Beschreibung des Oberamts Ehingen/Kapitel B 37
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ein kathol. Pfarrdorf, ehemals Marktflecken, auf einer Anhöhe an der Vicinalstraße von Ehingen nach Buchau, 23/4 St. südlich von Ehingen, mit 201 Einw., F. A. Zwiefalten, Sitz eines grundh. Rentbeamten. Grund- und Patronatsherr: Graf von Stadion-Thannhausen; die Zehnten bezieht die Pfarrey.
Gefälle: der Grundherr 174 fl. 14 kr. und 35 Sch. 43/4 Sr. Dinkel, 22 Sch. 1 Sr. Haber; etwas weniges auch die Stiftspflege, die Pfarrey und der Staat. S. Unterstadion.
Oberstadion ist ein Rittergut, wozu Bühl, Rettighofen, Mundeldingen, Mühlhausen, Aigendorf und Hundersingen gehören. Es war dem Ritter-Canton Donau einverleibt, und hatte hohe und niedere Gerichtsbarkeit. Oberstadion und Bühl sind Mannlehen, das Übrige ist, mit Ausnahme eines Hofs zu Aigendorf, Allodium. Der Blutbann über das Dorf Oberstadion war Reichslehen, das übrige ein sogen. Schwabenlehen – ein von der Landvogtey herrührendes, ehemals zum Herzogthum gehöriges Lehen. Der reine Ertrag des| ganzen Ritterguts ist zu 6156 fl. berechnet. Die Baulast der Pfarrkirche hat aushülflich der Großzehntherr, die des Pfarrhauses die Pfarrey.Der Name Stadion wird von dem Volk gemeiniglich Stehen gesprochen, wie der Name des in der Nähe fließenden Baches, er wird auch häufig so, und Statgen, Stadegun geschrieben gefunden. Oben in dem Dorfe steht das Gr. Schloß, ein großes, modernes Gebäude, mit einem schönen und großen Garten. Es wurde 1758 gebaut, ist sehr gut eingerichtet und unterhalten, und schließt sich an einen festen Thurm an, der als Denkmal ehemaliger Ritterzeiten noch von dem alten Schloß übrig ist, welches Wilhelm von Stadion, der Begleiter Graf Eberhards von Würtemberg in das gelobte Land, auf den Grund eines noch ältern nach seiner Rückkehr aus Palästina (1468) erbaute. Eben dieser Wilhelm versah Dorf und Schloß mit (längst wieder verschwundenen) Gräben und Thoren, baute auch mit seinem Bruder Burkhard 1473 die ansehnliche Pfarrkirche zum h. Martin, welche 1482 eingeweiht, und von ihrem Erbauer reichlich ausgestattet wurde. Sie wurde 1776 erneuert; 1808 brannte der Thurm zum Theil ab. In der Kirche befinden sich sehenswerthe Denkmäler, und eine unterirdische Capelle mit einer Gruft. An der Kirche steht gegenwärtig der verehrungswürdige und als Schriftsteller rühmlich bekannte Pfarrer Christoph Schmid mit einem Caplan. In die Pfarrey gehören: Oberstadion, Bühl, Bettighofen, Moosbeuren, Mühlhausen, Mundeldingen und Rettighofen, lauter Stadionische Orte, wie das Dorf Hundersingen, das bis 1810 ebenfalls dazu gehörte, nun aber zu einer eigenen Pfarrey erhoben ist, wozu eine 2te Caplaney in Oberstadion verwendet wurde.
Von der ältesten Geschichte des Orts so wie davon, wie er an die Herrn von Stadion gekommen, weiß man wenig. Die Grafen von Stadion stammen aus der Schweiz ab, wo sie sich an die Habsburgische Familie angeschlossen, eben deßwegen aber auch ihre Stammgüter verloren, von Östreich hingegen| dafür in Schwaben begünstigt worden seyn sollen[1]. Im J. 1328 stiftete Ludwig v. Stadion eine Meßpfründe in Oberstadion; es scheint, daß sein Vater Conrad den Ort erworben habe. Doch schreibt sich noch 1364 Berchtold von Stein zum Reichenstein von Stadion, und hatte also damals wenigstens noch Theil an dem Ort, wahrscheinlich von den von Emerkingen her. 1373 verkaufte Eitel von Stadion die Herrschaft Stadion, Bühl, Mühlhausen und Hundersingen, an die Brandenburger und Felderer, Bürger in Ulm (die Brandenburger sind eine noch in Biberach bestehende Patrizier-Familie); Hans von Stadion, der Reiche, kaufte aber 1452 Alles wieder zurück. Wilhelm v. Stadion trug 1469 dem Erzherzog Sigismund für die Eignung von Mundeldingen | und Mühlhausen das Dorf Oberstadion und seine Güter zu Bühl zu Lehen auf; letzteres erhielt er dann 1498 von Östreich vollends ganz als Lehen. 1806 kam das Gut unter Würt.ein kath. Weiler mit 161 Einw., eigentlich ein Theil von Ober-Stadion, und kaum 100 Schritt von jenem, hauptsächlich durch seine Lage auf einem Hügel oder Bühl, wovon es ohne Zweifel auch seinen Namen hat, abgesondert. Die Zehnten bezieht die Caplaney Ober-Stadion, in allen übrigen Verhältnissen ist Bühl mit Ober-Stadion verbunden, womit es auch 1 Gemeinde und 1 Markung bildet.
Gefälle: der Grundherr 208 fl. 41 kr. u. 98⅜ Sch. Früchte.
ein kath. Weiler, mit 62 Einw. in einem engen Thälchen kaum ½ Viertelstunde von Stadion und Bühl, mit denen er 1 Markung und überhaupt gemeinschaftliche Verhältnisse hat. Die Zehnten bezieht die Pfarrey.
Gefälle: der Grundherr 80 fl. 55 kr. und 44¾ Sch. Früchte.
Ein durch den Ort fließender Bach treibt eine Mahlmühle, eine Öl- und eine Sägmühle.
- ↑ Der Schluß von der Gleichheit der Namen auf eine uralte Verbindung ist sehr unsicher, weil die Familien gemeiniglich erst mit der Erwerbung eines Orts auch den Namen davon annahmen, daher oft selbst Brüder ganz verschiedene Namen führten. Indeß beweisen folgende urkundliche Nachrichten, deren Mittheilung wir dem Herrn Dir. v. Raiser verdanken, daß die Herrn von Stadion nicht erst in Folge einer Vertreibung aus der Schweiz in Schwaben erschienen sind: In den Salmischen Urkunden erscheinen, außer mehreren Andern von späterer Zeit: Walther de Stadegun, modo Stadion, Ritter, 1270. Ludwig von Stadgun 1286. Nach dem östr. Pfand- und Lehenrodel der Grafschaft Friedberg vom J. 1313, besaß Dominus de Statgen für die lehnbare Burghut auf dem Bussen 1 Hof in Riedlingen und schon in dem ältern lat. Rodel kommt Dominus de Stadegen mit dem Feodo castr. in Bussen vor. – Die Familie theilte sich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in 2 Linien, die Friedericianische und Philippinische, oder Stadion-Thannhausen und Stadion-Warthausen. Wegen Thannhausen (in Baiern) hatte sie Sitz und Stimme auf den Kreis- und Reichstagen; 1711 erhielt sie von K. Joseph I. das Grafen-Diplom. Beyde Linien besitzen noch Güter in Böhmen. Die Warthauser Linie hat kürzlich ihre Güter in Würtemberg an den Staat verkauft. Die Würt. Güter der Thannhauser Linie liegen sämmtlich in dem Oberamte Ehingen, und sind: Aigendorf, Alberweiler, Bettighofen 1/2, Bühl, Emerkingen 1/2, Hausen, Hundersingen, Moosbeuren, Mühlhausen, Mundeldingen, Oberstadion, Rettighofen, Rußenberg Unterstadion 1/2.