« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Biberach Kapitel A 1 »
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4) Des Grafen v. Waldbott-Bassenheim.

Standesherrschaft Heggbach.
Die Standesherrschaft Heggbach besteht aus einem Theil des ehemaligen Klostergebiets Heggbach. Ihr Umfang ist schon Seite 46 angegeben, und unten noch näher bezeichnet. Der| jetzige Besitzer ist der noch minderjährige Graf Hugo Philipp, der sich in München aufhält. Die Waldbott v. Bassenheim stammen aus der Rheingegend her, wo sie die Herrschaft Piermont und Olbrück besaßen, und deßhalb Sitz und Stimme im Westphälischen Grafencollegium hatten. Für den Verlust derselben wurden sie mit Heggbach entschädigt, s. unten. – Die Standesherrschaft steht in unmittelbarer polizeilicher und gerichtlicher Verwaltung, s. Seite 46. Zu derselben gehören:


Die Gemeinde Maselheim,
bestehend aus 7 Parzellen mit 545 Einwohnern.

1) Maselheim, kathol. vormals Kloster Heggbachisches Pfarrdorf mit 471 Einwohnern, 21/4 Stunden östlich von Biberach, F. A. und C. A. Ochsenhausen. Der Graf ist Grund- und Patronatsherr in dem ganzen Gemeindebezirke, welcher gerade die Standesherrschaft umfaßt, die Zehenten zu Maselheim hat derselbe, der Staat und die Pfarreien Maselheim und Sulmingen. Der Ort hat Schule und Schulhaus, der Pfarrsprengel ist gleich mit dem Gemeindebezirk. Maselheim liegt an der Dürnach, ist uneben und weitläufig gebaut. Boden und Clima sind rauh, daher auch der Nahrungsstand nur mittelmäßig. Der Ort hat mehrere Handwerker, eine Schildwirthschaft, eine Brauerei, eine Mahl- und eine Säge- und Ölmühle. Ehemals hatte der Ort eigene Edelleute; im Jahre 1216 verkauft Rüdiger v. Maselheim dem Kloster Heggbach eine Mühle; 1264 verkauft Rudolph v. Maselheim Zehenten zu Volkersheim an das Kloster Heggbach und 1267 verkaufen Walther v. Maselheim und sein Sohn Conrad den Hof in Maselheim mit aller Zugehörung und mit dem Patronatrecht der Kirche an das Kloster. Graf Ulrich v. Berg genehmigte den Kauf als Lehensherr, und Kaiser Rudolph bestätigte ihn 1274.

2) Eichelswirth, Haus und Schildwirthschaft mit 9 Einw.

3) Heggbach, kathol. Weiler, vormals Kloster, mit 20 Einwohnern, 5/8 Stunden nördlich von Maselheim. Die Zehenten hat der Graf. Der Ort liegt ziemlich rauh und einsam zwischen Wäldern; er besteht einzig aus dem Kloster und dessen Nebengebäuden,| welche mit einer Mauer umgeben und mit Grund und Boden Eigenthum des Gutsherrn, übrigens nicht im besten Zustande, sind, und überhaupt nichts Ausgezeichnetes haben. Es ist eine Schildwirthschaft und eine Bierbrauerei im Orte. Das Kloster ist dermalen noch mit einer Anzahl von Nonnen besetzt. Es war ein reichsunmittelbares Frauenkloster Cisterzienser Ordens. Die reinen Einkünfte des Klosters wurden von der Ochsenhauser Commission zu 20.000 fl. berechnet. Das Gebiet umfaßte die Orte Maselheim mit Zugehör, Mietingen, Sulmingen, Wennedach, 2/3 von Baustetten und mehrere Höfe, sodann Zehenten, Gefälle und Rechte in mehreren Orten und viele eigenthümliche Güter, besonders auch Waldungen. Die hohe Gerichtsbarkeit war als östreichisches Landvogteilehen im Besitze des Klosters Salem, s. Schemmerberg. Jagd und Forstgerichtsbarkeit waren theils Warthausisch, theils Hürbelisch, theils Weldisch, ehemals durchaus Kirchbergisch.

Das Kloster Heggbach wurde 1235 von zwei Beguinen-Schwestern, v. Rosenberg und v. Landau,[1] zuerst in Maselheim gestiftet, von wo aus es aber bald in das jetzige Heggbach versetzt wurde. Es blühte schnell auf, kam aber nachher wieder herunter, bis Kaiser Rudolph I. es in seinen und des Reichs Schutz nahm. Die meisten Stiftungen zum Kloster waren von den Edlen v. Ellerbach und v. Freyberg, und von den Truchsessen v. Waldburg.

Durch den Reichsdeputationsschluß vom Jahr 1803 wurde das Kloster zwischen den Grafen v. Waldbott-Bassenheim und v. Plettenberg vertheilt; Bassenheim erhielt in der Eigenschaft einer unmittelbaren Reichsgrafschaft, Heggbach und den größeren Theil des Klostergebiets, mit einem Einkommen, das zu 12.000 fl. berechnet wurde, Plettenberg erhielt Sulmingen und Mietingen, den Zehenten zu Baltringen und 500 Jauchert Wald mit einem Einkommen von 8000 fl., dem ersteren wurden noch 1300 fl., dem letzteren 6000 fl. jährliche Rente auf die Abtei Buxheim angewiesen. Der Graf Waldbott-Bassenheim erhielt überdieß auf Buxheim eine Capitalanweisung von 53.950 fl. wegen der Sustentationslasten, die er zu übernehmen hatte, und die neue Besitzung trat in die Reihe der Reichsgrafschaften ein. Östreich epavisirte 1803 den Zehenten zu Humlangen, gab aber durch Vertrag vom 6. Februar 1805 denselben an den Grafen v. Bassenheim unter der Bedingung zurück, daß ihn der Graf als östreichisches Mannlehen anerkenne und eine jährliche Recognitionsgebübr von 100 fl. bezahle. Der| Graf erhielt dagegen den Blutbann zu Lehen. Im Jahr 1806 wurde die reichsunmittelbare Grafschaft unter würtembergische Hoheit gestellt und bildet nun seitdem eine der Standesherrschaften des Königreichs. Im Jahr 1821 wurden von der vormaligen Heggbachischen Landschaftskasse 30.000 fl. Schulden auf den Staat übernommen.

4) Heggbachmühle, Mahlmühle und Gut an der Dürnach mit 3 Einwohnern, vormals Eigenthum des Klosters, jetzt des Gutsherren.

5) Luxenweiler, kath. Weiler 3/8 Stunden von Maselheim mit 15 Einwohnern.

6) Zum Stein, kathol. Weiler 5/8 Stunden von Maselheim mit 30 Einwohnern.

7) Ziegelhütte, mit 8 Einwohnern, gutsherrliches und vormals klösterliches Eigenthum.


  1. Nach andern Nachrichten von Landenburg, und wieder nach andern von einer Gräfin v. Landau, die mit einem Herrn v. Rosnau verehelicht war. Die Archival-Documente des Klosters sollen in Buxheim liegen.