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Röthenbach,
Gemeinde III. Kl., Dorf, mit 221 Einw. – Pfarrfilial von Zavelstein.


Am Anfange eines mäßig eingefurchten Wiesenthälchens, das sich bald zu einer tiefen Waldschlucht ausbildet und bei Teinach in das Teinachthal einzieht, liegt der 1/4 Stunde lange Ort, dessen Gebäude sich einzeln oder in kleine Gruppen weitläufig zerstreut, herumlagern. Durch das Dorf führt die Vicinalstraße von Teinach nach Ober-Reichenbach, wo sie in die Calw-Wildbader Landstraße eingeht; von ersterer geht eine Vicinalstraße nach dem von Röthenbach | 3/4 Stunden südöstlich gelegenen Zavelstein und außer ihr ist eine Vicinalstraße über Weltenschwann nach Calw angelegt, von dem der Ort 5/4 Stunden westlich liegt. Die Entfernung nach dem nordöstlich gelegenen Altburg beträgt 3/4 Stunden.

Die Gebäude sind meist ansehnliche Bauernwohnungen, zum Theil mit Schindeln gedeckt und häufig an den Wänden noch getäfelt oder verschindelt; auch sieht man noch einige Strohdächer.

Die in der Mitte des Orts gelegene kleine Kirche ist mit einfachen oblongen Fenstern versehen; über dem Eingang steht 1765. Der Chor schließt mit einem halben Sechseck und auf demselben sitzt ein hölzernes Thürmchen (Dachreiter) mit 2 Glocken und einer Uhr. Innerhalb der Kirche befindet sich noch ein alter steinerner, ganz schmuckloser Altar, der in Verbindung mit dem Chor für ein höheres Alter spricht, als die obige Jahrszahl angibt. Die Unterhaltung der Kirche liegt der örtlichen Stiftungspflege ob.

Begräbnißplatz ist keiner vorhanden, die Verstorbenen werden nach Zavelstein beerdigt.

Das Schulhaus, welches im Jahr 1830 von einem Bürger erkauft und zu seinen gegenwärtigen Zwecken eingerichtet wurde, enthält ein geräumiges Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath. Ein weiteres anstoßendes Gebäude wurde 1857 ebenfalls erkauft und soll später zur Vergrößerung des Schulgebäudes benützt werden.

Ein Armenhaus ist vorhanden.

Vortreffliches Trinkwasser liefern 7 laufende Brunnen im Überfluß; der Röthenbach entspringt im oberen Theil des Dorfs und fließt mitten durch dasselbe.

Die im Allgemeinen wohlhabenden geordneten Einwohner bestehen aus 18 eigentlichen Bauern, die geschlossene Bauernhöfe haben, und aus Taglöhnern, deren ökonomische Verhältnisse übrigens ziemlich gut sind. Der vermöglichste Bauer besitzt 40 Morgen Güter und 130 Morgen Waldungen, der sogen. Mittelmann 30 Morgen Güter und 70 Morgen Wald; die sogen. halben Bauern, d. h. solche, deren Hofgut getheilt wurde, besitzen etwa 12–15 Morgen Güter und 25–30 Morgen Waldungen; auch die Taglöhner haben zum Theil noch ein Grundeigenthum von 2–5 Morgen Felder und 1–2 Morgen Waldungen. Die Haupterwerbsquellen sind demnach Feldbau, Viehzucht und Waldungen.

Die ziemlich große Feldmarkung liegt beinahe eben und hat im Allgemeinen einen mittelfruchtbaren, rothsandigen, zum Theil mit Lehm gemengten Boden, der bei reichlicher Düngung 3 Schffl. Roggen | und 4 Schffl. Hafer per Morgen erträgt. Der Dinkelbau ist erst in neuester Zeit, jedoch mit gutem Erfolg eingeführt worden. Im Allgemeinen bedürfen die Felder eine starke Aussaat und leiden überdieß zuweilen noch von Frühlingsfrösten; die Ernte tritt etwa acht Tage später ein als in dem nahe gelegenen Sommenhardt. Der Feldbau wird mit theilweiser Anwendung von verbesserten Ackergeräthen (Flandrerpflügen, Walzen etc.) in der üblichen Wechselwirthschaft fleißig betrieben. Außer Getreide kommen noch zum Anbau Kartoffeln, Rüben, dreibl. Klee, Kraut, Flachs und Hanf; Flachs gedeiht besonders gut und wird zum größten Theil verkauft; dagegen reicht das erzeugte Getreide zuweilen kaum für den eigenen Bedarf. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 70–125 fl. und die eines Morgens Wiese von 200–600 fl.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert per Morgen 20–25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd.

Die Obstzucht beschränkt sich auf die um die Häuser gelegenen Grasgärten und beschäftigt sich wegen des rauhen Klima’s mit späten Mostsorten, etwas Zwetschgen und Kirschen. Das Obst, welches nicht ungerne gedeiht, wird im Ort selbst verbraucht.

Der Rindviehstand ist gut und wird durch einen Simmenthaler Farren nachgezüchtet. Den Zuchtstier schafft die Gemeinde an und gibt ihn einem Bürger in Verpflegung. Der Handel mit Vieh ist von Belang, namentlich werden viele Ochsen gemästet und in’s Badische abgesetzt. Das Vieh wird theilweise noch ausgetrieben.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht, dagegen werden Ferkel auswärts aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Bienenzucht wird in mäßiger Ausdehnung betrieben.

Was die Gewerbe betrifft, so sind außer einer Schildwirthschaft, einem Kramladen und 6 Branntweinbrennereien die nöthigsten Handwerker vorhanden.

Die Gemeinde besitzt neben einigem Kapitalvermögen 650 Mrg. Waldungen, deren Ertrag theils den Bürgern ausgetheilt, theils zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird. Jeder Bürger erhält ein Klafter und 100 Stück Wellen; der Erlös für die Gemeindekasse beträgt durchschnittlich 800 fl. Gemeindeschaden wird keiner umgelegt, auch Armenunterstützung ist gegenwärtig nicht nöthig (s. Tab. III).

Auf den sogen. Mädern, beinahe eine Stunde westlich vom Ort, befindet sich ein runder, künstlich aufgeworfener Hügel, der alte Kern genannt, in dessen Nähe man noch deutliche Spuren früherer | Agrikultur wahrnimmt. Etwa 800 Schritte südlich dieses Punkts zieht die alte Weinstraße vorüber.

Auf der 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Anhöhe Breitenacker eröffnet sich dem Auge eine sehr schöne Aussicht an die Alp, die hier von den Lochen bis zu der Achalm sichtbar ist.

Röthenbach gehörte zu Zavelstein, dessen Schicksale es theilte.

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