Nur Rappoldshofen macht eine Ausnahme. Das feuchte Thal ist ihm sonst nicht günstig und die Straßen sind nur spärlich mit Obstbäumen besetzt; doch wird in der Baumschule in Ober-Fischach den Schulkindern Unterricht in der Baumzucht ertheilt. Nach Hall wird viel Stammholz und Brennholz geführt. Die Weiden sind gut und werden mit eigenen Schafen beschlagen. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand; die Vermöglicheren haben sehr schönes Vieh. Dasselbe wird zum Theil gemästet verkauft, namentlich in Herlebach und Rappoldshofen. Auch Gänsezucht findet statt.

Die Gemeinde ist größern Theils dem Forstamte Crailsheim, kleinern Theils dem in Comburg zugetheilt. Die Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege sind nicht ungünstig; das Stiftungsvermögen ist das größte des Oberamtes. Die Schulverhältnisse entsprechen den kirchlichen. Mit Ausnahme von Rappoldshofen, wo dem Staat die Novalien gebühren, standen die Zehenten überall der Standesherrschaft Limpurg-Michelbach zu.

Bis 1806 gehörten zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Michelbach, in’s Amt Michelbach, ganz Benzenhof und Röschbühl, so wie Antheile | von Ober-Fischach, Herlebach und Rappoldshofen, wovon die württembergischen Antheile 1805 gleichfalls dahin gelangten (s. S. 106). Zur Herrschaft Limpurg-Sontheim-Ober-Sontheim, in’s Amt Ober-Sontheim, gehörte Beutenmühle.

Die Orte einzeln betreffend:

a) Das evang. Pfarrdorf Ober-Fischach, früher St. Kilians-Fischach, 2 St. nordöstlich von Gaildorf, an der Grenze des Oberamts Hall, auf dem rechten Ufer der Fischach, am Robach gelegen, gegen Osten, Süden und Westen von Bergen umgeben. Das Dörfchen ist freundlich, stattlich und verräth Wohlstand. Die Häuser, denen meist Scheune und Stallung angebaut sind, haben das untere Stockwerk von Stein. Mitten im Orte liegt sehr freundlich auf einer kleinen Anhöhe die helle, geräumige Kirche zum St. Kilian. Das Schiff ward im siebenzehnten Jahrhundert, nachdem es im dreißigjährigen Kriege stark beschädigt worden, restaurirt. Der Thurm ist bis zum Glockenstuhle von Quadern, und hat an seinen südlichen und östlichen Seiten in unregelmäßigen Entfernungen von einander kleine, etwa 12″ weite und 9″ hohe Halbkreisnischen, in welchen sich sogenannte gnostische Figuren: Reliefs, Blumen, Arabesken, löwenartige Thiere, Vögel, Fratzen, Fische, Kreuze u. dergl. darstellend, befinden. Die Lichtöffnungen des Thurmes sind länglich viereckig, klein und schmal. Jene Figuren kommen mit denen an der Kirche von Beutelsbach überein und sichern der früheren Kirche, von der sie wohl noch herrühren, ein Alter von wenigstens 700 bis 800 Jahren. Die Glocken sind nicht alt. Das von Gärten umgebene, sehr angenehme Pfarrhaus daneben ist 1822 erbaut worden. Das Schulhaus, welches die Standesherrschaft zu erhalten hat, dient auch als Rathhaus. Der Pfarrsatz kam 1803 an Württemberg und 1806 an die Standesherrschaft Limpurg-Michelbach. Die gegenwärtig mit einem Schulmeister und einem Gehülfen besetzte Schule wird schon 1535 erwähnt, einen Fonds hat sie nicht; übrigens ist auch eine Industrieschule vorhanden.

Der größte Theil der grundherrlichen Rechte scheint seit alten Zeiten Comburg gehört zu haben (s. Mittel-Fischach). In den stürmischen Zeiten des Mittelalters machten sich 13 Comburg zinspflichtige Gutsbesitzer den Schenken von Limburg vogtbar. Der Propst des bei Comburg gelegenen St. Egidienklosters, Conrad von Herbolzheim, kaufte 1418 von dem Haller Bürger Hans Spieß 2 Güter, die er zu einer Seelmesse in das gedachte Kloster stiftete. So entstand ein Condominat. Limpurg hatte außer dem bei Mittel-Fischach erwähnten Hof und einem 1431 von der Bruderschaft zu St. Catharina in Hall erkauften Gut die erwähnten Vogtrechte, Comburg aber über 3 Güter die Vogtei. Im Jahr 1741 waren in 25 Wohngebäuden 10 Bauern, 13 Söldner und | 2 Häusler, ausgenommen die Comburg’schen Unterthanen, deren es 1804 überhaupt 22 waren.

Über die alte Pfarrei s. auch Herlebach. Die Kirche soll ursprünglich eine Wallfahrts-Capelle und das Pfarrhaus ein Klösterlein gewesen sein. Das Kl. Ellwangen hatte schon früher den Pfarrsatz: 1383 wurde ihm die Pfarrei incorporirt. Gleichwohl mußte Ellwangen den Schenken 1537 den Beisitz bei Abhör der Heiligenrechnungen zugestehen, und so geschah es, daß dieselben 1574 den ersten evangelischen Pfarrer ernannten, und von da an viel über die Pfarrei gestritten wurde, bis man am 3. October 1797 bestimmte, daß Limpurg das Recht des Vorschlags, Ellwangen das der Bestätigung oder Verweigerung haben solle.

Durch die Nachlässigkeit einer kaiserlichen Fouragier-Abtheilung, die nach der Nördlinger Schlacht auf dem Kirchhof bivouakirte, entstand in der Kirche Feuer, das wahrscheinlich auch das Pfarrhaus verzehrte, da 1822 bei dessen Neubau ganze Lagen verbrannter Frucht etc. gefunden worden sind.

b) Benzenhof, 3/8 St. südwestlich von O. (Ober-Fischach) am Benzenbach, der in der Nähe einen Weiher bildet. Dieses schöne Hofgut ist von 2 Familien bewohnt und hat 2 gute Wohn- und solide Ökonomie-Gebäude, welche den Hofraum schließen. Es wird schon 1095 bei der Übergabe an Kloster Comburg als „Bennenhoven“ genannt, s. Mittel-Fischach. Limpurg erwarb 1544 den Hof von Comburg, und verpachtete ihn später als ein Kammergut, bis es ihn 1789 um 11.600 fl. an 2 Bauern verkaufte. Noch vor etwa 100 Jahren lagen 3 Seen, zusammen 6–7 M. groß, dabei.

c) Beutenmühle, 3/8 St. südöstlich von O. auf den Ortsmarkungen von Rappoldshofen und Ober-Fischach, an der Fischach und an der Oberamts-Grenze sehr freundlich gelegen. Eine neuerlich gut eingerichtete Mahl- und Säg-Mühle, welche Limpurg 1578 von Ellwangen eingetauscht hat.

d) Herlebach, früher Hörlebach und Herdelbach, 1/2 St. nördlich von O. an der Oberamts-Grenze, in dem hier sehr engen Thälchen, an der ihrem Ursprunge nahen Fischach. Dazu gehört Lothhaus. Die freundlichen stattlichen Gebäude sind, wie schon 1294, durch den Brühlbach in den oberen und unteren Weiler geschieden. Im Jahr 978 tritt Bischof Balderich von Speyer an einen Cleriker und Diakon Wulfoald neben andern Gütern im jetzigen Württemberg auch solche in „Herlibach“ ab (Dümge, Regesta Bad. S. 91), womit unser Ort gemeint seyn kann. Wolfram und Sifried von Kottspühel, Ritter, verkaufen 1294 den ganzen Zehenten „nobis ex antiqua quadam consuetudine, de qua tamen laesam conscientiam habuimus, pertinentes, de utraque villa dicta Herdelbach, | sitam infra limites parochialis ecclesie de Vischach St. Kiliani“ dem „domino Walthero dicto de Kottspühel, rectori ejusdem ecclesie“ um 35 Pfund Heller. Das Örtchen war gleichfalls ein Condominat. Comburg erwarb einen Hof, den Zürich von Gabelstein 1390 an den Haller Bürger Rudolph Rut verkauft hatte. Limpurg kaufte 1420 von den Haller Bürgern von Stetten das Holz Egenberg und das dazu gehörige Gut, 1431 von der Brüderschaft zu St. Catharina in Hall die Vogtei über 4 Comburg zinsbare Güter, 1562 von der Stadt Hall 3 Güter mit Vogtei und Gericht, und 1563 von Conrad von Vellberg ein Gut mit denselben Rechten. Im Jahr 1741 waren in 17 Wohnhäusern 22 Unterthanen, davon 4 Comburg vogtbar und 11 lehenbar; 1785 waren 130 Limpurgische, 1804 33 Comburgische Einwohner vorhanden.

e) Rappoldshofen, 3/8 St. südöstlich von O. am Benzenbach, ein freundliches Örtchen, dessen Gebäude von größerer Wohlhabenheit zeugen; dasselbe war ebenfalls ein Condominat. Kraft von Heimberg schenkt 1299 dem Kloster Comburg einen Hellerzins aus hiesigen Gütern. Hermann von Wollmershausen besitzt 1353 ein Gut. Mechtild von Thalheim, Beringer, Wilhelm und Conrad von Hohenstein verzichten 1360 auf ihre Ansprüche an Güter des Klosters Comburg, das 1363 an Ellwangen eine Hube abtritt. Was den Limpurgischen Besitz angeht, so übergibt Walther von Sontheim 1349 ein Gut an seine Schwester im Kloster zu Unter-Limpurg, welches 1380 von Kraft von Sontheim, Mönch zu Comburg und dessen Schwester Agnes, 2 weitere Güter erkauft, und 1398 stiftet Frau Ytta, Schenk’s Conrad Wittwe, ein Gut an die Frühmesse zu Unter-Limpurg. Die Schenken, an welche diese Güter bei der Reformation fielen, hatten schon 1406 von dem Haller Bürger Conrad Visel 1, von Hans von Thalheim 1552 2 Güter und 1562 von der Stadt Hall 1 Gut erworben. Im Jahr 1741 hatte Limpurg die Malefiz; die Vogtei besaßen Limpurg, Comburg und Ellwangen auf ihren Gütern; 1785 waren 2 Ellwangen’sche Güter, 74 Limpurgische Einwohner und 7 Comburgische Lehen, auf denen 1804 sich 39 Einwohner befanden, vorhanden.

f) Röschbühl oder Fallhaus, 3/8 St. südöstlich von O. auf dessen Markung, auf der Grenze des Oberamts Hall, dem der jenseitige Theil des Örtchens als eine Parzelle von Dörrenzimmern angehört.[s 1] Es war früher der Sitz eines Nachrichters und Wasenmeisters.



Anmerkungen Wikisource

  1. Der jenseits der Grenze zum Oberamt Hall gelegene Teil von Röschbühl oder Fallhaus war keine Parzelle von Dörrenzimmern, einem Ort der weiter entfernten Gemeinde Sulzdorf, in dessen unmittelbarer Nähe es in der Tat auch ein Fallhaus gab. Vielmehr lag das gegenübergelegene Einzelanwesen am Fuße des Röschbühl auf der Gemarkung der damaligen Gemeinde Untersontheim, vermutlich als Parzelle von dessen nächstem Ort, dem Weiler Hausen. Noch heute (2016) verläuft die Grenze der Gemarkungen Oberfischach und Untersontheim auf der Trasse des inzwischen trockenen linken Mühlkanals der Fischach zur Beutenmühle zwischen dem inzwischen verschwundenen Oberfischacher und dem noch existierenden Untersontheimer Anwesen.
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