« Kapitel B 21 Beschreibung des Oberamts Crailsheim Kapitel B 23 »
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22. Unter-Deufstetten,
Gem. II. Kl., mit 1013 Einw. 1. Unter-Deufstetten, Pfarrdorf, 887 Einw., wor. 197 Ev., Fil. von Wildenstein, und 37 Isr. zur Synagoge Crailsheim; 2. Ober-Deufstetten, Weiler, 126 Einw., wor. 20 Kath.
Im grünen Wiesenthal der Roth oder Rothach, welche bei Willburgstetten in die Wörnitz fällt, nachdem sie durch den Nordosten des O.Amts Ellwangen geflossen und das Kloster Mönchsroth berührt, liegt das stadtähnliche Unterdeufstetten, der Grenzort des Bezirks im Südosten gegen Bayern und das Oberamt Ellwangen. Die Umgebung bilden auf der einen Seite schöner Nadelwald, der den beschränkten Horizont begrenzt, bald kleine Gehölze mit dem wechselnden Grün der gemischten Holzarten, Fischteiche mit dunklem, melancholischem Gewässer in der Größe von 3–100 Ar und sanft ansteigende grasige Halden. Die auf beiden Seiten der Straße einander gegenüberliegenden, meist einstockigen Häuser sind hübsch getüncht, mit gemalten Läden und Windbrettern von durchbrochener Arbeit, hier schöne Blumen vor den Fenstern, dort freundliche kleine Gärten vor dem Hause. Im Sommer sind bei vielen Häusern Fenster und Läden festgeschlossen, | die Besitzer sind auf der Handelschaft im weiten Deutschland oder in der Schweiz. Gestattet ein geöffnetes Fenster einen Blick ins Innere, so zeigt sich ein reinliches Zimmer, wohlgeordnet und aufgeräumt, mit einer sauberen Decke auf dem Tisch, weißen Vorhängen am Fenster und wohl auch, besonders im Winter, einem Teppich auf dem Fußboden. So sieht’s in dem durch ganz Württemberg vielgenannten Unterdeufstetten aus, einem der freundlichsten Dörfer des Königreichs, dem man auf den ersten Blick ansieht, daß seine Bewohner ein gutes Stück Welt gesehen haben, und daß es unter der württembergischen Regierung sich bedeutend emporgearbeitet hat. Am Hause des Schmids Gottler ist ein Stein vom abgebrannten Schloß in Matzenbach eingemauert mit der Inschrift: Gottfried Senft von Sielburg zu Matzenbach, Barbara Margareta Senft 1623, mit den Wappen der Senfte und der Kapler von Oedheim gen. Bautz.

Die Kirche, der h. Dreifaltigkeit geweiht, steht mitten im Ort und ist 1829/30 vom Staat als Simultankirche erbaut. Der hohe, schlanke, vierseitige Thurm mit Zinkdach ist an den Südgiebel der Kirche angebaut und bildet im Unterstock eine Vorhalle. Das Innere des Langhauses ist sehr freundlich geschmückt, aber ohne Chor. Der Hochaltar, aus Holz in gothischem Styl gehalten, steht an der schön bemalten Nordseite der Kirche und hat ein sauber gemaltes Altarbild, die Trinität darstellend. Der Seitenaltar rechts hat als Altarbild die Geißelung Christi, der linke Seitenaltar die Krönung der Maria. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken; die große hat die Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe etc. C. König in Langenburg hat mich gegossen, 1856. Die mittlere: Ave maria gratia plena, dominus tecum 1826. Karl Daniel Schmelz goß mich in Biberach. Die kleine: Gestiftet von Franz Joseph Feil und Marianne Feil. C. König in Langenburg hat mich gegossen im Jahr 1856. Die Baulast, abgesehen von kleinen Reparaturen, hat der Staat. Das stattliche, aus Stein solid gebaute Pfarrhaus gegenüber der Kirche an der Hauptstraße ist 1857 neugebaut und von der Pfarrgemeinde zu unterhalten.

Der Begräbnisplatz, nördlich vom Ort 1824 angelegt, 1845 vergrößert, ist für die beiden Konfessionen bestimmt, aber räumlich getheilt. Das große Schulhaus, über dessen Thüre 1827 steht, befindet sich westlich von der Kirche in der Hauptstraße. Es ist 1825 ff. für beide Konfessionen neu erbaut; der | westliche Flügel ist für die Evangelischen, der östliche für die Katholiken bestimmt. Jeder Flügel enthält ein Lehrzimmer und eine Lehrerwohnung. Für die katholischen Kinder, welche im Sommer vielfach mit den Eltern auswärts sind, sind noch zwei weitere Lehrzimmer in dem früheren freiherrl. v. Seckendorf’schen Amthaus gemiethet. An der evangelischen Schule unterrichtet ein ständiger Lehrer, an der katholischen im Sommer ein ständiger, im Winter noch weiter zwei unständige. Die Kinder der Israeliten besuchen die katholische Schule und erhalten Religionsunterricht durch den Vorsänger. Eine Industrieschule besteht.

In der langgestreckten Kapellengasse steht eine kleine, unansehnliche und baufällige Kapelle, dem heil. Jakob geweiht. Dieselbe soll vor 150–200 Jahren von einem Wilderer gestiftet worden und mit einer Kette umgeben gewesen sein. Früher war sie der einzige gottesdienstliche Ort für die Katholiken Unterdeufstettens, in dem der in dankbarem Andenken stehende Kapuzinerpater Gratian aus Wemding Gottesdienst hielt. Auf dem kleinen Thürmchen hängen 2 Glocken, die kleinere mit dem Krucifix ohne Inschrift, die größere mit demselben Bild und der Inschrift: Heilige Freude belebe euch alle, wenn zum Gottesdienst ich schalle. Zum Dank und ehrenden Andenken der königlichen Gnade. Umgegossen von J. G. König zu Langenburg anno 1830. An der Senkung der Hauptstraße zum Rothachthale steht die einfache, aber saubere, 1848/49 neuerbaute Synagoge der Israeliten. Das unweit der Kirche an der Hauptstraße befindliche Rathhaus hat die Gemeinde 1874 von Privaten erkauft und zweckmäßig eingerichtet. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus und ein Gefängnis mit Feuerspritzenremise.

An der Kreuzung der beiden Hauptstraßen über dem Rothachbache steht das freiherrlich von Seckendorf’sche Schloß, ein vierseitiges Gebäude von moderner Bauart ohne architektonische Schönheit, aber wohnlich eingerichtet. Früher führte eine Zugbrücke von Süden über den Graben in den Garten; der Rest eines alten Thurms ist an der Südostecke der Umfassungsmauer erhalten. Im Parterre der Nordseite ist eine kleine, 1603 erbaute, einfache Kapelle mit 2 gothischen Fenstern, in deren eines ein altes aus Westfalen gekommenes Glasgemälde eingelassen ist, das Wappen Johann’s v. Pfeil aus dem Jahr 1623. Oben und unten sind kleine Jagdscenen, dann Fides und Prudentia, in der Mitte die beiden v. Pfeil’schen Bärentatzen mit | der Inschrift: Johannes Pfeull anno 1623. An der Wand ist das Wappen des einstigen Besitzers von Deufstetten Chr. K. L. v. Pfeil und seiner Gattin Anna Maria Fürstin v. Kupferberg. Im Schloß ist auch das Bild Friedrichs des Großen, welches er selbst an Pfeil geschenkt hatte, nebst eigenhändigen Briefen des großen Königs aufbewahrt.

Da die Markung reich ist an Quellen, so fehlt es an gutem und genügendem Trinkwasser nicht, das aus ca. 36 Pumpbrunnen geholt wird. Eine Wasserleitung geht vom Haselbrunnen ins Schloß und von da in die Walter’sche Brauerei. Vizinalstraßen führen nach Crailsheim, Ellwangen und Dinkelsbühl. Die Unterhaltung von 2 steinernen und einer hölzernen Brücke und 2 Stegen ist Sache der Gemeinde in Gemeinschaft mit der Gutsherrschaft und Privaten.

Die Mittel des Auskommens hängen bei dem größten Theil der Bevölkerung vom Geschäftsgang ab. Vom Grundbesitz lebt 1/4 der Einwohner. Von diesen hat der Vermöglichste ca. 15 ha Feld und 28 ha Wald, der Mittelmann 3,7–4,7 ha Feld, die Ärmeren 2 Allmandtheile mit 11,8 Ar. Der Besitz der Bürger auf fremden Markungen beträgt ca. 63 ha. Der Handelsbetrieb mit Porzellan, Farben, Steingut, Mineralwasser, Bürsten und Galanteriewaaren hat einen bedeutenden Absatz bis nach Tyrol, Sachsen, Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Mit dem Anbruch des Frühjahrs ziehen die Händler meist mit starkgebauten Wagen und einem Pferde, das die Familie mit den Waaren befördert, aus und kehren – ein Zug schöner Pietät – womöglich zu Allerseelen (2. Nov.) wieder heim. Auch Hopfenhandel ist beträchtlich. Ein sehr bedeutendes Quantum Haderlumpen wird hier eingeführt, sortirt und an die Fabriken geliefert. Handwerke sind zahlreich vertreten. Mühlen sind 3 in der Gemeinde, von denen zwei 2 Mahlgänge, die dritte nur einen Mahlgang, aber alle 3 einen Gerbgang haben. Mit einer derselben ist ein Ölgang und eine Sägmühle verbunden. Dem Verkehr dienen 6 Kaufläden und 5 Wirthschaften, davon 3 mit Brauerei verbunden. Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich nach Crailsheim, Ellwangen und Dinkelsbühl.

Die kleine, unregelmäßig abgerundete Markung, von welcher ein großer Theil zu dem Fideikommißgut der Freiherrn von Seckendorf gehört, ist nur mittelfruchtbar, und hat vorherrschend leichten Sandboden mit Lettenunterlage. Das Klima ist ziemlich rauh. Kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste kommen | vor. Starken Winden und Hagel ist die Gemeinde nicht ausgesetzt.

Die Ernte deckt den Bedarf nie, es wird bedeutend Frucht gekauft. Der Wiesenbau ist verhältnismäßig ausgedehnt, liefert aber ein mittelmäßiges Futter. Die Wiesen sind zweimähdig, vielfach naß mit saurem Futter. Die im Winter heimkehrenden Handelsleute kaufen sehr viel Futter von auswärts. Der Obstbau ist bei den ungünstigen Bodenverhältnissen gering. Ein Baumwart ist aufgestellt.

Wald besitzt nur die Gutsherrschaft, aber in ziemlicher Ausdehnung. Die Winterweide erträgt der Gemeinde 70–80 M. Pacht und 80 M. Pferchnutzung. Die Allmanden sind gegen ein Pachtgeld von 22 M. an die Bürger verliehen. Von den 3 Morgen Gemeindegütern sind 11/2 Morgen als Hopfengarten angelegt mit einem jährl. Ertrag von 600–700 M., das übrige erträgt 40 M. Pacht.

Pferdezucht und Rindviehzucht sind bei dem kleinen Umfang der Markung und der Abwesenheit der meisten Einwohner im Sommer beschränkt. Die Israeliten des Orts treiben starken Viehhandel von Bayern nach Württemberg. Schafe von verschiedener Rasse, je nach dem Wechsel des Pachtschäfers, läßt ein fremder Schäfer im Winter 200 auf der Markung laufen. Die Fischzucht ist in den nicht unbeträchtlichen Weihern noch wenig gepflegt.

Die Kirchenstiftungen der beiden christlichen Konfessionen sind klein. Einige kleine Beträge sind zur Anschaffung von Schulbüchern und zur Vertheilung an Arme bestimmt.


Alterthümer: Auf eine abgegangene Niederlassung weist die Flur „zum alten Hof im Schenkenfeld“. Ein Haus in der Nähe des Schlosses heißt das Schenkenhaus, vielleicht auf Besitz der Schenken von Eringen oder Arberg hinweisend. An Besitz der Stadt Dinkelsbühl erinnert das Stadtwäldchen und Stadtweiherlein. Der Diebssteig geht zwischen Matzenbach und U.-Deufstetten einer- und Wildenstein andererseits durch. Von Flurnamen sind weiter zu beachten in Unter-Deufstetten Walxen, Walxenweiher, (wohl nach Walxheim früher zuständig), in Ober-Deufstetten Hurlinsfeld, Bocksberg, Sessel. Im Schloß geht die Pelzliesel.


Deufstetten, alt Tiufstetten (v. Stamm tiuf, tief) erscheint erst spät in der urkundlichen Geschichte. Es ist nur Sage, daß D. früher eine größere Stadt gewesen sei. Bertold von Tiufstetten 1268 gehört nach Steichele nach Duifstetten, Pfarrei | Fronhofen bayr. Landgericht Höchstädt, Augsb. 3, 917. Indes geben wir hier, da Manches doch auf die Umgegend von Deufstetten weist, z. B. der Name Herbrand vgl. Kreßberg und Steinbach 1382, die Notizen Keßlers (Oett. Kollekt.) über die Herren von Teufstetten, welche in den Oettingischen Lehensakten erscheinen. 1363 wird Herbrand v. Stein gen. von Tuifstetten belehnt, 1374 Joh. v. Teufstetten, 1382 Herbrand, 1382 Fritz belehnt mit einem Hof zu Teufstetten und 1 Lehen zu Steinbach (am Wald?) Von der Dinkelsbühler Familie Doner (Prozeßakten v. 1579 St.A.) war Unter-Deufstetten an Seb. Buchmüller v. Pfahlheim gekommen. 1500 ist Klaus Buchmüller im Besitz des Ortes, aber 1545 Ursula Drechsel, Witwe des Hans Drechsel, Bürgermeisters zu Dinkelsbühl, der Grund und Boden auf dem Mühlenbuck, Wald und Mahl- und Sägmühle ca. 1544 gekauft hatte (St.A), baute ein neues Haus auf dem Mühlenbuck. Das Gericht auf der Gasse und in der Gemeinde hatte Heinr. Steinhäuser zu Rechenberg sammt dem Hirtenstab von Ellwangen zu Lehen.

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1559 10. April sammelten sich Nachts in Rechenberg 300–400 Mann zu Fuß und 30 zu Roß, ellwangische und rechenbergische Unterthanen, welche nach Unter-Deufstetten zogen und das Haus der Drechsel auf dem Mühlenbuck einrissen, weil der Gemeinde Trieb und Hut dadurch verkürzt werde. Darüber klagten 1560 die Drechsel, Walter, pfalzgräflicher Kanzler, 1579 geadelt, Peter, Stadtammann zu Dinkelsbühl, Johann Melchior, Dr. jur. und Kammergerichtsadvokat, 1556 14. April von Kaiser Karl V. zu Brüssel geadelt. 1576 mußte Ellwangen, da die Drechsel bewiesen, daß sie Unter-Deufstetten für freieigen gekauft haben, an Peter Drechsel 45 fl. und 31 Stämme Holz zum Wiederaufbau des Hauses geben, St.A. Den Drechsel machte der benachbarte Adel das Leben sauer. 1550 protestirt der Rath zu Dinkelsbühl, daß die Unterthanen der Ursula Steinhäuser, Jakobs We. zu Rechenberg, in das gehegte Harzholz der Ursula Drechsel treiben, 1579 streitet Peter Drechsel mit dem Vogt von Ellenberg um den Kirchweihschutz zu Deufstetten und über die Errichtung von Erbgunstgütern, während in Ober- und Unter-Deufstetten lauter Fallgüter waren. 1582 verbieten Melch. und Walter Drechsel Gebr. dem Steinhäuser das Jagen im Bannholz. 1595 hatte Peter Drechsel, der 1593 noch zwei Morgen Wiesen zum Lohe, die Goldbechin genannt, an seinen Vetter Benedikt Drechsel verkaufte, mit seinem Bruder Hans | Georg den Theil seines Vetters an Unter-Deufstetten erworben und erlangte von Dinkelsbühl die Anerkennung des Gutes als eines freiadeligen Besitzes mit aller Herrlichkeit. Doch blieb P. Drechsel Stadtbürger und zahlte auch 25 fl. Stadtsteuer. Der Stadt Dinkelsbühl wurde ein Vorkaufsrecht gesichert, Dk. A. 1603 erbaute Peter Drechsel das Schloß mit der Schloßkapelle, welche am 18. Okt. für den evang. Gottesdienst eingeweiht wurde, Segringer Kb. (1607 Hans Georg Drechsel ux. 1. Susanna g. Unterholzerin † 1620 30. März. 2. Dorothea Gratiosa v. Weiden.) 1655 wurde das Rittergut dem Kanton Kocher einverleibt. 1664 trat Karl Heinr. Drechsel seinem Bruder G. Christoph seinen Antheil gegen 4000 fl. an U.-D. ab. Dessen Sohn Leonh. Ernst (ux. 1. Anna Magd. von Ehingen 1685. 2. Marg. Soph. v. Dacheroden 1687) starb bald nach dem Vater. Nun kam das Gut durch Kauf 1694 an Ignaz Weinhard, ötting. Pfleger zu Kirchheim, und von diesem 1698 an Phil. Fr. Ad. v. Leonrod um 15.000 fl. (20 Unterthanen zu U.-Deufstetten 2 zu O.-D. 1 zu Radach, 2 Sägmühlen), St.A. Statt Leonrods trat 1699 Kraft von Crailsheim, Geh. Rath und Obervogt zu Ansbach, in den Kauf ein, von dessen Witwe Kaspar Rudiger, als Herr von Rüdingfels 1710 von Kaiser Joseph I. geadelt, U.-D. 1709 erwarb. Er baute das Schloß ganz neu, doch war schon 1699 ein Baumeister darin thätig. Caspar v. Rudingsfels gibt 1713 der Propstei Ellwangen für deren Jagdbezirk Steinboß in Unterdeufstetter Markung 25 fl., weil derselbe zu Ackerland angelegt war. St.A.[ER 1] Nach seinem Tod brach der Gant über seiner Erbmasse aus. Nun kaufte 1742 Ritterrath vom Holtz das Gut um 24.000 fl., Eberhard Max v. Holtz bekam 40.000 fl. dafür von Chr. Ludw. Karl von Pfeil, preuß. Geheimerrath und Minister beim Kreise Schwaben und Franken. (Vergl. H. Merz, Pfeils Leben 1863). Der fromme Pfeil war für die Hebung Deufstettens sehr thätig. Nach seinem Tod blieb seine Witwe im Genuß bis 1794. Nun kam es als Fideikommiß an Pfeils Schwiegersohn Alex. v. Seckendorf-Gutend, welcher den Enkel Pfeils C. v. Metz († 1794 im Feld) und Pfeils zweiten Schwiegersohn Fr. J. Heinr. v. Soden mit Geld entschädigte. Seitdem ist U.-Deufstetten als Familienfideikommiß bei der Familie Seckendorf-Gutend geblieben.

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Von anderweitigen Besitzern ist zu nennen: Die Kirche U. L. F. zu Ellenberg, welche 1386 eine Wiese an der Rot zu Tiufstetten von Liupolt Hover zu Dinkelsbühl, 1396 ein Gütlein von Hans Zirkers Witwe erkaufte, St.A. Die 2 Ellenberger Güter wurden 1801–03 an die Freih. v. Seckendorf | verkauft. 1579 hatten die Ranger in Dinkelsbühl und das Gotteshaus St. Georg daselbst ein Bannholz zu D. Die niedere Obrigkeit gehörte den Gutsherren, die hohe Fraisch war zwischen Brandenburg (Cent Crailsheim), Ellwangen und Oettingen getheilt. 20 Häuser gehörten 1732 zur ersteren, 8 in die öttingische, 20 sammt Schloß in die ellwangische. 1794 bis 1798 mediatisirte Preußen die Rittergüter Deufstetten, Matzenbach, Wildenstein und führte die Konskription ein.

Die stets wechselnden Besitzer des 18. Jahrhunderts hatten zur Hebung der Bevölkerung allerlei Volk, auch Israeliten, aufgenommen, das Kopfsteuer zahlte, aber auf dem Grund und Boden keine Nahrung finden konnte, also auf Handel und andern unsichern Erwerb angewiesen war und mit der Zeit eine schwere Last wurde. 1770 kam es zu einer Empörung, weil das ritterschaftliche Patent gegen Vagiren und Landstreichen, das viele betrieben, angeschlagen wurde (Bauer).

Besonders hart drückten die 1850er Jahre mit ihrer Erwerbslosigkeit auf die Bevölkerung. Es mußte daher 1855 die Gemeinde unter Staatsfürsorge genommen werden, welche wesentlich zur Hebung des Ortes beitrug, so daß die Staatsaufsicht 1874 wieder aufgehoben werden konnte.

1545 haben die Roßbuben ein baufälliges Haus, das Ursula Drechsel gehörte, umgestoßen und verbrannt. 1622 wohnt Johann von Loswitz aus Schlesien in D., Segr. K. 1626 9. Juli allg. Flucht vor den Soldaten nach Dinkelsbühl 1633 9. April, 1634 13. März liegen Sperreuters Schaaren in der Umgegend Segr. Kb.


Kirchliches. Deufstetten gehörte zur Pfarrei Segringen, zu welcher das Kloster Hirsau und dessen Tochterkloster Mönchsroth das Patronat hatte. Als die Grafen v. Oettingen das Kl. Mönchsroth einzogen, wurde D. mit Segringen 1558 reformirt. Den Zehnten bezogen fortan die Grafen von Oettingen. Von 1620 an kamen auch Katholiken nach U.-Deufstetten, welche sich zur Pfarrei Ellenberg hielten. Als nun Segringen selbst 1631 am 28. April einen kathol. Pfarrer in Chr. Scheibele von Weilheim in Bayern (1631 17. Jan. haec copulatio finem imposuit praedicanti iniquissimo, cui legitime successit M. Joh. Chr. Scheibele) bekam und bis Ende des dreißigjährigen Kriegs einen solchen behielt, mehrte sich die katholische Bevölkerung. 1649 bekam Segringen zunächst als Filial von Walxheim wieder | einen evangel. Pfarrer; bald gab es schweren Streit, da die Katholiken an den Parochus in Segringen gewiesen waren. Die bisher evangelische Schloßkapelle wurde von den katholischen Frauen Leonh. Ernst Drechsels zum katholischen Gottesdienst benützt, 1699 wurde von v. Leonrod seinen kathol. Unterthanen die freie Religionsübung in dem „äußeren Kirchlein“ vorbehalten. Dasselbe war 1701 so baufällig, daß der vordere Giebel einfiel, wurde aber mit milden Beiträgen wieder aufgebaut. Die verschiedene Feier der Feste gab Anlaß zu manchen Reibereien. 1744 fiel der brandenburgische Streifer in U.-D. ein und nahm den ellwanger Unterthanen 47 Ellen Tuch weg, weil sie Pfingsten nicht mit den Evangelischen gefeiert. Die Pastoration besorgten bis 1789 die Kapuziner von Dinkelsbühl. Seit 1768 hielt auch ein Kapuziner an Sonntagen im Winter in einer Stube, im Sommer in einer Scheune Kinderlehre für die kathol. Kinder, Steich. 3, 248. 1789 entzog das bischöfliche Ordinariat Augsburg den Kapuzinern ihre Befugnis und wies U.-Deufstetten wieder zur Pfarrei Ellenberg. 1824 wurde eine eigene kath. Pfarrei gegründet, aber erst 1834 definitiv besetzt. Die Evangelischen wurden 1811 von der Pfarrei Segringen getrennt und nach Wildenstein eingewiesen. Welcher Gutsherr zuerst Israeliten aufgenommen hat, ist unbekannt. Jedenfalls waren sie schon 1761 in U.-D.

Kath. Pfarrer. Jos. Braisch 1835–40. Val. Gogel 1841 bis 1852. Joh. Nep. Ulmer 1858–62. Wend. Kaiser 1864–74. Ph. Alb. Hasler 1874.


Ober-Deufstetten, ein nördlich von U.-Deufstetten nahe bei diesem gelegener, mehr Landwirthschaft treibender Weiler mit 19 Häusern, theilte kirchlich die Geschichte von U.-Deufstetten. Ober-Deufstetten gehörte größtentheils der Propstei Ellwangen, von der es die Besitzer von Rechenberg, 1424 Burkhard von Wolmershausen, dann die Adelmann, endlich Steinhäuser zu Lehen trugen. Nach Steinhäusers Tod fielen 8 Güter an die Propstei zurück, Steinhäusers 2 allodiale Güter kamen wahrscheinlich an die Herren von Knöringen, welche sie mit Wildenstein an die Hofer von Lobenstein verkauften. Die Mühle zu O.-D. gieng mit dem Rittergut Rechenberg an die Herren von Berlichingen über. 1431 vertrug sich Burkh. v. Wolmershausen mit Alb. Goldochs, der Güter zu Deufstetten kaufte und Weiher anlegte, St.A. 1466 s. oben. Ebenso verträgt 1500 Hans | v. Espelbach Jörg Adelmann zu Rechenberg und Klaus Buchmüller zu Pfahlheim wegen eines Weihers ib. 1512 hat Hans v. Schwabsberg einen Hof zu O.-D. zu Wildenstein gezogen und verträgt sich mit der Gemeinde O.- und U.-Deufstetten wegen Hut und Trieb, St.A. Die Fraisch gehörte Brandenburg.


Errata

  1. Satz eingefügt, siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite VI.
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