« Kapitel B 19 Beschreibung des Oberamts Ehingen Kapitel B 21 »
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20. Griesingen, (Unter- und Ober-)
a. Unter-Griesingen.

ein kathol. Pfarrdorf auf einer Anhöhe rechts von der Donau, 5/4 St. südöstlich von Ehingen, mit 486 Einw., F. Taxisches Amt Marchthal, Forstverw. Buchau. Grund- und Patronatsherr von Unter- und Ober-Griesingen, Fürst von Thurn und Taxis, von 1 Hof ist der Gr. Schenk von Castell Grundherr (s. Berg), von andern s. u. Die Zehnten in Unter- und Ober-Griesingen (im Cataster mit 940 fl.) gehören Taxis.

Gefälle beziehen an beyden Orten: der Staat im Betrag von 58 fl. 31 kr., Taxis 1702 fl. 45 kr., Graf Schenk von Castell| 19 fl. 17 kr., Kirchenpflege Ulm 197 fl. 26 kr., Ortsstiftungspflege 118 fl. 21 kr., Stiftspflege und Caplaney Ehingen 71 fl. 26 kr., Pfarrey Nasgenstatt 1 fl. 30 kr., zusammen 2189 fl. 26 kr., davon 812 fl. 25. kr. in Geld und 272 Sch. 33/4 Sr. Dinkel, 256 Sch. 71/2 Sr. Haber und 8 Sch. 31/2 Sr. glatte Früchte. Die Staatsgefälle rühren von einem Bauerngut her, das zu 2/3 dem Staat, zu 1/3 der St. Blasiuspflege in Ehingen falllehenbar ist, und 450 fl. Laudemialgebühren entrichtet.

Das Pfarrhaus und aushülflich auch die Kirche baut der Gutsherr. Seiner etwas erhöhten, sommerlichen Lage verdankt der Ort eine ergiebige Obstzucht. Vor 1806 gehörte Unter- und Obergriesingen nebst Öpfingen zum Rittercanton Donau; jetzt ist das Gut zu den standesh. Besitzungen des F. Thurn und Taxis geschlagen. Unter Gr. hat ein neues, 1823 gebautes Schulhaus; in die Kirche ist auch Obergriesingen eingepfarrt.

Das Patronat der Kirche mit dem Zehnten und Widdumhof schenkte Herzog Albrecht von Östreich mit seiner Gemahlin Mechtild 1461 dem Kl. Salem. Bey der Aufhebung des Klosters 1806, kam dasselbe an Baden, und dieses verkaufte es 1803 an Freyberg-Öpfingen. S. u.

b. Ober-Griesingen,

Filial von Unter-Griesingen, nur 1/4 St. davon mit 80 Einw. Amtliche und grundherrliche Verhältnisse, wie bey a; beyde Orte haben auch eine gemeinschaftliche Markung, und beyde werden gemeiniglich zusammen unter dem Namen Griesingen begriffen.

Obergriesingen bildete ehemals eine eigene Pfarrey, wovon Freyberg das Patronat hatte. Da aber der Ort im Bauernkriege 1525 fast ganz zerstört wurde, zog der Pfarrer nach Unter-Griesingen, von wo aus beyde Pfarrer die Pfarrey lange Zeit gemeinschaftlich versahen. Nachdem im 30jährigen Kriege auch Unter-Griesingen ein ähnliches Schicksal gehabt hatte, ließ man die Ober-Griesinger oder Freybergische Pfarrey ganz ruhen, und 1723 wurde förmlich entschieden, daß nur Eine, die Kloster Salmannsweilische, Pfarrey für beyde Orte fortan bestehen solle.

Ein gewisser Richbald schenkte schon 725 dem Kl. Murbach| im Elsaß sein Eigenthum in Griesingen (Chresinga). Gr. Chadaloch überläßt 817 dem Kl. St. Gallen seine Güter in Chrezzingun[1], und 961 bestätigt K. Otto I. den Vertrag zwischen dem Bischof von Chur und dem Kloster Murbach über die Güter in Griesinga. In der Folge war Griesingen im Besitze der Gr. v. Berg, welche mehrere ihrer Vasallen damit belehnten, von welchen sich auch eine Familie von Griesingen schrieb. Ulrich von Griesingen war 1350 Schirmsvogt des Kl. Wiblingen. Die Familie erlosch 1385. Einen Theil von Unter-Griesingen und den Pfarrsatz in Obergriesingen trugen die Herrn von Berg von den Grafen v. Berg und nachher von Östreich zu Lehen: sie verkauften ihn 1503 und 1523 an die von Freyberg, und diese kamen, mit wenigen Ausnahmen, in den Besitz von ganz Griesingen, verkauften aber 1809 das Besitzthum an den Fürsten v. Taxis. 1806 kamen beyde Orte unter W. Hoheit.

In dem Walde hinter Ober-Griesingen findet man noch Spuren einer Römerstraße. S. 8.


  1. Neug. Cod. Dipl. Nr. 27. 193.