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30. Winterlingen,


Gemeinde III. Kl., Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, mit Riedmühle, 2224 Einw., worunter 66 Kath., welche nach Lautlingen eingepfarrt sind, 17 eigener Konf. und 1 Isr.

Winterlingen liegt auf dem zwischen Schmiech und Lauchart sich erstreckenden Theil der Hardt, der sich nach vorne zur Donau und rechts und links gegen die genannten Flüsse etwas senkt, in fast ganz freier, nur gegen Norden durch die Bitzer Höhen einigermaßen geschützter Lage, welche weithin schöne Aussichten, nach Süden bis zu den Alpen gewährt.

Der weitläufige Ort mit gut chaussirter und gekandelter Hauptstraße, einzelnen städtischen Gebäuden und vielen kräftigen Bauernhäusern in Holzarchitektur macht im allgemeinen einen freundlichen und guten Eindruck.

Auf der Ostseite des Orts, vom traulichen lindenbewachsenen alten Kirchhof (an welchen sich weiterhin seit 1838 der neue anschließt) umgeben, erhebt sich mit gegen die Straße (W.) vorspringendem Thurm die stattliche Kirche. Sie ist ihrem Ursprung nach wohl sehr alt. Neben den noch vorhandenen einzelnen gothischen Fenstern wurden moderne flachbogige eingebrochen, welche das Innere trotz weitläufiger und doppelter Emporen hell und freundlich machen. Die getäferte Decke zeigt z. Th. noch hübsche Blumenornamente, sowie Bilder Christi und der Maria im Geschmack der Spätrenaissance, welcher auch Brustbilder der Apostel an der Empore angehören, sowie der an der Orgel angebrachte Crucifixus, indeß der kleine Taufstein älter, | aus der gothischen Zeit ist. Die Orgel, mit der Inschrift: Non vox sed votum, non musica cordula sed cor, Non clangor sed angor clangit in aure Dei, soll von Balingen gekommen und die von Widerholt in Überlingen geholte sein (?). Der Stil der Ornamente weist auf das 16.–17. Jahrhundert hin. Der Thurm, mit sehr starken Mauern, von vierseitigem Zeltdach bedeckt, enthält drei Glocken, zwei neuere von Ge. Christian Schmelz in Biberach 1832 und 1833 gegossen, mit den Inschriften: Vivos voco, mortuos plango ich läute zur Andacht, zur Ruhe, zur Eintracht; und: Zur Ehre Gottes. Die dritte mittelgroße hat das wirtemb. Herzogswappen und die Inschrift: Hans Conrad Flach von Schaffhausen goß mich anno 1650.

An die Südseite der Kirche schließt sich das alte aber geräumige Pfarrhaus an; beide sind von der Stiftung zu unterhalten.

Mehr in der Mitte des Orts stehen Schulhaus und Rathhaus. Jenes, von 1841, ein stattliches Gebäude mit doppeltem Quergiebel und Glockenthürmchen, enthält 4 Lehrzimmer, die Wohnung des ersten Schullehrers und des Lehrgehilfen; dieses, 1863 als Fabrik erbaut, 1867 angekauft, gleichfalls von hübschem städtischem Aussehen, enthält unten die Rathhausgelasse, oben die Wohnungen des 2. und 3. Schullehrers. Auch ein Back-, zugleich Waschhaus ist vorhanden; ferner 3 Armenhäuser, eine Zehntscheuer, als Schafstall verpachtet, und ein Arrestlokal.

Die Staatsstraße Ebingen–Sigmaringen führt durch den Ort, außerdem geht eine Vizinalstraße nach Hardthausen in Hohenzollern.

Gutes Trinkwasser ist vorhanden, doch in heißen Sommern nicht in genügender Menge. In diesem Fall hilft der außerhalb des Orts südöstlich gelegene Riedbrunnen (s. u.) und der auf der Bärtleswiese gegen S. gelegene Brunnen aus, sowie die 4 vorhandenen, zusammen 55/8 M. großen Weiher, wovon der zunächst am Ort gelegene 4 M. große sein Wasser in den Ort lassen kann. Nur ganz ausnahmsweise muß solches auch im Thal geholt werden. Von Brunnen im Ort sind vorhanden 1 laufender mit 1/4 St. langer thönerner Leitung, 9 Pump- und 2 Schöpfbrunnen, wovon einer im Pfarrgarten. Auch 3 Wetten sind angelegt.

| Die kräftigen, meist etwas hageren Einwohner, von denen vier 80 Jahre alt sind, haben einen gutmüthigen Charakter, der nur bei manchen fester sein dürfte; einige, besonders Frauen, halten noch an der alten Tracht (Bändelhäubchen) fest. Frühere Volksspiele sind längst abgekommen.

Die Vermögensverhältnisse gehören nicht zu den besseren. Der vermöglichste Bürger besitzt 40 M. Feld, der Mittelmann 10–15, die Armen nur einige Allmandstückchen. Auf anliegenden Markungen besitzt man etwa 100 M. Güter.

Der Hauptnahrungszweig ist Feldbau; weniger Viehzucht; jener hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben, besonders durch besseres Beispiel Einzelner, und wird es noch mehr, wenn mit Durchführung der Feldregulirung der Güterzerstücklung und dem Flurzwang ein Gegengewicht geboten sein wird.

Von gewerblicher Thätigkeit findet sich die Weißstickerei, welche von W. aus sich über die ganze Gegend verbreitet hat, aber seit Erfindung der Stickmaschinen mehr und mehr zurückging, fast in jedem Hause, neuestens auch in einem Etablissement mit 50 Maschinen; ferner die Seidenzwirnerei, gleichfalls mit Absatz in die Schweiz. Die früher stark betriebene Korsettweberei ist sehr im Abgang. Auch der Absatz von Produkten der Schreinerei hat gegenwärtig aufgehört, und die kleineren Erwerbszweige der Korbflechterei und Besenbinderei werfen gleichfalls nicht viel ab. – Schildwirthschaften gibt es 21, davon 7 mit Brauerei; Kaufleute und Krämer 8. Im Jahr werden 2 Märkte gehalten, welche in guten Zeiten ziemlich besucht sind. Auch starker Viehhandel findet dabei statt. Dem Verkehr nach außen, hauptsächlich der Zufuhr von Lebensbedürfnissen, dienen 2 Frachtfuhrleute, einer nach Ebingen, einer zum Bahnhof Straßberg (früher die Hauptvermittler des Verkehrs der Gegend mit Stuttgart, Heilbronn, Frankfurt, Konstanz, Schweiz). – Eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang ist vorhanden.

Die große, von N. nach S. langgestreckte, in ihrer nördlichen Hälfte waldige Markung verdankt ihren Boden dem oberen weißen Jura, südlich vom Ort der Meeresmolasse, die aber gleichfalls hauptsächlich aus Juragerölle besteht. Derselbe hat daher den bekannten Albcharakter: kalkig, hitzig, steinig, nicht besonders tiefgründig, doch fruchtbar; mit einigen sumpfigen Stellen. Ein Steinbruch gibt Bausteine, von denen einige auch nach außen abgesetzt werden. Auch eine Kiesgrube ist vorhanden. | Früher wurde auch Bohnerz gegraben. Im Thale gegen Bitz einige Erdfälle.

Die gewöhnlichen Früchte können alle gebaut werden; auch feinere Gewächse kommen zur Noth fort, obgleich das Klima ziemlich rauh und windig ist. Mit Gips, Asche, Kunstguano sucht man den Boden zu verbessern und sammelt allmählich mit Sorgfalt die Jauche. Der Pflug ist der „Suppinger“; eiserne Eggen und Walzen hat man vielfach. Auch eine Dreschmaschine ist aufgestellt. Der Betrieb des Ackerbaus geschieht in der Dreifelderwirthschaft und 1/2 der Brache wird mit Kartoffeln, Klee, Ackerbohnen, Futterwicken eingebaut. Auch einiger Hanf und Flachs wird zum eigenen Bedarf gezogen. Von Getreide pflanzt man Dinkel, Gerste (mit Linsen), Haber, wenig Roggen und Weizen. Die Kartoffeln gedeihen besonders gut. Der Futterbau nimmt zu und erstreckt sich besonders auf dreiblättr. Klee und Esper. Von Dinkel sät man auf den Morgen 10–12 Sri. und erntet 7–8 Scheffel, von 4 Sri. Gerste 5 Scheffel, von 5–6 Sri. Haber 5 Scheffel, von 4 Sri. Roggen 4 Scheffel. Vom Ertrag kann ziemlich viel ausgeführt werden (nach Ebingen und an die Müller der Umgegend), dagegen wird Mehl zugekauft.

Der Wiesenbau umfaßt nur etwa 100 M., ergibt aber reichliches und gutes Futter, zu dem freilich noch zugekauft werden muß. Die Wiesen sind zweimähdig und der Morgen erträgt 30 Ctr. Heu, 15–20 Ctr. Öhmd.

Der Gemüsebau geschieht nur zum eigenen Bedarf.

Auch die Obstzucht ist unbedeutend, doch im Zunehmen. Das Obst geräth nicht ungerne. Von Kernobst hat man Reinetten, Luiken, Lederäpfel; Wadelbirnen, Bratbirnen, Honigbirnen, Fäßlesbirnen; Steinobst wenig. 3 Baumwarte sind da, darunter ein geschulter, von der Gemeinde angestellt. Diese hat auch eine Baumschule. Die Jungstämme kommen vom untern Amt, theilweise auch vom Unterland. Das Obst wird meist grün verspeist, selten gedörrt oder gemostet.

An Wald besitzt die Gemeinde 1400 M., vorherrschend Laubholz. Der Ertrag ist 960 Festmeter und 5–6000 Wellen. Davon erhält der Bürger 2 Rm. und 30 Wellen; der Rest wird verkauft und erträgt ca. 1000 M., die jedoch gegenwärtig fast in Kulturkosten aufgehen. Weiden, von guter Beschaffenheit, sind ca. 120 M. vorhanden, welche eine Pachtsumme von 1900 M. und an Pferchnutzung ebensoviel abwerfen. Die den | Bürgern ausgegebenen Allmanden ertragen keinen Zins; dagegen einige Pachtgüter jährlich 800 M.

Die Pferdezucht ist nicht bedeutend; die Stuten kommen auf die Platte nach Ebingen. Dagegen werden ziemlich viele Pferde (ca. 80) gehalten.

Die Viehzucht, durch den Wiesenmangel erschwert, bessert sich, und es hält die Gemeinde hiefür 3 Simmenthaler Farren.

Die Stallfütterung herrscht vor, und der Viehaustrieb hat abgenommen. Einiges Bestandvieh wird von Juden eingestellt. Die Viehausfuhr ist unbedeutend, noch mehr die Mastung. Milch wird nur im Ort verkauft.

Schafzucht wird nur von fremden Schäfern betrieben, und laufen Sommers 800 Stück (spanische und deutsche) auf der Markung. Die Wolle kommt meist nach Kirchheim; die Schafe werden nach Ehingen a. D. oder nach Möhringen a. D. abgestoßen.

Schweinezucht findet nicht statt, wohl aber Schweinemästung, meist zum eigenen Bedarf.

Ziegenzucht ist unbedeutend; dagegen hat es viele Hühner und Gänse. Eier werden, doch nicht viele, nach Ebingen und Sigmaringen abgesetzt.

Bienenzucht ist in Abnahme begriffen.

Armenstiftungen sind im Betrage von ca. 1200 M. vorhanden.

Parzelle: Riedmühle, 1/4 Stunde östlich vom Ort an einem Moor, wo sich den größten Theil des Jahres so viel Wasser aus mehreren Bachrinnen ansammelt, daß es ein oberschlächtiges Mühlrad treibt.

Der Ort, dessen Name vom althochdeutschen vintar, Winter, beziehungsweise dem Eigennamen Wintar, oder aber Wintarful, einem undeutschen Vidrapul, abgeleitet wird (Förstemann a. a. O. 2, 1623. 1, 1324; Buck in Württ. Vierteljahrsheften 2, 130) kommt die ersten Male vor, als ein gewisser Salomon und seine Mutter Meginrada den 29. August 842 allen ihren Besitz zu Uuintarfulinga an das Kloster St. Gallen schenkten (Wirt. Urkb. 1, 122), sodann als zwei Anselm von Justingen am 13. März 1264 zu Winterlingen eine Schenkung an das Kloster Salem machten (Mon. Hohenb. 26) und als H. von Winterlingen den 13. Mai 1294 einen Verkauf zweier Brüder von Kallenberg bezeugte (Freiburger Diöcesanarchiv 3, 48).

| Winterlingen selbst erscheint als hohenbergisch, bis es Graf Heinrich von Hohenberg an Ritter Eberhard von Lichtenstein (von der nahe gelegenen, heutzutage abgegangenen Burg bei Neufra, hohenzoller. OA. Gammertingen) verpfändete, welch’ letzterer dem Grafen am 18. Januar 1340 die Wiedereinlösung des Dorfs um 350 Pfd. Hllr. gestattete (Monum. Hohenb. 354). Die Einlösung erfolgte aber nicht, vielmehr kam der Ort in der Folge spätestens im Anfang des 15. Jahrhunderts auf nicht näher bekannte Weise an Württemberg. Bei einer Fehde zwischen dem Grafen Rudolf VI. von Hohenberg und der Stadt Rottweil nahm die letztere das damals bereits württembergische Dorf hart mit, weshalb sie den 2. September 1409 sich verpflichtete, die dortigen armen Leute mit 300 fl. Rh. zu entschädigen (Schmid, Gr. von Hohenberg 313. Monum. Hohenb. 834). In der großen Geldnoth, in welche Graf Ulrich der Vielgeliebte durch die pfälzische Gefangenschaft kam, verpfändete er den Ort im J. 1463 mit Ebingen vorübergehend an Graf Sigmund von Hohenberg und seine Gemahlin Ursula von Räzüns (s. S. 341). Zwar wollte die österreichische Regierung zu Freiburg noch in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf Grund des Lichtensteinischen Reverses vom J. 1340 die Wiedereinlösung des Orts versuchen, stand jedoch von ihrem Vorhaben wieder ab.

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Was einzelnen Besitz dahier betrifft, so ist besonders solcher von Bürgern der Stadt Veringen (zoll. OA. Gammertingen) und mehreren Klöstern zu erwähnen. In ersterer Hinsicht wurde z. B. den 9. Juli 1423 die Clewis- und Schreken-Hofstatt dahier von Graf Hans von Tengen zu Nellenburg an Ursula Dietrich, Fricken Dietrich sel. Witwe von Veringen, und nach deren baldigem Tode am 26. Sept. d. J. an Peter Rüti von Sigmaringen verliehen. Weiterhin wurde der sog. Lonerinhof, ein Lehen von demselben Grafen, den 3. Nov. des gen. Jahres von Peter Rüti von Sigmaringen und Genossen zu Veringen um 75 Pfd. Hellr. an Hans Sailer von da, den 16. Nov. 1473 aber nachdem er inzwischen geeignet worden, von dem Veringer Caplan Bertold Sailer, welcher ihn von seinem Vater ererbt, um 851/2 Pfd. Hllr. an die hiesige St. Gertrudenpflege verkauft und überließen Konrad Vogt der Alte, Bürger zu Veringen, und seine Gattin Guta von Gomaringen den 18. Nov. 1435 an Albrecht Volk, Kaplan am St. Nicolausaltar zu Ebingen ihren hiesigen (später dem Spital Ebingen gehörigen) Hof um 50 fl. – Klösterlichen Besitz anbelangend erhielt Kloster Mengen den 16. Okt. 1402 1/3 ihres Gutes von Frick Dietrich von Veringen und seiner Gattin Ursula vermacht und verkaufte das Kloster den 29. April 1454 sein hiesiges Gut an die Frühmeßpflege Unserer L. Frauen Altars in der Pfarrkirche daselbst. Die Klause zu Meßstetten bekam den 16. Januar 1414 und den 30. April 1416 von Heinrich Meßstetter, genannt Hainrice, Schultheiß zu Ebingen für die Aufnahme | seiner Tochter Katharina seinen hiesigen Zehnten je zur Hälfte. Kloster Wannenthal erscheint im J. 1414 hier zehentberechtigt (Württ. Jahrbücher 1838, 207), kaufte den 24. Oktober 1420 von Betha Folmarin, obigen Heinrichs Witwe, 10 Schill. Hllr. Gülten aus deren hiesigen Laienzehnten um 10 Pfd. Hllr., den 14. März 1425 von Bet Nes zu Pfullendorf Zehntantheile um 42 Pfd. Hllr. und erhielt von der letzteren am 28. Sept. 1425 einen Verzicht auf den Theil des Zehnten, welcher ihrer Tochter Grethe, Klosterfrau zu Wannenthal, erblich zugefallen war. Kloster Heiligkreuzthal verkaufte den 18. April 1444 ein hiesiges Gut um 65 Pfd. Hllr. an Peter Berner hier. Kloster Beuron wird im J. 1518 mit einem von vier Meiern bebauten hiesigen Hofe erwähnt.[1] Kloster Stein am Rhein verkaufte den 17. Sept. 1562 seine eigenen und Erblehen-Güter dahier und zu Meßstetten und daraus 8 Pfd. 4 Schill. 5 Hllr. Geld, 10 Mltr. 21/3 Viertel Korn- und Haber-Gülten, 8 junge Hühner und 120 Eier, einen eigenen Hof zu Hausen am Thann gelegen, sowie 57 eigene Leute im Balinger Amt, wohl schon althergebrachten Besitz, um 778 fl. 141/2 kr. an Herzog Christoph von Württemberg. – Endlich veräußerten Gutha von Hornstein Witwe Heinrichs von Hornstein (hohenzollerischen OA. Sigmaringen) geb. von Echterdingen und ihr Sohn Konrad, beziehungsweise Hans von Hornstein mit seinem Sohne Konrad und seinen Töchtern, den 24. Juni und 30. Nov. 1354 für 40, beziehungsweise 39 Pfd. 5 Schill. Hllr. je 1/3 ihres hiesigen Guts.

Am 27. Dezember 1466 bestätigte Graf Eberhard von Württemberg als Kastvogt und Patron der Kirche zu Benzingen (hohenzoll. OA. Gammertingen) einen Vertrag der Gemeinden Winterlingen und Benzingen, wornach die Äcker in beider Mark, welche bisher an die andere Gemeinde zehntpflichtig waren, es jetzt an die betreffende eigene Gemeinde sein sollten (Dokbuch. des Spitals zu Ebingen).

Nach Röders öfters erwähntem Lexikon von Schwaben zählte der Ort 1453 Seelen. – Er soll im 30jährigen Krieg zerstört worden sein.

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so war Winterlingen seit alter Zeit ein Filial von Ebingen, es wird daher im Constanzer Zehntbuch vom J. 1275 nicht erwähnt, wohl aber wird im J. 1402 einer hiesigen Heiligenpflege, im J. 1422 eines Kaplans des oberen Altars dahier gedacht. Im J. 1456 stifteten die gemeine Bauerschaft zu Winterlingen und der Menger Bürger Konrad Engenrich samt seiner Hausfrau Adelheid Mennin mit Hilfe sonstiger Leute und mit Einwilligung Endris Töbris von Bach, Kaplans und bestätigten Verwesers der Kirche, einen Altar und eine Frühmesse allhier zu Ehren Unser l. Frauen, | St. Konrads, St. Katharina und St. Dorothea, wobei sie dem Gericht, dem Kaplan St. Gertruden, sowie Engenrich und seinen Nachkommen das Recht der Verleihung der Pfründe vorbehielten. Auf ihre Bitte vom 15. April d. J. genehmigte der Constanzer Generalvikar die Stiftung am 12. Mai d. J. und auch Graf Ulrich von Württemberg als Kastvogt der Kirche willigte am 12. Dez. 1468 in die beliebte Besetzungsart dieser Frühmesse ein und versprach dieselbe den Vorschlägen gemäß zu verleihen. Sodann stifteten den 17. Oktober 1487 Vogt, Richter und ganze Gemeinde in „die zur Parochie Ebingen gehörige Kirche und Kapelle“ auf den St. Gertrudenaltar eine weitere Frühmeßpfründe, welche Stiftung der Constanzer Generalvikar den 22. d. M. genehmigte. Erst mit Einführung der Reformation[2] erhielt Winterlingen einen eigenen Pfarrer (1535) und blieb von da an, die Jahre 1642–1649 abgesehen, während deren es wieder Filial von Ebingen wurde, ein selbständiger Pfarrsitz.
  1. Vergl. auch Alemannia 8, 194.
  2. Über die Einführung der Reformation in Winterlingen hat sich noch eine Sage erhalten, welcher jedoch insoferne kein großer Werth beizulegen ist, als sich ihr zufolge die Winterlinger mit Zurücklassung ihrer Prozessionsfahne in dem benachbarten Veringendorf selbständig für die Annahme der Reformation entschieden hätten, was der sonstigen geschichtlichen Entwicklung widerspricht.


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