Beschreibung des Oberamts Gaildorf/Kapitel A 4
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Die Gesammtzahl der Wohnplätze ist 384, namentlich: 1 Stadt, 16 Pfarrdörfer, 6 Dörfer, 2 Pfarrweiler, 130 Weiler, 113 Höfe und 116 Mühlen und andere einzelne Wohnsitze. Marktberechtigt sind, außer Gaildorf, die Pfarrdörfer Geifertshofen, Gschwend, Ober-Roth, Ober-Sontheim, Ödendorf und Sulzbach, und der Weiler Seifertshofen, im Gemeindebezirk Eschach. Das Areal sämmtlicher Gebäude und Hofstätten beträgt 4943/8 Morgen.
Das Vereinödungssystem herrscht im Allgemeinen vor, da nur in den Thälern des Kochers und der Roth größere Dörfer sich finden. Mehr als ein Fünfttheil der sowohl hier als in dem Oberlande gelegenen Wohnsitze (22 Weiler und 66 Höfe und dergl.) ist erst nach dem Jahre 1700 angelegt worden; die meisten davon in den Gemeinden Vichberg, Altersberg und Sulzbach. Von sämmtlichen Wohnplätzen zählen nur 73 mehr als 100 Einwohner, wovon nach Verhältniß mehr dem Oberlande (24) als dem Unterlande (49) angehören, obgleich auch die Höfe und einzelne Wohnsitze im Oberland die Mehrzahl bilden. Im Ganzen genommen leben in Weilern von weniger als 100 Einwohnern, in Höfen und einzelnen Wohnsitzen 6093 Menschen; also beinahe der vierte Theil der Bevölkerung. Wohnorte von mehr als 1000 Einwohnern sind Gaildorf, Ober-Sontheim und Gschwend; aber keiner erreicht die Ziffer 2000.
Die Orte sind allermeist geräumig. Die Reinlichkeit läßt, da der Dünger noch so wenig zu Rath gehalten wird, zwar Manches zu wünschen übrig; doch ist im Allgemeinen durch die Anlage von Kandeln und in Gaildorf, Gschwend, Hütten, Eschach, Mittelbronn und Geifertshofen durch zweckmäßige Anlegung von Jauchengruben die Reinhaltung der Straßen befördert worden. Namentlich die zur Gemeinde Eschach gehörigen Orte gewinnen immer mehr an Freundlichkeit.
Der Oberamtsbezirk zählt nach dem neuesten Kataster 5248 Gebäude, namentlich: 3426 Hauptgebäude, 1822 Nebengebäude; – zu öffentlichen Zwecken dienen 89, insbesondere 24 Kirchen und Capellen und 30 Rath- und Schulhäuser. Schlösser sind 5 vorhanden. Durchschnittlich kommen 8 Menschen auf ein Wohnhaus; die meisten in Gschwend (9,8), Altersberg (9,7) und Sulzbach (9,7), die wenigsten in Mittel-Fischach (6,3) und Ober-Fischach (6,8). S. Tabelle I.
Strohdächer finden sich keine; Schindeldächer kommen blos noch im Oberlande vor, aber auch hier nur noch hin und wieder auf alten Scheunen und geringen Wohnhäusern.
Über holzersparende Einrichtungen ist der Artikel „Waldbau“ zu vergleichen.
In architektonischer Hinsicht sind das alte Schloß in Gaildorf, die Schlösser in Ober-Sontheim und Unter-Gröningen und die Kirchen von Münster, Ober-Fischach, Michelbach, Mittel-Roth und auch Ober-Roth interessant. Bemerkenswerth ist, daß – Dank dem Kunstsinne des Reformators Brenz[WS 1] – wie in dem Oberamt Hall, so auch in diesem sich mehr alte Kunstwerke an Malerei und Sculptur in den Kirchen erhalten haben, als in anderen Gegenden des Landes, namentlich – wie die Ortsbeschreibung zeigt – in Eschach, Eutendorf, Groß-Altdorf, Heerberg, Mittel-Roth, Ödendorf und Thonolzbronn.
Der durchschnittliche Werth eines Gebäudes ist somit nach dem Brandversicherungs-Anschlag 711 fl. 36 kr.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ siehe Johannes Brenz
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