« Kapitel B 10 Beschreibung des Oberamts Besigheim Kapitel B 12 »
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Ilsfeld,
Gemeinde II. Kl. mit 2316 Einw. a. Ilsfeld mit 2183 Einw., worunter 3 Katholiken. b. Wüstenhausen, Weiler mit 133 Einw. – Evang. Pfarrei mit dem Filial Schotzach. Die Kath. sind nach Thalheim, Oberamts Heilbronn eingepfarrt.
a) Das Pfarrdorf Ilsfeld hat Marktgerechtigkeit, ist Sitz einer Postexpedition und eines prakticirenden Arztes. Der große, etwas unregelmäßig gebaute Ort liegt 23/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt an einem mäßig geneigten südlichen Abhange gegen die nahe am Ort vorbeifließende Schotzach; dieser Bach treibt hier drei Mühlen, jede mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, nämlich die obere Mühle im Ort selbst, die mittlere 1/8 Stunde und die untere nebst Lohmühle, 1/2 Stunde unterhalb (westlich) des Orts gelegen. Der Ort mit seinen reinlich gehaltenen, steinbeschlagenen Straßen, mehreren im modernen Styl erbauten Häusern, auch Mauern und Gräben, hat ein städtisches Ansehen. An den Mauern, welche einen großen Theil desselben umgeben, stehen noch halbrunde, mit Schießscharten versehene Thürme, nachdem die 2 Thore, welche den ummauerten Theil des Orts abschlossen, zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts abgetragen wurden. Der mit Mauern umgebene Ortstheil bildet ein beinahe regelmäßiges, längliches Viereck und ist unstreitig älter als die an der westlichen und östlichen Seite außerhalb der Mauern stehenden Gebäudegruppen. Die dem heil. Bartholomäus geweihte Pfarrkirche, liegt auf dem höchsten Punkt an der Nordseite des Dorfs, unfern der Ringmauer; sie war mit Einschluß des ehemaligen Kirchhofes mit festen Mauern umgeben, welche in neuerer Zeit zum großen Theil abgetragen wurden. Die Kirche, welche durch Veränderungen ihrer ursprünglichen architektonischen Schönheiten beinahe ganz beraubt wurde, stammt ohne Zweifel aus dreierlei Bauperioden. Von der ursprünglichen Kirche hat sich nur noch die westliche Giebelseite, an die sichtlich an- und aufgebaut wurde, und ein an ihr befindliches, dem romanischen Styl angehöriges Rundbogenfenster mit Kleeblattfüllung erhalten; in eine zweite Periode fällt die Vergrößerung des Langhauses, die Erbauung des Chors und des untern Thurmtheiles; aus dieser Zeit ist noch das mit einem halben Achteck schließende Chor rein erhalten, welches mit seinen spitzbogigen,| in den Bogentheilen schön gefüllten Fenstern und seinen Strebepfeilern eine besondere Zierde der Kirche bildet. Eine dritte Bauveränderung hat die auf der nördlichen Langseite des Schiffs noch vorhandenen spitzbogigen Fenster, eines ausgenommen, ihrer germanischen Füllungen gänzlich beraubt und noch mehr die Südseite des Langhauses, an der oblonge Fenster unsymmetrisch eingebrochen wurden, verunstaltet. Nur ein schön gehaltener spitzbogiger Eingang ist noch unangetastet geblieben; über demselben steht die Jahreszahl 1451, welche die Zeit der Erbauung der Kirche im germanischen Styl angibt. Der mit halbem Leibe in die Kirche hineinstehende, viereckige Thurm, welcher in seinen oberen Theilen theils verändert, theils in der dritten Periode erbaut wurde, trägt ein hohes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach; auf ihm hängen drei Glocken, von denen die größte von Georg Peter Becker in Stuttgart 1769, die mittlere von Johann Georg Roth zu Heilbronn 1704 und die kleinste von C. G. Neubert in Ludwigsburg 1800 gegossen wurde. Das Innere der Kirche ist flach gedeckt und durch schlecht bemalte Emporen verdüstert; an der Wand gegen das Chor befinden sich noch mehrere Consolen mit Wappenschildern etc., die ehemalige Baldachine verrathen. Der alte, sechseckige Taufstein ist hohl, an dem Piedestal desselben sind sechs roh gearbeitete nackte Knaben (Brustbilder), von denen einer ein Kreuz, der andere einen Reichsapfel, der dritte einen Vogel und der vierte eine Art Kugel hält; von den übrigen faltet einer die Hände zum Gebet, der andere legt den Zeigefinger auf die Brust. Oben an den Ecken sind Köpfe von Bischöfen, Äbten u. s. w. angebracht, von denen zwei Kirchen neben sich haben; vorn befindet sich ein Wappenschild mit einer Scheere. Ein spitzbogiger Triumphbogen führt in das um vier Stufen erhöht gelegene, flach gedeckte Chor, in welchem noch alte, im germanischen Geschmack schön gehaltene Chorstühle stehen. Oben an der nördlichen Innenwand ist der Grabstein eines Ritters eingemauert. In der Sacristei, welche sich im untern Stockwerke des Thurms befindet, ist folgende Inschrift auf den zu Ilsfeld gebornen, in der Reformationsgeschichte von Württemberg rühmlich bekannt gewordenen Johannes Gayling, angebracht: „M. Johann Gayling Ilsfeldensis hatt damit, wie Lutherus dem Sachsenlandt also er in seinem Vatterlandt In An- undt Fortpflanzung des Evangelii beförderlich war, Anno 1523 angefangen zu predigen, ist aber damahl Röm. K. Regierung ins Exilium verjagt undt des damahls schon in Exilio lebenden Herzog Ulrich b. m. Prediger worden, doch folgendts seinem Vatterlandt durch Gottes Gnade im Evangelio an unterschiedlichen Orth als Weinsperg, Löwenstein, Baylstein undt Bottwar zu geschweiggen anderer Orthen außer dem Landt, dahin er sehnlichst vociert worden, wieder viele Jahre gedient, bis er zu gedachtem großen Bottwar 1559 selig gestorben.“| Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Der 1843 vergrößerte Begräbnißplatz für die ganze Parochie, liegt an der nördlichen Ringmauer außerhalb des Orts. Etwa 200 Schritte östlich der Kirche liegt ziemlich erhöht das wohlerhaltene Pfarrhaus mit schönem Garten, der bis an die Ringmauer sich hinzieht. Die Unterhaltung desselben hat die K. Hofdomänenkammer zu besorgen. Das an dem Begräbnißplatz gelegene Schulhaus wurde 1828 erbaut und 1841 vergrößert; ganz in der Nähe desselben steht das für die Wohnungen der Lehrer eingerichtete Gebäude. Unfern der Kirche, beinahe in gleicher Höhe mit derselben, befindet sich das sehr ansehnliche, über die nebenliegenden Gebäude hervorragende, mit Thürmchen und Glocken versehene Rathhaus, welches, seines Alters ungeachtet, noch gut erhalten ist. Die große Gemeindekelter und das Schafhaus stehen am westlichen Ende des Orts. Gutes Trinkwasser liefern 12 Pump- und 2 laufende Brunnen; von den letzteren befindet sich einer am südlichen Ende des Orts, welcher das ganze Jahr hindurch gleich laufend, besonders gutes Wasser spendet und in einem steinernen Gewölbe, auf dem die Jahreszahl 1558 steht, gefaßt ist. Früher bestand in der Nähe dieser Quelle ein Badhaus, jetzt Rothgerberei.

Die Luft ist rein und mild; Frühlingsfröste schaden zuweilen den feineren Gewächsen, welche jedoch im Allgemeinen gut gedeihen und deßhalb auch gepflegt werden. Hagelschlag ist selten, indem der Wunnenstein eine Wetterscheide bildet.

Die kräftigen und regsamen Einwohner, deren Vermögensumstände im Allgemeinen zu den mittelmäßigen gehören, ernähren sich hauptsächlich durch Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau.

Ausgezeichnete Ilsfelder sind: der bereits genannte Joh. Geyling (wie er sich selbst schrieb, gewöhnlich Gayling geschrieben), ein Mann von großer Gelehrsamkeit und standhaftem Glaubenseifer. In Wittenberg für die evangelische Lehre gewonnen, verkündigte er diese, nachdem er im Jahr 1520 u. folg. seine theologischen Studien zu Tübingen vollendet hatte, an seinem Geburtsorte. Im J. 1523 von der österreichischen Regierung verjagt, zog er als Hofprediger nach Mömpelgart und Hohentwiel zu seinem gleichfalls vertriebenen Herzog. Darauf kam er, nachdem der Herzog seine Hofhaltung hatte möglichst beschränken müssen, auf Empfehlung desselben im Jahr 1525 in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg zu dem Kurfürsten Ludwig. Im J. 1528 wurde er von dem Markgrafen Georg von Anspach, an dessen Hof berufen, später versah er die Pfarrstelle in Feuchtwangen. Nach der Wiedereroberung des Landes berief ihn Herzog Ulrich zum Prediger nach Weinsberg (1535), durch das Interim 1548 von hier vertrieben, hielt er sich bis 1551 in Löwenstein| auf, wurde hierauf Stadtpfarrer in Beilstein, 1552 in Botwar, wo er den 27. Februar 1559 starb. (Schönhuth, Joh. Gayling. Tuttlingen, 1835. 8.)

Joh. Christoph Schwab, geboren den 10. Dez. 1743, Sohn des herrschaftlichen Renovators, und zu Tübingen in der Philosophie und Theologie gebildet. Seit 1778 Professor der Logik und Metaphysik an der hohen Karlsschule, 1785 geheimer Secretär mit Hofrathstitel, 1793 geheimer Hofrath und von Herzog Ludwig Eugen, dessen Hauptgehülfe bei den Regierungsgeschäften er war, bis zu dessen Tod im Jahr 1795 mit der Direction der geheimen Canzlei betraut, 1816 Mitglied des Oberstudienraths. In weiteren Kreisen machte er sich bekannt als einer der eifrigsten und letzten Verfechter der Leibnitz-Wolfischen Philosophie, durch seine Bearbeitung von „Euklids Data“ und durch seine Preisschrift über die „Ursachen der Allgemeinheit der französischen Sprache“. Er starb zu Stuttgart den 15. Apr. 1821. (S. über ihn das Conversationslexikon.)

Die ausgedehnte, wohl arrondirte Markung von Ilsfeld ist ziemlich uneben und hat einen fruchtbaren Boden, der theils aus Diluviallehm, theils aus schwerem Thon besteht; an Stellen aber, wo der Lettenkohlensandstein der Oberfläche ziemlich nahe tritt, wird der Boden leicht und sandig und an den steilen Abhängen gegen die Thäler kalkhaltig. Auf der Markung befinden sich mehrere, Privaten gehörige Lettenkohlensandsteinbrüche, aus denen gute Werksteine genommen werden, ein Muschelkalksteinbruch, der Eigenthum der Gemeinde ist und das nöthige Straßenmaterial liefert; ferner eine dem Ziegler gehörige Lehmgrube.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben; zur Besserung des Bodens kommt, außer dem gewöhnlichen Stalldünger, Jauche, Pferch und Gyps in Anwendung. Die Düngerstätten sind zweckmäßig angelegt und der Brabanterpflug, wie auch die Egge haben längst Eingang gefunden. Größere geschlossene Güter sind, außer dem Gemeindegut Hegenberg, nicht vorhanden. Im System der Dreifelderwirthschaft, mit beinahe ganz angeblümter Brache, baut man die gewöhnlichen Getreidearten, so wie Kartoffeln, Angersen, Futterkräuter, Mohn, Reps, ziemlich viel Hanf aber nur wenig Welschkorn. Auf den Morgen kommt Aussaat an Dinkel 6 Simri, an Hafer 4 Simri, an Gerste 3 Simri, an Roggen 2 Simri und an Weizen 21/2 Simri; der durchschnittliche Ertrag wird zu 7 Scheffel Dinkel, 41/2–5 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste, eben so viel Roggen und 3 Scheffel Weizen pr. Morgen angegeben. Der geringste Preis eines Morgens Acker ist 60 fl., der mittlere 200 fl. und der höchste 400 fl. Der Absatz der Produkte geht meist nach Heilbronn.

Die Wiesen, von denen nur ein kleiner Theil bewässert werden kann, sind zweimähdig und liefern durchschnittlich pr. Morgen 20–25 Centner| Heu und 10–12 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 80 bis 400 fl.

Der Weinbau, welcher sich meist mit Silvanern, Elblingen und Gutedeln beschäftigt, ist unbedeutend und liefert einen mittelmäßigen weißen Wein, der sich nicht gut auf das Lager eignet. Die Bauart, bei der man 2800 Stöcke auf einen Morgen rechnet, ist die im Unterlande übliche. Der Wein wird meist im Orte selbst verbraucht und kostete per Eimer in den Jahren 1846 40–55 fl., 1847 15–16 fl., 1848 10–11 fl., 1849 11–12 fl. und 1850 8–10 fl. Der höchste Ertrag eines Morgens ist 8 Eimer und die Preise des Morgens bewegen sich von 160 bis 200 fl.

Das Obst geräth sehr gerne und wird in großer Ausdehnung gezogen; außer den gewöhnlichen Mostsorten pflegt man auch feines Tafelobst und von Steinobst besonders Zwetschgen; Verkauf nach Außen findet wenig statt.

Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 900 Morgen Waldungen, welche meist mit Laubhölzern und Eichenoberholz bestockt sind; sie werden im 25jährigen Umtrieb bewirthschaftet und ertragen jährlich ungefähr 6000 Stück Wellen, von denen jeder Bürger etwa 15 Stücke erhält. Das Oberholz wird im Aufstrich verkauft und gewährt 800 bis 900 fl. jährlichen Erlös.

Von eigentlichen Weiden sind etwa 5 Morgen vorhanden, die mit der Brache und Stoppelweide an einen Schäfer um etwa 550 fl. jährlich verliehen werden, woneben noch ungefähr 400 fl. für Pferchnutzung der Gemeindekasse zufließen.

Was die Viehzucht betrifft, so werden Pferde im Ort wenig gezogen, sondern meist schon erwachsen, zuweilen auch als Fohlen von durchreisenden Händlern oder auf Märkten gekauft. Um so beträchtlicher ist der Rindviehstand, welcher in einer gewöhnlichen Landrace von mittlerem Körperbau und meist rothbrauner Farbe gezüchtet wird. Die Faselviehhaltung ist mit dem Pacht des Gemeindeguts Hegenberg verbunden, so daß zwei Pächter des größeren und ergiebigeren Guts theils die erforderlichen 6 Zuchtstiere halten, ein dritter weniger Betheiligter den Eber unterhält und der vierte, dem der geringste Theil des Guts zukommt, aber von der Faselviehhaltung frei ist. Von den Pächtern zahlt jeder noch jährlich etwa 120 fl. Pacht an die Gemeindekasse. Der Handel mit Vieh ist nicht sehr beträchtlich. Die Schafzucht wird mit ganz unbedeutenden Ausnahmen von dem Gemeindeschäfer betrieben, der auf der Markung etwa 580 Stück, meist Bastarde, laufen läßt und seine Heerde im Ort überwintert; die Wolle kommt nach Heilbronn. Die Nachzucht der Schweine ist unbeträchtlich, dagegen die Haltung von| einigem Belang; die Ferkel werden meist auswärts aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet. Von Geflügel zieht man hauptsächlich Gänse, übrigens meist nur für den Hausverbrauch; auch Federkiele werden zuweilen an Händler verkauft. Bienenzucht wird in 76 Stöcken betrieben.

Als Gewerbe sind außer den schon angeführten Mahlmühlen, noch eine Gypsmühle, 2 Ölmühlen, eine Pottaschensiederei und eine Ziegelhütte zu nennen; sie werden gut betrieben und ihre Fabrikate finden zum Theil nach Heilbronn Absatz. Die Professionisten, unter denen die Weber am stärksten vertreten sind, dienen nur den örtlichen Bedürfnissen. Schildwirthschaften sind 12 im Ort; auch bestehen 2 ansehnliche Handlungen, welche mit Colonialwaaren, Ellenwaaren, Eisen u. s. w. auch auswärtige Geschäfte machen. Durch Vicinalstraßen nach Lauffen, über Auenstein nach Großbottwar und über Flein nach Heilbronn ist der Ort mit der Umgegend in hinlänglichen Verkehr gesetzt. Der von Stuttgart über Groß-Bottwar nach Heilbronn gehende Eilwagen trifft einmal des Tags auf seiner Hinfahrt und einmal auf seiner Rückfahrt in Ilsfeld ein. Im Ort und auf der Markung desselben befinden sich 7 Brücken, und zwar 6 von Stein und eine von Holz.

Im Ort werden jährlich 3 Märkte abgehalten, nämlich den 20. Februar und den 22. Mai je ein Vieh- und Krämermarkt, den 25. August ein Leinewand-, Krämer- und Holzmarkt; sie sind sehr besucht, namentlich der letztere mit rohen und verarbeiteten Holzwaaren.

Als Wappen führt Ilsfeld im silbernen Feld einen Baum und über demselben ein Hirschhorn.

Außer der Volksschule, an der 2 Schulmeister und 2 Lehrgehilfen unterrichten, besteht auch eine vor 10 Jahren gegründete Industrieschule. In den Jahren 1829–30 sind 2 öffentliche Backhäuser mit einem Gemeindeaufwand von je 250 fl. erbaut worden.

Die Gemeinde, deren Haushalt sehr geordnet ist, hat beträchtliche Revenuen; über das Vermögen derselben, wie über das der Stiftungspflege, stehe Tabelle III. Aus einer Stiftung von 450 fl. werden die Zinsen zu Brod für Unbemittelte verwendet; auch beruht es auf der Stiftung einer adeligen Dame, daß jede Nacht um 10 und um 2 Uhr die Glocke auf dem Rathhaus geläutet wird, um den verirrten Wanderer in den Ort zu leiten, und daß im Frühjahr jedem Einwohner ein Wecken (Spendeweck genannt) verabreicht wird, bei welcher Veranlassung der Schulmeister mit seinen Schülern ein Kirchenlied singt und einen Psalm verliest.

Die Zehentrechte auf der Markung waren sehr getheilt; und zwar| hatte vor der nach den Gesetzen von 1848 und 1849 neu eingetretenen Ablösung sämmtlicher Zehenten zu beziehen:

1) Das Hofcameralamt Lauffen: den großen, kleinen, Obst-, Noval-, sogenannten Oberstenfelder-, Gruppenbacher- etc. Zehenten, den Pfarrei-Heuzehenten aus circa 90 Morgen Wiesen und den Commenthurschen Zehenten, den Heuzehenten; sodann am sogenannten Gendacher Zehenten 31/72 (s. u.), an dem sogenannten Weiler’schen Zehenten verschiedene Antheile. 2) Freiherr von Weiler 5/6 am Weiler’schen großen Frucht- und Weinzehnten, 3/5 vom kleinen sogenannten Weiler’schen Zehenten und weitere wenige Zehentantheile. 3) Freiherr v. Gemmingen die Hälfte am Gendacher Zehenten. 4) Die Heiligenpflege den großen und kleinen Zehenten aus circa 19 Morgen Äckern.

An sonstigen grundherrlichen Abgaben wurden nach den Gesetzen von 1848 abgelöst:

1) dem Hofcameralamt Lauffen Gülten an Geld 66 fl. 1 kr., Roggen 106 Scheff. 4 Sri., Dinkel 148 Scheff. 6 Sri., Haber 147 Scheff. 5 Sri., Erbsen 5 Sri. und Heu 4 Wannen. Landachten oder nach Zelgfrüchte: Roggen 18 Scheffel 4 Sri., Dinkel 16 Scheffel 1 Sri., Haber 37 Scheff. 6 Sri. gegen 28.490 fl. 22 kr. Ablösungscapital und außerdem noch besonders an Bodenwein 3 Eimer 111/2 Imi. 2) Der Ortsstiftungspflege Gülten an Geld 1 fl. 15 kr., Roggen 2 Scheff. 5 Sri., Dinkel 10 Scheff. 2 Sri., Haber 3 Scheff. 7 Sri., Erbwein 6 Imi. Landacht Roggen 13 Scheff. 7 Sri., Dinkel 2 Scheff. 4 Sri., Haber 18 Scheff. 7 Sri., Hellerzinse 1 fl. 5 kr., Holzhauer-Geld 16 fl. 5 kr., gegen ein Ablösungskapital von zusammen 2193 fl. 42 kr. 3) Die Stiftungspflege Heilbronn: Roggen 6 Scheffel 7 Sri. 3 Vierling, Dinkel 3 Scheff. 1 Sri., Haber 8 Scheffel 6 Sri., Erbsen 3 Vierl., gegen 1218 fl. 24 kr. Ablösungskapital. 4) Dem Freiherrn v. Weiler: Geldzinse 1 fl. 4 kr., Landachten: Roggen 8 Sri., Haber 7 Sri. 5) Dem Freiherrn v. Gemmingen: Geldzinse 52 kr., Gülten: Roggen, Dinkel und Haber je 6 Sri., Erbsen 1 Sri. und endlich 6) dem Freiherrn v. Sturmfeder: Bodenwein 10 Imi 8 Ms. 1 Sch.

Hellerzinse, Fastnacht- und Rauchhühner waren schon nach dem Gesetze von 1836 zur Ablösung gekommen. Auch wurden in den Jahren 1830 und 1839 die Baufrohnen der Gemeinde an herrschaftlichen Gebäuden und an der Neckarbrücke zu Lauffen mit zusammen 1607 fl. abgekauft.

Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort zieht eine Römerstraße unter den Benennungen „Heerstraße, Heerweg“ vorüber (s. den allg. Theil), und auf der linken Seite der Schotzach, dem Thal entlang, führt der sog. Burgweg zu einer Stelle, wo nach der Sage ein Schloß gestanden| sein soll; man sieht dort noch eine kleine Erhöhung, die letzten Reste eines in der Thalebene künstlich aufgewogenen Hügels, des sog. Hainhardtsbuckel. Etwa 3/4 Stunden südöstlich vom Ort befindet sich im Gemeindewalde ein ziemlich hoher Grabhügel, der Katzenbuckel genannt.

Der Landthurm, mit einem an die Ostseite desselben angebauten freundlichen Wohnhaus nebst Scheune, liegt auf Ilsfelder Markung 1/8 Stunde südwestlich von Wüstenhausen am Erlenbach. Dieser an dem ehemaligen Landgraben (s. den allg. Theil) stehende Thurm ist viereckig und hatte eine spitzbogige Durchfahrt, welche jetzt auf einer Seite zugemauert ist.

Ilsfeld, ursprünglich Reichsgut, erscheint erstmals in einer Urkunde vom 15. Febr. 1102 und zwar als gelegen im Gau Schotzachgau in der Grafschaft des Grafen Adelbert (von Calw); damals schenkte K. Heinrich IV. an das Hochstift Speyer das praedium Ilisvelt nebst allen Zugehörungen, mit alleiniger Ausnahme der Güterstücke zu Jendan (in villa Jendan, einem noch lange in dem sog. Gendacher Zehenten fortlebenden Namen), welche letztere der Kaiser an das Kloster Sinsheim stiftete (Wirt. Urk. Buch 1, 331). Der erste deutsche König aus dem Hause Hohenstaufen, Konrad III., der Erbe der salischen Könige, suchte aber dieses Gut an seine Familie zu bringen und sparte keine Bitten, ja schritt selbst zu Drohungen, bis im Jahr 1147 der Bischof Günther von Speyer diesen Besitz Konrad’s Sohn, Heinrich († 1150), zu Lehen gab, wodurch sich der Bischof die Freiheit auswirkte, zu dem bevorstehenden Kreuzzuge nicht ausrücken zu müssen (laut Urkunde des Bischofs vom 13. März 1157).

Vom hiesigen Ortsadel kommt am frühesten vor Albert, im Jahr 1231 Zeuge Hermanns Markgrafen von Baden (Wibel, Hohenl. Kirchengesch. 4. Cod. dipl. S. 7). Einhard von I. ist im Jahr 1280 Zeuge Graf Gotfried’s von Tübingen (Mone, Zeitschr. 3, 350).

Im 14. Jahrhundert waren verschiedene Herren hier begütert. Am 16. Jan. 1330 verkaufte Konrad von Heinrieth zwei Alode an den Grafen Nicolaus von Löwenstein (Act. Theod. Pal. 1, 358). In der Mitte des 15. Jahrh. hatte Bernolt von Urbach von Mundelsheim „zu Lehen einen Hof zu I., heizzet des Hempen Hof“ (Sattler, Grafen 4, Beilage Nr. 61); am Ende desselben Jahrhunderts hatte Else von Urbach, Gemahlin Cunzens von Smalenstein, Güter und Erbtheil unter anderen Orten auch in I. (laut Urk. v. 1390 bei Sachs, Einl. in die Gesch. v. Baden 2, 195). Im J. 1376 verwies Dieter von Weiler seine Hausfrau Christine von Massenbach mit 300 fl. Morgengabe auf den hiesigen Zehenten. Im Jahr 1412 verkaufte Konrad von Schaubeck an die| Pfarrkirche zu Heilbronn für 460 fl. einen Hof, welchen Graf Heinrich von Löwenstein freite.

Württemberg besaß die Oberherrlichkeit in I. mit Gütern und Gefällen schon im 15. Jahrhundert, verpfändete sie 1432 an Hans von Helmstadt (wieder eingelöst 1434) und 1463 an Hans Dietrich v. Gemmingen (wieder eingelöst 1474). Es kaufte Güter von Konrad v. Heinrieth den 19. April 1456 und mit der Herrschaft Liebenstein (s. diese) in den Jahren 1673 und 1678.

Zehenten kaufte Württemberg im J. 1442 von Schwigger Sturmfeder und belehnte Hans von Frauenberg damit den 19. April 1456; auch belehnte es im J. 1504 Dietrich v. Weiler mit dem „Fünffteil an dem großen Zehenden zu Ilßvelt an Früchte und etlichen Arten Win, item und Aintheill an dem Jenacher Zehenden, item zu Ilßvelt die Fünfftail am clainen Zehenden How Krut Kalber Gens unnd Hüner, wie das bißher von der Pfalz her zu Lehen gangen ist“ (Sattler, Herzoge, 1. Beil. Nr. 40). Über hiesige Zehenten, welche zum Schloß Thalheim gehörten, erhielt Johann Ludwig v. Sperberseck am 23. Apr. 1675 von Württemberg die Belehnung.

Von Klöstern war außer dem bereits erwähnten Kloster Sinsheim das Kloster Schönthal schon im J. 1237 in I. begütert, es hatte laut der Bulle Papst Gregors IX. vom 21. Mai d. J. in Hillisfelt possessionem.

An hiesiger Kirche bestund im 15. Jahrhundert eine Pfarrstelle und eine Frühmesserei; dazu stiftete die Gemeinde im J. 1468 noch die St. Peterspfründe.

Im J. 1300 vertauschten Graf Eberhard von Württemberg und sein Sohn Ulrich ihren Frohnhof mit allen seinen Zugehörungen, dem Pfarrlehen zu I. und Wunnenstein mit dem Johanniterorden gegen dessen Bergschloß Jungingen an der Starzel und benachbarte Besitzungen. Auf diese Weise zum Besitz der Kirche gelangt, blieb dieser Orden in demselben bis zur Reformation. Hierauf wurde das Patronat und die Nomination Württembergisch, wie sie auch jetzt der Krone zustehen. Für die Johannitter Ordensbesitzungen hatte die Commende Rohrdorf-Dätzingen einen eigenen Verwalter in Ilsfeld bestellt, bis im Jahr 1806 das Ordensvermögen von der Krone Württemberg incamerirt und sofort dessen Renten zu Ausstattung des Militärverdienst-Ordens bestimmt wurden.

Im Kriege des schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich befand sich das Heer des Herzogs Wilhelm von Bayern am 9. Mai 1519 zu I. und in der Umgegend. Im schmalkaldischen Krieg kam der Prinz von Sulmona mit der Reiterei im Dezember 1546 in den Ort und weilte| hier einige Tage. Im 30jährigen Krieg wurden 196 Gebäude eingeäschert und die Zahl von 244 Bürgern schmolz auf 100 herab; der Kriegsschaden von 1634–36 belief sich auf 221.021 fl. In Zeiten des zweiten niederländischen Krieges war hier am 15. Jan. 1675 das brandenburgische Hauptquartier, beim Reichskrieg gegen Frankreich zu Ende Julis 1693 das des Dauphins, wobei der Ort viel Ungemach erlitt.

b) Der mit eigener Markung versehene Weiler Wüstenhausen liegt hinter Obstbäumen versteckt in dem Gruppenbach-Thälchen, 3/4 St. nordöstlich von Ilsfeld und 1/2 Stunde nördlich von dem zum Oberamt Marbach gehörigen Dorfe Auenstein, wohin der Ort mit Ausnahme von zwei, in die Kirche und Schule nach Unter-Gruppenbach gehörigen Familien, eingepfarrt ist. Von der früheren Kirche, welche gegenwärtig als Scheune benützt wird, steht noch das mit einem halben Achteck schließende Chor und ein Theil des Langhauses. Die im früh-germanischen Style gehaltenen Fenster wurden, mit Ausnahme von einem noch gut erhaltenen, zugemauert. Im Innern des Gebäudes sind noch an den Wänden hinauflaufende Halbsäulen, sowie ein mit einer schönen Rosette schließendes Kreuzgewölbe sichtbar. Zunächst dieses ehemaligen Kirchleins steht ein auffallend großes, steinernes Kreuz, auf dem ein Ring angebracht ist. Gutes Trinkwasser liefern 2 Pump- und 2 Schöpfbrunnen in hinreichender Menge. Ein öffentliches Backhaus wurde im Jahr 1846 erbaut.

Wegen der natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse siehe die Ortsbeschreibung von Ilsfeld.

Vicinalstraßen gehen nach Auenstein, nach Unter-Gruppenbach und nach Flein.

An grundherrlichen Gefällen haben hier außer dem K. Hofcameralamt Lauffen, welchem der Zehente ausschließlich zusteht, die Fürsten von Löwenstein nur 33 kr. und der Freiherr von Gemmingen 2 fl. 15 kr. Hellerzins zu beziehen.

Südlich von Wüstenhausen, in dem sog. „Feldle“, bis wohin nach der Volkssage früher der Ort gereicht haben soll, ist man auf Grundreste röm. Gebäude gestoßen.

Wüstenhausen kommt erstmals vor im J. 1330; den 16. Jan. d. J. verkaufte Konrad von Heinrieth in diesem Orte, welcher in der Urkunde als villa Husen bezeichnet wird, zwei Allode an den Grafen Nikolaus von Löwenstein (Act. Theod. Pal. 1, 358).

Das Dorf gehörte als Weinsbergisches, dann als Pfälzisches Lehen zur Herrschaft Stettenfels und war im 14. Jahrhundert in Händen der von Sturmfeder. Im Jahr 1400 verkaufte Hans von Sturmfeder seinen Theil des großen und kleinen Zehenten an den hiesigen Kaplan| Johann Helpfrich. Den Weiler W. selbst veräußert Heinrich Sturmfeder den 25. Jan. 1462 an Rafan von Helmstadt (König, Sel. jur. publ. noviss. 6, 234). Herzog Ulrich von Württemberg eroberte diese Lehen im J. 1504, verlieh es denen von Thumb 1507; diese verkauften es später an die Herren von Hürnheim und 1556 kam es an die Fugger. Im J. 1599 schloß Württemberg mit dem Grafen Christoph Fugger einen Vergleich über die Grenzen und staatsrechtlichen Verhältnisse der Herrschaft Stettenfels und insbesondere der Fuggerschen Hofbauern zu Wüstenhausen.

Wüstenhausen theilte sofort die Schicksale genannter Herrschaft, welche im Jahr 1747 von den Grafen Fugger an Württemberg kam (s. O. A. Heilbronn), aber der Ritterschaft (Canton Kocher) bis zu deren Auflösung steuerbar blieb.

Eine capella in Hausen erscheint im Verzeichniß der Ruralcapitel des Hochstifts Würzburg aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (Würdtwein, Subsid. 5, 371).

Ältere Lagerbücher enthalten über den ehemals Stettenfels’schen Drittelhof zu Wüstenhausen folgende Bestimmungen. Der Hofbesitz und alle die auf dem Hofe Güter bauen, sind nach Stettenfels oder Gruppenbach gerichtbar, während die übrigen Unterthanen zu W. nach Ilsfeld gerichtbar sind. Doch bezieht kraft Vertrags von 1515 von den „auf die vorgeloffene Mißhandlungen mit Recht erkennt und angesetzten Strafen“ aus dem Drittelhofe die Vogtei zu Lauffen oder die Beamtung zu Ilsfeld zwei Dritttheile und die Herrschaft Stettenfels ein Dritttheil (Reyscher, Statut.-R. 233).

Am 30. April 1460 wurde zwischen Wüstenhausen und Helfenberg ein Gefecht zwischen den württembergischen und kurpfälzischen Truppen geliefert, in welchem die Württemberger dadurch siegten, daß eine Abtheilung, welche in einem Hinterhalt versteckt war, plötzlich hervorbrach.



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