Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 23

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Lombach,
Gemeinde III. Kl. mit 516 Einw., wor. 1 Kath. a. Lombach, Pfarrdorf, 401 Einw. b. Sulzbach, Weiler, 41 Einw. c. Ursenthal, Weiler, 74 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Lombach liegt 11/2 Stunden südöstlich von Freudenstadt und ist weitläufig, ziemlich lange gedehnt, theils in das Lombach-Thal, theils an einen zwischen diesem Thale und dem Ehrenbach-Thälchen ziehenden Bergrückenausläufer hingebaut. Der Ort hat daher eine unebene, übrigens gegen Norden geschützte Lage; die nicht gekandelten Ortsstraßen lassen in Beziehung auf Reinlichkeit noch Manches zu wünschen übrig. Gutes Trinkwasser, das 5 laufende Brunnen liefern, ist im Überfluß vorhanden; das beste Wasser führt der in der Nähe des Pfarrhauses befindliche Lombachbrunnen. Mitten durch den Ort fließt der nahe entspringende Lombach (Lanbach), welcher unterhalb des Orts den Ehrenbach aufnimmt und sich bald mit dem Fischbach, der kurz vorher den Dürrenbach aufgenommen hatte, vereinigt. Überdieß sind auf der Markung noch mehrere beständig, wie auch periodisch fließende Quellen (sogen. Seltenbrunnen) vorhanden.

Die im unteren Theil des Orts stehende, mit dem Begräbnißplatz umgebene Pfarrkirche ist am Langhause styllos verändert und trägt über einem Eingang die Jahrszahl 1786, welche vermuthlich die Zeit einer Erneuerung angibt; dagegen ist der mit einem halben Achteck schließende Chor noch in seinem ursprünglichen germanischen Style erhalten. Das schmucklose Innere der Kirche enthält an der südlichen Wand ein über lebensgroßes, sehr gut ausgeführtes Wandgemälde, Christus vorstellend, welches sich ohne Zweifel von der früher ganz ausgemalten Kirche noch erhalten hat; überdieß ist noch ein sehr altes Crucifix vorhanden. Der alte, viereckige, mit einem Zeltdach versehene Thurm zeigt an den Ecken noch Buckelsteine und hat in seinen unteren Stockwerken Schußscharten, während das oberste rundbogige Fenster enthält; auf demselben hängen 2 Glocken, deren Inschriften wegen Unzugänglichkeit nicht gelesen werden können. Die Kirche wird von der Gemeinde und Stiftung gemeinschaftlich unterhalten.

| Das geräumige, nur durch die Hauptstraße und einen Theil des Begräbnißplatzes von der Kirche getrennte Pfarrhaus wurde nach einer über dem spitzbogigen Eingang angebrachten Inschrift 1629 erbaut und 1736 erneuert; es ist vom Staat im Bau zu unterhalten.

Ein in der Nähe der Kirche gelegenes Wirthschaftsgebäude hat die Gemeinde 1832 gekauft und für die Schule und Wohnung des Lehrers eingerichtet. Neben der Volksschule besteht seit 1852 auch eine Industrieschule. Die Gemeinderathssitzungen werden in dem Gasthause gehalten.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gutartig, sehr fleißig, übrigens mit Ausnahme einiger Vermöglichen unbemittelt; der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 70 Morgen, der allgemeinste 20 Morgen. Die Erwerbsmittel sind Feldbau mit Viehzucht und bei der unbemittelten Klasse Arbeiten in den Waldungen.

Die mittelgroße, ziemlich unebene Markung hat im Allgemeinen einen minder ergiebigen Boden, der zu 2/3 aus der Verwitterung des Wellenmergels besteht; der übrige Boden ist rothsandig und nur ein kleiner Theil besteht aus Kalkboden. Die klimatischen Verhältnisse sind rauh und Frühlingsfröste häufig, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.

Die Landwirthschaft, bei der annähernd das Dreifeldersystem beobachtet wird, ist, so weit es die ungünstigen natürlichen Verhältnisse erlauben, in mittelmäßigem Zustande und verbesserte Ackergeräthschaften haben nur theilweise Eingang gefunden; auch lassen die Düngerstätten noch Vieles zu wünschen übrig. Man baut vorherrschend Dinkel und Hafer, weniger Gerste und Roggen; von Brach- und Handelsgewächsen kommen hauptsächlich Kartoffeln, Futterkräuter, Kraut, Kohlraben, Hanf, Flachs und etwas Reps zum Anbau. Wegen des unergiebigen Bodens ist der Ertrag der Felder gering und beträgt durchschnittlich 4 Scheffel Dinkel, 3 Scheffel Hafer, 3 Scheffel Gerste und 2 Scheffel Roggen pr. Morgen. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 100 fl., die mittleren 40–50 fl. und die geringsten 15 fl. Zu dem unzureichenden Erträgnisse an Getreide werden noch 2/3 des örtlichen Bedürfnisses von Außen aufgekauft.

Der Wiesenbau ist zwar ausgedehnt, jedoch in geringem Zustande; die Wiesen, denen nur wenig Wässerung zukommt, ertragen durchschnittlich 15 Centner Heu und 6 Centner Öhmd pr. Morgen. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 30–150 fl.

Die Obstzucht ist unbedeutend und liefert wegen der schädlichen Frühlingsfröste selten einigen Ertrag.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer gewöhnlichen Landrace | beschäftigt, ist in ziemlich gutem Zustande; die Haltung von 2 Farren ist einem Bürger gegen jährlich 18 fl. aus der Gemeindekasse und der Nutznießung von 4 Morgen Wiesen übertragen. Die Stallfütterung ist eingeführt und das Vieh wird nur noch im Herbste auf die Felder getrieben. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang. Schafzucht wird von den Einwohnern nicht getrieben, die Weide benützt ein Pachtschäfer gegen jährlich 100 fl.; die Pferchnutzung trägt der Gemeindekasse jährlich 120 fl. ein. Schweine, Ziegen und Bienen werden wenig gezogen.

Von Gewerben sind außer den ganz gewöhnlichen Handwerkern vorhanden: eine Potaschesiederei, 2 Schildwirthschaften, eine Krämerei und eine Sägmühle am Fischbach. Auf der Markung befindet sich ein im bunten Sandstein angelegter Steinbruch, der sehr schöne Platten liefert, welche auch in der Umgegend gesucht sind und den Einwohnern von Lombach einigen Verdienst gewähren.

Das Fischrecht in dem Forellen führenden Fischbach hat die Gemeinde um jährlich 1 fl. 30 kr. verpachtet.

Den Verkehr sichern Vicinalstraßen nach Rodt, Glatten und Wittendorf.

Über das unbedeutende Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III.

Nach der Volkssage stand in der Nähe der Kirche zu Lombach ein Kloster, zu dem der sogen. Nonnenbrunnen in bleiernen Teicheln geleitet wurde. Im Fischbach-Thale unterhalb des Wilkenbrands soll eine Kapelle gestanden seyn und noch wird eine Stelle daselbst das Pfarrgärtle genannt. Auch will die Volkssage von einer Burg wissen, die auf der Bergspitze zwischen dem Lombach- und Fischbach-Thälchen (Steinhausbuckel) gestanden habe.

Von den zur Gemeinde gehörigen Weilern liegt

b. Sulzbach, mit Baumgärten umgeben, 1/2 Stunde westlich von dem Mutterort an der Straße nach Rodt; im Ort entspringt der Sulzbach.

c. Ursenthal, 1/4 Stunde östlich vom Mutterort an dem Fischbach; dieser Weiler besteht aus einigen Häusern und einer Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Zu demselben gehört der etwas südlich gelegene ansehnliche Bühlhof.

Antheil am Orte Lombach (alt auch Lumbach geschrieben) hatten in früher Zeit die Pfalzgrafen von Tübingen. Pfalzgraf Rudolf beschenkt um 1191 das Kloster Bebenhausen mit hiesigen Gütern (Annal. Bebenhus. in Württ. Jahrb. 1855b, 175, Schmid, Pfalzgr. v. Tüb. 113) und Pabst Gregor IX. bestätigte ihm solchen Besitz den | 8. Merz 1229. Einen hiesigen Hof besaßen die von Neuneck mit verschiedenen im Jahr 1491 niedergeschriebenen Gerechtsamen (Grimm, Weisthümer 1, 396). Sonst waren gegen den Schluß des Mittelalters hier Hauptbesitzer die Herren von Geroldseck, von denen der Ort im Jahr 1501 an das Kloster Alpirsbach gelangte[1].

Ursprünglich Filial von Wittendorf bekam Lombach erst 1561 einen eigenen Pfarrer. Die Kirche ist dem heil. Johannes dem Täufer gewidmet. Das Patronatrecht kam mit dem Kloster Alpirsbach an Württemberg, wie es auch heut zu Tage der Krone zusteht.


  1. In den Verhältnissen dieses Ortes zum Kloster Alpirsbach gab es viele Eigenheiten. Cleß B, 350; s. überhaupt eb. 339. 371. 429., Sattler, Grafen 4, 116. 122 ff. Reyscher, Statut. Rechte 56. 67.
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