« A 5 Beschreibung des Oberamts Blaubeuren A 7 »
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VI. Nahrungsstand.

1. Vermögen.

Der Nahrungsstand der Einwohner ist hauptsächlich auf Ackerbau und Viehzucht gegründet. Das hier in Betracht kommende Vermögen ist in den Tabellen dargestellt; der Geldwerth desselben beträgt, nach dem früher angegebenen Maßstabe

von dem Grundeigentum             6.358.362 fl.
von Gebäuden                           1.750.620 fl.
vom Vieh                                     355.296 fl.
   8.464.278 fl.

Von obigem Vermögen ist steuerfrey

Grundeigentum                            415.747 fl.
Gebäude                                     347.200 fl.
      762.947 fl.

Das steuerfreye Grundeigenthum ist, den Schloßgarten zu Herrlingen ausgenommen, gänzlich Eigenthum des Staats. Unter den steuerfreyen Gebäuden befinden sich neben denen des Staats, die zu öffentlichen Zwecken bestimmten Gebäude der Körperschaften.

Das steuerpflichtige Vermögen beträgt nach Obigem 7.701.331 fl. Es kommt somit auf 1 Einwohner ein Vermögen von 483 fl., und ohne Einrechnung des Viehs von 461 fl., mehr als in den Oberämtern Rottenburg, Reutlingen und Münsingen, aber weniger als in Ehingen, Riedlingen und Saulgau.

Der Vermögens-Zustand der Einzelnen ist im Durchschnitte sehr gut; der größere Theil der Einwohner befindet sich im Wohlstand; zu den minder vermöglicheren Orten gehören die Thalorte, besonders Schelklingen und Klingenstein, welche wenig Grundeigenthum besitzen, und theils an den Folgen der frühern schlechten Verwaltung und nachtheiliger Verhältnisse, theils unter den gutsherrlichen Lasten leiden und größtentheils ganz arm sind. Dagegen herrscht auf der Alp, namentlich in den Orten Suppingen, Dornstatt, Merklingen, | Berghülen, Seißen, Themmenhausen, Billenhausen und Asch große Wohlhabenheit, besonders seitdem die Früchte wieder einen höhern Preis erreicht haben. Die Bauern besitzen häufig neben ihrem landwirthschaftlichen Vermögen auch noch Capital-Vermögen. Die Privat-Capitalien betragen, so weit sie zur Kenntniß gekommen sind, nach der amtlichen Aufnahme die Summe von 1.200.000 fl. Das Auskommen der ärmeren Klasse ist auf der Alp durch bürgerliche Beneficien gesichert, welche jedoch, wie weiter unten gezeigt ist, sehr ungleich vertheilt sind. Gantungen kommen ausser Schelklingen höchst selten vor.

Der Einfluß guter Ortsvorsteher ist auch hier in dem Privat-Wohlstande, wie in der öffentlichen Verwaltung, überall sichtbar. Als besonders verdiente Ortsvorstände sind anerkannt und auch von der K. Regierung als solche schon belobt worden: Ruedel in Dornstatt, Ott in Suppingen, Walther in Merklingen, Dauer in Berghülen, Kalteisen in Machtolsheim u. A. Der Vermögens-Zustand der Körperschaften ist weiter unten abgehandelt.

2. Wirthschaft.
A. Landbau, Viehzucht, Fischerey etc.
a. Gewinnung von Mineralien.
Die Benutzung der im Oberamtsbezirke vorkommenden Mineralien beschränkt sich hauptsächlich auf Steinbrüche, Sand-, Thon- und Mergelgruben. Die bedeutendsten Steinbrüche befinden sich in dem Jurakalk bey Arneck, Gerhausen, Sunderbuch, Bermaringen und Tomerdingen, welche die besten Steine liefern, sodann in dem Jura-Dolomit bey Weiler und Hohen-Gerhausen, die letztern und die Arnecker Steine werden mit gutem Erfolg zu Quadern bearbeitet, und ersetzen einigermaßen den Mangel an Sandsteinen. Bei Merklingen war in früherer Zeit ein Marmorbruch angelegt, der aber nun wieder aufgegeben ist. Sonst sind die Felsen gemeiniglich zu klüftig, als daß sie zu größeren Arbeiten benutzt werden könnten. Bey Schmiechen werden Tuffsteine gegraben, | die übrigens von geringer Gattung sind. Thon- und Leimengruben trifft man fast überall, hauptsächlich aber an den schon S. 41 genannten Orten, sie finden ihre Benutzung nicht nur durch die Ziegler und Töpfer, sondern auch bey dem Bau der Strohdächer, bey der Anlegung von Cisternen und Hühlen etc. Die gesuchteste Töpfererde ist die zu Treffensbuch und Ober-Schelklingen, welche beyde gemischt hauptsächlich von den Schelklinger Hafnern stark benützt werden. Die Tomerdinger Erde wird nach Ulm geholt. Der Mergel wird vorzüglich zu Suppingen und Winnenden zur Verbesserung der Felder angewendet. Sandgruben befinden sich zu Weiler, Herrlingen, Machtolsheim, Berghülen, Suppingen, Ringingen etc.; die bedeutendste hat Eckingen.
b. Pflanzenbau.

1) Zustand des Feldbaues im Allgemeinen.

a) Größe und Verhältnisse. Der Flächenraum des nutzbaren Bodens nach seinen verschiedenen Abtheilungen, Nutzungsarten und Eigenthums-Verhältnissen und sein Verhältniß zur Bevölkerung ist in der Tabelle dargestellt. Das ungebaute Land verhält sich, ohne Errechnung der Wälder, zum gebauten 1:7. Es ist also zwar weniger ungebautes Land vorhanden, als in den beyden Alp-Oberämtern Münsingen und Reutlingen, aber viel mehr, als in den Donau-Oberämtern Ehingen, Riedlingen und Saulgan. Dabey ist, wie die Tabelle zeigt, ein großer Theil der Wiesen nur einmähdig und unter den nicht flürlich gebauten Äckern befinden sich 4.848 Morgen Wechselfelder. Das Verhältniß der Waldungen zum ganzen Flächenraum ist 1:3; oder 1/3 des Landes besteht in Wald. Das Verhältniß sämmtlicher Bauarten unter sich ist folgendes

Gärten und Länder                    1
Äcker                                     418/10
Wiesen                                    56/10
Waldungen                             282/10
Im Durchschnitt kommen auf 1 Menschen 73/10 Morgen gebauten und ungebauten Landes, 8/10 M. weniger als in dem | Oberamt Münsingen, aber ungefähr 3 Morgen mehr, als in den Oberämtern Ehingen, Riedlingen etc. Das Verhältniß bei den einzelnen Orten steigt von 8/10 M. (Blaubeuren) bis auf 130 M. (Aichheim.) Das Verhältniß des Viehstandes zur Bodenfläche – auf 1 St. Rindvieh 154/10 M. – ist zwar besser, als bey dem Oberamte Münsingen, wo 188/10 M. auf 1 St. kommen; aber doch viel geringer, als bey allen andern, bis jetzt beschriebenen Oberämtern.

b) Eigenthum. Die Güter sind größtentheils Eigenthum der Inhaber. In den neuwürtemb. Orten waren sie vormals fast durchgängig Falllehen, wurden aber in neuern Zeiten meist eigen gemacht. Auch in den altwürtemb. Orten, namentlich zu Seißen, Suppingen, Asch, Sunderbuch und Berghülen gab es ehemals viele Falllehen, hier sind sie aber längst schon in freyes Eigenthum verwandelt worden. Das Kloster Blaubeuren führte schon im 15ten Jahrhundert unter dem Prälaten Heinrich Schmid den Grundsatz durch, die Falllehen in Erblehen zu verwandeln.

c) Vertheilung. Die ganze Fläche des Grundeigenthums zerfällt in 49.172 Theile, fast gerade so viel als bey Saulgau. Hinsichtlich der Größe des Güterverbands tragen, der neuern Gesetzgebung ungeachtet, die meisten Orte noch das Gepräge des alten Lehens-Systems. Überall befinden sich noch Höfe und rechtlich verbundene Güter-Bestandtheile. Eigentliche und natürlich geschlossene Güter sind jedoch blos die beiden Höfe Altenthal und Ober-Schelklingen, und das Staatsgut Muschwang, die übrigen s. g. Höfe sind aus zerstreuten Gütern zusammengesetzt. Die Eintheilung in Bauernhöfe und Söldgüter, und somit in Bauern und Söldner oder Kleinhäusler findet auch hier statt, jedoch weniger in den altwürtembergischen, als in den neuwürtembergischen Orten. Die Bauerngüter sind in der Regel von derselben Größe wie in dem Oberamt Ehingen (S. Beschr. von Ehingen, S. 46); es gibt aber auch noch größere Höfe und solche, welche 500 und noch mehr Morgen enthalten. Dagegen sind die Söldgüter gewöhnlich kleiner als dort. Im | Ganzen ist die Vertheilung größer in den alten als in den neuwürtemb. Orten; in den erstern sind die Lehengüter seit ungefähr 70 Jahren, seitdem man nicht mehr so streng auf die Zusammenhaltung sah, häufig vertheilt worden.

d) Anbau. Der Stand der landwirthschaftlichen Cultur ist im Allgemeinen noch nicht auf der Stufe, auf der er nach Boden und Klima seyn könnte; Ursachen sind: 1) ungleiche Vertheilung des Grundeigenthums, 2) Weidewirthschaft, 3) Mangel an hinlänglichem Brachbau und 4) unzureichender Viehstand, mitunter auch Vorurtheil oder äussere Hindernisse, insbesondere auch die bestehenden baulichen Einrichtungen, deren nothwendige Erweiterung bey einer ausgedehnteren Wirthschaft immer mit bedeutenden Kosten verbunden wäre. Ein großer Theil der Hofgüter auf der Alp besteht noch aus s. g. Mähdern, die durch Weide, Heu- und Holznutzung einen sehr mäßigen Ertrag abwerfen, aus Wechselfeldern und Ausbauäckern. In letzterer Beziehung zeichnet sich insbesondere die Markung Nellingen nachtheilig aus; es gibt dort Felder, wovon der Morgen kaum zu 2 bis 3 fl. verkauft wird, und die keinen schlechten Boden haben, aber von dem Dorfe zu weit, zum Theil bis anderthalb Stunden entfernt sind. Wie leicht könnte hier noch ein zweytes Dorf Platz finden! Indeß gibt es auf der disseitigen Alp doch noch viel weniger Wechselfelder, als auf der Münsinger Alp, und mit dem zunehmenden Viehstand vermindert sich auch ihre Anzahl von Jahr zu Jahr. In neuerer Zeit sind durch künstliche Düngung und Aufführung von Jauche auch viele Mähder in ordentliche Wiesen umgewandelt worden, so daß sich selbst die in unserer Tabelle enthaltene Anzahl von Mähdern bedeutend vermindert hat. Es hat sich in dieser Beziehung, so wie um die Verbreitung der Stallfütterung besonders der dermalige Oberamtmann Drescher große Verdienste erworben. Neubrüche, d. h. Anbau von öden Strecken, kommen in neuern Zeiten in den Gebirgsorten wenig vor, weil die Felder an sich schon sehr ausgedehnt sind. Unter der Regierung der vormaligen Reichsstadt | Ulm und während der Dauer der k. bayerischen Herrschaft, wurden jedoch große Strecken ungebaute Allmanden vertheilt, und sie fanden wegen der damals gerade aufkeimenden Stallfütterung, und weil eine 30jährige Zehentfreyheit damit verbunden war, emsigen Anbau. In Vergleichung mit der höhern Alp, zeichnet sich das Hochsträß durch bessern Anbau aus, was übrigens hauptsächlich auch Folge des bessern Klima's ist.

Der Mangel an hinreichendem Dünger wird dadurch vermehrt, daß gut angelegte Dungstätten noch selten sind; häufig findet man die Ortschaften mit Jauchenwasser überschwemmt. Nur einzelne Orte, als Suppingen, Berghülen und die Dörfer der Ulmer Alp, neuerlich auch Hausen, Weiler, Blaubeuren und Pappelau, machen hierin mehr oder weniger eine vortheilhafte Ausnahme. Hier wird auch die Jauche auf die Felder, Wiesen, Hanf- und Krautländer etc. geführt. Zum Ersatz des natürlichen Düngers werden mancherley andere Düngungsmittel angewendet, am allgemeinsten Gyps, der entweder ungestampft zu Untertürkheim, oder gestampft in dem Lenninger und Geislinger Thale geholt wird; sodann Mergel, auf der Blaubeurer Alp hauptsächlich, jedoch neuerlich nicht mehr so häufig wie ehemals; Asche, Abfälle und vorzüglich das oben S. 34 schon genannte Wasserkraut der Ach, Blau und Lauter.

Es ist nicht zu verkennen, daß sich der Anbau des Bodens seit ungefähr 40 Jahren, wie fast überall, bedeutend gehoben hat, und insbesondere neuerlich durch geweckte Regsamkeit, sehr hebt; und das neue Schäfereygesetz und die Aufhebung der Übertriebsrechte wird überall als der Vorläufer von neuen, wesentlichen Fortschritten betrachtet. Als vorzügliche und musterhafte Landwirthe verdienen genannt zu werden: der Schultheiß Ott zu Suppingen und der Lammwirth Scheer daselbst, der Posthalter Widenmann zu Blaubeuren, der Schultheiß Walther zu Ringingen, der Hirschwirth Knaus zu Nellingen, der Wirth Fakler in Merklingen, der Lammwirth Schöll in Asch. Der Schultheiß | Ott, dessen Verdienste um den Wohlstand seiner Gemeinde oben schon gerühmt worden sind, hat sich auch in der Eigenschaft als Ortsvorsteher um die Landwirthschaft auf der Alp sehr verdient gemacht. Er ist es, der zuerst und schon vor 30 Jahren die Stallfütterung zu Suppingen mit Kraft und Eifer eingeführt, und dadurch auf Viehzucht und Ackerbau so sehr gewirkt hat, daß Suppingen als Muster galt. Ein Vorgänger Otts, der Schultheiß Mangold hat den ersten Kleesamen zu Suppingen gesät. Um die Abschaffung der Weide und die Einführung des künstlichen Futterbaues auf der Ulmer Alp hat sich insbesondere die vormalige Reichsstadt Ulm und unter ihr als rastloser Arbeiter für die gute Sache der Amtmann Krebs in Bermaringen verdient gemacht. Der Magistrat in Ulm ließ im J. 1792 in seinem ganzen Gebiete die Abhandlung des Pfarrers Steeb in Grabenstetten „über die Verbesserung der Cultur auf der Alp“ unentgeldlich austheilen, und Steeb sein besonderes Wohlgefallen über dessen Bemühungen ausdrücken.

e) Werth und Ertrag. Der höchste Preis von 1 Morgen Acker ist 300–400 fl., der mittlere 100 fl., der geringste läßt sich nicht angeben, weil es viele Güter gibt, die gar keinen Liebhaber finden, und von ihren Eigentümern wieder verlassen werden. Die Wiesen haben einen Preis von 100–400 fl. Der Reinertrag von 1 Morgen Land beträgt nach der Cataster-Einschätzung 2 fl. 48 kr. und zwar von

Gärten   9fl. 46 kr. Wiesen 7 fl. 42 kr.
Äckern ohne Wechselfelder
mit Wechselfelder
3 fl. 20 kr.
2 fl. 59 kr.
Wald 1 fl.   5 kr.
Der Durchschnitts-Ertrag im Ganzen ist wegen der großen Waldfläche nicht bedeutend, wenn gleich viel bedeutender als bey Münsingen; dagegen schließt er sich im Einzelnen an den der bessern Oberämter, namentlich Ehingen, Riedlingen etc. an. Nach Maßgabe jenes Durchschnitts-Ertrags und der früher angenommenen Berechnungsweise, stellt sich im Durchschnitt der Capitalwerth von 1 Morgen Landes auf 66 fl. und zwar von 1 Morgen |
Garten 198 fl. Wiesen 171 fl.
Acker   78 fl. Wald   21 fl. 40 Kr..

Das Grund-Cataster beträgt jetzt in Folge der Rectification 220.038 fl. 9 kr. Das Steuer-Provisorium hatte es anfänglich auf 219.354 fl. gesetzt.

2. Einzelne Culturen.

a) Ackerbau. Die herrschende Bewirthschaftung ist die Dreyfelder-Wirthschaft. Eine Ausnahme davon findet bey den Wechselfeldern und bey einzelnen Markungsbezirken, ferner bey solchen Orten statt, die nur wenig Baufeld besitzen, wie z. B. Schelklingen, wo das Feld willkührlich gebaut wird.

Die Brach wird im Ganzen höchstens zu 1 Drittel angebaut, 2 Drittel bleiben theils aus Mangel an Dünger, theils aus Bequemlichkeit und Vorurtheil ungebaut liegen. Den stärksten Brachbau haben diejenigen Orte, welche die kleinsten Markungen haben, namentlich Schelklingen, Blaubeuren, Gerhausen. Die gewöhnlichen Brachpflanzungen sind Klee, Kartoffeln, Hanf und Flachs, Wicken und Linsenfutter, selten Räps. Die reine Brach wird das Jahr drey- bis viermal gepflügt.

Von Ackerwerkzeugen findet sich bis jetzt blos der gewöhnliche Pflug mit feststehendem, hölzernem Streichbrett. Auf der Alp sind neuerlich größtentheils die eisernen Eggen üblich; hie und da sieht man auch eichene Walzen. Der Pflug wird weniger mit Ochsen als mit Pferden bespannt; die kleinen Bauern spannen auch Kühe ein. In der Regel werden nicht mehr als 2 Ochsen oder 2 Pferde eingespannt. Bey den Ochsen bedient man sich dazu der Halbjoche, bey den Kühen der Kummete. In der Ernte wird sowohl die Sense als die Sichel gebraucht; die erstere in der Regel bey Haber und Habermischling. Zu Ersparung von Zeit und Taglohn haben neuerlich größere Güterbesitzer angefangen, alle Getreide-Gattungen mähen zu lassen. Es werden viele fremde Schnitter angestellt, die aus dem Lenninger Thal und andern nördlichen Alpthälern, auch aus dem Donauthale, herbeykommen. Ein | Ernte-Taglöhner erhält im Durchschnitt täglich 12 kr. und freye Kost – gewöhnlich jeden Tag: Fleisch, Bier und Branntwein.

Die Erzeugnisse des Ackerbaues sind: Getreide – Dinkel, meistens weißer, in neuerer Zeit auch viel rother, Tyroler Korn genannt, das in nassen Jahren besser fortkommen und weniger lagern, mehr Stroh geben und mehr gerben soll; Roggen, auf der Alp nur für den Bedarf an Hausbrod und Stroh zum Garbenbinden, auf geringen Feldern, mehr im Ach- und Blauthal, Sommer-Roggen sehr selten; Einkorn, nicht selten auf dem Hochsträß; Winterweizen als Ausnahme bey Blaubeuren; Gerste, Wintergerste selten, am meisten noch bey Erstetten auf dem Hochsträß; häufiger Sommergerste, und zwar durchgängig die zweyzeilige. Es wird damit im Durchschnitt ungefähr 1 Fünftel des Sommerfelds angebaut; besonders beliebt ist die Gerste von Weiler. Das übrige Sommerfeld wird mit Haber und Habermischling eingesät. Man baut nur Rispenhaber, Fahnenhaber sieht man nicht. Seit einiger Zeit wird der s. g. russische Haber beliebt, der etwas bälder reift, dünnere Hülsen und ein schwereres Korn hat. Die Hälfte des Haberfeldes wird mit Linsen- und Wickenhaber angeblümt. Reifen die Linsen und Wicken nicht unter dem Haber, so wird die Saat zum Futter grün abgemäht.

Hülsenfrüchte, unvermischt auf der Alp wenig, auf dem Hochsträß dagegen häufig, meist Wicken zur Viehmastung. Ringingen baut viel Erbsen, die im Handel beliebt sind. Mehrere Müller des Donauthals machen Graupen daraus, die in die Schweiz verführt werden.

Kartoffeln, auf der Alp, wo mehr die Mehlspeisen geliebt werden, wenig, mehr im Thal, aber nicht sehr schmackhaft.

Weißes Kraut und Bodenkohlraben, ersteres hauptsächlich bey Blaubeuren; weiße Rüben besonders häufig, dagegen Runkelrüben gar nicht.

Öhlgewächse - Reps, aus Schonung des Düngers nur hier und da; Mohn, zuweilen in Gärten.

| Flachs und Hanf. Wie an der Donau, so wird auch aus der Alp geklagt, daß der Flachs seit mehreren Jahren nicht gerathen wolle; einen Hauptfeind hat er an den Erdflöhen, von welchen man früher auf der Alp ganz verschont war. Viele Orte haben sich deßwegen neuerlich mehr auf den Hanfbau gelegt. Man sät sehr vielen Rheinlein aus, der nach etlichen Jahren wieder erneuert wird. In Suppingen und Merklingen gibt es Händler, welche ihn dort holen und häufig auch Hanfsamen mitbringen. Die Haupt-Flachsorte sind Bermaringen, Tomerdingen, Machtolsheim, Merklingen, Nellingen und Asch. Der Hanf wird besonders im Thale sehr lang.

Mit Hopfenbau ist zu Ringingen ein vielversprechender Anfang gemacht worden.

Futterkräuter werden mit zunehmender Stallfütterung immer häufiger gebaut, besonders der rothe dreyblättrige Klee; Esper auf den geringern Feldern; ewiger Klee selten, es fehlt schon an dem tiefgründigen Boden, den er fordert; Wickenfutter ebenfalls selten und nur, wenn der Klee durch Mäusefraß zu Grund gerichtet ist; es soll den Boden zu sehr ausziehen, was um so mehr der Fall seyn mag, wenn Wickenfutter in der Brach unmittelbar auf Wickenhaber folgt. Kleesamen wird in nicht unbedeutender Menge in mehreren Orten, besonders zu Schmiechen, Hausen, Asch, Wippingen, Sunderbuch, Tomerdingen und Dornstatt erzeugt und nach Ober-Schwaben und in die Schweiz verführt.

Im Durchschnitt ist im Oberamte

die Aussaat             der Ertrag
Dinkel     9 Sri. 3–8 Schfl.
Roggen 4  –   2–3   – 
Gerste 4  –   2–4   – 
Roggen 4  –   2–5   – 

Der jährliche Rohertrag des steuerbaren Ackerfeldes beträgt nach der für die Cataster-Einschätzung gelieferten Angaben

in Geld 369.903 fl. 49 kr.
die Produktionskosten 318.301 fl. 27 kr.
bleibt Reinertrag 51.602 fl. 22 kr.
hierzu d. reine Brachertrag 11.241 fl. 10 kr.
62.843 fl. 32 kr.
| Durch die Wirkungen des Cataster-Gesetzes, welches nur ein Maximum für Culturkosten zuläßt, erhöht sich dieser Reinertrag auf die Summe von – 170.701 fl.

Nach der bey den früheren Heften beobachteten Berechnung erhält man einen rohen Geldertrag von 475.155 fl. 8 kr. und einen Körner-Ertrag von – 115.156 Scheffeln.

Rechnet man dazu den Ertrag der steuerfreyen Staatsgüter nach gleichem Maßstabe, so kommt im Ganzen ein roher Geldertrag von 480.479 fl. und ein roher Körner-Ertrag von 116.446 Scheffeln heraus. Zu einer nicht uninteressanten Ertrags-Vergleichung geben die frühern Oberamts-Beschreibungen Gelegenheit.

b) Gartenbau. Dieser kann schon des Klima’s wegen in dem Oberamte von keiner großen Bedeutung seyn. Auf der Alp trifft man meist nur Baumgärten an, diese aber fast bey allen Häusern und Dörfern. Die Gartengewächse werden in den Ländern gepflanzt. Letzteres ist selbst auch in Blaubeuren der Fall, obgleich hier auch einige eigentliche Gemüsegärten und einige mit Bäumen besetzte Gärten, deren Boden theils zu Anpflanzung von Gemüse- und Küchegewächsen, theils auf Gras benützt wird, sich befinden. Nur in dem Dorfe Herrlingen befindet sich ein Kunst- und Handelsgärtner mit einem Garten vor seinem Hause, in welchem er die Gärtnerey gewerbsmäßig betreibt und von derselben sich nährt. Zu Arneck befand sich früher bey der Wohnung des deutschherrischen Beamten eine künstliche Gartenanlage, die aber nun eingegangen ist. Schöne Anlagen im weitern Sinne sieht man zu Ober-Herrlingen. Der Reinertrag der steuerbaren Gärten und Länder beträgt nach dem Cataster 13.582 fl. 39 kr., fast die gleiche Summe, wie in den Oberämtern Riedlingen und Saulgau.

c) Wiesenbau. An Wiesen ist das Oberamt sehr arm, fast das ärmste im Lande; (man vergleiche die Tabelle in den würtemb. Jahrbüchern, Jahrgang 1824, Heft 2.) Auf 8 Morgen Äcker kommt nach den oben berechneten Verhältnissen | nur 1 Morgen Wiese. Es fehlt hauptsächlich auf der Alp und auf dem Hochsträß an Wiesen; die Thalorte dagegen haben viele Wiesen; Schmiechen, Schelklingen und Weiler können sogar Futter verkaufen. Die Wiesen sind aber hier zum Theil schlechter und saurer Natur. Die besten Thalwiesen haben noch Blaubeuren und Schmiechen. Nach der Tabelle besteht fast die Hälfte der Wiesen noch in einmähdigen oder Mähdern; es ist jedoch schon bemerkt worden, daß ihre Anzahl sich neuerlich sehr vermindert hat und durch Verwandlung in ordentliche Wiesen immer mehr vermindert. Durch die oben schon gerühmten, eifrigen Bemühungen des dermaligen Oberamtmanns, sind in einem Zeitraum von 15 Jahren 1322 Morgen einmähdige Wiesen in zweymähdige verwandelt worden, darunter zu Berghülen 340 M., zu Bermaringen 300 M., zu Machtolsheim 180 M. Wiesenwässerung trifft man in den Thälern der Schmiechen, Ach, Blau und Lauter, und an dem südlichen Abhange des Hochsträßes.

Der Rohertrag der steuerbaren Wiesen beläuft sich nach der Einschätzung auf 59.057 fl. 14 kr., somit, den Centner Futter zu 36 kr. gerechnet, auf 98.429 Centner, mit Einrechnung des Zehnten auf 62.010 fl. 5 kr., oder 103.350 Ctr., und mit Einschluß des steuerfreyen Staats-Eigenthums auf 63.913 fl. 24 kr., oder 106.522 Ctr. Die Anrechnung für die Culturkosten stimmte fast ganz mit den Grundsätzen des Catasters überein.

d) Obstzucht. Weinbau gibt es nicht in dem Oberamte, man findet auch keine Spur, daß je darin statt gefunden hätte. Einige Rebgelände sind jedoch an den Felsenwänden über Blaubeuren gepflanzt. Obstbäume findet man dagegen überall, und selbst die Dörfer auf der Alp haben, wenigstens innerhalb Etters, Baumgüter, die, wenn sie auch keinen reichlichen Obstertrag gewähren, doch den Dörfern ein freundliches Ansehen geben. Das meiste Obst erzeugen auf der Alp die altwürtembergischen Orte Berghülen, Billenhausen, Seißen, Asch, Sunderbuch und Machtolsheim. Aber bedeutend ist die Obstzucht nur auf dem Hochsträße, selbst | in den Thälern will sie nicht viel heißen; der sumpfige Thalboden und die felsigen Hänge sind hier dem Obstbaum eben so ungünstig, als die nebelige Luft im Frühjahr. Man sieht deßwegen, Blaubeuren und Weiler ausgenommen, auch nicht viel Obstbäume. Das Hochsträß hingegen bringt Obst aller Art in Menge und darunter viele feine Sorten, Borsdorfer, Bergamotten, Weichsel, Welschnüsse etc. hervor. Von hier aus wird sehr vieles Obst grün nach Ulm und Ober-Schwaben verkauft; vieles wird gedörrt, manches auch gemostet. Das Wiesenthal von Blaubeuren bis Weiler war vor dem Winter von 1788 ein Wald von Obstbäumen. Auf die Verheerungen jenes Winters wurden zwar wieder junge Bäume nachgepflanzt: allein, sey es daß dieselben aus dem wärmeren Unterlande bezogen wurden, oder daß man zu sehr auf feine Obstsorten sah, der Schaden ist nie mehr ganz ersetzt worden, das Gedeihen der Fruchtbäume war nicht mehr das vorige und die gesundesten Bäume trugen viel seltener, weßwegen auch der sicherere Grasertrag von vielen Eigenthümern vorgezogen wurde. Baumschulen sind zu Beiningen, Pappelau, Ringingen und Dietingen – sämmtlich auf dem Hochsträß – angelegt. Einen großen Beförderer fand die Obstbaumzucht in neuern Zeiten an dem Schultheißen Walther in Ringingen. Der Obstertrag ist schon bei den Gärten geschätzt.

e) Waldbau. Waldfläche und Beschaffenheit. Die Waldfläche ist verhältnißmäßig eine der größten im Lande; sie beträgt 38.563 Morgen, über 10.000 M. mehr, als man früher kannte. Nach den oben angegebenen Verhältnissen kommen auf 12 Morgen gebauten Landes immer 7 Morgen Wald. Von dieser Fläche sind 14.351 Morgen Staats-Eigenthum, 2809 M. Eigenthum des Adels, 15.799 M. Eigenthum der Körperschaften und 5604 M. Privat-Eigenthum. Die Waldungen sind, wie theils schon die Karte, theils die Flächenmaß-Tabelle zeigt, über die ganze Oberfläche des Oberamtsbezirks ziemlich gleich vertheilt. Der größte Theil besteht aus reinen Laubwaldungen und nur 4631/2 M. | sind Nadelholz und 3995/8 M. gemischte Waldungen. Über die einzelnen Holzarten und ihr Gedeihen, über Boden und klimatische Verhältnisse geben schon die frühern Abschnitte Auskunft. Die nachfolgende Schilderung ist aus einem zum Theil oben schon benutzten Aufsatze enthoben, den wir der bereitwilligen Unterstützung des Forstamts Blaubeuren verdanken, wobey wir nur zu bedauern haben, daß wir Kürze halber manche treffliche Bemerkungen übergehen mußten.

Etwas über die Hälfte der Waldungen liegt eben oder an mäßigen Abhängen, die andere kleinere Hälfte befindet sich an mehr oder minder steilen Berghängen. Frost und Reif abgerechnet, sind die natürlichen Verhältnisse günstig. Nasse Lagen und Sümpfe, wie in Oberschwaben, kommen nicht vor; die Humusbildung geht bey dem alkalinischen Verhalten des Kalkbodens und seinem Vermögen, organische Rückstände schnell zu zersetzen, rasch vor sich. Dem Abflößen des Humus sind nur wenige Waldtheile ausgesetzt. Windfälle und Windbruch, welche im Oberamt Saulgau so häufig vorkommen, sind äusserst selten, Beschädigungen durch Hagel sind seit langer Zeit nicht mehr vorgekommen, der Schaden durch Schneedruck, der zunächst die Forchen trifft, und durch Insekten, der zuweilen vorkommt, ist unbedeutend. Bey dem Allem sind wenigstens die Gemeinde- und Privatwaldungen nicht in dem besten Zustand. Die erstern leiden insbesondere durch die Beholzungsrechte Noth (S. o.) Durch die bedeutenden Übergreifungen in früherer Zeit und dadurch, daß die Waldungen, wie es zum Theil noch geschieht, zugleich auch zur Befriedigung des Bedürfnisses an Futter und Stroh benutzt worden sind, ist die Herabsetzung der Umtriebszeit der hier weit vorherrschenden Mittelwaldungen nothwendig geworden. Die Folgen davon sind: das Verdrängen der edlern Holzgattungen durch schlechtere; das Austrocknen und Verrasen des Bodens, und somit Verminderung des Holzertrags.

Neben den Waldungen enthielten vormals die landwirthschaftlichen Güterstücke, besonders die Mähder – Holzmähder | (eine Art von Baumfelder-Wirthschaft) nicht unbedeutende Holzvorräthe. Diese sind nun aber größtentheils davon verschwunden, und die Holzerzeugung wird bald auf die Waldungen allein eingeschränkt seyn. Das Waldeigenthum steht, wie überall, nicht in derjenigen Achtung, wie anderes Grundeigenthum. Holzfrevel kommen indessen, bey dem Überfluß an Waldungen, selten vor, dagegen sind Weide-, Gras- und Laubfrevel häufig.
Bewirtschaftung. Die Umtriebszeit ist festgesetzt:

A) bey den Hochwaldungen, welche größtentheils der Krone gehören, a) für Laubholz auf 80, b) für Nadelholz auf 70 Jahre;

B) bey Mittelwaldungen: a) für Unterholz, wo die Buche vorherrscht, auf 40, wo die Eichen, Birken etc. vorherrschen, auf 30 Jahre; b) für das Oberholz die doppelte und dreyfache Zeit des Unterholzes. Wenn es sich um Erziehung starker Nutz- und Werkhölzer handelt, werden theilweise eine oder zwey Umtriebszeiten weiter überhalten. Reine Niederwaldungen gibt es keine.

Die Bestockung ist bey Buchen-Hochwaldungen meist gut, nur 1/9 ist mittelmäßig und nur wenige Morgen sind öde; bey den Nadelholz-Waldungen hingegen sind nur 2/8 gut, 4/8 mittelmäßig und 2/8 schlecht und öde; bey den Mittelwaldungen ist zwar ein ganz geringer Theil öde, aber der größere Theil mittelmäßig und 1/7 schlecht.

Der Holzertrag von Mittelwald-Beständen beträgt im Durchschnitt jährlich je nach der Bestockung 1/4, 1/3, 3/8 Klafter. Von den Hochwaldungen kann bis jetzt noch kein Ertrag angegeben werden, da sie durchgängig früher als Mittelwaldungen behandelt worden sind, und jetzt erst nach und nach zu Hochwaldungen gezogen werden. Ebenso sind auch die wenigen Nadelholzwaldungen des Oberamts noch zu jung, um einen Ertrag angeben zu können.

Die Benutzung des Holzmaterials findet, der großen Waldfläche ungeachtet, bis auf das schwächste Reißholz statt. Der Abgabesatz an Nutzholz verhält sich zu dem an Brennholz | im Durchschnitt wie 1:18. Beyläufig der 20ste Theil des Holzerzeugnisses wird als Kohlholz, und zwar in demselben Preise wie das Brennholz verwerthet.

Den Holzabsatz betreffend, so wird das Nutz- und Werkholz fast ganz innerhalb des Oberamtsbezirks verwerthet, nur weniges geht an die Donau. Das Buchen-Scheiterholz wird größtentheils nach Ulm und Göppingen ausgeführt, und ist gesuchter als das Nutzholz. Am meisten Werth hat das Eichen-Stammholz. Weiches Bauholz muß fast ganz auswärts, in Ulm, gekauft werden. Das Nadelholz aus den Illerwaldungen kommt übrigens nicht höher zu stehen, als das Aspen-Bauholz auf der Alp. An Reifholz ist ebenfalls Mangel.

Die Holzpreise in den K. Staatswaldungen sind einschließlich des Hauerlohns im Durchschnitt dermalen folgende:

                  A) Vom Stammholz, 1 Cubik-Schuh.
Eichen 8–11 kr.             Rüster 9 kr. Erlen 5 kr
Buchen 7–9 kr.             Ahorn 9 kr. Aspen 4 kr
Eschen 8 kr.             Linden 6 kr. Nadelholz 4 kr.
Hagbuchen 7 kr.             Birken 6 kr.
 
                  B) Vom Klein-Nutzholz.
Langwieden 22–27 kr.             Reise, birkene 21/2–4 fl.
Leiterbäume 12–22 kr.             100 Stück Haseln 30 kr.–21/2 fl.
Rüststangen      9–12 kr.             100 Stück Baumpfähle 3 fl. 20 kr.
Bohnenpf.          36  – 
Wetter 12–22 kr.
Pflug 8 kr.             Reisach, 1 Tracht 4–9 kr.
Eggen 3 kr.
 
                  C) Brennholz, 1 Klafter Scheiter.
Eichen 5 fl. 28 kr.             Ahorn 5 fl. 58 kr. Aspen 4 fl.
Buchen 7 fl. 20 kr.             Birken 5 fl. 40 kr. Nadelholz 4 fl.
Eschen 5 fl. 58 kr.             Erlen 5 fl. 40 kr.

Äckerich, Holzsamen. Volle Mastjahre treten ein: bey Eichen alle 12–15 Jahre, bey Buchen alle 10–12 Jahre. Sprengmasten treten beziehungsweise bey Eicheln und Bucheln je im 3ten bis 6ten Jahr ein.

Baumsäfte werden keine gewonnen; Eichenrinde wird auf dem Hochsträße, wo die Eiche vorherrschend ist, in ansehnlicher Menge geschält und, das Schälerlohn abgerechnet, | in demselben Preise wie das Eichen-Scheiterholz nach Ulm verkauft. Übrigens ist die Nachfrage dermalen nicht stark.

Neben-Nutzungen. Die Waldweide hat mit Einführung der Stallfütterung abgenommen; dagegen wird die Waldgräserey immer noch in ziemlicher Ausdehnung betrieben. Die Gewinnung von Waldstreu beschränkt sich hauptsächlich auf das Laub, ein zweyspänniger Wagen kostet 36 bis 48 kr. Durch die Weide- und Streunutzung haben die Waldungen vor der jetzigen Beschränkung theilweise sehr gelitten.

Holz-Berechtigungen. In 7 Ortschaften sind einzelne Lehensbesitzer theils zu Bauholz, theils zu Brennholz berechtigt. Die Brennholz-Abgaben sind gemessen, die Bauholz-Abgabe wird durch das Bedürfniß bestimmt. Von den Beholzungsrechten in den Gemeinde-Waldungen wird später noch die Rede seyn.

Der Rein-Ertrag von 1 Morgen Wald ist in dem Cataster auf 1 fl. 5 kr., und von der ganzen steuerbaren Waldfläche auf 24.234 fl. 23 kr., der Rohertrag auf 72.703 fl. 9 kr. berechnet; mit Einschluß des Ertrags der steuerfreyen Staatswaldungen ist der ganze Reinertrag 39.781 fl. 18 kr., und der Rohertrag 115.851 fl.

f) Weidewirthschaft. Die Weide mit Rindvieh nimmt mit der steigenden Cultur immer mehr ab; in Suppingen ist sie längst, in einzelnen andern Orten seit neuerer Zeit ganz abgestellt, in den meisten übrigen Orten werden nur noch das Stoppelfeld und die Wiesen im Früh- und im Spätjahre beweidet. Eigentliche und ausschließliche Weidebezirke haben nur die Orte Hausen und Schelklingen.

Schafweiden haben alle Orte des Oberamts; das Eigenthum gehört den Gemeinden, mit Ausnahme von Arneck, wo die Weide Staats-Eigenthum ist. Durch die theilwise Aufhebung oder Beschränkung der Rindviehweiden haben die Schafweiden und ihr Ertrag sehr gewonnen. Sie werden auch überall als die beste und sicherste Einkommensquelle der Gemeinden betrachtet, und für die Beförderung der Landwirthschaft sind sie bey der großen Entfernung und der Lage vieler | Güter mittelst des Pförchs ein wesentliches Hülfsmittel, das jetzt um so mehr Werth hat, nachdem für die Schonung des Brach-Einbaues durch ein Gesetz gesorgt ist. Seit Erscheinung des Schäferey-Gesetzes sind schon mehrere Übertriebsrechte abgelöst worden. Ein solches Übertriebsrecht besitzt auch der Staat in der Domäne Urspring auf den Markungen Hausen, Schelklingen und Urspring, wochentlich von je 2 Tagen. Die bedeutendsten Schafweiden haben, kraft ihrer ausgedehnten Markungen die Orte Merklingen und Nellingen. Nach dem Kataster laufen auf sämmtlichen Weiden 12.787 St., es ist aber anzunehmen, daß ihre Anzahl in der Wirklichkeit bedeutend größer sey. Der Ertrag der Schaf- und anderer Weiden ist zu 4000 fl. 58 kr. eingeschätzt. Der Pacht-Ertrag der Schafweiden wirft dermalen im Ganzen die Summe von 14.584 fl. ab, der Pförchertrag ist nicht viel geringer, da aber der Pförch in mehreren Orten unter die Bürger vertheilt ist, so erträgt er im Ganzen noch die Summe von 9786 fl. Den höchsten Weide-Pachtertrag beziehen Merklingen mit 1065 fl. und Nellingen mit 950 fl., die meisten übrigen Alporte nehmen 600 bis 800 fl. Pachtgeld ein, weniger die andern Orte. Das K. Cameralamt bezieht aus Schafweide und Pförch zu Arneck und Urspring 306 fl., welche unter obigen Summen nicht begriffen sind.

Der ganze Rohertrag von dem steuerbaren Grund und Boden beträgt, von

Äckern 475.155 fl.     8 kr.
Gärten u.Ländern       36.220 –  24 –
Wiesen   62.010 –    5 –
Wald   72.703 –    9 –
Weide      4000 –  58 –
650.089 fl.   44 kr.

Wenn der Ertrag des steuerfreyen Eigenthums des Staats hinzugerechnet wird, so ergibt sich als Rohertrag im Ganzen, von

Äckern 480.479 fl.
Gärten u.Ländern       36.305 –   14 –
Wiesen   63.913 –   24 –
Wald 115.851 –
Weide      4241 –   41 –
700.790 fl.   19 kr.

Zur Vergleichung verweisen wir auf die früheren Hefte.

|
c. Viehzucht.

a) Die Pferdezucht ist nicht ausgezeichnet und steht gegen die in den benachbarten Oberämtern Münsingen und Ehingen in jeder Beziehung zurück. Übrigens ist sie durch die günstige Einwirkung der öffentlichen Beschälplatten im Zunehmen; es werden jedoch auch viele Privat-Beschäler benutzt. In Beziehung auf erstere hört man häufig den Wunsch, daß sie mit Hengsten von stärkerem und gröberem Schlage besetzt seyn möchten, und daß mit den Raçen nicht so oft gewechselt werden möchte, damit endlich ein entschiedener eigenthümlicher Pferdeschlag erzielt werden könnte. Das allzufrühe Einspannen wird damit entschuldigt, daß die jungen Pferde sonst nie aus dem Stalle kämen, weil nie auf die Weide getrieben werde, und weil es auch an befriedigten Fohlenplätzen gänzlich fehle. Die bessern Pferde des Oberamts finden sich zu Nellingen, Suppingen, Berghülen, Billenhausen, Machtolsheim, Asch und Dornstatt. Im Ganzen zählt das Oberamt 2106 Pferde. Die schönern Pferde werden öfters einzeln in die Schweiz und nach Frankreich verkauft; auf dem Ulmer Frühlingsmarkt 1829 bemerkte man Franzosen, welche auch aus der disseitigen Gegend viele Pferde aufkauften.

b) Die Rindviehzucht hat sich in neueren Zeiten bedeutend gehoben; doch ist sie noch mancher Veredlung fähig und in der Zahl – im Ganzen 7616 Stück – steht sie im Verhältnis zur Bodenfläche fast gegen alle andern Oberämter zurück. Der Veredlung steht theils Vorurtheil, theils der Umstand, daß in den meisten Gegenden die Zuchtstiere von Privaten, auf der Alp meist von den Maierbauern, welche mehr ihren Vortheil als das allgemeine Beste berücksichtigen, angeschafft und unterhalten werden müssen. Der vorherrschende Schlag ist die gewöhnliche Alpraçe von hellrother Farbe, zarten Knochen, langen, hochstehenden Hörnern. Bisweilen findet man auch den Allgäuer und den Schweizer Schlag. Diese finden aber wenig Eingang. Man lobt an dem einheimischen Schlag, daß er zwar nicht sehr viel, aber anhaltend Milch gebe, leicht zu mästen sey, und zärteres | Fleisch habe. Das schönste Vieh findet man zu Suppingen und Blaubeuren. Große Vieh-Haltungen gibt es nicht, zu Ober-Herrlingen befindet sich eine Schweizerey des Freyherrn v. Bernhausen. Stellvieh findet man hier und da noch bey armen Leuten.

Die Stallfütterung ist in Suppingen seit 30 Jahren im strengsten Sinne des Worts eingeführt (s. S. 70). Auch Markbronn und Dietingen haben vollkommene Stallfütterung; in andern Orten findet sie theilweise oder in der Art statt, daß das Vieh noch im Früh- und Spätjahr ausgetrieben wird. Allmählig nimmt aber auch dieses ab und die Stallfütterung macht von Jahr zu Jahr mehr Fortschritte. Gänzliche Weidewirthschaft haben noch, wie schon oben bemerkt worden, Hausen, Schelklingen und Herrlingen.

Viehmastung kommt in allen Bierbrauereyen, besonders in der Amtsstadt, nicht selten auch bey Bäckern und Branntweinbrennern und bey Bauern vor. Ausserdem wird insbesondere zu Suppingen durch gute Fütterung, ohne eigentliche Mästung, das Vieh so weit gebracht, daß vieles als fett von den Metzgern gekauft wird. Das einzige Mastfutter bei den Landleuten ist neben dem Heu und grünen Futter der Wickenhaber, der ganz trocken gefüttert wird. Der Absatz geschieht vornehmlich an Metzger aus der Gegend von Ehingen und Riedlingen, wo wenig fettes Vieh gezogen wird. Dagegen wird junges Vieh aus dem Oberamte Münsingen und zum Theil auch aus Ober-Schwaben beygeführt, weil die Zucht in dem disseitigen Oberamte weniger stark ist.

Käse wird zum Hausbrauch häufig, in der Schweizerey zu Ober-Herrlingen auch auf den Verkauf, gemacht.

c) Die Schafzucht ist nicht bedeutend; fast alle Schafweiden sind von auswärtigen Schafhaltern gepachtet, deren Heerden im Spätjahr abfahren. Die bedeutendsten Schafzüchtler des Oberamts sind der Posthalter Widenmann und der Kronenwirth Friedrich in Blaubeuren, der Lammwirth Scheer in Suppingen und der Hirschwirth Knaus in Nellingen. Übrigens zeigt eine Vergleichung früherer | Viehtabellen mit der hier angeschlossenen, daß die Anzahl der Schafe, so wie der Rindviehstand, seit etlichen Jahren bedeutend zugenommen hat. Die meisten Schafe bestehen aus Bastarden und Landschafen; ein Grund davon liegt in der größern Nachfrage französischer und Schweizer Aufkäufer nach gröberer Waare. Die Wolle wird fast durchgängig auf den Kirchheimer Markt geführt.

d) Die Schweinszucht wird sehr stark in Blaubeuren und fast in allen Orten des Hochsträßes betrieben. Auf der Alp dagegen werden noch viele Bayer-Schweine gekauft, besonders seit dem Bestehen des Zollvereins. Die einheimische Art ist der gewöhnliche lang gestreckte Landschlag. Mästung findet größtentheils nur für den Hausgebrauch statt.

e) Ziegen gibt es nicht viele, die meisten in Blaubeuren; Esel gar keine.

f) Geflügel, vornehmlich Gänse, werden hauptsächlich in Schelklingen, Hausen, Schmiechen und noch mehr auf dem Hochsträß häufig gezogen und nach Ulm, zum Theil schon gemästet und geschlachtet, verkauft.

g) Die Bienenzucht wird aller Orten betrieben, am meisten aber auf der Ulmer Alp, wo als bedeutender Bienenzüchtler besonders der Revierförster Dobel in Nellingen bekannt ist, ferner zu Suppingen und in den vormals urspringischen Orten Hausen und Schmiechen etc. Magazinszucht hat man nirgends; die Bienenstöcke werden im Sommer häufig im Wald aufgestellt. Der Honig wird auf dem Stock verkauft.

h) Schneckengärten befinden sich zu Gerhausen und Bollingen. Die Schnecken werden im Sommer von armen Leuten der Gegend gesammelt und den Inhabern der Gärten geliefert, die ihnen 3–4 kr. für das Hundert bezahlen. Auf diese Weise werden in dem Garten zu Gerhausen in einem Sommer 80 bis 100.000 Schnecken und nicht viel weniger in dem zu Bollingen zusammengebracht und mit Krautblättern gefüttert, bis sie gedeckelt sind. Im Oktober wird der Boden des Gartens aufgegraben, die Schnecken werden herausgenommen, in Fässer gepackt und an Händler verkauft, | die sie auf der Donau von Ulm nach Wien führen. In Gerhausen kommen in 1 Faß 10 bis 11.000 Schnecken, wofür daselbst dermalen noch 16 bis 17 fl. bezahlt werden, ehemals aber 30 bis 40 fl. bezahlt worden seyn sollen. Ein dritter Schneckengarten ist zu Schelklingen eingegangen.
d) Jagd und Fischerei.

Der Wildstand, der wie oben schon bemerkt worden, hauptsächlich in Rothwild besteht, ist nicht unbedeutend. Das Jagdrecht steht theils der Krone, theils den Grundherrschaften, theils den Gemeinden zu. Die letztern besitzen es hauptsächlich auf dem Hochsträß, das ehemals ganz zur freyen Pürsch gehörte (s. Ehingen, S. 59). Benutzt wird die Jagd von Seiten der Krone durch Verpachtung, von Seiten der Grundherrschaft durch eigene Verwaltung, und von Seiten der Gemeinden durch Verpachtung und eigene Verwaltung. Blos die altwürtembergischen Unterthanen sind zu Jagdfrohnen, Hand- und Fuhrfrohnen verpflichtet, und zwar zu ungemessenen, die aber von den Pächtern der Kronjagden nur nach den bey der K. Hofjagd festgesetzten Beschränkungen benutzt werden dürfen. Wildereyen kommen selten vor; nicht selten aber werden, wie in den benachbarten Oberämtern, Klagen über Wildschaden geführt, die auch wohl nie ganz aufhören werden, so lange nicht die Pachtzeit beschränkt, mit den Pächtern gewechselt und diesen somit keine Zeit gelassen wird, das Wild mit Nutzen zu hegen, wodurch denn freylich der Wildstand auch allzusehr gefährdet werden könnte.

Die Fischerey ist nicht unbedeutend, zwar sind keine besondern Fischweiher vorhanden, worin die Fische gezogen werden, aber die Ach, Blau und Lauter sind reich an Forellen und zum Theil auch andern Fischen (s. o.), welche starken Absatz finden. Das Fischrecht ist getheilt und gehört theils der Krone, theils den Grundherrschaften zu Schelklingen und Herrlingen, theils Bürgern. Es beschäftigen sich damit 16 Fischer, 8 zu Gerhausen, 5 zu Arneck, die übrigen zu Blaubeuren, Klingenstein und Herrlingen. Der Absatz geht meist | nach Ulm. Nach einem Lehensbriefe von 1327 mußten die Fischer aus dem Klosters-Fischwasser jährlich ein gewisses Maß von Grundeln und Gruppen frey an das Kloster abliefern.
E. Kunst- und Gewerbefleiß.
a. (besteuerte) Haupt-Gewerbe.
Fabriken im eigentlichen Sinne hat das Oberamt keine; dagegen können die beyden Leinwand-Handlungen als Fabrikanstalten betrachtet werden, da sich ihr Betrieb auch mit der Hervorbringung der Waare befaßt. Zwey Papier-Fabriken befinden sich bey Weiler und zu Herrlingen; eine bedeutende Bleichanstalt zu Blaubeuren. Das Hauptgewerbe besteht in der Leinenweberey, welche sehr lebhaft betrieben wird. Das Oberamt hat 378 Leinenweber mit 211 Knappen; wovon ungefähr die Hälfte in Stück- oder Handelswebern, die andere Hälfte in Kundenwebern besteht. Die meisten Weber haben Merklingen, Bermaringen, Machtolsheim, Blaubeuren, Asch, Berghülen, Gerhausen und Weiler. Sie fertigen fast durchgängig glatte Leinwand, zum Theil auch Kölsch und Tischzeug. Das Erzeugniß wird von den Handelswebern entweder an die Leinwand-Handlungen zu Blaubeuren und Laichingen, oder aber an auswärtige Käufer abgesetzt. Ausserdem zeichnen sich in der Oberamtsstadt noch die Gewerbe der Tuchmacher, Roth- und Weisgerber, Nagelschmide aus, welche auch Absatz nach Aussen haben; 2 Blättersetzer, 1 zu Blaubeuren und 1 zu Nellingen fertigen gute Weberblätter, welche den bessern ausländischen wenigstens nahe kommen; 3 Melber, 2 zu Blaubeuren und 1 zu Schelklingen, liefern Stärke und Puder; 24 Hafner, wovon Schelklingen allein 14 hat, versehen nicht nur den Oberamtsbezirk, sondern auch auswärtige Bezirke mit Töpfergeschirr. In Schelklingen werden seit mehreren Jahren Strohhüte verfertigt, die Absatz finden; die gemeinen Strohhüte, wie sie die Landleute tragen, konnten jedoch bis jetzt noch nicht zu der Wohlfeilheit der Vorarlberger und Schwarzwälder Strohhüte gebracht werden. Zu 10 Drehern, wovon 4 zu Blaubeuren | die andern zu Schelklingen, Beiningen, Bermaringen und Tomerdingen sich befinden, kommt noch ein Spindelmacher zu Nellingen. Die berühmten Blaubeurer Spindeln werden übrigens größtentheils im Wiesensteiger Thale gemacht, und von den Blaubeurer Drehern wird nur Handel damit getrieben. Ehedem war in Blaubeuren auch die Zeugmacherey bedeutend, aber durch den Wechsel der Mode und durch das Zurückbleiben der Industrie hinter derselben ist sie, wie fast überall in Würtemberg, sehr herabgekommen. Die Tuchmacher haben sich dagegen sehr vervollkommnet und liefern nicht nur Flanelle und gröbere Wollenzeuge, sondern auch gute Tücher aller Art, doch hat sich das Gewerbe noch nicht ins Größere ausgebildet. Ganz neuerlich erhielt die Stadt Blaubeuren auch eine Feilenhauerey und eine Buchdruckerey. Im Ganzen ist der Gewerbszustand zwar nicht glänzend, aber immerhin bedeutender als in manchen andern Oberämtern von gleichen Verhältnissen, und was das Leinwandgewerbe betrifft, so ist sein Betrieb einer der bedeutendsten im Königreiche. Das Oberamt Münsingen hat zwar mehr Webermeister, aber weit nicht so viele Gesellen.

Eine Übersicht des Gewerbsstandes im Ganzen gibt folgende Liste:

M. G. M. G.
Bäcker 78 9 Glaser 10 2
Barbierer 18 3 Gürtler 2 1
Blättersetzer 2 2 Hafner 24 13
Blechner 1 1 Hammerschmide 1 1
Bortenwirker 1 Hauderer 2
Buchbinder 3 2 Hutmacher 2
Bürstenbinder 5 Hufschmide 44 25
Dreher, Bein- 3 1 Kaminfeger 1 1
Dreher, Holz- 7 1 Karren-Fuhrleute 3
Färber 2 2 Keßler 2
Feldmesser 1 Kleemeister 1 1
Fischer 16 Kleinhändler 61
Fracht-Fuhrleute 1 Küfer 47 15
Gärtner 1 Kupferschmide 1 1
Garnsieder 1
|
Leineweber Schnallenmacher 1
  a) Handelsweber 184 154 Schneider 110 25
  b) Kund.- u. Lohnw. 194 57 Schreiner 39 21
Maurer 40 20 Schuhmacher 127 46
Melber 3 Silberarbeiter 1
Messerschmide 1 Spindelmacher 1
Metzger 63 8 Steinhauer 1 5
Musiker 1 2 Strohhutmacher 1
Näherinnen 1 Strumpfstricker 4 1
Nagelschmide 8 7 Strumpfweber 5 1
Pflästerer 1 Tuchmacher 8 1
Potaschensieder 3 Uhrenmacher 3
Rechenmacher 1 Wagner 41 21
Rothgerber 4 2 Weißgerber 2 2
Säckler 3 3 Wollenkämmer 1
Seifensieder 3 2 Zeugmacher 3 1
Seiler 10 3 Ziegler 6 7
Sattler 17 6 Zimmerleute 63 20
Schäfer 12 Zinngießer 1
Scheerenschleifer 2 Zuckerbäcker 1
Schlosser 9 6

Diese Gewerbe sind ziemlich vertheilt, die meisten besitzen jedoch die beyden Städte, Blaubeuren hat 230 M. und 150 G., und Schelklingen 120 M. und 16 Gesellen. Gar keinen Handwerker haben die Weiler Böttingen, Schaffelklingen und nur ganz wenige, 1 bis 4, die Weiler Treffensbuch, Weidach, Radelstetten, Erstetten.

Zu dem obigen Verzeichnisse kommen: 1 Apotheke zu Blaubeuren, sodann die unten aufgeführten Handelsleute, ferner 113 Wirthschaften, und zwar a) Schildwirthschaften 58, b) Schenken 65.

Getränkefabriken: a) Bierbrauereyen 32, Branntweinbrennereyen 107 und eine Essigsiederey zu Blaubeuren. Potasche wird zu Schelklingen gesotten, eine Siederey zu Blaubeuren hat neuerlich aufgehört.

Mühlen und Werke. Mahlmühlen 22 mit 87 G., Malzmühlen 3, Öhlmühlen 5, Gipsmühlen 2, Lohmühlen 1, Sägmühlen 3, Walken 1, Hanfreiben 2, und 1 Eisenhammer | zu Blaubeuren. Die Müller zu Gerhausen und Blaubeuren lieferten ehemals viele, unter dem Namen „Ulmer Gerste“ berühmte Kochgerste; ihre Bereitung hat aber seit längerer Zeit fast ganz aufgehört, scheint sich jedoch neuerlich wieder heben zu wollen.
b. Nebengewerbe.

Flachs- und Hanfspinnerey ist das hauptsächlichste Nebengewerbe. Der Flachs wird selten roh verkauft, sondern versponnen, in vielen Orten spinnen Männer und Weiber, doch haben sich die Mannsleute in manchen Orten neuerlich davon abgezogen. Die Schneller werden an die Kauderer (Schnellerhändler) oder auf den Schnellermärkten zu Ulm und Urach verkauft. Vieles wird auch um den Lohn gesponnen. Aber feines Gespinnste wird wenig geliefert, dieß muß aus dem Wiesensteiger Thale, von den Fildern und aus dem Schorndorfer Oberamt bezogen werden. Welchen Erfolg die Doppelspinnerey, deren Einführung von dem Oberamte mit Eifer betrieben wurde, haben werde, steht zu erwarten. Übrigens wird der Flache fast durchaus von der Hand und nur der Hanf am Rade gesponnen.

Die Weißstickerey, die sonst zu Schelklingen und in der Gegend stark betrieben wurde, hat in neuern Zeiten abgenommen, dagegen beschäftigen sich dort manche Kinder mit Strohgeflechten für die Strohhüte. Zu Gerhausen und Schelklingen wird von einigen Familien Wachholdergesälze auf den Handel bereitet. Ausserdem verschaffen sich auch Manche einen kleinen Erwerb durch das Sammeln von Beeren und nutzbaren Kräutern.

C. Handel.
a. Mit Naturerzeugnissen.
Frucht, Holz, Vieh, Wolle, Kleesamen und Schnecken sind, wie schon oben gezeigt ist, die hauptsächlichsten Gegenstände des Aktivhandels in Naturprodukten. Dagegen werden Wein, Hopfen, Schweine, Bauholz, Gyps etc. eingeführt. Die Frucht wird auf die benachbarten Fruchtschrannen, nach Umständen | auf- oder abwärts geführt; häufig kaufen auch einzelne, besonders bayerische Fruchthändler an Ort und Stelle auf, welche dann die Frucht nach Vorarlberg und in die Schweiz verführen. Mit Kleesamen macht, ausser den oben angezeigten Händlern, auch der Kaufmann Butzhuber in Blaubeuren nicht unbedeutende Geschäfte. Ein Holzhändler befindet sich zu Suppingen.
b. Mit Gewerbserzeugnissen.
Der Absatz mehrerer der oben genannten Gewerbe, der Papierfabriken, Gerber, Tuchmacher, Nagelschmide, Blättersetzer, Hafner etc. erstreckt sich zwar auch über die Oberamtsgrenze hinaus, und Leder geht von Blaubeuren aus auch auf die Zurzacher Messe, aber im Ganzen ist der Verkehr damit doch von keinem großen Umfang. Desto bedeutender aber sind die Geschäfte, welche mit Leinwand gemacht werden. Die Stadt Blaubeuren hat zwey Leinwand-Handlungen, deren Verkehr einer der ausgedehntesten in diesem Zweige und für ganz Würtemberg von Wichtigkeit ist. Während dieser Handel an manchen Orten, wie z. B. in Ulm, wo er früher blühte, beynahe auf Nichts herabgesunken ist, hebt er sich in Blaubeuren von Jahr zu Jahr, und steht, was seinen Umfang betrifft, gegenwärtig auf einer Stufe, die er dort noch nie erreicht hatte. Wenn vor 20 bis 30 Jahren der Leinwandhandel zu Blaubeuren auf einen Umsatz von ungefähr 6000 Stücken (das Stück zu 66 Ellen) jährlich sich beschränken mochte, so werden jetzt dagegen von den Handlungshäusern Lang und Butzhuber jährlich 25 bis 30.000 Stück aufgekauft, und dadurch, ein Stück in das andere zu 18 fl. gerechnet, ungefähr eine halbe Million Gulden in Umlauf gesetzt. Von diesen 30.000 Stücken liefert etwa 1/6 das benachbarte Bayern, von den übrigen 5/6 mag 1/3 in dem Oberamte Blaubeuren und das Weitere vorzüglich in den Oberämtern Münsingen, Urach, Ulm, Geislingen und Heidenheim producirt werden. Der Preis der im Lande producirten Leinwand steigt von 10–77 fl. p. Stück. Die Stücke vom höchsten Preise sind selten, sehr häufig aber die zu 20–40 fl. | Die Mehrzahl bilden übrigens die zu 10–15 fl. Aus Bayern werden nur gröbere Sorten bezogen und im Durchschnitt mit 8 fl. p. Stück bezahlt. Der Absatz geschieht zu 4/5 roh, 1/10 gebleicht und 1/10 gefärbt. Die Absatzwege gehen hauptsächlich nach Bayern, in die Schweiz, nach Frankreich, Italien und Amerika; und zwar mag das Verhältniß folgendes seyn:
nach Bayern und in die Schweiz      18000 St.
nach Frankreich                               9000 –
nach Italien und Amerika                   3000 –

Die geringern Sorten gehen hauptsächlich nach Frankreich, die feinsten im gebleichten Zustande nach Italien und Amerika.

Wenn nun auch allgemein über den geringen Verdienst der Spinnerey und Weberey geklagt wird, und wenn es auch wahr ist, daß die Stücke gegen die frühere Zeit 1/4 sogar oft 1/3 in ihrem Preise gesunken sind, so verdient doch der industriöse und speculative Geist dieser Handlungshäuser, der trotz aller Hindernisse, mit denen der deutsche Handel zu kämpfen hat, noch in Frankreich, Italien und Amerika einen direkten Verkehr in Leinwand zu unterhalten wußte, volle Anerkennung. An diesen Leinwand-Handlungen finden die Fabrikate der zahlreichen Klasse der Weber das ganze Jahr ihre Abnehmer; sie haben das Verdienst, daß diese Nahrungsquelle so vieler armen Familien, wenn sie auch nur spärlich fließt, doch nicht ganz vertrocknet ist, und durch sie hauptsächlich wird auch auf die Verbesserung unserer Leinwand-Fabrikation hingewirkt. Je mehr aber diese in ihrer Vervollkommnung fortschreitet, desto mehr wird bey ihr auch wieder ein reiner Erwerb möglich, was sich gegenwärtig schon bey denjenigen Webern, die die feineren Sorten Leinwand zu liefern im Stande sind, in erfreulichen Beyspielen nachweisen läßt.

Im Ganzen befinden sich nur 5 wirkliche Kaufleute in dem Oberamt, und zwar in der Stadt Blaubeuren. Die Krämer und Kleinhändler enthält die Liste. Durch die angeordnete Revision des Gewerbe-Catasters im Jahr 1829 hat sich dieses gegen die Einschätzung im Jahr 1823 erhöht um | 962 fl. 42 kr., und es beträgt nun 3150 fl. 42 kr., davon trifft es
Handwerker und Kleinhändler 1310 M. mit 553 G. 1602 fl. 36 kr.
Kaufleute mit Apotheker, Papier-Fabrikanten etc. 11 10 350  – 36  –
Wirthschaften 123 392  – 38  –
Getränkefabriken 140 448  – 26  –
Mühlen und Werke 36 356  – 24  –
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3150 fl. 40 kr.

Im Durchschnitte kommt auf 1 Gewerbe 1 fl. 56 kr., bey der Stadt allein 4 fl. Auf eine Vergleichung mit andern Oberämtern werden wir später kommen. Es ist dabey nicht außer Augen zu lassen, daß Blaubeuren in der Bevölkerung eines der kleinsten Oberämter ist.


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