« Kapitel B 41 Beschreibung des Oberamts Ehingen Kapitel B 43 »
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42. Rottenacker,
häufig auch Rothenacker geschrieben, ein evang., von alten Zeiten her Würt. und ehemals zum Klostersoberamt Blaubeuren gehöriges, Pfarrdorf und Marktflecken in sehr schöner Lage, an dem linken Donauufer aufsteigend, 11/2 St. von Ehingen, an der Vicinalstraße nach Munderkingen, mit 1246 Einw., F. A. Zwiefalten, Dekanat Blaubeuren. Die Zehnten gehören dem Staat und der Univ. Freyburg; außer ihnen haben aber noch 8 Herren und Körperschaften| kleine Theile: die Pfarrey und die Heiligenpflege Munderkingen; die Heiligenpflegen des Orts, von Kirchheim und Kirchbierlingen; v. Stein; Taxis; Spital Ehingen. Der Antheil der Univ. ist zu 925 fl. im Cataster, den Heu- und Öhmdzehenten, so weit er dem Staat gehörte, hat die Gemeinde neuerlich mit 1000 fl. abgelöst, eben so auch die Frohnen und sämmtliche Falllehen.

Gefälle beziehen der Staat 263 fl. 47 kr. und 230 Sch. 31/4 Sr. Dinkel, 231 Sch. 5 Sr. Haber. Die Univ. Freyburg 4 fl. 54 kr. und 15 Sch. 31/4 Sr. Dinkel, etwas Weniges auch die oben genannten Heiligenpflegen, die Gemeindepflege und der Gr. Castell. Kirche und Pfarrhaus werden aushülflich von dem Großzehentherrn gebaut.

Oben im Dorfe steht die Kirche und das sogen. Schloß, ein hölzernes Haus, bis 1807 Sitz eines eigenen Vogts, jetzt Privathaus; von dem Kirchthurm hat man eine vortreffliche Aussicht. Nördlich auf der Bergebene, fast 1/2 St. vom Ort, steht eine Ziegelhütte mit einigen neuen Häusern, das Neudorf genannt. An der Donau steht eine schöne Mahlmühle, und eine Sägmühle, auch hat der Ort eine Ölpresse, eine Bleiche und 3 Vieh- und Krämermärkte.

Rottenacker ist das volkreichste Dorf im Oberamt. Die Einwohner legen sich stark auf Spinnerey und Weberey, weil das Feld die Bevölkerung nicht mehr nährt. S. Tab. und S. 19, 29, 60 u. ff.

Der Ort war in ältern Zeiten Filial von Neuburg (s. N.) und daher kommt auch noch der Zehentantheil der Univ. Freyburg; er hatte aber schon frühe eine eigene Caplaney; wozu die v. Hörnlingen das Patronat hatten, sie übergaben es 1489 dem Kl. Blaubeuren. Herzog Ulrich führte die Reformation in R. ein, setzte einen protest. Pfarrer, und wollte den Neuburger Zehnten zurückziehen, was ihm aber nicht gelang. Das Patronat der Pfarrey hatte die Gemeinde, bis es in neuern Zeiten der Landesherr an sich zog.

Ehemals gehörte Rottenacker dem Kl. Blaubeuren. Als die Pfalzgrafen von Tübingen 1099 dieses Kloster stifteten, trug der Pfalzgraf Anselm das Dorf R. dazu bey, und dieß| ist die erste Nachricht, die man von dem Orte hat.[1] Er konnte jedoch nur zum Theil den Pfalzgrafen gehört haben; denn 1346 verkauft Ludwig von Stadion das Gut R. mit aller Gerechtigkeit an Gerichten, Dorfrechten etc., wie er sie von Gr. Conrad von Berg erhalten, um 1040 lb. Hllr. an Joh. v. Stein, und Berchtold von Stein zu Stadion kauft 1356 Güter daselbst, die den v. Emerkingen gehört hatten. Erst von diesen Besitzern kaufte das Kl. das Dorf vollends, und zwar 1361 von Berthold v. Stein von Klingenstein für 2300 lb. 1364 von Berth. v. Stein von Reichenstein den Laienzehnten, und was er sonst hatte; jenen eignet das Kl. Reichenau 1368 gegen einen jährlichen Zins von 1/2 lb. Wachs. I. J. 1193 versammelten sich mehrere Reichsfürsten auf dem Felde bey Rottenacker und übertrugen hier dem Herz. Welf IV. die Schirmsvogtey über das Kl. Zwiefalten.[2] Im dreyßigjährigen Kriege wurde R. hart mitgenommen, und die Pest raffte fast alle seine Bewohner vollends weg, so daß es nach dem Kriege zum Theil mit Schweizern wieder bevölkert wurde. Sehr litt der Ort auch 1702 bis 1704, wo die franz.-bayr. Armee sich in und um R. gelagert hatte.


  1. Sattler, Grafen IV Beyl. S. 290 und 291.
  2. Beschr. des Oberamts Münsingen, S. 224.