« Kapitel B 1 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 3 »
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Bietigheim,
Gemeinde II. Kl. mit 3186 Einw., worunter 13 Kathol. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Ludwigsburg eingepfarrt.

Die Stadt Bietigheim ist der Sitz des Bezirkscameralamts, eines Amtsnotars und einer Postexpedition; auch befindet sich daselbst ein praktizirender Arzt und eine altberechtigte Apotheke. Die Lage des Orts ist unter dem 26° 47′ 19,28″ östlicher Länge und 48° 57′ 36,85″ nördlicher Breite (Stadtkirchthurm), 11/4 geom. Stunden südlich von der Oberamtsstadt; die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche der Stadtkirche 683 Württ. oder 603,2 Pariser Fuß und das Niveau der Enz oberhalb der Brücke 628 Württ. oder 554 Pariser Fuß.

Am Einfluß der Metter in die Enz, auf einem südlichen, mäßig geneigten Abhange hat die übrigens unregelmäßig gebaute Stadt eine sehr freundliche, jedoch etwas unebene Lage, gegen Norden geschützt, gegen Süden mehr offen und daher der Gesundheit zuträglich.

Die Gebäude, von denen einzelne noch aus dem 16. – mehrere aber aus dem 17. Jahrhundert stammen, sind meist aus Holz auf steinernem Unterstock erbaut und haben nicht selten Durchfahrten zu den hinter ihnen gelegenen Hofräumen und Scheunen. Ihr Äußeres hat, mit Ausnahme der öffentlichen und einiger Privatgebäude, wenig Ansprechendes, eher etwas Düsteres, auch sind die Wohnungen meist enge zusammengebaut und gleichsam in den Raum, den die Stadtmauer umschloß, eingezwängt. Die außerhalb der Stadtmauer gelegenen Theile (Vorstädte) sind dagegen weniger gedrängt und freier angelegt. Von der doppelten Stadtmauer mit Zwinger haben sich namentlich an der südlichen und nördlichen Stadtseite noch ansehnliche Überreste erhalten, dagegen sind seit dem Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts die Thürme, welche an derselben standen, mit Ausnahme eines an der nordöstlichen Ecke der Stadt stehenden und einiger runden Thürmchen, theils gänzlich, theils bis auf das untere Stockwerk abgetragen worden. Zu dieser Zeit wurden auch die 5 Stadtthore bis auf das an der Ostseite stehende „untere Thor“ abgebrochen; außer diesem bestanden nämlich: das „obere Thor“ an der westlichen Seite bei dem Cameralamtsgebäude, das „Schieringer Thor“ an der nördlichen Stadtmauer, das „Brunnenthor“ an der südlichen Seite des Rathhauses und das, übrigens nur für Fußgänger bestimmt gewesene „Bettelthörle“ an der südlichen Stadtmauer. Das noch vorhandene untere Thor hat eine spitzbogige Durchfahrt, über demselben erhebt sich ein alter, massiver Thurm, dem ein hölzernes, bewohntes Stockwerk aufgesetzt ist.

| Die Ortsstraßen, beinahe durchgängig mit Stein beschlagen (macadamisirt), sind außer der den südlichen Theil der Länge nach durchziehenden Hauptstraße, meist enge und deshalb minder reinlich.

Gutes Trinkwasser spenden 6 laufende – und ein Pumpbrunnen; der vierröhrige Hauptbrunnen auf dem Marktplatz trägt das lebensgroße steinerne Standbild des Herzogs Ulrich mit der Jahreszahl 1549. An der südlichen Stadtmauer außerhalb des Orts bestand früher ein Bad, das Curlibad oder Lohbad, dem eine noch vorhandene eisenhaltige Quelle das Wasser lieferte. Am Saum des Forstwaldes befinden sich zwei, einige Morgen große Weiher, welche durch Quellen aus der Nähe gespeist werden; ein größerer See bestand in der Nähe des östlich von der Stadt gelegenen Brandholzes, der jedoch längst trocken gelegt und in Wiesengrund umgewandelt wurde. Von den an der Stadt sich vereinigenden Flüssen hat die Enz ziemlich hohe Ufer und tritt deshalb seltener aus, als die mit flachen Ufern versehene Metter, welche beinahe nach jedem bedeutenden Regen ihr Bett überschreitet und nicht selten gefährlich wird. Im Jahr 1851 hat man angefangen, die bedeutenden Krümmungen der Enz unterhalb der Stadt durch gerade geführte Kanäle abzuschneiden, um hiedurch dem Fluß einen kürzeren und für das Holzflößen zweckmäßigeren Lauf zu geben.

Von öffentlichen, der Gemeinde gehörigen Gebäuden sind zu nennen:

1) Die im westlichen Theil der Stadt etwas erhöht gelegene Pfarrkirche, welche an der Stelle einer früheren Burgkapelle erbaut wurde, hat an der Südseite des Langhauses spitzbogige, germanisch gefüllte Fenster, wogegen die Nordseite, welche in Folge des in der Nacht vom 1. März 1547 erfolgten Einsturzes[1] des Thurmes der lange vorher zerstörten hiesigen Burg, sehr beschädigt wurde, im Bau erneuert ist.

Bei der Wiederherstellung wurde die Langseite, um mehr Raum für die Kirche zu gewinnen, vorgerückt und in einem modernen – mit dem der übrigen Kirche nicht übereinstimmenden Styl erbaut. Das mit einem halben Achteck schließende – mit Strebepfeilern versehene Chor ist höher als die Kirche und hat schmale, hohe, zum Theil noch mit germanischen Füllungen versehene Spitzbogenfenster. An einem Strebepfeiler der Sakristey steht die Jahreszahl 1444 und oben an demselben 1552; erstere Zahl wird wohl die Zeit der Erbauung der ursprünglichen Kirche – die andere die Zeit irgend einer Veränderung derselben angeben. Der an| der Westseite stehende viereckige Thurm hat einen Durchgang, zu dem spitzbogige Portale führen, von denen das nördliche oberhalb das Stadtwappen und die Jahrszahl 1544 trägt, welche den Anfang des im Jahr 1547 vollendeten Thurmbaues bedeutet. Der Thurm besteht aus vier massiven Stockwerken, von denen die drei untersten nur schmale Fensterchen haben, während das vierte, auf dem auch der Umlauf (Kranz) sich befindet, mit breiten, spitzbogigen, zum Theil germanisch gefüllten Fenstern versehen ist. Über dem Umlauf erhebt sich ein neueres, aus Holz erbautes Stockwerk, welches die Wohnung des Thurmwächters enthält und mit einem mit Schiefer gedeckten Bohlendach, aus dem ein kleines Thürmchen empor wächst, gedeckt ist. Das Innere der Kirche ist etwas düster und hat außer dem im germanischen Styl gehaltenen Stock der Kanzel mit der Jahrszahl 1559, und einem in der Nähe des Taufsteins liegenden, mit dem Wappen der Herren von Sternenfels gezierten Grabdenkmal, nichts Bemerkenswerthes. Vom Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das um drei Stufen höher gelegene Chor, dessen Kreuzgewölbe in der Richtung von Westen nach Osten folgende Bilder auf den Schlußsteinen enthält: 1) eine Rosette, 2) einen Christuskopf und 3) das Lamm Gottes. Im Chor befinden sich Reste von schön geschnittenen Chorstühlen; Chor und Langhaus waren mit Wandmalereien geziert, die einer weißen Tünchung weichen mußten. In der mit einem Kreuzgewölbe versehenen Sakristey befindet sich ein spitzbogiger Wandbehälter mit der Aufschrift anno dom. 1481. Statt der alten Glocken, die bei einem Brande am 2. Dez. 1721 schmolzen, so daß das herabfließende Erz theilweise unten auf der Straße aufgefaßt wurde, sind 1722 vier neue, theilweise aus dem geschmolzenen Erze gegossen worden.

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2) Eine weitere Kirche zu St. Peter liegt auf einer freundlichen Anhöhe, beinahe 1/4 Stunde westlich von der Stadt an der Vicinalstraße nach Groß-Sachsenheim; sie soll früher die Hauptkirche nicht nur für Bietigheim, sondern auch für die Orte Bissingen und Metterzimmern gewesen seyn, bis die Zahl der Einwohner in Bietigheim sich vergrößerte, jene beiden Dörfer vom Kirchenverbande sich trennten und die besondere Kirche in der Stadt erbaut wurde. Im Jahr 1693 haben die Franzosen dieselbe ruinirt, sie ist bisher nicht in der Weise wieder hergestellt worden, daß sie zum eigentlichen Gottesdienste gebraucht werden kann; auch hat sie bei dem spätern Einfall der Franzosen in den Jahren 1796–99 abermals gelitten. Gleichwohl haben sich an der Kirche noch manche Spuren früherer Ausstattung erhalten, namentlich hat das mit Strebepfeilern versehene Chor, wie auch theilweise das Schiff noch spitzbogige Fenster mit germanischen Füllungen in den Bogentheilen; die Eingänge sind ebenfalls spitzbogig; über dem an der westlichen| Giebelseite steht die Jahreszahl 1577; an einem Strebepfeiler der Sakristey anno 1486. Innen ist die Kirche verwüstet und leer; der mit einem halben Achteck schließende Chor hat ein Kreuzgewölbe, an dessen Schlußsteinen ein Vogel, ohne Zweifel den heil. Geist vorstellend, und das Lamm Gottes angebracht sind. Das Gewölbe ist bemalt, auch an den Wänden zeigen sich noch Spuren von guten Wandmalereien, unter denen das Württ. Wappen noch leicht sich erkennen läßt; dem letzteren gegenüber befindet sich eine mit schwarzer Farbe angeschriebene, unleserlich gewordene Inschrift mit der Jahreszahl 1558, welche vermuthlich die Zeit der Bemalung angibt. In der Kirche – noch mehr aber an der Außenseite derselben sind viele Grabdenkmale aus dem 17. und 18. Jahrhundert angebracht; von zwei älteren an der äußern nördlichen Wand eingemauerten ist eines einem Joh. Trutwin, † 1528, und dessen Ehefrau Agnes, geb. Schultheißen, † 1521 – das andere einem Herrn Harprecht, Caplan zu unserer l. Frauen, † 1519, gewidmet.

Um diese Kirche liegt der 1 Morgen 21/2 Viertel große – mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, welcher einzelne schön gearbeitete Monumente enthält und im Jahr 1818 vergrößert wurde. Die Baulast der beiden Kirchen hat die Stiftungspflege, als Besitzerin des kleinen Zehenten, zu bestreiten: die Unterhaltung des Begräbnißplatzes aber liegt der Gemeindepflege ob.

3) Das Gebäude der lateinischen Schule, in dem sich auch die Realschule, die Mädchenschule und die Wohnungen der Lehrer befinden, steht unfern des Rathhauses auf der südlichen Stadtmauer; es ist alt und diente früher den Kaplanen zur Wohnung.

4) Neben der lateinischen Schule steht die Volksschule für Knaben, welche zugleich die Lehrerwohnung enthält.

5) Das an der Hauptstraße gelegene Rathhaus, ein sehr ansehnliches Gebäude, welches mit seinem hohen Giebel, auf dem ein Thürmchen mit Glocke sitzt, weit über die übrigen Gebäude hervorragt, wurde nach einer am Unterstock desselben angebrachten Jahreszahl 1608 erbaut; an der östlichen Seite desselben befindet sich ein Erker mit hohem Spitzdach und kunstreicher Uhr, an der westlichen steht ein Thürmchen mit ebenfalls spitzem und mit Schiefer gedecktem Zeltdache. (Ein älteres Rathhaus verkaufte die Stadt im Anfang des 16. Jahrhunderts, da sie das neue gebaut hatte, an Konrad Schenk von Winterstetten, der es abbrechen und nach Freudenthal führen ließ, wo er einen Edelsitz daraus baute.)

6) Die in neuester Zeit für die Gemeinde von dem Staat erworbene Kelter mit 4 Bäumen, welche hinter der Kirche steht, wurde 1762 erbaut.

| 7) Das an der Metter stehende Armenhaus ist erst vor etwa 10 Jahren erbaut worden.

Von Gebäuden, welche dem Staat gehören, sind zu nennen:

1) Das Cameralamtsgebäude (früher Oberamtei), am oberen Thor gelegen, ein großes langes Gebäude, an welches der herrschaftliche Fruchtkasten angebaut ist; über dem Eingang des letzteren ist das Württ. Wappen und die Jahrszahl 1709 angebracht.

2) Das zunächst der Pfarrkirche gelegene Stadtpfarrhaus mit Ökonomiegebäuden, Hofraum und Gärtchen bildet einen ansehnlichen, wohlerhaltenen Pfarrhof, zu dem ein weitgesprengtes, im Renaissancestyl gehaltenes Portal führt.

3) Das freundliche, modern erbaute Diakonathaus steht an der Hauptstraße, dem herrschaftlichen Fruchtkasten gegenüber.

4) Die vor etwa 10 Jahren erbaute Holzverwalters-Wohnung liegt südlich der Stadt an dem ehemaligen Holzgartenplatz. Dieser, so wie das Gebäude, ist neuerlich für die Eisenbahnverwaltung in Anspruch genommen und dagegen der Holzgarten zu dem Bahnhof verlegt worden.

An Einwohnern zählte die Stadtgemeinde Bietigheim laut Bevölkerungsliste vom 3. Dez. 1849: 3128 Angehörige, nämlich 1545 männliche, 1583 weibliche. Im Jahr 1846 am 3. Dez. betrug deren Zahl 3082 (1524 männl., 1558 weibl.), die, mit Ausnahme von 23 Katholiken, sämmtlich der evangelisch-lutherischen Confession angehören. Im Jahr 1832 am 1. Nov. zählte man 2814 Angehörige, und zwar 1338 männl. und 1476 weibl.

Die ortsanwesende Bevölkerung betrug im Jahr 1846 3. Dez. 3111 (1576 männl. und 1535 weibl.); 1849 am 3. Dez. 2994 (1479 männl., 1515 weibl.).

Die Zahl der Verehelichten war im Jahr 1846: 988; der Wittwer 59; der Wittwen 92; der Geschiedenen 6; der Unverehelichten 1937.

Die Familienzahl betrug im Jahr 1846: 664; 1849: 623, und es trafen hienach auf 1 Familie 4,6 und 5,0 Angehörige; auf 1 Ehepaar in ersterem Jahr 6,2 derselben.

Die Altersklassen von 1 bis 14 Jahren zählten in demselben Jahr 913 (480 Knaben, 433 Mädchen), und es standen somit unter 1000 Einwohnern im Kindesalter 296; Übersechzigjährige fanden sich 245 (133 männl., 112 weibl.), wonach auf 1000 Einwohner 79 Personen dieses Alters kamen, während davon im Oberamt 75; im ganzen Lande 76 auf 1000 Einwohner trafen.

Im Durchschnitt der Jahre 1836–46 war die Zahl der jährlich Gebornen 124, darunter uneheliche 13; es fallen daher auf 1000 Einwohner 42 Geburten (1 Geburt auf 24 Einwohner) und unter 100| Geburten waren 10,8 unehelich, oder die unehelichen verhielten sich zu den ehelichen wie 1:8,3.

Gestorben sind in dem genannten Zeitraum jährlich 101,4 (50,7 männl., 50,7 weibl.); es kommen sonach auf 1000 Einwohner 34,2 Todesfälle (1 Todesfall auf 29,3 Lebende), und zwar auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 35,3, auf 1000 weibl. Geschlechts 33,1 Gestorbene.

Auf 100 Sterbefälle treffen 121,8 Geburten, und es beträgt der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung von 1836–46 221 Seelen (153 männl., 68 weibl.); der Zuwachs überhaupt 190 (140 männliche und 50 weibliche), d. i. 0,66 Prozent jährlich.

Berühmte oder doch ausgezeichnete Bietigheimer sind:

Joh. Carion, geb. den 22. März 1499, hauptsächlich auf der Hochschule zu Wittenberg gebildet, Professor der Mathematik zu Frankfurt an der Oder, churfürstlicher Mathematiker zu Berlin, als welcher er den Churfürsten Johann I. in der Astronomie unterwies. Er starb zu Berlin 1538. Seine Schriften sind u. A.: ephemerides (von 1536 bis 1550), practica astrologiae; besonders berühmt machte er sich durch seine ursprünglich deutsch geschriebene Chronik, an welcher Phil. Melanchthon vielen Antheil hatte und welche häufig, auch in mehrere Sprachen übersetzt, herausgegeben wurde.

Sam. Hornmold, geb. den 28. Sept. 1537, Sohn des aus der württembergischen Reformationsgeschichte bekannten Sebastian Hornmold, welcher damals Vogt zu Bietigheim war und sich als solcher große Verdienste um die Stadt erwarb. Der Sohn studirte in Tübingen und in Wittenberg, wo er Melanchthon’s Hausgenosse war, machte Reisen durch Frankreich, wurde Licentiat der Rechte in Dole, Doctor und Professor der Rechte in Tübingen, markgräflich badischer Rath, Syndikus in Heilbronn 1575, und starb dort am 1. Febr. 1601. Er war ein ausgezeichneter Jurist, der auch viel in Staatsgeschäften gebraucht wurde.

Joh. Joach. Schülin, geboren am 5. März 1588, gestorben als Consistorialrath und Stiftsprediger zu Stuttgart den 18. August 1658. Ein gelehrter Theologe und trefflicher Prediger.

Der noch lebende Staatsminister Carl Christian Gottlob v. Gärttner, geboren den 14. Sept. 1788, Finanzminister in den Jahren 1844 bis 1848; durch königl. Ernennung v. 26. Jan. 1842 lebenslängliches Mitglied der ersten Kammer der Stände des Königreichs.

Die Einwohner, im Allgemeinen von gesunder Körperbeschaffenheit, sind sehr fleißig, sparsam und haben viel religiösen Sinn; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, wie denn der sog. Mittelstand vorherrschend ist. Die Erwerbsmittel sind hauptsächlich Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; auch die vorhandenen vielen kleinen| Gewerbsleute beschäftigen sich meistens zugleich mit dem Feldbau. Die ausgedehnte Markung, welche auch eine Strecke von 11/2 Stunden von dem Enzthal –, ferner von dem Metter-Thal, von dem sog. Thal (Brachberger Thal) und mehreren Seitenthälchen durchzogen wird, bildet mit Ausnahme der zum Theil sehr namhaften Abhänge gegen diese Thäler, ein welliges, meist für den Ackerbau benütztes Flachland. Von den Thalgehängen sind die südlichen und südöstlichen mit Reben, die andern größtentheils mit Wald cultivirt. Der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht meistens aus einem ziemlich tiefgründigen, etwas sandigen Diluviallehm, der theils von dem Hauptmuschelkalk, theils von der Lettenkohlengruppe unterlagert wird. In dem Hauptmuschelkalk sind mehrere Steinbrüche angelegt, welche den Ort hinlänglich mit Straßenmaterial versehen und Kalk zum Brennen liefern; dagegen besteht nur ein Lettenkohlensandsteinbruch, dessen Ausbeute den Bedarf an Werksteinen nicht deckt, daher solche auch aus der Gegend von Kleinsachsenheim, zum Theil sogar von Kleebronn bezogen werden.

Das Klima ist mild und der Gesundheit zuträglich, so zwar, daß man der gesunden Luft wegen im Jahr 1594, als eine bösartige Seuche in Stuttgart auftrat, die herrschaftliche Kanzlei nach Bietigheim verlegte. Gewitter sind häufig, jedoch selten schädlich.

Die Landwirthschaft wird sehr emsig und gut betrieben; zweckmäßige Neuerungen haben Eingang gefunden, namentlich sind die Düngerstätten nach besseren Grundsätzen angelegt und die Jauche wird allgemein neben dem gewöhnlichen Stalldünger, dem Äscherich und dem Gyps, zur Besserung des Bodens angewendet. Im System der Dreifelderwirthschaft, werden im Winterfeld vorzugsweise Dinkel, weniger Weizen und Roggen nur um des Bindstrohs willen – im Sommerfeld Gerste, Hafer, weniger Sommerweizen, Erbsen, Linsen und Wicken gebaut. In dem vollständig zum Anbau kommenden Brachfeld zieht man Kartoffeln, Ackerbohnen, Angersen, Mohn, ziemlich viel Reps, Welschkorn, Hanf für den eigenen Bedarf und nur wenig Flachs. Von Futterkräutern werden vorherrschend Luzerne und rother Klee, auch als Nachfutter auf dem Stoppelfeld weiße Rüben und Welschkorn gepflanzt. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen 6–7 Simri Dinkel, 3 Simri Hafer, 2 Simri Gerste und eben so viel Weizen und Roggen; der durchschnittliche Ertrag wird zu 10 Scheffel Dinkel, 8 Scheffel Hafer, 6 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Weizen und Roggen pr. Morgen angegeben. Der geringste Preis eines Morgens Acker beträgt 150 fl., – der mittlere 350 fl. und der höchste 500 fl. Der Absatz von Produkten nach Außen ist unbedeutend und gleicht sich durch die Einfuhr beinahe aus.

Die Wiesen, von denen ein nicht unbedeutender Theil bewässert werden kann, sind zweimähdig und ertragen durchschnittlich per Morgen| 20–25 Centner Heu und 10–12 Centner Öhmd; das Futter ist nahrhaft und wird im Ort selbst verbraucht. Der nicht unbedeutende Weinbau liefert einen guten Wein, der zum Theil auch auswärts ins Oberland verführt wird. Es werden meist Trollinger, weiße und rothe Elblinge gepflanzt; auch wurden neuerlich von dem Stuttgarter Weinbau-Verein mit gutem Erfolg Versuche mit der Anpflanzung von Clevner und Risling gemacht. Namentlich wird der an den sog. Dürrenbergen erzeugte Wein zu den besseren des Landes gerechnet. Die Stöcke, welche man 21/2′ von einander entfernt setzt, werden durchgängig bezogen. Die Preise eines Eimers betrugen in den Jahren 1846 30–70 fl., 1847 20–36 fl., 1848 15–36 fl., 1849 10–33 fl., 1850 8–22 fl. Der höchste Ertrag eines Morgens ist 12 Eimer und der höchste Preis eines Morgens Weinberg 800 fl., der niederste 150 fl.

Die Obstzucht wird sehr gepflegt und ist daher im Zunehmen begriffen; vorherrschende Sorten sind Luikenäpfel, Knaus-, Palmisch- und Wolfsbirnen, welche man meist zum Mosten und nur wenig zum Dörren benützt. Tafelobst wird nur wenig gepflanzt; von Stein-Obst zieht man ziemlich viel Zwetschgen und verwendet diese häufig zum Brennen. Die jungen Stämme werden theils in mehreren Privatbaumschulen, theils in den Weinbergen nachgezogen. Das Obst wird im Ort selbst verbraucht. Die Gemeinde besizt etwa 700 Morgen Laubwaldungen, welche im 20jährigen Umtriebe bewirthschaftet, der Gemeinde jährlich etwa 2000 fl. eintragen. Von diesem Waldareal wurden übrigens in neuester Zeit 75 Morgen ausgestockt und zu Feld umgewandelt, welches nun jährlich 1200 fl. Pacht erträgt. An den Ufern der Enz und der Metter werden mit Nutzen Weiden und Pappeln gepflanzt.

Auf der Markung befinden sich etwa 100 Morgen Weiden, die nebst der Brach- und Stoppelweide zur Schafhaltung von der Gemeinde um jährliche 360 fl. verpachtet sind. Was die Viehzucht betrifft, so ist die Zucht der Pferde von keinem Belang, obgleich ziemlich Pferde gehalten werden. Dagegen ist die Rindviehzucht, welche sich mit einem durch Simmenthaler Kreuzung gebesserten Neckarschlag beschäftigt, von namhafter Ausdehnung und bildet, zumal mit Vieh häufig im Ort und auf benachbarten Märkten gehandelt wird, eine besondere Erwerbsquelle der Einwohner. Zur Nachzucht sind vier Simmenthaler Farren vorhanden, welche von einem Ortsbürger Namens der Gemeinde, gegen 50 fl. jährlich und die Nutznießung aus 5 Morgen Wiesen gehalten werden. Die Schafzucht wird durch den Pacht-Schäfer, der etwa 600 Stück meist Bastardschafe auf der Markung laufen läßt, betrieben. Die Pferchnutzung trägt der Gemeinde jährlich ungefähr 700 fl. ein. Die Zucht der Schweine ist unbedeutend und beschränkt sich meist auf den eigenen Bedarf, der| überdieß durch viele von Außen eingeführte Ferkel gedeckt wird. Ziegen werden nur von Unbemittelten der Milch wegen gehalten. Von Geflügel werden besonders Enten und Gänse – übrigens meist nur für den eigenen Bedarf gezogen, wozu die an der Stadt sich vereinigenden Flüsse Metter und Enz die beste Gelegenheit bieten. Die Fischerei, welche aus der Enz nur Weißfische, Schuppfische, Barben, Börschinge und zuweilen Karpfen – aus der Metter aber nur etwas Gruppen, Grundeln, und selten Aale liefert, ist von der Gemeinde um 20 fl. jährlich verpachtet.

Die Zehent-Verhältnisse waren bis auf die neueste Zeit folgende:

Der große Zehenten mit Ausnahme von einigen Hubgütern, welche jedoch gültpflichtig waren und von welchen der Zehent-Bezug Privaten – nemlich den Besitzern des badischen Hofs zustand, sowie der Weinzehenten auf der ganzen Markung hatte dem Staats-Cameralamt Bietigheim Namens der vormaligen Kellerei und geistlichen Verwaltung allein zugestanden.

Der kleine Zehenten gehörte der Stiftungspflege, was jedoch eine Haushaltung über 2 Vrtl. mit kleinen Zehentfrüchten anbaute, war großzehentpflichtig. Der Heu- und Öhmd-Zehenten stand früher zu 5/6 der Armen-Kastenpflege Bietigheim und zu 1/6 der Kellerei daselbst zu. Letzterer Antheil wurde aber im Jahr 1574 der Armenkastenpflege unentgeldlich überlassen. Sämmtliche Zehenten sind nun abgelöst gegen ein Ablösungs-Kapital an das Cameralamt Bietigheim von 51.355 fl. 30 kr. und an die Stiftungspflege daselbst von 13.722 fl. 24 kr.

An sonstigen Grund-Abgaben wurden

1) dem Cameralamt im Jahr 1839 abgelöst: die Beet-Steuern von 10 fl. und die Gebäude-Zinse von 18 fl. 58 kr., das Abkaufskapital betrug hiefür im Ganzen 403 fl. 21 kr.

Das Ablösungs-Kapital der im Jahr 1840 abgelösten Baufrohnen betrug 40 fl. Im Jahr 1826 wurde die den Einwohnern obgelegene Frohn-Verbindlichkeit zur Frucht- und Weinfuhr gegen ein Ablösungs-Kapital von 98 fl. abgekauft. Die Hofjagd-Frohn wurde im Jahr 1839 gegen 39 fl. abgelöst. Im Jahr 1847 hat die Gemeinde dem Staat gegenüber weiter abgelöst:

Gülten: Roggen 92 Schfl. 4 Sri., Dinkel 108 Schfl. 7 Sri., Hafer 120 Scheffel.

Land-Achten von 3 Jahren zusammen: Roggen 36 Schfl. 4 Sri., Dinkel 5 Schfl. 4 Sr., Hafer 47 Schfl. 6 Sr., Hellerzinse 72 fl. 44 kr., Handlohn 2 fl. 20 kr., Boden-Wein 1 Eimer 4 Imi 81/4 Maas. Das Ablösungs-Kapital berechnete sich hiefür auf 37.938 fl. 30 kr.

| 2) Die Stadtpflege bezieht noch folgende Gefälle:

Gülten: Roggen 6 Sri. 2 Vrlg., Dinkel 6 Sri. 3 Vrlg., Hafer 7 Simri.

Landacht: Roggen 2 Schfl. 7 Sri., Dinkel 7 Sri., Hafer 4 Schfl. 1 Simri, Bodenwein 2 Eimer 61/4 Ms., Geldzinse jährl. 61 fl.

3) Die Stiftungspflege bezieht ebenfalls noch jährl. 2 Imi 4 Maas Wein, ohne daß diese Gefälle zu 2 und 3 bis jetzt zur Ablösung angemeldet wären.

Die Gewerbsamkeit ist in Bietigheim mehr als in den anderen Städten des Bezirks vertreten. Es befinden sich an der Enz und der Metter nicht nur verschiedene Mühlwerke, sondern es sind auch einige bedeutendere Fabriken vorhanden (vgl. den allg. Theil o. S. 63), von welchen besonders die Tuch-Fabrik einer größeren Einwohner-Zahl Beschäftigung gewährt. Am zahlreichsten sind unter den kleineren Gewerben die Schuhmacher, welche viel auf auswärtige Märkte arbeiten. Die bisher in großer Zahl angesessenen Frachtfuhrleute werden durch die Eisenbahn meist zu Ruhe gesetzt werden. Nach der neuesten Aufnahme der Gewerbe ist der Stand derselben in Bietigheim folgender:

a) Mechanische Künstler
und Handwerker:
Meister Gehilfen
Bäcker 16 8
Konditoren 1
Metzger 18 8
Seifensieder 2 2
Gerber 8 5
Schuhmacher 47 48
Seckler u. s. w. 5
Sattler 5 1
Seiler 2 2
Schneider 16 8
Hutmacher 1
Färber 2 2
Zimmerleute 6 2
Schreiner 8 4
Wagner 3 2
Küfer und Kübler 10 2
Dreher 3 1
Kammmacher 1
Maurer 4
Steinhauer 3 2
Pflästerer 1
     
Meister Gehilfen
Hafner 4 2
Glaser 5 1
Ipser 2 2
Schmiede 9 6
Schlosser 13 5
Kupferschmiede 2 1
Flaschner 4 3
Nadler 1
Uhrenmacher 1 1
Barbierer 3 2
Fischer 1
Gärtner 1
Buchbinder 3 1
Leimsieder 1
b) Handelsgewerbe:
Kaufleute 7 15
Krämer 8
Frachtfuhrleute und
     Lohnkutscher
20 12
c) Gast- und Schenkwirthschaften:
Schildwirthschaften 6
Speisewirthschaften 4
Gassenwirthschaften 1
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d) Fabrikations-Anstalten:
Wollenspinnerei zu Streichgarn 1 Fabrik mit 2000 Spindeln mit 25 männl. Arbeit. 20 weibl. Arbeit.
Leinen-Gewebe: 27 Stühle mit 27 Arbeitern.
Wollen- und Halbwollen-Gewebe: 3 Stühle mit 3 Arbeitern.
Strumpfwebereien: 4 Stühle mit 5 Arbeitern.
Bandwebereien: 1 Stuhl mit 1 Arbeiter.
Tuchfabrikation: 1 Fabrik mit 23 Handstühlen, 40 männliche und 25 weibliche Arbeiter.
Mühlwerke.
a) Wassermühlen: 2 mit 8 Mahlgängen und 8 Arbeitern.
b) Ölmühle: 1 mit 3 Arbeitern.
c) Walkmühle: 1 mit 1 Arbeiter.
d) Lohmühle: 1 mit 1 Arbeiter.
e) Sägmühle: 1 mit 3 Arbeitern.
f) Andere Mühlwerke: 3 mit 3 Arbeitern, zu Gyps- und Hanfbereitung.
Pottaschen-Siederei: 1 mit 1 Arbeiter.
Ziegelei: 1 mit 2 Arbeitern.
Bierbrauerei: 1 mit 3 Arbeitern.
Branntweinbrennereien: 5 mit 5 Arbeitern.
Wetzstein-Fabrik: 1 mit 20 Arbeitern.

Der am Ort befindliche, neuerer Zeit an den Bahnhof verlegte K. Holzgarten, welchem das Scheiterholz aus dem Schwarzwald auf der Enz beigeflößt wird, trägt ebenfalls bei, den Bewohnern der Stadt Verdienst zu gewähren, während er hauptsächlich der nicht holzreichen Gegend das erforderliche Brenn-Material in mäßigem Preise zu sichern bestimmt ist.

Die Stadt hält am 4. März, 24. Juni und 4. Dezember Vieh-, Krämer- und Flachsmärkte, und je Tags zuvor einen Holzmarkt. Jeden Mittwoch und Samstag werden Wochenmärkte gehalten.

An Communikations-Mitteln hat die Stadt, welche neuerlich auch mit einer Postexpedition versehen worden ist, keinen Mangel. Die frequente Stuttgart–Heilbronner Landstraße geht durch die Vorstadt, auch sind Vicinalstraßen nach Löchgau, Metterzimmern, Groß-Sachsenheim, Bissingen und Groß-Ingersheim angelegt. Über die Enz, welche die für Langholz nach Besigheim in den Neckar gehende Floß-Straße bildet, und die Metter führt[2] beim Zusammenfluß derselben auf 8 Bögen eine| 422′ lange, steinerne Brücke, deren Erbauung in die Jahre 1456–1467 fällt und gegen 1200 Pf. Heller kostete, worauf sofort die Landstraße über Bietigheim gerichtet wurde; außer dieser sind noch über die Metter 3 steinerne Brücken und 2 hölzerne Stege angelegt. Von den steinernen Metterbrücken wurde eine, im Jahr 1824 bei der Mühle erbaute, von den Hochfluthen im August 1851 weggeführt und einstweilen durch ein hölzerne ersetzt. Der Gemeinde hat das bisher bezogene Brücken- und Pflastergeld im Wege der Verpachtung jährlich etwa 600 fl. eingetragen.

Die älteren Verkehrsmittel überwiegt aber nun die auf Staatskosten gebaute Eisenbahn, welche von Stuttgart aus über hier nach Heilbronn seit einigen Jahren im Betrieb steht und nach Bruchsal nächster Zeit in Betrieb kommen wird. Der hiesige Bahnhof, welcher den Knotenpunkt der Verzweigung bildet, ist auf einer Anhöhe südlich von Bietigheim mit freier Aussicht in das Metter- und Enzthal angenehm gelegen, aber 3/8 Stunden von der Stadt entfernt.

Eine Sehenswürdigkeit ist der demnächst (Spätjahr 1853) im Bau vollendete großartige Eisenbahn-Viadukt über die Enz. Nachdem auf dem Bahnhofe von der zweispurigen Westbahn aus die einspurige Nordbahn nach Heilbronn abgegangen, wendet sich jene mit einem Radius von 1400 Fuß und mit einem Gefälle von 1:125 dem Enzthale zu und kommt oberhalb Bietigheim 110′ über der Enz bei dem Thale an, wo die 1000 Fuß lange, seit dem 4. März 1851 im Bau begriffene Überbrückung zum jenseitigen Gebiete führt. Am rechtseitigen Thal-Abhang geht der Muschelkalk zu Tag; das diesseitige Widerlager des Viadukts fand daher schon bei einer Tiefe von 60′ unter der Eisenbahnschiene sein Fundament in den Felsen. Auch das kolossale linkseitige Widerlager ist auf Felsen fundirt, allein erst in einer Tiefe von 100′ unter der Eisenbahnschiene, und es steht hinter diesem eine Bahn-Auffüllung von 60 Fuß. Zwischen diesen Widerlagern stehen 20 massive Freipfeiler von Keupersandstein des feinsten Korns auf Felsen gegründet, welche in der Höhe von 100′ über der Enz mit 21 halbkreisförmigen Bögen von 40′ Spannweite enden und somit die Widerlager verbinden.

Diese Pfeilerkette ist 30′ unter den Halbkreisbögen noch mit flachen Spannbögen verbunden, auf deren Schale die Brücke von Fußgängern passirt werden kann.

Der Oberbau der Eisenbahn ruht zweispurig auf der wasserdichten Schale der Halbkreisbögen, und ein Geländer von 105 gußeisernen durchbrochenen Feldern wird zu beiden Seiten das Bauwerk in seiner Höhe zieren.

An den beiderseitigen Portalen werden in einem dem Bauwerke würdigen Style Schilderhäuser aufgeführt werden.

| Das städtische Gemeindewesen ist geordnet; die Umlage des Stadtschadens hatte in letzter Zeit im Durchschnitt jährlich 700 fl. betragen, gegenwärtig wird gar kein Stadtschaden umgelegt. Außer den schon angegebenen Einnahmen aus Wald, Weide u. s. w. besitzt die Stadt noch 15 Morgen Äcker, 32 Morgen Wiesen und 5 Morgen Gärten, welche ihr eine jährliche Einnahme von 800–1000 fl. sichern; über das Kapitalvermögen derselben, wie über das Vermögen der Stiftungspflege s. Tab. III.

Von Stiftungen sind zu nennen: 1) das Trautwein’sche Stipendium von 500 fl., dessen jährliche Zinse für Studirende der Theologie bestimmt sind, 2) für unbemittelte Kranke 1881 fl., 3) für Arme zu Brod 2397 fl., 4) für eine ehemalige Fruchtstiftung 861 fl., und 5) eine Schulstiftung von 661 fl.

Als Wappen führt die Stadt im rothen Felde einen weißen Thurm, welcher an den im Jahr 1547 eingestürzten erinnert.

An der Parochie stehen ein Stadtpfarrer und ein Diakonus; der Stadtpfarrei war früher die Special-Superintendenz oder das Dekanat verbunden, welches im Jahr 1813 nach Besigheim verlegt wurde. Das Recht zur Ernennung auf beide geistliche Stellen ist landesherrlich.

Schulanstalten befinden sich in Bietigheim folgende:

1) eine combinirte lateinische und Realschule mit einer Sonntags-Handwerkerschule, an der ein Präceptor und ein Reallehrer unterrichten.

2) Die Volksschule mit 5 Abtheilungen, welche von 2 Lehrern, einem Unterlehrer und zwei Schulgehilfen versehen werden.

3) Eine Industrieschule, in der den Sommer über unbemittelte Kinder von einer Lehrerin im Nähen und Stricken Unterricht erhalten.

In den Jahren 1827 und 1829 wurden 2 Gemeindebackhäuser mit 2 Öfen erbaut, außer diesen bestehen noch 2 Privatbackhäuser, eines mit 3 – das andere mit 2 Öfen, welche die Verbindlichkeit haben, für die Ortsangehörigen zu backen. Ein Gemeindewaschhaus wurde in den 1820er Jahren erbaut.

Was die örtlichen Umgebungen betrifft; so hatten schon die Römer bei Bietigheim eine Übergangsstelle und führten daselbst 3 Straßen, von Löchgau, vom Stromberg und von Groß-Sachsenheim herkommend gemeinschaftlich über die Enz und weiter zu der röm. Niederlassung bei Benningen. Die Übergangsstelle ist hier vortrefflich ausgewählt, indem das wegen der unbedeutenden Thalgehänge leicht zu überschreitende Enzthal, sowohl weiter oben als weiter unten bedeutendere Schwierigkeiten dargeboten haben würde. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die Römer diesen Übergangs-Punkt durch irgend eine Befestigung oder Niederlassung an der Stelle des gegenwärtigen| Bietigheim gedeckt haben, um so mehr als hier gerade 2 Flüsse sich vereinigen, welche Stellen bekanntlich die Römer auszuwählen pflegten. Diese Vermuthung wird auch durch Spuren unterstützt, welche in der Nähe des Orts ehemalige röm. Wohnplätze andeuten; man findet nämlich auf dem sog. Weilerbrunnen 1/4 Stunde nördlich der Stadt, wo nach der Volkssage ein Ort gestanden sein soll, namhafte Grundmauern römischer Gebäude, röm. Ziegel und zuweilen röm. Münzen; nicht ferne dieser Stelle wird ein hoher Punkt, von dem man bei günstiger Beleuchtung die Kuppe des Hohenstaufen sehen kann, die „Lug“ genannt. Etwa 1/4 Stunde östlich der Stadt auf dem sog. Weilerle an der Vicinalstraße nach Groß-Ingersheim werden häufig röm. Ziegel, Bruchstücke von Heizröhren und Gebäudeschutt ausgegraben; auf dieser Stelle soll nach der Sage ein Ort Hofen gestanden sein.

Unweit des sog. Forstwaldes stieß man bei der Eisenbahn-Anlage auf reihenweise angelegte Steingräber, welche menschliche Gerippe, Waffen und Schmuckgegenstände enthielten, die der früh-alemannischen Periode angehören; in der Nähe derselben soll eine Kapelle gestanden sein und noch wird die Stelle „Lorenzen“ genannt. Im Enzthal 1/2 Stunde nördlich von Bietigheim lagen die längst abgegangenen Orte Ober- und Unter-Hagenau; am letzteren Punkt soll von Canstatt her eine alte Straße, welche die Hornmoldsklinge herunter und mittelst einer hölzernen Brücke über die Enz lief, vorbeigeführt und ihren weiteren Zug gegen Löchgau genommen haben. Die Burg der Herren von Bietigheim lag in der Stadt selbst bei der Pfarrkirche; eine Burg Eberstein aber stand auf einem Felsen im Forstwald 1/2 St. nordöstlich der Stadt oben an dem Abhange gegen die Enz; von letzterer will man Anfangs des gegenwärtigen Jahrhunderts noch einen unterirdischen Gang gesehen haben. Einen vorspringenden Felsen des Ebersteins ließ König Friedrich mit einem nicht mehr bestehenden Geländer versehen, weil er diese Stelle, die von der Zeit an Fürstenstand genannt wurde, von dem damals nah gelegenen Wildpark aus öfter besuchte und sich zuweilen der schönen Aussicht erfreute. Der im Rücken des Fürstenstands sich ausdehnende Forstwald ist als ehemaliger Wildpark noch mit mehreren sich kreuzenden Richtstätten durchzogen, in deren Mittelpunkt schon Herzog Karl einen achteckigen Pavillon hatte erbauen lassen, welcher, wie der Park, erst nach dem Tode des Königs Friedrich im Jahr 1816 abging.

Geschichtliches. Die Stadt, welche mit mehreren gleich oder ähnlich lautenden Orten, z. B. Bietigheim bei Rastatt, Büttikon bei Vilmergen in der Schweiz, nicht zu verwechseln ist, wird in älterer und ältester Zeit geschrieben: Buadincheim, Budincheim, Biutincheim, Buetinckeim, Bütighain; ihre früheste bekannte Nennung fällt ins Jahr 789| wo das Kloster Lorsch an der Bergstraße allhier, in pago Enzingowe in villa Budincheim Güter geschenkt erhielt. (Cod. Laur. nr. 2392.) Im 10. Jahrhundert hatte das Kl. Weißenburg im Elsaß in B. Grundbesitz, namentlich einen Weinberg, auch allerlei Dienstrechte und Bezüge; auch die Kirche gehörte ihm. (Trad. Wizenburg. ed. Zeuss. S. 291. 292. 295. 305.)

Im 13. Jahrhundert besaßen den Ort, beziehungsweise die Oberherrlichkeit über den Ortsadel, die Grafen von Vaihingen; ihren hiesigen Fronhof, ein altes freieigenes Familiengut mit Zugehörungen, nemlich zwei Theilen des großen und des kleinen Zehenten in Bietigheim, das Patronatrecht über die Kirche u. a. (mit Ausnahme der homagia,) verkauften die Grafen Konrad und Heinrich von Vaihingen den 12. März 1288 für 630 Pf. Heller an das Kloster Denkendorf (Schmidlin Beitr. 2, 252, Reyscher Statutarrechte 259).

Württembergisch war der Ort schon vor 1364, und man darf mit Sicherheit annehmen, daß er in dem Vermächtniß des Grafen Heinrich von Vaihingen an den Grafen Eberhard von Württemberg vom 26. Sept. 1356 mitbegriffen war. Durch die Aufnahme von Einwohnern der im 14. Jahrhundert abgegangenen Orte Weiler (auf dem entgegengesetzten Enzufer) und Hegnach (gegen Besigheim hin) mag sich der anfangs wohl unbedeutende Ort vergrößert haben. Am 28. August 1364 erlaubte Kaiser Karl den Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg, aus diesem Dorfe eine ummauerte Stadt zu machen, Galgen und Stock und alles Hochgericht, desgleichen einen Wochenmarkt zu haben; auch sollte B. alle Freiheiten, Rechte, Gnaden und gute Gewohnheiten, welche die Stadt Stuttgart habe, bekommen. So ward Bietigheim, welches im Jahr 1420 unter den Eigengütern der Herrschaft Württemberg aufgeführt wird, der Sitz eines landesherrlichen Vogtes und auch auf Landtagen besonders vertreten. K. Wenzel bestätigte am 1. Januar 1393 der Stadt das Recht, einen Wochenmarkt zu halten, und am 18. Juli 1552 verurkundete Herzog Christoph dasselbe und ertheilte der Stadt zugleich, jedoch widerruflich, das Recht einen Kornmarkt zu halten (Reyscher Statutarrechte 260, wo 266–7, 287 auch Urkundliches über ältere Rechtsverhältnisse). – Die bessere Ummauerung der Stadt erfolgte erst zu Anfang des 16ten Jahrhunderts; nachdem im Jahr 1501 das vermauerte obere Thor geöffnet und mit Brücke und Straße versehen worden war, ließ Herzog Ulrich die sehr schadhaften Mauern im Jahr 1504 wieder herstellen, auch Wälle errichten und Graben ziehen.

Unter den hiesigen Ortsadeligen machen sich im Anfang des 12ten Jahrhunderts bemerklich Rugger und Birthilo, Brüder, auch Heinrich von B.; später ein zweiter Rugger, wohl Sohn des ersten, und Berthold, Gebrüder (Cod. Hirsaug); der zweite Rugger ist im Jahr 1148| Zeuge Bischof Günthers von Speier bei Beurkundung der Stiftung des Klosters Maulbronn. Im Jahr 1279 erscheint Konrad Körnlin genannt von Schmidelfeld als Besitzer der Burg B., wohl unter Lehensoberherrlichkeit der Grafen von Vaihingen; er nahm diese Burg mit ihren Zugehörungen und der Fischenz bei einer Stiftung aus, welche er mit seinem sonstigen Besitz zu Bietigheim und Haslach gegen ein Leibgeding dem Kl. Lorch machte. Im Jahr 1348 lebte ein Ulrich von Bietigheim, im J. 1363 ein Beringer und ein Kunz, im J. 1384 ein Dietrich.

Von benachbarten Adeligen hatten an Bietigheim, welches ein Ganerbenhaus wurde, Antheil und Rechte die von Venningen und die von Sachsenheim. Sigfried von Venningen gesessen in Bietigheim trug im Jahr 1360 von Württemberg zu Lehen 1/4 Burg und 1/6 Zehenten, von der Grafschaft Vaihingen rührend; am 3. Okt. 1408 erwarb Graf Eberhard der Milde von Hug von Venningen dessen Restantheil an der sonst bereits württembergischen Stadt Bietigheim für 600 fl.; ein von dem Verkäufer noch vorbehaltenes Haus nebst etlichen Gütern, einer Kelter und Mühlgefällen kamen durch Anna von Venningen an ihren Sohn Georg von Nippenburg und erst im Jahr 1442 (Steinhofer 2, 844), zum Theil noch später, an Württemberg. Konrad von Sachsenheim verkaufte alle seine hiesigen Leibeigenen im Jahr 1368 an Württemberg und im Jahr 1479 veräußerten Hans von Sachsenheim, Berchtolds sel. Sohn, auch Hans und Reinhard von Sachsenheim, Bernhard sel. Söhne, ihren Zoll an der Enz an den Grafen Eberhard von Württemberg (Steinhofer 3, 300.) – Im Jahr 1486 und folg. verkaufte Konrad Sturmfeder sein 1/24 am hiesigen großen und kleinen Zehenten für 200 fl. rhein. an Pangratz Schultheiß zu B. (Gabelkh.)

Von Klöstern und geistlichen Stiftern waren hier begütert, wie bereits angeführt, Lorsch, Weißenburg, Denkendorf, Hirschau, Lorch. Der Besitz der zwei erstgenannten Klöster, nur aus deren Schenkungsbüchern bekannt, läßt sich nicht bis in spätere Zeiten verfolgen. Das Kloster Hirschau erhielt seine frühesten hiesigen Besitzungen von den Ortsadeligen, im Anfang des 12. Jahrhunderts von Rugger von Bietigheim, von Heinrich von Riexingen (Cod. Hirsaug. 37 ed. Stuttg.) und von Hiltebrand von Pulverdingen, dessen Schenkung dem Kloster jedoch bald wieder geschmälert wurde (ib. 69); im Jahr 1486 besaß es 1/4 des Floß- und Wasser-Zolles auf der Enz, was es später wieder austauschte. Am Zehenten hatte es schon im Jahr 1486 einen durch späteren Ankauf noch vergrößerten Antheil. Der Erwerbung, welche das Kloster Lorch im Jahr 1279 machte, ist oben gedacht; einen hiesigen Hof verlieh dieses Kloster im Jahr 1390 und folg. als Erblehen. Dem Nonnenkloster in Pforzheim gehörte schon im Jahr 1289 ein hiesiger Hof; die Gefälle dieses Klosters ertauschte| Württemberg im Jahr 1565 (Sattler Herzoge 4, 216.) Auch der Deutschorden hatte hier Einkünfte; er besaß ein Haus und eine Kelter und erkaufte im J. 1467 von Wiprecht Sturmfeder 1/24 des hiesigen Zehnten.

An hiesiger Kirche bestunden im 15. Jahrhundert eine Pfarrstelle, eine Frühmesserei und Caplaneien zu den Altären der heil. Catharina, des heil. Georgs und der heil. Maria. Eine Pfründe auf den Altar S. Jacob wurde im J. 1473 dotirt, eine h. Dreifaltigkeitspfründe im J. 1479.

Der Kirchensatz gehörte, wie oben bemerkt, vor dem J. 1288 den Grafen von Vaihingen, seit dieser Zeit dem Kloster Denkendorf, welches jedoch frühe in seinem hiesigen Besitz beeinträchtigt wurde. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren Graf Ulrich von Württemberg, Sigfried von Venningen und Rugger von Schaubeck Kastenvögte dieser Kirche. Im J. 1357 löste Graf Eberhard von Württemberg von Sigfried von Venningen, zu Bietigheim gesessen, seinen Theil des Kirchensatzes zu Bietigheim, den er neben Württemberg und Ruggern von Schaubeck gehabt, an sich (Steinhofer, Württ. Chron. 2, 313); im Jahr 1400 bauten Graf Eberhard der Milde von Württemberg und seine Gemahlin Antonie, Hugo von Venningen und dessen Gattin Klara von Stein die Kirche neu. Am 23. Juni 1411 übergab Württemberg, jetzt Alleinbesitzer der Kirche, diese mit Widum und Zehenten an das Spital zu Markgröningen, welches sie im Jahr 1422 incorporirte (am 23. Oct. 1427 wurde von der Kirche in Bietigheim Hussitensteuer gefordert, der Meister des genannten Spitals widersprach aber unter der Behauptung, diese Kirche sei auctoritate apostolica dem Spital Gröningen incorporirt). An Württemberg zurück gelangte die Kirche im J. 1535.

Vor der Reformation bestund hier ein Beguinenhaus. Überreste einer alten Kapelle „zu dem grünen Baum“, zu welcher ehemals häufig gewallfahrtet wurde, erwähnt noch Crusius (Annal. Suev. 3, 203).

An der hiesigen Schule wirkte in den Jahren 1548–49 als Lehrer Erasmus Osw. Schrekenfuchs, ein bekannter Orientalist, welcher als Professor zu Freiburg im Breisgau im Jahr 1575 starb. (Schnurrer, Nachrichten 116.)

Im J. 1390 gehörte Bietigheim zum Widum der Gräfin Antonie, Gattin des ebengenannten Grafen Eberhard, welche eine Mühle hier verlieh.

Aus den Schicksalen der Stadt, auf welche die Nähe der Festung Asperg von Einfluß war, sind folgende auszuheben: Als der schwäbische Bund den Herzog Ulrich von Württemberg vertrieben hatte, wollte am 14. Mai 1519 Franz von Sickingen mit 1000 Reitern Bietigheim besetzen und suchte namentlich durch das Brunnenthor einzudringen, wo ihm die Bürger mit Glück den Zugang sperrten. Ein Theil der Reiter| setzte weiter außen „bei der Linde“ über eine Mauer hinab und zog auf das St. Petersfeld, dessen Saat er verwüstete. Durch Schüsse aus Hackenbüchsen, welche aus der Stadt geschahen, wurden sie endlich vertrieben. Indeß wurde doch bald darauf der Herzog Wilhelm von Baiern nebst dem Truchseß Georg von Waldburg und 1000 Pferden eingelassen (v. Martens, 172).

Am 22. April 1525 trieb der Bauernaufstand, der „ganze helle Haufen“, allhier sein wildes Wesen; als auf die schriftliche Aufforderung der Bauern vom 24. April (Sattler, Herz. 2. Beil. Nr. 117) der alte und der neue Vogt sich weigerten, die Leute zu den Bauern stoßen zu lassen, nahmen diese beide gefangen und wollten sie durch die Spieße jagen; doch gelang es noch, sie aus den Händen der Bauern loszubitten.

Die Drangsale des 30jährigen Krieges, namentlich nach der Nördlinger Schlacht, schlugen auch hier tiefe Wunden; trotz 2000 fl. Brandschatzung, welche den am 11. (21.) Sept. 1634 eingefallenen Bockischen Reitern bezahlt werden mußten, wurde die Stadt ausgeplündert, die Einwohner auf’s Schändlichste mißhandelt und viele derselben gemordet. Gegen Ende des Jahrs 1634 wurden als Winterquartier drei Compagnien Reiter und eine Compagnie Fußvolk hieher gelegt, welche 36 Wochen lang liegen blieben. Der um diese Zeit angerichtete Schaden wurde auf 79.000 fl. angeschlagen (v. Martens, 365). Hundert Häuser wurden theils abgerissen, theils verderbt. Am 5. (15.) Febr. 1647 traf ein Theil des Heeres des Generals Königsmark, der Oberst Dannenberg mit drei Reiterregimentern, zusammen 3000 Pferde, bei Bietigheim ein; sie drangen jedoch nicht in die Stadt selbst ein, wurden aber von dieser aus in den Vorstädten, wo sie sich einquartirten, mit Lebensmitteln versehen.[3]

Im Reichskrieg mit Frankreich im Jahr 1693 bezog der Markgraf Ludwig von Baden hier, am 23. Aug. (2. Sept.), ein Lager mit dem rechten Flügel, während der linke Flügel bei Markgröningen lagerte. Der Schaden, welchen Bietigheim von den Franzosen durch Plünderung erlitt, wurde zu 21.306 fl. angegeben. (v. Martens, 543. 544.)

Im österreichischen Erbfolgekrieg kam die erste Abtheilung der zweiten Colonne des französischen Marschalls von Belleisle am 26. August 1741 nach Bietigheim, wo sie am 27. Rasttag hielt. Den 2. September 1744 traf der General Segur mit seinem französischen Fußvolk hier ein, derselbe lagerte hier Ende Aprils und im Mai 1745 mit einer nur 115 Mann starken Abtheilung, von der 52 Mann von den Österreichern| in einem Gefecht, welches bei Bietigheim geliefert wurde, gefangen genommen wurden (v. Martens, 623. 628. 630).

In den Feldzügen der 1790er Jahre kamen die Franzosen den 20. Jul. 1796 nach Bietigheim; allda lagerte im Anfang Novbr. 1799 der Haupttheil der österreichischen Truppen, welche dem Vordringen des Generals Ney entgegengestellt wurden.

Schweres Brandunglück suchte die Stadt heim im Jahr 1718, den 2. Dez. 1731 (vergl. oben), an welchem Tage 30 Häuser und der schöne Kirchthurm durch die Flammen zerstört wurden; endlich am 25. Septbr. 1831, wo eilf Wohnungen und zwei Scheunen in Asche sanken und 25 Familien obdachlos wurden.

Bis zur Medicinal-Organisation von 1814 blieb Bietigheim der Sitz eines der 4 Land-Physici (Landes-Ärzte), welche von Herzog Christoph durch die große Kirchen- und Kasten-Ordnung von 1559 in vier verschiedenen Städten des Herzogthums Württemberg eingesetzt worden waren.


  1. Hierdurch wurden 9 angrenzende Wohnungen mit ihren Bewohnern unter dem Schutt begraben.
  2. 1456 bewilligte Graf Ludwig von Württemberg denen von Bietigheim, daß sie eine Brücke über die Enz machen und einen Zoll darauf schlagen mögen.
  3. Über den ökonomischen Zustand von Stadt und Amt Bietigheim nach dem 30jährigen Krieg siehe den Bericht von Vogt, Bürgermeister und Gericht zu Bietigheim, vom 7. Juni 1655, abgedruckt in Canzlers neuem Magazin für die neuere Geschichte, Erd- und Völkerkunde S. 1–10.


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