Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 13

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Göttelfingen,
Gemeinde III. Kl. mit 686 Einw. a. Göttelfingen, Pfarrdorf, 349 Einw., b. Allmandle, Weiler, 147 Einw., c. Eisenbach, Weiler, 141 Einw., d. Omersbach, Weiler, 15 Einw., e. Schorrenthal (an der linken Seite des Bachs), Weiler, 24 Einw. f. Washalden, Haus, 10 Einw. – Evang. Pfarrei.


a. Göttelfingen ist auf einer flachen Hochebene zwischen den Thälern der Nagold und des Omersbachs 4 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen; das weitläufig in die Länge gebaute Dorf ist seit dem Jahr 1779, in welchem es nebst der Kirche ganz abbrannte, neu erbaut. Die Gebäude selbst sind meist stattliche, aus Holz aufgeführte und mit steinernem Unterstock versehene Bauernwohnungen, die nicht nur eine Bedachung, sondern auch eine Verkleidung von Schindeln haben. Der mit reinlichen Straßen versehene Ort ist durch Vicinalstraßen nach Urnagold, Altensteig und Schernbach mit der Umgegend in Verbindung gesetzt. Gutes Trinkwasser, welches auch in trockenen Jahrgängen nicht abnimmt, wird aus den 1/2 Stunde entfernten, sog. Binsenwiesen hergeleitet. Die an der Hauptstraße, beinahe in der Mitte des Orts stehende Pfarrkirche wurde im Jahr 1780 in einem schmucklosen Styl erbaut; ihre Erhaltung liegt dem Staat ob.

Der Begräbnißplatz liegt am westlichen Ende des Orts.

Das im gleichen Jahr nahe an der Kirche erbaute Pfarrhaus, welches ebenfalls der Staat zu unterhalten hat, liegt frei und angenehm; von demselben genießt man eine schöne Aussicht, wie sich überhaupt in der Nähe des Orts dem Auge ein ausgedehntes Panorama öffnet, dessen Hintergrund die schwäbische Alp bildet.

Das ansehnliche Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath befinden, ist im Jahr 1833 neu erbaut worden.

Die Einwohner sind im Allgemeinen gesunde, kräftige Leute, die sich ihr Auskommen hauptsächlich durch Holzhandel, Arbeiten in | den Waldungen und Viehzucht sichern; der Feldbau ist weniger lohnend, indem das Klima rauh und der Boden (ein leicht gebundener Sand) ziemlich unergiebig ist; überdieß verwendet man auf die Landwirthschaft nicht den nöthigen Fleiß und hält sich mehr an die Einnahmen aus den Waldungen. Außer einigen sehr wohlhabenden Hofbauren mit bedeutendem Waldbesitz sind die Einwohner in ihren Vermögensumständen zurückgekommen und nicht selten verarmt. Die Gewerbe beschränken sich außer mehreren Sägmühlen, welche viele Schnittwaaren liefern, und einer Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang am Omersbach, nur auf die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse.

Die ausgedehnte Markung, die übrigens größtentheils für die Waldwirthschaft benützt wird, hängt nicht zusammen, sondern ist durch die zwischen liegende Markung Besenfeld in zwei Partien getrennt.

Der in willkürlicher Wirthschaft betriebene Ackerbau beschäftigt sich hauptsächlich mit Sommerhalmfrüchten, als: Sommerroggen, etwas Gerste, Hafer und nur wenig Winterroggen. Den Halmfrüchten folgen die Hackfrüchte (Kartoffeln, Kraut, Rüben etc.), oder man läßt die Felder zu Graswuchs liegen und benützt sie alsdann einige Jahre als Mähfeld. Die Aussaat ist namhafter als in andern Gegenden und der Ertrag je nach den Jahrgängen der 4–8fache. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 50–100 fl. Die Erzeugnisse des Ackerbaus reichen zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses nicht hin. Von Handelsgewächsen werden etwas Hanf und viel Flachs gebaut, welch letzterer wegen seiner Güte allgemein bekannt ist und größtentheils verkauft wird.

Der Wiesenbau ist ergiebig, liefert aber ein etwas nahrungsarmes Futter; die Thalwiesen, denen größtentheils Wässerung zukommt, ertragen im Durchschnitt 30 Centner Heu und 15 Centner Öhmd pr. Morgen; dagegen sind die Grasäcker (Mähfelder) nur einmähdig. Die Preise der Wiesen, welche früher mehr als doppelt so hoch standen, betragen gegenwärtig 100–200–300 fl. pr. Morgen. Zur Erhaltung des beträchtlichen Viehstandes reicht das Futtererzeugniß kaum hin.

Die Obstzucht ist gering und liefert in Folge des rauhen Klimas selten einigen Ertrag.

Die sehr ausgedehnten, zum Theil guten Weideplätze werden zum Weiden des Rindviehs und in neuerer Zeit auch für eine kleine Schafheerde benützt; überdieß mäht man auf dergleichen Stellen Streue für das Vieh und läßt auf diesen Flächen, die sich sehr gut für die Waldkultur eignen würden, keinen Holzwuchs aufkommen, obgleich es | gewiß lohnender wäre, die Stallfütterung einzuführen und sich der Nadelstreu zu bedienen.

Die beträchtliche Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer kleinen Landrace und läßt einen lebhaften Handel mit Mast- und Schmalvieh nach Baden und Frankreich zu. Die Zucht der Schweine hat abgenommen und wird nur für das eigene Bedürfniß betrieben.

Über das Vermögen der Gemeinde und der Stiftungspflege s. Tabelle III.

Die zu der politischen Gemeinde Göttelfingen gehörigen Parcellen sind:

b. Allmandle, ein nur 1/8 Stunde nördlich vom Mutterort gelegener, ansehnlicher Weiler, der an der Vicinalstraße nach Urnagold weitläufig gebaut und auf drei Seiten mit Waldungen umgeben ist.

c. Eisenbach, liegt 1/2 Stunde nordwestlich von Göttelfingen an der Straße nach Urnagold, von dem es nur 1/8 Stunde entfernt ist. Die Einwohner, welche etwas Feldbau treiben, hauptsächlich aber ihr Auskommen durch Arbeiten in den Waldungen sichern, besuchen der Nähe wegen die Kirche in Urnagold; die Kinder gehen in die Schule nach Göttelfingen.

d. Omersbach, liegt in einem tief eingeschnittenen Thale, 1/2 Stunde östlich von dem Mutterort an der Einmündung des Omersbachs in die Nagold. Durch den Ort, der aus einigen Häusern, einer Mühle (s. oben) und einer Sägmühle besteht, führt die Vicinalstraße von Göttelfingen nach Altensteig. Die Einwohner besuchen die Kirche und Schule in Göttelfingen.

e. Schorrenthal, 1/2 Stunde westlich vom Mutterort gelegen, wird durch die Nagold in zwei Partien getrennt, von denen die auf der linken Seite gelegene, aus einigen Häusern und 2 Sägmühlen bestehende der Gemeinde Göttelfingen zugetheilt ist; die auf der rechten Seite gehört zu Besenfeld (s. die Ortsbeschr. von Besenfeld).

f. Washalden, heißt ein einzeln stehendes Haus, das 2 Stunden nordwestlich von Göttelfingen an der nördlichen Grenze des Oberamtsbezirks am Kaltenbach liegt, der hier zu einem Floßsee geschwellt wird.

Göttelfingen kommt um 1082 erstmals vor, unter den Orten, wo das Kloster Reichenbach am frühsten Besitzungen, von denen eine früher dem Grafen Hermann von Sulz gehört hatte, erhielt; die älteste Schreibung ist Gotelbingun, Gotelibingun, Gotelubinga, woraus die Ableitung des Namens von Gottlieb sich ergibt (Cod. Reichenb. 3 a. 9 a. 11 a. 21 b. 22 a. b. 28 a. b.).

| Im Jahr 1228 machte Pfalzgraf Rudolf von Tübingen diesen seinen ererbten Besitz Gotelving dem Hochstift Straßburg lehnbar (s. bei Urnagold). Mit Besenfeld kam, wie es scheint, der Ort an die Herren von Eberstein und von diesen vielleicht erst 1505 (Krieg, Gr. v. Eberstein 134), da er im Jahr 1475 noch nicht unter den damals Badischen aufgeführt wird (Reyscher Statut.-Rechte 74), an die Markgrafschaft Baden. Von Markgraf Ernst Friedrich von Baden ertauschte ihn den 20. Dec. 1603 mit Altensteig u. a. der Herzog Friedrich von Württemberg.

Im Jahr 1497 wurde ein Streit des Klosters Reichenbach wegen seines Weiderechts auf den Göttelfinger und Schernbacher Markungen zu Gunsten des Klosters entschieden (Kuen, Collectio 2 b, 46).

Seit 1785 hat allhier seine Wohnung der Pfarrer des Kirchspiels, wozu Besenfeld und Hochdorf gehören. Der Pfarrsatz ist königlich.


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