« Kapitel B 31 Beschreibung des Oberamts Biberach Kapitel B 33 »
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32. Gemeinde Reute,
mit Geradsweiler und Rindenmoos, 476 kathol. Einwohnern.

1) Reute – Reutt, Reuthin, – gutsherrl. kathol. Pfarrdorf mit 346 Einwohnern, 11/8 Stunde südwestlich von Biberach, C. A. Schussenried, F. A. Ochsenhausen. Grund- und Patronatsherr der Freiherr v. Ulm-Erbach-Mittelbiberach. Den großen Zehenten bezieht der Spital Biberach, den kleinen die Pfarrei. Der Ort bildet einen Bestandtheil des Ritterguts Mittelbiberach, s. o. Er liegt in einem freundlichen Thale, unfern der Straße von Biberach nach Saulgau, am Rothbach. Das Clima ist mild, der Boden ergiebig, der Nahrungsstand ziemlich gut, stark ist das Verhältniß der unehelichen Geburten. Die Gemeindenutzungen sind im Besitze der Realgemeinde-Berechtigten (s. Mittelbiberach). Die Mühle am Rothbach ist Eigenthum des Freiherrn v. Ulm-Erbach, sie ist in Zeitpacht gegeben, die Angehörigen der Ulm’schen Herrschaft Mittelbiberach sind in dieselbe gebannt. Der Ort hat auch eine Schildwirthschaft. Reute, früher Caplanei und Filial von Mittelbiberach, wurde im Jahr 1810 zur selbstständigen Pfarrei erhoben, und hat Schule und Schulhaus. Die kleine freundliche Pfarrkirche, früher Capelle, wurde 1767 vom Spital Biberach erbaut. Die Baulast der Kirche hat der Spital, die des Pfarrhauses die Joh. Baptist v. Ulm’sche und die Magdalena Mayer’sche Stiftung. In die Pfarrei gehört der Weiler Geradsweiler. Im Übrigen s. Mittelbiberach.

2) Geradsweiler – Gerhardsweiler, – ein vormals Schussenriedischer, aus zwei Höfen bestehender kathol. Weiler mit 29 Einwohnern, Fil. von Reute, an der Straße von Biberach nach Saulgau. C. A. und F. A. Ochsenhausen. Die grundherrl. Gefälle bezieht der Finanzkammer-Director v. Werner in Reutlingen, die Zehenten die Kirchenpflege Biberach.

Im Jahr 1414 kamen die zwei Höfe theils kaufs-, theils schenkungsweise an das Gotteshaus Schussenried. Im Jahr 1650 verkaufte Schussenried beide Höfe aus Geldnoth um 3000 fl. an den Obristwachtmeister Haas in Biberach. Im Jahr 1666 wurden sie jedoch wieder vom Abt Augustin in Schussenried um 3300 fl. eingelöst. Im Jahr 1803 kam Geradsweiler an den Grafen| v. Sternberg, der 1823 seinen Geschäftsführer, den jetzigen Finanzkammer-Director v. Werner, damit belohnte. Bis 1810 war Geradsweiler nach Biberach eingepfarrt.

3) Rindenmoos, kathol. Weiler mit 101 Einwohnern, 1/2 Stunde von Reute entfernt, Filial von Biberach. Grundherr: Freiherr v. Ulm-Erbach, zu dessen Rittergut Mittelbiberach der Ort gehört. Den großen Zehenten und einen Theil des kleinen Zehenten bezieht die Kirchenpflege Biberach, den übrigen kleinen Zehenten die Pfarrei Reute. Der Ort hat seinen eigenen Gemeinde-Haushalt. Die Gemeinde-Nutzungen sind im Besitz der Realgemeinde-Berechtigten (s. Mittelbiberach). Die Kinder besuchen die Schule von Rißeck.