« Kapitel B 2 Beschreibung des Oberamts Calw Kapitel B 4 »
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Aichhalden,
Gemeinde III. Kl. mit 257 ev. Einw. a. Aichhalden, Dorf, 110 Einw. b. Oberweiler, Weiler, 147 Einw. – Filial von Zwerenberg.


Das Dorf Aichhalden liegt 41/2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und eine Stunde westlich von dem Mutterort Zwerenberg, auf der Hochfläche südlich von dem kleinen Enzthale, in einer kleinen Einsenkung, welche den Anfang des Schaubachthälchens | bildet, das sich bald mit dem Kollbachthal vereinigt. Der größere Theil des Dorfs ist gegen Norden etwas geschützt, während eine getrennt liegende Häusergruppe, auf der entgegengesetzten Seite des Thälchens eine freie, den Nordwinden ausgesetzte Lage hat.

Die weitläufig stehenden, mit Obstgärten umgebenen Gebäude sind größtentheils stattliche Bauernwohnungen, an welche beinahe durchgängig die Scheunen angebaut sind.

In der Mitte des Orts steht auf einem freien, geräumigen Platz die im germanischen Styl erbaute, alte Kirche, an deren Ostseite der viereckige Thurm angebaut ist, dessen unteres Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. In der Kirche, zu der früher gewallfahrtet wurde, befinden sich, neben einem alten Gemälde, den Ritter St. Georg vorstellend, drei aus Holz geschnitzte Bildwerke (Maria, ein Bischof und ein Klostergeistlicher). Außer dem Tauf- und Hochzeitsgottesdienste wird alle 4 Wochen Kinderlehre und jährlich 2 Mal das heil. Abendmahl in der Kirche gehalten. Die Kirche hat zu 2/3 Aichhalden und zu 1/3 Oberweiler zu unterhalten.

Das in der Mitte zwischen Aichhalden und Oberweiler gelegene Schulhaus wurde im Jahr 1842 neu erbaut und enthält neben einem Lehrzimmer die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende und 7 Pumpbrunnen hinlänglich, und nur in ganz trockenen Sommern entsteht einiger Wassermangel.

Die Einwohner, deren Erwerbsquellen in Viehzucht, Feldbau und Waldbau bestehen, sind meist sogen. Waldbauern, die geschlossene Güter und Waldungen besitzen; ihre Vermögensumstände gehören im Allgemeinen zu den mittelmäßigen, indem der vermöglichste Bauer 40 Morg. Felder und 40 Morg. Waldungen, der sogen. Mittelmann 18 Morg. Felder und 20 Morg. Waldungen besitzt, während die minder bemittelten Taglöhner immer noch etwa 6 Morg. Grundeigenthum haben.

In willkührlicher Wirthschaft baut man vorzugsweise Roggen, Hafer, Futterkräuter etc. und erntet durchschnittlich 3 Schff. Roggen und 4 Schff. Hafer per Morgen; letzterer ist jedoch seit 10 Jahren nicht mehr gerathen. Brodfrüchte müssen sehr viele von Außen gekauft werden. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 25–75 fl.

Die größtentheils wässerbaren Wiesen liegen meist ziemlich entfernt vom Ort im Nagold- und kleinen Enzthal; sie ertragen durchschnittlich | 24–30 Centner Futter und ihre Preise bewegen sich von 100–400 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist unbedeutend und beschränkt sich nur auf Sorten, die ein rauheres Klima ertragen können.

Die ziemlich ausgedehnte Viehzucht beschäftigt sich mit einem mittleren zum Theil kleinen Landschlag, während Stiere und Ochsen theils zur Mastung, theils zum Zug von auswärts gekauft und gemästet wieder verkauft werden. Das Vieh wird den Sommer über noch auf die Weide getrieben, indem die Futterkräuter nicht gedeihen wollen.

Die Gemeinde ist im Besitz von 470 Morg. Waldungen, welche jährlich 193 Klafter und 4000–5000 St. Wellen ertragen; hievon werden 86 Klafter als Bürgergaben ausgetheilt und der Rest kommt zum Verkauf, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von 1000–1200 fl. sichert.

Über das Vermögen der Gemeinde- und Stiftungspflege siehe Tabelle III.

Nach der Volkssage soll früher in der Nähe von Agenbach eine Stadt gestanden sein, von der man Kellergewölbe im Walde treffe; ohne Zweifel stand hier eine Begharden-Wohnung.

Der mit der Gemeinde verbundene, nur 1/8 Stunde westlich gelegene Weiler Oberweiler, lagert sich etwas weitläufig gebaut an der Vicinalstraße von Simmersfeld nach Ober-Reichenbach. Vor 1842 war er der Gemeinde Hornberg zugetheilt. Derselbe hat im Allgemeinen gleiche Verhältnisse wie Aichhalden, wohin auch die Kinder in die Schule gehen.

Wegen der hohen freien Lage hat der Weiler keine laufende Brunnen und erhält sein Trinkwasser aus 13 Pumpbrunnen, die jedoch in trockenen Jahrgängen versiegen, so daß nicht selten Wassermangel entsteht.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind etwas geringer, als in Aichhalden und der reichste Bauer besitzt hier 35 Morg. Felder und 60 Morg. Wald, der Mittelmann 18 Morg. Felder und 20 Morg. Wald und die minder bemittelte Klasse 3 Morg. Felder und 11/2 Morg. Wald. Mehrere Personen müssen von Seiten der Gemeinde unterstützt werden. Die Güter sind hier nicht geschlossen, bilden jedoch ziemlich große Parzellen. Der Ertrag der Felder ist um etwa 10 % geringer, als in Aichhalden und die Preise der Äcker bewegen sich von 20–60 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist ganz gering und die Versuche sie zu heben waren in Folge des rauhen Klimas und des naßkalten Bodens ohne Erfolg.

| Die Weilergemeinde besitzt 560 Morg. minder gut bestockte Waldungen, welche jährlich 170 Klafter und 3000 St. Wellen ertragen, von denen 75 Klafter an die Ortsbürger als Gabholz vertheilt werden; der Rest wird um 900–1100 fl. zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft.

Aichhalden gehörte zur Herrschaft Vogtsberg und theilte deren Schicksale. (Vergl. S. 118 oben.)

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