Beschreibung des Oberamts Göppingen/Kapitel A 2
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Vom Staufen und Rechberg aus streicht zwischen der Fils und weiterhin dem Neckar einer- und der Rems andererseits bis gegen Fellbach (OA. Canstatt) ein niedrigerer Höhenzug, den man öfters mit dem Namen Schurwald belegt, obwohl diese Bezeichnung gewöhnlich auf einen kleinern, vorzugsweise dem OA. Schorndorf zugehörenden Theil desselben beschränkt wird. Dem waldigen südlichen Abhange dieses Höhenzugs gehört ein beträchtlicher Theil des Göppinger Bezirks mit den Gemeinden Ottenbach, Börtlingen, Bartenbach, Rechberghausen, Oberwälden, Wangen, Holzhausen, sowie Diegelsberg, Krapfenreuth und Büchenbronn an, dem jenseitigen Abhang aber Maitis.
In jenen südlichen Abhang sind durch zahlreiche, mit einem starken Gefälle der Fils zueilende Bäche eine Reihe von Thalfurchen gezogen, welche vorherrschend die Richtung von Nord nach Süd verfolgen. Unter diesen Thälern nimmt das am meisten nach Ost gelegene, vom Rehgebirge sich herabziehende, von der vielfach gewundenen Krumm bewässerte und durch eine Menge von zerstreuten Höfen belebte Ottenbacher Thal, eine starke Stunde lang, die erste Stelle ein. Neben ihm verdient das vom südlichen Fuße des Hohenstaufens in südwestlicher Richtung hinziehende enge Thälchen, das Hohrein, Lerchenberg, Bartenbach in sich schließt, sich mit dem von Birenbach über Rechberghausen herabziehenden | kleinen Thal vereinigt und bei Faurndau ins Filsthal ausmündet, besondere Beachtung.Durch das Filsthal von dem so eben betrachteten Theile des Bezirks getrennt, breitet sich gegen den Fuß der Alp hin eine nur wenig über das Filsthal sich erhebende, leichtgewellte Fläche aus, die gegen Süden allmählich bis zu einer Meereshöhe von beiläufig 1300 Pariser Fuß ansteigt und in westlicher Richtung gegen Kirchheim sich fortsetzt. Diesem Theile des Oberamts gehören an: Boll, Dürnau, Schlath, Eschenbach, Heiningen, Betzgenried, Hattenhofen, Schlierbach, Albershausen, Jebenhausen und Holzheim. Dieses Plateau ist durch vier, einander parallel laufende, vorherrschend von Süd nach Nord streichende Thäler eingeschnitten, das Schlather Thal, das bei Holzheim in das Filsthal mündet, das Heubach- oder Heininger Thal, bei Göppingen ausmündend, das Jebenhauser Thal, welches bei Faurndau von dem Filsthal aufgenommen wird, und das tief eingefurchte Albershauser- oder Butzbach-Thal, das unterhalb Uihingen mit dem Thale der Fils sich vereinigt. Die in Rede stehende Fläche besteht hauptsächlich aus Ackerland und Wiesen; nur ein kleiner Raum ist den Waldungen gegönnt. Dagegen sind die Hügel, die im Süden derselben den Übergang zu dem schroffen Abhang der Alp bilden, ganz mit üppigen Wäldern bedeckt.
Das hauptsächlichste Thal des Bezirks ist das Filsthal, das eine halbe Stunde unterhalb der Westgrenze desselben bei Plochingen mit dem Neckarthal sich vereinigt. Im Filsthale, soweit es dem Oberamt angehört, liegen die Gemeinden Salach, Groß- und Klein-Eislingen, Göppingen, Faurndau, Uihingen, Ebersbach und Reichenbach. Es durchstreicht den Bezirk ungefähr in seiner Mitte in der Richtung von Ost nach West. Von unten herauf besitzt es nur eine schmale Thalsohle, die dasselbe begrenzenden Höhen sind, wenn gleich linkerseits meistentheils mit einem ziemlich scharfen Rand sich abschneidend, doch bei | ihrer geringen Erhebung wenig geeignet, dem Thale besondere Reize zu verleihen, um so mehr als durch die häufigen Windungen die Aussicht in die Ferne verschlossen wird. Von Faurndau an aber, wo die Fils eine geradere Richtung zu verfolgen beginnt, und das Thal bald eine etwas bedeutendere Breite gewinnt, entfaltet sich eine mit dem wildromantischen Charakter des obern Filsthals oder Wiesensteiger Thals scharf kontrastirende freundliche, durch die Ansicht des Rehgebirges und der Alp gehobene Landschaft. Bei seinem Eintritt in den Bezirk von oben her hat das Filsthal eine Höhe von beiläufig 1100 Pariser Fuß und senkt sich auf einer Strecke von etwa 61/2 Stunden bis Reichenbach auf eine Höhe von beiläufig 900 Fuß.Ein ganz anderes Bild bieten die beiden Alpthäler von Gruibingen und Ganslosen mit ihren schluchtigen Zweigen, den bedeutenden sie begrenzenden Höhen, den schroffen, kahlen Thalwandungen dar, welche beide etwa eine Stunde lang sind, und deren ersteres in der Richtung von Nordwest gegen Südost, letzteres in der Richtung von Nord nach Süd dem obern Filsthal entgegen streichen. Näheres in der Ortsbeschreibung.
An Mineralquellen ist der Bezirk ziemlich reich, und zwar sind es theilweise Säuerlinge, theilweise Schwefelwasser. Letztere bilden eine Abtheilung der zahlreichen längs der ganzen Alp von dem Ursprung des Neckars bis zum Nipf bei Bopfingen dem Liasschiefer entquellenden Schwefelwasser.
Unter den Schwefelwassern des Oberamtsbezirks nimmt die Mineralquelle von Boll die erste Stelle ein. Sie entspringt in einem Hintergebäude der großartigen Badanstalt, | und wird mittelst einer Pumpeneinrichtung in den zweiten Stock des Gebäudes geschöpft. Es sind eigentlich zwei oder drei Quellen, die sich in einem über 200 Fuß tiefen, mit Quadern ausgemauerten Schachte ergießen und das Wasser in großem Überfluß liefern. Frisch geschöpft ist das Wasser farblos und klar, riecht stark nach Schwefelwasserstoffgas und hat einen den meisten Gaumen unangenehmen, austrocknenden Geschmack; der Geruch pflegt im Juli und August am stärksten zu seyn. Die Temperatur des Wassers beträgt 81/2 bis 91/2° R. Der von Professor Chr. Gmelin 1823 vorgenommenen chemischen Analyse zufolge enthält das Wasser in sechzehn Unzenan Gasen: | |
Kohlensäure | 0,1705 Volumen, |
Hydrotionsäure | 0,003 – 0,006 Volumen, |
Stickgas | 0,0134 Volumen, |
an fixen Bestandtheilen: | |
kohlensaures Natrum. | 1,03 Grane, |
schwefelsaures Natrum | 3,34 – |
salzsaures Natrum | 0,22 – |
kohlensaures Kali | 0,03 – |
kohlensaure Kalkerde | 1,44 – |
kohlensaure Bittererde | 0,03 – |
Kieselerde | 0,05 – |
Erdharz, unbestimmbare Menge. |
Ähnliche, wenn auch weniger kräftige und ergiebige, nur wenig oder gar nicht benützte Quellen von Schwefelwasser finden sich noch in andern Orten des Bezirks, namentlich in Göppingen, Dürnau, Schlath, Heiningen und Rechberghausen.
Wie unter den Schwefelwassern das von Boll, so nimmt unter den Säuerlingen die erste Stelle der von Göppingen ein, dessen Gebrauch in ferne Zeiten zurückreicht. (S. die Ortsbeschreibung). Es befinden sich in der nächsten Umgebung der Badanstalt 5 Quellen, die zwar alle gefaßt sind, wovon aber nur 4 benützt werden. Die zwei Quellen, die zusammen den Namen: der alte Brunnen führen, ergießen sich aus 2 Röhren in ein gemeinschaftliches Bassin, sind aber seit 1833 in Folge der durch chemische Untersuchungen konstatirten, von einander abweichenden Qualität | jede besonders gefaßt. Der sogenannte neue Brunnen ist seit 1687 gefaßt, er liefert im Sommer jede Minute 2 Maas Wasser, welche Menge vom Oktober an allmählich auf die Hälfte zurückkommt. Die in einem soliden Gewölbe gefaßte, früher sogenannte Schöpfhäusleinsquelle, die den sich vorfindenden Einrichtungen nach zu schließen, früher zu kalten Bädern unmittelbar über der Quelle scheint gedient zu haben, wird schon seit vielen Jahren nicht mehr benützt. Die Badquelle ist seit 1840 neu gefaßt; gegenwärtig wird blos sie zu Bädern verwendet, sie dient aber auch zu Trinkkuren, und ihr Wasser wird häufig versendet; sie liefert jede Minute 13 Maas Wasser. Sämmtliche Quellen liefern in 24 Stunden beiläufig 400 Eimer; gegen Ende des Jahrs vermindert sich diese Menge und vermehrt sich wieder gegen den April; mit der zunehmenden Quantität des Wassers soll auch der Kohlensäuregehalt desselben sich dem Geschmack in erhöhtem Grade fühlbar machen. Sämmtliche Quellen stehen mit einander in Verbindung und entspringen aus dem gelben Liassandstein. Die Temperatur der einzelnen Quellen variirt zwischen 71/2 und 8° R. und hält sich das ganze Jahr gleich. Die festen Bestandtheile sämmtlicher Quellen sind vorzugsweise Soda und Magnesia, im doppelt kohlensauren Zustand aufgelöst, neben salzsaurer Magnesia und mehr oder weniger Eisen. Die Badquelle ist frei von Eisen, enthält dagegen ziemlich viel Soda und Magnesia; sie enthält in 100 Unzen 371/2 Grane, der neue Brunnen 60, vom alten Brunnen die eine Quelle 341/2, die andern 291/2 Grane fixe Bestandtheile. Der flüchtige Bestandtheil des Wassers ist Kohlensäure in großer Menge und so fest gebunden, daß dieselbe erst nach mehr als anderthalbstündigem Kochen vollständig ausgetrieben wird. Das Göppinger Sauerwasser zeichnet sich durch einen lieblichen Geschmack aus, wird deßhalb auch auswärts nicht allein zu Kur-Zwecken, sondern als ein angenehmes erfrischendes Getränk genossen, obwohl die Versendung des Wassers nicht mehr so bedeutend ist wie in frühern Zeiten, wo ganze Schiffladungen davon nach Wien gegangen seyn sollen. Seine kräftigen Heilwirkungen | bewährt das Wasser sowohl beim innerlichen als beim äußerlichen Gebrauch in mancherlei Krankheiten, und es verdient deßhalb Anerkennung, daß neuerlich die Badanstalt durch die Bemühungen zweier Göppinger Ärzte (Dr. Palm und Dr. Landerer) eine den jetzigen Anforderungen vollkommen entsprechende Einrichtung erhalten hat, die seit längerer Zeit schmerzlich vermißt worden war. Über die Heilquellen Göppingens sind folgende Schriften erschienen: Kurze Beschreibung der Bergsäffte und Tugenden des heilsamen und berühmten Saver-Brunnens bei der Stadt Göppingen u. s. w. durch Hieron. Walchen. Nürnberg 1644. 8. – Das Göppingische Bethesda u. s. w. von Martin Maskowsky. Nördlingen 1688. 8. – Lentilius, neue Beschreibung des zu Göppingen gelegenen, edlen, berühmt- und uralten Sauerbrunnens u. s. w. Stuttg. 1725. 8. – W. J. Christmann’s leibliche und geistliche Gestalt des Sauerbrunnens zu Göppingen. Heilbronn 1731. – C. Fr. Kielmayer, disquisitio chemica acidularum Bergensium et Goeppingensium. Stuttg. 1786. 4. Außer Göppingen finden sich noch in Jebenhausen, Faurndau und Hattenhofen Sauerwasserquellen. Die in Jebenhausen genoß in früherer Zeit eines nicht unbedeutenden Rufs, und es befand sich daselbst eine besuchte Badanstalt. Die Quelle ist in einen hölzernen Kasten gefaßt und mit einem Häuschen bedeckt. Das Wasser hat einen angenehmen Geschmack. Die festen Bestandtheile desselben sind bis jetzt nicht näher untersucht, dagegen hat Professor Chr. Gmelin den Kohlensäuregehalt untersucht und namhaft geringer gefunden als den des Göppinger Mineralwassers. Während 100 Volumen des letztern 118 Volumen Gas enthalten, finden sich in derselben Quantität des Jebenhäuser Wassers nur 94 Volumen Gas. Die Quelle liefert gegenwärtig nur eine geringe Menge Wasser; zu der Zeit, wo eine Badanstalt bestand, waren noch weitere Quellen vorhanden, die im Jahr 1770 durch einen Wolkenbruch verschüttet wurden. Auch die übrigen Brunnen von Jebenhausen | liefern kein reines süßes Wasser, es ist durchaus mehr oder weniger mit Sauerwasser gemischt und nicht selten stark eisenhaltig. Sämmtliche Quellen kommen aus dem Liaskalk. Von dem Jebenhäuser Mineralwasser handelt die Schrift: Dr. J. G. Brebiß, neueste Beschreibung des Sauerbrunnens zu Jebenhausen u. s. w. Rotenburg a. d. T. 1723. 8.Die Sauerwasserquelle bei Faurndau, in einem Wiesenthale gegen Jebenhausen hin, hat Zufluß von süßem Wasser und ist bis jetzt keiner nähern Untersuchung unterworfen worden. (S. die Ortsbeschr.)
Was endlich den Säuerling von Hattenhofen betrifft, so entspringt die Quelle am Fuße der kleinen Anhöhe, auf welcher der zu Hattenhofen gehörige Weiler Reuenstadt liegt. Nach der Angabe von Augenzeugen wurde bei der letzten Fassung erhoben, daß es 3 Quellen sind, von denen nur eine durch den Geschmack Eisengehalt zu erkennen gebe und stark kohlensauerhaltig sey, wornach vielleicht die beiden andern Quellen nur süßes Wasser liefern. Das Wasser ist übrigens reich an Kohlensäure und enthält mehr Eisen als alle übrigen Quellen des Bezirks. Es enthält in 100 Unzen 25 Grane fixe Bestandtheile. Zu Heilzwecken wird es kaum verwendet, doch haben sich ihrer schon öfters Kurgäste von Boll nicht ohne Erfolg zu einer Nachkur bedient; auch wird sie von den Bewohnern der Umgegend zuweilen gegen Bleichsucht mit entschiedenem Nutzen angewendet. (Über die Quellen in Dürnau und Heiningen s. die Ortsbeschr.)
Höhe über dem Meer in par. F. |
Entfernung von dem höheren Ort in Stunden zu 13.000 w. F. |
Fall auf diese Entfernung | ||||
des höhern Ortes. |
des tiefern Ortes. |
nach der Flußbahn. |
nach dem Thal. |
in par. Fuß. |
in Proc. dem Thal nach. | |
Von Großsüßen bis Göppingen | 1103 | 958,7 | 2,5 | 2,4 | 144,3 | 0,523 |
Von Göppingen bis Faurndau | 958,7 | 915 | 0,7 | 0,3 | 43,7 | 0,476 |
Von Faurndau bis Ebersbach | 915 | 835,6 | 2,0 | 1,1 | 79,4 | 0,629 |
Von Ebersbach bis zum Einfluß in den Neckar |
835,6 | 758 | 2,4 | 2,1 | 77,6 | 0,322 |
Von den Zuflüssen der Fils, so weit sie den Göppinger Oberamtsbezirk betreffen, sind zuerst diejenigen zu erwähnen, welche aus dem südlichen, noch der Alp angehörigen, Theile des Bezirks in das obere Filsthal (im OA. Geislingen) sich ergießen, und zwar:
1) Der Gruibinger Bach, der oberhalb Gruibingen durch die Vereinigung mehrerer Bächlein, welche in den zwischen dem Bosler und dem Sielenwang eingeschnittenen Thalschluchten ihren Ursprung nehmen, (Schausbach) gebildet wird, sich in der Richtung von Nordwest nach Südost der Fils zuwendet, da, wo er durch Gruibingen fließt, den aus den westlichen Schluchten hervorquellenden Winkelbach (Zwinkelbach) aufnimmt und kurz nach dem Austritt aus dem Göppinger Bezirk zwischen Mühlhausen und Gosbach in die Fils sich ergießt. Sein Lauf von den entferntesten Ursprüngen bis zum Einfluß in die Fils beträgt anderthalb Stunden.
2) Der Gansloser Bach entspringt mit mehreren Quellen in den Einschnitten des Gebirges zwischen der Hochalp, dem Sielenwang und der Litzelalp, durchschneidet den Ort Ganslosen, nimmt noch von den zu seiner Linken gelegenen Schluchten mehrere Bächlein (namentlich die Ihmtel und Hartel) auf; sein nach Süden gerichteter Lauf innerhalb des Göppinger Oberamts beträgt beiläufig eine Stunde. Weiterhin nimmt das von ihm durchflossene Thälchen den Namen Hardtthal an. Der Eintritt des Bachs erfolgt in der Nähe von Eisenbach, eine halbe Stunde nachdem er die Grenze des Oberamts überschritten hat.
Von den Zuflüssen der Fils im unteren Abschnitt ihres Laufs sind (mit Übergehung einiger untergeordneten) anzuführen:
| a) vom linken Ufer3) Der Holzheimer Bach (Böglinsbach) entspringt theils aus einer östlich vom Wasserberg gelegenen Schlucht – Weilerbach – theils in der Nähe des Haldenberges – Schlather Bach. Eine kurze Strecke unterhalb Schlath vereinigen sich die beiden Bäche; der vereinigte Bach fließt in nordwestlicher Richtung gegen Holzheim, nimmt kurz vorher noch den vom Träutlenstobel herabkommenden Ramsbach und weiterhin den in derselben Gegend entspringenden Streichenbach auf und ergießt sich eine Viertelstunde unter Holzheim in die Fils. Der Lauf des Holzheimer Bachs dehnt sich über eine Strecke von beiläufig zwei Stunden aus.
4) Der Heubach (Heunbach, Heinbach), der bei Göppingen in die Fils sich ergießt, entsteht durch den Zusammenfluß einer Anzahl kleiner Bächlein (worunter namentlich der Eschenbach, Lautenbach, Költbach, Katzenbach), die größerntheils in den bewaldeten Höhen, welche sich zu den Füßen der Hochalp und des Sielenwang zwischen dem Fuchseckhof und Dürnau ausbreiten, ihren Ursprung haben. Von seinen äußersten Ursprüngen bis zur Fils durchläuft er in vorherrschend nördlicher Richtung eine Strecke von etwa dritthalb Stunden.
5) Der Fulbach (Jebenhauser Bach) wird durch die Vereinigung verschiedener zwischen Dürnau und dem Bade Boll entspringender Bächlein, worunter der in der Nähe von Boll entspringende Heimbach, gebildet; bei Jebenhausen fließt noch der nördlich von Heiningen entspringende Dintenbach zu ihm. Er fällt zwischen Filseck und Faurndau in die Fils nach einem dritthalbstündigen, gegen Norden gerichteten Lauf.
6) Der Albershauser Bach (Butzbach) entspringt im Kirchheimer Oberamt in der Teufelsklinge, fließt in der Gegend von Boll eine Strecke durch den Göppinger Bezirk und erscheint, nachdem er noch einmal in den erstern Bezirk zurückgetreten ist, in letzterem zum zweiten Mal bei Reuenstadt. Unterhalb Uihingen erreicht er die Fils.
Mehrerer weiterer Zuflüsse der Fils von der linken Seite ist hier kaum zu erwähnen, indem sie nur mit ihrer Mündung dem Göppinger Bezirke angehören, wie der Sulpacher Bach, der Bach von Weiler und der Kuhnbach, die auf den Markungen von Ebersbach und Reichenbach in die Fils sich ergießen.
7) Der Schlierbach (Thalbach, Bodenbach, Dalbenbach, Tobelbach) entspringt auf der Markung von Hattenhofen, fließt auf seinem nach Nordwest gerichteten Lauf durch den Ort Schlierbach, tritt dann in den Kirchheimer Bezirk, gehört aber mit seinem unterhalb Reichenbach erfolgenden Ausfluß wieder dem Göppinger Oberamte an.
b) Von der rechten Seite fallen in die Fils
| 8) Die Krumm (Krummbach) entspringt am südlichen Fuße des Hohenrechbergs im Oberamt Gmünd, tritt nach halbstündigem Lauf beim Strudelhof in den Göppinger Bezirk ein, wird auf ihrem nach Süden gerichteten Weg durch das reizende Ottenbacher Thal durch verschiedene kleinere aus den Abhängen des Rehgebirgs entspringende Zuflüsse verstärkt und erreicht die Fils oder vielmehr durch die Kunst hergestellte Arme derselben bei Groß-Eislingen.9) Der Marbach entspringt mit zwei Zweigen einestheils in der Gegend von Hohrein vom Abhang des Rehgebirges, anderntheils (auch als Aalbach besonders benannt) in der Gegend von Rattenharz, Oberamts Gmünd; übrigens tritt letzterer Zweig nicht weit von seinem Ursprung in das Oberamt Göppingen ein und verstärkt sich unter Anderem namentlich durch den von Hundsholz (Oberamts Schorndorf) herkommenden Mühlbach und den bei Wäschenbeuren (Oberamts Welzheim) entspringenden Krettenbach, der eigentliche Marbach dagegen durch den Hohlenbach. Nachdem der eigentliche Marbach durch Bartenbach, und der Aalbach durch Rechberghausen geflossen sind, vereinigen sie sich mit einander und fallen in der Gegend von Faurndau in die Fils.
10) Bei Uihingen fällt ein bei Wangen entspringender Bach in die Fils. Weiterhin folgt
11) die Nassach (Nassenbach), die aus der Gegend von Schlichten (Oberamts Schorndorf) kommt und in der Nähe von Diegelsberg mit der Fils sich vereinigt.
12) Der Ebersbach entspringt eine starke halbe Stunde nördlich vom gleichnamigen Orte und fällt bei diesem in die Fils.
13) Der Kirnbach und
14) der Engelsbach fallen nach kurzem Lauf zwischen Ebersbach und Reichenbach in die Fils.
15) Der Reichenbach (Katzenbach) entspringt in der Gegend von Hohengehren (Oberamts Schorndorf), fließt in ganz südlicher Richtung und erreicht die Fils bei dem Ort Reichenbach.
16) Der Litzelbach entspringt in der Gegend von Baltmannsweiler (Oberamt Schorndorf) östlich und westlich, vom Baltmannsberge als Schachenbach und Gefallbach. Bald nachdem der Litzelbach durch den Zusammentritt dieser beiden Bäche sich gebildet hat, gewinnt er den Göppinger Bezirk und fällt schon nach etwa einem halbstündigen Lauf innerhalb desselben unter dem Dorfe Reichenbach in die Fils.
Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer des Bezirks beträgt nach der im Jahre 1834 geschehenen Aufnahme 557 Morgen.
Würt. Fuß | Pariser Fuß | |
über dem Mittelmeer. | ||
Boll, Erdfläche am Badhaus | 1413 | 1246 |
" " an d. Kirche | 1478 | 1303,5 |
Betzgenrieth, Erdfl. an d. Kirche | 1259,5 | 1110,8 |
Dürnau, Erdfl. an d. Kirche | 1479 | 1304,4 |
Ebersbach, Kirchthurmknopf | 1154,5 | 1018,2 |
" Erdfl. am Rathhaus | 953,5 | 841,4 |
Faurndau, Erdfl. an d. Kirche | 1042,5 | 919,4 |
Eschenbach, Erdfl. an d. Kirche | 1421,5 | 1253,7 |
Göppingen, Erdfl. am Rathhaus | 1103 | 972,8 |
" Niveau der Fils unter der Spitalbrücke | 1087 | 958,7 |
Groß-Eislingen, Kirchthurmknopf | 1273,5 | 1123,2 |
Hattenhofen, Erdfl. an d. Kirche | 1239 | 1092,7 |
Heiningen, Erdfl. a. d. Kirche | 1319 | 1163,3 |
Hohenstaufen, Erdfl. a. d. Kirche | 2098 | 1850,3 |
" Sign. auf d. Staufenberg | 2381,5 | 2100 |
Jebenhausen, Erdfl. a. d. Kirche | 1165 | 1027,5 |
Ottenbach, Erdfl. a. d. Kirche | 1398 | 1233 |
Schlierbach, Erdfl. a. d. Kirche | 1208,5 | 1065,8 |
- (v. Memmingers Beschreibung von Würt. 3. S. 832.)
Weitere, mittelst des Barometers vollzogene Höhen-Bestimmungen sind mitgetheilt in Memminger’s württ. Jahrb. u. s. w. Jahrg. 1832. S. 273 ff. Wir heben nur Staufeneck mit 1625, und die Fuchseckspitze mit 2378 Pariser Fuß über die Meeresfläche aus, welche ohne Zweifel der höchste Punkt des Oberamts ist.
Lohnend durch schöne Aussichten ist aber auch die Besteigung von Staufeneck, die des Boslers und des Kornbergs. Auch zu den Füßen der Alp finden sich manche Punkte, die nicht allein durch den freundlichen Charakter ihrer nächsten Umgebung, sondern auch durch die Aussicht auf die fernere Umgegend anziehen, wie Boll, Heiningen, Schlath u. s. w. Auf der rechten Seite der Fils bildet besonders das Ottenbacher-Thälchen liebliche Landschaftsbilder.
Was die tertiären Gebilde und die in ihnen enthaltenen Reste einer untergegangenen Tierwelt anlangt, so haben wir noch des Kalktuffs zu erwähnen, der insbesondere bei Göppingen und Faurndau, auch auf der Gruibinger Markung, abgelagert ist, sowie des Vorkommens von Mammuthknochen im angeschwemmten Boden.
Von Mineralien endlich dürften noch außer den bereits gelegentlich genannten hauptsächlich die an einzelnen Orten (Rechberghausen, Hohenstaufen) sich findenden Feuersteinkugeln ausgehoben werden, und die schwarzen und schwarzgrauen Marmore von Hattenhofen (im schwarzen Jura).
|Wie für den Geognosten, so ist auch für den Freund der Botanik der Göppinger Bezirk eine reiche Fundgrube, indem eine bedeutende Anzahl seltener vorkommender Pflanzen innerhalb seiner Grenzen sich finden. Als Fundorte von solchen sind besonders Fuchseck, der Bosler, der waldige Abhang der Alp (brauner Jura) und die Fläche von Boll, Dürnau u. s. w. auszuzeichnen.
Die im Bezirke vorkommenden Bäume und Sträucher werden hienach erwähnt werden. Hier sind die Felsenbirne (aronia rotundifolia), der Steinapfel (cotoneaster vulgaris), ferner Sambucus racemosa, Rosa spinosissima und die Steinbeere (Rubus saxatilis) hervorzuheben.
Von krautartigen Gewächsen sind zu bemerken: Pinguicula vulgaris, Salvia verticillata, Andropogon Ischaemum, Panicum Crus galli, Sesleria coerulea, Poa compressa, Festuca glauca, Dipsacus pilosus, Asperula arvensis, Sagina procumbens, Pulmonaria angustifolia, Primula farinosa, Anagallis coerulea, Gentiana ciliata, G. verna, G. Pneumonanthe, Erythraea ramosissima, Verbascum nigrum, Physalis Alkekengi, Vinca minor, Phyteuma orbiculare, Impatiens noli tangere, Thesium linophyllum, Astrantia major, Bupleurum rotundifolium, Caucalis grandiflora, C. latifolia, Silaus pratensis, Parnassia palustris, Peplis Portula, Galanthus nivalis, Leucoium vernum, Lilium Martagon, Allium angulosum, A. ursinum, A. oleraceum, Ornithogalum luteum, Orn. umbellatum, Scilla bifolia, Sc. amoena, Muscari botryoides, Anthericum Liliago, Convallaria Polygonatum, Triglochin palustre, Paris quadrifolia, Pyrola rotundifolia, P. minor, P. secunda, Monotropa Hypopitys, Chrysosplenium alternifolium, Saxifraga cespitosa, S. Aizoon, Sedum Telephium, Euphorbia amygdaloides, Spiraea Aruncus, Aconitum Lycoctonum, Trollius europaeus, Eranthis hiemalis, Helleborus foetidus, Anemone ranunculoides, Thalictrum minus, Teucrium | Chamaedrys, T. Botrys, T. montanum, Stachys annua, Digitalis lutea, D. ambigua, Orobanche Galii, O. Epithymum, Lathraea squamaria, Lunaria rediviva, Alyssum montanum, Thlaspi montanum, Arabis arenosa, A. hirsuta, Turritis glabra, Malva Alcea, Corydalis bulbosa, Trifolium fragiferum, Gnaphalium montanum, Senecio viscosus, Anthemis tinctoria, Centaurea montana, Orchis pyramidalis, O. militaris, O. ustulata, Gymnadenia odoratissima, Himantoglossum viride, Nigritella globosa, Herminium Monorchis, Ophrys arachnites, Spiranthes autumnalis, Cephalanthera pallens, C. ensifolia, Neottia nidus avis, N. ovata, Epipactis latifolia var. viridiflora et atrorubens, Cypripedium Calceolus, Mercurialis perennis. Morcheln und andere eßbare Schwämme kommen in der Gegend von Ganslosen und Gruibingen sehr häufig vor.Als officinelle Gewächse verdienen noch folgende, worunter gleichfalls mehrere seltenere, besondere Erwähnung: Valeriana officinalis, Verbascum Thapsus, Atropa Belladonna, Solanum Dulcamara, Erythraea Centaurium, Gentiana lutea, Menyanthes trifoliata, Rhamnus cathartica, Pimpinella Saxifraga, Sambucus nigra, S. Ebulus, Daphne mezereum, Asarum europaeum, Hypericum perforatum, Anemone Pulsatilla, Origanum vulgare, Thymus Serpyllum, Euphrasia officinalis, Nasturtium officinale, Polygala amara, Ononis spinosa, Cichorium Intybus, Arnica montana, Arum maculatum, Juniperus communis (die Bewohner von Ganslosen treiben einen Hausirhandel mit Wachholdermus), Taxus baccata, Polypodium vulgare.
Die Fauna des Bezirkes kommt im Wesentlichen mit der der benachbarten Bezirke überein und gibt nur zu einigen wenigen Bemerkungen Anlaß. Rehe und Hasen kommen in ziemlicher Menge im Bezirke vor, Hirsche seltener; etwas Eigenthümliches ist es, daß die Rehböcke in der Gegend von Gruibingen, abweichend von der gewöhnlichen Bildung, höhere, beinahe parallel laufende, nicht auswärts gebogene Geweihe besitzen. Der Dachs kommt vor; nicht | minder Füchse. Zuweilen beobachtet man die Haselmaus; Fischotter lassen sich hier und da an den Ufern der Fils sehen. Wilde Enten zeigen sich öfters in der Fils und den stehenden Wassern bei Faurndau und Ebersbach. Was die Fische betrifft, so führte in frühern Zeiten die Fils sehr viele Forellen; in Folge der Zunahme der Wasserwerke und der Türkischgarnfärberei, wodurch das Wasser häufig verunreinigt wird, hat sich aber ihre Zahl bedeutend vermindert. Außer Forellen kommen Aschen (bei Salach), Schleien und Karpfen (bei Ebersbach), Hechte (im Zeller See), Weißfische und Barben überall, Bersinge aber nur selten vor. An mehreren Orten finden sich Edel- und Stein-Krebse vor (s. Hattenhofen). In Bezug auf Insekten dürfte etwa des häufigen Vorkommens des schönen Apollofalters erwähnt werden. [7]
- ↑ Die letztere heißt das „Schlagstüble“ die andere der „Höhlenstein.“ Diese ist 30' lang und 20' breit, und auf ihrem Plateau genießt man eine unendliche Fernsicht.
- ↑ Einen merkwürdigen Erdfall s. unten bei Lothenberg. M.
- ↑ Einige Bohrversuche auf süßes Wasser, welche 1833 und 1834 in Reichenbach und Boll gemacht wurden, mißlangen. Das Bohrloch war am erstern Orte auf 205 und am letztern auf 300 Fuß getrieben worden (Corresp. Bl. des W. Landw. Ver. 1836. I. S. 81.) M.
- ↑ Über weitere trocken gelegte Seen s. unten bei Ganslosen, Oberwälden, Schlath und Filseck.
- ↑ Im Ganzen betrachtet, ist das Klima gemäßigt. Der Frühling tritt mit Anfang Mai’s und der Winter im November ein. Die Winterfrüchte reifen zu Anfang Augusts, die Sommerfrüchte vierzehn Tage später. Das Frühobst wird im August, das Kernobst im September und das Steinobst im Oktober reif.
- ↑ Daß auch der Hohenstaufen als Wetterscheide wirkt, zeigt die Ortsbeschreibung. M.
- ↑ Auch möchte die sehr giftige und gefährliche Kreuzotter (vipera chersea, Cuvier) Erwähnung verdienen, welche schon in den Alpthälern bei Göppingen gesehen wurde. (Corresp. Bl. des landw. Ver. 1830 I. S. 156.) M.
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