« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Calw Kapitel B 19 »
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Liebelsberg,
Gemeinde III. Kl. mit 437 Einw. – Pfarrfilial von Neu-Bulach; 1 Kath. nach Dätzingen, O.A. Böblingen eingepfarrt.


Das große, in die Länge gedehnte Dorf hat auf der Höhe zwischen dem Teinachthale und einem tief eingeschnittenen waldigen Seitenthale desselben eine freie, 2168′ über die Meeresfläche sich erhebende Lage.

Der Ort ist mit dem 1/4 Stunde südöstlich gelegenen Mutterort mittelst einer Vicinalstraße in Verbindung gesetzt; die Entfernung bis zur nordöstlich gelegenen Oberamtsstadt beträgt 2 Stunden.

Die meist freundlichen, aus Holz erbauten Bauernwohnungen gruppiren sich theils etwas gedrängt, theils weitläufig gebaut, hinter schönwüchsigen Obstbäumen, welche das Dorf nach allen Seiten umgeben.

Der Ort hatte eine Kirche, die im Jahr 1842 in ein Schulhaus umgewandelt wurde; es enthält ein sehr geräumiges Lehrzimmer und in den unteren Räumen ein Magazin für Holz, Feuergeräthschaften etc. Auf der östlichen Giebelseite, oder vielmehr auf dem ehemaligen, dreiseitig schließenden Chor, sitzt ein viereckiges, mit Blech beschlagenes Thürmchen mit Glocke und Uhr. Dem Schulhaus gegenüber steht das Rathhaus (ehemalige Schulhaus), welches außer den Gelassen für den Gemeinderath die Wohnung des Schulmeisters enthält. Es besteht eine Industrieschule im Ort und auch ein Armenhaus, in dessen unteren Räumen der Schafstall sich befindet.

Der Ort hat keinen eigenen Begräbnißplatz und die Verstorbenen müssen nach Neu-Bulach beerdigt werden.

Wegen der hohen Lage ist die Luft rein und gesund; Trinkwasser wird aus etwa 18 Schöpfbrunnen gewonnen, die aber in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß das Wasser 1/4 Stunde | vom Ort in den sogen. Mädern geholt werden muß, da aber auch hier das Wasser zuweilen ausgeht, so sind in diesem Fall die Einwohner genöthigt, ihre Zuflucht zu dem 3/4 Stunden südlich gelegenen Ziegelbach zu nehmen. Zum Tränken des Viehs und auf den Fall der Feuersgefahr sind Weiher (Hülben) im Ort angelegt.

Die Einwohner sind körperlich kräftig und wohlgebaut; in sittlicher Beziehung trifft man noch einfachen und religiösen Sinn, der sich in Folge der abgeschiedenen Lage des Orts noch mehr erhalten hat, als in Orten, die häufiger in Berührung mit Fremden kommen. Was die Vermögensumstände betrifft, so findet man noch wohlhabende Bauern, übrigens weit mehr Taglöhner, die hauptsächlich in Calw, Pforzheim und sogar in Weil der Stadt arbeiten. Der ausgedehnteste Grundbesitz besteht in 45 Morgen Güter und etwa 50 Morgen Waldungen, der sogen. Mittelmann besitzt 10 bis 20 Morgen Felder und die minder Bemittelten haben immer noch ein Grundeigenthum von 1–2 Morgen. Die Güterstücklung ist nicht beträchtlich und Parzellen von 8–10 Morgen gehören gerade nicht zu den Seltenheiten. Die verhältnißmäßig große Markung, von der übrigens die Hälfte mit Wald bestockt ist, liegt, mit Ausnahme der steilen Abhänge gegen das Teinach- und Dürrbachthal, ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen minder fruchtbaren, leichten Sandboden, der aus den Zersetzungen des bunten Sandsteins besteht und dem mit kräftiger Düngung nachgeholfen werden muß; übrigens läßt die Einrichtung der Düngerstätten noch manches zu wünschen übrig und zweckmäßige Ackergeräthschaften finden nur langsam Eingang. In Folge des leichten, mageren Bodens ist der Ertrag der Güter nicht nur ein geringerer, sondern die Früchte wie das Futter werden im Allgemeinen etwas leichter als in dem Mutterort. Bei willkürlicher Wirthschaft mit ganz wenig eigentlicher Brache beträgt die durchschnittliche Ernte per Morgen 6–8 Scheffel Dinkel, 3–31/2 Scheffel Hafer und 3 Scheffel Roggen, welcher hier am besten gedeiht, während sich der Boden für den Gerstenbau nicht eignet. Früchte werden mehr aufgekauft als verkauft. Außer den Getreidefrüchten baut man Kartoffeln, Kraut, dreibl. Klee, der übrigens nicht gerne gedeiht, Hanf, Flachs und nur wenig Reps. Kraut und Flachs wird viel nach Außen abgesetzt. Die Ackerpreise bewegen sich von 30–200 fl. per Morgen; während ein Morgen Wiese 40–400 fl. kostet.

Die im Allgemeinen zweimähdigen, theilweise dreimähdigen Wiesen, denen im Thal Wässerung zukommt, ertragen per Morgen 8–16 Centner Heu und 4–8 Centner Öhmd; die im Thal gelegenen | Wässerungswiesen ertragen dagegen 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd, während die Bergwiesen in trockenen Jahrgängen beinahe gar kein Öhmd liefern.

Die Obstzucht, welche sich hauptsächlich mit späten Mostsorten und Zwetschgen beschäftigt, ist ziemlich ausgedehnt, liefert aber nur in ganz günstigen Jahren einen etwas erheblichen Ertrag. Das Obst wird im Ort selbst verbraucht und überdieß noch auswärts aufgekauft.

Der aus einer Landrace bestehende, ziemlich ausgedehnte Rindviehstand bildet eine Haupterwerbsquelle der Einwohner und wird durch 2 Landfarren, die ein Bürger gegen Nutznießung von 2 Mrg. Wiesen und 37 fl. jährlich hält, gezüchtet. Butter wird ziemlich nach Calw zu Markt gebracht. Ein Pachtschäfer läßt gegen ein Pachtgeld von 30 fl. etwa 100 Stück Schafe auf der Markung laufen; die Pferchnutzung trägt der Gemeinde gegen 150 fl. jährlich ein.

Die Schweinezucht ist nicht bedeutend.

Die Gemeinde besitzt gegen 800 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag mit etwa 152 Klafter zu Gunsten der Gemeindekasse verkauft wird.

Über Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.

Der Bergbau von Neu-Bulach erstreckte sich auch auf die Liebelsberger Markung, indem man noch deutliche Spuren von ehemaligen Schächten und abgebauten Gängen bis in die Nähe des Orts wahrnimmt.

Liebelsberg (Libisberg 1317) kam nach und nach an das Churpfälzische Haus, seit solches Bulach erworben hatte; am 16. Okt. 1314 erkaufte Pfalzgraf Ruprecht d. Ä. einen Theil des Dorfes „Lubisperg“ für 165 Pf. Heller von Gerlach von Weitingen. (Ein anderer Theil gehörte noch im Anfang des 15. Jahrhunderts den Herren von Waldeck. Sattler Grafen 2, 62.) Mit Bulach und Wildberg gelangte der Ort den 10. August 1440 von der Pfalz an Württemberg, und zwar die hohe Obrigkeit und ein Theil der niedern. Von der letzteren kamen 2/5 über die Herren von Waldeck an das Kloster Hirschau, welches solche den 23. April 1558 gegen Zehnten zu Hessigheim an Herzog Christoph vertauschte.

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