Beschreibung des Oberamts Calw/Kapitel B 42
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Das Städtchen Zavelstein, welches von Zabel (= Tafel, also tafelförmiger Stein) genannt ist und ein roth-goldnes Zabel- oder Spielbrett als Wappen führt, liegt eine Stunde südwestlich von der Oberamtsstadt unter dem 26° 21′ 15,69″ östlicher Länge und 48° 41′ 33,22″ nördlicher Breite (Signal auf dem Thurm der Schloßruine); die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Thurmes der Schloßruine 1955 württemb. Fuß = 1724,2 Pariser Fuß.
Auf einem schmalen Vorsprung gegen das Teinachthal, gerade über dem Ort Teinach, hat das kleine, gleichsam nur eine Straße bildende Städtchen, eine sehr malerische und zugleich von Natur feste Lage, indem dasselbe nur von der nördlichen Seite leicht zugänglich ist, während auf den übrigen Seiten das Terrain sehr steil abfällt. Vornen an der äußersten südöstlichen Spitze des Orts stand die ehemals feste Burg der Herren von Zavelstein. Die allein zugängliche, nördliche Seite des ursprünglichen Städtchens war durch einen tiefen, ausgemauerten, theilweise noch vorhandenen Graben, der quer | über den schmalen Bergrücken lief, unzugänglich gemacht; hinter dem Graben, über den eine Zugbrücke angelegt war, erhob sich eine Mauer, durch die ein kleines Thor zu dem 11′ hinter demselben stehenden Hauptthor mit großartigem Thorthurme führte. Zu beiden Seiten des Thorthurmes stand eine hohe, 10′ dicke Mauer (sogen. Mantel), von der nur noch der westliche Theil vorhanden ist. In der Nähe des Hauptthors steht das ehemalige, gegenwärtig dem Bürger Ulrich Walz gehörige Amthaus[2], von dem man mittelst des Umlaufs auf der Mauer zu dem Eingang in den Thorthurm gelangen konnte. Von der schmalen, ehemals mit Graben, Mauren und Thorthürmen stark befestigten Stadtseite laufen jetzt noch zu beiden Seiten des Städtchens die Stadtmauern und Zwingern, welche sich an den um die Burg führenden Zwinger anschließen, so daß das ehemalige Städtchen von allen Seiten ungemein fest und unzugänglich war. Der befestigte Theil, das sog. innere Städtchen, ist sehr klein und umfaßt nur die Kirche, das Pfarrhaus, das Schulhaus, 11 Wohngebäude und 3 Öconomiegebäude. Das außerhalb des befestigten Raums gelegene, sog. äußere Städtchen, besteht aus meist kleinen Häusern, die ziemlich dicht und winkelig aneinander gebaut sind. Dieser Ortstheil enthält den geräumigen Marktplatz, auf dem eine kräftig gewachsene Linde steht, in deren Nähe eine junge nachgepflanzt worden ist. Im Allgemeinen hat der Ort, abgesehen von seiner reizenden Lage, nicht viel Ansprechendes, ist jedoch ziemlich reinlich gehalten und die Hauptstraße der Altstadt durchaus gepflastert.Die am südlichen Ortsende gelegene Pfarrkirche, welche von den zum Kirchspiel gehörigen Gemeinden unterhalten wird, scheint ursprünglich nur ein fester Thurm gewesen zu sein, dessen unterstes Stockwerk die Stelle einer Kapelle vertrat; dasselbe ist mit einem uralten Tonnengewölbe gedeckt und zeigt noch rohe Spuren von frühromanischer Bauweise. Diesem festen Kappellenthurm scheint später eine kleine Kirche angebaut worden zu sein, die dann erst im Jahr 1578 ihre gegenwärtige Vergrößerung erhielt. In der Kirche befinden sich 2 Grabmale, eines dem Oberjägermeister von Braitenbach, † den 28. Dez. 1593, das andere dem württ. Obervogt Johann Friedrich von Bouwinghausen-Wallmerode, † den 22. Okt. 1746, gewidmet. Auf dem viereckigen, mit einem Satteldach versehenen Thurme hängen 3 Glocken aus neuerer Zeit.
| Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts an der Straße nach Sommenhardt.Das im Ort gelegene Pfarrhaus, von dem man eine sehr anziehende Aussicht in das Teinachthal genießt, hat die Stiftungspflege zu unterhalten.
Das dem Pfarrhaus gegenüberstehende Schulhaus, welches im Jahr 1840 erbaut wurde, enthält neben einem geräumigen Lehrzimmer die Wohngelasse des an der Schule angestellten Schulmeisters und ein großes Zimmer für den Gemeinderath.
Ein öffentliches Waschhaus und ein Armenhaus sind vorhanden, auch ist eine Wette am Ende des Orts angelegt.
Mittelgutes Trinkwasser liefern 2 laufende Brunnen, von denen sich einer in der Vorstadt auf dem Marktplatz, der andere in der innern Stadt bei dem Pfarrhause befindet; letzterer hat einen steinernen Trog, auf dem 2 unkenntlich gewordene Wappenschilde angebracht sind und soll aus dem Schloßhof hieher versetzt worden sein. Das Wasser, welches beide Brunnen speist, wird theils mittelst einer etwa 1/2 Stunde langen Wasserleitung von Röthenbach hergeführt, theils ist die nahe beim Ort entspringende Aischbachquelle gefaßt und den Brunnen zugeleitet[3].
Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich nicht sehr ansehnlich, auch tritt der Kretinismus ziemlich häufig auf, daher auch die geistigen Fähigkeiten der Einwohner im Allgemeinen etwas schwächer sind, was sich schon bei den Schulkindern bemerklich macht. Der jenes endemische Übel gewöhnlich begleitende Kropf scheint in neuerer Zeit seltener zu werden.
| Übrigens sind die Einwohner fleißig und sparsam, im Allgemeinen aber in nicht günstigen Vermögensumständen; sie nähren sich meist von Feldbau und Viehzucht. Von den Unbemittelten suchen sich viele durch Taglohnarbeiten und als Fabrikarbeiter in Calw ihren Unterhalt zu verschaffen. Im Ort befinden sich 2 Schildwirthschaften, ein Kaufmann und ein Krämer; unter den Handwerkern sind die Weber am zahlreichsten vertreten und beinahe jeder Bürger versteht wenigstens so viel von dem Weberhandwerk, daß er das von seinen weiblichen Hausgenossen gesponnene Garn selbst verweben kann.Allhier, wo sein Vater Pfarrer war, ist den 3. Nov. 1769 geboren Ernst Gottlieb Bengel. Er studirte Theologie in Tübingen, wurde allda 1806 Professor, 1822 Probst und starb am 23. März 1826. Als Lehrer und durch den Geist seiner ächt wissenschaftlichen Forschung erwarb er sich einen bedeutenden Ruf.
Die meist große, über die Hälfte mit Waldungen bestockte Markung hat, so weit sie für den Feldbau benützt wird, eine ziemlich ebene Lage und mittelfruchtbaren rothsandigen Boden, der durch die ihm zukommende fleißige Düngung sich immer mehr bessert.
Das Klima ist ziemlich rauh, die Luft jedoch sehr gesund, übrigens stets etwas bewegt, öfters stürmisch; jedoch genießt der Ort einigen Schutz gegen Norden, indem in dieser Richtung das Terrain noch sehr merklich ansteigt; dessen ungeachtet will das Obst nicht so gerne gedeihen, wie in den noch höher gelegenen Orten Emberg und Schmieh. Der guten Luft wegen ist Zavelstein den Sommer über von Kranken häufig besucht und hat sich in neuerer Zeit zu einem kleinen Kurort gestaltet, der gleichsam einen Anhang zu Teinach bildet. Die Kurgäste können hier nicht allein das Teinacher Wasser, welches jeden Morgen frisch von Teinach gebracht wird, gebrauchen, sondern sie finden auch Gelegenheit, vorzügliche Kuh- und Ziegenmilch wie auch Molken zu trinken. Im Gasthaus zum Lamm, von dem man eine sehr freundliche Aussicht in das Teinachthal und über die Umgegend genießt, finden die Gäste eine gute Unterkunft und Gelegenheit zum Gebrauch von warmen – namentlich auch von Fichten-Nadelbädern.
Die Landwirthschaft wird, so weit es die Verhältnisse erlauben, gut und fleißig betrieben; aus Mangel an Zugvieh werden die Felder häufig durch Auswärtige um den Lohn gebaut. In der üblichen Wechselwirthschaft pflanzt man vorzugsweise Roggen, Hafer, Kartoffeln, weniger Dinkel, ferner Erbsen, Kraut, weiße Rüben, dreiblättrigen Klee, Hanf und Flachs. Der Ertrag eines Morg. Ackers wird zu 4–41/2 Schfl. Roggen, 5–6 Schfl. Hafer und 8–10 Schfl. | Dinkel angegeben. Das Erzeugniß an Getreide reicht nicht zur Befriedigung der Einwohner.Der Morgen zweimähdige Wiesen, die übrigens nicht bewässert werden können, erträgt durchschnittlich 20 Ctr. Heu und 10 Ctr. Öhmd.
Der Rindviehstand beschränkt sich auf Kuhvieh; die Milch wird theils für den eigenen Bedarf verwendet, theils nach Teinach verkauft. Zur Nachzucht ist ein Landfarre aufgestellt, der auf Kosten der Gemeinde angeschafft und von einem Bürger gehalten wird. Ziegen werden von Unbemittelten der Milch wegen gehalten.
Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden Ferkel aufgekauft und theils gemästet, theils groß gezogen wieder abgesetzt.
Die Zucht der Bienen wird ziemlich stark und zum Theil mit gutem Erfolg getrieben.
Durch Vicinalstraßen nach Calw, Röthenbach und Teinach ist der Ort mit der Umgegend in Verbindung gesetzt.
Neben einigem Kapitalvermögen besitzt die Gemeinde 2246/8 Morg. 47,4 Rthn. gut bestellte Nadelwaldungen, deren Ertrag an die Bürger in der Art vertheilt wird, daß gegenwärtig, wegen der meist noch jungen Bestände, je ein Bürger nur 1/2 Klafter Prügelholz und 30–40 Stück Wellen erhält. Zuweilen wird auch für 100–200 fl. Holz zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft. Einzelne Häuser hatten früher Holzrechte, welche im Jahr 1836 durch Abtretung von Waldantheilen abgelöst wurden, durch deren Verkauf jedes holzberechtigte Haus, deren es 12 waren, durchschnittlich 1000 fl. erhielt. Stiftungen zur Unterstützung der Hausarmen sind gegen 800 fl. vorhanden; von der Gemeinde erhalten dermalen 12 Personen Unterstützung. Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tabelle III.
Auf der südöstlichen Spitze des schmalen Bergrückens, auf dem das Städtchen liegt, stehen die malerischen Ruinen des ehemaligen Bergschlosses Zavelstein, die sich unmittelbar an das Städtchen anschließen. Zunächst dem Schulhause beginnen die namhaften Vorwerke der Burg mit einem tiefen, quer über den schmalen Bergrücken laufenden, seit neuerer Zeit ausgefüllten Graben, über den eine Zugbrücke führte und an dessen der Burg zugekehrten Seite sich eine starke Mauer erhob. Nachdem dieser Graben überschritten ist, gelangt man zu einem etwa 30 Schritte breiten Raum, an dessen Ende sich der zweite, theilweise in den Felsen gehauene Graben befindet. Dieser zwischen beiden Gräben befindliche Raum scheint mit Vorwerken stark befestigt gewesen zu sein. Auch über den zweiten | Graben führte eine Zugbrücke zu dem spitzbogigen Eingang in die eigentliche Burg, der ein etwa 40′ langes und gegen 20′ hohes Gewölbe bildet, an dessen oberem Schluß 4 Wappenschilde in gleichen Entfernungen von etwa 10′ angebracht sind, der erste einen Löwen und der zweite ein Kreuz darstellend, die Bilder der übrigen sind unkenntlich geworden. Von diesem Gewölbe führt an der westlichen Seite ein Ausgang in das Innere des Burgraums; über dem Ausgang ist eine Krone, ein Monogramm und die Jahrszahl 1620 angebracht. Über dieser Thorhalle erheben sich die Reste des ehemaligen Thorhauses, von dem noch 2 Stockwerke theilweise erhalten sind. Ehe man in das Thorgewölbe eintritt, noch außerhalb der eigentlichen Burg, stehen östlich des Eingangs die Reste eines Gebäudes, welches früher die Wohnung des Burgvogts gewesen sein soll. Der mit einer starken Mauer und Zwinger umfangene Burgraum bildet ein Viereck, dessen südöstliche Ecke jedoch abgerundet ist; die nördliche, gegen das Städtchen gekehrte Seite war ein sogen. Mantel, eine gegen 10′ dicke Flankenmauer, an welche sich das älteste und merkwürdigste Bauwerk der Burg, der noch gut erhaltene Thurm (Berchfried) anlehnt. Derselbe ist 100′ hoch, bildet ein regelmäßiges Viereck, dessen Seiten je 29′ 3″ lang sind; die Dicke der aus Buckelsteinen aufgeführten Mauern beträgt auf der südlichen und östlichen Seite 7′, auf der nördlichen und westlichen aber 9′. Der ursprüngliche rundbogige Eingang befindet sich 40′ über der Erdfläche an der Südseite, an welcher noch 2 Schußscharten angebracht sind; der gegenwärtige Eingang zu ebener Erde wurde erst im Jahr 1814 auf Veranlassung des damaligen Stadtpfarrers Hopf eingebrochen und zugleich die nöthige Stiege angebracht, welche im Jahr 1844 die Staatsfinanzverwaltung erneuern ließ. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern nur aus Holz erbaute Fachwerke, deren sich 2 abwärts und 3 aufwärts von dem ursprünglichen Eingang befanden. Das unterste Stockwerk hat keine Lichtöffnung, das 2. dagegen eine Schußscharte auf der Südseite, im 3. befindet sich der Eingang, im 4. ist ebenfalls auf der Südseite eine Schußscharte angebracht und das 5., welches mit einem Tonnengewölbe schließt, wird durch ein rundbogiges, an der Nordseite angebrachtes Fensterchen beleuchtet. Von diesen obersten Stockwerke führt innerhalb der Mauer eine, durch ein 4eckiges Fenster an der Ostseite beleuchtete Wendeltreppe bis zur Zinne des Thurms, welche mit Steinplatten belegt und mit einer gut ausgeführten steinernen Brüstung umgeben ist. Auf der Plattform, deren Seiten je 20′ lang sind, erhebt sich eine | ungefähr 8′ hohe, sog. Altane, auf die man mittelst angebrachter Treppen gelangt. Von hier aus genießt man eine anziehende Aussicht in einzelne tief eingeschnittene Schwarzwaldthäler und besonders in das Teinachthal mit seinem freundlichen Badorte; das Teinachthal abwärts erblickt das Auge in fernem Hintergrunde noch einen Theil der Alp. Der Thurm zu Zavelstein gleicht in seiner ganzen Construction dem Thurme auf der Burg Liebenzell und zeigt auch in seinen oberen Theilen die gleichen Steinmetzzeichen (Kreuze, Pfeilspitzen, Halbkreise etc.); die unteren Stockwerke von dem ursprünglichen Eingang abwärts, scheinen als Gefängnisse (Burgverließe) gedient zu haben. Der Thurm, der Mantel, wie überhaupt die Ummauerung des Burgraums und der Vorwerke sind wohl die ältesten Reste, während die übrigen Trümmer aus späterer Zeit, zum Theil erst aus dem 17. Jahrhundert herrühren.An dem Thurme waren zu beiden Seiten Gebäude angelehnt, eines an der Ostseite, das oben angeführte Thorhaus, das andere an der Westseite, welche durch einen Gang verbunden waren, der an dem ursprünglichen Eingang in den Thurm vorüber führte und diesen mit den beiden Gebäuden in Verbindung setzte. Die in den alten Thurm später eingelassenen Tragsteine zur Unterstützung des Verbindungsgangs tragen die Jahrszahl 1624, welche mit der oben angeführten im Haupteingang angebrachten Jahrszahl nachweist, daß nicht nur der Verbindungsgang, sondern auch die beiden Gebäude, welche man den neuen Bau nennt, von den Brüdern Benjamin und Achill von Bouwinghausen-Wallmerode erbaut oder doch namhaft verändert wurden (s. unten). Von diesem sog. neuen Bau, der den alten Thurm gleichsam einschloß, stehen noch ansehnliche Mauerreste, die theilweise noch 2 ehemalige Stockwerke wahrnehmen lassen. In der südwestlichen Ecke des Burgraums stand der sog. alte Bau, auch Pfalz genannt, von dem sich die westliche Seite mit Staffelgiebel und theilweise die 4 Wände noch erhalten haben. Unter den Gebäuden befinden sich ansehnliche gewölbte Keller. Die Burg wurde durch Melac im Jahr 1692 größtentheils, das Städtchen aber ganz abgebrannt. Die Ruinen prangen noch als Zierde der ganzen Umgegend in malerischer Schönheit, welche durch üppigen, die Mauern und Wände dicht umziehenden Epheuranken noch mehr erhöht wird.
In der Geschichte Graf Eberhards des Greiners von Württemberg ist Zavelstein dadurch bekannt, daß dieser sich im Jahr 1367 beim Überfall in Wildbad in die Veste flüchtete.
Nördlich von Zavelstein an dem Waldsaume gegen Röthenbach | stand noch vor etwa 40 Jahren ein Thurm mit einer Wächterwohnung, welcher bedeutend höher als die Burg lag und dieser ohne Zweifel als Wartthurm diente.An dem alten Calwer Weg (auch Calwer Gäßle genannt), der von Zavelstein an dem bei Sommenhardt angeführten sog. Klösterle vorbei nach Calw führte, steht nahe bei Zavelstein ein steinernes Kreuz, auf dem eine Pflugschaar abgebildet ist. Etwa 1/8 Stunde weiter von dieser Stelle gegen Calw hin steht ebenfalls ein steinernes Kreuz, auf dem eine Kunkel mit herabhängender Spindel abgebildet ist; der Querbalken desselben enthält die Inschrift: Anno domini 1447. Nach einer glaubwürdige Nachricht von Martin Crusius (Annal. Suev. pars 3, 387) soll hier in dem kalten Winter 1447 eine arme Spinnerin im Schnee erstickt sein.
Eine besondere botanische Merkwürdigkeit ist das Vorkommen des wilden Safrans (Crocus vernus). Der prachtvolle Anblick der Blüthe dieser schönen Pflanze, welche zwar auf den Voralpen der Schweiz, Baierns und Österreichs häufig vorkommt, aber bis jetzt in Schwaben nirgends aufgefunden wurde, als bei Zavelstein, lockt jedes Frühjahr zahlreiche Besucher aus der Umgegend nach Zavelstein. Die Blüthe beginnt gewöhnlich in der Mitte des März oder noch früher, in späten Frühjahren aber erst im April und dauert 2–3 Wochen. Wenn man von Calw auf dem gewöhnlichen Weg nach Zavelstein geht, so kommt man, ehe man das Ende des Waldes erreicht, an eine vom Wald eingeschlossene angebaute Fläche, die Waldäcker genannt, auf welcher man Hunderte von Crokusblüthen findet. Hat man den Wald verlassen und nähert sich Zavelstein, so sieht man auf den Wiesen rechts und links vom Wege diese Blumen theils einzeln, theils in kleinen Gruppen stehen, und ebenso findet man sie weiter westlich an dem Wege nach Röthenbach. Schlägt man aber anstatt des gewöhnlichen Weges den alten, mehr östlichen, jetzt beinahe verlassenen Fußweg ein, so kommt man am Ende des Waldes an Wiesen (in der Nähe des Kreuzes der Spinnerin), wo der Crokus zu Tausenden blüht. Geht man endlich am Kirchhof von Zavelstein vorüber zu den an der östlichen Seite des Zavelsteiner Berges dicht unter der alten Stadtmauer und den Burgruinen gelegenen Wiesen, so sieht man sie, besonders bei heiterem Sonnenschein, schon aus einiger Entfernung wie mit einer blauen Sammtdecke überzogen, und beim Näherkommen findet man sie von Tausenden dieser schönen Blumen im schönsten Farbenspiel vom Schneeweiß bis zum Dunkelviolett bedeckt. Die Zavelsteiner Crokus sind nicht nur viel größer, üppiger als die der Voralpen, sondern sie haben auch viel lebhaftere Farben. Einzelne sind ganz weiß, häufiger sind aber weiße mit violetten Flecken am Grunde der Lappen der Blumenkrone, noch häufiger weiße mit feinen, äußerst zierlich geaderten violetten Zeichnungen, bei weitem die | meisten aber sind violett, und zwar in allen Abstufungen von blassem bis zu dunkelm Violett, die helleren zum Theil mit dunkleren Flecken am Grunde, oder mit dunkleren Adern, manche mit weißen Spitzen der Kronlappen. Ein Verpflanzen dieser schönen Blumen in die Gärten zu Calw hat bis jetzt keinen bleibenden Erfolg gehabt; sie blühen zwar mehrere Jahre, werden aber unscheinbarer und bleiben zuletzt aus.Was die geschichtlichen Verhältnisse betrifft, so war das Schloß ursprünglich eine Veste der Grafen von Calw. Die Tochter des letzten Calwer Grafen, welche an den Grafen Simon von Zweibrücken verheirathet war, nannte sich Gräfin von Zavelstein und starb auf letzterer Burg den 21. Februar 1284 (Chron. Sindelfing.). Darauf kam die Oberhoheit über Z. an die Erben ihrer älteren Schwester, welche in erster Ehe an Graf Rudolf von Tübingen-Böblingen verheirathet war. Nebenbei nannte sich ein Rittergeschlecht von Zavelstein, wie denn ein dominus Richelinus miles in Zauelstein im Jahr 1303 vorkommt (Mone Zeitschr. 5, 338). Der Urenkel obigen Rudolfs, Graf Wilhelm von Tübingen († um 1346), dessen älterer Bruder Götz erst im J. 1342 von Paul von Gültlingen Burg und Stadt Zavelstein um 1530 Pfd. erkauft hatte[4], überließ beides – ohne Zweifel im J. 1345 mit Calw selbst – an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg. Gleichwohl kam den 30. Dez. 1345 Zavelstein, übrigens „ohne das Wildbad“ [d. i. Teinach], wieder als Hauptunterpfand an den Verkäufer, für 5000 Pfd. Heller, welche Summe die Württemberger Grafen von der Erkaufung Calws her dem Tübinger Grafen Wilhelm noch schuldig waren (Schmid a. a. O. Urk. 146). Dem Tübinger Grafen Wilhelm solle Zavelstein, welches für Württemberg ein offenes Haus sei, von letzterer Herrschaft geschirmt werden, und wenn er ohne Erben stürbe, so solle der noch ausstehende Rest des Kaufschillings den Württemberger Grafen heimgefallen sein, ohne daß sein Bruder Götz noch sonst einer seiner Verwandten darauf Ansprüche habe (Schmid a. a. O. Urk. 147). Nichtsdestoweniger erhob letzterer, nachdem württembergischer Seits die Ablösungssumme berichtigt war, Ansprüche, für die er sich übrigens im J. 1369 mit einer jährlichen Leibrente abfinden ließ (Schmid a. a. O. Urk. 152).
Unter Württemberg wurde aus der Herrschaft Zavelstein das Amt Zavelstein (s. I, 5) gebildet, welches jedoch die meiste Zeit über der Vogtei zu Calw untergeordnet war. Die Amtsorte, eine spätere | Accession abgerechnet (vgl. Holzbronn), waren zu verschiedenen Leistungen an den Inhaber des Schlosses verpflichtet, hatten aber fast alle mit dem Schloßinhaber das Beholzungsrecht im Hirschauischen Frohnwald, und wenn dieser für das Bedürfniß nicht hinreichte, auch im Weckenhard. Am 2. April 1468 wurde hierüber durch württembergische Bevollmächtigte ein Vergleich zwischen dem Kloster und den Holzberechtigten abgeschlossen. Herzog Christoph erneute den 26. Nov. 1566 diesen Vergleich, wobei die Entscheidung über den nöthigen Bedarf an Bau- und Brennholz dem Forstverwalter, Schultheißen und zwei Gemeindemitgliedern übertragen wurde (Christmann Hirschau Urk. Beil. Nr. 15, vgl. auch Renz 30). Teinach, mit Ausnahme des dortigen Kronenwirths, entsagte im Jahr 1719 seiner Holzgerechtsame, weil bei der allzugroßen Entlegenheit des Waldes die Transportkosten sich zu sehr steigern und es den Einwohnern zu beschwerlich falle, alljährlich vor dem Waldgericht in Hirschau zu erscheinen. Im Jahr 1836 kaufte der Staat den Holzberechtigten ihr Recht ab. Die Holzgerechtigkeit des Kronenwirths in Teinach erwarb mit der Krone selbst gleichfalls der Staat (s. o.).Burg nebst Schloßgut waren als Pfandschaft von Württemberg im Jahr 1396 u. ff. in Straubenhardt’schen, darauf in Gültlingischen und Ehingischen Händen, in letztern bis zum Jahr 1552, in welchem es durch das Haus Württemberg von dem Pfandherrn Hans von Ehingen wieder eingelöst wurde. Neben den von Ehingen hatte am Ende desselben Jahrhunderts Ulrichs von Reischach Wittwe hier ihren Sitz (Datt de pace publica 314). Im Jahr 1554 belehnte damit Herzog Christoph von Württemberg seinen Oberjägermeister Jordan von Breitenbach auf Rostwitz († daselbst 1593). Herzog Johann Friedrich von Württemberg überließ es 1616 pfandweise an seinen Hofrath Benjamin von Bouwinghausen († 1633) und belehnte im Jahr 1621 denselben, welcher das Jahr zuvor den Pfandbesitz durch einen Gnadenkauf zum Eigenthum gemacht hatte, mit der hohen Jagd. Er führte den oben erwähnten Neubau am Schlosse auf, legte einen Brunnen und eine Wasserleitung an, wozu er 1624 von der Gemeinde Röthenbach zwei Quellen kaufte; von diesem Wasser bekamen auch die Einwohner des Städtchens einen Antheil, wofür sie bei Ausbesserung des Brunnens und der Wasserleitung Frohndienste leisten mußten. Von seinen vier Söhnen folgten ihm in dieser schwarzwäldischen Besitzung die zwei ältesten, Jakob Friedrich von Bouwinghausen, Herr zu Altburg, Zavelstein und Weltenschwann, württembergischer Rath, Kammerherr, Obervogt zu Calw, Ritterhauptmann des Cantons Nekar († 1686) und Heinrich | Achilles. Jakob Friedrich erkaufte 1672 noch 4 Tagwerke Weiherwiesen in der Teinach, sein Sohn Eberhard Friedrich († 1729) aber verkaufte 1710 das Schloßgut mit aller Zugehör für 20.000 fl. und sonst noch einigen Zugeständnissen (Renz 43) an den Herzog Eberhard Ludwig.
Das Kirchenpatronat ist landesherrlich. Zur Pfarre gehören als Filiale Emberg, Kentheim, Lützenhardt, Schmieh, Sommenhardt, Teinach, etwa 1/3 der Einwohner von Röthenbach und etwa 2/3 an Speßhard, auch ein Theil von Weltenschwann. Sämmtliche Einwohner der Parochie gehören todt und lebendig nach Zavelstein, mit Ausnahme von Kentheim, welches einen eigenen Kirchhof hat.
Das Städtchen Zavelstein hatte, wie Neu-Bulach, bis 1805 das Recht, einen Abgeordnete zum Landtag zu schicken.
- ↑ Literatur: C. F. Renz, Geschichte der vormaligen Bergveste und Herrschaft Zavelstein. Nagold 1846 8.
- ↑ Der letzte Zavelsteiner Amtmann, gewöhnlich Stabsrichter genannt, hatte übrigens seinen Wohnsitz in Teinach. Vergl. überhaupt die Ortsbeschreibung von Teinach.
- ↑ Die beiden Brüder Benjamin und Achill von Bouwinghausen-Wallmerode, Besitzer der Burg Zavelstein, waren bedacht, da es sowohl in dem Städtchen als in der Burg an laufenden Brunnen fehlte, gutes Trinkwasser herbei zu leiten und wandten sich deßhalb an das Kloster Hirschau mit der Bitte, ihnen das zur Brunnenleitung nöthige Teichelholz aus den Klosterwaldungen unentgeldlich abzureichen. Nachdem ihnen diese Bitte mit der Bedingung, daß auch dem Städtchen für ewige Zeiten ein Brunnen gesichert und das übrige Wasser in das Schloß geleitet werden solle, gewährt wurde, kaufte Benjamin v. B. von der Gemeinde Röthenbach zwei Brunnenadern um 50 fl. und ließ die noch bestehende Wasserleitung zur großen Wohlthat der Gemeinde einrichten. Hieraus entsprang das Recht, das zur Leitung nöthige Teichelholz aus den Staatswaldungen, früher Klosterwaldungen unentgeldlich zu beziehen, während die übrige Unterhaltung der Brunnen der Gemeinde obliegt.
- ↑ Schmid Pfalzgr. v. Tübingen 368. Übrigens erscheinen die von Gültlingen noch 1398 als allhier und zu Teinach und Sommenhardt begütert. Sachs Geschichte von Baden 2, 213.
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