« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Eßlingen Kapitel B 5 »
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4. Berkheim
mit der Hammerschmiede, Pfarrdorf mit 703 evang. und 1 kath. Einwohnern, 3/4 Stunde nach dem Fußweg, 1 Stunde nach der| Fahrstraße südsüdöstlich von Eßlingen, am Rand des Filderplateau und über dem bewaldeten linken Abhang des Neckarthales, in welches der spitze Thurm der Kirche malerisch herabschaut. Die Kirche zu Berkheim (zum h. Michael) war dem Kloster Denkendorf schon von seinem Stifter übergeben. 1190 erlaubt Bischof Diethelm von Constanz dem Propst Adelhard und seinem Nachfolger, das sacerdotale officium in ecclesiis in Bercheim et Denkendorf vom Kloster aus zu besorgen, und die Einkünfte der Pfarrei für die Bedürfnisse des Convents zu verwenden, was die Päpste Cölestin III. (1191) und Urban IV. (1263) bestätigten (A. U.) So blieb Berkheim ein Filial von Denkendorf bis 1739, in welchem Jahr es der Pfarrei Nellingen zugetheilt wurde. Seit einigen Jahren aber bildet es eine eigene Pfarrei, die vorerst von einem Amtsverweser versehen wird. Die Kirche, am nördlichen Ende des Orts und von dem Begräbnißplatz umgeben, ist alt, eng und klein, und durch einige neuere Zuthaten mehr entstellt als verschönert worden. Die Stiftungspflege, bei deren Unzulänglichkeit die Gemeinde einsteht, hat sie im Bau zu erhalten. Eine eigene Pfarrwohnung ist nicht vorhanden, daher der Pfarrverweser zur Miethe wohnt. Die Schule (mit einem Lehrer) und das Lokal des Gemeinderaths befinden sich in Einem Hause. Die Einwohner leben von Feldbau und Viehzucht in mittlerem Wohlstande. Die Güter liegen zum bei weitem größten Theil auf der gegen das Neckarthal sich absenkenden Filderhöhe, und haben einen leichten, lehmigen, nicht besonders tiefgehenden Boden. Dinkel, Haber und Gerste werden vorzugsweise, weniger Flachs und Hanf gebaut. Der Durchschnittsertrag wird an Dinkel zu 6, an Haber und Gerste zu 3–4 Schffl. per Morgen angegeben. Die Ackerpreise sind 200–350–500 fl. Seit 36 Jahren blieb die Markung von Hagelschlag fast gänzlich verschont, nachdem sie von 1796 an zwölf Jahre nach einander betroffen worden war. Der Wieswachs ist nicht ausgedehnt aber ergiebig. Nicht unwichtig ist die Obstzucht in den das Dorf rings umgebenden Gärten. Man trifft hier sehr schöne Nußbäume, und besonders Linden von herrlichem Wuchs, deren Blüthen einen kleinen Nebenerwerb liefern. An Waldung fehlt es der Gemeinde; ein schöner Laubwald von 226 Morgen auf hiesiger Markung ist Eigenthum der Stiftungspflege Eßlingen, welche der Gemeinde ihre angesprochene Nutzungsrechte streitig macht, s. hiernach. Der Weinbau hat seit längerer Zeit gänzlich aufgehört. Die Rindviehzucht ist so erheblich, als die Verhältnisse erlauben; es wird einiger Viehhandel getrieben. Die Schäferei ist man im Begriff eingehen zu lassen. Die Gewerbe sind Nebensache; am zahlreichsten sind die Leinweber und die meist auswärts arbeitenden| Zimmerleute und Maurer. Letztere finden auch Verdienst in den ergiebigen Bruchsteinbrüchen in der Nähe des Orts. Schildwirthschaften giebt es zwei.

Einige Grundzinsen und Theilgebühren im Betrage von 14 fl. 27 kr. und circa 25 Schffl. Frucht und den großen Zehenten (mit 112 fl. Geld und 319 Schffl. 4 Sri. nach R.) bezieht die Stiftungspflege Eßlingen, zu einem kleinen Theil auch die Pfarrei Hegenlohe. Der kleine Zehent ist gegen erstere abgelöst.

Das Cameralamt Eßlingen bezieht an jährlichen Grundgefällen 2 fl. 8 kr. Geld, 11 Schffl. 4. Sri. glatte Frucht, 25 Schffl. 7 Sri. Dinkel und 8 Schffl. 4 Sri. 11/2 Vlg. Haber; sodann die Stiftungspflege des Orts 2 fl. 13 kr. Hellerzins.

Berkheim wird schon unter den Gütern genannt, welche die Stifter des Klosters Denkendorf (s. dieses) diesem vermachten. Am 5 Feb. 1231 schenkte König Heinrich VII. demselben Kloster ein Gut in parrochia Berckain und ein Fischwasser im Neckar (Besold p. 464).[1] Die Vogtei aber sammt dem Widdumhof und verschiedenen Gütern gehörte den Bernhausen. 1344 verkaufte Diepold von Bernhausen die Vogtei an Conrad Bürgermeister von Eßlingen, 1438 aber Agatha Renner, Hans Sachsen Wittwe, dieselbe mit allen Rechten, Gefällen, Nutzungen, Gülten, Diensten und Zugehör für 300 fl. ans Kloster Denkendorf (Schmidlin S. 45). In demselben Jahre kaufte das Kloster auch den Widdumhof von Hans v. Bernhausen um 1500 fl. und Graf Ludwig von Württemberg freite ihm denselben (Cleß III, 129. Gab. und Schmidlin S. 44 nennen als Verkäufer Hans, Truchses von Bichishausen). Wegen der Kirche s. oben. Außerdem waren hier begütert die Späte, die Propstei Nellingen, das Kloster Sirnau, und besonders das Hospital Eßlingen, welches nach und nach die Nellinger (1374), die Spät’schen (1434), die Sirnauer (1525) und andere Güter sammt den Zehenten an sich brachte, und 1589 diese Güter (113 Morgen Ackers und 11 Tagw. Wiesen) zu einem drittheiligen Lehen vereinigte. Es hatte mit den Berkheimern wegen deren Holzungs- und Waiderechte in seinen Waldungen von jeher viel Streit und fortwährend über Verwüstungen derselben zu klagen (A. U.) – Im August 1287 wurde Berchen prope Ezzelingen von dem Pfalzgrafen von Tübingen, dem Markgrafen von Baden, dem Grafen von Hohenberg und Vaihingen geplündert und verbrannt (Cronic. Sindelf. ed| Haug. p. 22). Empfindliche Mißhandlungen erlitt es auch in den Fehden der Jahre 1450 und 1519 von den Eßlingern.

Die Hammerschmiede liegt unterhalb Berkheim in einem Thaleinschnitt. Zum Betrieb des Werks, welches früher als Sägemühle eingerichtet war, dient das aus einigen kleinen Bächen des Abhangs in einen künstlichen Weiher zusammengeleitete Wasser, das wenige hundert Schritte von da in den Neckar fällt.

Mit Denkendorf, zu dessen Klosteramt es gehört hatte, wurde Berkheim im J. 1806 zum Oberamt Köngen, 1808 aber zu Eßlingen geschlagen. Über das vom Kloster herrührende Fruchtalmosen s. Denkendorf. Durch den sogenannten Reclamationsvergleich mit dem Staat im J. 1823 kam die Stiftungspflege Eßlingen in den Besitz derjenigen Zehenten, die früher zu Denkendorf gehört hatten, nebst einigen andern Gefällen als Entschädigung.


  1. In Berckha besaß Kl. Hirsau um 1100 elf Huben, welche es später an Conrad von Beutelsbach austauschte, Cod. Hirs. p. 97 ed. Stuttg. wenn nicht Ober-oder Unter-Berken O.A. Schorndorf zu verstehen ist.


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