« Kapitel B 14 Beschreibung des Oberamts Eßlingen [[Beschreibung des Oberamts Eßlingen/|]] »
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15. Zell,
Pfarrdorf mit 752 evang. Einw., 1 St. östlich von Eßlingen an der Staatsstraße nach Göppingen und Ulm und am Fuße des rechten Neckarthal-Abhanges, in welchen der Zellerbach einen Einschnitt gefurcht hat. An der Ausmündung dieses Einschnittes ins Neckarthal, und zum Theil noch an dem Abhang hinauf liegt der Ort| sehr gesund, angenehm, gegen rauhe Winde geschützt, und hat gutes und reichliches Trinkwasser. Eine besonders treffliche Quelle ist zu einem Rohrbrunnen rechts an der Landstraße nach Eßlingen gefaßt. Das Aussehen des Ortes, so weit er entlang der Landstraße liegt, ist sauber und anständig. Am obern, nordöstlichen Ende in sehr schöner, freier Lage steht die Pfarrkirche, deren Baulast die Stiftungspflege trägt. Um die Kirche liegt der Begräbnißplatz. Die Pfarrwohnung ist ein 1827 neu gebautes gefälliges Haus an der Landstraße. Die Schule, vorerst mit Einem Lehrer, hat eine geringe Stiftung. Ein neues Schulhaus ist im Bau. – Die Verhältnisse der arbeitsamen und ökonomischen Einwohner sind denen des Filialdorfs Altbach in der Hauptsache gleichartig, nur daß ihr Wohlstand im Durchschnitt auf einer niedrigeren Stufe steht, wie auch der Boden ihrer Markung dem von Altbach an Güte nicht gleichkommt. Die Markung, an welcher auch mehrere Auswärtige, namentlich Eßlingen mit Wald, und die dortige Stiftungspflege mit 731/2 M. Äckern und Wiesen betheiligt sind, wird, so weit sie im Thal liegt, vom Neckar durchströmt, und zieht sich dann in Terrassen, theils als Weingelände und Obstgärten, theils als Ackerland bis in den Schurwald hinauf, von welchem 160 Morgen vornehmlich mit Eichen, Buchen auch Birken bestockten Waldes der Gemeinde zugehören. Der Boden wird überall mit großem Fleiß cultivirt. Die Ackerpreise giebt man zu 120, 300, 500 fl. an. Die Wiesen sind von sehr guter Beschaffenheit und werden mit 300, 400, 600 fl. pr. Morgen bezahlt. Der Weinbau ist von größerer Ausdehnung als in Altbach; die Sorten sind noch ziemlich gemischt, doch ist man auf Verbesserung bedacht. Der Preis ist 360–600 fl. pr. M. Der Obstbau bildet einen wichtigen und sorgfältig gepflegten Nahrungszweig; die meisten Bürger unterhalten eigene kleine Baumschulen und ziehen häufig junge Stämmchen zum Verkauf. Man erzeugt übrigens weniger feine Tafelsorten, als gutes Mostobst, und namentlich Zwetschgen, die in bedeutender Quantität, grün und gedörrt, zum Verkauf kommen. Von der Viehzucht gilt ganz das oben bei Altbach Gesagte. Die Bienenzucht ist im Zunehmen. Der Gewerbsfleiß ist gänzlich unbedeutend und der geringste im Oberamt; es finden sich nur einige der gewöhnlichsten Professionisten und eine Schildwirthschaft. Zehentberechtigt ist auf der ganzen Markung (mit Ausnahme der Güter innerhalb Etters, welche der Pfarrei den kleinen, den Heu- und Öhmdzehenten reichen) der Staat; er bezieht (1839/47) jährlich an Großzehenten: Dinkel 47 Schff., Haber 8 Schff., Gerste 10 Schff. 2 Sri., Einkorn 13 Schff. 2 Sri., Stroh 1 Fdr., Surrog. 28 fl. 9 kr. Für den kl. Zehenten 90 fl. nebst 4 Sch. Welschkorn. Für| den Weinz. (1826/45 200 fl. nebst 10 fl. 56 kr. Surrog. Der Heu- und Öhmdzehenten ist abgelöst. Die Bürger beziehen noch einige örtliche Nutzungen.

Zell gehörte gleich Altbach den Grafen von Aichelberg, der Kirchensatz und einzelne Güter denen von Stauffeneck. 1271 schenkte Friedrich von Stauffeneck dem Hospital in Ulm Güter in Zell (Jäger Ulm S. 356). Gr. Diepold von Aichelberg verkaufte 1303 das Vogteirecht und die Zehenten, Ludwig von Stauffeneck 1304 den Kirchensatz mit seinen Gütern an das Kloster Adelberg, welches 1346 die Pfarrkirche sich incorporirte, und seine hiesigen Besitzungen nach und nach durch Kauf vermehrte, namentlich 1424 dem Hospital Ulm alle seine Güter und Rechte um 1100 fl. abkaufte (Gab.). Sonst waren hier im Besitz einzelner Güter und Gülten: das Hospital Eßlingen, das Kloster Sirnau (den 10. Februar 1264 bekennt Gr. Diepold von Aichelberg, daß er keine Rechte auf die dem Kloster a sorore Geroldi de Ezzelingen, dicta Tamburc, geschenkten Güter bei Zell habe A.U.), das Kloster St. Clara, Carmeliter- und Barfüßerkloster. – Der langwierige Streit der Reichsstadt Eßlingen mit dem Grafen Ulrich von Württemberg berührte auch Zell auf die empfindlichste Weise. Zell mit Altbach, und Ober-Eßlingen hatten ein althergebrachtes Recht in den städtischen und Spitalwaldungen zu waiden, Dürrholz zu sammeln und Laub zu holen. An der Ausübung dieses Rechtes wurden aber die genannten Gemeinden durch die Stadt gewaltsam gehindert. Zwar kam nach langen Unterhandlungen den 16. Dec. 1445 und 10. August 1446 die Übereinkunft zu Stande, daß jenes Recht den Gemeinden auch ferner zustehen, den Eßlinger Forstknechten aber von jedem Hause jährlich 16, von einer Kuh 3, von einem Kalb 11/2 Heller bezahlt werden sollen. Allein damit war der Friede nicht hergestellt. Vielmehr waren gleich nach dem Ausbruch des Städtekriegs, Ober-Eßlingen und Zell die ersten Orte, über welche die Eßlinger herfielen, und Zell ging den 18. August 1449 ganz und gar in Flammen auf (Pfaff Gesch. der R. St. Eßlingen S. 340–343). Noch heut zu Tage findet man beim Umgraben des Bodens häufige Spuren von Brandstätten. – Zell blieb als Adelbergscher Klosterort dem dortigen Oberamt bis zu dessen Auflösung (1806) einverleibt. Diesem Zusammenhang verdankt der Ort noch jetzt ein jährliches Fruchtalmosen von 10 Schff. 5 Sri. 2 V. Dinkel. S. oben Altbach.



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