« Kapitel B 17 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 19 »
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Schotzach,
Gemeinde III. Kl. mit 354 Einw. Evang. Pfarrfilial von Ilsfeld.

Das kleine, übrigens reinlich gehaltene Dorf, welches trotz seiner etwas unregelmäßigen Anlage mit seinen ländlichen Häusergruppen ein freundliches Aussehen hat, liegt unfern des Schotzachthales, 21/2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt und 3/4 Stunden westlich von seinem Mutterort. Die mitunter wohlhäbig aussehenden Gebäude liegen theils eben, theils sind sie an einen mäßig geneigten südlichen Abhang hingebaut. Das ansehnlichste Gebäude ist die mitten im Ort stehende, dem Freiherrn von Sturmfeder gehörige Kelter, in deren oberen Räumen der gutsherrliche Verwalter wohnt; unter derselben befindet sich ein 120′ langer Keller. Das Keltergebäude wurde vor dreißig Jahren an der Stelle eines ähnlichen alten Gebäudes neu aufgeführt und noch früher soll daselbst eine Kapelle gestanden sein. An dem südlichen Ende des Orts liegt das der Gemeinde gehörige Rathhaus, in welchem auch die Schule und die Wohnung des Lehrers sich befindet. Gutes Trinkwasser liefern 7 Pump- und ein öffentlicher Schöpfbrunnen; letzterer liegt mitten im Ort und speist eine in seiner Nähe angelegte Wette. Eine periodisch fließende Quelle (Hungerbrunnen), welche durch ihr starkes Anlaufen um Lichtmeß auf das kommende Jahr Theurung bedeuten soll, befindet sich in einem Privatkeller.

Die Einwohner, ein munteres, rühriges Völkchen, erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit und erreichen nicht selten ein hohes Alter; ihre Vermögensumstände sind gut und ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht. Minderbemittelte sichern sich durch| Taglohnarbeiten, besonders in den Weinbergen des Freiherrn v. Sturmfeder ihr Auskommen.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl gerade nicht kleine Feldmarkung ist, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Schotzachthal und einiger Seitenthäler, ziemlich eben und hat durchschnittlich einen sehr fruchtbaren Boden, der in dem westlichen Theil der Markung, wo der Keupermergel sich etwas geltend macht, mehr schwer (thonig) erscheint, während in dem östlichen Theile der Diluviallehm vorherrscht, auf den nicht selten die Verwitterung des unterliegenden Lettenkohlensandsteins einwirkt, die schroffen Gehänge des Schotzachthals bestehen aus einem kalkhaltigen, dem Weinbau zuträglichen Boden und im Thal haben sich fruchtbare Alluvialbodenarten abgelagert, welche nicht selten von der stark anlaufenden Schotzach überschwemmt und hiedurch einigermaßen gedüngt werden. Die Luft ist mild und rein; Hagelschlag findet nicht häufig statt; die Ernte tritt um einige Tage später ein, als in Lauffen.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem ziemlich gut betrieben; man baut die gewöhnlichen Cerealien und in der beinahe vollständig angeblümten Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Welschkorn und besonders viel Mohn, der in Heilbronn guten Absatz findet. Im Sommerfeld wird zum Hausverbrauch Sommerweizen gebaut, damit man mehr Dinkel absetzen kann, welcher besonders gut geräth und von den Stuttgarter Bäckern sehr gesucht ist. Auf den Morgen wird ausgesät: 7 bis 8 Simri Dinkel, 3 Simri Haber, 3 Simri Gerste, 2 Simri Roggen, 21/2 Simri Weizen und 4–5 Simri Einkorn; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Haber, 5 Scheffel Gerste, ebensoviel Roggen und Weizen und 7 Scheffel Einkorn pr. Morgen angegeben. Der Morgen Acker kostet 200–300 fl. Der Wiesenbau ist unbedeutend; die Wiesen, denen zu 1/10 Wässerung zukommt, sind zwei-bis dreimähdig und ertragen im Durchschnitt pr. Morgen 25–30 Ctnr. Heu und 12 Cntr. Öhmd. Die Preise der Wiesen bewegen sich von 300–400 fl. für den Morgen.

Der ziemlich ausgedehnte Weinbau beschäftigt sich in der gewöhnlichen Weise meist mit Sylvanern und Elblingen; die gutsherrlichen Weinberge ausgenommen, in welchen unter Anwendung des sog. Bockschnitts weiße und schwarze Klevner, wie andere feinere Sorten gepflanzt werden. Der Anbau der Klevner hat überhaupt vielen Eingang gefunden und seit zwei Jahren wurden die Klevnertrauben großentheils nach Hochheim am Rhein verkauft. Das Erzeugniß ist sehr gut, namentlich wird der an dem Mühlberg gewonnene Wein zu den besten des Landes gezählt; die Preise pr. Eimer waren in den Jahren 1846 42–52 fl., 1847 14–16 fl., 1848 16–18 fl., 1849 15–25 fl. und 1850 10–12 fl.

| Die Obstzucht wird sehr eifrig betrieben und liefert in günstigen Jahrgängen einen reichlichen Ertrag; außer den gewöhnlichen Mostsorten, unter denen der Luikenapfel vorherrscht, pflanzt man auch Tafelobst, und von Steinobst Kirschen, Zwetschgen, Pflaumen u. s. w. Die jungen Stämme werden in zwei großen Privatbaumschulen nachgezogen, aus denen auch die Bewohner der Umgegend theilweise ihren Bedarf beziehen.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden; die Brach- und Stoppelweide ist an einen Schäfer um 40 fl. jährlich verliehen.

Die Rindviehzucht, welche sich mit einer gewöhnlichen Landrace (Neckarschlag) beschäftigt, ist verhältnißmäßig ausgedehnt und wird durch einen guten Landfarren nachgezüchtet. Die Farrenhaltung überläßt die Gemeinde einem Ortsbürger um die Nutznießung des fünf Morgen großen Farrenguts, aus welchem derselbe noch jährlich 80 fl. Pacht an die Gemeinde entrichtet. Der Pachtschäfer hält etwa 140 Bastardschafe, welche im Ort auch Überwinterung finden; die Wolle kommt nach Heilbronn zum Verkauf und die Pferchnutzung trägt der Gemeinde etwa 120 fl. jährlich ein. Die Zucht der Schweine ist beträchtlich; den Eber hält ein Ortsbürger für jährlich 18 fl. Entschädigung von der Gemeinde; Ferkel werden häufig nach Heilbronn verkauft. Hühner und Gänse werden viel gezogen; letztere kommen meist im Spätjahr nach Heilbronn zum Verkauf und mit Hühnereiern treibt man das ganze Jahr hindurch einen kleinen Handel. Auch die Bienenzucht ist ziemlich namhaft.

Von den Gewerben sind außer den nöthigsten Handwerkern für den Ortsbedarf eine Schildwirthschaft und ein Kramladen zu nennen; auch befinden sich im Ort geschickte Nonnenschneider, welche beinahe das ganze Unterland durchziehen, um ihre Kunst auszuüben.

Ein Gemeindebackhaus wurde 1841 erbaut.

Neben der Volksschule, an der nur ein Lehrer unterrichtet, besteht seit zwei Jahren eine Industrieschule.

Vicinalstraßen gehen nach Lauffen und nach Ilsfeld; erstere führt mittelst einer steinernen Brücke über die Schotzach. Die Entfernung zur nächsten Eisenbahnstation (Lauffen) beträgt eine Stunde.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tab. III.

Auf der Markung befindet sich ein Lettenkohlensandsteinbruch, der sehr gute Bau-, Schleif- und Wetzsteine liefert; Muschelkalk zu Straßenmaterial kann an vielen Orten gewonnen werden.

Freiherr von Sturmfeder besitzt auf der Markung einen Hof, der aus, übrigens nicht zusammenhängenden 150 Morgen Feldern und 50 Morgen Weinbergen besteht und von einem angestellten Verwalter für den Gutsherrn umsichtig bewirthschaftet wird.

| In grundherrlicher Beziehung waren außer dem Freiherrn von Sturmfeder noch mehrere Andere berechtigt.

Was namentlich die Zehentverhältnisse betrifft, so war der große Zehenten früher der Johanniter-Ordens-Commende Rohrdorf gehörig, von welcher er an das Cameralamt Bietigheim überging; den kleinen Zehenten hatte, Namens des Hofcameralamts Lauffen, die Pfarrei Ilsfeld, den Weinzehenten theilweise dasselbe Hofcameralamt, theilweise der Freiherr von Sturmfeder zu beziehen, dem auch der Noval-Zehenten auf der Markung zustand. Die Zehenten sind sämmtlich abgelöst; die Ablösungs-Kapitalien betrugen für den großen Zehenten 6247 fl. 30 kr., für den kleinen Zehenten 2250 fl., für den Novalzehenten 1063 fl. 20 kr.

Mit sonstigen grundherrlichen Gefällen war betheiligt:

1) Das Cameralamt Bietigheim hatte an Gülten aus zwei Lehen: Roggen 4 Scheffel 4 Simri, Dinkel 4 Scheffel 4 Sri., Haber 5 Scheffel 5 Sri. zu beziehen, welche im Jahre 1849 für 959 fl. 20 kr. abgelöst wurden; desgleichen Hellerzinse, Bürgersteuern, Botenfrohnen und Herbstfrohnen, welche in Folge der Gesetze von 1836 zur Ablösung kamen. Nächstdem wurden abgelöst:

2) dem Freiherrn v. Sturmfeder, Geldgefälle 5 fl. 36 kr., Bodenwein 1 Eimer 7 Imi 1 Ms., Gülten 2 Scheffel 6 Simri Mischling und Kernen und ein Mühlzins;

3) dem Freiherrn von Gemmingen: Hellerzins 1 fl. 46 kr.;

4) dem Freiherrn von Weiler. Landacht: Roggen und Haber je 4 Simri 2 Vierling.

Ferner waren Gülten zu den Stiftungspflegen Thalheim, Heilbronn und Lauffen, sowie zu den Pfarreien Eschenau und Kaltenwesten, und zum Hofcameralamt Lauffen zu entrichten, welche mit zusammen 1231 fl. 55 kr. abgelöst worden sind.

Schotzach war Filial von Auenstein, bevor es im Jahr 1488 der Parochie Ilsfeld zugetheilt wurde.

Eine zu Schotzach gehörige Mühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe liegt 1/8 Stunde westlich vom Ort an der Schotzach.

Die von Lauffen herführende Römerstraße lief durch den Ort und von da nach Abstatt (s. d. allg. Theil); in neuester Zeit wurde beim Graben eines Kellers im Ort Pflaster mit eingefahrenen Radleisen nebst mehreren Bruchstücken von eisernen Geräthschaften 30′ unter der Oberfläche aufgefunden; ohne Zweifel lief die Straße hier in einen tiefen Hohlweg, der später einstürzte oder verschüttet wurde.

Etwa 1/8 Stunde nördlich vom Ort zieht der von Lauffen| herkommende sog. Landgraben in der Richtung gegen den Landthurm bei Wüstenhausen vorüber (s. den allg. Theil).

Friedrich von Sturmfeder erhielt im Jahr 1396 von Graf Eberhard von Württemberg ein Stück Landes zu einem Pflug Ackers zu Lehen; aus diesem ist nachher der Hof entstanden, welchen die Familie noch jetzt zu Lehen trägt. Der Ort war ritterschaftlich und gehörte zum Canton Kocher. Bei der Canton Kocher’schen Steuerconvention von 1759 wurde die Steuer von 45 fl. 53 kr. auf 70 fl. 17 kr. erhöht. Die Württembergischen Jura reservata besorgte das Oberamt Lauffen.



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