« Kapitel B 23 Beschreibung des Oberamts Ellwangen Kapitel B 25 »
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24. Westhausen,
Gem. II. Kl., mit 1506 Einw. 1. Westhausen, Pfarrdorf, mit Eisenbahnstation, Faulenmühle, Haus, und Neumühle, Haus, 825 Einw., wor. 12 Ev., Fil. von Kapfenburg; 2. Baiershofen, Weiler, mit Wagenhofen, Weiler, 64 Einw., wor. 10 Ev.; 3. Frankenreute, Weiler, 23 Einw.; 4. Immenhofen, Weiler, 41 Einw.; 5. Jagsthausen, Weiler, 58 Einw., wor. 1 Ev.; 6. Reichenbach, Weiler, 101 Einw., wor. 3 Ev ; 7. Westerhofen, Weiler, 367 Einw., wor. 1 Ev., mit Ruithal, Hof, 21 Einw., wor. 7 Ev. und Weidach, Hof, 6 Einw.
Parz. 7 kath. Fil. von Lauchheim.
Der große Ort Westhausen liegt südlich der Jagst an einigen kleinen von Süden und Südwesten von der Alb her kommenden Zuflüssen. Der Ort verdankt seinen Ursprung, wohl ähnlich wie Röhlingen oder Unter-Schneidheim an der Sechta, den hier in der wasserreichen Niederung als Sperrung des Jagstthales angelegten römischen Burgställen. Ganz wie in Unter-Schneidheim sind es drei römische Burstel, wovon einer | mit einem festen Lager verbunden ist. Der Ort war mit Wall und Graben umgeben.

Die große Kirche zum heil. Mauritius steht hoch im nördlichen Teil des Dorfes, über ihrem reichen Westportal sieht man drei deutschherrliche Wappen und die Inschrift: GVbernante CaroLo e LotharIngIa IVbente FranCIsCo à LehrbaCh Cooperante RVDoLpho à WerDensteIn pLantabar. Die großen Buchstaben der Inschrift geben zusammen die Zeit der Erbauung, 1780, dem auch der Stil der Kirche entspricht. Das Innere, ein weiter tonnengewölbter schwachstuckirter Raum mit korinthischen Pilastern enthält auf dem Hochaltar ein großes schönes Ölbild des heil. Mauritius im antikisirenden Stil. Der Thurm, links am Chor stehend, ist älter und hat sehr spät gothische Schallfenster. Um die Kirche viele Grabsteine und Schmiedeisenkreuze. Noch befinden sich auf der Pfarrregistratur die Risse zum Kirchenbau, der Hauptriß mit der Unterschrift: Johann Michael Keller 1778. (Joh. Mich. Keller aus Dinkelsbühl baute 1762 in Gmünd die Dominikanerkirche, mehrere steinerne Privathäuser daselbst, auch an der Klosterkirche in Neresheim.) Die Kirche besitzt außerdem eine schöne große ewige Lampe, einen schönen großen Kelch im Stile Louis XVI., ebenso einen kleineren desselben Stils mit dem Cisterzienserbalken und F. X. Z. K.

An der linken Wand des Schiffes beim Altar steht aus Solnhoferkalk der Gedenkstein der „wohledlen Jungfer Agnes, gebohrne von Westhausen, welche allhiesiger Gemeind holz, weyd und wasser gestifft, als die letzte ihres namen und stammen. –“ „Nach alter Sag von diesem Stein gerade zu 12 Schuhe“ ruht ihr Sarg. Der Stein trägt die Jahreszahl 1780.

Westlich neben der Kirche steht sehr stattlich das Pfarrhaus, auch mit deutschherrlichen Wappen und 1769, und beides wieder an der großen steinernen Pfarrscheuer. Die Kirche ist jetzt von der Gemeinde zu unterhalten; das gleichfalls vom Deutschorden erbaute Pfarrhaus vom Staat. Das hübsche in der Nähe der Kirche stehende Schulhaus wurde 1880 erbaut; es unterrichten daran zwei Lehrer; ein weiteres, vor etwa 40 Jahren erbautes Schulhaus mit einem Lehrer besteht in Westerhofen. Die Eisenbahn mit hübschem Stationsgebäude läuft südlich des Ortes vorbei.

Nordwestlich vor dem Ort steht neben dem Gottesacker die große Kapelle zum h. Sylvester, erbaut laut Inschrifttafel 1626, mit gutem Bild, worauf Maria mit Kind, Ottilia und Sylvester.

| Alte Wege (Römerstraßen s. o. S. 351) kreuzen sich hier an der Kapelle und alte Sagen und Gebräuche (s. o. S. 178) gehen von ihr um.

Die Glocken. 1. Kirche, Schrift an der großen Glocke: Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg anno 1819. Divinum Verbum Laudes Et Funera signat MDCCCXIX. Herr M. Bletzger, Pfarrer; Herr Müller, Stabsschultheiß; Herr Lorenz Schullehrer; Herr Schmidle, Burgermeister. Mittlere Glocke: Gegossen für die Gemeinde Westhausen von Wieland in Ulm 1881. Die dritte kleine Glocke hat keine Schrift.

2. Kirchhofkapelle, Schrift an der größeren Glocke: Sct. Ottilia. Ora Pro Nobis. Anno 1742. An der kleineren Glocke steht: Anno Domini 1741. Sct. Sylvester. Auf beiden Glocken ist in einem Medaillon eine Glocke abgebildet und daran der Name Nikolaus Arnold.

Westlich von der Kirche liegt einer der römischen Burstel, auf ihm steht jetzt ein Bauernhaus – es sei dies der älteste Hof, der Wagenbaurenhof, gewesen – südlich an den Burstel schließt sich ein befestigtes Lager an; von den beiden andern liegt einer mehr südlich, der andere nordöstlich vom erstgenannten; auch sie sind noch wohlerhalten und konnten leicht unter Wasser gesetzt werden.

Das jetzige Wirthshaus zum Kreuz war ein Wasserschloß, hat z. Th. noch den einst viereckigen Wassergraben umher; es ist ein stattliches Steinhaus, erbaut nach dem Brande vom 28. November 1759; im unteren Stock das ehemalige gewölbte Archiv.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend 2 laufende, 80 Pump- und 5 Schöpfbrunnen. Früher bestand der Hardtweiher in den Hardtwiesen.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht; es wird noch bedeutend viel Getreide ausgeführt; der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Obst geräth nicht gerade gern; anders in Reichenbach, wo es besonders schöne Nußbäume gibt. Eine Ziegelei, 3 Mahlmühlen, 2 Sägmühlen und eine Bierbrauerei bestehen. Steinbrüche sind mehrere auf der Markung.

Die Kirchenpflege besitzt 26.500 M., die Sylvesterkapellenpflege 4000 M. die Kirchenpflege Jagsthausen sammt dem Baufonds 12.000 M., die Kapellenpflege Reichenbach 9000 M., die St. Blasien-Kapellenpflege in Westerhofen 26.000 M.

| Der Ort, dessen Name von West (occidens) und Haus (hûs) abzuleiten ist, findet seine erstmalige Erwähnung im J. 1147, in welchem der Ministeriale des h. Veit zu Ellwangen Sigiboto in Gemeinschaft mit seinem Bruder Diemo seine Besitzungen dahier, welche sein gleichnamiger Vater von Marchward von Gattenhofen (bayr. AG. Rothenburg) und Wolframm von Westhusen erworben und er selbst von einer Friderun und ihren Töchtern Elisabeth und Salome sowie ihren übrigen Kindern und dem blinden Marchward gekauft hatte, in Gegenwart des Ehegatten seiner Schwester Burchard und dessen Bruders Wolframm von Hilgartshausen (OA. Gerabronn) den sel. Märtyrern Sulpicius und Servilianus (d. h. dem Kloster Ellwangen) übergibt (Wirt. Urkb. 2, 41). Ohne Zweifel gehörte dieser Sigiboto selbst zu der nach Westhausen sich nennenden ellwangischen Ministerialenfamilie, welche wohl auf einem der hiesigen Burstel saß und von welcher noch außerdem Sigefrith von Westhusen als Zeuge dieses Aktes erwähnt wird. Weiter werden als Mitglieder [1] des Geschlechtes genannt:

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Die ellwangischen Ministerialen: zwei Sigefrid und ein Sigiboto von W., ums Jahr 1150 Zeugen Abt Adalberts von Ellwangen (Wirt. Urkb. 3, 472); Ritter Bertold genannt von W. welcher – wie seine beiden Töchter – das geistliche Gewand in Berchtesgaden annahm, im 12. Jahrhundert Schenker eines Guts in Oppertshofen (bayr. AG. Donauwörth) an die genannte Propstei (Quellen u. Erörterungen z. bayrischen u. deutschen Geschichte 1, 359); der Ellwanger Ministeriale Ritter S. von W. den 25. Juni 1240 Bürge Abt Siefrieds von Ellwangen (Wirt. Urkb. 3, 451); Siboto von W. ums Jahr 1240 Bürge bei einem Vertrag zwischen Kraft von Lohr und Marquard von Hagele (Württemb. Franken, Neue Folge 1, 37), den 12. Mai 1250 Zeuge Rudolfs von Hürnheim, im Jahr 1254 (?) als Vikar zu Ellwangen und im Jahr 1255 (künftig Wirt. Urkb. 5, 56. 87) Abt Ottos von Ellwangen; Ritter Ulrich von W. Ellwanger Ministeriale den 10. Febr. 1261 desgl. Rudolfs von Hürnheim, mit | Friedrich von W. den 2. August d. J. desgl. Abt Ottos, den 16. Juni 1262 desgl. bei einem Tausche Ottos und des Grafen Ludwig von Oettingen, den 28. Juli 1265 desgl. bei der Lehensauftragung der Stadt Bayreuth an Ellwangen (Mon. Zolleran. 2, 59), den 15. Juli 1269 und 4. April 1274 desgl. Graf Ludwigs von Oettingen, den 13. Juli 1270 vom Abt von Ellwangen dilectus fidelis et familiaris noster genannt, den (13?) 14. Februar 1270 mit Siboto von W. (vielleicht dem bereits genannten) Zeuge Graf Ludwigs von Oettingen (12. Jahresber. des hist. Kreisvereins von Schwaben und Neuburg für das Jahr 1846 S. 10. 11, vergl. mit Reg. Boic. 3, 339), den 21. Dezember d. J. Zeuge in einer Urkunde Abt Konrads von Ellwangen (Steichele, Beiträge zur Geschichte des Bisthums Augsburg 2, 316); den 11. Januar 1270 Adelheid, Wittwe Siefrieds von W., und ihr Sohn Irenfried von W., Verkäufer ihrer Güter, eines Hofes und einer Hube, zu Ebermergen (bayr. AG. Donauwörth) an Kloster Kaisersheim (vergl. Steichele, Augsburg 3, 1118); Emecho von W. den 16. Dez. 1280 Zeuge des Gr. Ludwig von Oettingen. Im 14. Jahrhundert kommen namentlich vor: Herbrand und Diemar von W. im Jahr 1303, Diemar, Heinrich und Irenfried im Jahr 1330 als Stifter für kirchliche Zwecke dahier (s. unten); Diemar auch den 22. Aug. 1313 Zeuge Gr. Ludwigs von Oettingen und Abt Rudolfs von Ellwangen, im J. 1322 (S. 788), und als Dietmar im Jahr 1324 Zeuge der Herren von Killingen u. s. w. (Reg. Boic. 6, 127); Ritter Heinrich von W. genannt von Baiershofen und somit vielleicht im Besitze dieses Weilers, Schenker von 10 Pfd. Hllr. an das Kloster Ellwangen (Württ. Vierteljh. f. Landesgesch. 1, 208, vergl. auch ebenda 210 und 6, 264), wohl dieselbe Person, wie der im J. 1322 als Zeuge Abt Rudolfs von Ellwangen genannte Heinrich von Pairshoven (S. 788); Heinrich in den Jahren 1354 und 1367 Ellwanger Chorherr (auch Kustos), Stifter eines ewigen Lichtes vor dem Vitusaltar und eines Jahrtags mit einem Gute zu Westhausen in die Ellwanger Dekanie (vergl. Wirt. Franken 6, 252); Dietrich den 5. Mai 1365 mit seinen Töchtern Agnes – vielleicht der alsbald genannten oder der unten erwähnten Gattin des Heinrich von Westerstetten, welche übrigens beide vielleicht doch dieselbe Person sind – und Dorothea Stifter einer Jahreszeit zum Seelenheile seiner selbst, seiner Ehegattin Margarethe, seines Sohnes Johann, seiner Töchter, seines Vaters Emicho und seiner Mutter Liepurg u. s. w.; Elsbet die Vetzerin, Wittwe Konrads von W., im J. 1379 Schenkerin des Patronatrechts zu Jagsthausen an das Kloster Königsbronn (s. unten); Sytz von W. 1394 (s. unten). Bald darauf scheint die Familie ausgestorben zu sein. Ihr letztes Glied soll Agnes von W. gewesen sein, welche sich um die reichere Ausstattung der Pfarrei besondere Verdienste erwarb und daher noch im vorigen Jahrhunderte einer besonderen dankenden Erwähnung beim Gottesdienst zu erfreuen hatte, wie denn überhaupt das Andenken an die durch Stiftungen von Wasser, Holz, Weiden um die Gemeinde verdiente Familie von Westhausen noch lange am Sonntag nach Himmelfahrt gefeiert wurde (Khamm a. a. O. 134). – Als Wappen führte die Familie ihren Siegeln zufolge eine Gleve, nach Moll golden in Roth, nach letzterem als Kleinod einen offenen rothen Flug mit je einer goldenen Gleve auf jedem Flügel.

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Der soweit bekannt im 12. Jahrhundert auftretende Besitz Ellwangens dauerte noch bis in die neuere Zeit fort, nur wurde | er zum Theil als Lehen hinausgegeben, zum Theil auch völlig veräußert.

Im hiesigen Lehensbesitz erscheint zuerst die Familie von Feuchtwang (bayr. AG.Sitz), allein den 22. Dez. 1348 verschrieb sich Ulrich von Feuchtwang, Pfarrer zu Nördlingen, daß, wenn seines Bruders Sohn Hermann von Feuchtwang, Schweizer genannt, nach seiner Rückkehr den von ihm vorgenommenen Verkauf seiner ellwangischen Lehengüter nicht genehmigen würde oder bereits verstorben wäre, er dem Abt Kuno 88 Pfd. Heller zu zahlen schuldig sei. Hiesige Güter, 9 Morgen Ackers, die Badstube, das Ziegelhaus u. s. w., welche Eberhard von Gromberg gesessen zu Kapfenburg vom Kloster zu Lehen trug, eignete derselbe Abt den 1. Februar 1350 der Frühmesse zu St. Peter in Lauchheim unter der Bedingung, daß, wenn sie dieselben in fremde Hände verkaufen würde, sie wieder Lehen sein sollten. Den 3. September 1401 erhielt Chun Adelmann von Abt Siefried zu Lehen des Hüpflers Hube, desgl. aus dem Nachlaß des Görig Guggenberger den Burgstall, die Hofraithe, die zwei Weiherstetten, den Baumgarten, die Badstube, Chuntz Eckarts Hofstatt nebst einer Reihe zu obiger Feste gehöriger Wiesen und Äcker dahier, doch eignete schon am 1. September 1460 Propst Johann dem Jörg Adelmann zu Neubronn seinen hiesigen Hof und Lehen gegen Auflassung anderweitigen Besitzes als Lehen, woran sich auch später unbedeutendere anderweitige adelmännische Erwerbungen anreihten.

Von längerer Dauer war dagegen der Lehensbesitz der Familie von Wöllwarth, Lauterburger Linie, welcher dadurch erworben wurde, daß Anna, Tochter des im J. 1356 als zu Westhausen gesessen erwähnten Ulrich von Röhlingen, sich mit Georg von Wöllwarth vermählte, und welcher, wie es scheint, der früher feuchtwangische Besitz war. Den 20. Septbr. 1401 erhielt genannter Georg von Abt Siefried Anna von Röhlingen seiner Hausfrau Haus, Hof, Hofraithe, Söld, Wiesen und Äcker zu W. gelegen, die Zinslehen sind, für sich und seine Hausfrau zu rechtem Erbe und gemeinsamer Nutzung und den 26. Mai 1404 erkaufte er noch weiter von Sophia von Röhlingen, Fritzen von Lainberg sel. Wittwe, und ihrem Sohne Peter von Lainberg etliche Lehen und Güter zu Killingen, Westhausen und Baiershofen, gleichfalls ellwangische Lehen. Auf diese Westhauser wie auf die Killinger Güter erscheint im J. 1430 Guta Georg von Wöllwarths Frau verwiesen, weßhalb ihr Bruder, Konrad Truchseß von Stetten, als ihr Träger damit belehnt wurde. Allein bereits im J. 1446 hatte sie ihr Sohn Wilhelm von W. von Hohenroden zu Lauterburg gesessen von ihr geerbt und stellte den 11. Novbr. d. J. einen Lehensrevers deshalb aus. Seine Familie erhielt sich diesen, in den Lehensbriefen jedoch nicht näher spezifizirten Besitz (bei wöllwarthischen | Theilungen des 16. Jahrhunderts werden bald 7, bald 6 Güter, bald 5 Fallgüter und 1 Erbgut mit dem Hirtenstab genannt); noch den 17. Septbr. 1789 wurde Karl Ludwig Georg von Wöllwarth vom Propst Klemens Wenzeslaus, den 19. Novbr. 1829 Karl Ludwig Christian Wilhelm Freiherr von Wöllwarth für sich und seine Agnaten von Seiten König Wilhelms von Württemberg belehnt, der letztere jedoch mit Ausschluß derjenigen Rechte, welche in Folge des Übergangs der Lehensherrlichkeit an Württemberg gemäß dem Reichs-Dep.-Hauptschluß von 1803 nunmehr als Ausflüsse der Staatshoheit der Krone zuständig oder mit dem Besitz eines Vasallen nicht mehr vereinbar waren, woran sich noch weitere Belehnungen, wie vom 3. Dezember 1840 anschlossen, bis im J. 1872 auch dieses Lehen zugleich mit demjenigen zu Killingen allodificirt wurde.

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Weiterer von Ellwangen abgeleiteter Lehensbesitz erscheint am Ende des 14. Jahrhunderts in den Händen der Familien von Westerstetten und Weiler, später von Ahelfingen. In den Jahren 1385 ff. wird Heinrich von Westerstetten, Gemahl in erster Ehe der Agnes von Westhausen, durch welche er wohl hiesigen Besitz erhalten hatte, in zweiter der Agnes Keyferin, Wittwe Ulrichs von Röhlingen, zu Westhausen genannt; den 18. August 1391 ertauschte derselbe ein Gut hier, sowie zu Baiershofen, ellwangische Lehen, gegen einen Hof und zwei Lehen zu Dalkingen vom Abt Albrecht, den 15. Juli 1392 stiftete er zu seinen, seiner bereits verstorbenen ersten und seiner noch lebenden zweiten Gattin Gunsten eine Jahrzeit dahier und er wird auch noch im J. 1397 (gleichwie Jörg von Weiler; vergl. oben S. 573), sodann 1410 und 1420 ausdrücklich als zu Westhausen gesessen bezeichnet, worauf noch im J. 1460 sein Sohn Rudolf, sowie Kaspar Wolf und Fritz von Westerstetten als frühere Inhaber Westhausens genannt werden. Im Besitz der früher Jörg Weiler’schen Güter erscheint Ritter Ulrich von Ahelfingen im J. 1418, als er mit Heinrich von Westerstetten den 19. August d. J. wegen Fischens und Krebsens in der Jagst und sonstigen Bächen bei Westhausen, Weinschenk- und Schafweidgerechtigkeit verglichen wurde, im J. 1431 wird halb Westhausen zum ahelfingischen Gericht in Hohenalfingen gerechnet und um das Jahr 1440 [2] verkauften drei Herren von | Westerstetten, Rudolf, Domherr zu Augsburg, Burchard, Komthur zu Winnenden, und Ritter Berthold als Vormünder der Söhne ihres Bruders und Vetters Wolf: Rudolf und Wolf von W. an die Vettern Wilhelm und Hans von Ahelfingen von Hohenahelfingen um 5200 fl. Rh. alle Güter, Gülten, Renten, Nutzungen, Zehnten, Fälle und Eigenleute zu Westhausen und in einigen anderen Orten, ausgenommen allein Lippach und die Lehenschaft an der Messe zu Westhausen mit dem zu ihr gehörigen Gut zu Rewental (d. h. Ruithal), nämlich zu Westhausen zwei Behausungen mit dem Bau und aller Zugehörde, eine Reihe von Höfen und Lehen, die Badstube, den mit Wöllwarth getheilten Hirtenstab, mehrere Gärten, so einen vor dem Thor bei dem Steinhaus, Gülten und Dienste u. s. w., einen Hof zu Mohrenstetten (Gem. Lauchheim), ein Lehen zu Baiershofen, sowie zu Haisterhofen, die Mühle zu Hausen (Jagsthausen) und das Lehen dazu, die Mühle im Fulenbach (die Faulenmühle), den Schonberg, den Guggenberg, den Nultz, den Liugar, den Affalterbach, den Erbisberg, den Arlisberg, den Ablinsberg, den Kieselberg, den Baumgarten zum Schonberg, den Zehnten aus dem Pralhof, Höfe, Lehen, Gülten zu Reichenbach, die Weide auf dem Ablinsberg, sämmtlich Lehen der Abtei Ellwangen. Als Mitbesitzer von Westhausen wurden die beiden Ahelfingen mit Wilhelm und seiner Mutter Guta von Wöllwarth und Wilhelm Adelmann zugleich von der von Westhausen wegen einer- sowie Symon von Leonrod Komthur zu Kapfenburg zugleich von der von Westerhofen wegen andererseits den 22. August 1445 wegen des Fischereirechts in der Jagst; sie und Wilhelm von Wöllwarth den 13. Nov. 1448 wegen der bisher wöllwarthischen Schenkgerechtigkeit und der Weide verglichen. Hans von Ahelfingen, welcher 1454 als zu Westhausen gesessen erwähnt wird, erwarb hier überhaupt noch manchen Besitz, so am 25. Juli 1442 zugleich mit seinem Bruder Konrad von Wilbolt von Birkenfels, dessen Ehefrau Dorothea von Gromberg und dessen Schwiegermutter Elsbeth Stainerin mit einem Hof zu Schwabsberg die Hälfte an dem großen Zehnten, gleichfalls ellwangisches Lehen, wovon er jedoch seinen Theil am 10. März 1454 als Eigen an die Deutschordenskommende Kapfenburg verkaufte (s. S. 621), den 21. März 1479 ein Gut von Mertin Niukamm dahier um 47 fl., den 17. März 1480 von Anna Crusenmacherin und ihrem Schwiegersohn Hans Traub ein Erbgut um 27 fl., sowie den 4. März 1504 | Konrad und Hans von Ahelfingen die Herberge und eine Hofraithe von Hans Bitzenhöfr um 60 fl.

Auch der Deutsche Orden (Kommende Kapfenburg) gewann hier gemäß seinen, allem nach nicht mehr vollständig erhaltenen Erwerbsurkunden allmählig Besitz. So bezog er schon im J. 1443 den hiesigen großen Zehnten hälftig mit Hans von Ahelfingen und erkaufte den 27. Septbr. 1453 der Komthur Simon von Leonrod von Georg Adelmann zu Neubronn einen Hof und verschiedene sonstige Gülten um 600 fl. rh., den 10. März 1454 der Komthur Albrecht von Venningen von Hans von Ahelfingen seinen Theil am Kornzehnten (S. 784), den 12. Nov. 1526 der Komthur Wilhelm von Neuhausen von Mathes Öhlbach dahier einen Flecken Holz um 50 fl., den 17. März 1567 der Komthur Philipp von Altdorf genannt Wollenschlager von Georg Weinschenk dahier eine Behausung u. a. um 919 fl.

Bei einer am 19. Mai 1539 festgesetzten Ordnung, wie es dahier mit dem Schankmaß, dem Schafhalten und -Trieb, der Bäcker- und Metzger-Ordnung gehalten werden solle, werden dem Seitherigen entsprechend als die drei Herrschaften aufgeführt der Komthur zu Kapfenburg, Johann Graf von Hohenlohe, Wolf von Ahelfingen zu Hohenahelfingen und Georg von Wöllwarth zu Hohenroden. Allein nach dem Erlöschen des ahelfingischen Geschlechts im J. 1545 zog Ellwangen dessen ganze Herrschaft als eröffnetes Lehen ein (OA.Beschr. Aalen S. 150), so daß der ahelfingische Theil nunmehr als unmittelbar ellwangisch erscheint, und es machte auch noch später manchen Erwerb hier, z. B. im J. 1573 ein hiesiges Gut von Barbara Breunin um 226 fl. So erscheinen in der Folge als die drei Herrschaften der Propst zu Ellwangen, der Komthur zu Kapfenburg und Wöllwarth, wurden auch eine Reihe von Verhältnissen zwischen ihnen, namentlich aber zwischen den beiden ersten, durch Verträge geordnet, z. B. den 18. August 1561 wegen der Obrigkeit über die zwei Besitzer der Heiligengüter dahier, der Setzung und Entsetzung der Heiligenpfleger und Abhör der Heiligenrechnungen, den 7. April 1568 wegen der Ausreuthung des Gemeindewalds Schorach, den 29. März 1595 und 30. April 1596 wegen des Geäckerichs, den 28. Februar 1611 wegen der Jagdgrenzen, der hohen und niederen Obrigkeit (hier war Kapfenburg die Errichtung eines eigenen Halsgerichts im Orte nicht gestattet), Aufrichtung der Dorfordnungen, | Besteuerung der eigenen Güter, Setzung der Vierer (2 aus den ellwangischen, je 1 aus den kapfenburgischen und wöllwarth’schen Unterthanen), Nachsteuer, Abhör der Heiligenrechnung, den 29. Oktober 1612 wegen Nachsteuer und Freizügigkeit, den 17. Juli 1673 wegen der deutschordenschen Braustätten und der Wirthschaftsgerechtigkeiten, der Hochzeitmähler und Stuhlfeste, der Schafhaltung, des Geäckerichs, Auslieferung der Malefikanten u. s. w., den 19. August 1679 wegen der Stuhlfeste und Hochzeitsmähler, den 28. Juni 1719 wegen einer großen Anzahl solcher Rechtsverhältnisse meistens im Anschluß an die früheren Verträge, den 22. März 1790 wegen des Trauergeläutes, welches schon lange her vielfach zu Gewaltthätigkeiten geführt hatte, allerdings nur interimistisch für den gerade vorliegenden Fall, den des Todes Kaiser Josephs II., doch ähnlich auch noch 1792 und 1801 u. s. w.

In der Topographia Ellvacensis vom J. 1733 erscheint Westhausen als Sitz eines zum fürstlich ellwangischen Oberamt Wasseralfingen gehörigen Amtes mit 8 Bauern, 2 Halbbauern, 36 Löhnern, 32 Söldnern, somit 78 fürstlichen Unterthanen, während zur Kommende Kapfenburg 2 Bauern, 1 Löhner, 16 Söldner (zus. 19 Unterthanen), zu Wöllwarth 1 Bauer und 5 Söldner (zus. 6) gehörten. Im Ganzen zählte der Ort 11 Bauern, 2 Halbbauern, 37 Löhner, 53 Söldner, zus. 103, wozu noch die fürstliche Faulenmühle mit 1 Bauern kam. Zum fürstlichen Amt Westhausen gehörten überhaupt damals der Antheil an Westhausen, die Faulenmühle, Reichenbach, der Antheil an Jagsthausen, Ruithal, zusammen mit 2 Mühlen, 13 Bauern, 4 Halbbauern, 41 Löhnern, 41 Söldnern (Summa 101), wobei noch Wagenhofen als Freigut und Weiler als dinkelsbühlisch unter dieser Rubrik aufgeführt werden.

Die Jurisdiktion stund im allgemeinen Ellwangen zu, doch hatte der Deutschorden innerhalb Etters auf seinen Unterthanen alle, Wöllwarth auf den seinigen die vogteiliche Gerichtsbarkeit. Ellwangen hatte hier einen Amtmann, Schultheißen, Holzwart, Amtsknecht, der Deutschorden einen Schultheißen.

Einzelnen unbedeutenderen Besitz dahier – außer dem bereits S. 782 genannten ellwangischen Lehensbesitze – betreffend wurde die Mühle zum Fulenbach mit Zugehörden von Dietrich von Westhausen den 14. Febr. 1357 an Egghard von Eppenberg um 126 Pfd. Hllr. verkauft, im Jahr 1449 ging sie von Wilhelm von Ahelfingen zu Hohenahelfingen zu Lehen; eine andere hiesige Mühle, wohl die Neumühle, verkaufte Ulrich von | Röhlingen den 20. Mai 1357 als Zinslehen an Egghard von Eppenberg um 100 Pfd. Hllr. Der genanntem Egghard gehörig gewesene Bauhof kam in der Folge an Christine von Welden, die ihn an Georg Guggenberger um 80 fl. rh. verkaufte, welcher hinwiederum dem Hans Engelhart von Aalen im Jahr 1393 die Lösung der Hälfte des Hofes um 40 fl. gestattete. Den 12. November 1512 verkaufte Georg von Wöllwarth und Engel Praunegkerin von Westhausen, seine eheliche Gemahlin, an Wolf von Ahelfingen mehrere Güter dahier um 234 fl. rh., Wilhelm von Wöllwarth der Ältere wohnhaft zu Ellwangen an Jerg Weinschenk den Wirth zum Weiler den 29. Februar 1548 ein eigenthümliches Gütlein, Erbe von seinem Vetter Wolf von Ahelfingen, um 200 fl. rh. Im Jahr 1503 war Heinrich Vickel von der S. 311 genannten Ritterfamilie hier gesessen, im Jahr 1539 vergliech sich seine Wittwe Anna Hirsbergerin mit Wolf von Ahelfingen wegen einer hiesigen Hofstatt und deren Söhne David, Kaplan, und Joachim, Wirth, werden noch 1559 dahier genannt.

Eine hiesige Badstube wird 1350, 1401, ums Jahr 1440, 1460, 1471, ein Schloß im Jahr 1526, ein Siechenhaus im Jahr 1538 erwähnt.

Aus Westhausen gebürtig war Franz Xaver Müller 1783–1802 letzter Abt des Klosters Kaisersheim (Steichele, a. a. O. 2, 656 ff.).

In kirchlicher Hinsicht ist folgendes hervorzuheben. Auf Bitte der Gebrüder Ritter Herbrands und Diemars von Westhausen, welche die in der Pfarrei Lauchheim gelegene Kapelle dahier mit Einwilligung der Gebrüder Eberhard des Ehringers als Patrons und Eberhards von Gromberg, sowie des Lauchheimer Pfarr-Rektors Konrad reichlicher ausstatteten, bewilligte Bischof Degenhard von Augsburg den 17. Mai 1303 die Bestellung eines eigenen Geistlichen. Die Haltung des Gottesdienstes, die Sepultur und die Verwaltung anderer Sakramente, jedoch ohne Verletzung der pfarrlichen Gerechtsame, und die von Diemar, Heinrich und I(re)nfried von Westhausen mit Einwilligung des Pfarr-Rektors Eberhard und des Patrons Eberhard von Ehringen mit Gütern zu Ruithal, Reichenbach, Westhausen gestiftete weitere Messe (Kaplanei zum h. Nikolaus) bestätigte Bischof Friedrich den 26. Juli 1330 (Khamm a. a. O. I. 134 ff.) Den 25. Februar 1363 wurde die hiesige Filialkirche (zu St. Moritz) mit der Mutterkirche zu Lauchheim dem Deutschorden inkorporirt und gieng den 25. Febr. 1538 aus dem Besitz der Kommende Mergentheim in den der Kommende Kapfenburg über (s. S. 612, 609). Im J. 1392 werden 2 Frühmesser hier genannt, an deren Stelle später einer trat. Wie lange die Kirche Filial von Lauchheim blieb, ist nicht sicher zu ergründen; in Folge der Aufhebung des Deutschordens kam das Patronat der Pfarrei sowohl als der Kaplanei an die Krone, während bei letzterer seit dem J. 1858 bischöfliche Kollatur stattfindet. | – Am 4. Juli 1363 stiftete Ulrich von Röhlingen an die hiesige Frühmesse einen unter Zuziehung des Pfarrers und eines anderen Priesters zu feiernden Jahrtag (S. 673), im J. 1405 Georg von Wöllwarth einen weiteren; eine hiesige Messe verliehen den 28. August 1394 Sytz von Westhausen, Geory von Guggenberg und Geory von Weiler und im J. 1524 wird der von der Kommende Kapfenburg verliehenen Kaplaneipfründe Unser l. Frauen Altars in der Pfarrkirche gedacht.

Die Sylvesterkapelle wurde von der Gemeinde aus Anlaß einer 16 Jahre lange anhaltenden Lungenfäule des Viehs im J. 1626 gegründet, 1685 größer neugebaut.

Von 1711–1766, somit 55 Jahre lang, war hier Ferd. Jakob Freihard Pfarrer, † im 89. Lebensjahre.

Baiershofen, Weiler, mit Wagenhofen, Weiler, 2 km westlich von W. an der Straße nach Aalen frei gelegen.

Der, seinem Namen nach auf den Eigennamen Baier zurückzuführende, Weiler B. kommt zuerst, wie es scheint, als Sitz einer ritterlichen Familie vor, indem Heinrich von Pairshoven zugleich mit Diemar von Westhausen und Konrad und Siefried von Pfahlheim den 22. April 1322 als Zeuge Abt Rudolfs von Ellwangen erscheint (vergl. auch oben S. 781).

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, den 24. Juni 1384, verkaufte Elsbet die Vetzerin Konrads von Westhausen Wittwe ihren Hof zu Bayrshofen, 2 Höfe zu Frankenrutin und einen zu Husen (Jagsthausen) um 400 fl. an Abt Albrecht und das Gotteshaus zu Ellwangen. Derselbe Abt vertauschte den 18. Aug. 1391 ein hiesiges Lehengut an Heinrich von Westerstetten (S. 783), ein Lehen, welches ums Jahr 1440 an Wilhelm und Hans von Ahelfingen übergieng, von denen der letztere den 2. Juni 1468 auch noch Güter des Jörg von Vellberg dahier erkaufte. – Seit dem 23. April 1393 trug Georg von Wöllwarth d. J. und seine eheliche Hausfrau Anna, Ulrichs von Röhlingen Tochter, einen Hof und ein Gut dahier, wohl röhlingisches Erbe, von Ellwangen zu Lehen, woran sich im J. 1404 noch weiter etliche zuvor lainbergische (von der andern Tochter Ulrichs her) Lehen und Güter anreihten (S. 782). Diesen Besitz, d. h. drei Lehenhöfe bezw. Güter verkauften die 3 Gebrüder Heinrich Christoph, Alexander und Sebastian von Wöllwarth den 12. Juli 1642 um 450 fl. an den ellwangischen Obervogt zu Ahelfingen Johann Kaspar Blarer von Wartensee, dessen Nachkommen, | die Brüder Christoph Patriz, Johann Jakob und Wilhelm Veit Wolfgang Blarer von Wartensee auf Wagenhofen ihre Güter, Höfe, Lehen und Unterthanen zu Treppach und hier (2 Fallhöfe und 1 Falllehen), seitherige Mannslehen vom Stifte Ellwangen, letzterem am 7. Novbr. 1705 um 8500 fl. verkauften, wobei jedoch die Steuer bis in den Anfang des laufenden Jahrhunderts ritterschaftlich (Kantons Kocher) geblieben zu sein scheint. – Im J. 1401 hatte Rabeno von Holheim, 1412 Georg von Weiler drei dem Lutz von Holheim abgekaufte Güter dahier von Ellwangen zu Lehen. – Einen früher Konrad von Itzlingen gehörigen ellwangischen Lehenhof dahier erwarb den 4. Juli 1437 Fritz von Holzingen, Vogt zu Kochenburg, von Heinrich von Weischenfeld und dessen Frau Anna von Itzlingen, Hans von Breitenstein und seiner Gattin Barbara von Itzlingen, allein schon am 22. Februar 1438 überließ ihn Abt Johann gegen Abtretung des Röttenhofs und Seifriedszells an Dekan und Konvent zu Ellwangen. Es ist dies wohl der den letztgenannten zustehende Falllehenhof, welcher gemäß Receß vom 22. August 1670 der Propstei mit aller Obrigkeit, Reis und Steuer unterworfen wurde, wogegen er der Kaplanei Wasseralfingen nicht bloß gültbar und handlöhnig, sondern auch dienstbar sein sollte.

Im Allgemeinen aber gehörte der Ort schon im J. 1431 zum ahelfingischen Gericht (vergl. S. 678) und später nach der Topographia Ellvacensis vom J. 1733 mit 5 Bauern und 3 Löhnern zum ellwangischen Amt Oberalfingen (Oberamts Wasseralfingen).

Nordöstlich von Baiershofen liegt am Beginn eines nach Norden ziehenden flachen Bachthälchens Wagenhofen, jetzt noch ein malerisches Schlößchen, früher ganz von Weihern umgeben, in denen eifrig Fischzucht getrieben wurde. Auch innerhalb der im Rechteck geführten, von Wall und Wassergraben umfaßten Anlage war einst ein Weiher. Ob das Ganze einst aus einer römischen Befestigung umgeschaffen wurde, bleibt dahingestellt. Ein breiter, gewölbter Thorweg führt durch das Schlößchen. Hier innen sieht man über dem Thorweg eine Steintafel im Renaissancestil mit Christus am Kreuz, Maria und Johannes, davor knieen Herr und Frau mit je ihrem Wappenschild. Doch sind die Wappen nicht mehr zu erkennen. Diese Seite, die Nordseite des Gebäudes, trägt die Jahreszahl 1588, um diese Zeit wurde ohne Zweifel das Schlößchen umgebaut, womit auch die Architektur desselben stimmt. Der Ostgiebel | endigt in einem steinernen Aufsatz mit Löwenkopf; im früheren Tanzsaal sind noch Stuckaturen aus dem vorigen Jahrhundert. Beim Schloß war eine Kapelle zur schmerzhaften Mutter, die einst viel von Wallfahrern besucht wurde. In der Hillerschen Chronik steht eine Notiz darüber folgenden Inhalts:

„Im Posthaus zu Ellwangen befindet sich eine Tafel, auf welcher ein Ritter mit 2 Frauen vor der schmerzhaften Mutter knieen: anno 1602 hatt der edel und gestreng Eudtelhannß von Hausen, F. Ellw. Rath und Obervogt zu Wölstein, diese Cappell Gott zum Lob renofieren lassen. Die Edelfraw Madalena, geb. von Ulm, sein erste Hausfraw selig gewesen, die Wolgeborn Fraw Veronika, geborne Vöhlerin, von Frickenhausen, sein andere Hausfraw. Ums Jahr 1749 wurde die Kapelle abgebrochen, das wunderthätige Gnadenbild kam zuerst auf das Schloß Ellwangen, dann in die Kirche in Westhausen auf den Choraltar am 28. Oct. 1749.“

Heutzutage ist das Bild an der Wand dieser Kirche gegenüber der Kanzel angebracht.

Der Weiler, dessen Name auf den Personennamen Wago zurückzuführen ist (Förstemann, Personennamen Sp. 1222) kommt vielleicht zuerst als namengebend für eine ritterliche Familie vor. Die Gebrüder Wolfram und Konrad von W. erscheinen im J. 1212 als Zeugen Engelhards von Weinsberg, Burchard von W. den 28. April 1225 König Heinrichs (VII.) zu Hall, den 9. Juni 1230 Konrads von Weinsberg, Konrad von W., im J. 1234 Bischof Hermanns von Würzburg, im J. 1248 Verkäufer der Vogtei zu Schlierstadt (bad. BA. Adelsheim) an Kloster Seligenthal (Kreis Fulda), im Januar 1251 Zeuge Konrads von (Wall-)Dürn, im August 1253 desgl. des Grafen Boppo von Dilsberg-Dürn. Doch steht es nicht ganz fest, ob diese Familie hierher zu beziehen ist, es könnte auch an einen westlicher gelegenen nunmehr abgegangenen Ort dieses Namens gedacht werden (Wirtb. Urkb. 2, 387. 3, 170. 267. 339. 4, 250, künftig 5, 28. Über Vermuthungen hinsichtlich des Zusammenhangs dieser Familie mit anderen in größerer oder geringerer Nähe s. Bossert in Württ. Vierteljh. 6, 144 und vergl. dazu Wirt. Franken Jahrg. 1853 S. 26; Bd. V 447, VIII 570).

Im J. 1356 wird Dyemar von Hirlbach der Jüngere „zu Wagenhofen“ genannt. Im J. 1397 erscheint Walther, 1403 Konrad von Hohenstein (jetzt Hohenstatt OA. Hall) von | Ellwangen mit W. belehnt, dann aber wurde es Lehen der Familie von Vellberg (OA. Hall) in Folge Kaufs von Seiten des Hans von Vellberg bei Rüdiger von Hohenstein, dem Vormünder Walthers von Hohenstein, welcher am 27. Sept. 1408 wegen seiner Ansprüche von Hans mit 15 fl. abgefunden wurde. Auf „Wagenhofen und was dazu gehört und die 2 Theile des großen und kleinen Zehnten zu Buch und zu Zimmern (Dörrenzimmern, beide OA. Hall) dabei“ war Kunigunde von Lentersheim, Hansen von Vellberg des Jüngeren eheliche Wirthin, für 650 fl. Heimsteuer und Morgengabe verwiesen, ein Besitz, welchen ihre Brüder Hans, bezw. Georg, Konrad von Lentersheim den 21. März 1405, den 23. Juli 1420 und 18. Okt. 1423, als ihre Träger von Abt Siefried verliehen erhielten. Im J. 1437 bekam Hans von Vellberg von Abt Johann den Burgstall zu W. die Weiher und den Bau an Wiesen und Äckern, die Baumgarten und die 3 Loher daselbst mit einigem Besitz zu Fischach und Mittelfischach (OA. Hall) zu Lehen, den 15. Febr. 1482 aber Ernfried der Ältere von V. von Propst Albrecht den Wagenhofer Besitz mit Zugehörden gegen Auflassung seines großen Zehnten zu Gaggstatt (OA. Gerabronn) geeignet, und noch am 8. Juli d. J. verkaufte er an Hans Oswald, Bürger zu Ellwangen, 6 Weiher, die auf sie stoßenden Fürschwellen, Hölzer u. s. w. um 160 fl. rh. Von Wilhelm von Baiershofen erkaufte den 21. April 1477 Peter Schlegel, ellwangischer Koch, einige Äcker dahier; Peter Hohenbuch genannt Schlegel, in der Folge Zergadmer (d. h. Aufseher über das Speisemagazin) Herzog Georgs von Bayern zu Landshut (sein Sohn?) und dessen eheliche Hausfrau Anna Gentnerin aber verkauften den 23. April 1481 ihren hiesigen Burgstall mit Haus, Hof, Gräben, Weihern, Äckern, Wiesen u. s. w. um 100 fl. und 13 fl. rh. jährlicher Gült an Michel Schwann von Westhausen. Genannte Gült verkaufte Peter weiterhin am 16. Februar 1493 an seinen Stiefsohn Konrad Oswald, Pfarrer zu Gossoltshausen. Letzterer (Frühmesser zu Obersontheim genannt) verkaufte am 25. Juli 1500 den Burgstall zu Wagenhofen u. s. w., wie er diesen von seinem Vater und seiner Mutter sel., auch seinem Stiefvater Peter Hohenbuch in Kauf- und Ablösungsweise an sich gebracht, gegen ein Leibgeding von 28 fl. jährlich an die Propstei Ellwangen [3]. Im J. 1540 erscheint Philipp | Vickel aus Westhausen zu Wagenhofen (vergl. S. 311), vor dem Jahr 1562 aber erwarb diesen nunmehr als Hof bezeichneten Besitz der ellwangische Dekan Freiherr Ludwig von Grafeneck käuflich und erhielt den 18. Mai 1565 von Kardinal Otto Propst zu Ellwangen für ihn die Begnadigung, daß er ein frei ledig und unbeschwert Gut sein solle, vorbehältlich allein der Propstei hoher Obrigkeit und des erblehenrechtlichen Charakters für den Fall einer Änderung in der Person des Besitzers. Nach Grafenecks Tod erwarb Hans Renhard von Wöllwarth zu Dorfmerkingen den Hof zum Theil in Erbsweise durch seine Frau, eine Schwester desselben, zum Theil durch Kauf von den Miterben und wurde den 14. April 1579 von Propst Christoph damit belehnt. Er wird noch im J. 1584 „zu Wagenhofen“ benannt, verkaufte den Hof jedoch bald wieder an Eitelhans (Bruder des Propstes Wolfgang), ellwangischen Rath und Obervogt zu Wellstein († 1623) aus dem Geschlecht der Freiherrn von Hausen an der oberen Donau, welcher im J. 1585 dahier gesessen erscheint (Wirt. Franken 8, 497) und am 16. Mai 1605 von Propst Johann Christoph in Erblehensweise belehnt wurde. Mit Einwilligung des Propstes Johann Jakob kaufte Hans Kaspar Blarer von Wartensee den Hof von Johann Konrad Zinth von Kintzingen, Pfleger der Stadt Mindelheim, und den 8. Februar 1673 wurde sein Sohn Franz Jakob, wie seiner Zeit Ludwig von Grafeneck, damit belehnt. Im J. 1705 erscheinen die Brüder Christoph Patritz, Johann Jakob und Wilhelm Veit Wolfgang Blarer von Wartensee auf Wagenhofen gesessen, allein schon den 27. Januar 1721 verkaufte Johann Jakob Blarer verschiedene Grundstücke, 11 Tagwerk Wiesen und 18 Morgen Ackers aus diesem Lehengut, um 5500 fl. an den öttingischen Schutzjuden Jakob Seligmann und Jud Schmul zu Lauchheim, den 7. März 1727 aber das ganze noch | übrige freiadelige Gut dahier, Schlößlein, Stadel, Wiesen, Weiher, Gärten, Weiden, Kapelle u. s. w. nebst der Vogteilichkeit – mit Ausschluß der dem Stifte zustehenden hohen Obrigkeit – um 4500 fl. an den Physikus Dr. Ludwig Geiger zu Ellwangen. In der Topographia Ellvacensis von 1733 erscheint der Hof als ein Freigut, später, in Folge Erwerbs des Propsts Franz Georg, als ein von Ellwangen in Pacht gegebener stiftischer Kameralhof, sodann wurde er den 10. April 1788 als eine Erbsölde 1. Klasse von dem Juden Oser Israel von Feuchtwangen um 8150 fl. erworben, kam aber nach kurzem Zwischenbesitz des Melchior Kolb von Immenhofen bereits am 30. Juli d. J. an den Stiftskapitular Nikolaus von Adelmann, den 23. Dez. 1814 um 2080 fl. an den ellwangischen Postmeister Purmann und dessen Schwager, Oberamtmann Hefele. Des letzteren Sohn, der spätere Direktor des Steuerkollegiums (v.) Hefele, erwarb 1840 das ganze Gut allein und vererbte es auf seinen Sohn, Oberregierungsrath (v.) Hefele, den dermaligen Besitzer.

Die Uchtwiese nebst mehreren Morgen Ackers dahier erkaufte Hans von Ahelfingen den 22. Oktober 1481 von dem Westhauser Kaplan Ulrich Stadlinger und bis zu seinem Aussterben hatte sein Geschlecht hiesigen Lehensbesitz.

Frankenreute, Weiler, 2 km nordwestlich von W. auf der Höhe gelegen.

Der Weiler, dessen Namen auf den Volksnamen Franken oder auf einen Eigennamen Franko, sowie das althochdeutsche riutjan = reuten zurückzuführen ist, wird erstmals im J. 1384 aus Anlaß des Verkaufs zweier Höfe zu Frankenrutin Seitens Elsbet der Vetzerin, Wittwe Konrads von Westhausen, an den Abt Albrecht von Ellwangen, sodann den 12. März 1464 aus Anlaß der Verpfändung der Gülten aus einem hiesigen Hofe durch Propst Albrecht an den Wörther Pfarrer Johannes Ris erwähnt (S. 788). Im J. 1689 waren die Höfe und Sölden dahier der Propstei Ellwangen mit Eigenthum und Lehenschaft zugehörig und so waren auch im J. 1733 die 2 Halbbauern und 1 Löhner dahier fürstlichen Ammannamts.

Immenhofen, Weiler, nicht ganz 1 km nordwestlich von Baiershofen, auf der Höhe.

Der Weiler Immenhofen – ein von dem Eigennamen Immo abzuleitender Name – wird nicht viel erwähnt; ein seither dem Dekan und Kapitel Ellwangen zustehender Falllehenhof | wurde gemäß Receß vom 22. August 1670 der Propstei mit aller Obrigkeit, Reis und Steuer unterworfen.

Nach der Topographia Ellvacensis vom J. 1733 zählte der zum fürstlichen Amt Oberalfingen (OA. Wasseralfingen) gehörige Ort 3 Bauern.

Jagsthausen, Weiler, 2 km nordwestlich von W. auf dem linken Jagstufer gelegen, mit alter Kirche zum h. Stephanus, im ummauerten Friedhof. An der Ostwand ein sehr frühes Spitzbogenfenster. Am Südeingang steht 1746, auf dem Westgiebel ein Dachreiter. Innen sind drei neugothische Altäre, eine hübsche Renaissancekanzel mit den Statuetten der vier Evangelisten; auf dem rechten Seitenaltar steht eine bemerkenswerth schöne spätgothische Holzskulptur in 2/3 Lebensgröße: Maria mit dem Leichnam des Herrn, Johannes, der Christi Haupt hält, und Magdalena, das Salbgefäß zu Füßen. An der Südwand eine spätgothische Madonna mit Kind, auf dem Halbmond stehend, fast lebensgroß, schlank und schön.

Jagsthausen, früher Hausen schlechthin, auch Hausen bei Westhausen genannt, wird mit Sicherheit wenigstens das erste Mal erwähnt, als Elsbet die Vetzerin, Wittwe Konrads von Westhausen, dem Kloster Königsbronn unter Zustimmung des Bischofs Burkhard von Augsburg am 19. August 1379 das durch ihre Ehe erworbene Patronatrecht der Kirche (z. St. Stephan) in Husen bei Westhusen um ihres und ihrer Vorfahren Seelenheils willen schenkte, worauf Graf Konrad von Helfenstein am 7. September d. J. auf seine, vielleicht von dem Dillinger Grafenhause herstammenden lehensherrlichen Rechte verzichtete. Die hiesige Pfarrkirche dem sehr in seinen Mitteln herabgekommenen Kloster vorbehältlich der Kongrua für den Pfarrvikar einzuverleiben, befahl denn auch Papst Martin V. am 3. Dez. 1423. An diesen Königsbronner Besitz knüpfte sich in Folge der Säkularisation des Klosters durch Württemberg im 16. Jahrhundert der zum Klosteramt Königsbronn gehörige Besitz Württembergs. Letzteres hatte in früherer Zeit außer der Kirche und dem Patronatrecht nur den Pfarrhof sammt dem großen und kleinen Zehnten, das Mesnerhaus und 2 Häuser mit ihren Unterthanen zum Mindesten mit vogteilicher und niedergerichtlicher Botmäßigkeit.

Neben diesen Besitz trat nun aber noch solcher der Propstei Ellwangen, indem z. B. die bereits genannte Elsbet im J. | 1384 einen hiesigen Hof an Abt Albrecht von Ellwangen verkaufte (S. 788), die schon im J. 1397 genannte Mühle dahier mit Besitz zu Westhausen ums J. 1440 aus westerstettischem in ahelfingischen Besitz überging (S. 784) und dadurch nach dem Aussterben des ahelfingischen Geschlechts an Ellwangen fiel, hieran aber ohne Zweifel noch andere ellwangische Erwerbsakte sich anschlossen.

Das Verhältnis des beiderseitigen Besitzes in der späteren Zeit betreffend werden in der Topographia Ellvacensis vom J. 1733 hier genannt: fürstlich ellwangisch (Amts Westhausen) 1 Mühle, 1 Bauer, 1 Löhner, 1 Söldner (zus. 4 Unterthanen), kapitelisch: 1 Löhner, württembergisch: 1 Bauer, 1 Halbbauer, 1 Löhner (zus. 3 Unterthanen); im Ganzen 1 Mühle, 2 Bauern, 1 Halbbauer, 3 Löhner, 1 Söldner (zus. 8); das württembergische Adreßbuch von 1802 führt beim Königsbronner Klosteramt für den ellwangischen Kondominatort Jagsthausen 20 Seelen auf. Hinsichtlich der Hoheitsrechte herrschte zwischen den beiden Besitzern viel Streit, gegen die Richtigkeit des von Württemberg verfaßten Lagerbuchs vom J. 1583 protestierte Ellwangen im J. 1584 und wurden deßhalb den 20./30. August 1588 einzelne Streitpunkte verglichen.

Ein Theil von Jagsthausen soll im Bauernkrieg zerstört worden sein, weil die dortigen Bauern sich nicht an die rebellischen Bauern anschließen wollten.

Mit der im Kloster Königsbronn überhaupt nur langsam und nicht ohne Schwierigkeit eingeführten Reformation drang Württemberg in Jagsthausen nicht durch und noch bis 1579 sind die Namen hiesiger katholischer Geistlicher bekannt; in der Folge aber scheint die Pfarrei nicht mehr besetzt worden zu sein und schlossen sich die Jagsthauser Pfarrangehörigen, zu welchen auch im J. 1689 die Einwohner von Baiershofen und Frankenreute, später auch von Wagenhofen gehörten, dem Pfarrer von Westhausen (zum Theil auch von Dalkingen) an, und im J. 1700 wurde ein Kaplan des Westhauser Pfarrers mit der Versehung Jagsthausens beauftragt. Von 1701–1818 wurde durch einen Vikar des genannten Pfarrers an Sonn- und Feiertagen ein besonderer Gottesdienst gehalten. Übrigens bezeichnen die Königsbronner Lagerbücher von 1583 und 1689 „den ganzen Kirchensatz, Kastenvogtei, jus patronatus und advocatia der Pfarr und des Heiligen St. Stephani sammt aller Jurisdiktion“ u. s. w. als der Herrschaft Württemberg von wegen des Klosters Königsbronn | zugehörig und sagen, daß das Kloster die Lehenschaft der Pfarrei seit dem Jahre 1379 ohne jeglichen Eintrag und Hinderung innegehabt und nach seinem Gefallen ausgeübt habe. Noch nach dem Staatshandbuche vom J. 1881 befindet sich unter den 58 Einwohnern nur 1 evangelischer. (Vrgl. namentlich Khamm a. a. O. S. 139, 140 und Schwäbisches Archiv herausgegeben von Hausleutner, 1, 379, sowie auch Braun, Augsburg S. 565).

Gerade die kirchlichen Verhältnisse waren es denn auch, welche vielfach zu Streitigkeiten führten. So fuhr nach dem Tode des letzten Inhabers der Pfarrei der Superintendent von Königsbronn an Lätare (26. März) 1618 auf herzoglichen Befehl mit 9 Reisigen und 4 Kutschenpferden Morgens 7 Uhr im Dorf ein, eröffnete die Kirchthüre, riß alle Altartücher von den Altären, that die Kirchenfahnen, Leuchter, Weihkessel, den Inhalt des Sakramenthäuschens und anderes in die Sakristei, bestieg die Kanzel, predigte evangelisch, setzte einen jungen Geistlichen zum Prediger und verpflichtete die 2 württembergischen Hintersassen sammt Mesner und dessen Familie, nur diesen Geistlichen zu hören; schon am Montag aber ließ der Propst auf die Mittheilung des Vorfalls den Prediger mit 6 Pferden an die Stiftsgrenze führen. Weiter ließ nach dem Tode Herzog Karl Eugens im Jahr 1793 das Oberamt Königsbronn das Trauergeläute veranstalten, allein der ellwangische Schultheiß nach einem Auftrage des Amtmanns zu Wasseralfingen in Amtstracht und in Begleitung von 4 mit Flinten bewaffneten Bürgern die Schwenkel aus den 3 Glocken herausschneiden und zur Verwahrung ins Amtshaus bringen. Auf Klage Württembergs gestattete Ellwangen das Geläute wieder in der Eigenschaft einer „dem hochseligen Patronen gewidmeten verehrungsvollen Huldigung.“ Bei Herzog Ludwig Eugens Tod im Jahr 1795 stand Württemberg vom Verlangen des Läutens ab.

Reichenbach, Weiler, 11/2 km südlich von W., im schönen von Nußbäumen beschatteten Thal des Reichenbachs unter dem waldgrünen Albtrauf gelegen, mit stattlicher dem h. Georg geweihter Kirche, mit schönem schon älterem Altarblatt auf dem Hochaltar. Der im Westen stehende Thurm ist unten herauf noch gothisch, wird oben achteckig und endigt in einem Zopfzwiebel; die Kirche wurde im Mai 1729, nachdem sie sehr erweitert worden war, eingeweiht. (Urkunde in der W. Pfarrregistratur).

Die Umschrift der größeren Glocke lautet: Ora Pro Nobis S. Georius. Johann Philipp Greiner, Ambtsschreiber. Baltas Schwerthlen, Schultheißen. Hans Honn und Hans Eberlin, beiden Heiligenpfleger zu Reichenbach. 1621.

Auf der kleineren Glocke steht: Ave Maria Gratia Plena. 1762; dann ein Medaillon mit Glocke und Nikolaus Arnold.

| An der Winterhalde, „im Schlößle“, südlich vom Ort, auf einem hohen Albvorsprung lag eine mittelalterliche Burg, von der jetzt aber nur noch wenige Reste der Umwallung zu sehen sind, sonst durch Steinbrucharbeiten für immer zerstört, auf älteren Flurkarten noch besser zu erkennen.

Etwas zweifelhaft mag es erscheinen, ob die folgenden Glieder eines nach Reichenbach genannten Geschlechts zu unserem Reichenbach in Beziehung zu setzen sind und dann auf der erwähnten Burg ihren Wohnsitz gehabt haben: filius domini Engelhardi de Richenbach, welcher zwischen Eberhard von Gromberg und Konrad vom Stein (OA. Neresheim) als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Mödingen (bayr. AG. Dillingen) vom 2. Mai 1260 aufgeführt wird, Engelhard von Reichenbach, welcher den 28. Nov. 1283 einen Hof zu Westerhofen an Kloster Kaisersheim schenkt (Steichele a. a. O. 3, 493), Engelhard der Frie von Reichenbach den 20. Januar 1318 Bürge Gerungs von Emershofen in einer Urkunde betr. eine Mühle zu Oberdorf (OA. Neresheim), Heinrich von Richenbach „Fri Engelhartz Sun von Trochtelvingen“ (Trochtelfingen OA. Neresheim), welcher selbst auch Heinrich von Richenbach zu Trochtelfingen heißt und Güter an letzterem Ort besaß (1331–1354; vgl. z. B. Reg. Boic. 8, 140), Hans von Richenbach auch in Trochtelfinger Urkunden genannt und zu Pflaumloch; begütert (1361–1390), Heintz von Reichenbach zu Trochtelfingen (1365; OA.Beschr. Neresheim 419 ff.). Der Name Heinrich kommt jedenfalls auch bei dem öttingischen Ministerialengeschlecht vor, das sich nach Reichenbach. Gem. Aufkirchen (bayr. AG. Wassertrüdingen) nannte (Steichele, a. a. O. 3, 447 ff., vergl. ebda. 493. 494). Auch ist der Weiler nicht mit anderen gleichnamigen Orten, z. B. Reichenbach OA. Aalen, zu verwechseln. Im Übrigen wird er sicher im J. 1330 genannt (S. 787), kamen Höfe, Lehen und Gülten dahier, sämmtlich Lehen der Abtei Ellwangen, ums J. 1440 aus westerstettischem in ahelfingischen Besitz (S. 784), und war der Deutschorden hier zehntberechtigt (S. 609). Im J. 1733 gehörte der Ort zum fürstlichen Amt Westhausen und zählte 4 Bauern, 4 Löhner, 8 Söldner, somit 16 Unterthanen.

Die hiesige St. Georgskapelle, ein Filial der Pfarrei Westhausen, soll durch die Herren von Westerstetten gegründet worden sein und wird jedenfalls schon im J. 1523 urkundlich genannt (Khamm, a. a. O. 138).

| Westerhofen, Weiler, mit den Höfen Ruithal und Weidach, 21/2 km südöstlich von W., jagstaufwärts, auf dem rechten Ufer. Die Kirche zum h. Blasius, hoch und fest im Kirchhof gelegen, mit gutem gothischem Westthurm, dessen unteres Geschoß eine Vorhalle bildet, überdeckt mit einem Rippenkreuzgewölbe, auf Schildchen ruhend. Auch die Kirche hat Spitzbogenfenster, enthält im hübsch ausgestatteten Innern drei neue gothische Altäre, an der Decke Fresken von C. Dehner 1877, im Schiff Geburt Christi, im vieleckigen Chor Anbetung durch die heil. drei Könige. Ebendaselbst gemalte Scheiben, Christus und Maria. Über dem Südeingang steht 1721.

Westerhofen wird wohl das erstemal erwähnt, als Engelhard von Reichenbach (vgl. S. 797) den 28. Nov. 1283 einen Hof zu Westerhofen an das Kloster Kaisersheim schenkte (Steichele a. a. O. 3, 493), dann im Ellwanger Gült- und Rechtsbuch von 1339, sowie als Ritter Konrad von Gromberg den 11. März 1359 einen Hof zu Westerhofen, desgl. zu Tattenloch (s. oben S. 612), sowie ein Lehen zu Brwental (wohl Rewenthal, Ruithal) um 423 Pfd. Hllr. an die Bopfinger Bürger Konrad Schmid und Hermann Stainmann verkaufte; doch kommt auch noch später grombergischer Besitz hier vor (vgl. oben S. 607 ff.). Den hauptsächlichsten Erwerb dahier machte jedoch die Deutschordenskommende Kapfenburg.

So erkaufte der Komthur Simon von Leonrod von den Gebrüdern Rudolf und Sigmund von Bopfingen, Heinrichs von Bopfingen sel. Söhnen, den 1. Mai 1438 einen Hof, Gülten von der Tafern und Mühle, Hofstätten zu Westerhouen, sowie einen Hof zu Beuren (OA. Neresheim) um 3971/2 fl. rh.; derselbe von Ludwig von Zipplingen den 18. Februar 1448 die Ratzen- und die Haintz Geigers Söld um 12 fl. rh.; von Wilhelm von Ahelfingen der Komthur Johann von Finsterlohe den 27. Februar 1470 unter Verzicht des Stifts Ellwangen auf die lehensherrlichen Rechte seinen Theil an den Weidhühnern und Diensten zu Westerhofen; von Abt Niklaus und Konvent zu Lorch derselbe den 6. Mai 1471 mit des Klosters Amt und Weilerstatt Hohenlohe (OA. Neresheim) auf dem Härdtsfeld Gülten; von Georg Weitzmann dem Ä. und seiner Hausfrau Anna dahier und ihren Söhnen Hans und Jörg der Komthur Wilhelm von Neuhausen den 1. März 1517 alle ihre Eigengüter, Äcker und Wiesen, in Westerhofer Mark um 205 fl. rh., sowie ihr Erblehen von Ellwangen an Wiesen, Äckern und einer noch ungebauten Hofraithe um 146 fl. rh.; von Hans Weitzmann dem J. zu Westerhofen der Komthur David von Wasen den 24. April 1571 eigene Äcker und Wiesen um 120 fl. rh.; von Heinrich Ziegelbauer und seiner ehelichen Hausfrau Barbara dahier der Komthur Johann Eustachius von Westernach den 24. Mai 1590 21/2 Tagwerk Wiesen, welche | sie den 12. des Monats um 449 fl. von der Äbtissin Apollonia, Priorin und Konvent des Klosters Kirchheim erkauft hatten, und 21/2 Morgen Ackers um 550 fl. rh. Mit den genannten Lehenstücken, von welchen jedoch die Hofraithe später mit Haus und Stadel überbaut ward, wurde der Kapfenburger Komthur bis 14. Februar 1699 von Ellwangen förmlich belehnt, von da an bildeten sie nur ein sogenanntes Kanzleilehen und wurden die einzelnen Besitzer belehnt.

Nach der Designation der Ballei Franken von 1686 hatte das Dorf Westerhofen 35 Haushaltungen (1748: 41), außer hinsichtlich eines Söldners, der nach Kloster Kirchheim gehörte, hatte die Kommende Kapfenburg die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Getreide-, Kraut- und Rübenzehnten, und auch 1733 werden 2 Bauern, 2 Halbbauern, 16 Löhner, 19 Söldner, zus. 39 als kapfenburgisch, 1 Söldner als kirchheimisch genannt.

Die St. Blasiuskirche wurde im 15. Jahrhundert von der Gemeinde erbaut.

Ruithal, auch Rewenthal [4] geschrieben, ist schon S. 784, 787, 798 für die Jahre 1330, 1359, um 1440 erwähnt worden und erscheint im J. 1733 mit 2 Halbbauern als fürstlich ellwangisch, Amts Westhausen.

Das Brunnenwerk in Weidach auf dem sog. Weidachwasen am Fuß des Schloßberges gelegen. Hiezu gehört ein Wohn- und Ökonomiegebäude mit 16/8 Mrg. 3,7 Rth. Pachtgütern für den Brunnenmeister. Das Wasser wird am Fuß der Reichenbacher Berge in 3 Behältern gesammelt, die Holzteichel wurden im Jahr 1882 durch eiserne Zuleitungsröhren ersetzt. Das Druckwerk, unter dem Erdgeschoß des Wohnhauses, hebt das Trinkwasser in eisernen Teicheln über 100 m hoch den Berg hinauf und speist den Kapfenburger Schloßbrunnen; die Druckleitung wurde im Jahr 1868 erneuert. An dem Wohnhaus links am Eingang ist eine steinerne Tafel eingemauert mit dem Deutschordens-Wappen und der Inschrift: „Dieses Bronnenwerk ist von dem Hochwürdigen Frei-Reichs-Hochwohlgebohren Herrn Conrad Christoph Freiherrn von Lehrbach, Rathsgebiethiger der Balley Franken und Comenthur zu Kapfenburg u. s. w. im August 1736 angefangen und im 12 Octob: l. a. in Vollkommenstand gebracht worden.“

| Bei den Akten des Kameralamts Kapfenburg befindet sich der Vertrag vom 7. Juli 1736, abgeschlossen von Trysoleyverwalter Streckher mit Hans Georg Tranzer von Dietmannsried aus dem Stift Kempten für die Bauleitung und Melchior Ernst, Stückh- und Gloggengießer in Memmingen, für Lieferung von Maschine und Druckleitung.
  1. Daß die am 8. Juli 1151 bei K. Konrad III. zu Theres (östl. von Schweinfurt) anwesenden Gebrüder Mangold und Ortwin von Westhausen hierher zu beziehen seien, scheint mit Rücksicht auf die Herkunft der sonstigen Zeugen nicht wahrscheinlich; es ist bei denselben eher an Westhausen bei Hildburghausen zu denken (Stumpf, Reichskanzler III, 143, 863). – Von den beiden Angaben Molls, Nikolaus von Westhausen sei auf dem Concil zu Constanz und eine Imagina von W. 1357 Äbtissin zu Kirchheim gewesen, beruht die erstere wohl auf einer Verwechselung mit dem in Ulrichs von Richenthal Chronik des Concils im Gefolge des Markgrafen von Niederbaden genannten Niclaus von Weschhausen, die letztere stimmt nicht ganz sicher zu der Äbtissinnenreihe der OA. Beschr. Neresheim S. 350.
  2. Die betreffende Urkunde ist nicht datirt, der oben genannte Komthur aber für das Jahr 1444 bezeugt (OA.Beschr. Waiblingen S. 217).
  3. Die Beziehungen des vellbergischen Wagenhofen zu Buch, Zimmern und Fischach lassen es etwas zweifelhaft erscheinen, ob bei demselben an unser Wagenhofen zu denken sei, auch ist es auffallend, daß schon im J. 1481 Peter Hohenbuch den Burgstall – übrigens dem oben folgenden gemäß nicht in endgiltiger Weise – verkauft und noch 1482 Ernfried von Vellberg ihn geeignet erhält, allein andererseits liegen Beziehungen der Familie Oswald sowohl zu dem vellbergischen als zu unserem Wagenhofen, hinsichtlich dessen der Besitz Schwanns nur vorübergehender Natur gewesen sein muß, vor und die Vollziehung der Eignung des Lehenbesitzes könnte sich noch etwas hinausgeschoben haben in eine Zeit, in welcher eigentlich der Besitzer bereits gewechselt hatte. Zudem ist sonst kein geeigneter Ort dieses Namens bekannt.
  4. Zum Namen vergl. Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Oberschwaben, Neue Reihe II. 51 ff. IV 30.
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