« Kapitel B 3 Beschreibung des Oberamts Balingen Kapitel B 5 »
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4. Dürrwangen,


Gemeinde III. Klasse mit 642 Einw., worunter 30 Kath., 1 Israel. a. Dürrwangen, Pfarrdorf, mit 629 Einw.; b. Sägmühle, Haus, 8 Einw.; c. Ziegelhütte, Hof, 5 Einw. Die Kath. sind nach Lautlingen eingepfarrt.
Dürrwangen liegt an der eben aus dem Lautlinger Thal getretenen Eyach in dem Winkel, den diese mit dem von Streichen herabkommenden Büttebach, unten Schalksbach genannt, bildet. Die Eyach hat sich hier in den Opalinusthonen ein ziemlich tiefes Bett gefressen, über dessen rechten Steilrand das lang gestreckte Dorf sich hinzieht, von drei Seiten von den Vorhöhen der Alb umschlossen, nach vorne gegen das Wellenland der Balinger Gegend sich öffnend. Unterhalb des Schalksbachs wird auch das Bett der Eyach flacher und beide verursachen oft großen | Schaden. Herrliche Aussicht auf den gewaltigen Thalschluß (besonders vom Kirchthurm), die Erhebung über die beiden zusammenstoßenden Thalschluchten, sowie der mannigfaltige Anbau, besonders ein Reichthum an Obst- und anderen Bäumen, machen die Lage zu einer ausgezeichneten.

Die Balingen-Ebinger Staatsstraße durchzieht der Länge nach den schmucken Ort, der neben guten, alten Holzhäusern viele schöne neue zeigt.

Die Kirche liegt weithin sichtbar, vom alten, zum Theil noch ummauerten Kirchhof umschlossen (ein neuer seit 1837 außerhalb des Orts) auf einer Terrasse, im oberen Theil des Orts; sie zeichnet sich namentlich durch ihren hübschen, mit Strebepfeilern eingefaßten aus dem Achteck konstruirten Chor aus, an dessen Nordseite der mit einer Holzgallerie versehene und mit einem Zeltdach gedeckte Thurm sich erhebt. An der Südwestecke der Kirche steht der Grabstein des Pfarrers Schwan, geb. 1687, gest. 1737. Die Fenster des Chors, sowie noch eines der Südseite zeigen schönes, spätgothisches Maßwerk. Das Innere zeigt im Langhaus eine hübsch getäfelte, flache Decke. Der kräftig profilirte, gothische Triumphbogen führt in den Chor, dessen schönes Sterngewölbe auf schildförmigen Konsolen, in den Ecken auf Fratzen sitzt und skulpirte Schlußsteine (Petrus, Maria mit Kind) hat. In die Sakristei führt eine hübsche, gothische Pforte mit gekreuzten Stäben, die gewundene Füße haben, und gutem Schmiedeisenbeschläg an der Thüre. Das Ganze analog den Formen der Kirche zu Frommern. Der Altarcrucifixus (unter Lebensgröße), gleichfalls ein altes, gutes Werk, von mildem Ausdruck des Hauptes. Der Kanzelstock hübsch geschnitzt, gewunden; der Taufstein neugothisch. Von den 3 Glocken des Thurmes zeigt die kleinste keine Schrift; die mittlere in besonders schöner Majuskelschrift: O rex glorie. Lucas Marcus Matheus St. Johannes Die größte ebenfalls in Majuskeln: Sancta Maria ora pro cristianitate omni cum pulser. o rex glorie veni cum pace. Die Kirche ist von der Stiftung zu erhalten. Ganz nahe bei ihr liegt das alte, aber freundliche und wohnliche Pfarrhaus, von schönen Gärten umgeben und gleichfalls mit freier Aussicht; es ist vom Staat zu erhalten. Das Schulhaus, 1818 erbaut, liegt angenehm sonnig, mitten im Ort, enthält 2 Lehrzimmer und die Wohnung des ständigen, wie des unständigen Lehrers. Das benachbarte Rathhaus stammt von 1798. Auch ein Armenhaus besitzt die Gemeinde.

| Mit Trinkwasser ist der Ort gut versehen durch 5 laufende, 7 Pump- und 12 Schöpfbrunnen. Ersteren wird das Wasser durch hölzerne, eiserne und thönerne Deuchel zugeleitet; die abgängigen hölzernen werden durch eiserne, wo Gefäll vorhanden, durch thönerne ersetzt.

Von der Hauptstraße zweigt eine Vizinalstraße nach Stockenhausen ab. Es bestehen 3 steinerne, 2 hölzerne Brücken, 3 Stege; außer einer der steinernen hat alle die Gemeinde zu unterhalten.

Die Einwohner sind kräftig und gesund, besondere Krankheiten höchst selten. Gegenwärtig hat einer 80 Jahre erreicht (in den vierziger Jahren wurde einer 103 alt). Ihr Charakter ist im allgemeinen ein guter. Die ländliche Volkstracht weicht allmählig der städtischen. Die Vermögensumstände sind mittlere (Besitz des Vermöglichsten 31 Morgen, des Mittelmanns 9 M., die ärmere Klasse meist auf die geringe Allmande angewiesen). Auf Nachbarmarkungen besitzen die Bürger etwa 80 Morgen.

Der Hauptnahrungszweig ist die Landwirthschaft. Das Gewerbe ist unbedeutend. Einige Schuhmacher arbeiten nach außen; auch Körbe werden geflochten. 2 Bretterhändler setzen hauptsächlich nach Ebingen ab. Neben 2 Mahlmühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang (eine auch mit Hanfreibe) bestehen 2 Sägmühlen; ferner dienen dem Verkehr 4 Wirthschaften, wovon 2 mit Bierbrauerei, und 4 Krämer. Im Winter wird Industrieschule gehalten.

Die mittelgroße, wohlabgerundete Markung gehört ganz dem braunen Jura und zwar hauptsächlich dem unteren an, dem entsprechend herrscht Thonboden vor, schwer, naßkalt, zum Theil steinig (Juraschutt), nicht tiefgründig und dann hitzig; einige saure Wiesen kommen vor. Die Quellverhältnisse sind sehr günstig; die bedeutendste Quelle der Hakenbrunnen gegen Thieringen. „Am Ostrande vom Horn rinnt der Hakenbrunnen unter einer mit Riesenschwämmen erfüllten Betawand hervor – Rösler, Beiträge 173: „„dessen Namen von einem in dem Felsen befestigten Haken herkommt, vermittelst dessen die Leute den nächsten Weg nach Thieringen gehen. Der Brunn dringt unten am Felsen armsdick mit Gewalt heraus und stürzt sich mit Heftigkeit bergab. Er versieget des Sommers in der größten Hitze nicht und gefriert auch des Winters in der heftigsten Kälte nicht zu. Man höret öfters innerhalb des Felsens ein gewaltiges Rauschen und Sausen des Wassers, als ob sich ein starker Bach im Felsen ergöße““. Statt des Hakens sind jetzt Staffeln in | den Felsen gehauen. Wir sahen die Quelle im hohen Sommer bei 24° R. Luftwärme fingerdick mit 6° R. herausfließen und hörten dabei im Innern ein sanftes Murmeln. Mehrere trockene größere Löcher in der Nähe zeigten, daß in wasserreichen Zeiten wohl armsdicke Strahlen herausfahren können und der alte, bewährte Beobachter keineswegs übertreibt“ (Quenstedt). Zur Leitung in den Ort eignet sich diese Quelle nicht, wohl aber die Aiblequelle, welche den Hauptbrunnen speist; außerdem der Bitzer und der Bohlbrunnen.

Die Landwirthschaft wird mit allem Fleiß betrieben, sollte sich aber noch mehr auf Futterbau legen, wozu die projektirte Feldwegregulirung das Ihrige thun wird. Zur Düngung genügt der natürliche Dünger samt dem wohlfeilen Pferch. Die Jauche wird sorgfältig gesammelt. Der Pflug ist der Wendepflug, einige eiserne Eggen sind vorhanden; eine Walze besitzt die Gemeinde, Futterschneidmaschinen sind ziemlich verbreitet. Von der Brache wird 4/5 angebaut mit Klee, Kartoffeln, Futterwicken, Prudelklee. Auch ziemlich Hanf wird gebaut und Tuch noch verkauft. Dinkel, Haber, weniger Gerste und Einkorn sind die Hauptfruchtarten; erstgenannte gedeiht in trockenen Jahren besonders gut. Der Futterbau ist in Zunahme und erzielt dreiblättrigen und Luzernerklee, auch Futterwicken und Prudelklee. Vom Dinkel sät man auf den Morgen 8–10 Sri. und erntet 4–7 Schffl., von Haber 4 Sri. zu 5 Schffl., von Gerste 31/2 bis 4 Sri. zu 4 Schffl., von Einkorn 7 Sri. zu 5 Schffl. In günstigen Jahrgängen verkauft man 150 Schffl. Dinkel, 25 Schffl. Haber. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, die Wiesen zweimähdig, das Erzeugnis mittelmäßig; der Morgen erträgt gegen 40 Ztr. Es wird noch Futter zugekauft.

Feinere Gewächse gedeihen bei dem ziemlich rauhen und vielfach wechselnden Klima nicht leicht, auch der Gemüsebau wird fast nur für eigenen Bedarf getrieben. Dagegen wird der Obstzucht neuerer Zeit Fleiß zugewendet und auch feinere Sorten gezogen, besonders welsche Bratbirne, Knausbirne, Fäßlesbirne, grüne Wasserbirne, Luike, Goldparmäne, Wachs- und Kanadarenette, Kaßler Renette, endlich Zwetschge und Kirsche. Eine Gemeinde- und drei Privatbaumschulen liefern die Jungstämme und ein tüchtiger Baumwart ist aufgestellt. Das Obst wird meist gemostet, auch gedörrt und gebrannt, in guten Jahrgängen können 200 Säcke verkauft werden.

| Die Gemeinde besitzt 162 Morgen Nadelwald, welche 115 Festmeter und 1600 Wellen ertragen, woraus das Besoldungsholz an Pfarrer und Lehrer bestritten wird, 340 Mark in die Gemeindekasse fallen.

Die Weiden sind gesund und gut, werden mit fremden wie einheimischen Schafen befahren und ertragen der Gemeinde 700 Mark jährlichen Pacht und 500 Mark für Pferchnutzung. Die Allmanden sind in Stücken von 1 Morgen an die Bürger verliehen und tragen 108 Mark. Einige Wiesen dienen der Farrenhaltung. Pferdezucht und -haltung ganz unbedeutend. Dagegen gute Rindviehzucht, wofür die Gemeinde zwei Simmenthaler Farren hält und jährlich 228 Mark Entschädigung zahlt. Stallfütterung ist allgemein; Viehhandel wird auf den Märkten Balingen und Ebingen getrieben, auch bessere Ochsen werden verkauft. Schafzucht treiben 3 hiesige Bürger (Rauhbastarde) und überwintern auch. Im Sommer laufen 200 Stück. Die Wolle kommt größtentheils nach Tuttlingen, die Schafe auf verschiedene Schafmärkte. Die Schweinezucht war bis 1878 bedeutend; in diesem Jahr wurden wegen mißrathener Kartoffelernte die meisten Mutterschweine abgeschafft; es wurde die englische Race gezüchtet und die Ferkel auf den Balinger Markt gebracht. Auch gemästet wurden viele Schweine und zu 2/3 abgesetzt. Ziegenzucht ist ganz unbedeutend, Geflügelzucht umfassend (Enten wenig), auch für den Verkauf nach Balingen. Die Bienenzucht ist im Abnehmen; etwas Wachs und Honig konnte früher abgesetzt werden.

Fischerei ist unbedeutend und wird nicht verpachtet. Einige Forellen und Schuppfische, auch Krebse kommen vor.

Das Stiftungsvermögen beträgt 4822 Mark, seine Erträgnisse werden zu den laufenden Kirchen- und Schulausgaben verwendet.

Der Name des Orts wurde ursprünglich Turriwanc, Turiwang, Turnewanc, Durnwanch, Durniwangen u. s. w. geschrieben und wird derselbe wohl passender mit dem Stamme thurn, alt- wie neuhochdeutsch dorn (spina), als mit dem altsächsischen thurri, althochdeutschen durri, neuhochdeutschen dürr (aridus), und wang (campus) in Verbindung zu bringen sein, zumal da letzteres zur Beschaffenheit seiner Lage nicht stimmen will.

Dürrwangen verdankt seine erstmalige Erwähnung der Vergabung hiesigen Besitzes mit der Kirche durch die Herren von | Winzeln an das Kloster St. Georgen im J. 1094 (vergl. unten bei Ehestetten). Während sodann in der Bestätigung des St. Georger Besitzes durch Pabst Innocenz II. vom 14. April 1139 desselben gar nicht gedacht wird, urkundet Bischof Hermann von Constanz (wohl I., reg. 1141–1165), daß das Kloster St. Georgen in einem Streit mit dem Priester zu Dürrwangen in Betreff des Zehntbezugs allda obgesiegt habe, und findet sich in der folgenden Bestätigung durch Pabst Alexander III. vom 26. März 1179 sogar der Ort selbst mit der Kirche und der Hälfte des Zehnten als dem Kloster zustehend aufgeführt (Wirt. Urkb. 2. 10. 198). In der Folge gehörte er wenigstens zur Hälfte zur zollerischen Herrschaft Schalksburg und kam mit ihr den 3. Nov. 1403 an Württemberg (S. 279). In dem betreffenden Verkaufsbriefe findet sich zwar keine Andeutung darüber, daß es sich hier bloß um die eine Hälfte des Ortes handle, allein die andere Hälfte war damals bereits im Besitz der Familie von Bubenhofen. Schon den 5. Febr. des genannten Jahres nemlich wurden die Nachkommen und Erben Heinrichs sel. von Bubenhofen einerseits und das Kloster St. Blasien andererseits wegen Streitigkeiten in Betreff von Leuten und Gütern, sowie eines Vogtrechts allhier und zu Roßwangen (OA. Rottweil) durch Graf Rudolf (VI.) von Hohenberg und den Ritter Volz von Weitingen verglichen (Monum. Hohenb. 818); um die Mitte dieses Jahrhunderts erscheint der Antheil der Familie am Ort in der letztwilligen Disposition Wolfs von Bubenhofen (vergl. unten Geislingen) und am 10. Dezember 1468 urkundete Hans von Bubenhofen, daß Graf Ulrich von Württemberg es anerkannt habe, der Halbtheil des hiesigen Gerichts gehöre ihm, daß das Halten des Stabs zwischen den beiderseitigen Amtmännern abwechseln und der andere Amtmann immer bei dem Stabhaltenden sitzen, daß das vom Gericht Abfallende beiden Theilen gemeinschaftlich sein, die Lehenschaft der Kaplanei jedoch Württemberg allein zustehen solle (vergl. auch S. 283). Aus bubenhofischem Besitz kam diese Hälfte des Orts im Beginn des 2. Viertels des 16. Jahrhunderts mit Geislingen (s. d.) durch hailfingen-weitingen’sche Vermittelung an die Gültlingen und Stotzingen; den 20. April 1553 jedoch verkaufte Hans von Stotzingen zu Geislingen seine Ortshälfte (damals 7 Erblehenshöfe) mit allen Rechten und Zubehörden an Herzog Christoph von Württemberg um 3225 fl., so daß letztere Herrschaft von da an im Besitz von ganz Dürrwangen erscheint.

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| Nicht gerade Mitglieder eines hiesigen Ortsadels müssen gewesen sein der Bertoldus dictus de Durnewangen canonicus monasterii in Burren, welcher am Ende des 13. Jahrhunderts für sein Kloster Beuron Güter kaufte und am 27. Sept. 1296 einen Verzicht des Augsburger Domprobsts Friedrich von Zollern auf die ihm daran zustehenden Vogteirechte herbeiführte (Mon. Zoller. 1, 121 und berichtigt in Hohenzoller. Mittheil. 9, 86), sowie der Heinrich von Dürrwangen zu Reichenbach, welcher den 7. April 1404 von Graf Friedrich von Zollern genannt Mülli mit einem Gut zu Reichenbach (OA. Spaichingen) belehnt wurde (Mon. Zoller. 1, 388).

Unbedeutenderen Besitz dahier betreffend ist folgendes zu erwähnen. Als schon von seinem Vater her ererbtes Gut verkaufte Graf Heinrich von Hohenberg mit anderem nahe gelegenen Eigenthum den 20. Dezember 1347 seinen Maierhof unter der Kirche allhier an den Ritter Heinrich von Thierberg, in dessen Familie derselbe sofort geraume Zeit blieb (s. unten Hossingen). Außer dem bereits genannten Kloster St. Blasien war auch das elsäßische Kloster Ottmarsheim hier begütert, insoferne nach dem bekannten Verkaufsbrief vom 3. Nov. 1403 hiesige zollerische Leute von diesem Kloster zu Lehen gingen und das letztere um die Mitte des 15. Jahrhunderts einen Dinghof, Gülten, Zinsen und Nutzungen dahier an Wolf von Bubenhofen verkaufte (S. 313). Fünf Malter Kernen Vogtrechts aus dem hiesigen Zehnten kamen im Jahr 1438 um 163 Pfd. Heller von Bernhard Hagg von Rottweil an Dieterlin Rüber von Ebingen, im J. 1463 von ihm um 112 fl. Rh. an Werner Koch von Geislingen, im J. 1498 von Kochs Enkeln, den Geschwistern Knösch von Geislingen, um 105 fl. Rh. an die Kaplanei Balingen (St.-A.). Konrad von Höllenstein und seine Tochter Engel verkauften den 27. Oktober 1419 2 Mltr. Kernen ewiger Gült aus ihrem Hofe dahier an die Allerheiligenpfründe zu Ebingen. – Seit dem 2. Viertel des 16. Jahrhunderts wird die Johanniterkommende Hemmendorf hier als begütert genannt.

Vor dem 30jährigen Kriege wurden etliche 60, unmittelbar nach demselben etwa 30 männliche Einwohner hier gezählt. Nach dem bereits genannten Röder’schen Lexikon von Schwaben hatte der Ort 1034 Seelen.

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so war die, obigem zufolge im J. 1094 an das Kloster St. Georgen gekommene und auch im J. 1179 in dessen Besitz aufgeführte Kirche jedenfalls noch im J. 1395 demselben zuständig (s. unten). Als hiesige Pfarr-Rektoren werden genannt: im J. 1275 Walther, vielleicht ein Herr von Laubegg, zugleich Dekan des Kapitels Pforen und Inhaber von mindestens 7 Pfründen (Freib. Diöcesanarchiv 1, 30. 33. 44. 47. 151); im J. 1293 der Magister | Heinrich (Zeitschr. für Gesch. des Oberrheins 14, 342. 343); in den Jahren 1395 und 1397 Berthold (Mon. Zolleran. 1, 327. 333). Aus dem Parochialverbande wurde den 15. Sept. 1395 durch den Abt Johann von St. Georgen und den Ritter Friedrich von Zollern zu Schalksburg die Klause Wannenthal (Mon. Zolleran. 1, 327), den 11. Sept. 1844 vermittelst Errichtung einer beständigen Pfarrverweserei, das zeitweise wenigstens hier eingetheilte Filial Laufen (S. 314) ausgeschieden. Eine hiesige Sebastianskapelle wird im 15. Jahrhundert erwähnt (1431, 1481); in ihr hatte der Frühmesser der Pfarrkirche (1456, 1481, 1531) alle Wochen 2 Messen zu halten.

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde hier eine Beguinenklause gegründet, welche ihre Bewidmung namentlich drei Schwestern Hugin von Laufen zu verdanken hatte. Sie besaß ein Haus, Scheuer und Garten bei der Pfarrkirche, war aber nur wenig begütert. Ihre erstmalige urkundliche Erwähnung geschieht den 10. Oktober 1370, indem Ritter Hans von Thierberg von der alten Thierberg sein Gut zu Zillhausen um 116 Pfd. Heller an sie verkaufte. Schon in den 30er Jahren des folgenden Jahrhunderts waren nur noch eine jener 3 Schwestern, Margarethe Hugin, als Priorin und eine weitere Beguine in der Klause vorhanden, weshalb diese Frauen am 2. Juli 1434 die letztere mit den zugehörigen Gütern, Zinsen und Gülten für den Fall, daß sie unbesetzt werden sollte, an die hiesige Pfarrkirche übergaben. Sie stellten dabei die beiden Bedingungen, daß von diesem Vermögen nichts verkauft und versetzt werde, so daß, wenn sich wieder genügende Frauen finden würden, die Klause wieder eingerichtet werden könnte, und daß sie selbst, wenn sie „von Alter oder Unbesatzung wegen“ die Klause verlassen wollten, mit Pfründen in einem anderen ehrbaren geistlichen Hause versehen werden sollten. Das Gut der Klause wurde später zur Dotirung der oben erwähnten Frühmeßpfründe verwandt (nach der erwähnten Urkunde vom 10. Dez. 1468).


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