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Unter-Haugstett,
Gemeinde III. Kl., Dorf mit 389 Einw., wor. 3 Kath. – Pfarrfilial von Möttlingen; die Kath. sind nach Weil d. Stadt, O.A. Leonberg, eingepfarrt.


Das nicht große, in die Länge gebaute Dorf liegt auf der Hochebene unweit des rechten Abhanges gegen das Nagoldthal, oben an den sanften, östlichen Gehängen gegen ein kleines Thälchen, in welchem der Haugstetter Bach fließt, der 1/4 Stunde unterhalb des Orts in den Monbach mündet. Vicinalstraßen sind nach Liebenzell, Möttlingen, Monakam und Ottenbronn angelegt. Die Entfernung von der südlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 2 Stunden und die von dem östlich gelegenen Mutterort beinahe eine Stunde.

Die durchgängig mit Ziegelplatten gedeckten Wohnungen sind aus Holz erbaut und mit steinernen Unterstöcken versehen.

Am südlichen Ende des Orts steht das 1856 erneuerte Schulhaus mit Thürmchen, Glocke und Uhr; es enthält ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Ein Rathhaus ist nicht vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in der Wohnung des jeweiligen Schultheißen gehalten.

Der Ort erhält sein Trinkwasser aus 3 laufenden und 4 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahrgängen bedeutend nachlassen, so daß das Wasser zuweilen 1/4 Stunde nördlich vom Ort an dem sog. Weilerbrunnen geholt werden muß. Etwa 300 Schritte östlich vom Ort entspringt eine Quelle, die mineralische Bestandtheile, namentlich Schwefel, enthalten soll.

Die Einwohner verbinden mit einem geordneten Lebenswandel großen Fleiß und finden ihren Haupterwerb in Feldbau und Viehzucht; vielen Verdienst verschaffen sie sich durch Arbeiten in den Waldungen und Taglohnen, auch treiben Einzelne einen kleinen Handel mit Holz. Als Gewerbe sind eine Schildwirthschaft und 2 Krämer zu nennen. Auf der Markung werden theils aus den Trümmergesteinen, theils aus Steinbrüchen Mühlsteine gewonnen, die weithin Absatz finden. Die Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen; der begütertste Bürger besitzt etwa 30 Morgen Felder und 25 Morgen Waldungen, der sog. Mittelmann 15–18 Morgen und nur einige haben gar keinen Grundbesitz. Die nicht große, ziemlich ebene Feldmarkung hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, rothsandigen Boden, der bei kräftiger Düngung gutes Getreide erzeugt.

Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich gut, jedoch schaden Frühlingsfröste den Obstbäumen, dagegen ist Hagelschlag selten.

| Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß und mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe willkürlich betrieben; als Düngungsmittel wendet man außer den gewöhnlichen auch den Gyps und ziemlich viel Compost an. Ein Theil der Felder wird noch gebrannt.

An Getreide baut man vorzugsweise Dinkel, Hafer und Roggen, überdieß werden viel Kartoffeln, Futterkräuter (dreibl. Klee), Angersen und in ziemlicher Ausdehnung Hanf und Flachs gezogen. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 6–10 Schffl. Dinkel, 5–8 Schffl. Hafer und 4–5 Schffl. Roggen angegeben. Der niederste Preis eines Morgens Acker beträgt 115 fl. und der höchste 250 fl. Der Ertrag an Getreide befriedigt das örtliche Bedürfniß.

Der verhältnißmäßig ausgedehnte Wiesenbau, dem nur wenig Wässerung zukommt, liefert sehr reichliches und gutes Futter; ein Morgen erträgt durchschnittlich 30 Ctr., ausnahmsweise 40 Ctr. Heu und 15–18 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens Wiesen bewegen sich von 200–600 fl. Dieser ausgedehnte, ergiebige Wiesenbau bildet eine Hauptnahrungsquelle der Einwohner, indem er einen beträchtlichen Rindviehstand erlaubt, der nicht nur einen starken Verkauf an Rindvieh, Butter und Rahm zuläßt, sondern auch der Landwirthschaft den nöthigen Dünger liefert. Der Viehstand besteht aus einer gewöhnlichen, meist rothen Landrace, welche durch 2 tüchtige Farren unterhalten wird. Diese hält ein Bürger Namens der Gemeinde gegen die Nutznießung von 31/2 Morgen Wiesen.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist nicht ausgedehnt und liefert nur in günstigen Jahren einen erheblichen Ertrag. Man pflegt hauptsächlich späte Mostsorten und Zwetschgen.

Die Gemeinde besitzt etwa 98 Morgen Nadelholzwaldungen, deren jährlicher, in 36 Klaftern bestehender Ertrag für die Gemeindekasse verkauft wird.

Die Schafzucht hat längst aufgehört und auch Schweinezucht wird nicht betrieben; dagegen werden viele Ferkel auswärts aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, größtentheils aber für den Verkauf gemästet.

Hühner werden sehr viel gezogen und Eier nach Calw, Wildbad, Pforzheim etc. verkauft.

Über das Vermögen der Gemeinde und Stiftungspflege s. Tabelle III.

Auf der etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort gelegenen Flur „Weiler“ findet man noch Reste von abgegangenen Gebäuden, auch kommen die Benennungen „Maierhaus und Garten“ daselbst vor.

Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort in der Flur „Weckertshäuser“ | stößt man auf Gebäudereste, in deren Nähe sich noch ein gefaßter, alter Brunnen befindet; hier stand ohne Zweifel der längst abgegangene Wohnort Weckershausen.

Ehmals „Hustetan (1075), Husstetten, Hausstetten“ geschrieben kommt der Ort im Anfang des 9. Jahrhunderts und im Jahr 1075 unter denselben Verhältnissen vor, wie Ottenbronn (s. d.), unter den Gütern des Klosters Hirschau, welches noch im 12. Jahrhundert (Cod. Hirs. 39b, 43b) und später hiesige Erwerbungen machte, aber 1457 sein Eigenthum, Vogtei, Herrlichkeit etc. in Unter-Haugstett und in ein Paar andern Orten für Ottenbronn an Baden vertauschte. Von dieser Markgrafschaft kam Unter-Haugstett mit Liebenzell im Jahr 1603 an Württemberg, welches schon 1423 allhier Leibeigene von Heinrich von Gärtringen gekauft hatte.

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