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Monakam,
Gemeinde III. Kl., Dorf, mit 284 Einw., wor. 3 Kath. – Pfarrfilial von Liebenzell.


Auf der Hochfläche zwischen der Nagold und dem Monbach liegt frei und den Winden, besonders den von Norden herkommenden, ausgesetzt, der weitläufig in die Länge gebaute Ort, vom Mutterort 1/2 Stunde und von der südlich gelegenen Oberamtsstadt 21/4 Stunde entfernt. Die freundlichen, im ländlichen Geschmack erbauten Wohnungen, zwischen denen sich Baumgärten und zum Theil ansehnliche Lindenbäume eingedrängt haben, machen einen sehr angenehmen Eindruck und verrathen die Wohlhäbigkeit und den Ordnungssinn der Einwohner.

In der Mitte des Orts liegt die im Jahr 1802 in einem gewöhnlichen Styl neu erbaute Kirche, auf deren vorderer Giebelseite ein hölzernes Thürmchen (Dachreiter) sitzt, mit 2 Glocken, die größere von Jacob Rechlen in Stuttgart im Jahr 1745 gegossen; die | kleinere ohne Schrift und Zeichen. Die Kirche bewahrt einen kunstreichen Altarschrank aus der altoberdeutschen Schule vom Jahr 1497, bestehend aus sehr schön ausgeführten Holzbildern und zwar Maria mit dem verschiedenen Christus auf dem Schooße, rechts derselben Johannes, links Magdalena. Die Malereien auf den Innenseiten der Flügelthüren stellen rechts die Kreuzabnahme und links die Grablegung dar; die Außenseiten der Flügelthüren, auf denen die Kreuzigung dargestellt war, wie auch die Predella, sind in neuerer Zeit weiß angestrichen worden.

Auf dem Altar der Kirche steht ein ausgezeichnet schön aus Holz gearbeitetes Bild des Gekreuzigten, von Sr. K. Hoheit dem Kronprinzen und ihrer Kais. Hoheit der Kronprinzessin Olga im Jahr 1851 in die Kirche gestiftet.

Nahe bei der Kirche liegt der ummauerte Begräbnißplatz, auf dem früher eine Kapelle stand, aus welcher der oben angeführte Altarschrank der gegenwärtigen Kirche einverleibt wurde, zu dem bis auf den heutigen Tag die Katholiken der Umgegend wallfahrten.

Das in neuerer Zeit vergrößerte Schulhaus enthält ein Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters, auch besteht eine Industrieschule, welche von der Kronprinzessin Olga und der Prinzessin Marie unterstützt wird.

Rathhaus ist keines vorhanden und die Gemeinderathssitzungen werden in einem Gasthaus gehalten. Dagegen befindet sich ein Armenhaus im Ort.

Der Ort hat einen laufenden und 18 Schöpfbrunnen, die jedoch kein gutes Wasser liefern und in trockenen Jahrgängen so nachlassen, daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser in dem 1/8 Stunde entfernten im Monbachthal gelegenen Bernhardtsbrunnen zu holen.

Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Holzmachen, Taglohnen und Einzelne treiben Holzhandel; eine besondere Einnahme wird den zwischen den Ackergrundstücken hinziehenden Hecken abgewonnen, indem man in denselben viele junge Eichen pflanzt und die Rinde und das geschälte Holz verkauft, was schon dem Ort in einem Jahr 800–1000 fl. eingetragen hat. Die Vermögensumstände sind im Allgemeinen befriedigend, bei Einzelnen sehr gut; der begütertste Bürger besitzt 45 Morgen Felder und 36 Morgen Wald, der mittlere Besitz besteht in etwa 15 Morgen Güter und 15 Morgen Wald. Auch die Unbemittelten besitzen noch einige Morgen Felder und nur 2 Familien bedürfen der Gemeindeunterstützung.

| Neben den gewöhnlichen Gewerben sind 2 Schildwirthschaften und ein Krämer vorhanden.

Die im Verhältniß zur Bevölkerung ziemlich große Feldmarkung hat eine ebene Lage und einen leichten, rothsandigen Boden, der bei reichlicher Düngung und in etwas nassen Jahrgängen ziemlich ergiebig ist. Etwa 400 Schritte nördlich vom Ort befindet sich ein Sandsteinbruch, der schöne Platten liefert.

Die Luft ist zwar etwas rauh, jedoch sehr gesund und trotz der hohen Lage gedeiht das Obst ziemlich gut; Hagelschlag kommt selten vor.

Der willkürlich betriebene Feldbau beschäftigt sich hauptsächlich mit Roggen, Hafer und weniger Dinkel; überdieß zieht man Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Kraut, weiße Rüben, Erbsen, ziemlich viel Flachs und Hanf. Der Ertrag eines Morgens wird durchschnittlich zu 3–31/2 Schffl. Roggen, 4–5 Schffl. Hafer, 6–8 Schffl. Dinkel angegeben. Die Preise der Äcker bewegen sich von 100–250 fl. und die Wiesenpreise von 200–400 fl. per Morgen. Das Getreideerzeugniß reicht für das örtliche Bedürfniß.

Die Wiesen, welche beinahe sämmtlich Ackerwiesen sind und nicht bewässert werden können, liefern per Morgen 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd.

Die Obstzucht beschäftigt sich vorzugsweise mit Mostsorten und erlaubt in den meisten Jahrgängen noch einen Verkauf nach Außen.

Der im Verhältniß zu den Gütern ziemlich ausgedehnte Rindviehstand besteht vorzugsweise aus einer veredelten Landrace, die durch 2 Landfarren nachgezüchtet wird. Der Handel mit Vieh, auch mit gemästetem, ist nicht unbeträchtlich. Die Farrenhaltung besorgt ein Bürger Namens der Gemeinde.

Die Bienenzucht ist von einigem Belang.

Vicinalstraßen sind nach Unter-Haugstett und nach Neuhausen angelegt.

Die Gemeinde besitzt nur etwa 45 Morg. Wald und ist daher genöthigt, alljährlich Gemeindeschaden umzulegen (über das Gemeinde- und Stiftungs-Vermögen s. Tab. III.).

Die älteste Schreibweise des Ortes ist Munnenkamp; die letzte Silbe bedeutet Bergrücken, die erste erinnert an den obenerwähnten Monbach oder den Mannsnamen Mun (Graff althochdeutscher Sprachsatz 2, 779).

Genannt wird er im Testament Markgraf Jacobs von Baden vom Jahr 1453 (Schöpflin H. Z. B. 6, 280).

| Ein hiesiger Schultheiß, Lotze, wird in den 1380er Jahren genannt. (Hefner und Wolf Burg Tannenberg 44.)

Im Jahr 1603 gelangte der Ort mit Liebenzell an Württemberg, welches schon 1423 allhier Leibeigene von Heinrich von Gärtringen erworben hatte (Steinhofer Wirt. Chron. 2, 722),

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