« Kapitel B 40 Beschreibung des Oberamts Ehingen Kapitel B 42 »
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41. Rißtissen,

ein kath. Dorf in der weiten Mündung des Rißthals in das Donauthal, 2 St. unter Ehingen, mit 651 Einw.; F. A. Albeck, Sitz eines grundh. Rentbeamten. Grund- und Patronatsherr: Graf Schenk von Stauffenberg, die Zehnten bezieht der Grundherr, (im Cataster mit 1652 fl. 13 kr.), einen kleinen Theil die Kirchenpflege Ulm.

Gefälle: der Staat 10 fl., Grundherr 972 fl. 45 kr. (und wieder 68 fl. 52 kr.) und 17 Sch. Dinkel, 2167/8 Sch. glatte Früchte, 2257/8 Sch. Haber, Stiftspflege 22 fl. 56 kr. und 6 Sch.| 63/4 Sr. Dinkel und eben so viel Haber, Gemeindepflege 10 fl. 17 kr. Die Kirche wird bey Unzulänglichkeit der Kirchenpflege von der Grundh., das Pfarrhaus von eben dieser und der Pfarrey gebaut.

Rißtissen ist ein Rittergut, wozu ein Schloß mit eigenen Gütern, eine Mahl- Säg- und Ölmühle, eine Umgelds-Entschädigung von 240 fl., ein Theil des Zehnten zu Ersingen etc. gehören. Es ist Allodium, war dem Ritter-Canton Donau einverleibt und hatte hohe und niedere Gerichtsbarkeit mit dem Blutbann. Die Jagd ist im Streit; der reine Ertrag ist zu 5 bis 6000 fl. berechnet. Der Name wird häufig auch Rißdissen, in ältern Urkunden aber in der Regel Tissen, Tüssen, Tussen geschrieben, wahrscheinlich von Tosen – leisem Geräusche der Riß. Die Riß fließt durch den Ort, und treibt die oben genannten Mühlen. Der Ort hat sehr gute und große Häuser. Bey dem Ort steht das gräfl. Schloß, ein schönes, großes, modernes Gebäude, worin sich eine kostbare Gemälde-Sammlung befindet, mit schönen Gärten, Gewächshäusern und ausgedehnten neuen, aber noch unvollendeten Anlagen, welche an die Stelle älterer, einst sehr bewunderter Gartenanlagen treten. Der Graf hält sich nur zuweilen hier auf. Die schöne Pfarrkirche wurde 1784 ganz neu gebaut. An der Kirche standen sonst neben dem Pfarrer noch 2 Caplane; die eine Caplaney wurde 1508 von den v. Stotzingen, damaligen Gutsherrn, gestiftet und die Stotzingische Caplaney genannt, die andere heißt von ihrem Stifter die Laubenbergische Caplaney.

In ältern Zeiten schrieb sich eine adeliche Familie von Rißtissen: Diethelm von Tüssen erscheint 1127 als Zeuge in dem Stiftungsbriefe des Kl. Urspring. Später kam der Ort in mehrere Hände, bis Herzog Sigismund v. Östreich ihn 1498 den von Stotzingen zu Lehen gab. Nach diesen besaßen ihn die von Laubenberg, mit Ausnahme des Pfarrzehnten und der Stotzingischen Caplaney, welche die von Stotzingen behielten. Eine Tochter Walters von Laubenberg, des Stifters der Laubenbergischen Caplaney und| letzten seines Stammes, heirathete zu Ende des 16ten Jahrhunderts den Christoph Schenk von Stauffenberg und brachte ihm die Herrschaft Rißtissen zu, welche seine Nachkommen noch besitzen. Der gegenwärtige Besitzer kaufte 1805 auch das Patronat der Stotzingischen Caplaney, und schloß 1806 mit dem bisch. Ordinariat einen Vertrag, wodurch er alle Zehnten, mit Ausnahme des Ulmischen, und die Gefälle der beyden Caplaneyen, welche aufgehoben wurden, an sich brachte, der Pfarrer dagegen eine feste Besoldung nebst 400 fl. zu Haltung eines Vikars erhielt. 1806 kam Rißtissen unter Bayerische, 1810 unter Würt. Hoheit. – Der merkwürdigen röm. Alterthümer von Rißtissen und der bedauerlichen Zerstörung der alten Kirche daselbst ist oben schon S. 9 u. ff. erwähnt worden.[1]


  1. In der Schrift: Drusomagus, Sedatum etc. von D. von Raiser, K. Bayr. Regierungs-Director etc. Augsburg 1825. S. 105. findet sich noch folgende weitere Nachricht, die Alterthümer von Rißtissen betreffend: „die Angabe des Herrn Kirchenraths Vanotti S. 83 (Würt. Jahrbücher 1824. 1s H.), daß einige der zu Rißtissen aufgefundenen röm. Münzen nach Augsburg gewandert seyen, muß mit dem Beysatze bestätigt werden, daß sich, nebst mehreren nicht bestimmbaren, 16 röm. Münzen, welche in den Jahren 1813 bis 1815 zu Rißtissen gefunden wurden, in der Hofrath v. Ahornerschen Sammlung befinden, und daß er dieselben von einem Mitglied der Familie des Gutsbesitzers erhalten habe. Diese Münzen reichen aber nicht, wie die Vanottischen, über die Constantinischen Zeiten hinaus.“ Sie gehen, nach der Beschreibung, von 41 bis 232.